1 SWR2 Tandem - Manuskriptdienst Die Mutter der Waisen Ein

Transcription

1 SWR2 Tandem - Manuskriptdienst Die Mutter der Waisen Ein
2
SWR2 Tandem - Manuskriptdienst
Die Mutter der Waisen
Ein Kinderheim im Kongo
Autorin:
Bettina Rühl
Redaktion:
Karin Hutzler
Regie:
Nicole Paulsen
Sendung:
Montag, 08.08.16 um 19.20 Uhr in SWR2
Wiederholung:
Dienstag, 09.08.16 um 10.05 Uhr in SWR2
Wiederholung aus dem Jahr 2014
__________________________________________________________________
Bitte beachten Sie:
Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt.
Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen
Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR.
Mitschnitte der Sendungen SWR2 Tandem auf CD können wir Ihnen zum größten Teil
anbieten. In jedem Fall von den Vormittagssendungen. Bitte wenden Sie sich an den
SWR Mitschnittdienst. Die CDs kosten derzeit 12,50 Euro pro Stück.
Bestellmöglichkeiten: 07221/929-26030.
Einfacher und kostenlos können Sie die Sendungen im Internet nachhören und als Podcast
abonnieren:
SWR2 Tandem können Sie ab sofort auch als Live-Stream hören im SWR2 Webradio unter
www.swr2.de oder als Podcast nachhören:
http://www1.swr.de/podcast/xml/swr2/tandem.xml
Kennen Sie schon das neue Serviceangebot des Kulturradios SWR2?
Mit der SWR2 Kulturkarte können Sie zu ermäßigten Eintrittspreisen Veranstaltungen des
SWR2 und seiner vielen Kulturpartner im Sendegebiet besuchen.
Mit dem Infoheft SWR2 Kulturservice sind Sie stets über SWR2 und die zahlreichen
Veranstaltungen im SWR2-Kulturpartner-Netz informiert.
Jetzt anmelden unter 07221/300 200 oder swr2.de
___________________________________________________________________
1
MANUSKRIPT
01 Atmo Zeichnen, von 131022_01 Atmo und Interviews Kinderheim 01, 3-2
Rascheln, Kinderstimmen
Atmo kurz frei, dann weiter unter dem Text
Erzählerin:
Knapp zwanzig Kinder sitzen oder liegen auf dem Boden und malen.
01 O-Ton Sikilisa, 16“, Atmo und Interviews Kinderheim 01 (leise)
Übersetzerin 2:
Ich heiße Sikilisa. Ich male einen Menschen, Schmetterlinge und ein Huhn. Es gefällt
mir hier im Heim. Eines Tages kann ich vielleicht zur Schule gehen. Ich war noch nie
in der Schule.
02 O-Ton Passy, 1„01“ von Passy über Kinder SIKILISA und SIJALI
Sikilisa a 12 ans. // Donc Sikilisa, la maman, lors des affrontements, elle a pris son
chemin, le papa, il était là, je ne sais pas comment est-ce qu‟ils se sont retrouvés
ensemble dans le camp.// (01.12) Donc, l‟enfant est seulement là-bas, il n‟y a
personne qui s‟occupe d‟elle, pour trouver à manger, c‟est un peu difficile. Et puis,
lors de l‟enregistrement, l‟enfant n‟a pas pu avoir la chance d‟avoir son propre jeton.
Parce que c‟est seulement quand tu as le jeton que tu peux aller lors de la
distribution, tu peux avoir quelque chose. Mais elle avait rien. Donc, elle s‟est
retrouvée comme ça sans assistance, sans aucune aide. (0‟53‟‟)
Übersetzerin 1:
Sikilisa ist zwölf Jahre alt. Ihre Mutter hat sie auf der Flucht vor Gefechten aus den
Augen verloren. Mir ist schleierhaft, wie sie es geschafft hat, das Flüchtlingslager
zusammen mit ihrem Vater zu erreichen, denn er ist geistig krank. Sikilisa war dann
auf sich selbst gestellt. Niemand hat sich um sie gekümmert und ihr zum Beispiel
geholfen, an Essen zu kommen. Weil sie nicht registriert wurde, hatte sie keinen
Flüchtlingspass, und ohne den gibt es keine Unterstützung.
Erzählerin: (auf Ende OT 02)
Sikilisa ist scheu und möchte nicht mehr sagen. Martha, ein zartes Mädchen, ist
mutiger.
03 O-Ton Martha und Passy, 18“
2
(Übersetzungen in den Ton hineinsetzen)
Martha:
Übersetzerin 2:
Ich bin gerne hier.
