DIE LEIDEN DES JUNGEN WERTHER

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DIE LEIDEN DES JUNGEN WERTHER
JOHANN WOLFGANG GOETHE
DIE LEIDEN DES JUNGEN WERTHER
Nacherzählung & Erklärung II-1&2 (S.
83-99 und S. 100-103)
20. Oktober: Ankunft am Hof
•  Werther trifft den Gesandten nicht
•  „Wenn er nur nicht so unhold wäre, wär alles gut. Ich merke, ich
merke, das Schicksal hat mir harte Prüfungen zugedacht.“ (S. 83)
•  Werthers Überempfindlichkeit
•  „O ein bisschen leichteres Blut würde mich zum Glücklichsten
unter der Sonne machen.“ (S. 83)
•  Wunsch, weniger begabt zu sein, dafür mehr Selbstvertrauen und
Genügsamkeit zu haben.
•  Bürgerliches Leben > sentimentales Künstlerleben
•  „Gewiss, weil wir doch einmal so gemacht sind, dass wir alles mit
uns und uns mit allem vergleichen, so liegt Glück oder Elend in
den Gegenständen, womit wir uns zusammenhalten, und da ist
nichts gefährlicher als die Einsamkeit.“ (S. 83)
•  Einbildungskraft und Dichtung als Gefahr: Vergleich mit Idealen
26. November: Bekanntschaft mit dem Grafen C.
•  Ablenkung durch Arbeit und Gesellschaft
•  „Das beste ist, dass es zu tun genug gibt; und dann die vielerlei
Menschen, die allerlei neuen Gestalten machen mir ein buntes
Schauspiel vor meiner Seele.“ (S. 84)
•  Charakterisierung des Grafen C.
•  „Der Graf C. „hat einen weiten, grossen Kopf“ und ist „deswegen
nicht kalt […] weil er viel übersieht“. Er hat „viel Empfindung für
Freundschaft und Liebe“. (S. 84)
•  „Auch kann ich sein offenes Betragen gegen mich nicht genug
rühmen. So eine wahre warme Freude ist nicht in der Welt, als
eine grosse Seele zu sehen, die sich gegen einen öffnet.“ (S.
84-85)
•  → Die Kombination von Adel und Intelligenz mit Sensibilität ist
möglich
24. Dezember: Die bürgerliche Gesellschaft
•  Charakterisierung des Gesandten
•  „Er ist der pünktlichste Narr […] ein Mensch, der nie mit sich selbst zufrieden
ist […] er ist imstande, mir einen Aufsatz zurückzugeben und zu sagen: Er ist
gut, aber sehen Sie ihn durch, man findet immer ein besseres Wort […]“ (S. 85)
•  „Gestern brachte er mich auf, denn ich war mitgemeint: zu so Weltgeschäften
sei der Graf ganz gut, […] doch an gründlicher Gelehrsamkeit mangle es ihm
wie allen Belletristen. […] ich verachte den Menschen, der so denken und sich
so betragen konnte.“ (S.86)
•  Werthers Klage über seine Situation
•  „Und daran seid ihr alle schuld, die ihr mich in das Joch geschwatzt und mir so
viel von Aktivität vorgesungen habt. Aktivität! Wenn nicht der mehr tut, der
Kartoffeln legt […] (S. 86)
•  Rangsucht unter den Leuten
•  Die adelige und patriotische Amtschreiberstochter (S. 87)
•  „Was mich am meisten neckt, sind die fatalen bürgerlichen Verhältnisse. Zwar
weiss ich so gut als einer, wie nötig der Unterschied der Stände ist, wie viel
Vorteile er mir selbst verschafft: nur soll er mir nicht eben gerade im Wege
stehen, wo ich noch ein wenig Freude, einen Schimmer von Glück auf dieser
Erde geniessen könnte.“ (S. 87)
•  Besuch bei Fräulein von B. und ihrer Tante:
•  Werther bemerkt bald, dass die Tante „kein anständiges Vermögen, keinen
Geist und keine Stütze hat als die Reihe ihrer Vorfahren, keinen Schirm als der
Stand, in den sie sich verpalisadiert, und kein Ergetzen, als von ihrem
Stockwerk hinab über die bürgerlichen Häupter wegzusehen.“ (S. 88)
8. Januar 1772: Statusdünkel
•  „Was das für Menschen sind, deren ganze Seele auf
dem Zeremoniell ruht, deren Dichten und Trachten
jahrelang dahin geht, wie sie um einen Stuhl weiter
hinauf bei Tische sich einschieben wollen!“ (S. 88)
•  „Die Toren, die nicht sehen, dass es eigentlich auf
den Platz nicht ankommt, und dass der, der den
ersten hat, so selten die erste Rolle spielt!“ (S. 89)
•  → Standesgesellschaft als negativer Kontrast zur
„natürlichen“ und harmonischen Gesellschaft in
Wahlheim
20. Januar: Brief an Lotte
•  Bauernherberge : Kontrast zum Hof
•  „[…] in dieser Hütte, in dieser Einsamkeit, in dieser Einschränkung,
[…] hier waren Sie mein erster Gedanke. Wie ich hereintrat, überfiel
mich Ihre Gestalt, Ihr Andenken, o Lotte! so heilig, so warm! Guter
Gott! der erste glückliche Augenblick wieder.“ (S. 89)
•  → Glück als Resultat der Erinnerung und der Phantasie
•  Werthers depressiver Zustand
•  „Wenn Sie mich sähen, meine Beste, in dem Schwall von Zerstreuung!
