Verbindungen i. Quartal 2010
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Verbindungen i. Quartal 2010
V e r b i nd u n g e n I. Quartal 2010 5 Das Magazin der QSC AG 2 | Ge winnspiel & Imp ress um U n te r d i e se r Adr e sse f i n d e n S i e we i te r f ü h r en de In fos zu Gewinnen Sie dieses hochwertige Smartphone! Baut spielend leicht Verbindungen auf: Das elegante Nokia N97 mini M itmac h e n & G e w in n e n Mit diesem eleganten Smartphone sind Sie immer gut verbunden: Machen Sie mit bei unserem Gewinnspiel und gewinnen Sie mit etwas Glück ein Nokia N97 mini. Klein, aber oho: Obwohl das kompakte Nokia N97 mini kaum größer als ein herkömmliches Slider handy ist, bietet es mit Volltastatur und großem Touchscreen jede Menge Bedienkomfort. Die Start ansicht kann mit Mini-Programmen (Widgets) in dividuell konfiguriert werden, so dass man sofort Zugriff auf E-Mails, Kalender oder Live-Feeds von bevorzugten Social-Networking-Seiten, Nachrich tenagenturen und Wetterdiensten hat. Der interne Speicher von acht Gigabyte ist mit microSD-Karten auf bis zu 24 Gigabyte erweiterbar. Mittels Applika tionen lässt sich der Funktionsumfang noch erheb lich vergrößern. Wie heißt die über die Tarn führende Brücke in Südfrankreich, die Paris mit dem Mittelmeerraum verbindet? a) Pont Neuf b) Pont d‘Avignon Die wichtigsten Daten im Überblick: •Abmessungen: 113 x 52,5 x 14,2 Millimeter •Gewicht: 138 Gramm •Display: 640 x 360 Pixel, 16,7 Millionen Farben • 5-Megapixel-Kamera mit Zeiss-Objektiv •UKW-Radio und Musikplayer •UMTS, WLAN, Bluetooth, USB 2.0 •E-Mail-Client mit Anzeige von Word-, Excel-, PowerPoint- und PDF-Dokumenten •Integrierter GPS-Empfänger Möchten auch Sie ein Nokia N97 mini gewinnen? Dann beantworten Sie einfach unsere Gewinnspielfrage. c) Viadukt von Millau Schicken Sie das Lösungswort bis zum 30.04.2010 per E-Mail an [email protected], per beiliegendem Fax-Formular an die QSC AG oder per Postkarte an VVA Kommunikation GmbH, BQB, Stichwort „Verbindungen“, Theodor-Althoff-Straße 39, 45133 Essen. Viel Glück! Teilnahmebedingungen: Teilnahmeberechtigt sind alle natürlichen Personen, die das 18. Lebensjahr bereits vollendet haben und ihren ständigen Wohnsitz in Deutschland haben. Mitarbeiter der QSC AG sowie von Unternehmen, die mit der QSC AG im Sinne von § 15 AktG verbunden sind, sind von der Teilnahme ausgeschlossen. Der Gewinner oder die Gewinnerin erhalten eine Benachrichtigung per Schreiben. Die Benachrichtigung erfolgt an die mit dem Lösungswort übermittelte Adresse. Eine Barauszahlung ist nicht möglich. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Die Digitalkamera aus BQB Nr. 4 hat H. Jeschull gewonnen. Herzlichen Glückwunsch! Impressum Herausgeber: QSC AG Mathias-Brüggen-Str. 55 50829 Köln E-Mail: [email protected] Internet: www.qsc.de Telefon: 0800 7 72 23 75 Verlag: VVA Kommunikation GmbH Theodor-Althoff-Str. 39, 45133 Essen www.vva.de Leitung: Catherine Castin Bildredaktion: Frank Schuberth, Alexandra Umbach Verantwortlich i.S.d.P.: Thilo Veenema Chef vom Dienst: Uwe Lippik Art Director: Olaf Skrober Weitere Autoren und Mitarbeiter: Sebastian Arackal, Christiane Hautau, Dirk Hautkapp, Claudia Isringhaus, Sonja Loy (Grafik), Dirk Maertens, Klaus-Stephan Otto, Katja Scheyhing, Christoph Wennekers, Jan Wilms, Ute Zimmermann, Sebastian Zweig Bildnachweis: Atlantic Hotels (S. 4, 18, 19), Bildstelle (S. 17), Angela Brandl (S. 28, 29), corbis (S. 24), esa-Forschungszentrum (S. 14), Getty Images (S. 17), Henkel (S. 6), istock (S. 6, 16, 17, 26, 27, 28, 34), National Geographic (S. 4, 8, 9, 12), (Nokia S. 2), Okapia (S. 7), Porzellanmanufaktur Meissen (S. 32, 33), Frank Schuberth S. 4, 22, 23), shutterstock, (S. 3, 4, 6, 7, 21, 26, 30, 31) Druck: VVA GmbH, Höherweg 278, 40231 Düsseldorf Die in der BQB veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit schriftlicher Genehmigung durch die Redaktion. d e n e in ze l nen Beitr äg en und noch v ieles m eh r: www.bqb-online.de Ed i tori al | 3 Eine clevere Verbindung für biegsame Stoffe ist der Reißverschluss, an dessen Entwicklung ab Mitte des 19. Jahrhunderts etliche Tüftler beteiligt sind. 1912 lässt sich Gideon Sundback eine heute noch übliche Metallvariante patentieren. Die serienmäßige Produktion in Europa begründet 1924 der Schweizer Martin Othmar Winterhalter, der sein „Rinne-Rippe“Patent unter dem Namen „ri-ri“ vermarktet. Heute ist der Reißverschluss ein unverzichtbarer Alltagsgegenstand – laut der Schauspielerin Senta Berger erfunden, „weil Männer keine Geduld haben“. L iebe L es er i n ne n u nd L e s e r, was hat ein Hering mit einem Unternehmen zu tun? Auf den ersten Blick nichts, auf den zweiten jedoch eine ganze Menge. Unter dem Stichwort Schwarmintelligenz unter suchen Wissenschaftler nicht nur, wie Verbände in der Natur seit Millionen von Jahren funktionieren, sondern auch, was komplexe Organisationen von heute daraus ler nen können. Mehr über die Möglichkeiten und Grenzen der Schwarmintelligenz lesen Sie in unserer Titelgeschichte (Seite 8). Demnach sind, ohne die Harmonie des Ganzen zu vernachlässigen, in Unternehmen mehr selbstorgani sierte Prozesse gefragt. Das sei lohnenswert, meint unser Autor Dr. Klaus-Stephan Otto, denn Schwarmintelligenz stärke die Lebendigkeit und Innovationsfähigkeit. Interessant ist in diesem Zusammenhang der Einsatz von Open Source, also Software, deren Quellcode offen zur Verfügung steht und die von allen weiterentwickelt werden kann. Wie wir als IT- und internetaffines Unternehmen Open Source verwenden, erläutert Roland Hänel, Leiter Netzdesign bei der QSC AG, im Interview (Seite 10). Mit Verbindungen ganz anderer Art müssen sich Brü ckenbauer auseinandersetzen. Ein Monument höchster Ingenieurskunst, das auch ästhetisch überzeugt, ist der Viadukt von Millau in Südfrankreich (Seite 16). Unverbunden sind Kaolin, Feldspat und Quarz ziemlich gewöhnlich, aber nach dem Brenn vorgang entsteht daraus hochwertiges Porzel lan. Seit 300 Jahren produziert die Meissener Manufaktur das weiße Gold (Seite 32). Was für Porzellan noch Zukunfts musik ist, aber bei Lacken oder Beton schon Realität, erfahren Sie in unserem Beitrag über Materialien, die sich selbständig reparieren (Seite 14). Viel Spaß bei der Lektüre wünscht Ihnen Joachim Trickl Chief Operating Officer 4 | In halt 5 16 | Verbindungen 22 | 32 | 30 | 8 | Standards Aktuelles 2| Gewinnspiel 2| Impressum 3| Editorial 34| Glosse 5 | BQB kommt bei Lesern gut an | Roadshow mit Allnet und QSC | QSC-Geschäftsbericht 2009 | Was die Welt zusammenhält Titel 8 | Schwarmintelligenz 10 | Open Source 20 | Clevere Software für die Reiseplanung 21 | Networking in der Küche 22 | Mit WLL auf bestem Wege verbunden Menschen & Projekte 24 | Mit Sprache Brücken schlagen 26 | Im Zeichen von Winkelmaß und Zirkel 28 | Allein auf der Seidenstraße 30 | Perfekte Harmonie Perfekt & Premium Lösungen & Innovationen 14 | Houston, wir haben kein Problem 16 | Ein Monument der Verbindung 18 | Auf Erfolgskurs „buten un binnen“ 18 | 32 | Das weiße Gold www.bqb-online.de BQB kommt bei Lesern gut an Wie gefällt Ihnen das Kundenmagazin der QSC AG? Das hatten wir Sie in der vorherigen BQB-Ausgabe gefragt, und 585 Leser haben bei unserer kleinen Umfrage mitgemacht. Das Ergebnis: Mit „sehr gut“ oder „gut“ beurteilen 94 Prozent die Inhalte und 95 Prozent das Layout des Kundenmagazins. Das Ergebnis freut uns sehr und ist uns An sporn, den bisherigen Standard zu hal ten und noch weiter zu verbessern. Für die Teilnahme an der Leserbefragung und Ihre Anregungen möchte sich die BQB-Redaktion an dieser Stelle recht herzlich bedanken. A k tu e l l e s | 5 Wie gefällt Ihnen BqB im Hinblick auf die Inhalte /Themen? Inhalt keine Angabe 1% gar nicht 1% Inhalt sehr gut 23% gut 71% weniger gut 4 % Optikgefällt Ihnen BqB im Hinblick auf Wie die Optik/ das Layout? Optik sehr gut 51% QSC-Geschäftsbericht 2009 Am 31. März wird die QSC AG ihren Geschäftsbericht für das zurück liegende Jahr 2009 vorlegen; be reits am 3. März wird QSC die wich tigsten vorläufigen Kennzahlen für 2009 und einen Ausblick für 2010 veröffentlichen. Die Strategie des Unternehmens, sich in dem sehr schwierigen wirtschaftlichen Um feld auf eine Stärkung der Finanz- und Ertragskraft zu konzentrie ren, geht auf. Die QSC AG hat dementsprechend bereits im Novem ber die Prognose für das Gesamtjahr 2009 nach oben angepasst. Die Strategie von QSC ist auf profitables Wachstum und damit auf eine nachhaltige Steigerung des Unternehmenswertes ausgerich tet. Alle drei Business Units überprüfen regelmäßig die Deckungs beiträge sämtlicher Produkte und Dienste sowie Kunden und Ver triebspartner und trennen sich konsequent von margenschwachen Umsätzen. Die Konzentration auf profitables Wachstum geht ein her mit einer Optimierung sämtlicher Prozesse sowie einem strik ten Kostenmanagement. www.qsc.de/de/qsc-ag/investor-relations.html keine Angabe 1% gar nicht 1% gut 44% weniger gut 3 % Roadshow mit Allnet und QSC Zusammen mit der QSC AG tourte der Germeringer ITK-Distributor Allnet im Februar durch Deutschland, um Fachhändler über Vor teile und Einsatzmöglichkeiten der IP-basierenden QSC-CentrexLösungen zu informieren. Das flexible IP-Centrex-Telefonsystem IPfonie centraflex, das die Funktionen einer herkömmlichen Telefonanlage ins QSC-Netz verlagert, ist eine zukunftsweisende Alternative zur klassischen Festnetz-Telefonie und vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen eine kostengünstige Option. Die Zusammenführung von Sprach- und Datennetzen auf IP-Basis reduziert erheblich den Aufwand für Installation, Betrieb und Wartung. Passend hierzu zeigten die Hersteller Aastra DeTeWe und Fluke Networks praxis orientierte Lösungen für die Planung, Einrichtung und Nutzung der virtuellen TKAnlagen. 6 | Akt u ellES Wa s di e W e lt „Simply good connections“ gewährleisten diese praktischen Dinge, die uns mit ihren Verbindungen das Leben erleichtern. Uhu „Im Falle eines Falles klebt wirklich alles.“ Der Slogan ist zum Allgemeingut geworden. 1932 erfindet der 64-jährige Bühler Apotheker August Fischer einen glas klaren Klebstoff aus Kunstharzen, der schnell und dauerhaft alles verbindet. Vier Jahre später wird der Alleskleber bereits beim Bau des Luftschiffs „Hindenburg“ eingesetzt. Der Name bezieht sich auf den Vogel Uhu, dessen Ruf Fischer bei einer Wanderung durch seinen geliebten Schwarzwald vernimmt. Damit folgt er der damaligen Tradition, Büroprodukte nach Vögeln zu benennen: Pelikan, Adler, Schwan usw. Das Design der Klebertube im markanten Schwarz-Gelb ist bis heute fast identisch geblieben. 1969 bringt die Firma Henkel den weltweit ersten Klebestift auf den Markt. Der Henkel-Forscher Wolfgang Dierichs orientiert sich bei seiner Entwicklung am Herausdrehmechanismus eines Lippenstifts, was eine besonders saubere Anwendung ermöglicht. Heute kaufen Menschen auf der ganzen Welt jährlich mehr als 130 Millionen -Stifte. Pritt Während Knöpfe in der Form ähnlich den heu tigen als Zierelemente schon seit der Antike bekannt sind, gibt es das erst seit dem 13. Jahrhundert. Es löst weit gehend das Knopf-Schlaufe-Prinzip ab, bei dem ein kugelförmiger Knopf oder ein Knebel mittels geflochtenen Bändern und Schnüren befestigt wird. Knopfloch www.bqb-online.de A k tu e l l e s | 7 Schon 1885 reicht der Pforzheimer Heribert Bauer ein Patent ein, „dazu bestimmt, das Öffnen und Schließen der Herrenhosen mit Latz zu vereinfachen“. Doch sein Druckknopf geht nie in Serie. 1903 verbessert der Stolberger Kurzwarenfabrikant Hans Prym den Vorläufer, indem er rostfreies Metall verwendet und das Kopfteil mit einer Feder versieht. In dieser Form ist der , einer der ältesten Markenartikel überhaupt, bis heute im Handel. Täglich verlassen das mittlerweile in der dritten Generation geführte Familienunternehmen 15 Millionen Druckknöpfe aller Art und sorgen für das, was ein Werbeslogan des Hauses verspricht: „Simply good connections“. Druckknopf z us a mmenhält Was sich die meisten Heimwerker nur schwer vorstellen kön nen: Auch gab es nicht immer. 