Passy:
Übersetzerin 1:
Was gefällt Dir denn hier?
Martha:
Übersetzerin 2:
Wie wir leben, essen und spielen.
Passy :
Übersetzerin 1:
Ihr ärgert euch gegenseitig nie, sondern kommt gut miteinander klar?
Martha:
Übersetzerin 2:
Ja.
Passy:
Übersetzerin 1:
Was macht ihr denn so?
Martha:
Übersetzerin 2:
Wir streiten nie.
02 Atmo Vertriebenenlager Mugunga Goma
Atmo kurz frei, dann weiter unter Erzählerin
Erzählerin: (auf Atmo 2)
Oktober 2013. Die 29-jährige Kongolesin Passy Mubalama ist im Hauptberuf
Journalistin.
3
Sie lebt im Osten des Kongo, in Goma, der Hauptstadt der Provinz Nord-Kivu. In
Goma und um die Stadt herum haben zehntausende Menschen Zuflucht gesucht, in
der Provinz sind mehr als eine Million auf der Flucht.
Passy Mubalama ist oft in den Lagern unterwegs, um über die Lage der Vertriebenen
zu berichten.
03 Atmo Radiosendung mit Passy über Kinder im Camp, 1„42“
(Qualität schlecht, zerrt manchmal, aber so wird Radio im Kongo gemacht...)
Moderator:
Suite aux accrochages dans les villages entre les bandes armées et l‟armée
régulière FARDC, le nombre des déplacés dans les kivus vient encore une fois
d‟augmenter en encledeil. Et les vulnerables sont les enfants et les femmes.
Übersetzer:
Wegen der erneuten Kämpfe zwischen Milizen und der kongolesichen Armee ist die
Zahl der Vertriebenen wieder einmal massiv gestiegen. Die Opfer sind vor allem
Kinder und Frauen.
14‟‟ Passy:
Disons que les enfants vivants dans les zones des affrontements à Masisi et à
Rutshuru ont été victime de la situation de guerre dans la province de nord kivu. La
suffrance des jeunes gens dans les camps de déplacés à Goma et meme a
Kanyarutshinya est épouventable. Il est a souhaiter qu on trouve un soulagement à
court terme qui permettra a ces jeunes congolais et congolaises de vivre leur vit d‟
une facon acceptable. Dans ce reportage de Francine Kabera vous allez decouvrir
que ces jeunes n ont pas pu terminer l année scolaire 2011/ 2012 faute de la guerre
entre le M 23 et le FARDC. Mais en plus, ces enfants deplaces dans les camps de
Mugunga ont besoin de la nourriture. Suivons ce reportage.
Übersetzerin 1:
Ja, vor allem die Kinder, die in der Nähe der Städte Masisi und Rutshuru gelebt
haben, sind wegen der Kämpfe dort wieder einmal vertrieben worden. Was diese
jungen Menschen in den Flüchtlingslagern von Goma und Kanyarutshinya erleiden
müssen, ist wirklich entsetzlich. Wir brauchen dringend und sehr kurzfristig eine
Lösung, damit sie unter halbwegs akzeptablen Bedingungen leben können.
Unsere Reporterin Francine Kabera berichtet, dass die Kinder das letzte Schuljahr
nicht abschließen konnten, weil sie fliehen mussten. Hinzu kommt, dass sie in den
Vertriebenenlagern nicht genug zu Essen haben.
4
Reportage:
59“ Kinderstimme Suaheli
1‟10‟‟ Francine Kabera:
Ce jeune garçon s appelle Réponse. Il est en train de raconter comment il a perdu
ses amis Shukuru et Innocent lorsqu‟ils prenaient fuite suite aux affrontements entre
le mouvement rebelle M 23 et FARDC, à Rotoboto, village territoire de Rutshuru.
Actuellement, Réponse vit ici dans le camp des déplaces de Mugunga 3. Les parents
de ces enfants déplaces se sentent toujours dans leurs bain et retournent au bandes
de l école. Ces parents promettent que une fois rentrer aux villages, ils vont travailler
et avec courage affin de subvenir a leurs besoins.
Übersetzerin:
Dieser Junge hier heißt „Réponse“. Er hat gerade erzählt, wie er seine Freunde
Shukuru und Innocent aus den Augen verloren hat, als alle vor den Gefechten
zwischen der Rebellengruppe M 23 und der Armee geflohen sind. Réponse kommt
aus dem Dorf Rotoboto in der Gegend von Rutshuru. Jetzt lebt er hier im
Flüchtlingslager Mugunga 3. Alle Eltern wünschen sich sehr, dass ihre Kinder wieder
in die Schule gehen. Die Eltern versprechen, dass sie wieder richtig für ihre Kinder
sorgen werden, sobald sie in ihre Dörfer zurückgehen können.
