Ökotourismus … und die Welt wird grüner?
Transcription
Ökotourismus … und die Welt wird grüner?
EGNER, HEIKE (Hrsg.): Tourismus – Lösung oder Fluch? Die Frage nach der nachhaltigen Entwicklung peripherer Regionen. Mainz 2003: 9-24 (= Mainzer Kontaktstudium Geographie, Bd. 9) MARTINA BACKES Ökotourismus … und die Welt wird grüner? Aspekte der Umwelt(un)gerechtigkeit ökotouristischer Konzepte 1 Einleitung In den 1960er Jahren betrachteten Entwicklungsexperten Tourismus als „weiße“ Industrie ohne Schornsteine. Der Ferntourismus galt zu dieser Zeit, als den gerade in die Unabhängigkeit entlassenen Kolonien eine „nachholende Entwicklung“ empfohlen wurde, als Motor für wirtschaftliches Wachstum auf die sanfte Art. Im Tourismus, so der Glaube, seien Probleme wie etwa Protektionismus auf dem Markt oder umweltschädliche Auswirkungen im Vergleich zu anderen Industriezweigen gering. So avancierte die Tourismusförderung zu einer „eleganten“ Form der Entwicklungshilfe. Die Hoffnung, die nicht zuletzt viele Entwicklungsländer an den Ferntourismus knüpften, fand in dem von den Vereinten Nationen 1967 ausgerufenen Internationalen Jahr des Ferntourismus ihren Ausdruck. Trotz der im Laufe der letzten 40 Jahre heftig diskutierten Problemlagen des Ferntourismus und der weithin anerkannten ökologischen und sozialen Folgen (EULER 1989; MAURER 1992; STOCK 1997) wurde die Tourismusförderung – nach einer langen Phase relativer Zurückhaltung seitens der Entwicklungsorganisationen – im Laufe der 1990er Jahre wieder hoffähig. Schließlich riefen die Vereinten Nationen 35 Jahre nach dem Internationalen Jahr des Ferntourismus, zum Internationalen Jahr des Ökotourismus (IYE) 2002 auf. Mit Ökotourismus sollen nun die wirtschaftliche Entwicklung und der Naturschutz an einem Strang ziehen. Dabei betonen viele der neuen, im Duktus der Nachhaltigkeit formulierten Entwicklungskonzepte die widerspruchs- Backes: Ökotourismus … und die Welt wird grüner? freie Verbindung von Ökologie und Ökonomie und präsentieren Ökotourismus im Gewand der nunmehr „grünen Industrie“ (Textkasten 1). Andere Akteure bezeichnen Ökotourismus als einen offenen Prozess, dessen Ausgestaltung sich unter aktiver Beteiligung der einheimischen Bevölkerung und Gemeinden erst noch zeigen und soziale Ziele integrieren müsse. Welche Bedeutungen sind mit dem umstrittenen Begriff Ökotourismus verknüpft? Die Diskrepanz zwischen Wünschenswertem und Realisierbarem, zwischen allgemeiner Konzeption und lokaler Praxis, wird von den im Tourismus involvierten Akteuren recht unterschiedlich bewertet. Auf der einen Seite: Die immensen Hoffnungen, die derzeit an den Ökotourismus geknüpft werden, spiegeln sich in der Devise „Ökotourismus als Instrument zur Armutsbekämpfung und Naturschutzfinanzierung“ wider (vgl. 2.1). Auf der anderen Seite: Die häufigsten Vorwürfe reichen von „Nischensegment“, „Etikettenschwindel“ und „Türöffner“ für eine unkontrollierte (massen)touristische Entwicklung bis hin zu „ökozentrischer Weltsicht“ und „Scheuklappenmentalität“ bezüglich des Gerechtigkeitsaspektes (vgl. 2.2). Tatsächlich gibt es eine Reihe von sozialen Konflikten, die die Hoffnungen auf positive Effekte fraglich erscheinen lassen. Die neuen verträglicheren Ansätze im Tourismus bleiben lokal begrenzt und zielen oft einseitig auf ökologische Anliegen wie Wassersparen, Müllentsorgung oder Naturschutzfinanzierung ab, ohne die soziale Dimension der Nachhaltigkeit einzubeziehen. Gerade an den Verfügungsrechten über natürliche Ressourcen entzünden sich viele Streitigkeiten. Sozial- 9 Textkasten 1: Von der weißen zur grünen Industrie INTERNATIONALES JAHR DES FERNTOURISMUS 1967 Instrument nachholender Entwicklung Vorreiter der Modernisierung Elegante Form der Entwicklungshilfe „weiße Industrie“ ohne Schornsteine Noch Ende der1960er Jahre erschien der Ferntourismus als Hoffnungsträger für die wirtschaftliche Entwicklung vieler Länder der Dritten Welt. Ganz im Zeichen dieser Euphorie erklärte die UN das Jahr 1967 zum Jahr des Ferntourismus. Die im Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen vermeintlich „weiße Industrie ohne Schornsteine“ habe keine oder vergleichsweise wenige negative Umweltauswirkungen auf die Länder, hieß es. Als Instrument der „nachholenden Entwicklung“ würde Tourismus vor allem auch die Modernisierung der bereisten Gesellschaften voranbringen. INTERNATIONALES JAHR DES ÖKOTOURISMUS 2002 Instrument des Naturschutzes Instrument nachhaltiger Entwicklung Verbindung von Ökologie und Ökonomie „Grüne Industrie ohne Schornsteine“ Mit Ökotourismus scheint nun ein wirtschaftliches Instrument „nachhaltiger Entwicklung“ gefunden, dass nicht nur „wenig umweltbelastend“ ist (wie noch die weiße Industrie) sondern, im Gegenteil, als „grüne Industrie“ soll diese besondere Form des Tourismus sogar zum Schutz von Natur und Umwelt beitragen. Und wieder, euphorisch wie vor 33 Jahren, steigt die UN in die Tourismusförderung ein und erklärt das Jahr 2002 zum Internationalen Jahr des Ökotourismus (IYE). ökonomische Disparitäten nehmen häufig zu, statt abgebaut zu werden (ASHLEY 2000). Der Aspekt der Umweltgerechtigkeit, ohne den eine nachhaltige Entwicklung nicht realisierbar ist, scheint in der hiesigen Ökotourismusdebatte weithin ignoriert (vgl. 3). Fallstricke und Zwänge, die sich aus der Einbettung des (Öko)Tourismus in die nationale und internationale (tourismus)politische Rahmensetzung ergeben, sprechen dafür, dass die notwendige Trendwende im Tourismus hin zu einer nachhaltigen Ausgestaltung mit dem Ökotourismuskonzept nicht realisiert werden kann (AG RIO+10/DANTE 2002). 2 Definitionsversuche zu einem unscharfen Begriff Eine Durchsicht der Definitionen wichtiger Akteure des tourismuspolitischen Prozesses zeigt, dass der Blick vorwiegend auf das touristische Geschehen in 10 natürlichen oder naturnahen Gebieten fällt: Ökotourismus meint primär einen schonender Umgang mit der Natur in der Natur. Nicht zufällig konzentrieren sich die Definitionen zu Ökotourismus (Textkasten 2) auf diesen Aspekt, gehört doch derjenige Tourismus, der sich auf attraktive Landschaften, oft Schutzgebiete konzentriert, zu den Tourismussegmenten mit den höchsten Wachstumsraten (WEAVER 1998). Aufgrund der Vielfalt der Tourismussegmente, die gemeinhin zum Ökotourismus gezählt werden oder für sich als solchen werben1, sowie infolge der weithin offen gehaltenen Begriffsbestimmung in den sich gegenseitig an Unschärfe überbietenden Definitionen, sprechen umwelt- und entwicklungspolitisch engagierte Organisationen gerne von einem Containerbegriff. Jeder Akteur interpretiere das aus seiner Sicht Wünschenswerte in den so populären Begriff, der per se die Vereinbarkeit von Ökologie und Tourismus als eine ökonomische Aktivität impliziere, ohne auf Hindernisse und Widersprüche einzugehen, die beim Versuch der Umsetzung um1 Die AG ÖKOTOURISMUS des BMZ (1995) stellte 42 deutsche und 22 englische Begriffe zusammen. MKG 9: Tourismus – Lösung oder Fluch? Textkasten 2: Ökotourismus . . . • ...ist verantwortliches Reisen in naturnahe Gebiete, das zum Schutz der Umwelt und zum Wohlergehen der einheimischen Bevölkerung beiträgt. (THE ECOTOURISM SOCIETY) • ... bezeichnet schonende Reisen in natürliche Gebiete mit dem Ziel, die natürlichen Schönheiten (d.h. die Landschaft, wilde Pflanzen und Tiere) zu genießen, sie zu bewundern und zu studieren, genauso, wie die dort vorkommenden kulturellen Zeugnisse der Gegenwart und der Vergangenheit. Dies geschieht in einer Form, die der Erhaltung dient, die außerdem wenig kulturelle und Umweltauswirkungen hat und darüber hinaus eine aktive Beteiligung sowie sozio-ökonomische Verbesserung für die lokale Bevölkerung darstellt. (CEBALLOS – LASCURAIN 1992, SITCA, IUCN) • ... ist ein Tourismus, der in vergleichsweise unberührten Naturgebieten praktiziert wird und dessen Hauptanliegen im Genuss der Natur sowie im Kennenlernen der Naturgebiete liegt. (WTO 2000) • ... ist ein verantwortungsbewusster Aufenthalt in Natur und naturnahen Gebieten oder städtischen Räumen, dessen Organisation und Realisierung sich aus den regionalen Bedürfnissen über die Mitbestimmung der Beteiligten heraus entwickelt und dabei die Umwelt, die sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Gegebenheiten achtet sowie sie nachhaltig schützt, fördert und finanziert. (RESPECT 2001) weltverträglicher und sozialgerechter Reisen auftreten. Zudem wird nur in Ausnahmen eine Ökologisierung aller touristischen Aktivitäten schlechthin angedeutet, also auch der An- und Abreise, der Unterkunft und der vor- und nachgelagerten Bereiche des Tourismus wie Infrastrukturaufbau und diverse Dienstleistungen. Auffallend ist die meist additive Denkweise bezüglich der sozialen, ökonomischen und ökologischen Aspekte. Zwar wird Ökotourismus in dem Beschluss zu Tourismus und Biodiversität der Konvention für die biologische Vielfalt der Vereinten Nationen (CBD 2000) – und damit in einem von 140 Mitgliedstaaten getragenen Dokument – ausdrücklich als „nachhaltiger Tourismus“ bezeichnet, der seinerseits