1958 hat der Schwa be Artur Fischer eine bahnbrechende Idee, wie Schrauben am besten festen Halt in Wänden finden. Bis dato hatte man dazu ein Holzstück in die Wand eingegipst und nach dem Trock nen die Schraube hineingedreht. Fischer feilt ein Rundstück aus Polyamid (Nylon) zurecht, das laut Patentschrift „über einen Teil seiner Länge geschlitzt und dessen vorderes Ende mit sägezahnförmigen Einschnitten versehen ist“. Sein Fischer-Dübel wird ein überwältigender Markterfolg und legt den Grundstein für die neue Geschäfts sparte Befestigungstechnik. Dübel Immer wieder muss der Schweizer Ingenieur Georges de Mestral die Kletten aus dem Fell seiner Hunde klauben. Als er sich die Früchte unter dem Mikroskop genauer anschaut, entdeckt er, dass sie keine starren Stacheln, sondern elas tische Häkchen aufweisen und deshalb auch nach dem Entfernen nicht abbrechen. Aus zwei Nylonstreifen – der eine mit Häkchen, der andere mit Schlaufen – fertigt er daraufhin den , der zwei Materialien reversibel miteinander verbindet. 1951 meldet de Mestral die Idee zum Patent an. Vermarktet wird der Verschluss zunächst unter dem Namen Velcro, der sich aus den Begriffen Velours und Crochet (frz. Haken) zusammensetzt. Klettverschluss 8 | Tite l | ver bindungen Schwarmintelligenz Obwohl Schwärme aus vielen selbstorganisierten Individuen bestehen, wirken sie wie ein einziger großer Organismus. Auch die Wirtschaft kann von der Natur lernen und die Kraft des Schwarms erfolgreich nutzen. Tex t: Dr . Kla us - S t eph a n Ot to Wer einmal im Ozean getaucht hat, wird den atemberaubenden Anblick sich schnell und synchron bewegender Fischschwärme nie mehr vergessen. Obwohl ein Schwarm aus vielen kleinen Fischen besteht, wirken diese in ihren eleganten Bewegungs abläufen wie eine Einheit. Sanft gleiten sie durchs Wasser, mal eine schnelle Zickzack-Bewegung nach links, weil ein großer Fisch kommt, dann wieder nach rechts auf der Suche nach Nah rung. Auch ohne „Leitfisch“ vollzieht der Schwarm seine Bewe gungen in perfekter Koordination. In ähnlicher Weise wünscht sich so mancher Manager die Orga nisation seines Unternehmens, doch oft ist von einem solchen synchronen Verhalten wenig zu spüren. Die Frage ist, wie wir von den in Millionen Jahren entstandenen Verhaltensweisen der Schwärme für unsere heutigen komplexen Organisationen lernen können. Die Wissensgesellschaft stellt neue Herausforderungen. Alte Führungsweisen funktionieren nicht mehr, hochintelligente Mitarbeiter lassen sich nicht einfach kommandieren, aber zu viel Freiheit und Dezentralisierung verhindern einen gemeinsamen Kurs. Die bereichsübergreifende Zusammenarbeit wird immer wichtiger. Veränderungen und die Komplexität des Umfelds neh men zu. Um darauf eingehen zu können, sind eine umfassende Umfeldwahrnehmung und schnelle Reaktionsfähigkeit der ge samten Organisation, des „Organismus Unternehmen“, notwen dig. Es wächst die Herausforderung an die Unternehmen, sich flexibel und schnell an Umfeldveränderungen anzupassen. Erfolge aus Millionen Jahren Erfahrung Von der Schwarmintelligenz können wir viel lernen, wenn es um flexible, sich selbst organisierende Strukturen zur Lösung dieser Herausforderungen geht. Beim Schwarm geht die Intel ligenz über die Fähigkeiten eines jeden Einzelnen hinaus. Das Schwarmverhalten hat sich in der Evolution verhältnismäßig früh entwickelt. Anfangs waren Organismen Einzelgänger und Einzel kämpfer, dann begannen sie in Gruppen zusammenzuleben, und daraus entwickelte sich das Schwarmverhalten. Eine spezielle Form des Zusammenlebens ist der Familienverband. Erst sehr spät in der Evolution, nämlich in Herden, hat sich dann eine or ganisatorische Hierarchie entwickelt, wie sie heute das Zusam menleben in Organisationen bestimmt. Die Stärke der Evolution ist, dass sie einerseits Komplexität der Formen und Interaktionen entwickelt, andererseits aber ein fachere Formen weiterhin existieren lässt und dadurch die Vor teile der früheren Lösungen bewahrt. Das bedeutet übertragen auf Organisationen, dass die unterschiedlichen Formen parallel existieren sollten. Ein gutes Unternehmen braucht die Einzel kämpfer, zum Beispiel im Vertrieb bei den Kunden, es braucht Führung und Hierarchie, es sollte aber auch in der Lage sein, mit Schwarmintelligenz die Potenziale aller Mitarbeiter in seine Aktivitäten zu integrieren. Schwärme bestehen aus einer Vielzahl von Individuen, die mit tels direkter Kommunikation selbstorganisiert agieren. Als Ein heit folgen Fischschwärme dabei keinem Anführer, sondern je der in der Gruppe kann auf die Richtung des Schwarms Einfluss nehmen. Die Koordination der Aktivitäten basiert auf der Einhal tung einiger weniger Regeln. Die ständige Interaktion zwischen den Individuen ist die Basis für ein koordiniertes Verhalten des Schwarms. Dieses Verhalten basiert auf der Befolgung von drei einfachen Regeln: •Zusammenbleiben: Bewege dich in Richtung des Mittelpunktes derer, die du in deinem Umfeld siehst. •Separieren: Bewege dich weg, sobald dir jemand zu nahe kommt. •Ausrichten: Bewege dich in etwa dieselbe Richtung wie deine Nachbarn. Innerhalb der Gruppe wird also stets ein gleicher Abstand zu den Nachbarn gehalten. Mithilfe des Seitenlinienorgans, einer Art seitlichem Sensor, können Fische Bewegungsimpulse der an deren Fische in Bruchteilen von Sekunden empfangen und ent sprechend reagieren. Ändert sich der Abstand, weil der Nachbar in eine andere Richtung schwimmt, wird der veränderte Abstand www.bqb-online.de T i te l | v e r b i n du n ge n | 9 1 0 | Ti t e l | ver bindungen sofort korrigiert. Sie sondieren somit permanent ihre unmittelbare Um gebung und passen sich den Bewegungen der Masse an, die wiederum erst durch dieses Zusammenspiel möglich werden. Die jeweils außen schwimmenden Fische geben die Richtung vor, wobei nicht immer die gleichen Fische am Rand schwimmen. Das einzelne Tier hat nicht den Gesamtüberblick, es hält sich nur an einfache Regeln. Dadurch erhöht sich die Chance, Futter zu finden, und es reduziert sich das Risiko, ge fressen zu werden. Denn man kann den Feind besser wahrnehmen, sich in der Masse besser „verstecken“, und schließlich wirkt der Schwarm in seiner Größe abschreckend. Die „Intelligenz“ liegt im System, das sich evolutionär bewährt hat. Aufgrund dieser einfachen Organisations regeln zeichnen sich Schwärme durch folgende Eigenschaften aus: •Flexibilität: Schwärme verfügen über eine große Anpassungsfähigkeit an unterschiedlichste Bedingungen. •Robustheit: Schwärme sind sehr robust gegenüber dem Ausfall ein zelner Individuen, und die Mitglieder des Schwarmes agieren ohne Aufsicht oder Kontrolle. •Selbstorganisation: Durch die Interaktion autarker Einzelner agiert die Gruppe ohne zentrales Kommando selbstorganisiert und dynamisch. •Selbstregulation: Durch schnelle Rückkopplungen wird für stabile Teilzustände gesorgt, die für den Erhalt des Lebens notwendig sind. Erfolgreich in der Wirtschaft schwärmen Dieses Prinzip lässt sich auch auf die Wirtschaft und das Verhalten von Menschengruppen übertragen und unterstützt den Trend zu mehr Eigenverantwortung und Individualisierung. Ein einfaches Beispiel für eine solche Übertragung kennen wir alle: Es ist der Feuer melder. Jeder kann das Glas einschlagen und dadurch eine schnelle Rettungskette auslösen, genau wie der Fisch, der dem Feind ausweicht und dadurch die Richtung des gesamten Schwarms ändert. Würde man warten, bis eine Führungsperson gefunden ist und den Einsatzbefehl gibt, hätte das Feuer vielleicht schon großen Schaden angerichtet. Für die Übertragung von Schwarmintelligenzprinzipien lassen sich drei unter schiedliche Wege darstellen: •Anwendung auf technische Lösungen: Dies geschieht zum Beispiel bei der Entwicklung von Software, wo Schwarmprinzipien verwendet werden (zum Beispiel Ameisenlogarithmen bei Logistiksoftware oder Open Source, siehe unten). •Anwendung auf menschliche Interaktion: Dies geschieht in Unterneh men, die das Wissen und die Erfahrung ihrer Mitarbeiter stärker in die Unternehmensentscheidungen einbeziehen, indem sie zum Beispiel über Ideenzirkel ihre Innovationskraft für die Optimierung einsetzen. •Die Verbindung technischer Lösungen mit der menschlichen Interak tion: Hier sind vor allem die vielen im Web 2.0 entstandenen Möglich keiten der Interaktion und Vernetzung, von Meinungen über Blogs bis zu Marktplätzen, zu nennen. Letzteres nimmt immer mehr zu. Das Internet bietet hier technische Möglichkeiten, die es vor Jahren so nicht gab. Hotelbewertungen wer den im Netz gesammelt und führen dazu, dass ein Hotel weniger oder mehr gebucht wird. Während früher solche Beurteilungen unabhängig von den verkaufenden Unternehmen (zum Beispiel HRS) stattfanden, sind sie inzwischen von ihnen integriert worden, weil es keinen Sinn gemacht hätte, sich diesem Trend zu verweigern. Amazon zeigt für ein bestimmtes Buch an, welche anderen Bücher von den Käufern dieses „ Op en S ource wird n och v i e l wicht ige r w e r d en“ Der Grundsatz, dass viele Köche den Brei verderben, gilt nur bedingt für die Entwicklung von Software. Welche Vorteile und Chancen der Einsatz von Open Source bietet, erläutert Roland Hänel, Leiter Netzdesign bei der QSC AG. Herr Hänel, wie würden Sie Open Source definieren? Open Source ist eine Software, deren Quellcode offen zur Verfügung steht, wobei „offen“ je nach Lizenz ganz unterschiedlich definiert wird. Frei verfügbar heißt aber nicht unbedingt, dass sie kostenlos sein muss. Selbst wenn die Software an sich kostenlos ist, so ist es ihr Betrieb in der Regel nicht. Was sind die Vorteile von Open Source? Der wichtigste Vorteil ist die Transparenz, die aus dem Einblick in die Software resultiert. Ein Quellcode ist wie der Bauplan eines Hauses: Wer einen solchen Plan besitzt, kann einfacher einen Schaden reparieren, denn er läuft nicht permanent Gefahr, ein Wasserrohr anzubohren oder eine Stromleitung zu kappen. Auch ein Anbau, also die Erweiterung des bestehenden Systems, lässt sich mit Kenntnis des Plans leichter durchführen. Ist diese freiwillige Bereitstellung von Wissen ein Gegenentwurf zu Herrschaftswissen? Ja, aber das ist nur ein Aspekt der freien Verfügbarkeit. Es geht nicht nur darum, dass alle etwas nutzen können, sondern auch darum, dass es alle weiterentwickeln dürfen. Denn etwas, das vielen zur Verfügung steht, kann auch von vielen verbessert werden – und so wird das Produkt insgesamt immer besser. Ein prominentes Beispiel hierfür ist die Entwicklung des AES (Advanced Encryption Standard), ein Verschlüsselungs-Algorithmus, der heute State of the Art ist und bis hinauf zu militärischen Hochsicherheits anwendungen eingesetzt wird. Der Algorithmus, entwickelt von zwei Belgiern und später von der US-Regierung zum nationalen Standard erhoben, ist frei verfügbar. Hintergedanke bei dieser Art der Entwicklung war, dass eine Lücke im Verschlüsselungscode eher gefunden wird, wenn der Code offen von allen einsehbar ist. www.bqb-online.de T i te l | v e r b i ndu n ge n | 11 Buches zusätzlich gekauft wurden, und zeigt damit, wohin das „Schwarminteresse“ weist. Das Internetlexikon Wikipedia wird von den Lesern selbst geschrieben. Erst 2001 gegründet hat es heute jeden Monat 340 Millionen Nutzer. Es weist eine erstaun liche Qualität der Beiträge auf, da Fehler in Beiträgen schnell von anderen korrigiert werden. Bei einem Test der Zeitschrift „Stern“ schnitt es besser ab als der Brockhaus. Prof. Dr. Francis Heylighen, belgischer Kybernetiker, sieht das In ternet als einen Superorganismus, der nach Schwarmprinzipien funktioniert. In der Informatik wird an sogenannten Software„Agentensystemen“ geforscht, die komplex vernetzt werden und sich selbst steuern, miteinander kommunizieren und selbst lernen. Im Flugverkehr wird daran gearbeitet, dass Flugzeuge nicht mehr zentral von Fluglotsen geführt werden, sondern miteinan der kommunizieren und selber darauf achten, den richtigen Ab stand zu halten wie im Schwarm. Dies könnte Verspätungen und Risiken erheblich reduzieren. Prof. Dr. Jens Krause vom Institut für Gewässerökologie der Humboldt-Universität zu Berlin forscht an der Anwendung von Schwarmerkenntnissen für die Steuerung von großen Men schenansammlungen, besonders in Notsituationen. Er hat herausgefunden, dass fünf Prozent der Teilnehmer einer Men schengruppe für eine Richtungsausrichtung ausreichen und wo Ordner positioniert sein müssen, um Menschengruppen in die richtige Richtung zu bewegen. Der Gewinn, dass „ein Guter“ auf eine etwaige Lücke stößt und die Anwender darüber informiert, wurde bei der Entscheidung für Open Source als höher gewertet als das Risiko, dass „ein Bösewicht“ die Lücke findet und dann Schaden anrichten kann. Quasi nach der Devise: Wir machen