04 Atmo Vertriebenenlager Mugunga Goma
Atmo kurz frei - Passys Stimme - dann weiter unter dem Text
Erzählerin:
Im Osten des Kongo wird seit zwanzig Jahren gekämpft: um wertvolle Rohstoffe, um
den Zugang zu Land und um Macht. Der Staat und seine Armee ringen mit
Dutzenden von bewaffneten Gruppen um die Kontrolle über das Gebiet. Zwischen
Frühjahr 2012 und November 2013 waren die Kämpfe besonders heftig: die gut
bewaffnete M 23-Miliz hatte viele Gebiete erobert, und Ende 2012 knapp zwei
Wochen lang auch Goma eingenommen. Niemand kennt die Zahl der Kinder, die
damals zu Waisen wurden, oder ihre Eltern auf der Flucht verloren haben.
04 O-Ton Passy, 25“
J‟ai eu en fait pitié de ces enfants qui […] souffrent réellement dans le camp. Et je me
dis c‟est vrai qu‟il y a des ONG internationales qui font des choses. Il y a des
étrangers qui font des choses pour aider les Congolais. Mais je me suis dit, en tant
que Congolaise, je peux aussi faire quelque chose, il y a pas que les gens qui
viennent de l‟extérieur qui peuvent faire pour nous des choses.
5
Übersetzerin 1:
Mir taten diese Kinder leid, denn sie leiden sehr. Natürlich gibt es internationale
Hilfsorganisationen, die etwas tun. Und ein paar Ausländer, die uns Kongolesen
unterstützen. Ich sagte mir aber, dass ich als Kongolesin auch etwas tun kann.
05 Atmo Spiel mit Singen, Kinderbelustigung
Frei, dann weiter unter dem O-Ton
05 O-Ton Passy, 48”
Mais c‟est vrai // on n‟a pas assez de moyens en tant que journalistes, mais je me dis
[une association,] c‟est pas une association d‟une seule personne. Il y a beaucoup
d‟autres membres dans l‟équipe, qui ont soutenu l‟idée que j‟ai eu par rapport à
comment est-ce qu‟on peut aider ces enfants. Et avec ces autres membres, on
essaie un peu de de toquer à des portes, de cotiser, pas seulement avec l‟argent. Il y
a des collègues, des amis, qui contribuent soit avec de la farine, avec de la braise. Il
y a d‟autres qui font ici du bénévolat en venant lessiver les habits pour les enfants. //
C‟est vrai que ça demande des moyens, mais c‟est ...question de vouloir faire la
chose.
Übersetzerin 1:
Als Journalistin verdient man im Kongo nicht viel. Aber ich habe mir gesagt, dass ich
ja nicht alles alleine machen muss, und tatsächlich unterstützen mich viele Freunde.
Anfangs haben wir auf der Suche nach Hilfe an alle Türen geklopft. Wer kein Geld
übrig hatte, gab etwas anderes. Einige meiner Freunde spenden regelmäßig
Maismehl, andere geben uns Holzkohle. Wieder andere waschen die Kleidung der
Kinder. Natürlich muss man auch etwas Geld haben, um so ein Heim gründen zu
können, aber noch wichtiger ist die Frage, ob man helfen will oder nicht.
Erzählerin:
Im November 2012 hat Passy Mubalama ihr Kinderheim eröffnet. Es liegt geschützt
hinter einer hohen Mauer. Denn das Leben in Goma ist gefährlich, es gibt viele
Überfälle. Dabei kommt man nur mit Mühe in dieses Viertel, weil die Straßen seit
einem Vulkanausbruch im Jahr 2002 von schwarzer Lava bedeckt sind. Das Haus ist
aus schwarz gestrichenen Holzplanken gebaut. Wer durch die Tür tritt, steht schon
im größten Raum. Bis auf zwei Schreibtische ist er leer. Schmale schwarze Türen
führen in die Schlafzimmer, die mit Betten vollgestellt sind. Die Kinder sitzen in einem
Anbau mit vielen Fenstern auf dem Boden und zeichnen. Oder sie spielen draußen,
im kleinen Hof hinter den hohen Mauern.
6
06 O-Ton Clovice Bochichoga, 6”
Moi, c‟est Clovice. Je suis en fait encadreur des enfants. Oui, c‟est ça mon travail.
