11 - Taipei Wirtschafts
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11 - Taipei Wirtschafts
TAIWAN NACHRICHTEN Hrsg.: Taipeh Wirtschafts- und Kulturbüro Wien Presseabteilung Für den Inhalt verantwortlich: Dr. Rong-luh DING 1220 Wien, Wagramerstrasse 19/11.OG Tel. 01/2124720 Fax 01/2126026 Nr. 11/1.Jahrgang Taipeh, 2003 06 30 PREMIER YU SHYI-KUN ZUR STREICHUNG VON DER WHOREISEWARNUNGSLISTE Nach vielen Tagen des Wartens und nach vielen Anläufen haben wir schließlich eine ermutigende Botschaft der WHO erhalten: Taiwan wurde von der Reisewarnungsliste gestrichen. Ich möchte dem medizinischen Personal unseres Landes für seine gemeinsamen Anstrengungen und allen anderen Menschen in Taiwan für ihre Zusammenarbeit danken. Diese gute Nachricht bestätigt grundsätzlich die Bemühungen Taiwans im Kampf gegen SARS und lässt die Welt wissen, dass Taiwan ein sicheres und gesundes Land für Reisen ist. Tatsächlich sind wir bereit und freuen uns, Freunde von auswärts willkommen zu heißen; gleichgültig, ob sie aus geschäftlichen oder touristischen Gründen nach Taiwan kommen. Die WHO stellte bei der Überprüfung von Taiwans Antrag auf Streichung von der Reisewarnungsliste sehr hohe Anforderungen. Taiwan wurde zwei Kontrollen unterzogen, ehe es die Entwarnung gab. Seit dem 17. Juni ist Taiwan somit fast sicherer als zuvor. Nach dem Ausbruch von SARS und der Verbreitung der Infektion im Hoping Hospital haben wir mit der unausweichlichen Furcht und Panik gelebt, die angesichts eines vollkommen unbekannten Virus entsteht. Wir sind dieser Gefahr aber dennoch mit Mut entgegengetreten. Der Kampf gegen SARS hat Unannehmlichkeiten im Alltag der Menschen verursacht. Das Dienstleistungsgewerbe und die Wirtschaft haben ebenfalls gelitten. Um die Auswirkungen von SARS auf Schnelle Informationen über Taiwan via Internet sowie Links zu den Zeitungen • www.taipei.at (Homepage in Österreich) • www.gio.gov.tw • www.taiwanheadlines.gov.tw sowie www.taiwanheadlines.org und www.taiwanheadlines.com • e-mail: [email protected] TAIWAN NACHRICHTEN ……… NR. 11 ......... VOM 30. JUNI 2003 ......... SEITE 2 Taiwans Gesellschaft und Wirtschaft zu mildern, hat die Regierung zahlreiche Hilfsprogramme gestartet. Eine Krise kann auch als Wendepunkt verstanden werden. Mit der Unterstützung des Parlaments wurden Programme verabschiedet, mit denen staatliche Bauvorhaben und die Beschäftigung in öffentlichen Dienstleitungsbetrieben ausgeweitet werden sollen. Danach wurde ein Sonderbudget zur SARS-Bekämpfung aufgestellt. Solange wir unsere Ängste überwinden und mit Eifer an der Arbeit sind, bin ich zuversichtlich, dass wir einen neuen wirtschaftlichen Aufschwung für Taiwan schaffen können. Die Streichung von der Reisewarnungsliste ist nur ein kleiner Schritt. Einige Länder haben Rückfälle von SARS hinnehmen müssen, nachdem sie die Krankheit bereits unter Kontrolle gebracht hatten. Deswegen müssen unsere Anstrengungen der Verhinderung eines solchen Neuaufflammens gelten. Weiterhin müssen strengere Hygienemassnahmen eingehalten und die Körpertemperatur gemessen werden. Wir können zwar unser normales Leben aufnehmen, aber wir müssen gleichzeitig wachsam bleiben. An dieser Stelle möchte ich meiner aufrichtigen Hoffnung Ausdruck verleihen, dass wir weiter zusammenstehen und unsere Anstrengungen auf die Eliminierung von SARS in Taiwan konzentrieren, damit wir unser sicheres, gesundes und glückliches Leben wieder aufnehmen können. AUSSENMINISTER CHIEN TRIFFT US-VIZEPRÄSIDENT CHENEY IN COLORADO B e a v e r C r e e k -- Taiwans Aussenminister Eugene Chien traf am Rande eines Treffens des American Enterprise Institutes in Beaver Creek, Colorado mit US-Vizepräsident Dick Cheney zu einem privaten Meinungsaustausch zusammen. Zwar wurde über den Inhalt des Gesprächs offiziell nichts bekannt gegeben, doch kann davon ausgegangen werden, dass es nicht nur um die Beziehungen zwischen Taipeh und Washington im allgemeinen ging, sondern konkret auch um die Möglichkeit