in dem Arbeitsprogramm zur nachhaltigen Entwicklung des Tourismus der Kommission für Nachhaltige Entwicklung (CSD 1999) bereits präzisiert worden war. Doch sprechen nur wenige Akteure die heikle Frage der Integration von sozialen und ökologischen Anliegen an – meist die Betroffenen selbst. In wie weit eine auf Naturschutzfinanzierung ausgerichtete Ökotourismusentwicklung gerade in den von Indigenen (Indigenous Peoples) bewohnten Gebieten überhaupt mit den Vorstellungen und Prioritäten der ansässigen Bevölkerung und ihren lokalen Landnutzungskonzepten vereinbar ist, kann nur in einem offenen Prozess der Mitbestimmung und Mitgestaltung entschieden werden (RAO 1999:498). Doch gerade ein solcher multistakeholder-Prozess ist meist nicht garantiert (ADHOC ARBEITSKREIS TOURISMUS 1999). Das Internationale Jahr des Ökotourismus droht aus der Sicht entwicklungspolitischer Aktionsgruppen aus Nord und Süd gar dazu beizutragen, Konzepte am Schreibtisch zu entwerfen und ökotouristische Stra- Backes: Ökotourismus … und die Welt wird grüner? tegien rhetorisch in größere Entwicklungsplanungen einzubauen, ohne die im Sinne der Nachhaltigkeit geforderte Konsultation mit der lokalen Bevölkerung adäquat sicherzustellen. Zwar fehlt in den (Öko)Tourismusplänen kaum mehr die Formel von der Partizipation, doch wird diese mitnichten umgesetzt. In der Realität überwiegt eine manipulative, passive, bestenfalls konsultative Partizipation, während die Voraussetzungen für eine interaktive Teilnahme oder gar Selbstmobilisierung meist nicht gegeben sind. Aufgrund zahlreicher Landnutzungskonflikte infolge ökotouristischer Vorhaben hat der Indigenous Caucus der Kommission für Nachhaltige Entwicklung (CSD) auf seiner 8. Sitzung im Mai 2000 die minimalen Anforderungen für eine gleichberechtigte Mitbestimmung beim Ökotourismus formuliert (Textkasten 3). Die von einer thailändischen Initiative sowie zahlreichen NGOs geforderte Evaluierung der aktuellen ökotouristischen Praxis (siehe Clearinghouse for Reviewing Ecotourism 2002) will gerade die Frage der Mitgestaltungs- und Entscheidungsmöglichkeiten der lokalen Akteure auf die Agenda setzen. Anstelle der Promotion eines Konzeptes, dessen positives Potenzial zwar beschworen werde aber nicht bewiesen sei, gelte es, die lokalen Entscheidungskompetenzen zu stärken. Die Transparenz über Entscheidungsabläufe und Maßnahmen wie die Bereitstellung von logistischen, technischen, kommunikativen und finanziellen Mitteln für alle Involvierten, insbesondere für benachteiligte Bevölkerungsgruppen, sind unverzichtbare Voraussetzungen für eine umfassende, vorinformierte (prior informed) und aktive gleichberechtigte Teilnahme aller gesellschaftlichen Akteure im Tourismus. 11 Textkasten 3: Ökotourismus ist nachhaltiger Tourismus, der klaren Prozessen folgt, • die eine „prior informed participation“ aller Akteure sicherstellen, • die eine gleichberechtigte, effektive und aktive Teilnahme aller Akteure sicherstellen, • die das Recht der Indigenen Völker und Gemeinden anerkennen, "NEIN" zur Entwicklung des Tourismus zu sagen und sie als vollständig informierte, effektive und aktive Teilnehmer in der Entwicklung der Tourismusaktivitäten ihrer Gemeinden und Gebiete anerkennen sowie • die indigene Völker und lokale Gemeinden unterstützen, um ihre Ressourcen zu kontrollieren und zu wahren. (KOMMISSION FÜR NACHHALTIGE ENTWICKLUNG, CSD-8/INDIGENOUS CAUCUS/2000) Statt diese in den Zieldestinationen mangelhaft realisierten Aspekte zu benennen oder das Problem ihrer (Nicht)Realisierung zumindest anzuerkennen, konzentriert sich die Welttourismusorganisation (WTO) auf die Motive der Naturreisenden: Anlässlich des Ökotourismusgipfels integrierte die WTO „Naturerfahrung“ und eine „edukative Motivation“ in ihre jüngste Definition. Damit schränkte sie zugleich das Segment des Ökotourismus, das auf 10 bis 15 Prozent des globalen Tourismus geschätzt wird, erheblich ein: Nur 1,5 Prozent des Tourismus beinhalten die Naturerfahrungs-Aspekte ausdrücklich. Mit dieser Einschränkung stand aber zugleich ein ganz erheblicher Teil desjenigen Tourismus, der in natur(nahen) Landschaften praktiziert wird, nicht mehr zur Diskussion (PILS 2002) und ist demgemäß auch nicht länger nach den auf dem Ökotourismusgipfel in Quebec 2002 vereinbarten Prinzipien zu bewerten. Offensichtlich ist: Die eher kläglichen Versuche, ein kompliziertes und vielschichtiges Konzept, das sich ja gerade an den lokalen Besonderheiten, den jeweiligen ökologischen Erfordernissen und sozialen Ansprüchen anschmiegen soll, in eine Definition zu packen, sind für die Praxis kaum von Relevanz. Viel interessanter sind die Hoffnungen und Befürchtungen verschiedenster Akteure, die theoretischen Vorwürfe an das Konzept sowie die tatsächlichen Versuche der Gestaltung einer ökotouristischen Realität. Sie bestimmen in ihrer Vielschichtigkeit – vielmehr als Papiertiger-Definitionen – den gesellschaftlichen Aushandlungsprozess, in dem sich das Konzept des Ökotourismus bewegt. 12 2.1 Hoffnungen: Naturschutz durch touristische Nutzung Entwicklungsagenturen übten aufgrund der weithin anerkannten ökologischen und sozio-ökonomischen Folgen des Massentourismus lange Zeit Zurückhaltung in Sachen Tourismusförderung (ADERHOLD et al. 2000, LEDBURY 1997). Diese Tendenz kehrt sich seit Anfang der 1990er Jahre um. Längst fanden skeptische Sichtweisen aus über 30 Jahren tourismuskritischer Diskussionen Eingang in die Nachhaltigkeitsdebatte (HEIN 1997) und sorgten für die Integration von Tragfähigkeitsmodellen auf der praktischen Ebene der Projekte. Parallel dazu artikulierten Umwelt- und Tourimusministerien erste Nachhaltigkeitsaspekte bis auf die internationale politische Ebene (KAHLENBORN u.a. 2000). Parallel zu dieser „politischen“ Aufmerksamkeit heben wissenschaftliche Veröffentlichungen seit Mitte der 1990er Jahre vermehrt das positive Potenzial des Tourismus im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung hervor (BMZ 1995; ELLENBERG 1999). Auch von Seiten internationaler Naturschutzverbände, insbesondere vom IUCN, WWF und Conservation International, wird dieses Potenzial betont (HAEP & KASPAREK 2000, RAUSCHELBACH 1998). Der Naturschutz hofft, „Ökotourismus“ als Finanzierungsquelle für Reservate einsetzen zu können; so will man dem sonst kostenintensiven Schutz der Natur nun als profitables Geschäft politisches Gewicht verleihen, um eine größere Verhandlungsmacht der Naturschutzpolitik gegenüber wirtschaftlichen Entwicklungsstrategien zu erhalten. Die Entwicklungszusammenarbeit versucht ihrerseits, dieses Finanzierungsinstrument mit Aspekten der Regionalentwicklung und schließlich ihrem prioritären Auftrag, der Armutsbekämpfung, konzeptionell zu verknüpfen (ROLLER 2000). In der Debatte um Entwicklungsmodelle für die Länder in der Dritten Welt wird Tourismus als eine Strategie ins Feld geführt, die den Schutz der biologischen Ressourcen mit deren profitablen Nutzung zu kombinieren vermag. Naturschutz- und Entwicklungsorganisationen basteln seither an der Konzeption eines Ökotourismus, der als „Instrument“ zur Mitfinanzierung von Naturparks dienen und zudem zur Überwindung der Armut in peripheren Räumen beitragen soll (ADERHOLD u.a. 2000; RAUSCHELBACH 1998; STRASDAS 2001). 2.2 Vorwürfe und Befürchtungen In den Herkunftsländern der Fernreisenden konzentiert sich die Kritik am Ökotourismus auf wenige Punkte: Er ist und bleibt ein Nischensegment und Trittbrettfahrer betreiben Etikettenschwindel, so MKG 9: Tourismus – Lösung oder Fluch? lauten die häufigsten Vorwürfe von Seiten kritischer Umweltund Entwicklungsorganisationen (vgl. 2.2.1). In der hiesigen Diskussion weniger Beachtung findet hingegen die Befürchtung, das Internationale Jahr des Ökotourismus erwirke eine beschleunigte touristische Erschließung immer neuer Fernreiseziele samt eines unkontrollierten Ressourcenverbrauchs, häufig entgegen den Interessen der lokalen Bevölkerung (vgl. 2.2.2). Noch weniger Aufmerksamkeit widmet die internationale Ökotourismus-Debatte, die von der WTO und dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) moderiert wird, dem Vorwurf einer drohenden Umweltungerechtigkeit (vgl. 3). Diese werde aber mit den derzeitigen ökotouristischen Konzepten nicht nur ignoriert, sondern teilweise gar konsolidiert. Gerade aus der Sicht vieler BewohnerInnen der südlichen Fernreisedestinationen werden letztere Befürchtungen laut (PLEUMARON 2001b). 