Übersetzer:
Ich bin Clovice, ich betreue die Kinder. Das ist meine Arbeit.
Atmo 5 weiter unter Erzählerin
Erzählerin: (auf Atmo 5)
Der große, schlaksige Mann ist Anfang 20. Geld bekommt Clovice dafür nicht. Aber
es gibt in Goma kaum Alternativen, die meisten jungen Menschen haben keinen Job.
Auch die 16-jährige Köchin Ruziki Rusangisa arbeitet ehrenamtlich hier. Gerade malt
Clovice mit den Kindern. Er hat Spaß mit der quirligen Bande von 3- bis 14-Jährigen,
die in ihm einen großen Bruder sehen. Clovice nimmt seinen Glauben
ausgesprochen ernst. Für europäische Ohren klingt das etwas befremdlich.
07 O-Ton Clovice Bochichoga, 22”
J‟ai reçu une petite formation pour encadrer les enfants, là où on appelle le CIC. On
appelle CIC, c‟est un ministère qui est chargé des enfants, apprendre la parole de
dieu mais aussi … on nous apprend comment est-ce qu‟on peut encadrer les enfants
en situation difficile. C‟est ça la formation que j‟ai reçu par rapport aux enfants.
Übersetzer:
Ich habe bei meiner Kirche eine kurze Schulung als Kinderbetreuer gemacht, die
Kirche heißt „Kinder für Christus“. Wir möchten ihnen den christlichen Glauben
vermitteln, aber vor allem wollen wir diejenigen unterstützen, die wegen des Krieges
in einer besonders schwierigen Situation sind.
07 Atmo Kinder Autos, Kinderbelustigung
Erzählerin: (auf Atmo 7)
Clovice malt Straßen auf ein großes Stück Papier, darauf fahren die Kinder mit
Spielzeugautos entlang. Er verbindet das Spiel mit Verkehrserziehung und erklärt
ihnen, wer wo halten muss. Am Rande des Trubels sitzt ein kleines Mädchen und
weint. Ein Junge schiebt Steinchen hin und her, den Blick auf den Boden gerichtet.
7
08 O-Ton Clovice, 19”
Normalement, nous voyons toujours des enfants qui veulent rester seuls. Ils sont
concentrés eux-mêmes, ils ne veulent pas travailler avec les autres, ils ne veulent
pas jouer avec les autres, alors … ça nous, ça montre qu‟ils sont traumatisés, il y a
quelque chose qui ne marche pas chez eux.
Übersetzer:
Es gibt immer Kinder, die alleine bleiben wollen. Sie sind ganz in sich zurückgezogen
und spielen nicht mit den anderen. Das zeigt uns, dass sie traumatisiert sind.
08 Atmo Besprechen von Zeichnungen, Besprechen von Zeichnungen
09 O-Ton Clovice, 52”
Normalement, nous avons un temps que nous avons prévu pour les jeux, parce que
vous savez les enfants doivent jouer un peu. Parce que ils sont des enfants qui
sortent des situations difficiles et si ils sont dans des situations difficiles, nous
cherchons comment nous pouvons les faire sortir du stress, dans les affaires des
situations qu‟ils ont vécues. Alors, nous prenons un temps de jeux, et aussi nous
prenons un temps de faire quand même de récitation, on les apprend à danser, à
jouer, dans cette façon-là. Nous avons aussi un temps pour le faire un petit
l‟alphabétisation. Ceux qui ont l‟âge quand même, qui peuvent, l‟âge adulte, un peu
adulte, ce qu‟on peut dire, on les apprend comment on peut écrire le nom, on
dessine [dans des …] dans des cas pareils.
Übersetzer:
Für die Kinder ist es wichtig zu spielen, weil sie viel durchgemacht haben und immer
noch in einer schwierigen Lage sind. Wir versuchen, ihre innere Anspannung zu
lösen und ihnen zu helfen, mit den Erinnerungen an ihre furchtbaren Erlebnisse
umzugehen. Neben dem Spielen lesen wir ihnen auch vor und tanzen zusammen.
Wir machen aber auch Übungen und Spiele, durch die sie etwas lernen. Wir bringen
ihnen Lesen und Schreiben bei. Einige der Kinder sind ja schon fast erwachsen, die
sollten wenigstens lernen, ihren Namen zu schreiben.
Erzählerin:
Im Osten des Kongo gibt es vor allem auf dem Land kaum Schulen, oder die meist
unbezahlten Lehrer kommen nicht zum Unterricht. Die (vielen) bewaffneten Konflikte
der letzten Jahre haben die wenigen Ansätze staatlicher Systeme weitgehend
zerstört. Selbst Grundschulen oder einfachste Gesundheitszentren sind für viele
Menschen unerreichbar weit entfernt.