der Abhaltung eines Referendums auf Taiwan. Anders als in anderen Demokratien gibt es in Taiwan bisher nämlich keine gesetzliche Basis zur Abhaltung eines Referendums. Dies deswegen, weil immer wieder befürchtet wird, dass es schließlich auch zu einer Volksabstimmung über die Zukunft Taiwans kommen könnte. Einen solchen möglichen eindeutigen Volksentscheid für eine Unabhängigkeit der Insel wollen in Taiwan jedoch weder die Vereinigten Staaten noch das chinesische Festland zulassen. Nun erwägen Präsident Chen Shui-bian und die Regierung jedoch die Möglichkeit, zu verschiedenen Themen sehr wohl ein Referendum abzuhalten und wollen zuerst einmal die Gesetzeslage dahingehend verändern. Konkret soll es in einem Referendum um den möglichen endgültigen Baustopp für das vierte, sich bereits im Bau befindliche Kernkraftwerk auf Taiwan gehen. Zusätzlich gibt es Überlegungen, auch über die Mitarbeit Taiwans in der WHO als Beoachter ein Referendum abzuhalten. Erwartungsgemäß sollte sich hier eine große Mehrheit für die WHO TAIWAN NACHRICHTEN ......... NR. 11 ......... VOM 30. JUNI 2003 ......... SEITE 3 aussprechen. Zwar hätte dies keinen Einfluss auf die Entscheidung der WHO, doch möchte die Regierung der Weltgemeinschaft auf diese Weise vor Augen führen, dass sich die Bevölkerung wirklich eine Beobachterstatus für die Insel wünscht. Außenminister Chien will auf seiner USA-Reise bei amerikanischen Regierungsvertretern um mehr Verständnis für den taiwanesischen Wunsch nach der Abhaltung eines nicht-bindenden Referendums werben. Es sei nicht die Absicht von Präsident Chen Shui-bian, ein Unabhängigkeitsreferendum auf der Insel durchzuführen. Der Präsident hatte ja bereits in seiner Antrittsrede gelobt, eine solche Abstimmung nicht durchzuführen. WIRTSCHAFTSMINISTER LIN: SO SCHNELL WIE MÖGLICH BACK TO NORMAL T a i p e h -- Begrüßt wurde die Streichung Taiwans von der WHOReisewarnungsliste wegen SARS von allen Menschen in Taiwan, ganz besonders jedoch von Wirtschaftsminister Lin I-fu. War doch der Ausbruch der Infektion gerade für sein Ressort ein wirkliche Katastrophe. Jetzt könne man endlich daran gehen, mit voller Energie die alten Aktivitäten wieder aufzunehmen und jenes Niveau zu erreichen, das man vor Krankheitsausbruch gehalten habe. Obwohl sich die SARS-Situation weitgehend normalisiert hat, sind die Menschen bisher weit weniger konsumfreundlich als sie dies sonst sind. Aber auch Investoren aus dem Ausland müssen wieder neu nach Taiwan gebracht werden. Besonders zu spüren sind die Nachwirkungen von SARS natürlich in der Reisebranche. Zumindest am Chiang Kai-shek Flughafen ging es aber in den letzten Tagen bezüglich Auslastung steil bergauf: Mehr als 30.000 Passagiere werden bereits wieder pro Tag gezählt. Damit liegt der Flughafen wieder auf seinem März-Niveau. Viele internationale Messen und Ausstellungen im zweiten Quartal wurden abgesagt oder verschoben. Dies gilt auch noch für die nächsten Monate, da im Vorfeld ja niemand wusste, wie lange es dauern würde, um SARS zu besiegen. Die Streichung von der WHO-Reiseliste sei nun ein erster wichtiger Schritt, um wieder Geschäftsreisende aus anderen Ländern nach Taiwan zu bringen. Gerade die Reisebranche sollte damit schlagartig wieder zu besseren Geschäftszahlen kommen. Laut Minister Lin hat das Wirtschaftsministerium in Kooperation mit dem China External Trade Development Council (CETRA) ein Positionspapier erarbeitet, um ausländische Investoren, Käufer und Handelsvereinigungen dazu zu ermutigen, ihrer normalen Tätigkeiten in Taiwan wieder aufzunehmen. Um dem Konsumverhalten der heimischen Bevölkerung wieder auf die Sprünge zu helfen, soll es unter Mitwirkung des Ministeriums eine Reihe von Aktionen und Sonderangeboten geben. Besonders in Taipeh und Kaohsiung, den beiden von SARS hart getroffenen Großstädten, warten die Geschäfte dringend auf die endgültige Normalisierung. Derzeit liegt der Umsatz immer noch etwa 20% unter jenem von früher. TAIWAN