extra keine Geheimnisse darum und haben den Vorteil, dass alle Wissenschaftler dieser Welt den Code überprüfen. Und was dieser Überprüfung standhält, ist dann vermeintlich auch sicher. Ein anderes Beispiel für die Popularität von Open Source ist der WebBrowser Netscape … Ursprünglich war Netscape aber keine Open-Source-Software. Erst als der Konkurrent Internet Explorer den Netscape-Browser schon fast vom Markt verdrängt hatte, wurde der Programmcode unter eine Open-Source-Lizenz gestellt. Mit Erfolg: Heute ist der Netscape-Nachfolger Firefox in Deutschland der meistgenutzte Browser. Welche Schnittstellen gibt es zwischen der QSC AG und Open Source? Als IT- und internetaffines Unternehmen verwenden wir viel Open Source. Wesentliche Systembestandteile unserer IT, die wir zur Steuerung und zum Betrieb unseres Kommunikationsnetzes benötigen, sind Open-Source-Bestandteile. Entweder betreiben wir sie selber als Open Source, oder sie sind integriert in Herstellerkomponenten, die wir kaufen. So hat zum Beispiel jeder moderne Router des Marktführers Cisco einen Linux-Kernel und beinhaltet damit Open-Source-Komponenten. Auch für die Optimierung logistischer Prozesse werden Schwarm prinzipien eingesetzt. Hier wird viel von Insektenschwärmen, spe ziell von Ameisen gelernt. Beim Einsammeln von Nahrung agieren Ameisen wie Staffelläufer: Sie tragen ihre Beute nicht den ganzen Weg zum Nest, sondern geben sie in einer Kettenformation weiter. Dabei haben einzelne Ameisen keinen festen Platz in der Reihe, die Übergabepunkte der Beute sind nicht starr fixiert. Wie eine flie gende Brigade variieren die Laufwege jeder Ameise entlang dieser Körperkette. Wo immer gerade eine Ameise gebraucht wird, packt sie mit an, dadurch entstehen keine Leerläufe. Dies wurde auf den Produktionsablauf einer Versandhauskette übertragen: Aufgrund der unterschiedlichen Arbeitsdauer der Packvorgänge gab es regelmäßig Arbeitsstaus. Die unterschied liche Geschwindigkeit des Verpackungsprozesses resultiert dabei automatisch aus den unterschiedlich einzupackenden Produkten. Zur Lösung des Problems wurden die Packer dann nach dem Prinzip der fliegenden Brigade vom lange dauernden bis zum schnellsten Vorgang gestaffelt eingesetzt. Bei diesem Prinzip sucht jeder Mitarbeiter so lange Produkte für seine Be stellung zusammen, bis diese Arbeit vom nachfolgenden Packer fortgesetzt wird. Der freie Mitarbeiter geht dann an den Anfang des nächsten Packprozesses und übernimmt seinerseits die Ar beit von seinem Kollegen. Dieses einfache Prinzip gestattete es den Teams flexibel auszugleichen, was zu unterschiedlich lange dauernden Packprozessen führt – nämlich das unterschiedliche Tempo der Arbeitskräfte und die unterschiedliche Zahl von zu verpackenden Produkten. Was schätzt die QSC AG an Open Source? Ein großer Vorteil ist, dass wir kompetente Mitarbeiter haben, die bestimmte, für uns wichtige Kernkomponenten weiterentwickeln können. So gesehen profitieren wir von Open Source. Wir geben aber auch etwas zurück, weil wir diese Modifikationen oft der Community wieder zur Verfügung stellen. Also ein Geben und Nehmen … Ja, aber das basiert nicht nur auf Nächstenliebe, sondern ist auch kommerziell motiviert. Als Entwickler habe ich ein Interesse daran, dass meine modifizierte Open-Source-Komponente kein absterbender Ast an einem großen Baum wird, sondern permanent weiter gepflegt wird. Das erreiche ich am besten, indem ich meine Modifikation zurückgebe. Denn so enthält jede Weiterentwicklung auch meine Änderungen, und nach einer erneuten Modifikation durch andere kann ich es wieder zurücknehmen. So besteht eine Grundmotivation, das eigene Werk immer wieder in den Topf zu geben. Das wird teilweise auch durch Open-Source-Lizenzen gefördert. Es gibt Lizenzen, die sehr freigiebig bei Modifikationen sind, aber es gibt auch Lizenzen, wonach ein verändertes Open-Source-Werk wieder ein Open-SourceWerk sein muss. Wenn ich mich einmal entscheide, in diesen Kreis einzutreten, bin ich auch verpflichtet, die Regeln zu befolgen. Die Lizenznehmer besitzen dann kein Patent auf die Weiterentwicklung, sondern müssen ihren Kunden die gleichen Freiheiten einräumen. Als einige Router-Hersteller Geräte mit modifiziertem Linux-Kernel auslieferten, ohne den Code ihrer Modifikationen zu veröffentlichen, wurden sie per Gerichtsentscheid zur Offenlegung gezwungen. Welche Rolle wird Open Source in Zukunft spielen? Der Open-Source-Gedanke wird zunehmen – vor allem bei Lösungs- und Netzanbietern, wie wir einer sind. Der Internetzugang wird in den nächsten Jahren zu einer Standardware werden wie zum Beispiel Strom, dessen messbare Qualität ein Endkunde heute bereits nicht mehr unterscheiden kann. Worüber wir uns dann differenzieren müssen, sind die Dienstleistungen, die darauf aufgebaut sind. Wir kommen dann in Bereiche, in denen es keinen interessiert, aus welchem Plastik das Gerät besteht oder ob die DSL-Technologie X oder die DSL-Technologie Y besser ist. Stattdessen geht es mehr darum, welchen Service oder welche Benutzeraktion wir anbieten. Was bedeutet das konkret für die QSC AG? Open Source lässt sich immer auf zwei Schienen, also mehr oder weniger aktiv, nutzen. So sind die wenigsten Linux-Nutzer aktives Mitglied einer Open-Source-Community. Die meisten arbeiten mit dem System, ohne daran etwas verändern zu wollen. Während die QSC AG heute bei vielen Dingen noch mehr auf dieser eher passiven Benutzerseite zu finden ist, wird das in Zukunft mehr in die andere Richtung laufen. Denn wenn sich unser Geschäftsmodell stärker in Richtung softwarelastiger Themen wie Software-as-a-Service oder Platform-as-a-Service bewegt, werden wir in diesem Umfeld sicherlich auch eine aktivere Rolle einnehmen. Wir werden an mehr Projekten aktiv partizipieren, und das heißt, dass mehr Mitarbeiter von uns Beiträge zu Open-Source-Projekten leisten werden. In dem Sinne ist das Thema auch für uns intern sehr interessant. 1 2 | Ti t e l | ver bindungen T i te l | v e r b i ndu n ge n | 13 www.bqb-online.de Je komplexer Organisationen werden, umso stärker müssen selbstorganisierte Prozesse ablaufen, denn das Funktionieren kann bei vielen parallel laufenden Prozessen nicht mehr über Anordnungen und Anweisungen gewährleistet werden. Ein trau riges Beispiel für die Effektivität solcher Organisationsformen liefert Al Qaida. Ihre starke Dezentralität macht die Organisation schwer angreifbar. Grenzen der Schwarmintelligenz Allerdings gibt es auch Grenzen der Schwarmintelligenz. Delfine kreisen Fischschwärme ein und treiben sie Richtung Oberfläche. Dann funktionieren die Schwarmregeln nicht mehr, die kleinen Fische werden von den größeren gefressen oder von Vögeln. In einer solchen Situation bräuchte es Führung, um mit unüblichen Wegen der Gefahr zu entkommen. Schwarmverhalten unterstützt das Funktionieren einer Organisation, aber es ersetzt nicht die Notwendigkeit von Führung. Bei der Challenger-Explosion 1986, ausgelöst durch eine spröde Dichtung, hatte der Zulieferer per Gruppenmehrheit entschieden, dass auch bei kühleren Tempe raturen als geplant gestartet werden könnte. Eine verhängnis volle Fehlentscheidung. Zwei Ingenieure wiesen auf das Risiko hin, konnten sich aber als Minderheit nicht durchsetzen. Schwarmintelligenz funktioniert nur, wenn die Mitglieder selbst verantwortlich handeln. Sie dürfen nicht einfach nur nachahmen oder auf Befehle warten. Dies machen uns Fische, Ameisen und Bienen vor, die nicht immer das Gleiche tun, sondern eigenstän dig im Rahmen der Regeln entscheiden, was zu tun ist. Sie sind damit sehr erfolgreich in ihren Lebensprozessen, obwohl sie nur ein sehr kleines Gehirn haben. Viele Unternehmen schwanken zwischen Zentralisierung und Dezentralisierung. Kommt ein neuer CEO, so wird oft von einer bestehenden Situation in ein anderes Extrem gewechselt. Das Prinzip Schwarmintelligenz verbindet synchrones Handeln und Einordnung mit dezentraler Umfeldwahrnehmung und Beeinflussung der Richtung des Schwarms. Dafür ist es notwendig, Kontrolle zu reduzieren und mehr Vertrauen in der Organisation aufzubauen. Die Mitarbeiter sollten aber auch stärker in die Unternehmenspolitik eingebun den werden, damit sie wissen, wie die gegenwärtige Lage des Unternehmens ist, welche Gefahren dro hen, welche Chancen sich bieten und wohin das Unternehmen sich entwickeln soll. Die Austausch prozesse im Unternehmen müssen beschleunigt werden. Es reicht nicht mehr, dass nur die Führung informiert ist. Das Unternehmen braucht eine neue Struktur, die nicht mehr sternförmig auf die Füh rung ausgerichtet ist, sondern eher netzwerkmäßig relativ selb ständig agierende Teams miteinander verbindet. Dazu ist es auch nötig, nicht einfach nur zentrale Pläne umzusetzen, sondern von dezentralen Einheiten erkannte neue Chancen aufzunehmen und umzusetzen. Die synchrone Bewegung des Schwarms rührt aber auch daher, dass die einzelnen Schwarmorganismen bereit sind, sich einzuordnen. In unserer Gesellschaft, die das Individuum so hochhält, fällt das vielen nicht leicht. Schneller sein durch Selbstorganisation Wenn Sie Ihr Unternehmen dazu bringen wollen, sich schneller an Veränderungen im Markt anzupassen, so prüfen Sie, wie Sie verstärkt Elemente der Schwarmintelligenz in Ihre Unterneh mensabläufe integrieren können. Wie können Sie die Umfeld wahrnehmung der Mitarbeiter systematisch in die Produktent wicklung integrieren? Wie können Sie es erreichen, dass mehr und mehr Prozesse in ihrer Organisation selbstorganisiert ab laufen, aber gleichzeitig eine Harmonisierung stattfindet? Wie können Sie technische Systeme einsetzen, um Schwarmintelli genzelemente für sich zu nutzen? Es braucht eine Umgewöhnungszeit und vielleicht laufen am Anfang bestimmte Prozesse etwas holpriger oder vielleicht auch langsamer. Durch die Einbettung der Schwarmintelligenzprin zipien werden Organisationen aber langfristig anpassungsfä higer und erfolgreicher. Praktizierte Schwarmintelligenz stärkt die Lebendigkeit und Innovationsfähigkeit von Organisationen und damit ihre Überlebensfähigkeit. Zur Person Dr. Klaus-Stephan Otto ist Geschäftsführer der Dr. Otto Training & Consulting, Seit über 25 Jahren unterstützt das Beratungsunternehmen Organisa tionsentwicklungsprozesse, begleitet innovative Projekte, stärkt Teamund Managementkompetenzen durch Seminare und Workshops sowie durch das Coaching von Führungskräften. Von Klaus-Stephan Otto erschien im Carl Hanser Verlag das Buch: „Evolutionsmanagement. Unternehmen entwickeln und langfristig steuern“. Am 21. und 22. April 2010 findet der Workshop „Innovationsentwicklung – von der Natur lernen“ statt. www.dr-otto.de/iws 1 4 | Lö sung en & Innovat ionen | S elb s t h eilend e Mate r i a l i e n Materialwissenschaftler des europäischen ESAForschungszentrums entwickeln für die Raumfahrt Fasern, die sich selbst reparieren können. www.bqb-online.de Lö su n g e n & I n n ovati o n e n | S e l b sth e i l e n d e Materi al i e n | 15 Houston , w i r hab e n k ei n P ro b l em Ein Lack, der nicht verkratzt, eine Betonwand, die eindringende Feuchtigkeit vertreibt, und ein Raumschiff, dessen Hülle nahezu unverwundbar ist – Wissenschaftler forschen mit Hochdruck an „selbstheilenden Materialien“. Text : C h ris toph W ennekers Vorbild für die sogenannten Smart Materials ist wie so oft die Na tur. Genauer die menschliche Haut: Kleine Kratzer und Schnitte heilen schnell ab, schon nach wenigen Tagen ist nichts mehr von der Schramme zu erkennen. Anders bei Werkstoffen, etwa Metallen: Hat beispielsweise die galvanische Schicht, die Metalle vor Korrosion schützt, einen Kratzer, ist der Rostschutz dahin. Internationale Forschungsteams untersuchen daher Konzepte und Materialsysteme, die selbstheilende Eigenschaften für un terschiedliche Anwendungen besitzen. Die Wissenschaftler tra fen sich zuletzt im Sommer 2009 in Chicago, USA, zur zweiten internationalen Konferenz für selbstheilende Materialien (Confe rence on Self-Healing Materials). Auch Forscher des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung IPA in Stuttgart arbeiten mit der Universi tät Duisburg-Essen daran, den Selbstheilungseffekt der Haut auf Werkstoffe zu übertragen. Sie bringen dazu in eine galvanische Schicht flüssigkeitsgefüllte Kügelchen ein. Wird die Oberfläche beschädigt, platzen die an dieser Stelle liegenden Kügelchen auf, die Flüssigkeit läuft heraus und „repariert“ Kratzer. Die Schich ten können auch in mechanischen Lagern eingesetzt werden: Reicht der Schmierstoff im Lager kurzfristig nicht aus, wird ein Teil der Beschichtung abgetragen, die oben liegenden Kapseln platzen und geben neuen Schmierstoff frei. So wird das Lager nicht beschädigt, wenn es kurzzeitig trockenläuft. Bis allerdings ganze Bauteile beschichtet werden können, dauert es nach Ein schätzung der Experten noch eineinhalb bis zwei Jahre. Ewig schöner Lack fürs Auto Auch der Autolack der Zukunft soll sich selbst reparieren. Kleine Kratzer und Blessuren verschwinden dann von allein. Das Ge heimnis liegt in der Zusammensetzung der äußersten Schicht der Lackierung, die aus einer neuartigen Polyurethanmischung besteht. Wird dieser neue PUR-Lack erwärmt, fließen die kleinen Blessuren auf dem Autoblech einfach wieder zusammen. Dazu reicht schon die Sonneneinstrahlung an Sommertagen. Doch ist der Lack zu weich, kann er nicht mehr geschliffen oder poliert werden. Also verstärkten die Lackforscher von Bayer MaterialScience die Dichte des Molekülnetzes durch eine veränderte Zusammensetzung der Rohstoffanteile. Weil die verwendeten Rohstoffe wesentlich dünnflüssiger sind als die herkömmlichen, können Autohersteller weniger Lösungsmittel einsetzen. Der neue Lack ist deshalb besonders umweltfreundlich und soll schon bald serienreif sein. Den selbstheilenden Beton gibt es schon Das bereits erhältliche Penetron-System zur Gebäudesanierung dichtet Mikrorisse im Beton selbsttätig ab. Auf Feuchtigkeit re agiert der Wirkstoff mit den Betonbestandteilen und bildet eine mikrofeine Kristallisation in der Struktur des Baukörpers. Die Substanz „wächst“ dabei tief in das Kapillarsystem des Betons hinein. Die Anwendungen sind vielseitig: Mauern und Stütz mauern, Fundamente, Keller und Nassräume, Parkdecks und Industrieböden, Aufzugschächte, Treppenhäuser, Brücken, Tunnel, Schwimmbecken, Wasserbehälter, Staudämme, Kraft werke, Kläranlagen, Kanalisationen, Tankstellen werden dank der Selbstheilungskräfte des neuartigen Materials wasserdicht. Und sollte sich später neue Feuchtigkeit bilden, wird der Abdich tungsvorgang automatisch im Beton fortgesetzt. Warten auf den Supergummi Materialforscher von der École Supérieure de Physique et Chi mie Industrielles in Paris tüfteln unterdessen am Supergummi: Vom selbstflickenden Fahrradschlauch bis zur dauerhaft form stabilen medizinischen Prothese sind zahlreiche Einsatzzwecke denkbar. Die Forscher beschränken sich bei den Ausgangssub stanzen auf Harnstoff und Fettsäuren aus Pflanzenöl. Das fertige Material soll die gleiche Dehnbarkeit und Elastizität besitzen wie herkömmliches, aus vulkanisiertem Kautschuk hergestelltes Gummi. Während Letzteres jedoch beim Vulkanisieren durch feste chemische Bindungen quervernetzt ist, bleiben die Bin dungen des neuen Stoffs chemisch flexibel, lassen sich leicht wieder auflösen, umordnen und neu verknüpfen. Einmal zer schnitten, müssen die Enden nur etwa eine Minute aneinander gehalten werden. Wie von Geisterhand verbinden sich die Stücke dann miteinander und zeigen das gleiche Dehnungsverhalten wie zuvor. Nach Ansicht der Forscher sollen schon bald die ersten Produkte auf den Markt kommen. Selbstheilung sogar im Weltraum Materialwissenschaftler des Forschungszentrums der ESA im niederländischen ESTEC (European Space Research and Tech nology Centre mit Sitz in Noordwijk) entwickeln derweil für die Raumfahrt Fasern, die sich selbst reparieren können. Allerdings trat dabei ein zusätzliches Problem auf: Beim Menschen reagiert die Luft bei einem Heilungsprozess der Haut chemisch mit dem „Reparaturstoff“ Blut und lässt es verhärten. Im luftlosen Raum des Weltalls müssen mechanische „Adern“ daher nicht nur mit einer flüssigen harzhaltigen Reparatursubstanz, sondern auch mit einem speziellen Härtemittel gefüllt werden, damit diese bei Beschädigung der Fasern in der Bordwand der Raumfähre zu sammenlaufen und sich vermischen können. Die neuen Stoffe müssen zudem eine spezielle Konsistenz und Zusammenset zung aufweisen, damit die Risse gefüllt und ausgehärtet sind, bevor eine Verdunstung stattfinden kann. Bis selbstheilende Ma terialien nach dem Vorbild der Natur auch im All funktionieren, wird daher noch einige Zeit vergehen. 1 6 | Lö sung en & Innovat ionen | V ia d ukt von M il l a u E i n Monume n t de r Ve rb in du n g Brückenbau zählt zu den Königsdisziplinen der Baukunst. Mit kühnen Konstruktionen und neuen Baumaterialien überwinden Menschen fast jedes Hindernis. Ein Monument höchster Ingenieurskunst, das auch ästhetisch überzeugt, ist der Viadukt von Millau in Südfrankreich. T ext : UWe Lippik Wenn Wolken das Tal der Tarn einhüllen, scheint es, als ob die Brücke schwebt. Dann verschwimmen die wie Fächen angeord neten Stahlseile zu Segeln. Wo eigentlich der breite Schiffsrumpf sein sollte, finden die Augen aber nur einen schmalen Binde strich, der sich wie ein Hochseil über den Horizont spannt. Der 2.460 Meter lange Viadukt von Millau ist in vielerlei Hinsicht überwältigend. Der mächtigste seiner insgesamt sieben Pfeiler misst, wenn man den über die Fahrbahn ragenden Pylon hinzu rechnet, insgesamt 343 Meter. Das sind 19 Meter mehr, als der Eiffelturm aufweist. Zur höchsten Brücke der Welt hat es trotz des weltweit höchsten Pfeilers zwar nicht gelangt, aber immerhin zum Prädikat „höchste Autobahnbrücke“. 270 Meter hoch über der Tarn braust hier zweispurig der Verkehr in beide Richtungen. Nicht hoch genug, um der Royal Gorge Bridge in Colorado die Spitzenposition streitig zu machen: Auf ihrem – allerdings nur fünf Meter breiten – Tragwerk, das in 321 Metern Höhe verläuft, dürfen aber lediglich Fußgänger verkehren. Der Viadukt von Millau ist die längste Schrägseilbrücke der Welt. Von einer Hängebrücke unterscheidet sich eine Schrägseilbrü cke darin, dass sämtliche Seile von den Pylonen ausgehen und diese die Hauptlast tragen. Das hat unter anderem den Vorteil, dass der Brückenträger unter der Fahrbahn besonders schmal sein kann. Bei einer Hängebrücke sind die Tragseile jenseits der Pylone im Boden verankert, und von einem gespannten horizon talen Seil tragen weitere Seile nicht schräg, sondern in lotrechter Richtung die Fahrbahn. Wegen der starken Winde vor Ort sind beide Fahrbahnseiten des Viadukts von Millau mit drei Meter hohen Kunststoffelementen gesichert. Auch der wechselnde Querschnitt der Pfeiler und Py lone zollt dem starken Wind Tribut. Die schlanke und teilweise offene Form soll möglichst wenig Angriffsfläche bieten. Von Wei tem betrachtet wirken Pfeiler und Pylone wie aus einem Guss. Während die Pfeiler aber aus Beton sind, bestehen die Pylone wie der weitere Überbau aus Stahl. Die Stahlbauweise wirkt nicht nur eleganter als die Ausführung in Beton, sondern ist auch leichter und aufgrund eines hohen Maßes an Vorfertigung schneller zu bauen. Während die Betonpfeiler mit Hilfe variab ler Schalungen emporwuchsen, wurde der Überbau bereits an dernorts zu großen Teilen vorgefertigt. Aus stählernen Blechen entstanden an verschiedenen Produktionsstätten immer größere Einheiten, die Spezialtransporter zu den Widerlagern brachten. Immer noch auf festem Boden schweißten Arbeiter die Teile zu acht 351 Meter langen Fahrbahnsegmenten zusammen. Was dann folgte, war gänzlich neu. Normalerweise werden Schrägseilbrücken nämlich im symme trischen Freivorbau errichtet. Das heißt, wenn die Pylone stehen, wird von ihnen aus zu beiden Seiten der Fahrbahnträger „an gestrickt“ und Stück für Stück mit Schrägseilen am Pylon ge sichert. Beim Bau des Viadukts gingen die Ingenieure einen an deren Weg: Nach dem Bau der Betonpfeiler schoben sie die acht vorgefertigten Fahrbahnträger mit hydraulischen Pressen und mit Hilfe provisorischer Stützen von beiden Seiten in Richtung Talmitte. Damit die zeitweise frei schwebenden Enden sich nicht zu weit nach unten biegen konnten, gingen zwei vormontierte Pylone mit auf die Reise. Ihre Seile gaben dem auskragenden Fahrbahnträger zusätzlichen Halt. Nach dem Brückenschluss wurden die restlichen Pylone über die Fahrbahn zu den Pfei lern transportiert und aufgerichtet. Mit dem Spannen aller Seile konnten schließlich die Hilfsstützen entfernt werden. Pont du Gard des 21. Jahrhunderts Nach nur knapp dreieinhalbjähriger Bauzeit wurde die Brücke Ende 2004 eingeweiht, Mitte 2009 hatten sie bereits 20 Millio nen Fahrzeuge überquert. Die Baukosten von rund 400 Millionen Euro sollen durch Mautgebühren finanziert werden. Die Fahrt mit dem Pkw kostet 6,50 Euro (Stand Januar 2010). Auch wenn im Zusammenhang mit der Brücke immer der Name des britischen Stararchitekten Sir Norman Foster fällt, ist sein Verdienst eher gering. Maßgeblich verantwortlich zeichnet der französische Ingenieur Michel Virlogeux, der schon den Bau der Pont de Normandie leitete und am Bau der Vasco-da-Gama-Brücke in Lissabon beteiligt war. Die Brücke, die vor allem in der Ferienzeit auf der Tangente aris–Barcelona dafür sorgt, dass die Autofahrer schneller an P ihren Urlaubsort kommen, ist heute selbst zum touristischen Ziel geworden. Der Michelin-Reiseführer feiert sie als „Pont du Gard des 21. Jahrhunderts“. Ob der Viadukt von Millau wie das antike Vorbild auch 1000 Jahre überdauern wird, muss sich noch zeigen. Der Hersteller garantiert der Brücke jedenfalls eine Le bensdauer von mindestens 120 Jahren. www.bqb-online.de Lö su n g e n & I n n ovati o n e n | V i a d u k t vo n Mi l l au | 17 Die aus Beton gegossenen Pfeiler stehen exakt 342 Meter auseinander. Hydraulische Pressen schieben den stählernen Überbau von beiden Seiten in Richtung Talmitte. Die roten Hilfsstützen werden nach Spannen der Seile entfernt. Von jedem der sieben stäh lernen Pylone gehen jeweils elf Seile aus. 1 8 | Lö sung en & Innovat ionen | At la nt ic H ot el s Auf Er folgsku rs „bute n un b in n en “ Die Bremer Hotelgruppe Atlantic verdoppelt 2010 ihre Kapazität und wagt den Schritt hinaus über die Grenzen des Bundeslands Bremen. Für die Vernetzung der verschiedenen Standorte sorgt die QSC AG. Text: UWe Lip pik „Buten un binnen – wagen un winnen“, lautet der Wahlspruch der Bremer Kaufleute. Das heißt „draußen und drinnen – abwägen und gewinnen“ und beschreibt nicht nur hanseatischen Kauf mannsgeist, sondern auch das Geschäftsmodell der Bremer At lantic Hotels: „Binnen“ gibt es in alle Himmelsrichtungen verteilt vier Hotels – im Norden das Hotel Vegesack, an der Universität das Universum, nahe des Weserstadions das Atlantic an der Ga lopprennbahn und am Flughafen das Atlantic Airport. Etwas wei ter raus, aber noch immer im Bundesland Bremen, erhebt sich in Bremerhaven das Flaggschiff Sail City, ein architektonisch beeindruckendes Gebäude in Form eines Segels. „Buten“ steht 2010 auf dem Programm: Im Januar eröffnete als Franchise unternehmen in Essen das Kongresshotel an der Messe, weitere Hotels folgen im März in Lübeck und im Juni in Kiel. Und nur ein paar Schritte entfernt vom Schütting, dem Gebäude der Bremer Kaufmannschaft, in dessen Türgiebel deren Wahlspruch prangt, entsteht in der Böttcherstraße ein weiterer Neubau. „Mit diesem Haus sind wir ab Mitte 2010 auch in zentraler Lage präsent“, sagt Michael Stüring, der sich als Assistent der Ge schäftsführung um sämtliche Neubauten und die EDV-Belange kümmert. Der 34-Jährige weiß aus dem Tagesgeschäft, dass Innenstadtlage ein häufiges Buchungskriterium ist, auch wenn man bei gleicher Entfernung in Berlin oder Hamburg viel länger unterwegs ist. Wer ein Atlantic Hotel aufsucht, dem fällt sofort die design orientierte Gestaltung auf. Im Hotel an der Galopprennbahn ist der Empfangstresen einem Hindernis auf einer Jagdstrecke nachempfunden; es dominiert die Farbe Grün. In Bremerhaven verweist schon die Segelform auf das maritime Thema, das im Inneren in vielen Abstufungen der Farbe Blau wiederkehrt. „Das Gestaltungskonzept besteht in der Regel darin, das Äußere nach innen zu holen“, erklärt Michael Stüring. „Ungeachtet dessen se hen wir uns immer als Zuhause auf Zeit für unsere Gäste.“ Dass dem so ist, zeigt der sehr hohe Anteil an Stammkunden. „Wir sind nicht so groß, dass wir wie eine anonyme Bettenburg wir ken.“ Abgesehen vom Franchise-Hotel in Essen mit 248 Zimmern haben die Häuser 100 bis 200 Zimmer. Die Hotels sind auf die Wünsche von Geschäftskunden zuge schnitten. Der Basiszugang zum Internet ist kostenlos, Busi ness-Terminals ermöglichen den Ausdruck von Dokumenten. Für Michael Stüring zeigt sich die Fokussierung auf Geschäfts kunden bereits in den Zimmern. „Wir bieten Arbeitsplätze mit ausreichend Platz sowohl für Laptop als auch Unterlagen.