8
09 Atmo Kochen Bouille, Bouile verteilen
10 O-Ton Passy, 13“
En fait, là, c‟est notre petite cuisine. Comme vous le voyez, on est en train de
préparer de la bouillie pour les enfants. Et normalement, c‟est elle qui fait très
souvent la bouillie le matin.
Übersetzerin 1:
Das hier ist unsere kleine Küche. Ruziki kocht gerade Bouille. Morgens gibt es
meistens Bouille.
Atmo noch mal frei
Dann auch im O-Ton immer wieder hörbar, dass Passy herum geht und etwas zeigt –
Übersetzung in die Atmo hineinsetzen
11 O-Ton Passy, (58“)
La bouillie, c‟est, je ne sais pas comment l‟expliquer. Mais c‟est le … La farine de
maïs … qu‟on mélange avec un peu de soja et en fait, on met dans l‟eau et on pile
un peu pour … (Atmo) [Ça, c‟est pour manger midi. C‟est pas … Non, en fait, ce sont
les haricots.] En fait, parce que pour eux, d‟habitude, on préparer les haricots à midi
avec quelque chose qu‟ils peuvent manger avec. [Donc, c‟est … (01:21) (01.23) Non,
c‟est dans la casserole ici.] Il y a de la … des haricots mais dans le sac, il y a la
farine de manioc, de mais, là à côté, il y a de la braise … Et juste quelques gobelets
et quelques assiettes qu‟on utilise pour servir les enfants.
Übersetzerin 1:
Was Bouille ist, kann ich gar nicht so einfach erklären – Maismehl und Soja, in
Wasser angerührt, das gibt einen sehr flüssigen Getreidebrei.
In dem anderen Topf sind dicke Bohnen fürs Mittagessen, die gibt es fast immer, mit
einer Beilage. Meistens einen Brei aus Maniokmehl. In dem Sack daneben ist die
Holzkohle. Ein paar Becher haben wir auch und Teller, von denen die Kinder essen.
Erzählerin:
Am Anfang gab es nicht genug zu essen für alle. 200 Dollar braucht Passy im Monat,
das ist im Osten des Kongo ein kleines Vermögen.
9
Dank regelmäßiger Spenden von Freunden haben inzwischen alle einen Platz in
einem der Betten, auch wenn sich immer mehrere Kinder ein Bett und eine Decke
teilen. Früher mussten viele auf dem Boden schlafen – wie im Flüchtlingslager, aber
immerhin waren die Kinder nicht mehr allein.
12 O-Ton Passy, 16‟‟
Il y a des toilettes à côté sauf qu‟on n‟a pas de douche. Les enfants, on les lave
souvent là, à l‟extérieur. Dans une bassine, et on les lave comme ça. [Mais il y a pas
de douche spécifique pour eux.]
Übersetzerin 1:
Toiletten sind draußen, eine Dusche haben wir nicht. Wir waschen die Kinder
draußen in einer Wanne.
10 Atmo Bouille holen, Bouille verteilen
Erzählerin:
Der Getreidebrei ist fertig. Ein Kind nach dem anderen geht in den Holzverschlag, in
dem Ruziki auf dem offenen Feuer kocht. Dann ziehen sie mit einem gefüllten
Plastikbecher wieder ab und setzen sich auf den Boden im Spielraum. Einige bleiben
abseits.
11 Atmo Bouille holen
Kreuzblende
12 Atmo Zeichnen
Rascheln, Papier auf dem Boden, Kinderstimme kleines Kind, dann älterer Junge,
was hast du gezeichnet, fragt Passy, er: Fische. Ich : und Häuser? Ja.
Ich: wo hast du die Fische gesehen, im See?
Erzählerin: (auf Atmo)
Sijali Kasiwa ist zwölf und wirkt deutlich jünger, er trägt ein rosa T-Shirt mit einem
aufgedruckten Kaninchen und dem Schriftzug: „I just realized that I don't care – ich
habe gerade festgestellt, dass es mir egal ist.“
10
13 O-Ton Passy, 50“
Il est venu de Kibumba. Kibumba, c‟est à 20 kilomètres de Goma. --- Einschub: Elle a
pris fuite seul. - Donc, lors des derniers affrontements avec le M23 en août, c‟est á ce
moment-là qu‟il a fui chez lui pour aller dans le camp de Mugunga 3. Et dans le camp
de Mugunga 3, il n‟avait pas de jeton et tout, parce que il est orphelin de père et de
mère. Comme il n‟avait pas d‟assistance, il a dû … resté là-bas tout seul et des fois, il
a aidé pour transporter quelques bagages, quelques fardeaux pour avoir à manger
mais c‟était très très difficile. Et donc, le président a dû le confier, pour voir comment
est-ce qu‟on pouvait l‟aider.
