Wieviel Waffen braucht Filderstadt?

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Wieviel Waffen braucht Filderstadt?
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Rems-Murr RUNDSCHAU
Nummer 227 – RMR2
Donnerstag, 1. Oktober 2009
C3
Frank Nipkau
Wieviel Waffen braucht Filderstadt?
Chaos
in der Südsee
Erst ein Beben im Ozean, dann
riesige Wellen. Vor den SamoaInseln in der Südsee hat am
Dienstag der Meeresboden
gewackelt. Deshalb türmte
sich das Wasser auf und meterhohe Wellen rollten auf die Inseln zu. So eine Flutwelle nennt
man Tsunami. Die Samoa-Inseln liegen auf der anderen
Seite der Erde im Pazifischen
Ozean. Viele Leute machen
dort Urlaub. Auch aus Deutschland fliegen manche dorthin.
Das Wasser überschwemmte
am Morgen zuerst den Strand
und walzte dann durch die
Straßen. Es hatte eine solche
Wucht, dass es Häuser und Hotels mitriss. Mehrere Menschen
ertranken. Die Hotels waren gut
besucht, weil in Australien und
Neuseeland Schulferien sind.
Die beiden Länder liegen nicht
sehr weit von Samoa entfernt.
Nach
der
Riesenwelle
herrschte auf manchen der Inseln viel Chaos. Telefone funktionierten nicht, der Strom war
ausgefallen. Auf Bildern sah
man geschrottete Autos und
Boote, die von den Wellen Hunderte Meter an Land geschleudert worden waren.
Experten warnen vor neuen Amokläufen – und die Politik scheut das Konkrete
D
ie Ansagen der Experten waren erschreckend klar, aber das Erschrecken
hielt sich in Grenzen. Es wird im nächsten
Jahr einen weiteren Amoklauf geben,
prognostiziert die Kriminologin Prof.
Britta Bannenberg. Es gibt Jugendliche,
die an der Planung eines Amoklaufes arbeiten, warnt Bernd Carstensen vom Bund
Deutscher Kriminalbeamter.
Die Verfügbarkeit von Waffen ist in unserer Gesellschaft viel zu hoch, kritisiert
der ehemalige Landespolizeipräsident Erwin Hetger. In seiner Heimat Filderstadt
(44 000 Einwohner) gibt es 4000 registrierte Waffen, sagt Hetger. „Das ist zu
viel. Ich kann nicht verstehen, dass Sportvereine mit Großkalibern hantieren.“ Bei
Amokläufen im ländlichen Raum werde es
im Polizeialltag schwierig, die notwendigen Kräfte schnell an den Ort des Schreckens zu bringen. Das Problem sei die
Präsenz der Polizei, sprich die Ausdünnung der Reviere.
Diese klaren Worte fielen auf einer dreitägigen Tagung der Evangelischen Akademie in Bad Boll, die sich mit den Konsequenzen des Amoklaufes von Winnenden
für Politik, Gesellschaft und Kirche beschäftigte. Doch in ihrer Klarheit blieben
sie meist allein zwischen vielen guten Absichten und Allgemeinplätzen. Am Ende
der Tagung sagt Erwin Hetger süffisant:
„Ich warne davor, dass wir uns scheuen,
die Dinge konkret zu diskutieren.“
Immerhin, der von der Landesregierung
eingesetzte Expertenkreis Amok legte
zeitgleich zur Tagung seine 83 ganz konkreten Empfehlungen vor. Der Chef der
Kommission, der ehemalige Regierungspräsident Udo Andriof, stellte in Bad Boll
ruhig und in der notwendigen Klarheit
seine Folgerungen vor. Er gibt sich selbstbewusst: „Ich verstehe nicht die Zweifel,
dass etwas versanden könnte. Das ist eine
ernst gemeinte Veranstaltung.“
Doch schon die CDU-Landtags-Abgeordnete Susanne Kurtz aus Leonberg
machte bei der Abschlussrunde deutlich,
Frau geriet
unter S-Bahn
Tagung in Bad Boll: Udo Andriof (v. l.), Gisela Mayer und Erwin Hetger.
dass sie zwar viele Komplimente für die Arbeit der Experten übrig hat, aber dass auch
sie das Konkrete scheut. Sie sprach
schwammig von „vernetzen, bündeln und
verstetigen“. Sie verwies auf die Bedeutung
der Familie - das tun CDU-Politiker heute
meist dann, wenn sie nichts tun wollen. Und
Kurtz machte gleich deutlich, dass für sie
eine weitere Verschärfung des Waffenrechtes nicht infrage komme und schon gar
nicht gegen die Schützen. Jetzt das Waffenrecht zu verschärfen, werde dem Thema
nicht gerecht, meinte sie. In die gleiche Kerbe schlug bereits die FDP-Abgeordnete
Heiderose Berroth einen Tag zuvor. Die Regierungsfraktionen scheuen offenbar den
Konflikt mit der Schützen-Lobby.