NACHRICHTEN ......... NR. 11 ......... VOM 30. JUNI 2003 ......... SEITE 4 TAIWAN HOFFT AUF 3% WIRTSCHAFTSWACHSTUM T a i p e h -- Sollte in den beiden kommenden Quartalen des heurigen Jahres ein Wachstum von mehr als vier Prozent zu halten sein, dann besteht auch noch Hoffnung, im Jahresschnitt ein Wirtschaftswachstum von drei Prozent zu erreichen. Dies ist zumindest die Ansicht von Vizepremier Lin Hsin-i, der gleichzeitig auch als Vorsitzender des Rates für Wirtschaftliche Planung und Entwicklung (CEPD) fungiert. Im ersten Quartal war die Geschäftswelt vor dem Ausbruch von SARS noch heil, es konnte ein Plus von 3,21 Prozent erzielt werden. Doch Mitte März gab es die ersten Infektionen und obwohl es noch keine endgültigen Zahlen gibt, rechnet man für das zweite Quartal mit einem Wachstum von nur knapp über einem Prozent. Den wirklichen Tiefpunkt hatte die taiwanesische Wirtschaft laut Ho Meiyueh, dem Vizevorsitzenden des CEPD, jedoch bereits im letzten Jahr überwunden. Wenn man die Auftragslage im Export, das Konsumverhalten im eigenen Land sowie den Bausektor betrachte, so sei die Situation durchaus als gut einzustufen. Sollten nur 90 Prozent der derzeit geplanten öffentlichen Aufträge auch umgesetzt werden, wären vier Prozent Wachstum für Taiwans Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte kein Problem. DIE CHINESISCHEN KUNSTSCHÄTZE AUF IHREM LANGEN WEG VOM KAISERPALAST NACH TAIPEH T a i p e h -- Nur selten sind die größten chinesischen Kunstschätze aus der Verbotenen Stadt in Peking international zu sehen. Zuhause sind sie heute im Nationalen Palastmuseum und nur selten gehen sie auf eine große Reise nach Europa oder in die USA. Im Jahr 1992 war dies der Fall, anlässlich der 500-Jahr-Feiern der Entdeckung Amerikas. 1998 war eine Auswahl der Exponate in Paris zu sehen. Nun kommen sie nach Berlin und ab November nach Bonn. Eine sehr sehr lange und gefährliche Reise haben die etwa 200.000 Kunstwerke von unschätzbarem Wert, die heute im Nationalen Palastmuseum in Taipeh beheimatet sind, jedoch bereits hinter sich. Handelt es sich dabei doch um die kostbarsten Objekte der kaiserlichen Sammlung in der Verbotenen Stadt, die bereits Anfang der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts aus Peking evakuiert wurden, um sie vor der möglichen Zerstörung durch die drohenden Kriegshandlungen mit Japan zu schützen. Nach alter chinesischer Vorstellung gibt es genau in der Mitte des Himmels eine purpurrote Konstellation, die sich nie bewegt. Das ist der Ort, an dem der Jadekaiser, der Herrscher des Himmels, wohnt. Unten auf der Erde, unzugänglich für seine Untertanen, liegt der Palast des Himmelssohnes, die Verbotene Stadt. Innerhalb des Kaiserpalastes befanden sich die Wohnräume des Kaiserhauses und des Hofstaates und auch Unmengen an Kunstschätzen, die über die Jahrhunderte gesammelt worden waren. Zugänglich für die Öffentlichkeit wurden die Kunstobjekte im Oktober TAIWAN NACHRICHTEN ......... NR. 11 ......... VOM 30. JUNI 2003 ......... SEITE 5 1925, als fast 14 Jahre nach dem Sturz des Kaiserhauses und der Errichtung der Republik China das erste Nationale Palastmuseum in Peking eröffnet wurde. In Scharen strömten die Menschen in das Museum, um jene Meisterwerke der chinesischen Kunst zu betrachten, deren Anblick über Jahrhunderte nur dem Kaiser und seiner Familie vorbehalten gewesen war. Als die Spannungen zwischen China und Japan jedoch in den Jahren darauf immer mehr zunahmen, besonders nach dem Zwischenfall von Mukden im September 1931, glaubten viele, dass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis der Krieg auch nach Peking kommen würde. Da dies offenbar nicht verhindert werden konnte, musste eine Lösung für die Kunstschätze gefunden werden. Es wurde geplant, die wertvollsten unter ihnen auszuwählen, sicher zu verpacken und ins Hinterland zu transportieren, um sie vor dem Angriff der Japaner zu schützen. Im Februar 1933 war es endlich soweit. Eine endlose Kolonne