wie ausgetrocknet meine Sinnen werden […] Des Abends nehme ich
mir vor, den Sonnenaufgang zu geniessen, und komme nicht aus dem
Bette; am Tage hoffe ich, mich des Mondscheins zu erfreuen, und
bleibe in meiner Stube. Ich weiss nicht recht, warum ich aufstehe,
warum ich schlafen gehe. Der Sauerteig, der mein Leben in Bewegung
setzte, fehlt […]“ (S. 89 & 90)
•  Wunsch und Realität
•  „O säss ich zu Ihren Füssen in dem lieben vertraulichen Zimmerchen
[…]“ (S. 91)
•  „[…] der Sturm ist hinübergezogen, und ich – muss mich wieder in
meinen Käfig sperren – Adieu!“ (S. 91)
8. Februar: Schlechtes Wetter ist
besser als schlechte Gesellschaft
•  „Wenns nun recht regnet und stöbert und fröstelt und
taut – ha! denk ich, kanns doch zu Hause nicht
schlimmer werden als es draussen ist, oder
umgekehrt, und so ists gut.“ (S. 91)
•  „Geht die Sonne des Morgens auf und verspricht
einen feinen Tag, erwehr ich mir niemals auszurufen:
da haben sie doch wieder ein himmlisches Gut,
worum sie einander bringen können. Es ist nichts,
worum sie einander nicht bringen. Gesundheit, guter
Name, Freudigkeit, Erholung! Und meist aus
Albernheit, Unbegriff und Enge, und, wenn man sie
anhört, mit der besten Meinung.“ (S. 91)
17. Februar: Probleme bei der Arbeit
•  Der Gesandte beklagt sich über Werthers Arbeit
•  Ein privater Brief des Ministers hält Werther davon
ab, zu kündigen
20. Februar: Brief an Lotte & Albert
•  „Ich danke dir, Albert, dass du mich betrogen hast:
ich wartete auf Nachricht, wann euer Hochzeitstag
sein würde, und hatte mir vorgenommen, feierlichst
an demselben Lottens Schattenriss von der Wand zu
nehmen und ihn unter andere Papiere zu begraben.
Nun seid ihr ein Paar, und ihr Bild ist noch hier! Nun,
so soll es bleiben.“ (S. 93)
•  → Perpetuierung des Werbens um Lotte
15. März: Einladung und Ausladung beim Grafen C.
•  Essen mit dem Grafen C. & adelige Abendgesellschaft
•  Werther ist zum Essen eingeladen, nicht zur Abendgesellschaft
•  „Es [ist] mir nie aufgefallen, dass wir Subalternen nicht
hineingehören.“ (S. 94)
•  „Da tritt herein die übergnädige Dame von S. mit ihrem Herrn
Gemahle und wohlausgebrüteten Gänslein Tochter, mit der flachen
Brust und niedlichem Schnürleibe, machen en passant ihre
hergebrachten hochadeligen Augen und Naslöcher, und wie mir die
Nation von Herzen zuwider ist, wollte ich mich eben empfehlen und
wartete nur, bis der Graf vom garstigen Gewäsche frei wäre, als
meine Fräulein B. hereintrat.“ (S. 94)
•  Werther bleibt, um mit Fräulein B. zu sprechen, Frau von S. beklagt
sich, der Graf bittet Werther zu gehen.