2.2.1 Ökotourismus: Nische oder Nepp? Angaben über den Anteil des Ökotourismus am globalen Tourismus variieren entsprechend der unterschiedlichen Auffassungen darüber, welche touristischen Segmente als Ökotourismus zu bezeichnen sind und welche nicht, zwischen zwei und 20 Prozent2. Einigkeit herrscht lediglich darüber, dass es sich um eine Nische handle. Während dieser Nische einerseits ein ungeheures Entwicklungspotenzial gerade für kleinere Anbieter und gemeindebasierte Projekte zugesprochen wird (LINDBERG et al 1998), der Vorbildcharakter dieser neuen innovativen Reisekonzepte für eine nachhaltige Tourismusgestaltung gelobt und langfristig auf eine breite Nachahmung gehofft wird, beklagen andererseits tourismuskritische Organisationen, dass nachhaltige Reisen unter den gegenwärtigen tourismuspolitischen Rahmenbedingungen aus dem Nischendasein kaum herauswachsen könnten und diese Nischen somit keine Relevanz für die notwendige Umgestaltung des globalen Tourismus schlechthin hätten (RAO 1999). Sicher ist der Vorwurf des Nischensegments am wenigsten den Kleinanbietern „sanfter“ Reisen zu machen, die in aller Regel mit sehr großem Engagement und oftmals an der Grenze zur Wirtschaftlichkeit ökologisch weniger belastende und mit den Gemeinden in den Destinationen weithin abgestimmte Reiseprodukte anbieten. Schließlich schaffen die handels- und finanzpolitischen Rahmenbedingungen eine globale Konkurrenzsituation, die nach wie vor von Preisdumping bestimmt ist (PLÜSS 1997). Große Tourismuskonzerne haben nicht nur auf die Nachfrage, also auf den Reise2 Nach vorsichtigen Schätzungen werden weltweit sieben Prozent aller Fremdenverkehrseinnahmen durch Naturtourismus erwirtschaftet (LINDBERG u.a. 1998). Backes: Ökotourismus … und die Welt wird grüner? markt in Europa und Nordamerika Zugriff, sondern vermarkten Landschaft und Kultur der Entwicklungsländer zu gleichen oder günstigeren Bedingungen wie kleine inländische Unternehmen (ohne Zugriff auf diese Nachfrage). Als transnational agierende Akteure spielen sie touristische Zulieferbetriebe und Kleinanbieter der armen Länder leicht gegeneinander aus; sie picken sich die günstigsten Angebote à la carte aus dem Weltmark heraus. Lokale formulierte soziale Ansprüche oder ökologische Grenzwerte erweisen sich auf dem globalen Markt schnell als Standortnachteil. Der derzeitige tourismusrelevante politische Rahmen verunmöglicht eine langfristige und breitenwirksame Durchsetzung gemeindebasierter und behutsam durchgeführter Tourismusprojekte. Um aus der „Nische“ herauszukommen, dürften soziale und ökologische Anliegen nicht länger als Hindernis wirken, sondern müssten als vorteilhaft gegenüber zerstörerischen Tourismusformen gefördert werden. Äußerst kontrovers sind die Debatten um Label, Gütesiegel und Etikettenschwindel oder auch die Forderungen nach Selbstverpflichtung der Tourismusbranche. In den Gütesiegeln wird ein durch die umweltpolitische Debatte und Politik der 1980er Jahre genährtes Know-How in Sachen Umweltverträglichkeit ebenso wie die Sensibilität der Gesellschaft für Umweltfragen gebündelt: Die individuelle (Ab)Wahl von besseren und schlechteren Reiseangeboten soll so möglichst effektiv realisiert werden. Tourismusunternehmen wurde die angekündigte ökologische Zerstörung als Existenzgefahr (für das eigene Überleben) nahe gelegt. Die Devise, durch frühzeitiges Umweltmanagement “nicht den Ast ab(zu)sägen, auf dem man sitzt”, versprach fortan Wettbewerbsvorteile. In der wachsenden Zahl an Labeln, reisenden Koffern und blauen Flaggen (vgl. BUND 1999) äußert sich das Bemühen vieler Anbieter, ihre Produkte auf dem Markt als solche erkennbar und konkurrenzfähig zu machen. Auch die Politik hofft, durch Zertifikate und Qualitätsmanagement Anreize für nachhaltige Tourismusformen zu schaffen. Viele Tourismusexperten und selbst kritische Umwelt- und Entwicklungsorganisationen setzten auf die Kundenfreundlichkeit der Gütesiegel und versprechen sich von diesem neuen Instrument eine größere "Breitenwirksamkeit", als von einer aufklärenden oder gar mahnenden Kritik. Man glaubt nicht länger an die Wirksamkeit abschreckender Botschaften von einer massentouristischen Zerstörung, sondern baut auf das Konzept des “informierten und umweltbewussten Konsumenten“. Über die Gütesiegel vereinnahmte die Reiseindustrie eine Reihe von kritischen Positionen und bereicherte ihre Werbestrategie mit umweltpolitischen Termini – oft ohne die konkreten Reiseangebote zu ökologisieren. Zudem wurde der berechtigte Vor- 13 wurf laut, qualitätsgesicherte Reiseprodukte, die auf ein Internalisieren ökologischer und sozialer Kosten setzen, ermöglichten einigen wenigen ein elitäres Freikaufen von Eigenverantwortung, während den dünneren Geldbeuteln nur eine Verzichtsethik geboten würde. Der heute schier undurchdringliche Dschungel von »Blauen Flaggen«, »grünen Bäumchen«, »goldenen Silberdisteln« und anderen Labeln bietet den KonsumentInnen kaum eine griffige Entscheidungshilfe und noch weniger Aufschluss darüber, welches Angebot gegenüber einem anderen welche Vorteile in Hinblick auf die Vermeidung von ökologischen Schäden und sozialen Belastungen bringen kann. Glaubwürdige Zertifizierungsverfahren mit unabhängigem Monitoring sind aufwendig, so dass sich gerade kleinere Unternehmen, die sich um verträgliche Angebote bemühen, diese oft gar nicht leisten können. Bei allem Für und Wider der Kennzeichnung touristischer Produkte gerät zudem leicht aus dem Blick, dass diese Ansätze und punktuellen Verbesserungen alleine kaum die Komplexität des touristischen Geschehens erfassen können. So werden mit den Gütesiegeln ökologische Empfindlichkeiten einer sehr selektiven Problemwahrnehmung in den Tourismus eingebaut, ohne jedoch den expansiven Charakter zu berühren: die globale Beschleunigung der Mobilität, die Erschließung immer neuer Gebiete für den Tourismus durch ein zunehmendes Angebot jeglicher Reiseformen werden mit ein paar Labeln nicht grundsätzlich gebrochen. Zudem finden die Probleme und Interessen, die von Seiten der lokalen Gemeinden und Betroffenen in den Reisedestinationen der Entwicklungsländer formuliert werden, in der auf Gütesiegel und Qualitätsmanagement konzentrierten Debatte zu wenig Beachtung. Eine „grüne Palme“ oder auch Selbstverpflichtungen seitens der Industrie können das Fehlen einer kohärenten Politik nicht wettmachen. Als Resultat bleiben mehr werbestrategische Vorteile für Nischenangebote denn tatsächliche Verbesserungen im globalen Tourismus. 2.2.2 Wir brauchen dringend neue Berge! Ökotourismus, so der Vorwurf einer Initiative des Third World Network (PLEUMARON 2002b), unterstütze als Werbekampagne die aktuelle Tendenz einer Erschließung immer neuer Fernreiseziele, statt die bereits erschlossenen touristischen Zentren unter ökologischen und sozialen Gesichtspunkten umzugestalten. Tatsächlich werben, seit die biologische Vielfalt als profitables und schützenswertes Gut in aller Munde ist, touristische Angebote vermehrt mit Artenreichtum, Seltenheit und unberührter Natur. Auch die „archaische Lebensweise der BewohnerInnen“ der „letzten Paradiese“ und ihre „pittoresken Dörfer“ eignen sich, um durch exklusive Ver- 14 sprechungen den schwierigen Wettlauf um die Aufmerksamkeit von KonsumentInnen zu gewinnen. Die „Wa(h)re Wildnis“ (POLITISCHE ÖKOLOGIE 1999) wird im Ökotourismus als Produktionsmittel eingesetzt, das eine Wachstumsbranche mit postfordistischer Struktur prägt (WÖHLER 1999). Ihre Prinzipien sind nicht die Massenproduktion – die ENZENSBERGER (1962) treffend mit den Termini Normung, Montage, Serienfertigung bezeichnet hatte –, sondern Individualangebote, die auf Differenz setzen und das Besondere, Einzigartige, Ungewöhnliche versprechen. Resultat dieses (keineswegs nur dem Tourismus eigenen) Trends ist die touristische Erschließung von immer ausgefalleneren Sonderstandorten: Reisen in die Antarktis (die sich von 4.800 in der Saison 1991/92 auf 14.500 in 1999/00 verdreifachten) oder ins innerasiatisches Hochland nehmen zu (1998 beherbergte Laos 767 Prozent und Burma 619 Prozent mehr Gäste als 1992). Diese Reisen ins „Abseits“ lassen weniger markante touristische Megazentren aus der Erde sprießen, sondern sorgen für eine Streuung – auch der Probleme. (Energie-)Einsparungen können durch ökoeffiziente Technik das touristische Wachstum schon lange nicht mehr kompensieren (ÖKOINSTITUT 2002). Von ökologischen Problemen abgesehen kommt es zunehmend zu einer Vermarktung kultureller Güter. Denn Umweltverträglichkeit und soziale Gerechtigkeit sind als Aufmacher für Reiseangebote wenig werbewirksam. Ohne kulturelle Untermalung lässt sich für kaum eine Reisedestination ein attraktives und originelles Image gestalten. Das Ausschmücken seiner „charakteristischen“ BewohnerInnen wird zur entscheidenden Übung der Marketingabteilungen großer wie kleiner Reiseveranstalter. Denn Urlaubsparadiese nach dem Muster »Sonne-Sand-und-Palmenstrand« trifft man fast überall im Süden. Die Inflation der Angebote macht den Kundenwunsch nach Exklusivität zum unternehmerischen Gebot. Der Konkurrenzkampf im touristischen Geschäft drängt Reiseveranstalter und Tourismusministerien zu immer ungewöhnlicheren Etikettierungen. Hier bietet sich Kultur als unerschöpfliches Reservoir für Fremdheit und Unbekanntes an. Der Begriff »Kultur« verspricht an sich schon Differenz, unkopierbare Andersartigkeit, unvergleichbare Einzigartigkeit. Kultur avanciert zum Reservoir für Differenz für die weltweit größte Branche (BACKES 2002). So konzentriert sich der touristische Blick auf die Alltagskultur der BewohnerInnen, die anstelle inszenierter Exotik den Besuch bei den freundlichen