Herangehensweise an eine Hausarbeit / Seminararbeit

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Herangehensweise an eine Hausarbeit / Seminararbeit
Arbeitsgemeinschaft zum Verfassungsrecht
Ass. iur. Sandra Fuchs
SS 2009
Seite 1
Herangehensweise an eine Hausarbeit / Seminararbeit / Diplomarbeit etc.
Strukturierung:
Bei einer juristischen Fallbearbeitung:
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Bildung eines Obersatzes entsprechend der zum Fall gestellten Frage.
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Lösung des Falles anhand der auch sonst einschlägigen Aufbauschemata in Form eines
Gutachtens.
Bei einer Themenarbeit:
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In der Einleitung: Zunächst darstellen, was warum untersucht wird. Dann einen kurzen
Überblick über den Gang der Untersuchung (das „Wie“) geben.
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Darstellung der Grundlagen, die benötigt werden, um die eigentlichen Probleme des
Themas verstehen und die spätere Argumentation nachvollziehen zu können.
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Darstellung des Problems bzw. der Probleme und Aufzeigen von Lösungsmöglichkeiten.
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Bewertung der Lösungsansätze. Wichtig: Darstellung und Bewertung müssen getrennt erfolgen, damit der Leser jederzeit unterscheiden kann, ob jeweils gesicherte
Fakten bzw. der Stand der aktuellen wissenschaftlichen Diskussion wiedergegeben
werden oder ob es sich um eine eigene Stellungnahme des Bearbeiters handelt.
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Am Ende: Zusammenstellung der Ergebnisse; Fazit; ggf. Einordnung der Ergebnisse
und Ausblick z. B. auf weiteren Klärungsbedarf, die voraussichtliche weitere Entwicklung der Problematik oder praktische Folgen.
Erste Orientierung bei der Literatursuche:
Zunächst einmal sollten Sie sich selbst Gedanken machen, welche Fragen sich bei der Arbeit,
die Sie anzufertigen haben, wohl stellen. Am besten notieren Sie sich kurz, welche Punkte Sie
nach Ihrem ersten Eindruck auf jeden Fall werden darstellen bzw. näher untersuchen müssen.
Um sich dann einen ersten Überblick zu verschaffen, welche konkreten Fragen sich bei der
Fallösung oder der Bearbeitung des Themas ggf. stellen werden und welche Auffassungen
hierzu ggf. bislang vertreten werden, konsultieren Sie am besten – soweit es sie gibt – erst
einmal einschlägige Lehrbücher. Hier sind die entsprechenden Problempunkte themenbezogen dargestellt und es sind in der Regel Fundstellen angegeben, anhand derer eine Vertiefung
des Stoffes möglich ist.
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Am Anfang sollte auch ein Blick in die einschlägigen Kommentare stehen. Hier finden Sie
vor allem weitere Fundstellen zu speziellen Problemstellungen, die Sie gezielt auswerten
können.
Um den Stoff dann zu vertiefen, können Sie z. B. das „Schneeballsystem“ nutzen. Das heißt
Sie beginnen, die in den Lehrbüchern und Kommentaren angegebenen Fundstellen, z. B. Zeitschriftenaufsätze, zu lesen. Dort finden Sie wiederum Zitate weiterer einschlägiger Fundstellen, die sie nachfolgend heranziehen können. Auch dort sind wiederum weitere Fundstellen
genannt usw.
Der Vorteil dieser Methode: Man findet relativ schnell eine relativ große Zahl thematisch
einschlägiger Quellen. Außerdem kann man so herausfinden, welche Quellen oder Autoren
immer wieder zitiert werden, was also die „Standardwerke“ bzw. „Koryphäen“ des jeweiligen
Sachgebietes sind. Dieses Wissen kann man dann bei der weiteren Recherche in Katalogen
und Datenbanken ausnutzen.
Der Nachteil der Methode: Man kann nur die VOR dem neuesten Aufsatz veröffentlichten
Quellen auffinden. Neuere Veröffentlichungen oder Entscheidungen bleiben einem so eventuell verborgen.