Übersetzerin 1:
Er ist alleine aus Kibumba geflohen, der Ort ist 20 Kilometer von Goma entfernt. Das
war im August 2013, als die M 23-Miliz und die kongolesische Armee gegeneinander
kämpften. Im Flüchtlingslager wurde Sijali nicht registriert, weil er weder Vater noch
Mutter hatte, und ohne Registrierung bekam er keine Unterstützung. Niemand half
ihm. Er hat manchmal das Gepäck anderer Leute oder Lasten getragen, um Geld für
etwas Essen zu verdienen. Aber es war für ihn im Lager sehr schwierig. Der
Sprecher der Flüchtlinge hat uns deshalb gefragt, ob wir dem Jungen nicht helfen
könnten.
Erzählerin:
Emilie, drei Jahre alt, ernst und schweigsam, sitzt auf einer Holzbank vor der Hütte
und zieht die Schultern hoch, als wolle sie sich verstecken. Ihr rosafarbenes T-Shirt
und der geblümte Rock sind Spenden von Passys Freunden.
14 O-Ton Passy, 55”
Sa maman était prostituée et on l‟a retrouvée dans une famille. Parce que la maman,
selon ce qu‟elle avait dit aux gens qui étaient à côté d‟elle, elle, elle ne connaissait
pas le père. // C‟est comme ça qu‟elle a dû fuir, disons, elle a abandonné l‟enfant,
elle est partie. Et ce sont les voisins qui ont pris soin de l‟enfant et qui … nous ont
amené l‟enfant dans le centre. // Donc, c‟est comme ça qu‟on l‟a pris et bon, petit à
petit, elle est en train de voir comment les choses, elle s‟habitue quoi. // Ça fait une
année qu‟elle est là.
Übersetzerin 1:
Ihre Mutter hat als Prostituierte gearbeitet. Ihren Nachbarn im Lager hatte Emilies
Mutter erzählt, sie wisse nicht, wer der Vater des Kindes sei. Eines Tages ist sie
abgehauen und hat Emilie zurückgelassen. Die Nachbarn haben sie aufgenommen.
Als sie von unserem Kinderheim hörten, haben sie Emilie zu uns gebracht. Seit
einem Jahr ist sie hier, aber sie gewöhnt sich nur ganz allmählich ein.
11
Frei : Atmo am O –Ton, Passy spricht mit Emilie, Passy lacht
43“ Elle ne parle pas (Passy lacht) Elle est encore trop.... Emilie? Emilie: oui. Passy:
elle peut parler un peu, mais elle ne sait pas parler.
Übersetzerin 1:
Sie spricht nicht. Sie kann zwar ein bisschen reden, aber meistens sagt sie nichts.
Erzählerin:
Emilie guckt andere Menschen immer noch aus großen Augen mit unbewegter Mine
an, die Hände vor dem Körper gefaltet – starr sieht sie aus, und sehr verschlossen.
Aber auf Passy und Clovice geht sie jetzt immer wieder zu und kuschelt sich wortlos
an sie. Von anderen Kindern hält sich Emilie meistens fern. Erst seit kurzem nähert
sie sich ihnen manchmal vorsichtig an.
13 Atmo Kinder spielen mit Clovice
Atmo frei als Zäsur
15 O-Ton Passy, 3“
Alice, elle est grande, elle peut parler aussi.
Übersetzerin 1:
Alice ist schon groß genug, sie kann ihre Geschichte selbst erzählen.
14 Atmo kurzer Wortwechsel Alice und Passy; Atmo frei
16 O-Ton Passy, 48“
Je suis en train de dire que c‟est elle la plus grande d‟ici, normalement, elle devrait
au moins au nom des autres enfants parler mais bon … En fait, ce qui est vrai et que
elle a été victime du viol et en même temps, elle a perdu ses parents. Son papa et sa
maman lors des affrontements mais … Oui, mais elle restait beaucoup plus dans …
Elle a eu la chance d‟avoir un petit hangar. Donc, dans ce hangar-là, il y a toujours
des hommes très méchants qui viennent des fois la nuit et essaient un peu de …
Donc, je pense qu‟elle était déjà ciblée là-bas. On a trouvé que c‟était pas vraiment
intéressant qu‟elle reste seule.