Einheimischen hochhält. Nicht das klassische Sight-Seeing, sondern das LifeSeeing verspricht neue Horizonte. Unter dem Motto „Begegnung und Kennenlernen fremder Kulturen“ vollzieht sich eine Expansion des Tourismus als Erschließung ins Innere der Orte, ein Eindringen in die MKG 9: Tourismus – Lösung oder Fluch? Privatsphäre, in die Riten, in Familien und Dörfer in einem Ausmaß, das dem Massentourismus weitgehend fremd war (RAO 2002). In die feinsten Poren der gesellschaftlichen Lebensräume gilt es „einzutauchen“. Es reicht kaum mehr aus, die Mönche auf dem Dach der Welt gesehen zu haben oder die Aborigines der australischen Wüste auf dem Urlaubsfoto präsentieren zu können. Gesucht wird ein metaphysisches Erlebnis im Kloster oder eine spirituelle Reise in die Zeit der Traumfänger. Entsprechend konzentrieren sich die Marketingstrategen auf die symbolisch-expressive Ebene. Nicht die Massenfertigung neuer Produkte, sondern die massenhafte Herstellung individueller Begegnungsangebote mit möglichst abgelegen geglaubten Kulturen gilt als erfolgreiche Strategie touristischer Unternehmen. Mit einer zunehmend differenzierten Angebotspalette wird den KundInnen suggeriert, dass jede Reise etwas jeweils Individuelles verkörpere. Ganz im Duktus der Zeit bieten sich hier Reisen zu den Indigenen an: das Nischenangebot lauert überall dort, wo die westlichen Vorstellungen über die Fremde(n), über die „unberührte Kultur und Natur“, beherrscht sind von der Idee einer naturharmonischen Lebensweise der BewohnerInnen. Diese (zumindest für die Zeit des Urlaubs) ersehnte Nähe von Natur und Kultur passen hervorragend in das Konzept ökotouristischer Reisen. So sind es ganz wesentlich auch die Urlaubsvorstellungen der reisenden Gesellschaft, die dem Ökotourismus das Wort reden und die im Sinne eines immer Mehr an Naturabenteuern und kulturellen Differenzkonsums die Expansion des Tourismus fördern. 3 Umwelt(un)gerechtigkeit Ökotourismus wird zwar gerade in peripheren Räumen zunehmend als Chance für eine schonende, behutsame Nutzung der natürlichen Ressourcen und zur Finanzierung des Schutzes von Nationalparks diskutiert. Zusätzlich zur biologischen Vielfalt – das derzeit sicher populärste touristische Gut – wären jedoch alle öffentlichen Naturgüter in die Frage einzubeziehen, in welchem konkreten Verhältnis Ökotourismus zu ihrer Nutzung und zu ihrem Schutz steht. Seriösen ökotouristischen Ansätzen kann es nicht allein um den Schutz charismatischer Großwildtiere wie Nashörner und Elefanten gehen. Neben Flora und Fauna zählen auch Boden, Wasser und Luft dazu. Um die Auswirkungen des Tourismus für die lokale Bevölkerung möglichst umfassend abschätzen zu können, ist der Einfluss des Tourismus auf den Zustand aller natürlichen Res- Backes: Ökotourismus … und die Welt wird grüner? sourcen von Interesse. Damit rücken auch Klimaschutz oder der Wasser- und Energieverbrauch in den Blick. Und weiter: Will sich Ökotourismus als eine „nachhaltige“ Form touristischer Entwicklung begreifen, dann sind Aspekte der (Umwelt)Gerechtigkeit mit in die Beurteilung einzubeziehen: Arbeitet Tourismus im Sinne der oder gegen die Bedürfnisse der lokalen Gemeinden in den Zielregionen? Kann Gerechtigkeit in Bezug auf den Zugang zu diesen Gütern realisiert werden? Dahinter stehen letztlich die Fragen, wer eigentlich wie viele Ressourcen für welche Bedürfnisse (ver)braucht, wer zu welchem Zwecke welche Naturgüter nutzen darf und wer sparsamer damit umgehen sollte (AG RIO+10/DANTE 2002:6). Die folgenden Beispiele zeigen, dass sich die Umweltgerechtigkeit in Bezug auf Klima, Wasser und Biodiversität im Ökotourismus keineswegs von selbst realisiert. Vielmehr herrschen durchaus prekäre Machtverhältnisse zwischen touristischen Anbietern, den Reisenden und der in den Destinationen lebenden Bevölkerung in Bezug auf Zugang und Nutzung dieser häufig knappen und fragilen Naturressourcen. 3.1 Klima- und Waldschutz durch ökotouristische Nutzung? In Costa Rica, einem der gerne zitierten Vorzeigeländer in Sachen Ökotourismus, wurden verschiedene Nutzungskategorien für Wälder und Aufforstungen festgelegt, die sich Waldbesitzer als nachhaltig zertifizieren lassen können. Ein solches Zertifikat gewährt Zugang zu einer staatlichen Bezuschussung. Auf diese Weise will der Staat den Waldschutz konkurrenzfähig zu anderen Landnutzungsweisen wie Holzeinschlag oder Viehzucht machen. Auch eine (öko)touristische Nutzung kann entsprechend zertifiziert werden. Erst die damit eröffnete Möglichkeit der finanziellen Unterstützung macht einen Natur- und Ökotourismus im Vergleich zu anderen Nutzungsweisen wirtschaftlich profitabel oder zumindest attraktiv. Das Geld, das auf solche Waldschutz-Zertifikate gewährt wird, kommt von der Weltbank. Diese zahlt aus dem eigens zum Zwecke des Klimaschutzes angelegten Prototype-Carbon-Fund (PCF) für die Umweltdienstleistung der Wälder, die als Kohlendioxidsenken das Treibhausgas Co2 binden. Im Gegenzug zu dieser finanziellen Unterstützung Costa Ricas für seinen Beitrag zum globalen Waldschutz – respektive Klimaschutz – erhält die Weltbank die Kohlendioxid- Äquivalente auf ein fiktives Konto. Die Einzahler in den PCF sind Industrieländer, die ihrerseits anstelle von Zinsen den „Wert“ des gebundenen Kohlenstoffs für sich als eingesparte E- 15 missionen verbuchen möchten. Derzeit steht zur Diskussion, ob dieses Verfahren im Rahmen des so genannten Clean Development Mechanism (CDM) anerkannt werden soll. Dieser Mechanismus erlaubt eine Umsetzung der im Kyoto-Protokoll vereinbarten Reduktionsziele zu einem Anteil von bis zu 29 Prozent auch außerhalb der Landesgrenzen. Der derzeit entstehende Handel mit Reduktionsäquivalenten kommt insbesondere den Industriestaaten zugute: Emissionseinsparungen lassen sich im Ausland billiger erwerben als im Inland durch Sparmaßnahmen realisieren. In den USA beispielsweise liegen die Kosten für die Reduktion von einer Tonne Kohlendioxid bei 125 Dollar, auf dem freien Markt hingegen kostet das Äquivalent für eine Tonne 12 bis 24 Dollar. Die Noch-Existenz der Wälder im Süden ermöglicht auf diesem Wege, also über den Handel mit fiktiven Kohlendioxidmengen, die Reduktionsziele im Norden billig zu realisieren. Dabei kommt der vom Süden geleistete Schutz den nördlichen Bilanzen zugute, nicht aber dem Klima. Denn: Der Flug in den Süden, den die „Ökoreisenden“ von Nordamerika und Europa nach Costa Rica antreten, geht nicht in die Schadensrechnung ein; der Flugverkehr ist vom Kyoto-Protokoll ausgenommen. Dabei macht alleine der touristische Flugverkehr die Hälfte der durch das Kyoto-Protokoll vereinbarten Reduktionsziele wieder zunichte. Im Falle der Waldschutz-Zertifikate in Costa Rica zahlen die Industrieländer für die Erhaltung der Natur, die sie als touristische Kulisse genießen, ohne ihrerseits zur Ökologisierung des Reisens beizutragen. Vielmehr erhalten sie, wenn der Weltank-PCF im Rahmen des CDM anerkannt wird, im Tausch für die kostengünstig (über Zinsen) bezuschusste Erhaltung der Natur einen Bonus auf die vorgeschriebenen Emissions-Reduktionsziele. Über die indirekten Auswirkungen, die der Flugverkehr aufgrund seiner schlechten Ökobilanzen über den Treibhauseffekt letztlich auch auf die biologische Vielfalt hat, wird in diesem Szenarium geschwiegen. Zwar sollte die verheerende Ökobilanz des Flugverkehrs nicht das Ende der Debatte über Ökotourismus sein. Doch sind die offensichtlichen Vorteile, die sich der Norden in der Klimadebatte erwirkt, als Resultat seiner finanziellen Vormachtstellung zu benennen. Die Kaufkraft liegt einseitig in Form finanzkräftiger TouristInnen im Norden und der Süden wird zu einer „Inwertsetzung“ seiner biologischen Vielfalt angehalten, die sich häufig genug jenseits der Interessen der dort lebenden ländlichen Bevölkerung vollzieht. Da die Nutznießer der Subventionen aus dem PCF in aller Regel private Waldbesitzer sind, verstärkt der Erwerb der Zertifikate zudem lokale Disparitäten. 