Ökotourismus … und die Welt wird grüner?

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Ökotourismus … und die Welt wird grüner?
EGNER, HEIKE (Hrsg.): Tourismus – Lösung oder Fluch? Die Frage nach der nachhaltigen Entwicklung peripherer Regionen. Mainz 2003: 9-24 (= Mainzer Kontaktstudium Geographie, Bd. 9)
MARTINA BACKES
Ökotourismus … und die Welt wird grüner?
Aspekte der Umwelt(un)gerechtigkeit
ökotouristischer Konzepte
1 Einleitung
In den 1960er Jahren betrachteten Entwicklungsexperten Tourismus als „weiße“ Industrie ohne
Schornsteine. Der Ferntourismus galt zu dieser Zeit,
als den gerade in die Unabhängigkeit entlassenen
Kolonien eine „nachholende Entwicklung“ empfohlen wurde, als Motor für wirtschaftliches Wachstum
auf die sanfte Art. Im Tourismus, so der Glaube,
seien Probleme wie etwa Protektionismus auf dem
Markt oder umweltschädliche Auswirkungen im
Vergleich zu anderen Industriezweigen gering. So
avancierte die Tourismusförderung zu einer „eleganten“ Form der Entwicklungshilfe. Die Hoffnung,
die nicht zuletzt viele Entwicklungsländer an den
Ferntourismus knüpften, fand in dem von den Vereinten Nationen 1967 ausgerufenen Internationalen
Jahr des Ferntourismus ihren Ausdruck.
Trotz der im Laufe der letzten 40 Jahre heftig
diskutierten Problemlagen des Ferntourismus und
der weithin anerkannten ökologischen und sozialen
Folgen (EULER 1989; MAURER 1992; STOCK 1997)
wurde die Tourismusförderung – nach einer langen
Phase relativer Zurückhaltung seitens der Entwicklungsorganisationen – im Laufe der 1990er Jahre
wieder hoffähig. Schließlich riefen die Vereinten
Nationen 35 Jahre nach dem Internationalen Jahr
des Ferntourismus, zum Internationalen Jahr des
Ökotourismus (IYE) 2002 auf. Mit Ökotourismus
sollen nun die wirtschaftliche Entwicklung und der
Naturschutz an einem Strang ziehen. Dabei betonen
viele der neuen, im Duktus der Nachhaltigkeit formulierten Entwicklungskonzepte die widerspruchs-
Backes: Ökotourismus … und die Welt wird grüner?
freie Verbindung von Ökologie und Ökonomie und
präsentieren Ökotourismus im Gewand der nunmehr
„grünen Industrie“ (Textkasten 1). Andere Akteure
bezeichnen Ökotourismus als einen offenen Prozess,
dessen Ausgestaltung sich unter aktiver Beteiligung
der einheimischen Bevölkerung und Gemeinden erst
noch zeigen und soziale Ziele integrieren müsse.
Welche Bedeutungen sind mit dem umstrittenen
Begriff Ökotourismus verknüpft? Die Diskrepanz
zwischen Wünschenswertem und Realisierbarem,
zwischen allgemeiner Konzeption und lokaler Praxis, wird von den im Tourismus involvierten Akteuren recht unterschiedlich bewertet. Auf der einen
Seite: Die immensen Hoffnungen, die derzeit an den
Ökotourismus geknüpft werden, spiegeln sich in der
Devise „Ökotourismus als Instrument zur Armutsbekämpfung und Naturschutzfinanzierung“ wider
(vgl. 2.1). Auf der anderen Seite: Die häufigsten
Vorwürfe reichen von „Nischensegment“, „Etikettenschwindel“ und „Türöffner“ für eine unkontrollierte (massen)touristische Entwicklung bis hin zu
„ökozentrischer Weltsicht“ und „Scheuklappenmentalität“ bezüglich des Gerechtigkeitsaspektes
(vgl. 2.2).
Tatsächlich gibt es eine Reihe von sozialen Konflikten, die die Hoffnungen auf positive Effekte
fraglich erscheinen lassen. Die neuen verträglicheren Ansätze im Tourismus bleiben lokal begrenzt
und zielen oft einseitig auf ökologische Anliegen
wie Wassersparen, Müllentsorgung oder Naturschutzfinanzierung ab, ohne die soziale Dimension
der Nachhaltigkeit einzubeziehen. Gerade an den
Verfügungsrechten über natürliche Ressourcen entzünden
sich
viele
Streitigkeiten.
Sozial-
9
Textkasten 1: Von der weißen zur grünen Industrie
INTERNATIONALES JAHR DES FERNTOURISMUS 1967
Instrument nachholender Entwicklung
Vorreiter der Modernisierung
Elegante Form der Entwicklungshilfe
„weiße Industrie“ ohne Schornsteine
Noch Ende der1960er Jahre erschien der Ferntourismus als Hoffnungsträger für die wirtschaftliche
Entwicklung vieler Länder der Dritten Welt. Ganz im Zeichen dieser Euphorie erklärte die UN das
Jahr 1967 zum Jahr des Ferntourismus. Die im Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen vermeintlich „weiße Industrie ohne Schornsteine“ habe keine oder vergleichsweise wenige negative Umweltauswirkungen auf die Länder, hieß es. Als Instrument der „nachholenden Entwicklung“ würde Tourismus vor allem auch die Modernisierung der bereisten Gesellschaften voranbringen.
INTERNATIONALES JAHR DES ÖKOTOURISMUS 2002
Instrument des Naturschutzes
Instrument nachhaltiger Entwicklung
Verbindung von Ökologie und Ökonomie
„Grüne Industrie ohne Schornsteine“
Mit Ökotourismus scheint nun ein wirtschaftliches Instrument „nachhaltiger Entwicklung“ gefunden,
dass nicht nur „wenig umweltbelastend“ ist (wie noch die weiße Industrie) sondern, im Gegenteil, als
„grüne Industrie“ soll diese besondere Form des Tourismus sogar zum Schutz von Natur und Umwelt
beitragen. Und wieder, euphorisch wie vor 33 Jahren, steigt die UN in die Tourismusförderung ein
und erklärt das Jahr 2002 zum Internationalen Jahr des Ökotourismus (IYE).
ökonomische Disparitäten nehmen häufig zu, statt
abgebaut zu werden (ASHLEY 2000). Der Aspekt
der Umweltgerechtigkeit, ohne den eine nachhaltige
Entwicklung nicht realisierbar ist, scheint in der hiesigen Ökotourismusdebatte weithin ignoriert
(vgl. 3). Fallstricke und Zwänge, die sich aus der
Einbettung des (Öko)Tourismus in die nationale und
internationale (tourismus)politische Rahmensetzung
ergeben, sprechen dafür, dass die notwendige
Trendwende im Tourismus hin zu einer nachhaltigen Ausgestaltung mit dem Ökotourismuskonzept
nicht realisiert werden kann (AG RIO+10/DANTE
2002).
2 Definitionsversuche zu einem unscharfen Begriff
Eine Durchsicht der Definitionen wichtiger Akteure
des tourismuspolitischen Prozesses zeigt, dass der
Blick vorwiegend auf das touristische Geschehen in
10
natürlichen oder naturnahen Gebieten fällt: Ökotourismus meint primär einen schonender Umgang mit
der Natur in der Natur. Nicht zufällig konzentrieren
sich die Definitionen zu Ökotourismus (Textkasten 2) auf diesen Aspekt, gehört doch derjenige
Tourismus, der sich auf attraktive Landschaften, oft
Schutzgebiete konzentriert, zu den Tourismussegmenten mit den höchsten Wachstumsraten (WEAVER 1998).
Aufgrund der Vielfalt der Tourismussegmente,
die gemeinhin zum Ökotourismus gezählt werden
oder für sich als solchen werben1, sowie infolge der
weithin offen gehaltenen Begriffsbestimmung in
den sich gegenseitig an Unschärfe überbietenden
Definitionen, sprechen umwelt- und entwicklungspolitisch engagierte Organisationen gerne von einem Containerbegriff. Jeder Akteur interpretiere das
aus seiner Sicht Wünschenswerte in den so populären Begriff, der per se die Vereinbarkeit von Ökologie und Tourismus als eine ökonomische Aktivität
impliziere, ohne auf Hindernisse und Widersprüche
einzugehen, die beim Versuch der Umsetzung um1
Die AG ÖKOTOURISMUS des BMZ (1995) stellte 42 deutsche und
22 englische Begriffe zusammen.
MKG 9: Tourismus – Lösung oder Fluch?
Textkasten 2: Ökotourismus . . .
•
...ist verantwortliches Reisen in naturnahe Gebiete, das zum Schutz der Umwelt und zum Wohlergehen der einheimischen Bevölkerung beiträgt. (THE ECOTOURISM SOCIETY)
•
... bezeichnet schonende Reisen in natürliche Gebiete mit dem Ziel, die natürlichen Schönheiten
(d.h. die Landschaft, wilde Pflanzen und Tiere) zu genießen, sie zu bewundern und zu studieren,
genauso, wie die dort vorkommenden kulturellen Zeugnisse der Gegenwart und der Vergangenheit. Dies geschieht in einer Form, die der Erhaltung dient, die außerdem wenig kulturelle und
Umweltauswirkungen hat und darüber hinaus eine aktive Beteiligung sowie sozio-ökonomische
Verbesserung für die lokale Bevölkerung darstellt. (CEBALLOS – LASCURAIN 1992, SITCA, IUCN)
•
... ist ein Tourismus, der in vergleichsweise unberührten Naturgebieten praktiziert wird und dessen Hauptanliegen im Genuss der Natur sowie im Kennenlernen der Naturgebiete liegt. (WTO
2000)
•
... ist ein verantwortungsbewusster Aufenthalt in Natur und naturnahen Gebieten oder städtischen Räumen, dessen Organisation und Realisierung sich aus den regionalen Bedürfnissen
über die Mitbestimmung der Beteiligten heraus entwickelt und dabei die Umwelt, die sozialen,
kulturellen und wirtschaftlichen Gegebenheiten achtet sowie sie nachhaltig schützt, fördert und
finanziert. (RESPECT 2001)
weltverträglicher und sozialgerechter Reisen auftreten. Zudem wird nur in Ausnahmen eine Ökologisierung aller touristischen Aktivitäten schlechthin
angedeutet, also auch der An- und Abreise, der Unterkunft und der vor- und nachgelagerten Bereiche
des Tourismus wie Infrastrukturaufbau und diverse
Dienstleistungen.