“ Für Veranstaltungen aller Art steht ein breites Portfolio modernster Tagungstechnik bereit: Beamer, WLAN, CAD-basierte Bestuh lungspläne sowie Licht- und Beschallungstechnik. In einigen Hotels können sogar Autos über Außenlifte für Präsentationen in höhere Stockwerke gebracht werden. „Wir orientieren uns sehr stark am Markt vor der eigenen Haustür, ob das nun die nam www.bqb-online.de Lö su n g e n & I n n ovati o n e n | Atl a n ti c Hote l s | 19 Michael Stüring, Assistent der Geschäftsführung, wird 2010 weitere Atlantic Hotels in Bremen, Lübeck und Kiel eröffnen. Zu den bereits bestehenden Häusern der Gruppe gehören in Bremen unter anderem das Hotel Universum (l.) und das Hotel Airport (Mitte). Das Flaggschiff der Gruppe, das Sail City in Bremerhaven, ragt wie ein Segel aus dem neuen Tourismusresort Havenwelten. haften Autohersteller im Bereich der Rennbahn sind, der Bremer Flughafen mit der Airport City als Dienstleistungs- und Service standort oder der Technologiepark am Universum.“ In Bremer haven hat das imposante Sail City selbst schon einen hohen Zugfaktor. Es liegt inmitten des neuen Tourismusresorts Haven welten in unmittelbarer Nähe zu vielen touristischen Highlights. Hinsichtlich Belegung und Umsätze ist das Mitte 2008 eröffnete Sail City das stärkste Atlantic Hotel geworden. Seit 2005, als an der Galopprennbahn das Atlantic Hotel eröff nete, besteht auch die Zusammenarbeit mit der QSC AG. Die Er öffnung weiterer Hotels erforderte die Vernetzung der einzelnen Standorte. Zunächst wurden sämtliche Daten der Gruppe zentral im Haus an der Rennbahn gespeichert. Mit wachsendem Daten volumen erfolgte dann im September 2009 der Umzug ins Data Center Frankfurt, wobei die QSC AG ebenfalls die Anbindung re alisierte. Über dieses Netz läuft die gesamte Belegungs- und Kundendatenverwaltung. „Wir sind darauf angewiesen, dass unsere Standorte sicher und mit einer gleich bleibenden Perfor mance auf die Daten zugreifen können“, erläutert Michael Stü ring seine Anforderungen. „Lokale Anbieter findet man zwar zu Genüge, aber die QSC AG ist einer der wenigen deutschlandwei ten Anbieter, die – einmal abgesehen von den ganz großen Unter nehmen – auch standortübergreifende Vernetzung leisten.“ 2010 verspricht für die Atlantic Hotels ein wichtiges Jahr zu werden. Mit Lübeck und Kiel vollzieht die Gruppe den Wandel von einer Bremer zu einer norddeutschen Hotelmarke. Die Essener Eröffnung markiert den ersten Schritt zu einer bundesdeutschen Hotelmarke. Auch rein personell ist 2010 ein Quantensprung, denn in den Neueröffnungen Kiel, Lübeck und Bremen finden 200 neue Mit arbeiter Arbeit. Von den neuen Toplagen schwärmt Michael Stüring schon heute: „In Lübeck sind wir das erste Haus, das in der Innenstadt auf der sogenannten Altstadtinsel neu bauen darf. Und in Kiel kann der Gast mit Blick auf die Hörn den Fähren beim Ablegen zuschauen.“ Bis zu deren Eröffnung hat Michael Stüring noch viel zu tun und danach vermutlich auch: „Das Hotel in Kiel wird nicht das letzte sein, das wir bauen werden.“ 2 0 | Lö sung en & Innovat ionen | R out eR a nk Cl e v ere SoF t wa re für di e Effe ktive Rei s epla n u n g Auch im Zeitalter weltweiter elektronischer Vernetzung und Telekonferenzen muss man gelegentlich verreisen. Mit dem ökologischen Reiseplaner routeRANK von Jochen Mundinger gelingt dies bei Bedarf sogar CO2-neutral. Text: Christoph Wennekers „Im Gegensatz zu anderen Lösungen, die jeweils nur auf ein Verkehrsmittel eingehen, berücksich tigt routeRANK die gesamte Reiseroute, indem es die verschiedenen Verkehrsmittel – Flug, Bahn und Straße – kombiniert. In einer einzigen Suchanfra ge findet das System dann die beste Reiseroute, geordnet nach den Kriterien günstigster Preis, schnellste Reisezeit und niedrigste CO2-Emissi onen“, erläutert der Mathematiker die wichtigsten Funktionen seines Routenplaners. gänglichen Version unter www.routerank.com im In ternet testet, stellt zudem überrascht fest, dass die Kriterien schnell, günstig und umweltfreundlich oft keinen Widerspruch bedeuten. Oder anders herum: Nicht immer garantiert ein ökologisch unkorrekter Flug die schnellste Verbindung. Jochen Mundinger: „Schaue ich bei anderen Reiseplanern zum Beispiel nach einem Flug, sehe ich nur, dass die Verbindung Genf–Köln circa 70 Minuten (Flug-)Zeit benötigt. Mit Check-in und zwei Transfers bin ich aber schnell bei fünf oder sechs Stunden Gesamtreisezeit.“ Der Reisende hat also die Wahl und kann seine Route nach persönlichen Schwerpunkten zusam menstellen. Wer das System in der öffentlich zu Mit routeRANK spart man sogar schon wertvolle Zeit bei der Reiseplanung. Das System kann auf Wunsch außerdem auch anzeigen, ob und wie lange man unterwegs arbeiten kann, und schont außerdem noch das Reisebudget. Ein Student des Statistical Laboratory an der Universität Cam bridge kam in seiner Master-Arbeit zu dem Ergeb routeRANK durchsucht die Straßennetze und Fahrpläne öffentlicher Verkehrsmittel in ganz Europa sowie die Fluginformationen aller großen Flughäfen weltweit. nis, dass „ein durchschnittlicher Reiseplanender zweieinhalb Stunden an Suchzeit sowie 35 Prozent des Reisepreises sparen kann“. Maßgeschneiderte Lösungen Vorteile, die auch Unternehmen und Institutionen gerne für ihre Mitarbeiter und Mitglieder nutzen. So gestaltete das Team um Jochen Mundinger schon Corporate-Versionen für Nokia (Green Ex plorer) und den WWF (Travel Helper). Dabei ist der Erfinder aus der Schweiz immer auf der Su che nach weiteren Verbesserungsmöglichkeiten. Seine neuesten Ideen sind ein Direktlink zu Taxi unternehmen vor Ort sowie eine CO2-Kompensa tion über das Portal myclimate. Gegen einen ver gleichsweise geringen Beitrag kann der Nutzer von routeRANK Klimaschutzprojekte in Entwicklungsund Schwellenländern fördern und damit quasi CO2-neutral verreisen. Die Gebühr wird nach dem Kohlendioxid-Ausstoß der individuellen Reise be rechnet. Auch hier spart derjenige am meisten, der die Umwelt schont ... Jochen Mundinger und routeRANK 1998-2005: Universität Cambridge, Großbritannien, Studium Mathematik mit Informatik 2005: Senior Researcher an der Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne, Schweiz 2006: Start routeRANK: Forschung und Entwicklung wurden durch die Schweizerische Förderagentur für Innovation (KTI) in Zusammenarbeit mit der ETH Lausanne unterstützt. Zahlreiche Auszeichnungen: routeRANK hat die Wettbewerbe Schweizer Venture Leaders, Venture Kick und KPMG Tomorrow’s Market Award gewonnen und war zudem für die niederländische PICNIC Green Challenge, die Red Herring 100 Europe, den Green IT Innovation Award 2009, die TechCrunch Europe Awards, die Academic Enterprise Awards (Microsoft ICT Award) sowie für den Microsoft Start-up of the Day nominiert. www.bqb-online.de Lö su n g e n & I n n ovati o n e n | B l i n d Date Cooki n g | 21 Ne tworking i n der K ü c h e Kochen liegt im Trend. Sich mit Überraschungsgästen zu verabreden, erhöht den Nervenkitzel und kann zu festen Verbindungen führen. Te xt: Katja Sche yh ing „Gemeinsam isst schöner“ – die Idee von Sonja Schrapp ist so einfach wie erfolgreich. Vor rund zwei Jahren gründete die Schauspielerin und Sängerin ihre Eventagentur „Blind Date Cooking“. Das Prinzip: Drei Zweier-Teams treffen sich, ohne sich vorher gesehen zu haben, zum Einkaufen und bereiten jeweils entweder Vorspeise, Hauptgang oder Nachtisch vor. Gegessen wird dann in der Sechser-Gruppe bei einem der Teammitglieder zu Hause in Köln, Münster oder Waren dorf. „Blind Date Cooking ist eine ganz zwanglose Art, neue Men schen aus der Umgebung kennenzulernen. Denn Kochen ist etwas völlig Alltägliches, niemand muss sich dabei verstellen“, beschreibt die 37-Jährige, die auch als Personal Coach arbeitet, das Konzept. Wer also keine Lust hat, alleine auszugehen, neue Kontakte sucht oder gerne mit Gleichgesinnten ein Rezept ausprobieren möchte, ist hier richtig. Meisterkoch-Qualitäten sind nicht erforderlich. Während das eine Team in Rehrücken mit Preiselbeeren oder selbst gemach ten Nudeln seine Herausforderung sieht, sind für eine andere Paa rung Würstchen mit Kartoffelsalat vielleicht völlig ausreichend. Im Vordergrund stehen das gemeinsame Tun und der Spaß. Wie nahe sich die Kochpärchen beim Schnibbeln, Rühren und Ab schmecken kommen, bleibt der Sympathie überlassen. Als Part nervermittlerin sieht sich Sonja Schrapp jedoch nicht: „Wir schaffen einen entspannten Rahmen für eine gesellige Runde. Darunter sind Geschäftsleute, die über diesen Weg Business-Kontakte aufbauen möchten, genauso vertreten wie Singles, denen die üblichen Veran staltungen für Alleinstehende zu aufgesetzt sind.“ Dennoch: Sechs Beziehungen, die aus einem gemeinsamen Kochabend entstanden sind, sprechen für sich. „Das liegt natürlich auch an der Atmosphä re: Man geht gemeinsam einkaufen, kocht und isst zusammen, plau dert und steht nicht unter Zugzwang, wie das auf einer klassischen Single-Party der Fall ist.“ Doch auch Paare, die neu in der Stadt sind oder die ihren Bekanntenkreis erweitern wollen, nehmen das Ange bot gerne an. Sonja Schrapp weiß von Hobby-Kochgruppen und so gar von Männerfreundschaften, die beim Get-together am Herd ihren Ursprung gefunden haben. Ganz zufällig ist die Zusammenstellung der Teams nicht, die Auswahl erfolgt nach festen Kriterien. Alter, Be ruf, Interessen, persönliche Motivation – ein Anmeldebogen klärt die wichtigsten Details, damit möglichst diejenigen zusammenkommen, die auch zusammenpassen könnten. Zum Ausklang treffen sich die über die jeweilige Stadt verteilten Gruppen in einer Bar, um auch hier Gelegenheit zu haben, sich mit anderen Teilnehmern auszutauschen. „Seit Kurzem wählen wir für diese Abschlussveranstaltung gezielt Locations aus, die auf den ersten Blick etwas ungewöhnlich erschei nen – vom Schwimmbad über einen Friseursalon bis hin zum Zoo, wo ein Biologe noch eine kurze Führung gibt, ist alles denkbar. Unser Ziel ist, den Abend zum unvergesslichen Event zu machen und den Grundstein für möglicherweise bleibende Verbindungen zu schaffen“, so die Geschäftsführerin, die für ihr innovatives Dienstleistungskon zept bereits den Unternehmerinnenbrief NRW erhielt. 2 2 | Lö sung en & Innovat ionen | K a b ellos e V erb i n d u n g e n M it WLL d ra h t los B e ste ns ve rb u n den Nach ihrem Umzug stand der Kölner DFS Druck Brecher GmbH keine ausreichend schnelle Internet anbindung mehr zur Verfügung. Als Alternative zu einem teuren Netzausbau entschied sich das Unter nehmen an dem neuen Standort für eine drahtlose Anbindung. T ext : UWe Lippik In der Druckhalle der Kölner DFS Druck Brecher GmbH riecht es nach Farbe. Mo derne Maschinen vom Typ Heidelberger rattern und spucken Bogen für Bogen aus. Auf Paletten getürmt, warten diese darauf, geschnitten, gefaltet oder ge heftet zu werden. Gedruckt werden Pro spekte, Kataloge, Bücher und vieles mehr. Ein vielseitiges Portfolio an hochwertigen Druckerzeugnissen, die eines gemein haben, wie Geschäftsführer Thomas Bre cher betont: „Ohne eine leistungsstarke Internetanbindung läuft hier gar nichts.“ Denn die Basis von allem sind elektro nische Daten, die von den Kunden über wiegend per E-Mail oder FTP-Server zur Verfügung gestellt werden. Richtfunk als Alternative Als das 1975 gegründete Familien unternehmen 2007 aufgrund wachsender Kapazitäten seinen neuen Standort mit inzwischen mehr als 100 Beschäftigten bezog, erwies sich der bestehende In ternetanschluss schon bald als Hemm schuh. „Manchmal sind Mitarbeiter, die in der Umgebung wohnen, nach Hause ge fahren, um dort die Daten herunterzula den und auf den USB-Stick zu ziehen. Das ging immer noch schneller als über die vorhandene Leitung“, erinnert sich Tho mas Brecher. Unter dem Gesichtspunkt der immer kurzfristigeren Liefertermine aber ein unhaltbarer Zustand, weshalb dringend Abhilfe geboten war. Die Dru ckerei entschied sich schließlich für eine WLL-Lösung (siehe Kasten) von QSC, also für Internet per Funk. Im Gegensatz zu terrestrischen Daten verbindungen werden Richtfunkstrecken schnell und problemlos installiert. Der Zugang erfolgt nicht über erdgebundene Leitungskabel, sondern davon unabhän gig durch die Luft per Funk. Für die Im plementierung ist ein sogenannter Lineof-Sight-Check notwendig, den auch bei der DFS Druck ein QSC-Mitarbeiter vor Ort durchführte. Von einer Line-of-Sight (LOS) spricht man, wenn sich die Anten nen an den jeweiligen Endpunkten einer Funkstrecke ungestört „sehen“ können. Die Schüssel auf dem Dach der Drucke rei ist zum Beispiel auf das Hochhaus der Uniklinik Köln ausgerichtet. LOS-Ver bindungen kommen meist bei Systemen mit hohen Anforderungen an Datenrate, Verfügbarkeit und Reichweite der Funk strecke zum Einsatz. Die QSC AG bietet in Sachen WLL ausschließlich LOS-Verbin dungen an. „Die gebotene höhere Bandbreite im Preis-Leistungs-Verhältnis ist für uns die beste Lösung, zumal sie auch später weiteres Potenzial für noch mehr Band breite bietet“, erläutert der Geschäftsfüh rer seine Entscheidung für WLL. „Wenn wir weiter wachsen, ist es kein Problem mehr draufzupacken. Auch Voice over IP, das wir bislang noch nicht nutzen, ist eine interessante Option.