16 3.2 Wasser ... (k)eine Selbstverständlichkeit Für einen gelungenen Urlaub im Palmenparadies scheint sauberes Wasser geradezu unverzichtbar: So liegt der Wasserverbrauch der TouristInnen weltweit durchschnittlich bei 300 bis 600 Liter pro Tag. Dieser Wert gilt auch für Länder, die sich um ein Image als Ökotourismusdestination bemühen. Auf Sansibar werden in einer Hotelanlage bis zu 2000 Liter Wasser am Tag pro TouristIn verbraucht, während die Bevölkerung mit 15-20 Litern auskommen muss (GÖßLING 2000). Das Wasser, das insbesondere für künstliche Grünanlagen und Swimmingpools verbraucht wird, muss in aller Regel erst teuer erschlossen werden. In Ägypten wurden Wasserleitungen vom Nil bis an die Küste gelegt, um die Touristenzentren in Hurghada mit Süßwasser für Swimmingpools und Gartenanlagen zu versorgen. Die Finanzierung, teilweise über Kredite realisiert, wird von der Allgemeinheit getragen: Die Kosten der Wasserversorgung für die Touristenzentren müssen letztlich von den ägyptischen BürgerInnen aufgebracht werden, während ihre eigene Versorgung mit Wasser nicht gesichert ist. Zwar käme niemand auf die Idee, den Tourismus in Hurghada als Ökotourismus zu bezeichnen, doch wird das Strandparadies auch von jenen Reisenden angesteuert, die an einer „Oasenexpedition“ teilgenommen haben. Die Veranstalter geben sich zwar derzeit Mühe, einen ökologisch verträglichen OasenTourismus zu gestalten, doch schließt eine Ägyptenreise fast regelmäßig drei Tage oder eine Woche Strandurlaub am Roten Meer mit ein. Die ÄgyptenÖkoreise als solche gibt es also nicht. Im Falle der Oasen kommt hinzu, dass hier das begrenzt verfügbare Brunnenwasser nicht zuletzt aufgrund der touristischen Nachfrage immer häufiger von privaten Händlern verkauft wird. Ein zuvor öffentliches Gut wird damit zur Ware und der Preis von den kaufkräftigen Touristen mitbestimmt und somit das Verfügungsrecht gerade ärmerer Gemeindemitglieder eingeschränkt. Für die Bereitstellung von Süßwasser wurden in vielen Ferienparadiesen Meerwasser-Entsalzungsanlagen gebaut, insbesondere auf kleineren Inselstaaten. Zum einen entlassen diese teuren Anlagen häufig reaktive Stoffe ins Meer und schädigen damit die Riffe. Korallen werden zudem gerne als Baumaterial verwendet und auch die Abwässer der Hotelanlagen gehen häufig ungefiltert ins Meer. Im Indischen Ozean sind mancherorts bis zu 70 Prozent der Korallen ausgebleicht – der Rückgang der Fischbestände in Sansibar, Mosambik und Kenia beeinträchtigt die traditionelle Küstenfischerei (GÖßLING 2000) und gefährdet so die Versorgung von ärmeren Familien mit billigem Fisch als Haupteiweißquelle. MKG 9: Tourismus – Lösung oder Fluch? Am Beispiel Wasser zeigt sich, wie sehr der konventionelle Tourismus mit dem verflochten ist, was gerne unter einer Ökoreise subsumiert wird. So trägt der Küstentourismus in Kenia zwar zur Finanzierung von marinen Naturschutzparks bei. Doch kostet eine naturverträgliche Lenkung der steigenden Besucherzahlen zusätzlich Geld, das die Kassen vieler Parkverwaltungen gar nicht hergeben. Zudem kann mit den recht kleinen Parks weder der Erhalt des Riffs entlang der Küste garantiert werden, noch stellt der Küstentourismus eine langfristig lohnende Einkommensmöglichkeit für die Bevölkerung dar, wenn sich die Qualität der Umwelt rund um die isolierten Schutzinseln verschlechtert – und damit zugleich die Lebensgrundlage vieler BewohnerInnen. Die Arbeitsplätze, die der Tourismus insbesondere in traditionellen Erwerbssektoren wie der Fischerei oder der Landwirtschaft langfristig vernichtet, gehen in den Kosten-Nutzen-Analysen der Tourismusplanung kaum ein. 3.3 Lokale und globale NutzerInnen der biologischen Vielfalt Expeditionen in den Regenwald, Trekkings in die Berg- und Gletscherwelt, Bootsfahrten durch Mangrovensümpfe, Tauchsafaris, „ursprüngliche Landschaften“, „Exotik“ und „buntes Brauchtum“ — ein Blick in die Reisekataloge genügt: Das Augenmerk fällt auf den Artenreichtum der letzten Paradiese und die „wahre Wildnis“, die zusammen mit ihren folkloristisch gekleideten BewohnerInnen zu einem touristischen Magnet gebündelt werden. Unberührte Natur und unberührte Kultur gelten als die grundlegenden Leitbilder des Reisens. Dabei sind die Beziehungen zwischen dem touristischen Geschehen und der biologischen Vielfalt als eine an Land und Landrechte gekoppelte natürliche Ressource äußerst komplex. CAALDERS u.a (1999) haben versucht, diese vielfältigen Verflechtungen sowohl in zeitlicher als auch räumlicher Hinsicht zu erfassen. In ihrem Modell unterteilen sie zunächst die touristischen Aktivitäten in An- und Abreise, Mobilität vor Ort, Unterkunft und Freizeit- sowie Erlebnisangebote am Ferienort, die jeweils über eine Reihe möglicher Einflussfaktoren wie Störung, physischer Kontakt, Eintrag oder Abtrag von Materie und von Biomasse (Flora und Fauna) auf die biologische Vielfalt wirken (Abb. 1). Diese gliedert sich ihrerseits in die Diversität von Genen, Arten, Ökosystemen. Dabei sind vier unterschiedliche Dimensionen der Wirkung und Wechselbeziehung zu berücksichtigen: der touristische Einfluss kann 1. positiv oder negativ auf den Zustand der Biodiversität sein, 2. von kurz- oder langfristiger sowie 3. von direkter Backes: Ökotourismus … und die Welt wird grüner? oder indirekter Wirkung sein und 4. lokale oder globale Folgen zeitigen. Zu den direkten Auswirkungen zählen die Störung von wandernden Tierpopulationen in Savannen, etwa durch Straßenbau und dichte Verkehrsnetze, oder die Bodenerosion im Hochgebirge infolge von Trittschäden und erhöhten Feuerholzbedarfs durch Besucherströme. Ein Anstieg des Flugverkehrs hingegen wirkt über einen erhöhten Ausstoß von Stickoxiden und anderen Treibhausgasen, die ihrerseits klimatische Schwankungen begünstigen können, indirekt auf den Zustand der Biodiversität: So können inselartige Bergwälder in semiariden Gebieten, denen eine wichtige Funktion für die Zusatzversorgung der Bewohner in Savannen mit Nahrungs- und Futterpflanzen zukommt, auf eine Klimaveränderung sehr sensibel reagieren (so z. B. in Marsabit/Kenia). Auch kann ein Anstieg des Meeresspiegels insbesondere kleinere Inselstaaten erheblich treffen, wenn die meist knappen Süßwasserreserven oder kultivierbare Böden versalzen. Die Staaten der Karibik betonten im Juni 2001 auf ihrem regionalen Vorbereitungstreffen zum Weltgipfel in Johannesburg, dass sich die Bevölkerung kleinerer Inselstaaten durch den Anstieg des Meeresspiegels und einer Zunahme von Flutwellen und Wetterkatastrophen bedroht sieht. Der weltweite Tourismus ist zudem von einem enormen Gütertransfer und Frachttransport begleitet, um touristische Ansprüche auch am entlegensten Zipfel der Landkarte zu bedienen. Produktion und Transport von Baumaterial und Luxusgütern verbrauchen natürliche Ressourcen, Wasser, Energie und saubere Luft, was in den Bilanzen des Tourismus in aller Regel unberücksichtigt bleibt. Sie sind aber zu den indirekten Auswirkungen auf die biologische Vielfalt zu zählen. Die Vegetation wird häufig lokal und je nach Art und Dauer der Störung nur kurzfristig geschädigt, wenn nicht gerade hochempfindliche Pflanzengesellschaften wie Mangroven oder Regenwälder dauerhaft gerodet oder Hochmoore, Dünen oder alpine Rasen ständig betreten werden. Die Störung von Großwildarten kann weiträumig und langfristig auf den Artbestand Einfluss haben. Aufgrund eines touristisch bedingten erhöhten Verbrauchs von Wasser und Energie mögen ökologische Schäden jenseits der touristischen Zentren verursacht werden, durch eine intensive Energie- und Wassergewinnung, etwa durch Staudammbauten fernab des eigentlichen Verbrauchsortes. Der (Aus)Bau von Staudämmen zur Energiegewinnung und Wasserversorgung steht mit dem Tourismus nicht selten in Zusammenhang (PLEUMARON 2001a). Hinzu kommt oftmals eine lokale Zunahme an Müll und Abwasser, die wiederum für sehr langfristige und sehr weiträumige Auswirkungen verantwortlich sind – etwa wenn Hotelabwässer entlang der Küsten weitgehend ungeklärt 17 Abb. 1: Schema: Auswirkungen des Tourismus auf die Biologische Vielfalt (verändert nach: Tourism and Biodiversity. CAALDERS/DUIM/BOON/RIVEL, Wageningen 1999). in die Meere geleitet werden und die Korallenriffe schädigen. In Kosten-Nutzen Analysen und dem Bemühen, Tragfähigkeitsmodelle für Regionalentwicklungspläne zu entwerfen, wird eine touristische Nutzung häufig den ökonomisch berechenbaren Nutzungsweisen gegenübergestellt, für die definierte Marktwerte ermittelt werden können – so etwa der statistisch in Kubikmetern und Deviseneinnahmen bezifferbaren Forstwirtschaft oder agroindustriellen Viehhaltung. In dem vorgeschlagenen Schema (Abb. 2) werden hingegen gerade solche Tätigkeiten einbezogen, die dem informellen Sektor und der häuslichen Produktion zuzurechnen sind (Sammelwirtschaft von Nahrungs- und Medizinalpflanzen, traditioneller Ackerbau, Viehweide, Küstenfischerei, (Kunst)Handwerk u.a.). Erst ihre Berücksichtigung erlaubt, die entwicklungspolitische Dimension eines Auf- oder Ausbaus touristischer Aktivitäten insbesondere für die ärmere Bevölkerung abzuschätzen. Verlängert man also das Vernetzungsschema in Abb. 1 um diejenigen Aktivitäten der in den Destinationen lebenden Bevölkerung, die direkt oder indirekt, kurz- oder langfristig vom Zustand 18 der biologischen Vielfalt abhängen, so lassen sich die Auswirkungen des Tourismus auf die Ernährungssicherheit und die Lebensgrundlage der Bevölkerung vage einschätzen. Diese wiederum stehen in zweierlei Hinsicht mit dem Tourismus in Zusammenhang: Erstens über den (ggf. sich ändernden) Zustand der biologischen Ressourcen und zweitens in Bezug auf die (ggf. transformierten) Verfügungsrechte und – möglichkeiten der Bevölkerung. Gemeint sind ihre Zugangsrechte und Kontrolle über die lokalen Ressourcen und die damit direkt zusammenhängende Verwundbarkeit der Bevölkerung in den touristischen Zieldestinationen: Sind Land und biologische Ressourcen, die gerade in peripheren Räumen für die häusliche (Re)Produktion und den informellen Sektor häufig unentbehrlich sind, auch mit einer (öko)touristischen Entwicklung in ausreichendem Maße für alle