Auffallend ist die meist additive Denkweise bezüglich der sozialen, ökonomischen und ökologischen Aspekte. Zwar wird Ökotourismus in dem
Beschluss zu Tourismus und Biodiversität der Konvention für die biologische Vielfalt der Vereinten
Nationen (CBD 2000) – und damit in einem von
140 Mitgliedstaaten getragenen Dokument – ausdrücklich als „nachhaltiger Tourismus“ bezeichnet,
der seinerseits in dem Arbeitsprogramm zur nachhaltigen Entwicklung des Tourismus der Kommission für Nachhaltige Entwicklung (CSD 1999) bereits
präzisiert worden war. Doch sprechen nur wenige
Akteure die heikle Frage der Integration von sozialen und ökologischen Anliegen an – meist die Betroffenen selbst. In wie weit eine auf Naturschutzfinanzierung ausgerichtete Ökotourismusentwicklung
gerade in den von Indigenen (Indigenous Peoples)
bewohnten Gebieten überhaupt mit den Vorstellungen und Prioritäten der ansässigen Bevölkerung und
ihren lokalen Landnutzungskonzepten vereinbar ist,
kann nur in einem offenen Prozess der Mitbestimmung und Mitgestaltung entschieden werden (RAO
1999:498). Doch gerade ein solcher multistakeholder-Prozess ist meist nicht garantiert (ADHOC ARBEITSKREIS TOURISMUS 1999). Das Internationale Jahr des Ökotourismus droht aus der Sicht
entwicklungspolitischer Aktionsgruppen aus Nord
und Süd gar dazu beizutragen, Konzepte am
Schreibtisch zu entwerfen und ökotouristische Stra-
Backes: Ökotourismus … und die Welt wird grüner?
tegien rhetorisch in größere Entwicklungsplanungen
einzubauen, ohne die im Sinne der Nachhaltigkeit
geforderte Konsultation mit der lokalen Bevölkerung adäquat sicherzustellen. Zwar fehlt in den
(Öko)Tourismusplänen kaum mehr die Formel von
der Partizipation, doch wird diese mitnichten umgesetzt. In der Realität überwiegt eine manipulative,
passive, bestenfalls konsultative Partizipation, während die Voraussetzungen für eine interaktive Teilnahme oder gar Selbstmobilisierung meist nicht gegeben sind.
Aufgrund zahlreicher Landnutzungskonflikte infolge ökotouristischer Vorhaben hat der Indigenous
Caucus der Kommission für Nachhaltige Entwicklung (CSD) auf seiner 8. Sitzung im Mai 2000 die
minimalen Anforderungen für eine gleichberechtigte Mitbestimmung beim Ökotourismus formuliert
(Textkasten 3). Die von einer thailändischen Initiative sowie zahlreichen NGOs geforderte Evaluierung der aktuellen ökotouristischen Praxis (siehe
Clearinghouse for Reviewing Ecotourism 2002) will
gerade die Frage der Mitgestaltungs- und Entscheidungsmöglichkeiten der lokalen Akteure auf die
Agenda setzen. Anstelle der Promotion eines Konzeptes, dessen positives Potenzial zwar beschworen
werde aber nicht bewiesen sei, gelte es, die lokalen
Entscheidungskompetenzen zu stärken. Die Transparenz über Entscheidungsabläufe und Maßnahmen
wie die Bereitstellung von logistischen, technischen,
kommunikativen und finanziellen Mitteln für alle
Involvierten, insbesondere für benachteiligte Bevölkerungsgruppen, sind unverzichtbare Voraussetzungen für eine umfassende, vorinformierte (prior informed) und aktive gleichberechtigte Teilnahme aller gesellschaftlichen Akteure im Tourismus.
11
Textkasten 3: Ökotourismus
ist nachhaltiger Tourismus,
der klaren Prozessen folgt,
•
die eine „prior informed participation“ aller
Akteure sicherstellen,
•
die eine gleichberechtigte, effektive und
aktive Teilnahme aller Akteure sicherstellen,
•
die das Recht der Indigenen Völker und
Gemeinden anerkennen, "NEIN" zur Entwicklung des Tourismus zu sagen und sie
als vollständig informierte, effektive und
aktive Teilnehmer in der Entwicklung der
Tourismusaktivitäten ihrer Gemeinden
und Gebiete anerkennen sowie
•
die indigene Völker und lokale Gemeinden
unterstützen, um ihre Ressourcen zu kontrollieren und zu wahren. (KOMMISSION FÜR
NACHHALTIGE ENTWICKLUNG, CSD-8/INDIGENOUS CAUCUS/2000)
Statt diese in den Zieldestinationen mangelhaft
realisierten Aspekte zu benennen oder das Problem
ihrer (Nicht)Realisierung zumindest anzuerkennen,
konzentriert sich die Welttourismusorganisation
(WTO) auf die Motive der Naturreisenden: Anlässlich des Ökotourismusgipfels integrierte die WTO
„Naturerfahrung“ und eine „edukative Motivation“
in ihre jüngste Definition. Damit schränkte sie
zugleich das Segment des Ökotourismus, das auf 10
bis 15 Prozent des globalen Tourismus geschätzt
wird, erheblich ein: Nur 1,5 Prozent des Tourismus
beinhalten die Naturerfahrungs-Aspekte ausdrücklich. Mit dieser Einschränkung stand aber zugleich
ein ganz erheblicher Teil desjenigen Tourismus, der
in natur(nahen) Landschaften praktiziert wird, nicht
mehr zur Diskussion (PILS 2002) und ist demgemäß
auch nicht länger nach den auf dem Ökotourismusgipfel in Quebec 2002 vereinbarten Prinzipien zu
bewerten.
Offensichtlich ist: Die eher kläglichen Versuche,
ein kompliziertes und vielschichtiges Konzept, das
sich ja gerade an den lokalen Besonderheiten, den
jeweiligen ökologischen Erfordernissen und sozialen Ansprüchen anschmiegen soll, in eine Definition
zu packen, sind für die Praxis kaum von Relevanz.
Viel interessanter sind die Hoffnungen und Befürchtungen verschiedenster Akteure, die theoretischen
Vorwürfe an das Konzept sowie die tatsächlichen
Versuche der Gestaltung einer ökotouristischen Realität. Sie bestimmen in ihrer Vielschichtigkeit –
vielmehr als Papiertiger-Definitionen – den gesellschaftlichen Aushandlungsprozess, in dem sich das
Konzept des Ökotourismus bewegt.
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2.1
Hoffnungen: Naturschutz durch
touristische Nutzung
Entwicklungsagenturen übten aufgrund der weithin
anerkannten ökologischen und sozio-ökonomischen
Folgen des Massentourismus lange Zeit Zurückhaltung in Sachen Tourismusförderung (ADERHOLD et
al. 2000, LEDBURY 1997). Diese Tendenz kehrt sich
seit Anfang der 1990er Jahre um. Längst fanden
skeptische Sichtweisen aus über 30 Jahren tourismuskritischer Diskussionen Eingang in die Nachhaltigkeitsdebatte (HEIN 1997) und sorgten für die
Integration von Tragfähigkeitsmodellen auf der
praktischen Ebene der Projekte. Parallel dazu artikulierten Umwelt- und Tourimusministerien erste
Nachhaltigkeitsaspekte bis auf die internationale politische Ebene (KAHLENBORN u.a. 2000). Parallel zu
dieser „politischen“ Aufmerksamkeit heben wissenschaftliche Veröffentlichungen seit Mitte der 1990er
Jahre vermehrt das positive Potenzial des Tourismus
im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung hervor
(BMZ 1995; ELLENBERG 1999). Auch von Seiten
internationaler Naturschutzverbände, insbesondere
vom IUCN, WWF und Conservation International,
wird dieses Potenzial betont (HAEP & KASPAREK
2000, RAUSCHELBACH 1998). Der Naturschutz
hofft, „Ökotourismus“ als Finanzierungsquelle für
Reservate einsetzen zu können; so will man dem
sonst kostenintensiven Schutz der Natur nun als
profitables Geschäft politisches Gewicht verleihen,
um eine größere Verhandlungsmacht der Naturschutzpolitik gegenüber wirtschaftlichen Entwicklungsstrategien zu erhalten. Die Entwicklungszusammenarbeit versucht ihrerseits, dieses Finanzierungsinstrument mit Aspekten der Regionalentwicklung und schließlich ihrem prioritären
Auftrag, der Armutsbekämpfung, konzeptionell zu
verknüpfen (ROLLER 2000). In der Debatte um Entwicklungsmodelle für die Länder in der Dritten
Welt wird Tourismus als eine Strategie ins Feld geführt, die den Schutz der biologischen Ressourcen
mit deren profitablen Nutzung zu kombinieren vermag. Naturschutz- und Entwicklungsorganisationen
basteln seither an der Konzeption eines Ökotourismus, der als „Instrument“ zur Mitfinanzierung von
Naturparks dienen und zudem zur Überwindung der
Armut in peripheren Räumen beitragen soll (ADERHOLD u.a. 2000; RAUSCHELBACH 1998; STRASDAS
2001).
