American University, Washington Semester Program, 2014-15
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American University, Washington Semester Program, 2014-15
Erfahrungsbericht Name: R a m o n a D r o s n e r Austauschjahr: Winter 2014 Gastuniversität: American University Studienfach: Journalism and New Media Stadt: Washington, D.C. Land: USA Aus Spam-Schutzgründen wird die E-Mail-Adresse nicht im Internet veröffentlicht, kann aber im Akademischen Auslandsamt erfragt werden. Austausch in den USA ist spannend, packend, manchmal schwierig aber großartig. Ich habe in diesem halben Jahr in Washington D.C. gemerkt, was so ein Austausch mit einem selbst macht und was es wirklich bedeutet über seinen Tellerrand hinauszuschauen. Auch wenn die Organisation eines Auslandssemesters außerhalb Europas mit einem immensen Aufwand verbunden ist, die Erfahrung ist alle Mühe wert. Wenn man dann das erste Mal Barack Obama in seiner Limousine vorbei fahren gesehen hat, ist der ganze Vorbereitungsstress vergessen. Bei unserer Einführungswoche hat ein Professor gesagt, dass wir uns am Ende “twired“ fühlen würden, eine Mischung aus “tired“ und “wired“ und er hatte Recht - so viel Neues auf einmal und die Zeit verfliegt so schnell, dass es am Ende schwierig wird wieder abzureisen und erst zu Hause merkt man wie erschöpfend das Neue sein kann. 1) Finanzierung: Da ein Auslandssemester in den USA ziemlich teuer ist, ist es wichtig sich frühzeitig – am besten mehr als ein halbes Jahr im Voraus – um die Bewerbungen für Stipendien und den AuslandsBafög-Antrag zu kümmern. Es ist sehr unwahrscheinlich ein amerikanisches Stipendium zu bekommen, da dort amerikanische Staatsbürger bevorzugt werden, die noch höhere Studiengebühren zahlen müssen. 2) Bewerbung an der American University Die Seite für die Online-Bewerbung an der American University ist nicht gerade benutzerfreundlich gestaltet. Das Personal ist aber sehr hilfsbereit und beantwortet alle Fragen zügig und leicht verständlich - scheut euch nicht nachzufragen, das ist in den USA gern gesehen. Wer (noch) Probleme mit dem Englischen hat kann sich auch an die Betreuerin Heather Broberg wenden, die fließend Deutsch spricht. Um die Bewerbung schnell hinter euch zu bringen, solltet ihr gleich zu Anfang schauen, ob ihr alle Impfungen (Meningitis, Windpocken, etc.) habt, oder ob ihr eine Auffrischung braucht, um nicht kurz vor Abreise alles auf einmal nachgeimpft zu bekommen. 3) Visum und Flug Auch wenn es laut amerikanischer Botschaft/ den Fluglinien nicht ratsam ist, vor Genehmigung des Visums einen Flug zu buchen, würde ich dennoch dazu raten. Die endgültige Zusage der American University, die man zur Bewerbung des Visums braucht kommt nämlich erst im Juni/Juli per Post, wenn die Flüge schon sehr teuer sind. Außerdem ist die Wahrscheinlichkeit, das Visum für ein Auslandssemester abgelehnt zu bekommen, sehr gering. Trotzdem wird einem einiges abverlangt und die Visumvorbereitung nimmt ein paar Stunden in Anspruch, bis alle Dokumente, Fragenkataloge, Fotos etc. fertig sind. Das Flugticket muss man beim Visumtermin in der amerikanischen Botschaft entgegen aller Gerüchte nicht vorzeigen! Wichtig zu berücksichtigen ist auch, dass das Visum 30 Tage vor Beginn des Programms an der American University und 30 Tage nach Ende der Vorlesungszeit gültig ist - es bleibt also auch ohne ESTA genug Zeit zum Reisen oder Wohnung suchen. 