“ Im Anschluss an die Terminabsprachen erfolgte die Imple mentierung binnen einer Stunde. Nach dem Aufstellen musste die Schüssel nur per Kabel an den Server angeschlossen werden. Ein paar EDV-Einstellungen be züglich Router und Firewall und schon war die neue Verbindung startklar. „Das Netz hat sich im Alltagsbetrieb bewährt und funktioniert problemlos bei allen Wet terbedingungen“, sagt Thomas Brecher. Kundenkontakt auf Augenhöhe Nicht nur das Produkt, auch der Service überzeugt den Geschäftsführer, der die QSC AG in jedem Fall weiterempfehlen würde. Sein Fazit: „Die Verhandlungen und Absprachen sowie später auch die Umsetzung verliefen unkompliziert und fair. Bei größeren Konzernen gab es kei nen Spielraum für individuelle Lösungen. Wir hatten immer das Gefühl, nicht wich tig genug zu sein, während man uns bei QSC von Anfang an auf Augenhöhe wahr genommen hat. Unsere Wünsche und Bedürfnisse wurden analysiert und in eine für uns wirtschaftliche und effektive Lö sung umgesetzt.“ Was ist WLL? WLL steht für Wireless Local Loop und heißt übersetzt so viel wie „kabelloses Zugangsnetz“ oder Internet per Funk. Die WLL-Lösungen der QSC AG stellen eine ideale Basis sowohl für einen hochwertigen Internetzugang als auch für VPN (Virtual Private Network) oder für Voice over IP dar. Sie können als Hauptverbindung oder auch als redundante Back-up-Variante eingesetzt werden. Neben ständiger Verfügbarkeit stehen in der Regel symmetrische Bandbreiten von 2 Mbit/s bis zu 800 Mbit/s zur Verfügung. Somit stellt WLL eine echte Alternative zu terrestrischen Leitungen dar. Nicht zuletzt bietet die Lösung durch Firewalls und die unternehmensinterne Kommunikation via VPN ein Höchstmaß an Sicherheit. Thomas Brecher, Ge- schäftsführer der Kölner DFS Druck, mit der Schüssel, die für die drahtlose Anbindung der Druckerei ans Internet sorgt. www.bqb-online.de Lö su n g e n & I n n ovati o n e n | K a b e l lo se V e r b i ndu n ge n | 23 2 4 | M e n schen & Pr ojekt e | d olm et s cher M it der S p r ac h e B rücken s c h l ag en Dolmetscher verbinden Menschen mit unterschiedlichen Sprachen. Ein anstrengender Beruf, denn Zuhören und Übersetzen erfolgen fast parallel. „Der schönste Moment ist, wenn die Beteiligten mich komplett vergessen“, sagt die Düsseldorfer Dolmetscherin Andrea Wilming. www.bqb-online.de Dolmetscher versuchen, den Redner so naturge treu wie möglich wieder zugeben, um dem Zu Tex t: C h ris t ia ne H a uta u Die Amtseinführung von Barack Obama, Hugh Grant bei „Wetten, dass ...“, Merkel und Sarkozy, Fachkon gresse oder Firmengeschäfte: Dolmetscher sitzen überall dort, wo wichtige Personen etwas zu sagen ha ben. Im Verborgenen arbeiten sie wie eine unglaublich leistungsfähige Blackbox. Blitzschnell wird der Input von mindestens 60 Wörtern in der Minute von der einen in die andere Sprache übersetzt und landet im Output. Zuhören und Sprechen laufen fast parallel. Kein Wun der, dass laut einer Studie der Weltgesundheitsorgani sation WHO der Beruf des Simultandolmetschers fast genauso stressig ist wie der von Düsenjetpiloten oder Fluglotsen. hörer auch seine Emotionen und Gedanken zu vermitteln. „Länger als 30 Minuten in der Kabine geht auch nicht, dann wird abgewechselt, weshalb wir immer in Zwei er- und manchmal sogar in Dreier-Teams arbeiten. Man kann das Gehirn nicht zwingen, wach zu bleiben“, beschreibt die Düsseldorfer Dolmetscherin Andrea Wilming ihren Alltag. Simultandolmetschen bedeutet, dass fast zeitgleich aus einer schalldichten Kabine übertragen wird. Ihre Pionierstunde hatte diese Tech nik 1945/46 bei den Nürnberger Naziprozessen, wo 36 Dolmetscher in und aus den vier Sprachen der Alli ierten übersetzten. Das bis dahin übliche schriftliche Konsekutivdolmetschen hätte aufgrund der Zeitver zögerung das Gerichtsverfahren über Jahre gezogen. Simultan werde heute bei rund 90 Prozent aller Ein sätze gedolmetscht, sagt Wilming, als Unterform gebe es noch das sogenannte Flüstern zum Beispiel bei Verhandlungen. Diese Technik sei aufgrund der vie len Hintergrundgeräusche aber für beide Seiten sehr anstrengend, erklärt die Diplom-Dolmetscherin, die für ihren Job sechs Jahre in Heidelberg studierte und einige Zeit in den USA und in Spanien lebte. Ein Hoch schulabschluss oder ein vergleichbarer Abschluss ist für Wilming unerlässliches Qualitätsmerkmal der un geschützten Berufsbezeichnung. Sie und viele ihrer Kollegen sind zudem im VKD, dem Berufsverband für Konferenzdolmetscher organisiert, der strenge Aufla gen für eine Mitgliedschaft hat. Dolmetschen ist mehr als Sprache Im Unterschied zu Übersetzern, die nur schriftlich ar beiten, übertragen Dolmetscher das Gesagte mündlich, weshalb auch das Training von interkulturellen Kompe tenzen in der Ausbildung ganz groß geschrieben wird. Denn nicht überall auf der Welt ist Kopfnicken gleich Ja oder wird Händeschütteln als höflich bewertet. „Dol metschen ist mehr als Sprache, man verdolmetscht ja auch Sitten und Gebräuche anderer Völker, und ich kann helfen, Brücken zu bauen“, reflektiert die 32-Jäh Me n sch e n & p r oj e k te | d o l m etsch e r | 25 rige ihren Beruf. „Der schönste Moment ist, wenn die Beteiligten mich komplett vergessen und die Kommu nikation wie von selbst funktioniert.“ Dafür schlüpft sie möglichst tief in die Haut des Vortragenden hinein. In der Kabine wird mit den Händen gestikuliert, die Stim me hebt und senkt sich, es wird gelacht, oder die Stirn legt sich bedenklich in Falten. Dolmetscher versuchen, den Redner so naturgetreu wie möglich wiederzugeben, um dem Zuhörer auch seine Emotionen und Gedanken zu vermitteln. Schließlich habe der Angesprochene ja ein Recht darauf zu erfahren, was genau ihm gesagt wird – auch im Subtext, betont Wilming. Terminologische Vorbereitung ist Pflicht Einige Male war sie schon richtig prominent. So hat die zierliche Frau unter anderem Altkanzler Helmut Kohl, der ehemaligen Familienministerin Ursula von der Leyen und dem früheren ARD-Anchorman Ulrich Wickert ihre Stimme geliehen. Damit es auch fachlich bestens klappt, müssen sich Dolmetscher themen bezogen und terminologisch intensiv einarbeiten. Als Faustregel gilt: Einen Tag lang dolmetschen bedeutet mindestens auch einen Tag Vorbereitung, „der Kunde merkt sonst sehr schnell, wenn ich nicht weiß, wovon ich spreche“, so die 1,7er-Abiturientin. Dafür erhalten Dolmetscher in der Regel ein Tageshonorar von 750 bis 900 Euro. Durch die Globalisierung ist die Nachfrage tendenziell steigend, allerdings würden manche Firmen versuchen, Dolmetschleistungen einzusparen, indem zum Beispiel Englisch als offizielle Sprache festgesetzt werde. „So entsteht dann häufig ein Gesprächsmisch masch aus Denglisch, Spenglisch oder Frenglisch, wo mit sich keiner der Beteiligten wohlfühlt und was auch zu Missverständnissen führen kann“, gibt Wilming, die auch als Pressesprecherin des Berufsverbands arbeitet, zu bedenken. Vorbild für eine internationale Zusammenarbeit ist die Europäische Union: Um das Niveau und die Gleichberechtigung ihrer politischen Diskussionen und Verhandlungen zu sichern, wird in der EU offiziell in 23 Sprachen gesprochen. Kommunikationsunfälle kann es aber auch in Brüssel geben. Die liegen dann weniger am fehlenden Geld, sondern in der Tücke der Sprache. Witze verlieren in der Übersetzung meistens ihre Pointe, und auch Rede wendungen können mal schiefgehen. Manchmal sorgt sogar das Wetter für Unverständnis, wie sich Wilming an einen Kabineneinsatz vor einer Freilichtbühne erin nert: „Plötzlich fing es furchtbar an zu stürmen, zudem schüttete es wie aus Kübeln. Als wir uns dann nach der Aufführung umdrehten, war vom Publikum nichts mehr zu sehen, nur noch unsere Kabine stand auf dem riesigen Platz“, erzählt sie schmunzelnd. 2 6 | M e n schen & Pr ojekt e | F reim a urer Im Zeichen von Z irk el un d Win ke lma SS Um die Verbindung der Freimaurer ranken sich viele Legenden und Gerüchte. Doch was macht die Bruderschaft wirklich? „Die Freimaurerei ist ein Rückzugsort, um an sich selbst zu arbeiten“, erklärt ein Logenmitglied. Text: chr isti a ne H a uta u Louis Armstrong, Winston Churchill, Clark Gable, Johann Wolfgang von Goethe, Wolfgang Amadeus Mozart, Gustav Stresemann oder George Washington – so unterschiedlich diese Persönlichkeiten auch waren, sie hatten eins gemeinsam: Alle gehörten zu den Freimaurern. 1776 schrieb Lessing über die Ideale der Logenbrüder: „Dass es in jedem Staate Männer geben möchte, die über die Vorurteile der Völkerschaft hinweg wären, die dem Vorurteile ihrer angebornen Religion nicht unterlägen, welche bürgerliche Hoheit nicht blendet und bürgerliche Geringfügigkeit nicht ekelt.“ Tugend, Toleranz und freies Denken – diese Werte zählen bis heute und verbinden circa sechs Millionen Brüder auf der ganzen Welt. „In den Logen sitzen Männer aus den unterschiedlichsten Glaubensrichtungen und Berufen. Denn was man beispielsweise unter Gott versteht, bleibt jedem selbst überlassen“, betont Harald E. Meyer (60), Sekretär der Vereinigten Großlogen von Deutschland, die Wichtigkeit der Toleranz. Die VGlvD in Berlin ist sozusagen die Repräsentationsspitze der fünf Großlogen, die sich wiederum aus 470 Einzellogen zusammensetzen, in denen bundesweit rund 14.000 Mitglieder organisiert sind. „Aller- dings gehen die Freimaurer in ihrem Glauben grundsätzlich von einem höheren Wesen aus“, fügt der Physiker hinzu. Die Einzelloge ist, ähnlich wie beim Sport, ein eingetragener Verein. Es muss ein Beitrag entrichtet werden, man ist an Spielregeln gebunden, und das Logenhaus steht zunächst jedem offen. Da stellt sich die Frage: Was passiert da eigentlich, was ist Freimaurerei? Ein traditioneller Männergesprächskreis mit Hohem Hut und weißen Handschuhen, den Zeichen des freien Mannes, eine Serviceverbindung wie der Lionsclub oder vielleicht eine Art Museum für alte Maurersitten und Gebräuche? Weder noch: „Die Freimaurerei gibt Menschen inneren Halt, sie gibt Struktur und ist ein Rückzugsort, um an sich selbst zu arbeiten, sich selbst zu korrigieren, im Prinzip ist Freimaurerei Lebensschule“, fasst Alexander N. (40), der seinen vollständigen Namen wegen eventueller Vorurteile nicht nennen möchte, zusammen. Seit zehn Jahren ist der Ingenieur Mitglied der Düsseldorfer Loge „Rose und Akazie“. „Wir sind ein im Diesseits stehender Lebensbund und keine Religion“, ergänzt Hans-Dieter T. (75). Die diesseitige Logenarbeit kann, je nach eigener Zielsetzung, eher karitativ oder mehr an der Selbstveredelung orientiert sein. Meistens www.bqb-online.de Me n sch e n & P r oj e k te | F r e imau re r | 27 Freimaurersymbole, zum Beispiel das allsehende Auge, finden sich auch auf der Ein-Dollar-Note der USA. ist es eine Mischung aus beidem. Für die Arbeit an sich selbst treffen sich die Brüder der „Rose und Akazie“ in regelmäßigen Abständen zur Tempelarbeit in einem besonderen Versammlungsraum des Logenhauses. Durch Rituale und philosophische Gespräche sollen Erkenntnisprozesse für das eigene Wachstum ausgelöst werden. Vollkommener Schliff des Steins als Sinnbild Eine tragende Rolle spielen dabei Symbole wie zum Beispiel Winkelmaß und Zirkel. „Das Maß symbolisiert das göttliche Gesetz, der Zirkel dagegen steht für die menschliche Seele, die sich dem Gesetz öffnet“, erklärt Hans-Dieter T. Weitere Zeichen sind unter anderem Kelle, Hammer sowie der raue und der kubische, also der geschliffene vollkommene Stein, dessen Perfektion ein Freimauer im irdischen Leben aber niemals erreichen wird. Die Symbole und auch der Schurz, der heute noch bei der Tempelarbeit häufig getragen wird, spiegeln die Traditionen der freien herumreisenden Dombauer im späten Mittelalter wider. Die Steinmetze waren nicht in ortsansässigen Innungen, sondern in überregionalen Bauhütten, auf Englisch „lodges“ bzw. Logen, organisiert. 