Machtverhältnisse in der logopädischen Therapie mit Kindern

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Machtverhältnisse in der logopädischen Therapie mit Kindern
Machtverhältnisse in der
logopädischen Therapie mit
Kindern
SAL-Bulletin Nr. 110
Seite 1
Dezember 2003
zusammenfassung der
1. Einleitung
SAL Diplomarbeit Nr. 765 von
Wahl des Themas:
Ursula Trinkler
Ich habe das Thema Machtverhältnisse in der logopädischen Therapie
mit Kindern ausgewählt, weil ich diesem Thema während der Jahre
meiner pädagogischen Tätigkeit immer wieder begegnet bin. Das
Thema Macht interessiert mich und ich finde es wichtig, dass wir
Fachleute uns damit auseinandersetzen.
Ziel der Diplomarbeit:
Ich habe eher selten erlebt, dass Fachpersonen beim Reflektieren ihrer
Arbeit Bezug nehmen auf das Thema Machtverhältnisse. Es war somit
eine Chance für mich, den Anlass der Diplomarbeit wahrzunehmen
und mich mit diesem Thema auseinander zu setzen, in der Hoffnung
bei anderen Fachpersonen das Interesse daran ebenfalls zu wecken.
Die Arbeit trägt auch dazu bei, dieses meiner Meinung nach tabuisierte Thema antastbar zu machen.
Fragestellungen:
Folgende Fragen versuchte ich mit dieser Arbeit zu klären:
Besteht ein Machtverhältnis in der logopädischen Therapie mit Kindern? Wenn ja, was zeichnet dieses Machtverhältnis aus? Was ist
Machtmissbrauch? Was kann ich tun, damit ich mich nicht machtmissbrauchend verhalte?
Die Arbeit richtet sich nicht nur an LogopädInnen, sondern an alle
Erwachsenen, welche oft mit Kindern zusammen sind, Kinder gerne
haben, sie als gleichwertig respektieren und dem entsprechend mit
ihnen umgehen wollen.
2. Kurze Inhaltliche zusammenfassung
Die thematischen Grundpfeiler der Diplomarbeit lauten wie folgt:
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Macht
Frau, Aggression und Macht
Machtverhältnisse in therapeutischen Situationen
Machtverhältnisse in der logopädischen Therapie mit Kindern
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Prävention
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Anhang
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Macht:
In diesem ersten Kapitel werden die Begriffe Macht, Machtverhältnis
und Machtmissbrauch definiert, Überlegungen zum Entstehen von
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Machtverhältnisse in der logopädischen Therapie mit Kindern
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Machtverhältnissen angestellt und mögliche Beweggründe von
machtmissbrauchendem Verhalten erläutert.
Ein wichtiger Abschnitt ist das Thema Grenzen und Grenzüber-
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Prävention:
schreitungen. Anhand bildlicher Modelle werden intakte innere und
äussere Grenzen eines Menschen mit defekten inneren und äusseren
Dieses Kapitel befasst sich mit allgemeinen Vorschlägen für die Prävention von Machtmissbrauch in der Therapie und mit konkreten
Vorschlägen zur Verhinderung von Machtmissbrauch in der logopädischen Therapie mit Kindern.
Grenzen eines Menschen verglichen. Mögliche Auswirkungen defekter
oder noch nicht ausgereifter Grenzen werden geschildert.
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Im Anhang finden sich einige nützliche Unterlagen zur Prävention von
Machtmissbrauch in der logopädischen Therapie.
Frau, Aggression und Macht:
Weil die grosse Mehrheit der LogopädInnen Frauen sind, ist ein
geschlechterspezifischer Zugang zum Thema wichtig. Claudia Heyne
hat sich in ihrem Buch "Täterinnen, offene und versteckte Aggression
von Frauen" (1993) ausführlich mit den Begriffen Aggression und
Macht auseinandergesetzt. Dabei ist sie speziell auf den Umgang der
Frau mit Macht eingegangen. Mir ist dabei wichtig, dass auch die
subtilen Formen von Aggression und Machtmissbrauch zur Sprache
kommen.