4) Wohnen und Leben Bei der Online-Bewerbung an der American University muss man sich entscheiden, ob man OnCampus oder Off-Campus leben will. Ich habe mich damals entschieden Off-Campus zu wohnen und war über diese Entscheidung froh. Es ist zwar schwieriger aus dem Ausland eine Wohnung zu bekommen, als auf dem Campus ein Zimmer zugewiesen zu bekommen, aber erlaubt einem dafür mehr Wahlfreiheit. Ich habe mein WG-Zimmer über die Wohnungsplattform www.easyroomate.com in weniger als einem Monat gefunden. Auch über Craigslist gibt es immer wieder Angebote. Wichtig ist sich auf jeden Fall im Stadtteil Northwest (NW) eine Wohnung zu suchen, dem sichersten Bezirk in Washington D.C. Ich würde die Viertel um die U-Street, Mount Pleasant, Adams Morgan und Dupont Circle empfehlen, da dort am Meisten los ist, es gut öffentlich erreichbar ist und es dort einfach am Schönsten ist. Das nächste Viertel an der Uni heißt Tenleytown, ist aber schon eine halbe Stunde mit der Metro von Downtown entfernt. Preislich kostet ein WG-Zimmer Off-Campus etwas weniger als On-Campus, aber immer noch zwischen 800-1000 Euro im Monat warm. Wer sich das amerikanische Studentenleben, mit allen Freunden auf dem gleichen Flur, nicht entgehen lassen will, sollte On-Campus wählen. Die American University ist aber ein „dry campus“ und somit herrscht auf dem ganzen Gelände, auch in den Wohnhäusern Alkohol und Rauchverbot. Parties auf dem Flur und in den Wohnungen gibt es aber natürlich trotzdem. Wem Privatsphäre wichtig ist sollte sich eher für Off-Campus entscheiden, da man On-Campus auf engem Raum lebt und in der Regel zu zweit in einem Zimmer schläft (außer man zahlt noch mehr). Außerdem sind die On-Campus-Wohner verpflichtet für die Mensa zu zahlen und haben nur eingeschränkte Kochmöglichkeiten. Die Mensa ist, was ich gehört habe, eher nicht zu empfehlen. Eine Mischung aus On-und-Off-Campus-Wohnen ist das „Wish-Housing“, diese Häuser sind in der Stadt verteilt und nur für Studenten buchbar. Aber auch hier wohnen viele Studenten (manchmal vier in einem Schlafzimmer) auf engem Raum und es ist teurer als Off-Campus zu wohnen. Der Wohnstandard liegt deutlich unter dem, was die Deutsche Mittelschicht hierzulande gewöhnt ist. On-Campus sind Ungeziefer keine Seltenheit und auch Off-Campus kommt es vor, dass die Wohnungen schlecht isoliert und nur mit dem Nötigsten ausgestattet sind. Aber für ein halbes Jahr geht das schon. Die Lebenshaltungskosten sind in Washington D.C. deutlich höher als in Deutschland, Lebensmittel, Alkohol und Zigaretten kosten mehr als hier (ein 0.3 Bier in der Bar kostet z.B. um die 6 Dollar). Auch die Metro ist ziemlich teuer. Ich habe mir deswegen zu Beginn des Semesters über Craigslist ein Fahrrad gekauft und konnte es am Ende des Semesters zu dem gleichen Preis wieder verkaufen (Fahrräder sind in Washington D.C. Mangelware). Es ist wunderbar in D.C. Fahrrad zu fahren, an den Verkehr muss man sich gewöhnen, aber es gibt auch viele Fahrradwege und es geht oft bergab (und auf dem Heimweg leider bergauf). 5) American University Der Campus der Uni ist riesig, typisch amerikanisch. Es gibt viele Grünflächen zum Flanieren oder Chillen. Das Sportangebot ist enorm, mit einer eigenen Schwimmhalle, mehreren Fitnessstudios, einem Baseball- und Basketballfeld findet man wirklich alles was das Herz begehrt. Die Sportangebote sind in den Studiengebühren inklusive. Zudem gibt es viele von der Uni organisierte Vorträge, Kinoabende oder andere Abendveranstaltungen. Die Professoren und Dozenten sind alle sehr fürsorglich und helfen einem gerne weiter. Das Journalism and New Media Programm ist super um einen Einblick in die amerikanische Medienbranche zu bekommen. Die Hochschulbildung in den USA ist nicht zu vergleichen mit deut- schen