1717 schlossen sich dann in London zum ersten Mal Freimaurerlogen zu einer Großloge zusammen. Schon damals war man der vielen Kriege überdrüssig, und es galt das Motto: Nicht den anderen ändern oder mit Gewalt anpassen, sondern vornehmlich an sich selbst arbeiten, wie man symbolisch den Stein schleift. Auch die hierarchischen Grade der Freimaurer orientieren sich am Handwerk. Sie sind in Lehrling, Geselle und Meister unterteilt. Nach jeweils einem Jahr intensiver Selbstarbeit kann in einer feierlichen Zeremonie der Aufstieg erfolgen. Was aber letztlich hinter den verschlossenen Tempeltüren passiert, soll möglichst wenig an die Öffentlichkeit gelangen, denn die gemeinsamen Erlebnisse und Rituale der Brüder sind die eigentlichen Geheimnisse der Freimaurer bzw. der jeweiligen Loge. „Das darf nicht zerredet und dadurch zerstört werden“, sagt Alexander N. Doch genau diese Verschwiegenheit gab nicht nur in der Vergangenheit immer wieder Anlass für Gerüchte und Spekulationen. Während der NS-Zeit wurde gar ein generelles Logenverbot für die damals rund 80.000 Brüder erlassen. Bis heute ist es daher Ehrenkodex, dass die Namen lebender Mitglieder nicht genannt werden. Berühmte Freimauer wie der Schauspieler und Entwicklungshelfer Karl-Heinz Böhm (71) haben sich in der Regel selbst bekannt. „Rose und Akazie“-Bruder Hans-Dieter T. (75) erzählt, dass ihn einst sein Chef über ein Zeitungsfoto mit den Worten „ist ja nicht so schlimm“ geoutet habe. Wirkliche Nachteile habe er zum Glück aber nie erfahren. Letztlich sind die Freimaurer auch eine Weltbrüderkette: Geht man in eine andere Stadt oder ins Ausland und meldet sich bei einer Loge an, hat man sofort Kontakte mit Menschen, die ähnlich denken. Und auch wenn bei den traditionellen Freimaurern die Frauen bei der Tempelarbeit draußen bleiben müssen, so gibt es doch viele Veranstaltungen, wo die Partner mit eingebunden sind. Zudem hat sich das weibliche Geschlecht schon lange emanzipiert: In den 80er-Jahren sind zahlreiche Frauen- und sogar gemischte Logen entstanden. Großsekretär Harald E. Meyer hat da allerdings seinen Grundsatz: „Männliche und weibliche Logen sind in Ordnung, von gemischten halte ich nicht soviel. Männer und Frauen passen einfach nicht an allen Orten zusammen.“ 2 8 | M e n schen & Pr ojekt e | S eid ens t ra ss e Mythos Seidenstraße Ihr Exotik und Luxus verheißender Name kam erst auf, als die legendäre Handelsroute schon längst Geschichte war: Zwischen 1868 und 1872 unternahm der deutsche Geograf Ferdinand von Richthofen mehrere Reisen nach China und nannte in seinen Reisebeschreibungen den jahrhundertealten Karawanenweg „Seidenstraße“. Der Begriff „Straße“ ist allerdings irreführend, denn die Seidenstraße war ein weit verzweigtes Verkehrsnetz mit Haupt- und Nebenrouten, die von China durch Zentralasien bis zum Mittelmeer und zum Schwarzen Meer führten. Außer Seide brachten die Karawanen Teppiche, Jade, Keramik, Tee und Gewürze nach Europa, aus dem Westen kamen auf diesem Weg Weihrauch, Elfenbein, Gold und Wein nach China. Die Seidenstraße war aber nicht nur ein Handelsweg, sondern diente auch als Missionspfad für die Weltreligionen sowie dem Austausch von handwerklichen Techniken und wissenschaftlichen Errungenschaften. Ihre Blütezeit hatte sie zwischen dem 6. und 9. Jahrhundert. Xian, zeitweise chinesische Hauptstadt, und Byzanz, das heutige Istanbul, waren die beiden Metropolen an ihren Endpunkten. In der frühen Neuzeit verlor der Handelsweg mit dem Aufkommen der Seeschifffahrt an Bedeutung. Die Reise zwischen China und dem Mittelmeerraum dauerte zwei bis drei Jahre. Je nach Route waren mehr als 6.000 Kilometer zurückzulegen, die zum Teil durch unwirtliche Landstriche wie das Pamirgebirge oder die Wüste Taklamakan führten. „Die einzigen Wegweiser sind die ausgedörrten Knochen der Toten“, notierte ein chinesischer Mönch, nachdem er die Taklamakan durchquert hatte. Aufgrund der großen Gesamtdistanz verkehrten die Händler nur auf Teilstrecken. Die Chinesen übergaben die Waren an zentralasiatische Aufkäufer, die sie weiter zu persischen, syrischen und griechischen Kaufleuten transportierten. Dieser Zwischenhandel führte dazu, dass die beiden großen Handelspartner an den jeweiligen Endpunkten der Route, der Kaiser von China und die römischen Herrscher, erstaunlich wenig voneinander wussten. Entscheidend zum Mythos der Seidenstraße beigetragen hat die Handelsware, der sie ihren Namen verdankt: die Seide. Lange Zeit hatten die Chinesen das Monopol für die Herstellung inne und setzten alles daran, dieses Geheimnis zu wahren. Die Römer, wichtigste Abnehmer in der Antike, vermuteten gar, dass die Seide auf Bäumen wachse. Gewonnen wird die feine Textilfaser aus den verpuppten Raupen des Seidenspinners, die sich von den Blättern des Maulbeerbaums ernähren. Vor dem Schlüpfen werden die Raupen abgetötet. Danach wird der Seidenfaden ihres Kokons in einem Stück abgewickelt. Bei Todesstrafe war es verboten, Seidenraupen auszuführen. Nach einer von vielen Legenden rund um die Seide schmuggelte eine Prinzessin Seidenraupen und Maulbeersamen in ihrem Kopfputz außer Landes, da sie in der Fremde nicht auf Gewänder aus diesem edlen Textil verzichten wollte. All ein a u f der S ei den s t ra ss e Einmal die Seidenstraße von Istanbul bis nach Peking hinunterbrettern – die Bikerin Angela Brandl (47) aus dem bayerischen Moosburg setzte sich auf ihre Honda Dominator, gab Gas und erlebte einen Trip, den sie niemals vergessen wird. Ein Gespräch über sechseinhalb Monate Abenteuer. Fernab der Zivilisation: I n te r v i e w: S e b a sti a n A r ac k a l auf einer Schotterpiste Wie entstand die Idee, auf der Seidenstraße bis nach Peking zu fahren? im Pamirgebirge. Vor zehn Jahren bin ich mit dem Motorrad von Deutschland nach Australien gereist und habe dabei den südlichen Teil der Seidenstraße kennengelernt – damals habe ich schon davon geträumt, auch den nördlichen Teil zu erkunden. Mich haben zudem die historischen Reiseberichte Marco Polos zu der Reise inspiriert. Welche Bedeutung hat die legendäre Handelsroute heute? Im Vergleich zu ihrer Blütezeit hat die Seidenstraße natürlich an Bedeutung verloren. Streckenweise spielt der Lkw-Verkehr eine wirtschaftliche Rolle. Zu nehmenden Tourismus findet man in Städten wie dem usbekischen Samar kand. Manche Regionen sind sehr einsam, dort ist man praktisch alleine un terwegs. Der schlechte Straßenzustand erschwert das Reisen. Eine gut 28.000 Kilometer lange Strecke auf dem Motorrad zurückzu legen, ist nicht gerade die angenehmste Art sich fortzubewegen. Ich bin kein Typ, der im Auto reist. Das ist mir zu weit weg vom Geschehen. Das Motorrad war für mich ein Türöffner. Wenn mich die Einheimischen in Zen tralasien mit meiner Honda gesehen haben, war ich in jeder Jurte herzlich willkommen. Mehr noch als die einzigartigen Landschaften haben mich die Menschen und ihre Kultur fasziniert. Wie haben Sie sich verständigt? Samarkand – alte Handelsmetropole an der Seidenstraße. Für eine meiner früheren Reisen habe ich Russisch gelernt, das hat mir weitergeholfen. Englisch manchmal auch. In China habe ich mich mit Zetteln www.bqb-online.de verständigt, auf denen ich bestimmte Schriftzeichen notiert hatte. Zur Not hilft Bayerisch, das verstehen alle. Der Klang der Stimme ist entscheidend. Me n sch e n & p r oj e k te | se i d e n strasse | 29 in meiner deutschen Heimat nicht schätze. Die Herausforderung ist, sich in beiden Welten zurechtzufinden. Ich kann mir nicht vorstellen, immer unterwegs zu sein. Trotzdem bekomme ich schnell wieder Fernweh. Wie haben Sie die Verbindung nach Deutschland gehalten? Gelegentlich schickte ich Mails, oder ich habe angerufen. GPS hatte ich nicht dabei, auch kein Handy. Klingt archaisch – veränderte sich Ihr Zeitgefühl während der Reise? Tipp: Wer mehr über Angela Brandls Motorradtouren erfahren möchte, kann einen ihrer Vorträge besuchen. Sie erzählt dort die besten Anekdoten von unterwegs und zeigt ihre Reisebilder. Aktuelle Termine finden sich auf ihrer Website www.angelabrandl.de Ich löste mich völlig aus meinem alltäglichen Rhythmus. Mein Zeitgefühl prägte die Dauer meiner Visa der Länder, die ich durchquerte. Und natürlich die Jahreszeiten: Den Pamir-Highway konnte ich beispielsweise nicht im Okto ber befahren, in dem Hochgebirge ist es dann zu kalt. Stichwort Zeit: Wie bekamen Sie Ihre sechseinhalb Monate dauernde Motorradtour mit Ihren beruflichen Verpflichtungen unter einen Hut? Ich kündigte. Mit dem Plan, dass ich mir nach der Rückkehr wieder eine neue Stelle als Zahnarzthelferin suchen würde. Bei früheren Reisen hat das schon gut funktioniert. Bei Bewerbungen sind meine Reisen kein Problem. Eher im Gegenteil: Die Leute sagen sich, wenn sie ihre Touren meistert, wird ihr auch die Organisation einer Praxis gelingen. Zurzeit verdiene ich mein Geld mit Rei sevorträgen. Hatten Sie einen Kulturschock bei der Rückkehr ins bayerische Moosburg? In Zentralasien fand Angelika Den Mut brauchen Sie nicht fürs Wegfahren, sondern fürs Heimkommen. Unter wegs kann ich freier leben. Was aber nicht heißt, dass ich das geregelte Leben Brandl Unterkunft in den traditionellen Jurten. 3 0 | M e n schen & Pr ojekt e | C H öre www.bqb-online.de Me n sch e n & P r oj e k te | ch öre | 31 P ER FEKTE HAR M O NIE Auch wenn die Rolling Stones sangen: „It‘s the singer, not the song“ – es müssen nicht immer die Solisten sein, die im Rampenlicht stehen. Im Chor macht das Miteinander die Musik. Und den Erfolg bringen verbindliche Tugenden wie Rücksicht und Einfühlungsvermögen. Te xt: Jan Wilms Die Berliner Philharmonie strahlt in Festbeleuchtung. Heute ist einer der Höhepunkte der Saison, die Musikfreunde tragen Abendgardero be und erwarten ein großes Konzert: Brahms und Schönberg, Wie ner Spätromantik und Frühmoderne, Werke für Orchester und Chor. Aufgeführt von den Berliner Philharmonikern unter der Leitung des Stardirigenten Christian Thielemann. Doch es ist nicht das weltweit gefeierte Orchester, das später den herzlichsten Applaus hören wird. Auch nicht sein Maestro. Es ist der Berliner Rundfunkchor, der mit seiner stimmgewaltigen und beseelten Interpretation von Brahms’ „Schicksalslied“ das Publikum tief berührt. Auch die Europäische Kulturhauptstadt 2010 steht im Zeichen des gemeinschaftlichen Gesangs: Am 5. Juni wird in der Veltins-Arena auf Schalke der weltweit größte mehrstimmige Chor auftreten. Das Projekt der RUHR.2010 vereint 65.000 Profi- und Amateursänger un ter Leitung des Bochumer Generalmusikdirektors Steven Sloane in einer gigantischen Interpretation von Beethovens Neunter Sympho nie. Der Auftritt ist der Höhepunkt des „SING! – Day of Song“, an dem insgesamt 300.000 Hobbysänger aus dem Ruhrgebiet auf den Straßen, Plätzen und Kanälen zwischen Duisburg und Dortmund sin gen werden. Gleichzeitig ist der Tag ein starkes Symbol für eine San gestradition, die sich bundesweit in zahllosen Vereinen und Chören organisiert. Einer der im Sommer am „Day of Song“ teilnehmenden Chöre ist der Knappenchor Consolidation aus Herten, 1917 von Bergleuten ge gründet, die immer noch die Mehrheit der Sänger stellen. Der Vor sitzende Frank Beran sitzt im Gemeindehaus der Herz-Jesu-Kirche Herne-Wanne, gerade ist der letzte Akkord des Bergdankgottes diensts verklungen. „Im Chor ist es wie unter Tage: einer für alle, alle für einen“, sagt Beran. Denn das lernt der Kumpel schon auf seiner ersten Schicht: Wer Alleingänge der Gruppenräson vorzieht, steht schnell abseits. „Unser Beruf und auch die Bergmannschöre sterben langsam aus“, meint Beran: „Die Sozialkompetenz und das Gemeinschaftsgefüge könnten aber auch andere Branchen gut ge brauchen.