Um diesen Nachteil aufzufangen, sollte man parallel in den einschlägigen Katalogen und
Datenbanken (insbesondere denen der UB) anhand von Stichworten, Schlagworten und unter
Zuhilfenahme der Systematik Suchanfragen durchführen.
Wie das im einzelnen funktioniert, erläutert die UB in verschiedenen Schulungen, die immer
wieder angeboten werden. Haben Sie ein besonderes Anliegen, können Sie sich außerdem an
den jeweiligen Fachreferenten der UB wenden.
Juristische Fachdatenbanken etc. finden Sie auf den Seiten der UB Siegen unter anderem
unter „Startseite Æ Fachgebiete Æ Sozialwissenschaften: Recht“, z. T. auch unter „Startseite
Æ Fachgebiete Æ Sozialwissenschaften: Wirtschaftswissenschaften“ verlinkt.
Einen Überblick über die Systematik der Aufstellung der Literatur in der UB Siegen können
Sie sich z. B. unter „Startseite Æ Kataloge Æ OPAC Æ Systematiksuche [Link oben rechts]“
verschaffen. Von dort aus können Sie auch unmittelbar in die elektronische Systematik-Suche
einsteigen, um so einen Überblick über sämtliche in Siegen vorhandene Literatur zu einem in
der Systematik separierten Themenbereich zu erhalten.
Inhaltliche Gestaltung:
„Sinn der Bearbeitung ist es, das Thema unter Verwendung der einschlägigen Literatur und
Rechtsprechung vertiefend zu behandeln.“
Worauf kommt es dabei an?
1.) Darauf, die Probleme des Falles bzw. des Themas zu erkennen
und entsprechend die Schwerpunkte der Arbeit zu setzen (das gilt auch für Klausuren).
Kritische Punkte sind näher zu untersuchen, Unkritisches ist eher kurz darzustellen.
2.) Darauf, vor allem bezüglich der kritischen Punkte eine möglichst umfassende Darstellung der in Literatur und Rechtsprechung hierzu vertretenen Ansichten vorzunehmen.
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Dies erfordert Recherche! – Bei der späteren Anfertigung des Textes ist außerdem zu
beachten, daß jeder fremde Gedanke (bei der Darstellung verschiedener Auffassungen,
aber auch beim Aufgreifen einzelner Argumente), der in der Arbeit wiedergegeben
wird, durch die Fußnoten mit seiner Quelle bzw. seinen Quellen belegt werden muß!
Grund: Ansonsten würde das Urheberrecht mißachtet. Und: Nur so wird die Argumentation überprüfbar. Dies ist für eine wissenschaftliche Arbeit unerläßlich, da eine
sachgerechte wissenschaftliche Diskussion nur möglich ist, wenn der Verfasser
Grundlagen und Quellen seiner Gedanken offenlegt und sich so einer Überprüfung
seiner auf diesen Fundamenten gebildeten Überzeugung stellt.
Dazu gehört ebenfalls ein vollständiges Literaturverzeichnis, anhand dessen dem
Leser ermöglicht wird, die in den Fußnoten zitierten Quellen selbst zu finden und ggf.
zu prüfen. Dementsprechend muß das Literaturverzeichnis vollständig sein hinsichtlich aller in der Arbeit ausdrücklich verwendeten – und also auch zitierten – Fundstellen, hat sich aber auch auf diese zu beschränken (und nicht etwa allgemeine weiterführende „Leseempfehlungen“ zu geben).
3.) Darauf, eine nachvollziehbare, ausgewogene und möglichst umfassende eigene
Auseinandersetzung mit den möglichen Lösungsansätzen vorzunehmen, an deren
Ende eine begründete Entscheidung gefällt wird, welchem Ansatz zur Lösung des
Problems zu folgen ist. Die Arbeit muß dabei insgesamt konsequent, d. h. in sich
stimmig sein.