Übersetzung 1:
Sie sagt, sie könne nicht darüber reden, was sie erlebt hat. Ich wollte Alice ermuntern
und habe gesagt, dass sie mit 14 Jahren hier die Älteste ist und im Namen aller
anderen Kinder sprechen sollte, die noch zu klein sind. Aber es ist kein Wunder, dass
sie das nicht kann.
12
Sie wurde vergewaltigt, sie hat ihren Vater und ihre Mutter verloren. Beide sind bei
Gefechten von Querschlägern getroffen worden. Im Flüchtlingslager hatte Alice einen
eigenen kleinen Unterschlupf, aber nachts kamen regelmäßig Männer, die nichts
Gutes wollten. Wir konnten sie da nicht alleine lassen.
17 O-Ton Passy, 23“
Comme elle était déjà orpheline et tout, on a dû l‟amener ici pour … non seulement
s‟occuper d‟elle en tant qu‟enfant mais aussi on a un programme pour apprendre aux
jeunes filles la coupe-couture, on pense que quand ce programme-là va commencer,
on va aussi l‟intégrer pour qu‟elle apprenne quelque chose.
Übersetzerin 1:
Wir haben sie hierher mitgenommen, weil sie Waise ist. Aber auch, um ihr das
Schneidern beizubringen. Wir wollen ein Ausbildungsprogramm für junge Frauen
anfangen.
15 Atmo Geschichten erzählen abends
Atmo frei, dann unter Erzählerin
Erzählerin: (auf Atmo 15)
Es ist Abend geworden. Die Petroleumlampe wirft ein warmes Licht auf die Kinder,
die auf dem Boden sitzen und aufmerksam lauschen. Sie hören Alice zu. An jedem
Abend sitzen die Kinder zusammen, und wer will, fängt an zu erzählen. Alice erzählt
von einem Huhn und einem Adler. Der Adler ist neidisch auf das Huhn, weil es nur
über den Boden laufen muss und immer Futter findet. Er fragt das Huhn, wie ihm das
gelingt. Das liege daran, dass man ihm ein Bein abgeschnitten habe – eine
Anspielung darauf, dass Hühner auf der Stange ein Bein hoch ziehen, so dass es
nicht mehr zu sehen ist. Der Adler lässt sich ein Bein abschneiden, kommt aber
immer noch nicht leichter an Futter. Der Adler lässt sich beide Beine abschneiden –
und stirbt an seinen Verletzungen.
16 Atmo erzählen; Salama singt anfangs, dann erzählt sie, sehr kindliche Stimme
13
Erzählerin:
In der Geschichte der 12-jährigen Salama geht es um eine Stiefmutter, die ihre nichtleibliche Tochter töten wollte, und am Ende selbst gestorben ist, während das
Mädchen ihrem Hinterhalt entkam.
Die Kinder sitzen auf dem nackten Betonboden, manche im Schneidersitz, andere
haben die Beine vor die Brust gezogen, einige der Jüngsten sind eingeschlafen.
18 O-Ton Salama, 10“
Übersetzerin 2: (nach O-Ton)
Mein Vater ist tot, ich habe im Flüchtlingslager mit meiner Mutter gelebt. Aber meine
Mutter ist fast blind. Es war sehr, sehr schwer für uns, im Lager klarzukommen.
Meine Mutter konnte mir kaum helfen, niemand hat sich um mich gekümmert. Das
reicht, mehr will ich nicht sagen.
19 O-Ton Passy, 32‟‟
C‟est le président des réfugiés qui nous a expliqués par rapport à sa situation. Au
début, moi, je voulais refuser parce que moi, je me disais non, mais de toutes les
façons même si sa maman est aveugle, mais elle a sa maman, elle peut rester làbas. Mais, le président m‟a montré combien, même si la maman était là, elle ne
faisait rien pour elle. Même elle, pour avoir à manger là dans le camp, c‟est très
difficile.
Übersetzerin 1:
Der Sprecher der Flüchtlinge hat uns auf Salama aufmerksam gemacht. Am Anfang
wollte ich sie nicht aufnehmen, weil sie ja noch ihre Mutter hat. Aber der
Flüchtlingssprecher hat mir klar gemacht, dass Salamas Mutter nichts für ihre
Tochter tun kann. Die beiden hatten größte Schwierigkeiten, auch nur an etwas zu
essen zu kommen.