2.2
Vorwürfe und Befürchtungen
In den Herkunftsländern der Fernreisenden konzentiert sich die Kritik am Ökotourismus auf wenige
Punkte: Er ist und bleibt ein Nischensegment und
Trittbrettfahrer betreiben Etikettenschwindel, so
MKG 9: Tourismus – Lösung oder Fluch?
lauten die häufigsten Vorwürfe von Seiten kritischer
Umweltund
Entwicklungsorganisationen
(vgl. 2.2.1). In der hiesigen Diskussion weniger Beachtung findet hingegen die Befürchtung, das Internationale Jahr des Ökotourismus erwirke eine beschleunigte touristische Erschließung immer neuer
Fernreiseziele samt eines unkontrollierten Ressourcenverbrauchs, häufig entgegen den Interessen der
lokalen Bevölkerung (vgl. 2.2.2). Noch weniger
Aufmerksamkeit widmet die internationale Ökotourismus-Debatte, die von der WTO und dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP)
moderiert wird, dem Vorwurf einer drohenden
Umweltungerechtigkeit (vgl. 3). Diese werde aber
mit den derzeitigen ökotouristischen Konzepten
nicht nur ignoriert, sondern teilweise gar konsolidiert. Gerade aus der Sicht vieler BewohnerInnen
der südlichen Fernreisedestinationen werden letztere
Befürchtungen laut (PLEUMARON 2001b).
2.2.1
Ökotourismus: Nische oder Nepp?
Angaben über den Anteil des Ökotourismus am
globalen Tourismus variieren entsprechend der unterschiedlichen Auffassungen darüber, welche touristischen Segmente als Ökotourismus zu bezeichnen sind und welche nicht, zwischen zwei und
20 Prozent2. Einigkeit herrscht lediglich darüber,
dass es sich um eine Nische handle. Während dieser
Nische einerseits ein ungeheures Entwicklungspotenzial gerade für kleinere Anbieter und gemeindebasierte Projekte zugesprochen wird (LINDBERG et
al 1998), der Vorbildcharakter dieser neuen innovativen Reisekonzepte für eine nachhaltige Tourismusgestaltung gelobt und langfristig auf eine breite
Nachahmung gehofft wird, beklagen andererseits
tourismuskritische Organisationen, dass nachhaltige
Reisen unter den gegenwärtigen tourismuspolitischen Rahmenbedingungen aus dem Nischendasein
kaum herauswachsen könnten und diese Nischen
somit keine Relevanz für die notwendige Umgestaltung des globalen Tourismus schlechthin hätten
(RAO 1999). Sicher ist der Vorwurf des Nischensegments am wenigsten den Kleinanbietern „sanfter“ Reisen zu machen, die in aller Regel mit sehr
großem Engagement und oftmals an der Grenze zur
Wirtschaftlichkeit ökologisch weniger belastende
und mit den Gemeinden in den Destinationen weithin abgestimmte Reiseprodukte anbieten. Schließlich schaffen die handels- und finanzpolitischen
Rahmenbedingungen eine globale Konkurrenzsituation, die nach wie vor von Preisdumping bestimmt
ist (PLÜSS 1997). Große Tourismuskonzerne haben
nicht nur auf die Nachfrage, also auf den Reise2
Nach vorsichtigen Schätzungen werden weltweit sieben
Prozent aller Fremdenverkehrseinnahmen durch Naturtourismus erwirtschaftet (LINDBERG u.a. 1998).
Backes: Ökotourismus … und die Welt wird grüner?
markt in Europa und Nordamerika Zugriff, sondern
vermarkten Landschaft und Kultur der Entwicklungsländer zu gleichen oder günstigeren Bedingungen wie kleine inländische Unternehmen (ohne
Zugriff auf diese Nachfrage). Als transnational agierende Akteure spielen sie touristische Zulieferbetriebe und Kleinanbieter der armen Länder leicht
gegeneinander aus; sie picken sich die günstigsten
Angebote à la carte aus dem Weltmark heraus. Lokale formulierte soziale Ansprüche oder ökologische Grenzwerte erweisen sich auf dem globalen
Markt schnell als Standortnachteil. Der derzeitige
tourismusrelevante politische Rahmen verunmöglicht eine langfristige und breitenwirksame Durchsetzung gemeindebasierter und behutsam durchgeführter Tourismusprojekte. Um aus der „Nische“
herauszukommen, dürften soziale und ökologische
Anliegen nicht länger als Hindernis wirken, sondern
müssten als vorteilhaft gegenüber zerstörerischen
Tourismusformen gefördert werden.
Äußerst kontrovers sind die Debatten um Label,
Gütesiegel und Etikettenschwindel oder auch die
Forderungen nach Selbstverpflichtung der Tourismusbranche. In den Gütesiegeln wird ein durch die
umweltpolitische Debatte und Politik der 1980er
Jahre genährtes Know-How in Sachen Umweltverträglichkeit ebenso wie die Sensibilität der Gesellschaft für Umweltfragen gebündelt: Die individuelle
(Ab)Wahl von besseren und schlechteren Reiseangeboten soll so möglichst effektiv realisiert werden.
Tourismusunternehmen wurde die angekündigte
ökologische Zerstörung als Existenzgefahr (für das
eigene Überleben) nahe gelegt. Die Devise, durch
frühzeitiges Umweltmanagement “nicht den Ast
ab(zu)sägen, auf dem man sitzt”, versprach fortan
Wettbewerbsvorteile. In der wachsenden Zahl an
Labeln, reisenden Koffern und blauen Flaggen (vgl.
BUND 1999) äußert sich das Bemühen vieler Anbieter, ihre Produkte auf dem Markt als solche erkennbar und konkurrenzfähig zu machen. Auch die
Politik hofft, durch Zertifikate und Qualitätsmanagement Anreize für nachhaltige Tourismusformen
zu schaffen. Viele Tourismusexperten und selbst
kritische Umwelt- und Entwicklungsorganisationen
setzten auf die Kundenfreundlichkeit der Gütesiegel
und versprechen sich von diesem neuen Instrument
eine größere "Breitenwirksamkeit", als von einer
aufklärenden oder gar mahnenden Kritik. Man
glaubt nicht länger an die Wirksamkeit abschreckender Botschaften von einer massentouristischen
Zerstörung, sondern baut auf das Konzept des “informierten und umweltbewussten Konsumenten“.
Über die Gütesiegel vereinnahmte die Reiseindustrie eine Reihe von kritischen Positionen und bereicherte ihre Werbestrategie mit umweltpolitischen
Termini – oft ohne die konkreten Reiseangebote zu
ökologisieren. Zudem wurde der berechtigte Vor-
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wurf laut, qualitätsgesicherte Reiseprodukte, die auf
ein Internalisieren ökologischer und sozialer Kosten
setzen, ermöglichten einigen wenigen ein elitäres
Freikaufen von Eigenverantwortung, während den
dünneren Geldbeuteln nur eine Verzichtsethik geboten würde. Der heute schier undurchdringliche
Dschungel von »Blauen Flaggen«, »grünen Bäumchen«, »goldenen Silberdisteln« und anderen Labeln
bietet den KonsumentInnen kaum eine griffige Entscheidungshilfe und noch weniger Aufschluss darüber, welches Angebot gegenüber einem anderen
welche Vorteile in Hinblick auf die Vermeidung
von ökologischen Schäden und sozialen Belastungen bringen kann. Glaubwürdige Zertifizierungsverfahren mit unabhängigem Monitoring sind aufwendig, so dass sich gerade kleinere Unternehmen, die
sich um verträgliche Angebote bemühen, diese oft
gar nicht leisten können.
Bei allem Für und Wider der Kennzeichnung
touristischer Produkte gerät zudem leicht aus dem
Blick, dass diese Ansätze und punktuellen Verbesserungen alleine kaum die Komplexität des touristischen Geschehens erfassen können. So werden mit
den Gütesiegeln ökologische Empfindlichkeiten einer sehr selektiven Problemwahrnehmung in den
Tourismus eingebaut, ohne jedoch den expansiven
Charakter zu berühren: die globale Beschleunigung
der Mobilität, die Erschließung immer neuer Gebiete für den Tourismus durch ein zunehmendes Angebot jeglicher Reiseformen werden mit ein paar Labeln nicht grundsätzlich gebrochen. Zudem finden
die Probleme und Interessen, die von Seiten der lokalen Gemeinden und Betroffenen in den Reisedestinationen der Entwicklungsländer formuliert werden, in der auf Gütesiegel und Qualitätsmanagement
konzentrierten Debatte zu wenig Beachtung. Eine
„grüne Palme“ oder auch Selbstverpflichtungen seitens der Industrie können das Fehlen einer kohärenten Politik nicht wettmachen. Als Resultat bleiben
mehr werbestrategische Vorteile für Nischenangebote denn tatsächliche Verbesserungen im globalen
Tourismus.
2.2.2
Wir brauchen dringend neue Berge!
Ökotourismus, so der Vorwurf einer Initiative des
Third World Network (PLEUMARON 2002b), unterstütze als Werbekampagne die aktuelle Tendenz einer Erschließung immer neuer Fernreiseziele, statt
die bereits erschlossenen touristischen Zentren unter
ökologischen und sozialen Gesichtspunkten umzugestalten. Tatsächlich werben, seit die biologische
Vielfalt als profitables und schützenswertes Gut in
aller Munde ist, touristische Angebote vermehrt mit
Artenreichtum, Seltenheit und unberührter Natur.
