ALKOHOL UND KREBS Prof. Dr. med. Helmut K. Seitz
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ALKOHOL UND KREBS Prof. Dr. med. Helmut K. Seitz
ALKOHOL UND KREBS Prof. Dr. med. Helmut K. Seitz, Krankenhaus Salem Heidelberg Chronische schwere Alkoholzufuhr führt zu einem erhöhten Risiko für bestimmte Krebsarten (Mundhöhle, Rachen, Kehlkopfe, Speiseröhre, Leber, Dickdarm und weibliche Brustdrüse). Die Mechanismen für die Entstehung dieser Krebsarten durch chronische Alkoholzufuhr sind noch nicht sicher geklärt. Ein wichtiger Mechanismus besteht in einer erhöhten Produktion der krebserzeugenden Substanz Azetaldehyd aus Alkohol. Azetaldehyd wird sowohl über Gewebsenzyme (Alkoholdehydrogenasen) aus Alkohol produziert, als auch durch bakteriellen Stoffwechsel von Alkohol in Mundhöhle und Dickdarm. Mit Hilfe der Dietmar Hopp Stiftung soll untersucht werden: 1) ob Menschen, die eine Alkoholdehydrogenase mit hoher Azetaldehydproduktion haben auch ein erhöhtes Risiko für diese Krebsarten aufweisen. Aus diesem Grunde wird der Genotyp der Alkoholdehydrogenase 1C bei Patienten mit chronischem Alkoholkonsum und Karzinomen untersucht werden. Ergebnisse unserer Arbeitsgruppe des letzten Jahres haben zeigen können, dass Individuen, die eine schnell metabolisierende Alkoholdehydrogenase, eine sogenannte Alkoholdehydrogenase 1C*1/1-Homozytogie besitzen, ein erhöhtes Risiko für Krebse des oberen Alimentärtraktes aufweisen. In neueren Untersuchungen konnte dies ebenfalls für das Dickdarmkarzinom nachgewiesen werden. 2) ob Bakterien in Mund und Magen in der Lage sind aus Alkohol genügend Azetaldehyd zu produzieren, und ob diese Bakterien Alkohol durch Fermentierung auch aus Kohlenhydraten generieren können. Bei Menschen mit vermehrter bakterieller Magenbesiedlung (Atrophische Gastritis) soll untersucht werden, ob ihr Magensaft in der Lage ist Azetaldehyd aus Kohlenhydraten zu produzieren. Ein zweiter wichtiger Mechanismus für die Krebsentstehung durch Alkohol ist das Auftreten von oxidativem Stress in der Leber. Alkohol induziert in der Leber seinen eigenen Stoffwechselweg über Cytochrom P4502E1. Über die Oxidation von Alkohol via Cytochrom P4502E1 entstehen reaktive Sauerstoffspezies, die zu einer Oxidation von Lipiden führen und letztendlich zu hochkarzinogenen DNA-Addukten. Wir konnten jetzt zeigen, dass eine gute Korrelation zwischen Cytochrom P4502E1 und dem Auftreten dieser karzinogenen Addukte in Zellkkulturen und Leberbiopsien von Patienten mit alkoholischer Lebererkrankung vorliegt. Hierbei findet sich eine hochsignifikante Korrelation zwischen der Induktion von Cytochrom P4502E1, dem Auftreten von Lipidperoxidationsprodukten und dem Nachweis von karzinogenen DNA-Schäden. Ähnliche Veränderungen fanden wir auch in Biopsaten aus der Speiseröhre von Patienten mit alkohol-bedingten Speiseröhrenkarzinomen. Diese ganz neuen Daten werden jetzt im Mai 2008 auf dem amerikanischen Gastroenterologenkongress in San Diego vorgetragen werden. Dank der Dietmar Hopp Stiftung ist es gelungen, wichtige Mechanismen der Alkoholbedingten Krebsentstehung zu entschlüsseln. Hieraus werden sich Möglichkeiten zur Therapie ableiten lassen. Kontakt: Professor Dr. Helmut K. Seitz Medizinische Klinik, Krankenhaus Salem Zeppelinstraße 11-33 69121 Heidelberg E-Mail: [email protected]