von versiegelten Kisten wurde mitten in der Nacht von der Verbotenen Stadt zum Bahnhof von Peking transportiert und auf zwei Züge verladen. Die wertvollen Kunstgegenstände begannen ihre jahrelange Odyssee kreuz und quer durch China, um schließlich mehr als 15 Jahre später in Taiwan zu landen. Die Schätze des Kaiserpalastes sollten in einer Stadt in der Nähe von Nanking auf der anderen Seite des Yangtse sicher gelagert werden. Doch dort angelangt, gab es keine geeigneten Lagerstätten und mehr als ein Monat verging bis der Befehl kam, die Kisten per Schiff auf dem Fluss nach Schanghai zu transportieren. Schließlich wurden die 19.557 versiegelten Kisten in einem siebenstöckigen Warenhaus in der Hafenmetropole gelagert. Vier Jahre später war endlich in Nanking ein geeigneter trockener und kühler Lagerplatz gefunden und die Schätze wurden wieder nach Nanking zurücktransportiert. Die Museumsbetreuer, die die Kunstschätze auf ihrer ganzen Reise begleitet hatten, konnten zum ersten Mal wieder daran denken, die Exponate doch wieder einmal der Öffentlichkeit zu präsentieren. Doch aus der geplanten Ausstellung wurde nichts, denn nach dem Zwischenfall an der Marco Polo-Brücke im Juli 1937 bei Peking befand sich auch Schanghai im Kriegszustand und Nanking war akut bedroht. Die Kunstschätze mussten einmal mehr in Sicherheit gebracht werden. In den Kriegswirren der folgenden Jahre wurden die Kisten oft aufgeteilt und an verschiedenen Orten getrennt gelagert. Immer wieder mussten im Land neue, kurz zuvor als sicher angesehene Lagerplätze wieder aufgegeben werden. Manchmal waren es Tempel, manchmal waren es Höhlen, die den Kunstschätzen Schutz boten. Transportiert wurden sie per Bahn und zum Teil auch per LKW. Ein Teilstück auf der Reise konnte nur durch 300 Fahrten überwunden werden, weil nur 20 Kisten auf einen LKW passten. Auf diese Weise wurden im Winter die Chinling Berge überwunden. Kaum am Bestimmungsort angekommen, kam die Order, die Kisten in die 525 Kilometer entfernte Stadt Chengdu in Sichuan zu transportiert. Auf dem Weg dorthin galt es fünf Flüsse ohne Brücken zu durchqueren – Floße mussten für die LKWs gebaut werden. Zehn Monate sollte es wieder dauern, bis alle Kisten dieses Teilstück überwunden hatten. (Teil 2 folgt in der nächsten Ausgabe der TAIWAN NACHRICHTEN) TAIWAN NACHRICHTEN ......... NR. 11 ......... VOM 30. JUNI 2003 ......... SEITE 6 SCHÄTZE DER HIMMELSSÖHNE Die kaiserliche Sammlung aus dem Nationalen Palastmuseum Taipeh ist wieder in Europa zu sehen: vom 18. Juli bis zum 12. Oktober 2003 im Alten Museum zu Berlin Die kaiserliche Sammlung aus dem Nationalen Palastmuseum Taipeh hat nach der Ausstellung in Paris 1998 die zweite Gelegenheit, in Europa die Rolle eines Kulturbotschafters zu übernehmen. Zweifellos wird das europäische Publikum in der Ausstellung einen überzeugenden Ausdruck der Schönheit der chinesischen Kunst und Kultur finden. Schon vor über zehn Jahren hat die Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn erste Gespräche mit dem Nationalen Palastmuseum geführt. Erst durch eine Gesetzesänderung im Jahr 1998 konnte jedoch garantiert werden, dass die ausgeliehenen Kulturgüter sicher wieder zurückgegeben werden. Die deutschen Kuratoren wählten gemeinsam mit dem Nationalen Palastmuseum 400 Stücke der Sammlung aus (144 Kalligraphien, Gemälde und Textilien, 237 Keramikwerke, Bronzen und andere Artefakte, und 19 seltene Bücher), wobei sie versuchten, aus deutscher Sicht den Sammlergeschmack der chinesischen Kaiser sowie ihre Förderung künstlerischer Aktivitäten und ihren Einfluss auf die Kunst neu zu überprüfen. Die Ausstellung umfasst fünf Unterthemen: • Manifestationen der menschlichen Kultur • Die Einrichtung einer kaiserlichen Sammlung: Humanismus und Wissenschaft • Pinselarbeiten und wertvolles Kunsthandwerk • Antiquarische Wiedergeburt – Künstlerisches Schaffen unter der Förderung des Kaiserhofes • Die Himmelssöhne als Mäzene: Bewahren und Tradieren (Qing-Dynastie)