Es wird interessant sein, wie sich unser
Landtagsabgeordneter Christoph Palm
konkret positionieren wird. Der Fellbacher
OB vertritt auch Winnenden im Landtag. Er
ist Vorsitzender des Sonderausschusses zu
Bild: Walter
den Folgen des Amoklaufes, den das Parlament gebildet hat. Momentan spielt er auf
Zeit, sehr eloquent und charmant, mit viel
Verständnis und Empathie für die Eltern
der Opfer. Aber er weiß sicher auch, dass
das, was sachlich geboten ist - etwa Einschränkung des Zuganges zu Waffen -, seine angestrebte Karriere in der CDU nicht
unbedingt fördern wird.
Auch die Vertreter der Kirche, die in
Winnenden hervorragende seelsorgerische
Arbeit leisten, blieben merkwürdig unkonkret. Dennoch, die Evangelische Kirche,
das wurde in Bad Boll sehr deutlich, hat
eine verdienstvolle Aufgabe übernommen.
Sie versucht Brücken zwischen dem Aktionsbündnis der Eltern und den Schützenverbänden zu bauen. Natürlich auch notgedrungen. Sie reagiert damit auf die Proteste
der Schützen gegen die geplante Stiftung
„Gegen Gewalt an Schulen“ des Aktionsbündnisses unter dem Dach der Kirche.
Es gab in den vergangenen Wochen
„Runde Tische“, um fernab der Öffentlichkeit Gemeinsamkeiten zu suchen und
zu finden. Kein einfaches Unterfangen,
selbst eine Presseerklärung, die diesen
Brückenschlag erklärt, ist immer noch
nicht fertig. Die politischen Forderungen
des Aktionsbündnisses sind aus der Stiftungssatzung herausgenommen worden.
Aber, „wir sind uns mit den Vertretern
der Schützenverbände einig, den Missbrauch von Waffen zu verhindern“, sagt
Gisela Mayer, Sprecherin des Aktionsbündnisses. Allerdings ist der konkrete
Weg dahin noch offen.
Ein kleines Zeichen: Der Schützenverein Bad Boll verzichtete während der Tagung auf seine Schießübungen, die sonst
im Akademie-Gebäude zu hören sind.
Aber die Landesoberschützenmeisterin
Hannelore Lange konnte den meisten der
rund 100 Teilnehmer nicht hinreichend
erklären, warum Großkaliberschießen für
die Vereine unverzichtbar ist.
Dabei geht es nicht um eine technische
Frage, sondern um eine Werte-Debatte,
die eigentlich das Anliegen der Kirche
und auch einer konservativen Partei sein
müsste. Es geht um die Frage, ob dem
Menschen alles erlaubt ist, was technisch
machbar ist und was Menschen machen
wollen. Und es geht um die Frage, ob diese
Grenzen - etwa in der Waffentechnik immer weiter verschoben werden müssen.
Großkaliberschießen und die Entwicklung immer neuer Schießsportarten ist –
so gesehen – nur ein Teilproblem einer
entgrenzten Gesellschaft.
Es wird im nächsten Jahr einen weiteren Amoklauf geben, prognostiziert die
Kriminologin Prof. Britta Bannenberg. Es
gibt Jugendliche, die an der Planung eines
Amoklaufes arbeiten, warnt Bernd Carstensen vom Bund Deutscher Kriminalbeamter. Wieviel Zeit brauchen diese Gesellschaft und ihre Politiker noch, um aus
dieser Erkenntnis konkrete Einsichten zu
ziehen?
SPARTAGE MIT WELTSPARTAG vom 26. – 30. Oktober 2009
Zugverkehr durch Endersbach stand
stundenlang still
Zerstörung in der Südsee
Meinungen nach der
(Test-)Wahl
Die Schüler der Jahrgangsstufen acht bis
zwölf des Weinstädter Remstalgymnasiums haben bei einer Testwahl ebenfalls
ihre Kreuze gemacht. Das Ergebnis: Die
NPD würde in den Bundestag einziehen.
Die Piraten wären so stark vertreten wie
die SPD. Stärkste Partei wurden die Grünen. Einige Lehrer gehen davon aus,
„dass sich einige Schüler einfach einen
Spaß aus dem Wahlprojekt gemacht haben und aus Jux provokant und radikal
gewählt haben“.