Universitäten. Es gibt einen viel höheren Praxisanspruch, der vor allem im Journalism and New Media Programm deutlich wird. Wir haben kaum Zeit auf dem Campus verbracht sondern vor allem Medienhäuser in Washington besucht. Von der Washington Post über NBC bis zu der Nachrichtenagentur Reuters. Vor Ort haben dann Journalisten aus ihrem Leben erzählt, oder eine Stunde zu einem Thema ihrer Wahl gehalten. Zusätzlich ist neben den drei Tagen Uni in der Woche auch ein Praktikum vorgesehen. Am besten ist es, sich sofort nach Zusage des Auslandssemester um eine Praktikumsstelle zu kümmern. Begehrte Praktikumsplätze beim ZDF oder der dpa sind ein halbes Jahr im Voraus schon oft vergeben. Natürlich gibt es auch noch vor Ort die Möglichkeit ein Praktikum zu suchen, es gibt sogar extra Unterrichtsstunden zu der amerikanischen Bewerbungsweise. Ich habe allerdings die Erfahrung gemacht, dass es als Ausländer großes Durchhaltevermögen fordert, da es je nach Englischkenntnisse gerade im journalistischen Bereich schwierig ist ein Praktikum zu bekommen. Während des Unterrichts ist das Sprachniveau gut verständlich, die Professoren bemühen sich sehr und die Leichtigkeit im Englisch kommt schneller als gedacht. 6) Klima + Freizeit Das Klima ist in Washington sehr eigen. Die Sommermonate sind fürchterlich heiß mit einer hohen Luftfeuchtigkeit. Das Gute ist, dass es ab September kühler wird, aber der Sommer noch bis Oktober bleibt. Im Winter kann es dann öfter regnen und auch bisschen schneien. In Washington D.C. gibt es einiges mehr zu entdecken als das Weiße Haus, von der National Mall mit den ganzen freien Museen, zu dem wunderschönen Georgetown bis hin zu weitläufigen Parks und Wäldern. Wer gern Ausflüge macht kann sehr gut im Umland von Washington D.C. wandern gehen, nicht weit entfernt gibt es sogar Wasserfälle. Auch zum Strand in Maryland sind es nur 1-2 Stunden Autofahrt. Und dann gibt es natürlich auch noch die Fernbusse die einen in vier Stunden nach Philadelphia, in sechs Stunden nach New York und in acht Stunden nach Boston bringen - es lohnt sich wirklich ein paar Wochenenden zu nutzen und die Ostküste zu erkunden. 7) Kultur Vor meiner Ankunft dachte ich, ich weiß genug über die USA, als dass mich der Kulturschock einholen könnte. Doch falsch gedacht! Ich habe bestimmt zwei Wochen gebraucht, um mich daran zu gewöhnen, dass alles größer und extremer ist als zu Hause, von den Straßen bis zu den Milchtüten. Aber wenn man sich einmal an den amerikanischen Lifestyle gewöhnt hat, dann lässt es sich in Washington D.C. wunderbar leben. Die Stadt ist groß genug, um einem nicht zu klein zu werden und sich trotzdem schnell auszukennen. Es gibt alles was man braucht und natürlich noch viel mehr. Die Leute sind unfassbar hilfsbereit und freundlich und geben einem das Gefühl willkommen zu sein. Auch Freunde findet man schnell, wie tief die Freundschaft wirklich ist stellt sich natürlich - wie bei allen Freundschaften - erst nach einer Weile heraus. Die amerikanische Mentalität ist so anders, dass sie in manchen Dingen genauso begeistern wie auch irritieren kann. Viele meiner europäischen Freunde haben wie ich länger gebraucht, um manche Dinge verstehen zu können. Das schöne ist ja, dass man durch das Wegsein, das zu Hause erst so richtig schätzen lernt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Amerikaner sehr offen sind und gerne erzählen, woher z.B. der stark ausgeprägte Patriotismus kommt oder wie sie zum Waffenbesitz stehen. Genauso gerne hören sie auch Geschichten aus Europa - ein Austausch der für alle den Horizont ein bisschen erweitert.