Auch die „archaische Lebensweise der BewohnerInnen“ der „letzten Paradiese“ und ihre „pittoresken Dörfer“ eignen sich, um durch exklusive Ver-
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sprechungen den schwierigen Wettlauf um die
Aufmerksamkeit von KonsumentInnen zu gewinnen. Die „Wa(h)re Wildnis“ (POLITISCHE ÖKOLOGIE 1999) wird im Ökotourismus als Produktionsmittel eingesetzt, das eine Wachstumsbranche mit
postfordistischer Struktur prägt (WÖHLER 1999). Ihre Prinzipien sind nicht die Massenproduktion – die
ENZENSBERGER (1962) treffend mit den Termini
Normung, Montage, Serienfertigung bezeichnet hatte –, sondern Individualangebote, die auf Differenz
setzen und das Besondere, Einzigartige, Ungewöhnliche versprechen. Resultat dieses (keineswegs nur
dem Tourismus eigenen) Trends ist die touristische
Erschließung von immer ausgefalleneren Sonderstandorten: Reisen in die Antarktis (die sich von
4.800 in der Saison 1991/92 auf 14.500 in 1999/00
verdreifachten) oder ins innerasiatisches Hochland
nehmen zu (1998 beherbergte Laos 767 Prozent und
Burma 619 Prozent mehr Gäste als 1992). Diese
Reisen ins „Abseits“ lassen weniger markante touristische Megazentren aus der Erde sprießen, sondern sorgen für eine Streuung – auch der Probleme.
(Energie-)Einsparungen können durch ökoeffiziente Technik das touristische Wachstum schon
lange nicht mehr kompensieren (ÖKOINSTITUT
2002). Von ökologischen Problemen abgesehen
kommt es zunehmend zu einer Vermarktung kultureller Güter. Denn Umweltverträglichkeit und soziale Gerechtigkeit sind als Aufmacher für Reiseangebote wenig werbewirksam. Ohne kulturelle Untermalung lässt sich für kaum eine Reisedestination
ein attraktives und originelles Image gestalten. Das
Ausschmücken seiner „charakteristischen“ BewohnerInnen wird zur entscheidenden Übung der Marketingabteilungen großer wie kleiner Reiseveranstalter. Denn Urlaubsparadiese nach dem Muster
»Sonne-Sand-und-Palmenstrand« trifft man fast überall im Süden. Die Inflation der Angebote macht
den Kundenwunsch nach Exklusivität zum unternehmerischen Gebot. Der Konkurrenzkampf im touristischen Geschäft drängt Reiseveranstalter und
Tourismusministerien zu immer ungewöhnlicheren
Etikettierungen. Hier bietet sich Kultur als unerschöpfliches Reservoir für Fremdheit und Unbekanntes an. Der Begriff »Kultur« verspricht an sich
schon Differenz, unkopierbare Andersartigkeit, unvergleichbare Einzigartigkeit. Kultur avanciert zum
Reservoir für Differenz für die weltweit größte
Branche (BACKES 2002). So konzentriert sich der
touristische Blick auf die Alltagskultur der BewohnerInnen, die anstelle inszenierter Exotik den Besuch bei den freundlichen Einheimischen hochhält.
Nicht das klassische Sight-Seeing, sondern das LifeSeeing verspricht neue Horizonte. Unter dem Motto
„Begegnung und Kennenlernen fremder Kulturen“
vollzieht sich eine Expansion des Tourismus als Erschließung ins Innere der Orte, ein Eindringen in die
MKG 9: Tourismus – Lösung oder Fluch?
Privatsphäre, in die Riten, in Familien und Dörfer in
einem Ausmaß, das dem Massentourismus weitgehend fremd war (RAO 2002). In die feinsten Poren
der gesellschaftlichen Lebensräume gilt es
„einzutauchen“. Es reicht kaum mehr aus, die
Mönche auf dem Dach der Welt gesehen zu haben
oder die Aborigines der australischen Wüste auf
dem Urlaubsfoto präsentieren zu können. Gesucht
wird ein metaphysisches Erlebnis im Kloster oder
eine spirituelle Reise in die Zeit der Traumfänger.
Entsprechend konzentrieren sich die Marketingstrategen auf die symbolisch-expressive Ebene.
Nicht die Massenfertigung neuer Produkte, sondern
die massenhafte Herstellung individueller Begegnungsangebote mit möglichst abgelegen geglaubten
Kulturen gilt als erfolgreiche Strategie touristischer
Unternehmen. Mit einer zunehmend differenzierten
Angebotspalette wird den KundInnen suggeriert,
dass jede Reise etwas jeweils Individuelles
verkörpere. Ganz im Duktus der Zeit bieten sich
hier Reisen zu den Indigenen an: das Nischenangebot lauert überall dort, wo die westlichen
Vorstellungen über die Fremde(n), über die
„unberührte Kultur und Natur“, beherrscht sind von
der Idee einer naturharmonischen Lebensweise der
BewohnerInnen. Diese (zumindest für die Zeit des
Urlaubs) ersehnte Nähe von Natur und Kultur
passen hervorragend in das Konzept ökotouristischer Reisen. So sind es ganz wesentlich auch
die Urlaubsvorstellungen der reisenden Gesellschaft, die dem Ökotourismus das Wort reden und
die im Sinne eines immer Mehr an Naturabenteuern
und kulturellen Differenzkonsums die Expansion
des Tourismus fördern.
3 Umwelt(un)gerechtigkeit
Ökotourismus wird zwar gerade in peripheren Räumen zunehmend als Chance für eine schonende, behutsame Nutzung der natürlichen Ressourcen und
zur Finanzierung des Schutzes von Nationalparks
diskutiert. Zusätzlich zur biologischen Vielfalt – das
derzeit sicher populärste touristische Gut – wären
jedoch alle öffentlichen Naturgüter in die Frage einzubeziehen, in welchem konkreten Verhältnis Ökotourismus zu ihrer Nutzung und zu ihrem Schutz
steht. Seriösen ökotouristischen Ansätzen kann es
nicht allein um den Schutz charismatischer Großwildtiere wie Nashörner und Elefanten gehen. Neben Flora und Fauna zählen auch Boden, Wasser
und Luft dazu. Um die Auswirkungen des Tourismus für die lokale Bevölkerung möglichst umfassend abschätzen zu können, ist der Einfluss des
Tourismus auf den Zustand aller natürlichen Res-
Backes: Ökotourismus … und die Welt wird grüner?
sourcen von Interesse. Damit rücken auch Klimaschutz oder der Wasser- und Energieverbrauch in
den Blick.
Und weiter: Will sich Ökotourismus als eine
„nachhaltige“ Form touristischer Entwicklung begreifen,
dann
sind
Aspekte
der
(Umwelt)Gerechtigkeit mit in die Beurteilung einzubeziehen: Arbeitet Tourismus im Sinne der oder gegen
die Bedürfnisse der lokalen Gemeinden in den Zielregionen? Kann Gerechtigkeit in Bezug auf den Zugang zu diesen Gütern realisiert werden? Dahinter
stehen letztlich die Fragen, wer eigentlich wie viele
Ressourcen für welche Bedürfnisse (ver)braucht,
wer zu welchem Zwecke welche Naturgüter nutzen
darf und wer sparsamer damit umgehen sollte (AG
RIO+10/DANTE 2002:6). Die folgenden Beispiele
zeigen, dass sich die Umweltgerechtigkeit in Bezug
auf Klima, Wasser und Biodiversität im Ökotourismus keineswegs von selbst realisiert. Vielmehr
herrschen durchaus prekäre Machtverhältnisse zwischen touristischen Anbietern, den Reisenden und
der in den Destinationen lebenden Bevölkerung in
Bezug auf Zugang und Nutzung dieser häufig knappen und fragilen Naturressourcen.
3.1
Klima- und Waldschutz durch ökotouristische Nutzung?
In Costa Rica, einem der gerne zitierten Vorzeigeländer in Sachen Ökotourismus, wurden verschiedene Nutzungskategorien für Wälder und Aufforstungen festgelegt, die sich Waldbesitzer als nachhaltig zertifizieren lassen können. Ein solches
Zertifikat gewährt Zugang zu einer staatlichen Bezuschussung. Auf diese Weise will der Staat den
Waldschutz konkurrenzfähig zu anderen Landnutzungsweisen wie Holzeinschlag oder Viehzucht
machen. Auch eine (öko)touristische Nutzung kann
entsprechend zertifiziert werden. Erst die damit eröffnete Möglichkeit der finanziellen Unterstützung
macht einen Natur- und Ökotourismus im Vergleich
zu anderen Nutzungsweisen wirtschaftlich profitabel oder zumindest attraktiv.
Das Geld, das auf solche Waldschutz-Zertifikate
gewährt wird, kommt von der Weltbank. Diese zahlt
aus dem eigens zum Zwecke des Klimaschutzes angelegten Prototype-Carbon-Fund (PCF) für die
Umweltdienstleistung der Wälder, die als Kohlendioxidsenken das Treibhausgas Co2 binden. Im Gegenzug zu dieser finanziellen Unterstützung Costa
Ricas für seinen Beitrag zum globalen Waldschutz –
respektive Klimaschutz – erhält die Weltbank die
Kohlendioxid- Äquivalente auf ein fiktives Konto.