17 Atmo Kochen, im Hintergrund Geschichten
Erzählerin:
Während die Kinder Geschichten erzählen, bereitet die Köchin Ruziki das
Abendessen zu: es gibt Ugali, einen schweren Maniokbrei, den zu rühren ein Kraftakt
ist. Neben der Feuerstelle steht ein Bett – in dem kleinen Haus wird jeder Zentimeter
genutzt. Auf dem Bett ist Emilie, die Jüngste, schon eingeschlafen.
14
18 Atmo Abendessen, frei, dann unter Erzählerin
Erzählerin: (auf Atmo 18)
Ruziki verteilt den Maniokbrei auf mehrere große Platten, von denen die Kinder
gemeinsam essen. Im Kreis sitzen sie um die Platten auf dem Boden, keins der
Kinder spricht.
Zehn Kinder haben die Gruppe schon wieder verlassen – Passy Mubalama und ihre
Freunde versuchen immer, Eltern oder nahe Verwandte zu finden.
Atmo Essen auch unter O-Ton weiter
20 O-Ton Passy, 1„15“
Je peux donner par l‟exemple l‟histoire de Zahabu, elle avait trois ans et on l‟a
ramassée dans le camp de Mugunga // … près du cadavre de sa maman. Il y a des
gens de bonne volonté qui ont pris l‟enfant et qui sont restés avec lui. Et quand on
nous a raconté l‟histoire et tout, on a dû prendre l‟enfant pour l‟amener dans ce
centre, en attendant la réunification avec des gens qui pourraient peut-être l‟avoir. //
C‟était en décembre 2012 que des gens de sa famille sont venus pour rechercher
l‟enfant. Et ils sont arrivés dans l‟association, et on a dû discuter avec eux, faire un
peu des enquêtes avant pour voir // Si l‟enfant était vraiment de leur famille. Et
comme ça, on le remettait entre les mains des, de ses parents.
Übersetzerin 1:
Zahabu war drei Jahre alt. Man fand sie im Lager Mugunga neben der Leiche ihrer
Mutter. Hilfsbereite Leute nahmen sie zu sich, und bei ihnen blieb sie erst einmal.
Eines Tages erzählten sie uns die Geschichte des Kindes und baten darum, dass wir
Zahabu aufnehmen und gleichzeitig versuchen, Angehörige zu finden. Im Dezember
2012 kamen Verwandte hier ins Kinderheim, die auf der Suche nach ihr waren.
Wir haben mit ihnen gesprochen und überprüft, ob Zahabu wirklich zu ihnen gehört.
Schließlich waren wir überzeugt und haben ihnen das Kind übergeben.
19 Atmo ins Bett gehen, Abendgebet
21 O-Ton Clovice, 5‟‟
Ils veulent maintenant dormir, et avant de dormir, et avant de dormir, ils ont toujours
l‟habitude de prier.
15
Übersetzer: (nach O-Ton)
Sie wollen jetzt schlafen, und vor dem Schlafen beten sie immer.
Atmo 19 frei, Gebet
20 Atmo ins Bett gehen, Abendgebet
Erzählerin: (auf Atmo 20)
Die Kinder verteilen sich auf die Etagenbetten in den drei Zimmern, immer mehrere
zusammen in einem Bett, unter einer Decke. Clovice, Ruziki und Olivier, gehen mit
ihren Petroleumlampen von Bett zu Bett und sagen allen „Gute Nacht“.
Atmo weg; Erzählerin wie Epilog:
Erzählerin:
Juni 2014. Passy Mubalama, inzwischen 30 Jahre alt, hat die Familien von zehn
weiteren Kindern gefunden. Zurzeit sind noch acht Kinder bei ihr. Auch politisch hat
sich etwas getan: Ende 2013 unterzeichneten die M 23-Miliz und die kongolesische
Regierung einen Friedensvertrag. Seitdem hat sich die Lage im Osten des Kongo
etwas beruhigt. Trotzdem wird immer noch gekämpft: Dutzende weitere Milizen sind
in der Gegend aktiv und terrorisieren die Bevölkerung. Immer wieder müssen
Menschen aus ihren Dörfern fliehen.
16

Documents pareils

SÜDWESTRUNDFUNK SWR2 Wissen – Manuskriptdienst Alte

SÜDWESTRUNDFUNK SWR2 Wissen – Manuskriptdienst Alte lange Zeit ähnlich bedeutsam für den jüdischen Glauben wie Jerusalem. Die drei Städte stützten und ergänzten sich in einem Gemeindeverbund, man half sich in der Not. Bis heute prägen die vor tausen...

Plus en détail