Auszeichnungen im März 2012

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Auszeichnungen im März 2012
Tourismus
19. April 2012 Nr. 16
Das Umsetzungsprogramm zur Wachstumsstrategie für den Schweizer Tourismus
CHECK IN
Papiertiger und Wildbahn
Asiatische Gäste
Schweizer machen
Dumping und klagen
P. GRUNDER
Der Moment der Wahrheit: Von der Wertschöpfung bis zur Abgeltung widerspiegelt kaum eine Branche die Wirklichkeit so lebensnah wie das Gastgewerbe.
Zur bundesrätlichen Wachstumsstrategie
des Tourismus liegt das Umsetzungsprogramm vor. Es
ist ein Grundlagenpapier.
Peter Grunder
«Wir haben währungsbedingt gravierende Kosten- und Preisnachteile
gegenüber Konkurrenten», sagte
letzten Sommer Richard Kämpf zu
GastroJournal (GJ33/2011). Kämpf,
als Nachfolger von Peter Keller seit
2008 oberster Tourismusbeamter
der Schweiz, erläuterte damals die
bundesrätliche «Wachstumsstrategie für den Schweizer Tourismus».
Unter Wachstumsstrategie ist dabei
nicht zu verstehen, dass sich die öffentliche Hand öffnet und Gelder in
den Schweizer Tourismus pumpt.
Laut fordert das vorerst nur das touristische Wallis, das für seinen Teil
rund zwei Milliarden Franken beansprucht. Auch nicht unter Wachstumsstrategie zu verstehen ist, dass
die Rahmenbedingungen entscheidend besser werden: Auf eine sachgerechte, geschweige denn tourismuspolitisch wirksame Anwendung
der Mehrwertsteuer warten Hotellerie und Gastronomie seit Einführung der Steuer 1995 vergeblich.
Was Wachstumsstrategie wirklich
heisst, zeigt das Umsetzungspro-
gramm, das jüngst veröffentlicht
worden ist und im Internet komplett
eingesehen und heruntergeladen
werden kann. Wachstum und Strategie sind verwaltungspolitisch gemeint: Wir haben es mit einem Papiertiger zu tun, dessen Tauglichkeit
in freier Wildbahn ungewiss ist.
den. Das Resultat kann nichts anderes sein als der kleinste gemeinsame
Nenner. Was der Bund gegen gravierende Kosten- und Preisnachteile
tun will, die das Gegenteil von
Wachstum nach sich ziehen, steht
im Umsetzungsprogramm nicht –
das war aber zu erwarten.
Richard Kämpf ist in Sachen Verwal-
Für Unternehmer und für Strategen
ist das Papier zwar peinlich. Ob
Stärkung der Achse Landwirtschaft
und Tourismus oder Neupositionierung des Sommers, ob Einführung
der Parahotelleriestatistik oder
Optimierung der Zusammenarbeit
zwischen Tourismus- und Neuer Regionalpolitik: Das Umsetzungsprogramm listet weitgehend einerseits
Selbstverständlichkeiten auf, andererseits uralte Forderungen.
Zu befürchten ist jedoch in eidgenössischer Tradition, dass die umfassend eingebundenen interessierten Kreise ihre Partikularinteressen
durchsetzen und die gut gedachten
strategischen Handlungsansätze
zerstören werden: Jüngere Beispiele
dafür sind im Strategischen die
mehrfach gescheiterten Bemühungen zur Professionalisierung der
Landeskommunikation oder die
ebenso grandios verkündete wie
verstummte Qualitätswerkstatt, die
den Moloch Agrarbürokratie näher
an die Wirtschaft heranführen
wollte. Unerfreuliche Praxisbeispiele
wiederum sind zu viele teils unprofessionell, teils praxisfern angegangene Projekte. Zu nennen wären
hier etwa verschiedene regionale
Naturpärke oder die triste Toggenburger Hotelkooperation (GJ12), die
Richard Kämpf gegenüber GastroJournal noch als Vorzeigebeispiel
genannt hatte.
Die Peinlichkeit hat aber Methode:
Kämpf war Profi genug, um alle direkt und indirekt beteiligten Kreise
frühzeitig und umfassend einzubin-
«Das Umsetzungsprogramm ist
keine Angelegenheit der Kantone
oder der Branche», hatte Kämpf damals auch klargestellt. Es sei eine
tung und Tourismus ein ausgewiesener Profi. Die Instrumente, die er
seinerzeit beim BAK Basel gebaut
hat, sind so gut, dass manch unprofessioneller Touristiker immer noch
lieber die Finger davon lässt. Dies
könnte aber auch dem Umsetzungsprogramm drohen, das 30 schwammig formulierte Bereiche auflistet,
die im besten Fall geistiges Wachstum nach sich ziehen.
Sache des Bundes, «der aufgrund
der erarbeiteten Strategie und in
Absprache mit allen Beteiligten gezielt Schwerpunkte setzen und
Kernthemen anpacken will».
Der Bezug zur Praxis sind dabei In-
notour und die Neue Regionalpolitik.
Diese beiden Instrumente schütten
samt der Gesellschaft für Hotelkredit
(SGH) Millionen aus – das weckt Begehrlichkeiten und lockt nicht nur
korporative Einzelkämpfer, sondern
auch mandatsorientierte Berater.
«Die Wege müssen so abgesteckt
sein, dass es nicht Berater braucht,
um sie zu beschreiten», hatte Kämpf
GastroJournal zugesichert.
Wenn der Papiertiger bestehen soll,
braucht es einerseits vor den Geldhähnen konkrete Leistungsvereinbarungen. Andererseits sind mit
Blick aufs Umsetzungsprogramm
politisch Allianzen und Abmachungen zu treffen, um das Selbstverständliche gegen Partikularinteressen durchzusetzen. Vielleicht wird
eines Tages in den Unternehmen sogar Wachstum daraus.