Die Einzahler in den PCF sind Industrieländer, die
ihrerseits anstelle von Zinsen den „Wert“ des gebundenen Kohlenstoffs für sich als eingesparte E-
15
missionen verbuchen möchten. Derzeit steht zur
Diskussion, ob dieses Verfahren im Rahmen des so
genannten Clean Development Mechanism (CDM)
anerkannt werden soll. Dieser Mechanismus erlaubt
eine Umsetzung der im Kyoto-Protokoll vereinbarten Reduktionsziele zu einem Anteil von bis zu
29 Prozent auch außerhalb der Landesgrenzen.
Der derzeit entstehende Handel mit Reduktionsäquivalenten kommt insbesondere den Industriestaaten zugute: Emissionseinsparungen lassen sich im
Ausland billiger erwerben als im Inland durch
Sparmaßnahmen realisieren. In den USA beispielsweise liegen die Kosten für die Reduktion von einer
Tonne Kohlendioxid bei 125 Dollar, auf dem freien
Markt hingegen kostet das Äquivalent für eine Tonne 12 bis 24 Dollar. Die Noch-Existenz der Wälder
im Süden ermöglicht auf diesem Wege, also über
den Handel mit fiktiven Kohlendioxidmengen, die
Reduktionsziele im Norden billig zu realisieren.
Dabei kommt der vom Süden geleistete Schutz den
nördlichen Bilanzen zugute, nicht aber dem Klima.
Denn: Der Flug in den Süden, den die „Ökoreisenden“ von Nordamerika und Europa nach Costa Rica
antreten, geht nicht in die Schadensrechnung ein;
der Flugverkehr ist vom Kyoto-Protokoll ausgenommen. Dabei macht alleine der touristische Flugverkehr die Hälfte der durch das Kyoto-Protokoll
vereinbarten Reduktionsziele wieder zunichte. Im
Falle der Waldschutz-Zertifikate in Costa Rica zahlen die Industrieländer für die Erhaltung der Natur,
die sie als touristische Kulisse genießen, ohne ihrerseits zur Ökologisierung des Reisens beizutragen.
Vielmehr erhalten sie, wenn der Weltank-PCF im
Rahmen des CDM anerkannt wird, im Tausch für
die kostengünstig (über Zinsen) bezuschusste Erhaltung der Natur einen Bonus auf die vorgeschriebenen Emissions-Reduktionsziele.
Über die indirekten Auswirkungen, die der
Flugverkehr aufgrund seiner schlechten Ökobilanzen über den Treibhauseffekt letztlich auch auf die
biologische Vielfalt hat, wird in diesem Szenarium
geschwiegen. Zwar sollte die verheerende Ökobilanz des Flugverkehrs nicht das Ende der Debatte
über Ökotourismus sein. Doch sind die offensichtlichen Vorteile, die sich der Norden in der Klimadebatte erwirkt, als Resultat seiner finanziellen Vormachtstellung zu benennen. Die Kaufkraft liegt einseitig in Form finanzkräftiger TouristInnen im
Norden und der Süden wird zu einer „Inwertsetzung“ seiner biologischen Vielfalt angehalten, die
sich häufig genug jenseits der Interessen der dort lebenden ländlichen Bevölkerung vollzieht. Da die
Nutznießer der Subventionen aus dem PCF in aller
Regel private Waldbesitzer sind, verstärkt der Erwerb der Zertifikate zudem lokale Disparitäten.
16
3.2
Wasser ... (k)eine Selbstverständlichkeit
Für einen gelungenen Urlaub im Palmenparadies
scheint sauberes Wasser geradezu unverzichtbar: So
liegt der Wasserverbrauch der TouristInnen weltweit durchschnittlich bei 300 bis 600 Liter pro Tag.
Dieser Wert gilt auch für Länder, die sich um ein
Image als Ökotourismusdestination bemühen. Auf
Sansibar werden in einer Hotelanlage bis zu 2000
Liter Wasser am Tag pro TouristIn verbraucht, während die Bevölkerung mit 15-20 Litern auskommen
muss (GÖßLING 2000). Das Wasser, das insbesondere für künstliche Grünanlagen und Swimmingpools
verbraucht wird, muss in aller Regel erst teuer erschlossen werden. In Ägypten wurden Wasserleitungen vom Nil bis an die Küste gelegt, um die
Touristenzentren in Hurghada mit Süßwasser für
Swimmingpools und Gartenanlagen zu versorgen.
Die Finanzierung, teilweise über Kredite realisiert,
wird von der Allgemeinheit getragen: Die Kosten
der Wasserversorgung für die Touristenzentren
müssen letztlich von den ägyptischen BürgerInnen
aufgebracht werden, während ihre eigene Versorgung mit Wasser nicht gesichert ist. Zwar käme
niemand auf die Idee, den Tourismus in Hurghada
als Ökotourismus zu bezeichnen, doch wird das
Strandparadies auch von jenen Reisenden angesteuert, die an einer „Oasenexpedition“ teilgenommen
haben. Die Veranstalter geben sich zwar derzeit
Mühe, einen ökologisch verträglichen OasenTourismus zu gestalten, doch schließt eine Ägyptenreise fast regelmäßig drei Tage oder eine Woche
Strandurlaub am Roten Meer mit ein. Die ÄgyptenÖkoreise als solche gibt es also nicht. Im Falle der
Oasen kommt hinzu, dass hier das begrenzt verfügbare Brunnenwasser nicht zuletzt aufgrund der touristischen Nachfrage immer häufiger von privaten
Händlern verkauft wird. Ein zuvor öffentliches Gut
wird damit zur Ware und der Preis von den kaufkräftigen Touristen mitbestimmt und somit das Verfügungsrecht gerade ärmerer Gemeindemitglieder
eingeschränkt.
Für die Bereitstellung von Süßwasser wurden in
vielen Ferienparadiesen Meerwasser-Entsalzungsanlagen gebaut, insbesondere auf kleineren Inselstaaten. Zum einen entlassen diese teuren Anlagen
häufig reaktive Stoffe ins Meer und schädigen damit
die Riffe. Korallen werden zudem gerne als Baumaterial verwendet und auch die Abwässer der Hotelanlagen gehen häufig ungefiltert ins Meer. Im Indischen Ozean sind mancherorts bis zu 70 Prozent der
Korallen ausgebleicht – der Rückgang der Fischbestände in Sansibar, Mosambik und Kenia beeinträchtigt die traditionelle Küstenfischerei (GÖßLING
2000) und gefährdet so die Versorgung von ärmeren
Familien mit billigem Fisch als Haupteiweißquelle.
MKG 9: Tourismus – Lösung oder Fluch?
Am Beispiel Wasser zeigt sich, wie sehr der konventionelle Tourismus mit dem verflochten ist, was
gerne unter einer Ökoreise subsumiert wird. So trägt
der Küstentourismus in Kenia zwar zur Finanzierung von marinen Naturschutzparks bei. Doch kostet eine naturverträgliche Lenkung der steigenden
Besucherzahlen zusätzlich Geld, das die Kassen vieler Parkverwaltungen gar nicht hergeben. Zudem
kann mit den recht kleinen Parks weder der Erhalt
des Riffs entlang der Küste garantiert werden, noch
stellt der Küstentourismus eine langfristig lohnende
Einkommensmöglichkeit für die Bevölkerung dar,
wenn sich die Qualität der Umwelt rund um die isolierten Schutzinseln verschlechtert – und damit
zugleich die Lebensgrundlage vieler BewohnerInnen. Die Arbeitsplätze, die der Tourismus insbesondere in traditionellen Erwerbssektoren wie der Fischerei oder der Landwirtschaft langfristig vernichtet, gehen in den Kosten-Nutzen-Analysen der
Tourismusplanung kaum ein.
3.3
Lokale und globale NutzerInnen der
biologischen Vielfalt
Expeditionen in den Regenwald, Trekkings in die
Berg- und Gletscherwelt, Bootsfahrten durch Mangrovensümpfe, Tauchsafaris, „ursprüngliche Landschaften“, „Exotik“ und „buntes Brauchtum“ — ein
Blick in die Reisekataloge genügt: Das Augenmerk
fällt auf den Artenreichtum der letzten Paradiese
und die „wahre Wildnis“, die zusammen mit ihren
folkloristisch gekleideten BewohnerInnen zu einem
touristischen Magnet gebündelt werden. Unberührte
Natur und unberührte Kultur gelten als die grundlegenden Leitbilder des Reisens. Dabei sind die Beziehungen zwischen dem touristischen Geschehen
und der biologischen Vielfalt als eine an Land und
Landrechte gekoppelte natürliche Ressource äußerst
komplex. CAALDERS u.a (1999) haben versucht,
diese vielfältigen Verflechtungen sowohl in zeitlicher als auch räumlicher Hinsicht zu erfassen. In ihrem Modell unterteilen sie zunächst die touristischen Aktivitäten in An- und Abreise, Mobilität vor
Ort, Unterkunft und Freizeit- sowie Erlebnisangebote am Ferienort, die jeweils über eine Reihe möglicher Einflussfaktoren wie Störung, physischer Kontakt, Eintrag oder Abtrag von Materie und von
Biomasse (Flora und Fauna) auf die biologische
Vielfalt wirken (Abb. 1). Diese gliedert sich ihrerseits in die Diversität von Genen, Arten, Ökosystemen. Dabei sind vier unterschiedliche Dimensionen
der Wirkung und Wechselbeziehung zu berücksichtigen: der touristische Einfluss kann 1. positiv oder
negativ auf den Zustand der Biodiversität sein, 2.
von kurz- oder langfristiger sowie 3. von direkter
Backes: Ökotourismus … und die Welt wird grüner?
oder indirekter Wirkung sein und 4. lokale oder
globale Folgen zeitigen.
