German - The Gingerbread Man-GER_QC

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German - The Gingerbread Man-GER_QC
Der Lebkuchenmann
Eines Tages dachte sich die Bäuerin Frau Braun: „Heute werde ich aus dem
Lebkuchenteig ein kleines Männchen machen”.
Sie mischte alle Zutaten zusammen und formte den Lebkuchenteig mit den Händen
zu einer Kugel, die sie flachdrückte. Das sollte der Kopf werden. Dann formte Frau
Braun eine weitere Kugel, die aber diesmal viel größer war. Das war sein Körper.
Für seine Arme formte sie zwei dünne Rollen und für die Beine zwei längere. Dazu
kamen noch zwei Hände und zwei Füße. Aber was nun? Sie überlegte: „Ich weiß, er
baucht zwei Rosinen für die Augen und ein Stückchen Zitronat für seinen Mund“.
Als Frau Braun damit fertig war legte sie ihn vorsichtig auf ein Backblech und schob
das Backblech dann zum Backen in den Backofen.
Dann stellte sie Wasserkessel auf den Herd, um sich eine Tasse Tee zu kochen.
Plötzlich hörte sie ein Klopfen, dann ein noch stärkeres Klopfen, und das Klopfen
kam aus dem Backofen. Sie ging zum Ofen und horchte. „Lass mich raus, lass mich
raus”, hörte sie ein schrilles Stimmchen rufen.
Frau Braun machte die Türe zum Backofen vorsichtig einen Spalt weit auf und
guckte hinein. Da stand auf dem Backblech der Lebkuchenmann. Bevor sie weiter
überlegen konnte, hatte er schon die Tür aufgestoßen, war auf den Küchenboden
gesprungen und unter dem Küchentisch hindurch den Gang entlang auf die Straße
hinaus gelaufen. Frau Braun rief ihm nach „Halt, halt!”, aber der Lebkuchenmann lief
einfach weiter. Und als er lief rief er:
„Laufe, laufe, so schnell ich kann,
mich fängt man nicht,
ich bin der Lebkuchenmann”.
Frau Braun rannte ihm nach, begann aber bald schon zu pusten und war ganz außer
Atem. „Halte den Lebkuchenmann auf”, rief sie ihrer Freundin zu, die in der Tür zu
ihrem Haus stand. „Lass ihn nicht an dir vorbei!“ Ihre Freundin versuchte, den
Lebkuchenmann aufzuhalten, aber sie war ziemlich dick und konnte sich kaum
bücken. Der Lebkuchenmann lief zwischen ihren Beinen durch und rief:
„Laufe, laufe so schnell ich kann,
mich fängt man nicht,
ich bin der Lebkuchenmann”.
Der Schmied in seiner Schmiede blickte von der Arbeit hoch und sah, wie der
Lebkuchenmann die Straße entlanglief, gefolgt von der Bäuerin und ihrer dicken
Freundin.
Da ließ er sein Feuer Feuer sein, verließ die Schmiede und lief den beiden mit
seinem langen Hammer in der Hand nach. Aber auch er konnte den
Lebkuchenmann nicht erwischen, und so rief er den Kindern zu, die aus der Schule
kamen: „Lauft dem Lebkuchenmann nach. Die Bäuerin möchte ihn wieder haben.”
Da schlossen auch sie sich der Verfolgungsjagd an und riefen: „Wir fangen ihn!“
Aber der Lebkuchenmann schaute ihnen lachend über die Schulter zu, lief nur noch
schneller und rief dabei:
“Laufe, laufe so schnell ich kann,
mich fängt man nicht,
ich bin der Lebkuchenmann”.
Noch nie hatte es auf den ruhigen Straßen so viel Lärm und Trubel gegeben. Selbst
die Hunde begannen zu bellen, als sie sich der Verfolgungsjagd anschlossen.
Der Müller in seiner Mühle hörte den Lärm und lief, von Kopf bis Fuß von Mehl
bedeckt, allen nach. Er sah gar nicht, hinter wem alle her waren, aber er wollte sich
den Spaß nicht entgehen lassen, und lief nun auch mit. Ebenso der Postbote, der
Fischhändler, der Bürgermeister mit seiner Amtskette, der Polizist, der
Feuerwehrmann, der Arzt und alle hungrigen Katzen, Hunde, Schweine, Kühe und
Mäuse aus der Gegend.
Als der Lebkuchenmann zurückblickte und sah, wie viele Leute ihm jetzt nachliefen,
rief er nur noch lauter:
„Laufe, laufe so schnell ich kann,
mich fängt man nicht,
ich bin der Lebkuchenmann”.
Immer mehr Leute schlossen sich der Verfolgungsjagd an. Sie kamen aus den
Häusern und aus den Geschäften angelaufen. Sie liefen und liefen, aber NIEMAND
konnte den Lebkuchenmann einholen. Sogar ein Pferd im Feld beschloss
mitzulaufen und galoppierte hinter dem Lebkuchenmann her, doch der rief „Ich bin
schneller als du”. Zum Beweis lief er immer schneller und schneller, bis er alle weit,
weit hinter sich gelassen hatte.
DOCH unweit von der Straße lauerte ein hungriger Fuchs. Als er den
Lebkuchenmann daherlaufen sah, leckte er sich das Maul und dachte sich: „Was
wird der Lebkuchenmann wohl machen, wenn er beim Fluss ankommt?“ Und er
leckte sich wieder das Maul.
Der Fuchs beschloss, eine Abkürzung zum Fluss zu nehmen und dort auf den
Lebkuchenmann zu warten.
Du liebe Güte, es gab keine Brücke über den Fluss. Also musste der
Lebkuchenmann anhalten. Er konnte nicht hinüber. Der schlaue Fuchs kam hinter
einem Baum hervor. „Einen schönen guten Morgen, Lebkuchenmann“, sagte der
hungrige Fuchs, „wirst du über den Fluss schwimmen?” “Oh, ich kann nicht
schwimmen“, sagte der Lebkuchenmann.
„Das ist aber schade”, sagte der schlaue Fuchs. „Ich kann dir aber helfen, über den
Fluss zu kommen.
Spring auf meinen Rücken und ich bringe dich hinüber.“
„Du wirst mich aber nicht fressen?” sagte der Lebkuchenmann.
„Natürlich nicht”, sagte der Fuchs, „ich will dir nur helfen.”
Der Lebkuchenmann kletterte auf den Rücken des Fuchses.
Bald war der Lebkuchenmann ganz nass. „Warum springst du denn nicht auf meinen
Kopf?” sagte der Fuchs. Und der Lebkuchenmann tat, wie ihn der Fuchs geheißen
hatte.
Als sie schon fast am anderen Ufer angekommen waren, sagte der Fuchs: „Du fühlst
dich gar nicht sicher auf meinem Kopf an. Es wäre doch schrecklich, wenn du jetzt in
den Fluss fallen würdest, wo wir doch schon so nahe am anderen Ufer sind.” Also
kletterte der Lebkuchenmann auf die Nase des Fuchses. „So ist‘s besser”, sagte der
hungrige Fuchs, „jetzt wirst du nicht mehr nass” und…
SCHNAPP machten die Kiefer des Fuchses … und der Lebkuchenmann war weg….
Der Fuchs kletterte aus dem Fluss, leckte sich das Maul und schlich heim in seinen
Bau.
Als schließlich alle anderen den Fluss erreichten, war niemand mehr zu sehen.