Anhang:
A) Liste mit Adressen von SupervisorInnen für LogopädInnen
B) Rechte des Kindes (eine Version für Erwachsene, eine Version für
Kinder)
C) Evaluationsbogen für Kinder
D) EthisGhe Richtlinien für LogopädInnen
E) Erfindung eines Tisches
F) Kopiervorlage "Fragenkatalog zur Selbstreflexion"
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Machtverhältnisse in therapeutischen Situationen:
Zuerst folgt eine Definition der therapeutischen Beziehung. Anschliessend geht es um Machtmissbrauch in therapeutischen Situationen,
wobei Faktoren aufgeführt werden, welche machtmissbrauchendes
Verhalten in der Therapie begünstigen. Der Mechanismus der Übertragung und Gegenübertragung wird veranschaulicht.
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Machtverhältnisse in der logopädischen Therapie mit Kindern:
In diesem zentralen Kapitel der Diplomarbeit wird auf die spezielle
Situation der Therapie mit Kindern eingegangen. Anhand vorhergehender Theorien wird aufgezeigt, was das Kind verletzlicher macht als
Erwachsene und welche Einstellungen der TherapeutInnen es braucht,
damit die Therapie nicht machtmissbrauchend verläuft.
Als konkretes Beispiel einer Therapie mit Kindern dient die logopädische Therapie. Faktoren, welche das Machtgefälle zwischen TherapeutIn und Kind verstärken, werden aufgezählt.
Ausführlich behandelt werden verbale und nonverbale Formen des
Machtmissbrauchs, immer mit konkreten Beispielen aus dem Alltag
ergänzt. Praktische Beispiele aus der logopädischen Therapie illustrieren die theoretischen Überlegungen.
3. zusammenfassung der Antworten auf die Fragestellungen
1.
Besteht ein Machtverhältnis in der logopädischen Therapie mit
Kindern?
Zwischen LogopädInnen und dem Kind besteht ein ungleiches Machtverhältnis. Die TherapeutInnen verfügen über mehr Macht aufgrund
ihres Wissens und aufgrund ihrer kognitiven und körperlichen Überlegenheit. Das muss an sich noch kein Problem für das Kind sein, aber
das Kind ist davon abhängig, was die TherapeutInnen aus diesem
ungleichen Machtverhältnis machen.
2.
Was ist Machtmissbrauch?
Machtmissbrauch beinhaltet alle Verhaltensweisen,
• die nicht dem Nutzen des Kindes dienen,
•
die ohne oder gegen das Einverständnis des Kindes passieren,
•
die den Statusunterschied benützen, um die Grenzen der Kinder zu
überschreiten.
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3. Was kann ich tun, damit ich mich nicht machtmissbrauchend
verhalte?
Als Logopädin muss ich wissen, dass ein ungleiches Machtverhältnis
besteht, und dass ich über mehr Macht verfüge als das Kind. Ich muss
wissen, wie und wodurch sich das ungleiche Machtverhältnis äussert
und wie ich das Machtverhältnis zu Gunsten des Kindes anwenden
kann. Ich muss mich gut kennen und immer wieder hinterfragen,
damit ich mein Handeln bewusst steuern kann. Die Therapie gestalte
ich möglichst machtgeteilt. Zur Sicherung einer kinderzentrierten
Therapie institutionalisiere ich Kontrollsysteme, die mich vor mir
selber und das Kind schützen (vgl. Anhang F).
4. SChlusswort
Bei der Zusammenfassung meiner Diplomarbeit habe mich darauf
konzentriert aufzuzeigen, welche Inhalte in der Diplomarbeit behandelt werden. Ich habe darauf verzichtet, den Inhalt verkürzt anzubieten und Begriffsdefinitionen zu geben. Es soll für Sie ersichtlich sein,
welche Inhalte vorkommen und wie die Arbeit aufgebaut ist.
Einzig bei der Zusammenfassung der Antworten der Fragestellungen
gehe ich auf den Inhalt ein, denn dies ist die Botschaft, die aus meiner
Arbeit resultiert. Diese Botschaft soll möglichst viele Fachpersonen
erreichen.
Falls Sie sich für das Thema meiner Diplomarbeit interessieren und Sie
sich damit beschäftigen wollen, wünsche ich Ihnen viel Vergnügen.
Die Kinder werden es Ihnen danken.