verfügbar und zugänglich? Welche Möglichkeiten bleiben bei sich ändernden Zugangsregimen infolge touristischer Nutzungsansprüche den verschiedenen Mitgliedern der örtlichen Gemeinden, mittels Bewältigungsstrategien aus eigenem Vermögen den Unterhalt zu sichern? MKG 9: Tourismus – Lösung oder Fluch? Abb. 2: Beziehungsgefüge zwischen der Biodiversität und einer Auswahl verschiedener konkurrierender Landnutzungsformen seitens weitgehend mobiler, globaler Akteure einerseits und lokaler, weitgehend immobiler Akteure andererseits. In dem dominierenden Einfluss der ersten mobilen Akteursgruppe auf den Zustand der biologischen Vielfalt drückt sich das Machtverhältnis zur zweiten, in weitgehender Abhängigkeit von den lokalen Ressourcen der wirtschaftenden Akteure aus. Der durchschnittliche Wert der traditionellen Viehhaltung wird global auf jährlich 10-20 US-$ pro Hektar und der Wert der agroindustriellen Viehzucht auf 148 US-$ geschätzt. Der Anbau von cashcrops nach einer Rodung soll kurzfristig 1.048 US-$ einbringen und der einmalige Wert einer Abholzung des Regenwaldes beläuft sich auf 2.500 US Dollar pro Hektar (GÖßLING 2001:216). Im Falle der Viehund Holzwirtschaft profitieren in aller Regel nur wenige Konzessionäre und vielleicht fällt ein Obulus für die öffentlichen Kassen ab. Der touristische Gebrauchswert liegt beim besonders stark frequentierten Park Monteverde in Costa Rica bei 3,6 US-$, in einem privaten Schutzgebiet gar bei 308 US-$ pro Hektar. Damit können immerhin 95 Prozent der Parkverwaltungskosten finanziert werden und somit schlägt der Naturschutz in diesem Falle immerhin nicht negativ zu Buche.3 Nur selten wird der Wert 3 Allerdings ist Monteverde eine Ausnahme: Die Durchschnittseinnahmen pro Schutzgebiet decken selbst in Costa Rica, das weithin als Ökotourismus-Destination bekannt ist, nur 1,4 Prozent der Unterhaltungskosten (0,25 US Dollar Einnahmen bei 18,5 US Dollar Ausgaben pro Hektar Schutzgebiet). Weltweit werden zwischen 0,01 und 1,0 Prozent der Kosten einer Reise in ein Entwicklungsland für Eintrittsgelder in Naturparks ausgegeben (GÖßLING 2000) – eine sehr schmale Basis, auf der die Hoff- Backes: Ökotourismus … und die Welt wird grüner? nachhaltig produzierter (bzw. gesammelter) NichtHolzprodukte berücksichtigt (Medizinalpflanzen, Früchte, Jagd u.a.), der auf 290 US-$ pro Hektar und Jahr geschätzt wird und dem Lebensunterhalt der lokalen Bevölkerung dient. Da die Nutzung diverser Nicht-Holzprodukte in naturgeschützten Gebieten in aller Regel untersagt ist und die von dieser Einschränkung Betroffenen oft nicht am Tourismus partizipieren (häufig profitieren ausländische Unternehmen oder zugewanderte ausgebildete Arbeitskräfte), entstehen ihnen Nachteile, die nicht kompensierbar sind. Ein Job als Naturinterpret oder Touristenguide kann die mit dem Ökotourismus und Naturschutz auferlegten Nutzungsbeschränkungen oft nicht ersetzen, da das Gehalt nicht für die ganze Familie reicht. Zu dieser aus lokaler Sicht prekären Transformation der Zugangsrechte kommen andere Fehlannahmen, die eine Realisierbarkeit des Konzeptes „Naturschutz und Einkommensschaffung durch Ökotourismus“ überschätzen. Häufig wird der Tourismus als Regionalentwicklungsstrategie ins Feld nung der Finanzierung von Naturschutz durch Tourismus baut. 19 geführt, die eine Durchsetzung anderer, ökologisch und sozial nachteiliger Landnutzungsweisen verhindern könne. Allerdings ist dieses „Argument des kleineren Übels“ brisant, schließt doch Ökotourismus die Fortführung nicht-nachhaltiger Nutzungsweisen keineswegs per se aus. Häufig wird eine auf globale Märkte ausgerichtete Nutzung wie Exportlandwirtschaft oder Minenbau parallel realisiert. Das gleiche gilt für örtliche Nutzungsgewohnheiten, insbesondere wenn lokale Akteure nicht angemessen am Tourismus partizipieren können. Schließlich mag vielerorts erst die kumulierte negative Wirkung durch eine gleichzeitige Ausübung lokaler Landnutzung und touristischer (oder anderer wirtschaftlicher) Aktivitäten die ökologische Tragfähigkeit ins Wanken bringen. Gerade die Hoffnung auf eine touristische Entwicklung veranlasst viele Entwicklungsexperten, den Ausbau einer Infrastruktur zu finanzieren, die dann von anderen Landnutzern parallel beansprucht wird – so geschehen in Kambodscha, wo eine exzessive Holzwirtschaft in periphere, touristisch attraktive Bergwälder vordringt, je besser diese verkehrs- und energietechnisch erschlossen sind. In Fällen wie diesen stellt sich die heikle Frage, wer die Macht und Durchsetzungskraft hat, Prioritäten zu setzen, Nutzungsbeschränkungen zu definieren und durchzusetzen. Offensichtlich berechtigt das Argument des kleineren Übels alleine noch nicht zu einer Tourismusförderung – vielmehr müssen die Zugangs- und Verfügungsrechte aller Akteure gegeneinander aufgewogen werden. Diese gesellschaftspolitische Aufgabe kann selbstverständlich nicht in der (alleinigen) Verantwortung der Ökotourismusexperten liegen – doch sollte eine tourismuspolitische Debatte die derzeitige Nichterfüllung einer im Sinne sozialer Gerechtigkeit notwendigen kohärenten Politik (Tourismus als Querschnittsthema aller politischen Ressorts) in ihrem eigenen Interesse nicht unterschlagen, sondern benennen. 3.4 Prekäre Landrechte Zu den neuerlichen Entwicklungen im Tourismus gehört die Einrichtung so genannter Eco-Parks in bislang wenig erschlossenen und nichtnaturgeschützten Gebieten. In Bangladesch ist derzeit ein Eco-Park für 2 Millionen Dollar in Planung, der in einem von den Khasi und Garo bewohnten Waldgebiet errichtet werden soll (AKTE 4/2001: 910). Die Tourismusbehörde propagiert mit dem Projekt einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung eines der biologisch reichhaltigsten Wälder des Landes. Allerdings setzten die Planer die Vertreibung der hier lebenden 1000 Khasi und Garo BewohnerInnen für den Ausbau der ökotouristischen Infrastruktur 20 voraus. Gerechtfertigt wird dieses Vorgehen, indem man den Adivasi Gruppen eine Gefährdung der Waldbestände nachgesagt und ihren Aufenthalt für illegal erklärt – obwohl sie nachweislich seit 1974 Landsteuern bezahlen. Indessen verschweigt die Planung, dass 70 Prozent der Projektgelder auf den Straßenbau und damit auf die Rodung von Teilen des Waldes für den Eco-Park entfallen. Beispiele wie diese gibt es viele. Zwar mögen sie als illegale, nicht legitime oder unseriöse Praktiken abgelehnt und als nicht zulässig im Sinne umweltverträglicher und sozial gerechter Ökotouirsmuskonzepte bezeichnet werden. Doch bleibt kritisch festzustellen, dass die PlanerInnen sich ihrerseits der ökotouristischen Rhetorik bedient, um ihre Pläne politisch durchsetzen zu können. Die Einspruchsmöglichkeiten der lokalen Gemeinden sind häufig nicht gegeben. Es gibt zahlreiche Beispiele touristischer Planungen, die ohne jegliche Teilnahme und selbst ohne Kenntnis der Bevölkerung geschmiedet oder in Angriff genommen werden, bevor die AnwohnerInnen sich über ihre Landrechte sachkundig machen können. In Sansibar erfuhren die BewohnerInnen vom Projekt des größten ostafrikanischen Hotelkomplexes auf der Halbinsel Nungwi zum ersten Mal über die Lokalpresse, als die Pläne offiziell bereits abgesegnet waren. Die von der East African Development Company vorgelegte Karte für das vier Milliarden US-Dollar teure Projekt mit 16 Luxushotels und 100 Villen sowie Yachthafen, Golfund Sportplätzen enthält keine Dörfer mehr: Für die derzeit hier lebenden 20.000 Menschen war kein Raum vorgesehen, und auch an Wasserversorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung wurde offensichtlich nicht gedacht (AKTE 3/1998: 3-4). Häufig ist die Verhandlungsmacht der lokalen Bevölkerung sehr beschränkt: Die Fischer des Archipels Bazaruto vor der Küste Mosambiks verloren den Zugang zu Wasser und zu Land, seit Naturreservate eingerichtet und zugleich Konzessionen an Tourismusprojekte vergeben wurden (REYNOLDS 2001:7), während die Regierungen das Land gemäß dem Strukturanpassungsprogramm des Internationalen Währungsfonds (IWF) für ausländische Investoren öffnete. Entwicklungsprojekte wie diese haben zum Ziel, Schuldenerlass unter der Auflage von Naturschutzmaßnahmen zu realisieren und zugleich Tourismus als neue Einkommensquelle zu propagieren. Diese Fälle zeigen, wie komplex die Prozesse sind, die durch den Tourismus in Gang gesetzt werden können und — manchmal erst über Umwege — den Zugang zu Land versperren. Vom Landverbrauch besonders hart betroffen sind Menschen, die von volkswirtschaftlich nicht erfassten Tätigkeiten zur Produktion des Eigenbedarfs leben wie tra- MKG 9: Tourismus – Lösung oder Fluch? ditioneller Viehhaltung und Ackerbau oder Sammelwirtschaft. Diese machen aber in einigen Regionen bis zu 60 Prozent des Lebensunterhaltes insbesondere von indigenen oder marginalisierten Minderheiten aus. Gerade in den armen Ländern ohne funktionierende staatliche Sozialversicherungen ist der informelle Sektor für die Ernährungssicherung und Gesundheitsversorgung unverzichtbar. Jede Beschränkung des Zugangs zu Land