•  Die Nachricht über Werthers Ausladung verbreitet sich
•  „[…] da ich höre, dass meine Neider nun triumphieren und sagen: da
sähe mans, wo es mit den Übermütigen hinausginge, die sich ihres
bisschen Kopfs überhöben und glaubten, sich darum über alle
Verhältnisse hinaussetzen zu dürfen, und was das Hundegeschwätz
mehr ist – da möchte man sich ein Messer ins Herz bohren […]“ (S. 96)
•  → Frustration über die Diskriminierung von Bürgerlichen
16. März: Fräulein B.s Bericht
•  Wie der Adel die Bürgerlichen behandelt
•  Fräulein B. sagt zu Werther: „Was ich gelitten habe um Ihrentwillen,
von dem Augenblicke an, da ich in den Saal trat! Ich sah alles voraus
[…] Ich wusste, dass die von S. und T. mit ihren Männern eher
aufbrechen würden, als in Ihrer Gesellschaft zu bleiben; ich wusste,
dass der Graf es mit ihnen nicht verderben darf […]“ (S. 96-97)
•  „Werther, ich habe gestern nacht ausgestanden, und heute früh eine
Predigt über meinen Umgang mit Ihnen, und ich habe müssen zuhören
Sie herabsetzen, erniedrigen, und konnte und durfte Sie nur halb
verteidigen.“ (S. 97)
•  Werthers Reaktion
•  „Jedes Wort, das sie sprach, ging mir wie ein Schwert durchs
Herz.“ (S. 97)
•  „Man erzählt von einer edlen Art Pferde, die, wenn sie schrecklich
erhitzt und aufgejagt sind, sich selber aus Instinkt eine Ader
aufbeissen, um sich zum Atem zu helfen. So ist mirs oft, ich möchte
mir eine Ader öffnen, die mir die ewige Freiheit schaffte.“ (S. 98)
•  → Bürgerliche Existenz: kein möglicher Weg für Werther
24. März / 19. April / 5. Mai: Kündigung beim Hof
und Abreise
•  Antizipierte Enttäuschung der Mutter
•  „Ich musste nun einmal fort […] Bringe das meiner Mutter in
einem Säftchen bei […] Freilich muss es ihr wehe tun. Den
schönen Lauf, den ihr Sohn gerade zum Geheimenrat und
Gesandten ansetzte, so auf einmal Halte zu sehen, und rückwärts
mit dem Tierchen in den Stall!“ (S. 98)
•  Einladung auf die Güter des Fürsten **
•  Reiseplan: Besuch des Geburtsorts
9. Mai: Der Geburtsort / Der Fürst
•  Die verlorene Welt der Kindheit
•  „Damals sehnte ich mich in glücklicher Unwissenheit hinaus in die
unbekannte Welt, wo ich für mein Herz so viele Nahrung, so vielen
Genuss hoffte, meinen strebenden, sehnenden Busen auszufüllen und
zu befriedigen. Jetzt komme ich zurück aus der weiten Welt – o, mein
Freund, mit wie viel fehlgeschlagenen Hoffnungen, mit wie viel
zerstörten Plänen!“ (S. 100)
•  „Sieh, mein Lieber, so beschränkt und so glücklich waren die
herrlichen Altväter! so kindlich ihr Gefühl, ihre Dichtung! […] Der
Mensch braucht nur wenige Erdschollen, um darauf zu geniessen,
weniger, um drunter zu ruhen.“ (S. 101-102)
•  → Die Welt der Kindheit als Ideal der „natürlichen“ Gesellschaft
•  Der Charakter des Fürsten
•  Er „[redet] oft von Sachen, die er nur gehört und gelesen hat, und
zwar aus eben dem Gesichtspunkte, wie sie ihm der andere vorstellen
mochte.“ (S. 102)
•  „Auch schätzt er meinen Verstand und meine Talente mehr als dies
Herz, das doch mein einziger Stolz ist, das ganz allein die Quelle von
allem ist, aller Kraft, aller seligkeit und alles Elendes. Ach, was ich
weiss, kann jeder wissen – mein Herz habe ich allein.“
•  → In der „natürlichen“ Gesellschaft ist mitfühlen das Wichtigste
25. Mai / 11. Juni / 16. Juni / 18. Juni:
Abschied vom Fürst
•  Werther spielt mit dem Gedanken, Soldat zu werden
•  Der Fürst „widerriet mir es, und es müsste bei mir mehr
Leidenschaft als Grille gewesen sein, wenn ich seinen Gründen
nicht hätte Gehör geben wollen.“ (S. 102)
•  Warum Werther den Fürst verlässt
•  „Er ist ein Mann von Verstande, aber von ganz gemeinem
Verstande; sein Umgang unterhält mich nicht mehr, als wenn ich
ein wohlgeschriebenes Buch lese.“ (S. 103)
•  „Der Fürst fühlt in der Kunst und würde noch stärker fühlen, wenn
er nicht durch das garstige wissenschaftliche Wesen und durch
die gewöhnliche Terminologie eingeschränkt wäre.“ (S. 103)
•  „Wo will ich denn hin? […] ich will nur Lotten wieder näher, das ist
alles. Und ich lache über mein eigenes Herz – und tu ihm seinen
Willen.“ (S. 103)
•  → Werther sucht die Gemeinschaft von mitfühlenden Herzen