Zwei kurze Hinweise zur Heranziehung und Zitierung von Quellen:
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Verwenden Sie in der Arbeit nur zitierfähige Quellen! Dabei handelt es sich um allgemein zugängliche Veröffentlichungen, die wissenschaftlichen Qualitätsansprüchen
genügen, insbesondere also seriös sind. Nicht dazu zählen z. B. Skripte, während des
Studiums ausgeteilte Materialien oder unveröffentlichte Stellungnahmen (diese sind
nicht allgemein zugänglich; werden für die Arbeit ausnahmsweise gerade solche Materialien benötigt, sind sie zumindest den Korrektoren zugänglich zu machen, um die
Überprüfbarkeit der Argumentation der Arbeit herzustellen [in der Regel durch Aufnahme in den Anhang]), ebenso nicht allgemeine Ratgeberseiten im Internet oder private Informationsplattformen wie Wikipedia (hier fehlt z. T. der wissenschaftliche Anspruch der Veröffentlichungen, z. T. ist nicht überprüfbar, ob die Autoren des Textes
tatsächlich fachkundig und unabhängig sind, es sich also um seriöse Informationen
handelt).
Nutzen können Sie nicht zitierfähig Quellen natürlich zu ersten eigenen Orientierung.
Diese können also der Beginn einer Recherche sein. Nie aber das Ende.
-
Auch Zitate von Internetquellen und Datenbanken erfordern, soweit möglich, ein
Vollzitat! Also auch hier sind Autor und Titel der Veröffentlichung anzugeben. Nur
die Fundstellenangabe ändert sich, so z. B. bei Internetquellen die Angabe von URL
und letztem Abrufdatum, von URN oder von DOI-Nummer anstatt der Fundstelle z. B.
in einer Zeitschrift. Ebenso sind auch bei einem Online-Kommentar genau wie bei der
Zitierung eines Printkommentars Bearbeiter, ggf. Herausgeber, Name des Kommentars, kommentierte Norm und Randnummer anzugeben. Diese Angaben werden evtl.
nur ergänzt z. B. durch die Angabe der Datenbank, unter der der Kommentar abrufbar
ist.
Im übrigen gilt, daß, soweit möglich, nach den bestehenden Printveröffentlichungen
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zitiert wird. So sind beispielsweise in den in Beck-online abrufbaren Aufsätzen die
Seitenübergänge der Printausgaben der jeweiligen Zeitschrift, z. B. der NJW, auch in
der Online-Version gekennzeichnet, so daß ohne weiteres die jeweilige Seitenzahl der
Fundstelle „im Original“ angegeben werden kann. Entsprechend verhält es sich bei
eBooks oder anderen Online-Veröffentlichungen, die – z. B. im pdf-Format – die
Druckversion eines Werkes elektronisch exakt wiedergeben. Es wäre also falsch, hier
z. B. ausschließlich die URL anzugeben, allenfalls kann man ergänzend darauf hinweisen z. B. in welcher Datenbank das Werk auch online abrufbar ist.
Formalia:
Hinsichtlich der Formalia sei auf die „Hinweise zur Erstellung von Seminararbeiten“ der
Professur (Nachfolge Hase) verwiesen.
Eine „Selbstverständlichkeit“ sei aber noch erwähnt: Lesen Sie Ihre Arbeit, wenn sie inhaltlich fertiggestellt ist, noch einmal in Ruhe durch, um verbliebene Fehler zu korrigieren.
Planen Sie dafür von vorneherein Zeit ein. Am besten ist es sogar, einen Dritten Korrektur
lesen zu lassen, da dieser dem Text unvoreingenommener begegnen und so Unklarheiten,
Rechtschreib- und Grammatikfehler etc. oftmals leichter erkennen kann als die Autorin oder
der Autor der Arbeit.
Zum Schluß:
Nehmen Sie sich, bevor Sie Ihre erste Seminararbeit anfertigen, einmal die Zeit, sich eine
Anleitung zum wissenschaftlichen Arbeiten durchzulesen. Die UB Siegen hält hierzu geeignete Werke bereit. Wenn Sie verstanden haben, worauf es bei einer wissenschaftlichen Arbeit
ankommt, wird es Ihnen leichter fallen, eine Arbeit zu erstellen, die Ihre Korrektoren – und
später einmal das wissenschaftliche Publikum – überzeugt.

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