Zu den direkten Auswirkungen zählen die Störung von wandernden Tierpopulationen in Savannen, etwa durch Straßenbau und dichte Verkehrsnetze, oder die Bodenerosion im Hochgebirge infolge von Trittschäden und erhöhten Feuerholzbedarfs
durch Besucherströme. Ein Anstieg des Flugverkehrs hingegen wirkt über einen erhöhten Ausstoß
von Stickoxiden und anderen Treibhausgasen, die
ihrerseits klimatische Schwankungen begünstigen
können, indirekt auf den Zustand der Biodiversität:
So können inselartige Bergwälder in semiariden
Gebieten, denen eine wichtige Funktion für die Zusatzversorgung der Bewohner in Savannen mit Nahrungs- und Futterpflanzen zukommt, auf eine Klimaveränderung sehr sensibel reagieren (so z. B. in
Marsabit/Kenia). Auch kann ein Anstieg des Meeresspiegels insbesondere kleinere Inselstaaten erheblich treffen, wenn die meist knappen Süßwasserreserven oder kultivierbare Böden versalzen. Die
Staaten der Karibik betonten im Juni 2001 auf ihrem
regionalen Vorbereitungstreffen zum Weltgipfel in
Johannesburg, dass sich die Bevölkerung kleinerer
Inselstaaten durch den Anstieg des Meeresspiegels
und einer Zunahme von Flutwellen und Wetterkatastrophen bedroht sieht. Der weltweite Tourismus
ist zudem von einem enormen Gütertransfer und
Frachttransport begleitet, um touristische Ansprüche
auch am entlegensten Zipfel der Landkarte zu bedienen. Produktion und Transport von Baumaterial
und Luxusgütern verbrauchen natürliche Ressourcen, Wasser, Energie und saubere Luft, was in den
Bilanzen des Tourismus in aller Regel unberücksichtigt bleibt. Sie sind aber zu den indirekten Auswirkungen auf die biologische Vielfalt zu zählen.
Die Vegetation wird häufig lokal und je nach Art
und Dauer der Störung nur kurzfristig geschädigt,
wenn nicht gerade hochempfindliche Pflanzengesellschaften wie Mangroven oder Regenwälder dauerhaft gerodet oder Hochmoore, Dünen oder alpine
Rasen ständig betreten werden. Die Störung von
Großwildarten kann weiträumig und langfristig auf
den Artbestand Einfluss haben. Aufgrund eines touristisch bedingten erhöhten Verbrauchs von Wasser
und Energie mögen ökologische Schäden jenseits
der touristischen Zentren verursacht werden, durch
eine intensive Energie- und Wassergewinnung, etwa
durch Staudammbauten fernab des eigentlichen
Verbrauchsortes. Der (Aus)Bau von Staudämmen
zur Energiegewinnung und Wasserversorgung steht
mit dem Tourismus nicht selten in Zusammenhang
(PLEUMARON 2001a). Hinzu kommt oftmals eine
lokale Zunahme an Müll und Abwasser, die wiederum für sehr langfristige und sehr weiträumige Auswirkungen verantwortlich sind – etwa wenn Hotelabwässer entlang der Küsten weitgehend ungeklärt
17
Abb. 1: Schema: Auswirkungen des Tourismus auf die Biologische Vielfalt (verändert nach: Tourism and Biodiversity.
CAALDERS/DUIM/BOON/RIVEL, Wageningen 1999).
in die Meere geleitet werden und die Korallenriffe
schädigen.
In Kosten-Nutzen Analysen und dem Bemühen,
Tragfähigkeitsmodelle für Regionalentwicklungspläne zu entwerfen, wird eine touristische Nutzung
häufig den ökonomisch berechenbaren Nutzungsweisen gegenübergestellt, für die definierte Marktwerte ermittelt werden können – so etwa der statistisch in Kubikmetern und Deviseneinnahmen bezifferbaren Forstwirtschaft oder agroindustriellen
Viehhaltung. In dem vorgeschlagenen Schema
(Abb. 2) werden hingegen gerade solche Tätigkeiten
einbezogen, die dem informellen Sektor und der
häuslichen Produktion zuzurechnen sind (Sammelwirtschaft von Nahrungs- und Medizinalpflanzen,
traditioneller Ackerbau, Viehweide, Küstenfischerei, (Kunst)Handwerk u.a.). Erst ihre Berücksichtigung erlaubt, die entwicklungspolitische Dimension
eines Auf- oder Ausbaus touristischer Aktivitäten
insbesondere für die ärmere Bevölkerung abzuschätzen. Verlängert man also das Vernetzungsschema in Abb. 1 um diejenigen Aktivitäten der in
den Destinationen lebenden Bevölkerung, die direkt
oder indirekt, kurz- oder langfristig vom Zustand
18
der biologischen Vielfalt abhängen, so lassen sich
die Auswirkungen des Tourismus auf die Ernährungssicherheit und die Lebensgrundlage der Bevölkerung vage einschätzen.
Diese wiederum stehen in zweierlei Hinsicht mit
dem Tourismus in Zusammenhang: Erstens über
den (ggf. sich ändernden) Zustand der biologischen
Ressourcen und zweitens in Bezug auf die (ggf.
transformierten)
Verfügungsrechte
und
–
möglichkeiten der Bevölkerung. Gemeint sind ihre
Zugangsrechte und Kontrolle über die lokalen Ressourcen und die damit direkt zusammenhängende
Verwundbarkeit der Bevölkerung in den touristischen Zieldestinationen: Sind Land und biologische
Ressourcen, die gerade in peripheren Räumen für
die häusliche (Re)Produktion und den informellen
Sektor häufig unentbehrlich sind, auch mit einer
(öko)touristischen Entwicklung in ausreichendem
Maße für alle verfügbar und zugänglich? Welche
Möglichkeiten bleiben bei sich ändernden Zugangsregimen infolge touristischer Nutzungsansprüche
den verschiedenen Mitgliedern der örtlichen Gemeinden, mittels Bewältigungsstrategien aus eigenem Vermögen den Unterhalt zu sichern?
MKG 9: Tourismus – Lösung oder Fluch?
Abb. 2: Beziehungsgefüge zwischen der Biodiversität und einer Auswahl verschiedener konkurrierender Landnutzungsformen
seitens weitgehend mobiler, globaler Akteure einerseits und lokaler, weitgehend immobiler Akteure andererseits. In dem dominierenden Einfluss der ersten mobilen Akteursgruppe auf den Zustand der biologischen Vielfalt drückt sich das Machtverhältnis zur zweiten, in weitgehender Abhängigkeit von den lokalen Ressourcen der wirtschaftenden Akteure aus.
Der durchschnittliche Wert der traditionellen
Viehhaltung wird global auf jährlich 10-20 US-$
pro Hektar und der Wert der agroindustriellen Viehzucht auf 148 US-$ geschätzt. Der Anbau von cashcrops nach einer Rodung soll kurzfristig 1.048 US-$
einbringen und der einmalige Wert einer Abholzung
des Regenwaldes beläuft sich auf 2.500 US Dollar
pro Hektar (GÖßLING 2001:216). Im Falle der Viehund Holzwirtschaft profitieren in aller Regel nur
wenige Konzessionäre und vielleicht fällt ein Obulus für die öffentlichen Kassen ab. Der touristische
Gebrauchswert liegt beim besonders stark frequentierten Park Monteverde in Costa Rica bei 3,6 US-$,
in einem privaten Schutzgebiet gar bei 308 US-$
pro Hektar. Damit können immerhin 95 Prozent der
Parkverwaltungskosten finanziert werden und somit
schlägt der Naturschutz in diesem Falle immerhin
nicht negativ zu Buche.3 Nur selten wird der Wert
3
Allerdings ist Monteverde eine Ausnahme: Die Durchschnittseinnahmen pro Schutzgebiet decken selbst in Costa
Rica, das weithin als Ökotourismus-Destination bekannt
ist, nur 1,4 Prozent der Unterhaltungskosten (0,25 US Dollar Einnahmen bei 18,5 US Dollar Ausgaben pro Hektar
Schutzgebiet). Weltweit werden zwischen 0,01 und
1,0 Prozent der Kosten einer Reise in ein Entwicklungsland für Eintrittsgelder in Naturparks ausgegeben (GÖßLING 2000) – eine sehr schmale Basis, auf der die Hoff-
Backes: Ökotourismus … und die Welt wird grüner?
nachhaltig produzierter (bzw. gesammelter) NichtHolzprodukte berücksichtigt (Medizinalpflanzen,
Früchte, Jagd u.a.), der auf 290 US-$ pro Hektar
und Jahr geschätzt wird und dem Lebensunterhalt
der lokalen Bevölkerung dient. Da die Nutzung diverser Nicht-Holzprodukte in naturgeschützten Gebieten in aller Regel untersagt ist und die von dieser
Einschränkung Betroffenen oft nicht am Tourismus
partizipieren (häufig profitieren ausländische Unternehmen oder zugewanderte ausgebildete Arbeitskräfte), entstehen ihnen Nachteile, die nicht kompensierbar sind. Ein Job als Naturinterpret oder
Touristenguide kann die mit dem Ökotourismus und
Naturschutz auferlegten Nutzungsbeschränkungen
oft nicht ersetzen, da das Gehalt nicht für die ganze
Familie reicht.
Zu dieser aus lokaler Sicht prekären Transformation der Zugangsrechte kommen andere Fehlannahmen, die eine Realisierbarkeit des Konzeptes
„Naturschutz und Einkommensschaffung durch
Ökotourismus“ überschätzen. Häufig wird der Tourismus als Regionalentwicklungsstrategie ins Feld
nung der Finanzierung von Naturschutz durch Tourismus
baut.
19
geführt, die eine Durchsetzung anderer, ökologisch
und sozial nachteiliger Landnutzungsweisen verhindern könne. Allerdings ist dieses „Argument des
kleineren Übels“ brisant, schließt doch Ökotourismus die Fortführung nicht-nachhaltiger Nutzungsweisen keineswegs per se aus. Häufig wird eine auf
globale Märkte ausgerichtete Nutzung wie Exportlandwirtschaft oder Minenbau parallel realisiert.