bedeutet hier für die Menschen ein konkretes Existenzrisiko. Selbst im Namen des Naturschutzes und der nachhaltigen Entwicklung realisierte Projekte laufen so Gefahr, der lokalen Bevölkerung die Möglichkeit zu nehmen, eigene Entwicklungsperspektiven zu realisieren. Aus der Perspektive einer armutsorientierten Regionalentwicklung ist hier problematisch, dass oftmals lokale Interessen mit den nationalen Zielen einer Tourismusförderung nicht identisch oder gar unvereinbar sind (vgl. DFID 1999). Des weiteren sind die Interessen der Entwicklungsländer am Tourismusgeschäft von internationalen, insbesondere handels- und finanzpolitischen Verpflichtungen diktiert (Schuldendienst und Marktöffnung für ausländische Investoren), die sich ihrerseits als kontraproduktiv zu den regionalen Entwicklungsinteressen erweisen können. Beispiel Jagdtourismus: Die Reisen auf Hemingways Spuren gelten als besonders lukrativ, da wenige Touristen bei einer verhältnismäßig geringen Naturbelastung zugleich hohe Einnahmen generieren. Dieses als low volume - high value bezeichnete Segment brachte beispielsweise Tansania im Jahr 2000 bei nur 0,07 Prozent Touristenanteil immerhin 1,6 Prozent der touristischen Einnahmen (VORLAUFER 2000) und erscheint damit über 20 Mal profitabler als andere Tourismusformen. Dennoch bleibt für die umliegenden Gemeinden des Selous Game Reserve, dem beliebtesten Jagdtourismusgebiet in Tansania, kaum ein Gewinn aus dem lukrativen Tourismussegment. Zwar ist das Ziel, 70 Prozent der Gebühren den Gemeindeverwaltungen direkt zukommen zu lassen, doch derzeit gehen für die Deckung der Kosten des Parkmanagements 50 Prozent der Einnahmen an die SelousVerwaltung und 25 Prozent an den Wildlife Protection Fund. Weitere 25 Prozent erhält die Staatskasse in Dar es Salam. Der Rücklauf in die umliegenden Gemeinden ist verschwindend gering: Für die Bevölkerung bleiben aufgrund stark reglementierter Rechte für die lokale Wildtierbewirtschaftung gerade einmal 6,5 US-$ pro Kopf gegenüber 19.500 US$ staatlicher Einnahmen pro TouristIn. In Anbetracht der Tatsache, dass ca. 40.000 Menschen von der damaligen Kolonialverwaltung aus dem Selous vertrieben wurden und die Rechte an der Nutzung des Landes – wenngleich vor langer Zeit – durch den naturgeschützten Status des Wildreservats ver- Backes: Ökotourismus … und die Welt wird grüner? loren, erscheint der Nutzen für die Bevölkerung verschwindend gering. Heute benötigt der tansanische Staat seinerseits das Geld zur Schuldentilgung. 4 Einbettung des (Öko)Tourismus in den internationalen tourismuspolitischen Rahmen Unausweichlich stellt sich die Frage, in wie weit internationale Schuldenpolitik als Motor für eine (öko)touristische Erschließung agiert, die unter dem Gesichtspunkt des Umweltschutzes auftritt. Offensichtlich jedenfalls ist, dass – bedingt durch die internationale Schuldenpolitik und infolge des Ringens der Entwicklungsländer um Kreditwürdigkeit – Interessenkonflikte zwischen lokalen und nationalen Ansprüchen an der biologischen Vielfalt resultieren. Die lokalen Akteure stehen häufig zwischen den Fronten der ausländischen Investoren und der an Devisen interessierten, oft hoch verschuldeten Länder. Oft genug locken die Regierungen per Steuerbefreiung oder mit anderen Zugeständnissen Fremdkapital ins Land (PLÜSS 1997). Unter dem Druck der Schuldensanierung und der vom Internationalen Währungsfonds (IWF) verordneten Strukturanpassungen haben viele Entwicklungsländer Liberalisierungen vorgenommen, die den Tourismus als Exportsektor und „Devisenbringer“ fördern sollten. Viele dieser Marktöffnungen wurden 1994 mit dem Abschluss der Dienstleistungsabkommen (GATS) im Rahmen der Welthandelsorganisation (WTO-OMC) vertraglich bindend bzw. weiter ausgebaut. Seit 1995 haben über 120 der 143 Mitgliedsstaaten mindestens einen der vier im GATS definierten Tourismus- und Reisedienstleistungen liberalisiert, d.h. sie haben sich zum Abbau von Handelsbeschränkungen verpflichtet. So führt das freie Marktzugangsgebot des GATS Schritt für Schritt zur Öffnung der Grenzen und zum Abbau von Reglementierungen für touristische Investoren (EQUATIONS/WERKSTATT ÖKONOMIE 1999; WWF 2001). Equations beklagt, dass die kommunale Selbstverwaltung in Indien infolge der GATSVerpflichtungen erheblich eingeschränkt wird. Zugangsbeschränkungen auf der Grundlage ökologischer Tragfähigkeitskriterien, wie sie in dem Beschluss zu Tourismus und Biodiversiät der CBD formuliert sind (CBD 2000), drohen ausgehebelt zu werden (KAHLENBORN et al. 2000). Der Liberalisierungs- und Makrtöffnungsprozess bewirkt zwar statistisch weltweit eine Beschleunigung des touristischen Wachstums. Zugleich verringern sich aber für viele Entwicklungsländer die Chancen, an den Fern- 21 reisenden zu verdienen (AG RIO+10 / DANTE 2002:10-14). Das Ungleichgewicht unter den Anbietern, die zum überwiegenden Teil aus den Industrieländern kommen, lässt sich nicht aufheben (Unternehmenskonzentration) und die Tatsache, dass quasi jede Feriendestination mit jeder anderen in Konkurrenz tritt, verleitet zu Preisdumping, nicht zuletzt auf Kosten der Umwelt und des Einkommens der im Tourismus Beschäftigten4. 5 Fazit Die Verhandlungsmacht der Akteure im Tourismus steht in Zusammenhang mit den gesellschaftlich vorherrschenden Diskursen über (umwelt)politische Fragen, etwa der Erosion der biologischen Vielfalt. Das Motto „global denken – lokal handeln“ ist gerade im Rahmen des globalen Ressourcenmanagements zu einer ideologischen Stütze von Entwicklungsprogrammen aufgestiegen: Es legitimiert sich aus dem populären Eine-Welt-Gedanken „Wir sitzen alle in einem Boot“, der im Norden als globales Bedrohungsszenario große öffentliche Wirkung zeitigte. Daraus abgeleitet wird gerne ein vermeintliches Allgemeininteresse an der „Rettung des Planeten“ und schließlich wird die Rolle der Bevölkerung in Süd-Regionen mit weitgehend intakter Natur vorschnell im globalen Schutz der Umweltgüter gesehen, statt nördliche Konsummodelle zur Priorität der Umweltdebatte zu machen. Gerade ökotouristische Konzeptionen gehen mit dieser Sichtweise konform und halten letztlich eine häufig in Armut und Entrechtlichung lebende Bevölkerung im Süden dazu an, die Natur zu hegen und zu pflegen. Diese – aufgrund weithin fehlender Partizipationsmöglichkeiten – fremddefinierte Rolle verträgt sich mit dem touristischen Blick auf archaisches und naturharmonisches Leben. Doch ignoriert diese Sicht auf den Ökotourismus häufig lokale Problemlagen und Prioritäten. Ohne eine wirkliche Partizipation in der Entwicklungsplanung realisiert zu haben, wird den BewohnerInnen der im Süden liegenden Naturgebiete eine Priorität im Schutz der natürlichen Res4 Ausländische Unternehmen aus den Ursprungsländern der Fernreisenden verbuchen einen Großteil der Ausgaben eines Touristen für sich. Selbst die als Ökotouristen gehandelten Reisen in die Nationalparks nach Costa Rica stehen für eine Verteilung der Reisekosten, die nur wenig Partizipation der lokalen Akteure und nur geringe Einnahmen für den Schutz der Naturparks in Aussicht stellt. Privatisierungen, Mehrheitsbeteiligungen für ausländische Firmen, großzügige Anreize für ausländische Investoren und weitere Zugeständnisse an private Tourismusunternehmen wie unbeschränkte Importe oder die Beschäftigung ausländischen Personals beschneiden die Verdienstmöglichkeiten der Gastländer am Tourismus drastisch. 22 sourcen unterstellt. Dabei werden andere lokale Probleme wie ein unsicherer rechtlicher Rahmen bezüglich der (Land)Nutzungsrechte für lokale Gemeinden oder sozio-ökonomische Disparitäten gerne ausgeblendet. Und: Indem sich die Debatte auf die Rolle des Südens als Schützer der Natur konzentriert, gerät das Infragestellen des nördlichen Konsummodells weiter aus dem Blick. In eben dieser Gewichtung treten die Machtverhältnisse zwischen „Nord“ und „Süd“ wieder zutage. Wenngleich die zahlreichen und sehr engagierten Initiativen für einen nachhaltigen (Öko)Tourismus in ihrem jeweiligen Kontext zu betrachten sind, so lassen sich doch eine Reihe grundsätzlicher Bedenken anmelden, die in Bezug auf ein programmmäßiges Befürworten einer Ökotourismusförderung zu denken geben. Es ist das Verhältnis von „reisenden Gästen“ und „(bereisten) Gastgebern”, von Angebot und Nachfrage, das in der Suche nach dem Richtigen und Falschen in der touristischen Entwicklung leicht aus dem Blick gerät. Denn: Wer denn eigentlich zu welchem Zweck wie viele Ressourcen verbraucht, ist in der (öko)touristischen Rechnung viel zu oft ohne Belang. Eine schleichende Enteignung von Verfügungsrechten durch eingeschränkten oder untersagten Zugang zu Land (in touristisch genutzten Naturparks) droht eigene Gestaltungsmöglichkeiten der lokalen Bevölkerung und ihre aktive Mitbestimmung zusätzlich zu untergraben. Häufig genug ergibt sich folgende Situation: Biodiversität beziehungsweise “Natur” ist weitgehend im Süden verortet; die TouristInnen dürfen die Natur schonend nutzen, für deren Pflege und Präsentierbarkeit ist die einheimische Bevölkerung zuständig. Die so definierten Rollenzuweisungen erlauben kaum Gestaltungsfreiräume und brechen nicht mit dem ungleichen Verhältnis zwischen "Reisenden" und "Bereisten". Die mobilen Touristen und Tourismusunternehmen suchen sich die billigsten und intaktesten Destinationen nach ihrem Geschmack, die immobile Bevölkerung in den bereisten Gebieten trägt das Risiko der touristischen Inwertsetzung der Natur. In diesem Sinne erlaubt die Nachhaltigkeits- und Ökotourismusdebatte in ihrer aktuellen tourismuspolitischen Rahmung, dass Tourismus weitgehend innerhalb der bestehenden herrschaftsförmigen Muster realisiert wird. Eine ausschließliche Orientierung an ökologischen Vorsorgeprinzipien ignoriert die Dialektik sozialen Wandels (HEIN 1997) und behindert die notwendige Dynamik gesellschaftlicher Selbstorganisation, ohne die eine nachhaltige Entwicklung jedoch nicht zu haben ist. MKG 9: Tourismus – Lösung oder Fluch? 