“ Wie sehr Chöre die sozialen Strukturen stärken, wird oft übersehen. In den vergangenen Jahrzehnten galt in der Verhaltenswissenschaft das Paradigma des Menschen als eigennütziger Homo oeconomicus. Doch mindestens genauso oft basieren Erfolg und Fortkommen auf Kooperationen. In der Kunst, schon immer Extremform und Testbo den für gesellschaftliche Entwürfe, heißen Gemeinschaften Ensem ble – das französische Wort bedeutet zusammen oder miteinander. Ein Chor ist die archaischste Form eines Ensembles – und immer noch die populärste. Doch was ist das Geheimnis eines herausragenden Chores? Die ob ligatorische Voraussetzung sind exzellente gesangliche Fähigkeiten. „Ohne soziale Kompetenzen wie Empathie und Wahrnehmung – das Hören der anderen Sänger, um das eigene Verhalten abzustimmen – nützt jedoch selbst die beste Stimme nichts“, erklärt Hans-Hermann Rehberg, Direktor des Berliner Rundfunkchors. Sein Chor gilt als einer der besten der Welt, das 64-köpfige Ensemble tourt regelmäßig durch Europa, Amerika und Asien, 2007 gewann eine der Chor aufnahmen einen Grammy,. „Flexibilität ist enorm wichtig“, meint der Berliner Chordirektor. „Manchmal muss man führen, manchmal sich führen lassen können.“ Jede Sängergruppe ist so stark wie das schwächste Glied – schon die kleinste Eskapade würde die Anstren gungen des Kollektivs sabotieren. Vom Tempel der Hochkultur zu den letzten Protagonisten der Schwerindustrie: Der Weg von der Berliner Philharmonie bis zu den singenden Bergleuten aus dem Ruhrgebiet ist kürzer, als man an nimmt. Nur mit Ensemblegeist und Teamwork kann aus tiefen Bäs sen, kraftvollen Baritonen, stolzen Tenören und strahlenden Sopranen ein harmonischer Wohlklang entstehen. „Die Kraft der gemeinsamen Anstrengung, das Volumen der ganzen Gruppe ist schöner als jede Einzelleistung“, sagt Hobbysänger Frank Beran nach der Probe für die Eröffnung der Europäischen Kulturhauptstadt auf der Essener Zeche Zollverein über die Motivation seines Chores. Als Belohnung werden heute im Gemeindehaus Schnittchen und Pils serviert. Frü her erhielten die Sänger eine Tonne Kohle extra. Der Berliner Rundfunkchor arbeitet währenddessen an seinem Pro gramm für die Salzburger Mozartwoche. „Natürlich will jeder Sänger ein Held sein, denn alle bringen absolute Höchstleistungen“, sagt Hans-Hermann Rehberg über seine am Konservatorium ausgebil deten Musiker. „Dieser Wettbewerb ist für die Verbindung genauso wichtig wie die Sozialkompetenzen. Im Chor sind Gemeinsinn und persönlicher Ehrgeiz keine Widersprüche.“ Seit 2007 organisiert der Rundfunkchor deshalb auch den Workshop „LeaderChorBerlin“: Ein mal im Jahr ordnen sich 40 Führungskräfte und Unternehmer ins Kollektiv. Und erleben, dass sie nur auf diesem Weg erfolgreich sein können. 3 2 | Pe rf ekt & Pr emiu m | m eiss ener P orz ella n Da s w eiSSe Gol d Seit 300 Jahren dreht sich in Meißen alles um Porzellan. Das weiße Gold ist heute wie in der Vergangenheit sowohl Exportschlager als auch Wertanlage. „Tea with the Dragon“ heißt diese aktuelle Kollektion. Der Ming-Drache wird seit 1730, das berühmte Zwiebelmuster (oben) seit 1793 von Hand gemalt. www.bqb-online.de Text : U t e Z imm erm a nn Auf den ersten Blick ist es nur eine einfache Verbindung von un spektakulären Bestandteilen: zwei Teile Kaolin, ein Teil Feldspat, ein Teil Quarz. Quarz und Feldspat sind die häufigsten Mineralien der Erdkruste. Kaolin, ein hydratisiertes Aluminiumsilikat, ist schon etwas seltener zu finden, aber auch nicht so ungewöhn lich. Dennoch: Die genaue Zusammensetzung der drei Bestand teile und ihr Mischungsverhältnis sind bis heute ein großes Geheimnis. Jahrelang haben die schlauesten Köpfe ihrer Zeit experimentiert, damit aus diesen drei Stoffen etwas unglaublich Kostbares entsteht: nämlich Porzellan. Geschafft hat es schließlich Johann Friedrich Böttger (1682–1719). Der ehemalige Apothekerlehrling hatte sich der Alchemie verschrieben und war zunächst auf der Suche nach einer Möglichkeit, Gold herzustellen. Schließlich experi mentierte er mit Ehrenfried Walther von Tschirnhaus und Gott fried Pabst von Ohain in einem Forschungslabor. Berichte, dass Porzellan für sie nur ein Abfallprodukt auf der Suche nach dem begehrten Edelmetall war, sind falsch. Böttger, Tschirnhaus und von Ohain wollten eine Keramik herstellen, wie sie zu ihrer Zeit nur aus China bekannt war: leicht, weiß, fast transparent, hart und glatt. Das Kunststück gelang schließlich dem 26-jährigen Bött ger, als er die richtige Mischung für das weiße Gold ge funden hatte. Zwei Jahre später, 1710, entstand auf der Albrechtsburg in Meißen die erste Porzellanmanufaktur auf europäischem Boden. Die Erzeugnisse waren weit mehr als nur Teller, Tassen oder Zierobjekte: Meißener Porzellan, als Handelsmarke „Meissener Porzellan“ geschrieben, wurde zum Statussymbol der europäischen Fürstenhäuser. Um sich von Fälschungen abzugrenzen, wurden ab etwa 1720 die Stücke mit Unterglasurfarbe gekennzeichnet. Als Markierung diente zunächst das Monogramm von Kurfürst August dem Starken (1670–1733), später zwei gekreuzte Schwerter. Sie sind das äl teste ununterbrochen in Verwendung stehende Markenzeichen der Welt. P e r f e k t & P r e m i u m | Me i sse n e r P o r ze l l an | 33 Wer das nötige Kleingeld und Stil hat, legt Wert auf Hartpor zellan aus der Manufaktur Meissen. Und wenn der Teller nicht für die gehobene Tischkultur ist, dann dient er als Wertanlage. „Meissener Porzellan hat von jeher eine große Bedeutung als Kunst- und Wertanlage“, sagt Christian Kurtzke, Vorsitzender der Geschäftsführung. Und tatsächlich, im Anlageranking einer Studie landete Meissener Porzellan auf dem zweiten Platz mit einem jährlichen Ertrag von 13,3 Prozent vor Gold, den Gemäl den alter Meister und Diamanten. So wurde zum Beispiel 2009 im Auktionshaus Sotheby’s die Figur „Dame mit Mohrenknaben“ aus den 1920er-Jahren versteigert. Damaliger Ladenpreis: rund 400 Reichsmark (heute umgerechnet 120 Euro). Im Rahmen der Auktion erzielte die rüstige Dame stolze 12.000 Euro. „Wertstei gerungen von bis zum 20-Fachen des Ursprungspreises sind fast normal“, freut sich einer der fleißigsten Sammler figuraler Kunstwerker aus der Meissener Manufaktur. Meissener Porzellan, das ist Luxus pur. Das war vor 300 Jahren so und ist bis heute so geblieben. Laut einer Studie des Mar kenverbandes und Wirtschaftsprüfern der KPMG gehört die Manufaktur Meissen zu den bekanntesten deutschen Luxus marken. Nur der Nobelkarossenhersteller Porsche konnte sich vor den Sachsen platzieren. Und selbst wem PS-Stärken mehr bedeuten als Porzellan, der hat dennoch großen Respekt vor der handwerklichen Kunstfertigkeit, mit der bis heute die einzelnen Stücke gefertigt werden. Da wäre zum Beispiel der Designklas siker „Zwiebelmuster“. Im Vergleich zu anderen Objekten des Hauses eher ein Schnäppchen – das Gute-Morgen-Set aus Teller, Müslischale und Kaffeebecher kostet 179 Euro. Trotzdem dürfen sich die Porzellanmaler keinen Fehler erlauben. Denn das Zwie belmuster in blauer Farbe wird mit Hand gemalt, jeder Pinsel strich muss sitzen, nichts ist zu korrigieren oder wegzuwischen. Diese extrem anspruchsvolle Handarbeit macht den Preis. Doch die Tradition beginnt schon weit vor dem Bemalen, nämlich bei der Gewinnung des Rohstoffs Kaolin für die Porzellanmasse und die Farbherstellung. Kaolin wird seit 1764 in der Grube Seilitz abgebaut, dem kleinsten und ältesten Kaolin-Bergwerk Europas. Zwei Bergleute sind dort damit beschäftigt, mit Hacke, Schaufel und Bohrhammer rund 200 Tonnen Rohkaolin pro Jahr für die Meissener Manufaktur abzubauen. Seit vergangenem Jahr un ter anderem auch, um das Material für edle Schmuckstücke zu liefern. Natürlich ist die Wirtschaftskrise auch an der Manufaktur Meis sen nicht spurlos vorübergegangen, und so suchte der Manufak turchef neue Märkte im Luxussegment. Gefunden hat Christian Kurtzke eine Schmuckkollektion aus dem Hause Meissen von 1710, die nun frischen Wind in die Auslagen der Juweliere bringen soll. „Wir sind uns immer treu geblieben und ha ben uns nie von der Vergangenheit verabschiedet“, sagt der Vorstandsvorsitzende bei der Präsentation der Meissen Fine Jewellery Kollektion. Diese Verbindung von klassischen Kollektionen und handwerklicher Tradition mit modernem Zeit geist macht die Meissener Manufaktur auch 300 Jahre nach ihrer Gründung zu einem der erfolgreichsten deutschen Unter nehmen. 3 4 | Glosse Gesine Nicole Steffi Harald Jutta Martin S tay away, frien ds ! Über nimmersatte Netzspinnen und die Wahl und Qual in sozialen Netzwerken. T ext : Dirk Hautk app Vom leidenschaftlich gern mit grauen Gänsen schwimmenden Verhaltensfor scher Konrad Lorenz wissen wir verlässlich: Das Zusammenleben gleichartiger Lebewesen auf engem Raum fördert eher früher als später Argwohn und Miss gunst. Ganz gleich, ob es sich um die Putzerfische am Bart des Buckelwals handelt oder um die Wirtstiere auf dem Planeten Erde. Vielleicht darum zog Lorenz so oft in die Stille der Natur. Wo keine Menschenseele rumort, da kann es auch keinen Stau geben. Lorenz kannte die Datenautobahnen nicht. In den Verstrickungen des weltweitwunden Netzes wird es immer drängeliger. Und wir alle drängeln mit. Manch einer hat sein Leben komplett vernetzt. Facebook, Twitter, MySpace, Flickr, Lokalisten, Wer-kennt-wen, Knuddels, StayFriends, Schüler- wie StudiVZ haben mehr Mitglieder, Freunde und „Fol lower“ als China und Indien Einwohner zusammen. Und das sind schon ver dammt viele. Wie nimmersatte Netzspinnen spinnen wir unsere Fäden in alle Richtungen, um Informationen und Kontakte zu erbeuten. Nie den Beziehungsstatus eines Menschen „hochgestuft“. Ich war von gestern. Ich bin meinen Freunden persönlich zuleibe gerückt. Mit einer guten Flasche Wein. Aber doch nicht mit der Computermaus. Was mich digitalen Neandertaler veranlasst hat, meine Höhle zu verlassen? Kein Mammut, sondern Martina war‘s. Also eigentlich ein Klassentreffen. Sie wissen schon. Nach einer Ewigkeit Leute treffen, denen man schon früher aus dem Weg ging. Denn es ist doch so. Der „Schwarm“, den man auf dem Schul hof vergeblich anhimmelte, kommt nie zum Klassentreffen. Es sei denn ... da gibt es doch bestimmt ... im Internet ... genau ... so eine Art DRK-Suchdienst für verschollene Mit-Abitur-Schönheiten. Die Seite heißt: Bleibt Freunde! Der harmlos klingende Imperativ hätte mich gleich stutzig machen müssen. Aber ich wollte Martina schon damals sagen, wie schön sie ist. Soziale Netzwerke sind wie eine Droge. Doch, das wusste ich, ich war gewarnt. Wer nicht drin ist, 24 Stunden am Tag, eingeloggt wie eine lebende Such maschine, immer auf Empfang nach neuen virtuellen Wahlverwandtschaften, ist out. Den gibt’s quasi gar nicht. Digitales Neandertal, sozusagen. Auch ich war viele Jahre so ein digitaler Neandertaler. Es gab mal eine Zeit, da hab auch ich noch analog gedacht. Drei Monate Premium-Mitgliedschaft später: Von Martina keine Spur, dafür aber von Martin. Er hat mich ebenso gefunden wie auch Detlef, Steffi, Nicole, Gesine und Jutta. Plagegeister von damals, die ich unfreiwillig rief, ich werde sie nicht mehr los. Manche schreiben jeden Tag. Wollen alles wissen. Leute, die ich nie kennenlernen wollte, zeigen ihr Leben in einer Aufdringlichkeit, die mich vor dem Bildschirm abstürzen lässt. Gestern hat sich Herr E. registrieren lassen. E. war schon als Chemielehrer ein Experiment mit ungewissem Aus gang. Ich muss hier raus. Ich habe euch doch nichts getan. Netzwerk abge schaltet. Stay away, friends! Ich habe Bücher gelesen, aber kein „Gesichtsbuch“. Hatte Kontakte, aber nie eine Kontaktliste gepflegt. Habe nie jemanden „geaddet“. Nie „gegruschelt“. Und wenn sich Martina inzwischen doch gemeldet hat? Vielleicht sollte ich noch mal nachschauen. Nur einmal, nur ganz kurz ... Da s i st k e i n E n d e! BQ Blo Bg Da s is t e i n A nfan g! Sag e Me n Sie inu ng Ihre im www.bqb-online.de WLL-Lösungen von QSC: ALLeS eRReICHeN Mit Premium Highspeed-Internet schnell und sicher kommunizieren Die WLL-Lösungen der QSC AG sind die ideale Basis sowohl für einen hochwertigen Internetzugang als auch für VPN (Virtual Private Network) oder Voice over IP. Je nach Kundenwunsch lassen sie sich als Hauptverbindung oder auch als redundante Back-Up-Variante einsetzen. Neben höchstmöglicher Sicherheit und ständiger Verfügbarkeit stehen symmetrische Bandbreiten von 2 bis zu 800 Mbit/s zur Verfügung, in einigen Fällen sogar bis zu 1,6 Gbit/s. Somit eignet sich diese Richtfunktechnologie besonders gut für Unternehmen, die den Bedarf an sehr hohen Bandbreiten haben, auf Firmengeländen ihre verschiedenen Gebäude miteinander verbinden wollen oder die besonderen Wert auf Medienredundanz sowie Back-Up-Lösungen legen. Info-Line: 0800 77 22 375 www.qsc.de