En bref
Doch noch möglichst viele Sommergäste in die Schweiz zu bringen, ist
ST 48,5 Millionen Franken wert. Dies
inklusive 9,7 Millionen aus dem
Impulsprogramm des Bundes und
8,6 Millionen, die für die Städtekampagne eingesetzt werden. Damit will
ST 16,7 Prozent aller Logiernächte
beeinflussen. An der Medienkonferenz letzten Dienstag in Zürich war
von 18 Milliarden Umsatz die Rede.
sein kann, zeigt eine neue Hotelgruppierung, die GastroSuisse gemeinsam mit Schweiz Tourismus auf
den Markt bringt: Preiswerte Hotels.
Die Hotels müssten eigentlich ein
Eigentlich ist die «neue» Gruppie-
rung ein Zusammenzug aus der Promotion Preiswert und SchweizDirekt. «Gleichzeitig haben wir die
Qualitätsanforderungen erhöht»,
meint Corinne Huber, bei GastroSuisse verantwortlich für die Grup-
ANZEIGE
Dass die Schweiz nicht einfach teuer
sein muss, sondern ihren Preis wert
pierung. Deswegen seien es auch etwas weniger Betriebe als vormals
in beiden Programmen zusammen.
GJRI65582
starkes Interesse haben, bei der
neuen Gruppierung mitzumachen:
Sie zahlen 0 Prozent Kommission
bei Buchungen via myswitzerland.com/ preiswert. «GastroSuisse
übernimmt die Kommission für die
Betriebe als Beitrag an die gesamte
Tourismusgesetz Graubünden
Meinungen im Grossen
Rat stark kontrovers
Das angedachte Tourismusgesetz für
Graubünden wirft nach wie vor hohe Wellen. Die Meinungen im Grossen Rat Graubündens gehen offenbar weit auseinander – bis hin zur
SVP, die mit einem Referendum
droht. Gaudenz Thoma, Direktor
von Graubünden Ferien, meint gegenüber GastroJournal, es bestehe
die Gefahr, dass das Gesetz so zerpflückt werde, dass von einem Rahmengesetz gesprochen werden
müsse, «das wäre keine optimale
Ausgangslage». Er sei jedoch «guten Mutes, es braucht aber ein Bekenntnis aller Parteien, dass den
Tourismus bei uns als das Standbein
der Wirtschaft einstuft».
Qualitätsgütesiegel
Auszeichnungen
im März 2012
Branche», erläutert Huber. Eine Mitgliedschaft im Verband ist dabei keineswegs gefordert. Es gehe darum,
ausgezeichnete Preis-Leistungs-Angebote in die Welt zu tragen. In erster Linie allerdings in den Schweizer
und den Deutschen Markt. Ausserdem nach Frankreich, Italien und
in die Niederlande. Schade einzig,
dass die Broschüre nicht im ST-Look
daherkommt.
mn
www.myswitzerland.com/preiswert
www.swisstourfed.ch
Neue Hotelgruppe zeigt eine preiswerte Schweiz
Sommer angekündigt – und erwartet ein Minus von 1,4 Prozent der
Logiernächte. «Nach dem Sommer
dürfte der Schweizer Tourismus
wieder Boden gefunden haben»,
meinte Jürg Schmid gegenüber den
Medien.
Mehr als preiswert ist die Schweiz
für Asiaten, allen voran Chinesen.
Ihr Hotelbett kostet teilweise nur
rund 40 Franken je Person und
Nacht – und das im 4-Sterne-Bereich. Weil insbesondere Chinesen,
einmal im Land angekommen, sehr
viel Geld für Einkäufe ausgeben, ist
nun aus Hotellerie-Kreisen die Idee
laut geworden, dass insbesondere
Schmuckgeschäfte Abgaben an die
gebeutelte Hotellerie leisten könnten. Vergessen geht dabei allerdings, dass dies zu türkischen Verhältnissen führen würde:
All-Inclusive-Angebote mit Ausflug
ins staatlich geförderte Schmuckparadies, das dann wiederum Geld
abgeben muss an Veranstalter und
Hotellerie, wobei die Betriebe verlottern, weil das Geld für Investitionen
fehlt. Sinnführender ist da die Ansicht von Schweiz-Tourismus-Direktor Jürg Schmid: Wer sich so tief
herunterhandeln lässt, ist selber
Schuld.
Der Schweizer Tourismus-Verband
konnte im März
über 50 Unternehmen neu oder erneut mit dem Qualitätsgütesiegel auszeichnen, die
Hälfte davon gastgewerbliche Betriebe, überwiegend der Hotellerie.
Neu dabei auf Stufe I sind das Hotel
zur Post in Bad Zurzach, das Krafft in
Basel, der Hirschen im bernischen
Langnau, die Wirtschaft Borisried in
Oberbalm und das Restaurant Cheyenne in Zürich. Auf Stufe II, die hohe Ansprüche ans Qualitätsmanagement stellt, hat das Hotel Alex in
Zermatt erstmals die Zertifizierung
erhalten. Auf der Stufe III schliesslich, die einer ISO-Zertifizierung
gleichkommt, sind mit dem Bildungszentrum Wallierhof in Riedholz sowie dem Swissôtel in Zürich
zwei grössere Betriebe neu ausgezeichnet worden.
Le programme de mise en œuvre de la
stratégie de croissance touristique énumère, largement compté, une trentaine
de mesures qui vont de soi. La croissance
n’apporte pas cela, on doit être heureux,
si les mesures sont réalisées.
Schweiz Tourismus stellt die Aktivitäten zum kommenden Sommer vor
Schweiz Tourismus (ST) hat den
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