Das gleiche gilt für örtliche Nutzungsgewohnheiten,
insbesondere wenn lokale Akteure nicht angemessen am Tourismus partizipieren können. Schließlich
mag vielerorts erst die kumulierte negative Wirkung
durch eine gleichzeitige Ausübung lokaler Landnutzung und touristischer (oder anderer wirtschaftlicher) Aktivitäten die ökologische Tragfähigkeit ins
Wanken bringen. Gerade die Hoffnung auf eine touristische Entwicklung veranlasst viele Entwicklungsexperten, den Ausbau einer Infrastruktur zu finanzieren, die dann von anderen Landnutzern parallel beansprucht wird – so geschehen in
Kambodscha, wo eine exzessive Holzwirtschaft in
periphere, touristisch attraktive Bergwälder vordringt, je besser diese verkehrs- und energietechnisch erschlossen sind. In Fällen wie diesen stellt
sich die heikle Frage, wer die Macht und Durchsetzungskraft hat, Prioritäten zu setzen, Nutzungsbeschränkungen zu definieren und durchzusetzen. Offensichtlich berechtigt das Argument des kleineren
Übels alleine noch nicht zu einer Tourismusförderung – vielmehr müssen die Zugangs- und Verfügungsrechte aller Akteure gegeneinander aufgewogen werden. Diese gesellschaftspolitische Aufgabe
kann selbstverständlich nicht in der (alleinigen)
Verantwortung der Ökotourismusexperten liegen –
doch sollte eine tourismuspolitische Debatte die
derzeitige Nichterfüllung einer im Sinne sozialer
Gerechtigkeit notwendigen kohärenten Politik (Tourismus als Querschnittsthema aller politischen Ressorts) in ihrem eigenen Interesse nicht unterschlagen, sondern benennen.
3.4
Prekäre Landrechte
Zu den neuerlichen Entwicklungen im Tourismus
gehört die Einrichtung so genannter Eco-Parks in
bislang
wenig
erschlossenen
und
nichtnaturgeschützten Gebieten. In Bangladesch ist derzeit ein Eco-Park für 2 Millionen Dollar in Planung,
der in einem von den Khasi und Garo bewohnten
Waldgebiet errichtet werden soll (AKTE 4/2001: 910). Die Tourismusbehörde propagiert mit dem Projekt einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung eines
der biologisch reichhaltigsten Wälder des Landes.
Allerdings setzten die Planer die Vertreibung der
hier lebenden 1000 Khasi und Garo BewohnerInnen
für den Ausbau der ökotouristischen Infrastruktur
20
voraus. Gerechtfertigt wird dieses Vorgehen, indem
man den Adivasi Gruppen eine Gefährdung der
Waldbestände nachgesagt und ihren Aufenthalt für
illegal erklärt – obwohl sie nachweislich seit 1974
Landsteuern bezahlen. Indessen verschweigt die
Planung, dass 70 Prozent der Projektgelder auf den
Straßenbau und damit auf die Rodung von Teilen
des Waldes für den Eco-Park entfallen. Beispiele
wie diese gibt es viele. Zwar mögen sie als illegale,
nicht legitime oder unseriöse Praktiken abgelehnt
und als nicht zulässig im Sinne umweltverträglicher
und sozial gerechter Ökotouirsmuskonzepte bezeichnet werden. Doch bleibt kritisch festzustellen,
dass die PlanerInnen sich ihrerseits der ökotouristischen Rhetorik bedient, um ihre Pläne politisch
durchsetzen zu können. Die Einspruchsmöglichkeiten der lokalen Gemeinden sind häufig nicht gegeben.
Es gibt zahlreiche Beispiele touristischer Planungen, die ohne jegliche Teilnahme und selbst ohne Kenntnis der Bevölkerung geschmiedet oder in
Angriff genommen werden, bevor die AnwohnerInnen sich über ihre Landrechte sachkundig machen
können. In Sansibar erfuhren die BewohnerInnen
vom Projekt des größten ostafrikanischen Hotelkomplexes auf der Halbinsel Nungwi zum ersten
Mal über die Lokalpresse, als die Pläne offiziell bereits abgesegnet waren. Die von der East African
Development Company vorgelegte Karte für das
vier Milliarden US-Dollar teure Projekt mit 16 Luxushotels und 100 Villen sowie Yachthafen, Golfund Sportplätzen enthält keine Dörfer mehr: Für die
derzeit hier lebenden 20.000 Menschen war kein
Raum vorgesehen, und auch an Wasserversorgung,
Abwasser- und Abfallentsorgung wurde offensichtlich nicht gedacht (AKTE 3/1998: 3-4).
Häufig ist die Verhandlungsmacht der lokalen
Bevölkerung sehr beschränkt: Die Fischer des Archipels Bazaruto vor der Küste Mosambiks verloren
den Zugang zu Wasser und zu Land, seit Naturreservate eingerichtet und zugleich Konzessionen an
Tourismusprojekte vergeben wurden (REYNOLDS
2001:7), während die Regierungen das Land gemäß
dem Strukturanpassungsprogramm des Internationalen Währungsfonds (IWF) für ausländische Investoren öffnete. Entwicklungsprojekte wie diese haben
zum Ziel, Schuldenerlass unter der Auflage von Naturschutzmaßnahmen zu realisieren und zugleich
Tourismus als neue Einkommensquelle zu propagieren.
Diese Fälle zeigen, wie komplex die Prozesse
sind, die durch den Tourismus in Gang gesetzt werden können und — manchmal erst über Umwege —
den Zugang zu Land versperren. Vom Landverbrauch besonders hart betroffen sind Menschen,
die von volkswirtschaftlich nicht erfassten Tätigkeiten zur Produktion des Eigenbedarfs leben wie tra-
MKG 9: Tourismus – Lösung oder Fluch?
ditioneller Viehhaltung und Ackerbau oder Sammelwirtschaft. Diese machen aber in einigen Regionen bis zu 60 Prozent des Lebensunterhaltes insbesondere von indigenen oder marginalisierten Minderheiten aus. Gerade in den armen Ländern ohne
funktionierende staatliche Sozialversicherungen ist
der informelle Sektor für die Ernährungssicherung
und Gesundheitsversorgung unverzichtbar. Jede Beschränkung des Zugangs zu Land bedeutet hier für
die Menschen ein konkretes Existenzrisiko. Selbst
im Namen des Naturschutzes und der nachhaltigen
Entwicklung realisierte Projekte laufen so Gefahr,
der lokalen Bevölkerung die Möglichkeit zu nehmen, eigene Entwicklungsperspektiven zu realisieren. Aus der Perspektive einer armutsorientierten
Regionalentwicklung ist hier problematisch, dass
oftmals lokale Interessen mit den nationalen Zielen
einer Tourismusförderung nicht identisch oder gar
unvereinbar sind (vgl. DFID 1999). Des weiteren
sind die Interessen der Entwicklungsländer am Tourismusgeschäft von internationalen, insbesondere
handels- und finanzpolitischen Verpflichtungen diktiert (Schuldendienst und Marktöffnung für ausländische Investoren), die sich ihrerseits als kontraproduktiv zu den regionalen Entwicklungsinteressen
erweisen können.
Beispiel Jagdtourismus: Die Reisen auf Hemingways Spuren gelten als besonders lukrativ, da
wenige Touristen bei einer verhältnismäßig geringen Naturbelastung zugleich hohe Einnahmen generieren. Dieses als low volume - high value bezeichnete Segment brachte beispielsweise Tansania im
Jahr 2000 bei nur 0,07 Prozent Touristenanteil immerhin 1,6 Prozent der touristischen Einnahmen
(VORLAUFER 2000) und erscheint damit über 20
Mal profitabler als andere Tourismusformen. Dennoch bleibt für die umliegenden Gemeinden des Selous Game Reserve, dem beliebtesten Jagdtourismusgebiet in Tansania, kaum ein Gewinn aus dem
lukrativen Tourismussegment. Zwar ist das Ziel,
70 Prozent der Gebühren den Gemeindeverwaltungen direkt zukommen zu lassen, doch derzeit gehen
für die Deckung der Kosten des Parkmanagements
50 Prozent der Einnahmen an die SelousVerwaltung und 25 Prozent an den Wildlife Protection Fund. Weitere 25 Prozent erhält die Staatskasse
in Dar es Salam. Der Rücklauf in die umliegenden
Gemeinden ist verschwindend gering: Für die Bevölkerung bleiben aufgrund stark reglementierter
Rechte für die lokale Wildtierbewirtschaftung gerade einmal 6,5 US-$ pro Kopf gegenüber 19.500 US$ staatlicher Einnahmen pro TouristIn. In Anbetracht der Tatsache, dass ca. 40.000 Menschen von
der damaligen Kolonialverwaltung aus dem Selous
vertrieben wurden und die Rechte an der Nutzung
des Landes – wenngleich vor langer Zeit – durch
den naturgeschützten Status des Wildreservats ver-
Backes: Ökotourismus … und die Welt wird grüner?
loren, erscheint der Nutzen für die Bevölkerung verschwindend gering. Heute benötigt der tansanische
Staat seinerseits das Geld zur Schuldentilgung.
4 Einbettung des (Öko)Tourismus
in den internationalen
tourismuspolitischen Rahmen
Unausweichlich stellt sich die Frage, in wie weit internationale Schuldenpolitik als Motor für eine
(öko)touristische Erschließung agiert, die unter dem
Gesichtspunkt des Umweltschutzes auftritt. Offensichtlich jedenfalls ist, dass – bedingt durch die internationale Schuldenpolitik und infolge des Ringens der Entwicklungsländer um Kreditwürdigkeit –
Interessenkonflikte zwischen lokalen und nationalen
Ansprüchen an der biologischen Vielfalt resultieren.