JonnyEHF findet es peinlich, dass Lehrer die hohe Zustimmung für die NPD damit erklären, dass Schüler sich einen
„Jux“ gemachte hätten: „Dafür spricht
das Ergebnis eine zu eindeutige Sprache.
Wenn ich mich in unseren Schulen umsehe, dann wundert mich ein solches Ergebnis nicht. Wir wohnen in einem Wahlkreis, in dem in der Vergangenheit mehr
Rechtsradikale Schlagzeilen gemacht haben, als man das gerne hätte. Zum Beispiel mit den braunen Stammtischen in
der Linde in Weiler. Die Lehrer sollten
anfangen, die Zahlen ernst zu nehmen
und sich überlegen, wie man mit der Situation umgeht. Vielleicht wäre es sinnvoll, Jugendliche im Unterricht über den
braunen Müll, den die NPD vertritt, aufzuklären, statt nur über die Zeit des NSRegimes und den Holocaust zu unterrichten. Das ist selbstverständlich auch wichtig - aber nicht nur das.“
Ephix wiederum „würde die 5,06% der
NPD nicht überbewerten. Dass solch eine
Aktion in der Schule von einigen Schülern nicht ernst genommen wird, sollte jedem klar sein. Bei den 5% handelt es sich
ja nicht um Hunderte von Schülern, sondern um schätzungsweise 30-40 Schüler
von ungefähr 650-750 Teilnehmern.“
Mit den Ergebnissen der echten Bundestagswahl sind 59 Prozent der Umfrageteilnehmer zufrieden. 41 Prozent sind
es nicht. Neo91 freut sich, dass die Piratenpartei „bei ihrer ersten Wahl schon
zwei Prozent geschafft hat“.
@ nicht-jugendfrei-online.de/wahlen
Weinstadt-Endersbach.
Eine Frau geriet gestern Nachmittag auf
dem Gelände des Bahnhofs in Endersbach
aus noch ungeklärter Ursache unter die
Waggons einer durchfahrenden S-Bahn am
Gleis 3. Daher kam es im Bahnverkehr zu
erheblichen Beeinträchtigungen. Alle drei
Gleise waren in beide Richtungen ab etwa
15 Uhr gesperrt. Das schreibt die Polizei in
ihrem Bericht.
Die Berufsfeuerwehr Stuttgart musste
anrücken, um die verletzte 49-jährige Frau
zu bergen. Dazu mussten die Waggons erst
mit einem Kran angehoben werden. Letztendlich konnte die Frau mit einer Bahre unter dem Zug geborgen werden. Ob die Frau
in suizidaler Absicht unter die Waggons geriet oder es sich um einen Unfall handelt, ist
noch ungeklärt. Ob Lebensgefahr besteht,
ist ebenfalls nicht bekannt.
Die Frau wurde nach ihrer Rettung mit
dem Hubschrauber ins Krankenhaus gebracht. Um 16.30 Uhr entspannte sich die
Lage am Bahnhof und die S-Bahnen fuhren
wieder. Ob Sachschaden an der S-Bahn
entstand, ist nicht bekannt.
Weitere Auskünfte gibt die Bundespolizei
auf Anfrage.
bis zu
3,25 %
Kompakt
jährlich
e, Zinssatz %
uer 3 Jahr
Anlageda 00 %, 2,25 %, 3,25
2,
:
steigend . 2009
10
Stand: 1.
Die Diakonie zwischen
Bibel und Kommerz
Winnenden.
„Zwischen Bibel und Kommerz - Diakonie
im Spannungsfeld von Auftrag und wirtschaftlichen Zwängen“ ist das Thema einer
Podiumsdiskussion, die am Freitag, 2. Oktober, um 19.30 Uhr im Storchenkeller unter der Volksbank Winnenden, Marktstraße
24, stattfindet. Nach einem einführenden
Statement duch Dekan Eberhard Gröner
diskutieren Marion von Wartenberg (DGB
Baden-Württemberg), Dr. Antje Fetzer
(Diakon. Werk Württemberg.), Rainer Hinzen (Vorstandsvorsitzender Diakonie Stetten), Heinz Franke (Kreisdiakonieverband)
und Dekan Gröner. Die Moderation hat
Gertraude Kaiser. Der Eintritt ist frei.
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Personalie
Ali Gürbüz, Facharbeiter aus Fellbach,
kann am 1. Oktober auf eine 25-jährige Betriebszugehörigkeit bei der Firma Klöpfer
GmbH & Co. KG in Birkmannsweiler zurückblicken. Die Geschäftsleitung würdigt
in einer Mitteilung die Verdienste ihres
„langjährigen Mitarbeiters und wünscht
ihm weiterhin alles Gute“.
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