6 Literatur ASHLEY, CAROLINE: The Impacts of Tourism on Rural Livelihoods: Namibia’s Experience. Overseas Development Institute, Working Paper 128. – London. 2000 (www.propoortourism.org.uk/ publications/wp128.pdf). AD-HOC ARBEITSKREIS TOURISMUS DES FORUMS UMWELT & ENTWICKLUNG: Tourismus und Biodiversität. Austausch von Standpunkten mit Indigenen Gemeinschaften. – In: Rundbrief Forum Umwelt & Entwicklung 12/1999: 23-24. ADERHOLD, PETER; DIETLIND VON LAßBERG, MARTIN STÄBLER & ARMIN VIELHABER: Tourismus in Entwicklungsländern. Schriftenreihe Studienkreis Tourismus und Entwicklung. – Ammeland 2000. AG ÖKOTOURISMUS / BMZ: Ökotourismus als Instrument des Naturschutzes? Möglichkeiten zur Erhöhung der Attraktivität von Naturschutzvorhaben. Arbeitsgruppe Ökotourismus, Forschungsberichte des BMZ 116. – Köln, 1995. AG RIO+10 / DANTE - DIE ARBEITSGEMEINSCHAFT FÜR NACHHALTIGE TOURISMUS ENTWICKLUNG: Rote Karte für den Tourismus? 10 Leitsätze und Forderungen für eine zukunftsfähige Entwicklung des Tourismus im 21. Jahrhundert. – Freiburg 2002. AKTE – ARBEITSKREIS TOURISMUS UND ENTWICKLUNG. kuna-akte/Kurznachrichten: www.akte.ch. BACKES, MARTINA: Das gekaufte Anderssein. Erfahrungskonsum in der Fremde. In: BACKES et al. (Hg.): Im Handgepäck Rassismus. Beiträge zu Tourismus und Kultur. -Freiburg 2002: 149163. BACKES, MARTINA & TINA GOETHE: Meilensteine und Fallstricke der Tourismuskritik. - In: Peripherie 89, 23. Jahrg.. - Münster 2003 (in press) BACKES, MARTINA, TINA GOETHE, STEPHAN GÜNTHER & ROSALY MAGG (Hg.): Im Handgepäck Rassismus. Beiträge zu Tourismus und Kultur. Freiburg 2002. BUCHERT, MATTHIAS et al.: Last Minute für den Umweltschutz. Perspektiven für die Zukunft des Reisens. Ökoinstitut e.V. in Kooperation mit NaturFreunde Deutschland. – Freiburg 2001. CAALDERS, JANINE, RENE VAN DER DUIM, GWEN BOON & HERNAN QUESADA RIVEL: Tourism and biodiversity. Impacts and perspectives on interventions in the Netherlands and Costa Rica. Wageningen University and Research Centre, Report No3, 1999. CLEARINGHOUSE FOR REVIEWING ECOTOURISM, N 1-N 24, 2001 (www.twnside.org.sg/title/ iye.htm). Backes: Ökotourismus … und die Welt wird grüner? COMMISSION ON SUSTAINABLE DEVELOPMENT (CSD): International work programme on tourism and sustainable development. CSD 7th session, New York, 19-30 April 1999 (Decision 7/3. www.un.org/esa/sustdev/tour2.htm#dec). CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY (CBD): Decision V/24: Sustainable use as a crosscutting issue, 2000 (www.biodiv.org/decisions/default.asp?lg=0&m=cop-05&d=24) and Deciosn V/25: Biologiacal diversity and tourism, 2000 (www.biodiv.org/decisions/default.asp?lg =0&m=cop-05&d=25). DFID – UK DEPARTMENT FOR INTERNATIONAL DEVELOPMENT: Pro Poor Tourism (PPT) 1999 (www.propoortourism.org.uk). ELLENBERG, LUDWIG, MARION SCHOLZ & BIRGIT BEIER: Ökotourismus. Reisen zwischen Ökonomie und Ökologie. – Heidelberg 1997. ENZENSBERGER, HANS MAGNUS: Eine Theorie des Tourismus. In: HANS MAGNUS ENZENSBERGER: Einzelheiten I. Bewußtseins-Industrie. – Frankfurt 1962: 179-205. EULER, CLAUS: "Eingeborene" – ausgebucht. Ökologische Zerstörung durch Tourismus. Ökozid Nr. 5. – Gießen 1989. EQUATIONS/WERKSTATT ÖKONOMIE: Tourism at the Crossroads. Challenges to Developing Countries by the New World Trade Order. epd Materialien VI/99. – Bangalore, Frankfurt a. M. 1999. FRITZ, KATHARINA / LEUTHOLD, MARGIT: Was bedeutet heute Ökotourismus? – In: Integra 2, 2001: 8-10. HAAK, UTE & ROLF SPITTLER: Beschreibung und Bewertung der Umweltauszeichnungen im Tourismus. Akademie für Umweltforschung und Umweltbildung (AubE) & Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) – Bielefeld 1998. HAEP, RICHARD & MAX KASPAREK: Ökotourismus. - In: Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ): Naturschutz in Entwicklungsländern. Neue Ansätze für den Erhalt der biologischen Vielfalt. – Heidelberg 2000: 165172. HEIN, WOLFGANG (Hg.): Tourism and Sustainable Development. Schriften des Deutschen ÜberseeInstituts. – Hamburg 1997. INTERNATIONAL YEAR OF ECOTOURISM (IYE): Declaring the Year 2002 as the International Year of Ecotourism: www.un.org/documents/ecosoc/ res/1998/eres1998-40.htm; www.world-tourism. org/omt/ecotourism2002.htm; www.world-tourism.org/sustainable/IYE-Main-Menu.htm KAHLENBORN, WALTER, KERSTIN IMBUSH & ANNA TRUMANN: Umweltschutz und Tourismus. Deutsche Tourismusaußenpolitik zwischen GATS und CSD. Ecologic. – Berlin 2000. 23 LEDBURY RICHARD: Sustainable Tourism: A Review and the Research Agenda. - In: WOLFGANG HEIN (Hg.): Tourism and Sustainable Development. Schriften des Deutschen Übersee-Instituts. – Hamburg 1997: 21-52. GÖßLING, STEFAN: Tourism, Ecosystem Functions and Human-Environmental Relations. – Lund 2000. GÖßLING, STEFAN: Schutzgebiete, Biodiversität und Tourismus. – In: Tourismus Journal, 5. Jahr., Heft 2: 209-226. LINDBERG, KRED, MEGAN EPPLER WOOD & DAVID ENGELDRUM: Ecotourism. A Guide for Planners and Managers. Vol. 2, North Bennington, Vermont 1998. MAURER, MECHTILD: Tourismus und Dritte Welt. Ein kritisches Lehrbuch mit Denkanstössen. Berner Studien zu Freizeit und Tourismus 29. – Bern 1992. MÜLLER, BERNHARD: Was ist Ökotourismus? In: BURGHARD RAUSCHELBACH: (Öko)Tourismus: Instrument für eine nachhaltige Entwicklung? Tourismus und Entwicklungszusammenarbeit. – Heidelberg 1998: 13-18. PILS, MANFRED: Die verpasste Chance von Québec. Weltgipfel zum Internationalen Jahr des Ökotourismus. – kuna/Kurznachrichten 3/2002, akte, Basel: 4-5. PLEUMARON, ANITA (a): Mekong Tourism – Model or Mockery? A Case Study on „Sustainable Tourism“. Third World Network. Penang 2001. PLEUMARON, ANITA (b): Ecotourism. A new „Green Revolution“ in the Third World. IN: CLEARINGHOUSE FOR REVIEWING ECOTOURISM, N°2, 2001. PLÜSS, CHRISTINE: Der Traum von schöneren Zeiten. Knallharter Wettbewerb in einer globalisierten Branche. - In: CHRISTIAN STOCK (Hg.): Trouble in Paradise. Tourismus in die Dritte Welt. – Freiburg 1997: 20-29. POLITISCHE ÖKOLOGIE: Wa(h)re Wildnis. Reise spezial 99. Politische Ökologie 59, April 1999, 17. Jahrg. RAO, NINA: Das Andere. Eine postkoloniale Erzählung. In: MARTINA BACKES et al. (Hg.): Im Handgepäck Rassismus. Beiträge zu Tourismus und Kultur. – Freiburg 2002: 97-106. RAO, NINA: Die CSD aus der Sicht des Südens. – In: Tourismus Journal, 3. Jahrg. Heft 4, 1999: 489-499. RAUSCHELBACH, BURGHARD: (Öko)Tourismus: Instrument für eine nachhaltige Entwicklung? Tourismus und Entwicklungszusammenarbeit. – Heidelberg 1998. REYNOLDS, TAMSYN: International Year of Ecotourism 2002 and a Casy Study from Mozambique. – In: Clearinghouse for Reviewing Ecotourism, No 18, 2001. ROLLER, JOCHEN: Tourismus und sozialökonomische Entwicklung peripherer Regionen in Entwicklungsländern. – In: Nord-Süd aktuell, Hamburg 4/2000: 741-752. STOCK, CHRISTIAN: Trouble in Paradise. Tourismus in die Dritte Welt. – Freiburg, 1997. STRASDAS, WOLFGANG: Ökotourismus in der Praxis. Schriftenreihe Studienkreis Tourismus und Entwicklung. – Ammeland 2001. SUCHANEK, NORBERT: Ausgebucht. Zvilisationsfluch Tourismus. – Stuttgart 2000. SURESH, K.T.: About the time we rethought Tourism in the GATS. EQUATIONS. – Bangalore 2001 (www.equitabletourism.org). VORLAUFER, KARL: The Selous Game Reserve in Tanzania – Nature Conservation, Hunting Tourism and Sustainable Development in Africa’s Largest Wildlife Reserve. – In: Applied Geography and Development. Vol 54, Tübingen 2000: 106-132. WEAVER, D.: Ecotourism in the Less Developed World. – Wallingford 1998. WORLD TOURISM ORGANISATION: www.worldtourism.org WORLD TRAVEL & TOURISM COUNCIL (WTTC): Agenda 21 for the Travel & Tourism Industry. Towards Environmentally Sustainable Development. Full Report 1995. WÖHLER, KARLHEINZ: Sustainabilisierung des Tourismus. Zur Logik einer postmodernen Wachstumsstrategie. In: BACHLEITNER, REINHARD & PETER SCHIMANY: Grenzenlose Gesellschaft, grenzenloser Tourismus? – München 1999: 3854. WWF: Preliminary Assessment of the Environmental & Social Effects of Trade in Tourism. – Gland 2001. Dr. Martina Backes Frankenweg 14, 79117 Freiburg [email protected] [email protected] 24 MKG 9: Tourismus – Lösung oder Fluch?