Die lokalen Akteure stehen häufig zwischen den
Fronten der ausländischen Investoren und der an
Devisen interessierten, oft hoch verschuldeten Länder. Oft genug locken die Regierungen per Steuerbefreiung oder mit anderen Zugeständnissen Fremdkapital ins Land (PLÜSS 1997). Unter dem Druck
der Schuldensanierung und der vom Internationalen
Währungsfonds
(IWF)
verordneten
Strukturanpassungen haben viele Entwicklungsländer Liberalisierungen vorgenommen, die den Tourismus
als Exportsektor und „Devisenbringer“ fördern sollten. Viele dieser Marktöffnungen wurden 1994 mit
dem Abschluss der Dienstleistungsabkommen
(GATS) im Rahmen der Welthandelsorganisation
(WTO-OMC) vertraglich bindend bzw. weiter ausgebaut. Seit 1995 haben über 120 der 143 Mitgliedsstaaten mindestens einen der vier im GATS
definierten Tourismus- und Reisedienstleistungen
liberalisiert, d.h. sie haben sich zum Abbau von
Handelsbeschränkungen verpflichtet. So führt das
freie Marktzugangsgebot des GATS Schritt für
Schritt zur Öffnung der Grenzen und zum Abbau
von Reglementierungen für touristische Investoren
(EQUATIONS/WERKSTATT ÖKONOMIE 1999;
WWF 2001). Equations beklagt, dass die kommunale Selbstverwaltung in Indien infolge der GATSVerpflichtungen erheblich eingeschränkt wird. Zugangsbeschränkungen auf der Grundlage ökologischer Tragfähigkeitskriterien, wie sie in dem Beschluss zu Tourismus und Biodiversiät der CBD
formuliert sind (CBD 2000), drohen ausgehebelt zu
werden (KAHLENBORN et al. 2000). Der Liberalisierungs- und Makrtöffnungsprozess bewirkt zwar statistisch weltweit eine Beschleunigung des touristischen Wachstums. Zugleich verringern sich aber für
viele Entwicklungsländer die Chancen, an den Fern-
21
reisenden zu verdienen (AG RIO+10 / DANTE
2002:10-14). Das Ungleichgewicht unter den Anbietern, die zum überwiegenden Teil aus den Industrieländern kommen, lässt sich nicht aufheben (Unternehmenskonzentration) und die Tatsache, dass
quasi jede Feriendestination mit jeder anderen in
Konkurrenz tritt, verleitet zu Preisdumping, nicht
zuletzt auf Kosten der Umwelt und des Einkommens der im Tourismus Beschäftigten4.
5 Fazit
Die Verhandlungsmacht der Akteure im Tourismus
steht in Zusammenhang mit den gesellschaftlich
vorherrschenden Diskursen über (umwelt)politische
Fragen, etwa der Erosion der biologischen Vielfalt.
Das Motto „global denken – lokal handeln“ ist gerade im Rahmen des globalen Ressourcenmanagements zu einer ideologischen Stütze von Entwicklungsprogrammen aufgestiegen: Es legitimiert sich
aus dem populären Eine-Welt-Gedanken „Wir sitzen alle in einem Boot“, der im Norden als globales
Bedrohungsszenario große öffentliche Wirkung zeitigte. Daraus abgeleitet wird gerne ein vermeintliches Allgemeininteresse an der „Rettung des Planeten“ und schließlich wird die Rolle der Bevölkerung
in Süd-Regionen mit weitgehend intakter Natur vorschnell im globalen Schutz der Umweltgüter gesehen, statt nördliche Konsummodelle zur Priorität
der Umweltdebatte zu machen. Gerade ökotouristische Konzeptionen gehen mit dieser Sichtweise
konform und halten letztlich eine häufig in Armut
und Entrechtlichung lebende Bevölkerung im Süden
dazu an, die Natur zu hegen und zu pflegen. Diese –
aufgrund weithin fehlender Partizipationsmöglichkeiten – fremddefinierte Rolle verträgt sich mit dem
touristischen Blick auf archaisches und naturharmonisches Leben. Doch ignoriert diese Sicht auf den
Ökotourismus häufig lokale Problemlagen und Prioritäten. Ohne eine wirkliche Partizipation in der
Entwicklungsplanung realisiert zu haben, wird den
BewohnerInnen der im Süden liegenden Naturgebiete eine Priorität im Schutz der natürlichen Res4
Ausländische Unternehmen aus den Ursprungsländern der
Fernreisenden verbuchen einen Großteil der Ausgaben eines Touristen für sich. Selbst die als Ökotouristen gehandelten Reisen in die Nationalparks nach Costa Rica stehen
für eine Verteilung der Reisekosten, die nur wenig Partizipation der lokalen Akteure und nur geringe Einnahmen für
den Schutz der Naturparks in Aussicht stellt. Privatisierungen, Mehrheitsbeteiligungen für ausländische Firmen,
großzügige Anreize für ausländische Investoren und weitere Zugeständnisse an private Tourismusunternehmen wie
unbeschränkte Importe oder die Beschäftigung ausländischen Personals beschneiden die Verdienstmöglichkeiten
der Gastländer am Tourismus drastisch.
22
sourcen unterstellt. Dabei werden andere lokale
Probleme wie ein unsicherer rechtlicher Rahmen
bezüglich der (Land)Nutzungsrechte für lokale Gemeinden oder sozio-ökonomische Disparitäten gerne ausgeblendet. Und: Indem sich die Debatte auf
die Rolle des Südens als Schützer der Natur konzentriert, gerät das Infragestellen des nördlichen
Konsummodells weiter aus dem Blick. In eben dieser Gewichtung treten die Machtverhältnisse zwischen „Nord“ und „Süd“ wieder zutage.
Wenngleich die zahlreichen und sehr engagierten Initiativen für einen nachhaltigen (Öko)Tourismus in ihrem jeweiligen Kontext zu betrachten sind,
so lassen sich doch eine Reihe grundsätzlicher Bedenken anmelden, die in Bezug auf ein programmmäßiges Befürworten einer Ökotourismusförderung
zu denken geben. Es ist das Verhältnis von „reisenden Gästen“ und „(bereisten) Gastgebern”, von Angebot und Nachfrage, das in der Suche nach dem
Richtigen und Falschen in der touristischen Entwicklung leicht aus dem Blick gerät. Denn: Wer
denn eigentlich zu welchem Zweck wie viele Ressourcen verbraucht, ist in der (öko)touristischen
Rechnung viel zu oft ohne Belang. Eine schleichende Enteignung von Verfügungsrechten durch eingeschränkten oder untersagten Zugang zu Land (in
touristisch genutzten Naturparks) droht eigene Gestaltungsmöglichkeiten der lokalen Bevölkerung und
ihre aktive Mitbestimmung zusätzlich zu untergraben. Häufig genug ergibt sich folgende Situation:
Biodiversität beziehungsweise “Natur” ist weitgehend im Süden verortet; die TouristInnen dürfen die
Natur schonend nutzen, für deren Pflege und Präsentierbarkeit ist die einheimische Bevölkerung zuständig. Die so definierten Rollenzuweisungen erlauben kaum Gestaltungsfreiräume und brechen
nicht mit dem ungleichen Verhältnis zwischen "Reisenden" und "Bereisten". Die mobilen Touristen
und Tourismusunternehmen suchen sich die billigsten und intaktesten Destinationen nach ihrem Geschmack, die immobile Bevölkerung in den bereisten Gebieten trägt das Risiko der touristischen Inwertsetzung der Natur. In diesem Sinne erlaubt die
Nachhaltigkeits- und Ökotourismusdebatte in ihrer
aktuellen tourismuspolitischen Rahmung, dass Tourismus weitgehend innerhalb der bestehenden herrschaftsförmigen Muster realisiert wird. Eine ausschließliche Orientierung an ökologischen Vorsorgeprinzipien ignoriert die Dialektik sozialen
Wandels (HEIN 1997) und behindert die notwendige
Dynamik gesellschaftlicher Selbstorganisation, ohne
die eine nachhaltige Entwicklung jedoch nicht zu
haben ist.
MKG 9: Tourismus – Lösung oder Fluch?
6 Literatur
ASHLEY, CAROLINE: The Impacts of Tourism on
Rural Livelihoods: Namibia’s Experience. Overseas Development Institute, Working Paper 128.
– London. 2000 (www.propoortourism.org.uk/
publications/wp128.pdf).
AD-HOC ARBEITSKREIS TOURISMUS DES FORUMS
UMWELT & ENTWICKLUNG: Tourismus und Biodiversität. Austausch von Standpunkten mit Indigenen Gemeinschaften. – In: Rundbrief Forum
Umwelt & Entwicklung 12/1999: 23-24.
ADERHOLD, PETER; DIETLIND VON LAßBERG, MARTIN STÄBLER & ARMIN VIELHABER: Tourismus
in Entwicklungsländern. Schriftenreihe Studienkreis Tourismus und Entwicklung. – Ammeland
2000.
AG ÖKOTOURISMUS / BMZ: Ökotourismus als Instrument des Naturschutzes? Möglichkeiten zur
Erhöhung der Attraktivität von Naturschutzvorhaben. Arbeitsgruppe Ökotourismus, Forschungsberichte des BMZ 116. – Köln, 1995.
AG RIO+10 / DANTE - DIE ARBEITSGEMEINSCHAFT
FÜR NACHHALTIGE TOURISMUS ENTWICKLUNG:
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Dr. Martina Backes
Frankenweg 14, 79117 Freiburg
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MKG 9: Tourismus – Lösung oder Fluch?

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