Der Bauernhof steht Kopf

Transcription

Der Bauernhof steht Kopf
Arbeitshilfe
Der Bauernhof
steht Kopf
Vorführung im Rahmen des
Filmfestivals von Freiburg
2012
Animationsfilm,
2005 und 2011
Iran,
1989,
Regie : Aviz Mirfakraï, Ahmad
Arabini, Abdollah Alimorad
Ohne Worte, Text in Farsi (Persisch)
Dauer : 43 Minuten
Zielpublikum : ab 5 Jahren
Inhalt
Drei iranische Filme, drei Regisseure,
drei verschiedene Animationstechniken, drei unterschiedliche Geschichten von Bauern. Alle drei Filme richten
sich an ein junges Publikum. Im ersten, eher bedrückenden Film rächen
sich die Tiere an einem Bauern, der
sie ausnutzt. Im zweiten Film findet
ein Bauer einen Schatz in seinem
Garten und muss bald feststellen, wie
anstrengend dies sein kann und dass
man beginnt, allen zu misstrauen. Im
dritten Film haben ein Esel und sein
Meister eine unerwartete Begegnung
mit einem Roboter, was die Kinder
zum Lachen bringen wird.
Die Ente und der Bauer (Ordak va
Keshavarz)
Regie : Aviz Mirfakhraï, Iran, 2005.
Dauer : 6 Min.
Technik: Knetmasse
Ein fauler Bauer muss seiner ergebenen und fleissigen Dienerin, der Ente,
Red und Antwort stehen. Die andern
Tiere auf der Farm rächen die Ente
ihres bösen und ungerechten Meisters.
Der Schatz (Ganj)
Regie: Ahmad Arabini, Iran, 1989
Dauer : 10 Min.
Technik : Zeichnungen auf Zellulose
Das Leben eines Bauern wird ganz
durcheinandergebracht, als dieser auf
seinem Feld einen vermeintlichen
Schatz entdeckt! Misstrauen und
Angst trüben seine Freude.
Der Roboter und der Bauer
(Keshavarz va Robot)
Regie : Abdollah Alimorad, Iran,
2011,
Dauer : 23 Min.
Technik : Puppen
Ein seltsames Raumschiff taucht aus
dem Nichts auf und macht mitten in
einem Wassermelonenfeld eine Notlandung, vor den Augen des zu Tode
erschrockenen Bauern und seines
Esels. Ein Roboter steigt aus. Zunächst überrascht und misstrauisch,
reagiert der Bauer heftig auf diesen
Eindringling.
Das Filmplakat
Fächer und Themen
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Kommentar
Gestalten:
Kunstwerke betrachten und damit
die
Sinneswahrnehmungen
schärfen.
Natur-Mensch-Mitwelt:
Sich mit der Vielfalt der Lebensformen befassen und deren gemeinsame
Eigenschaften
und/oder Charaktere ausfindig
machen.
Allgemeinbildung,
Medienerziehung:
Mit selektivem und kritischem
Blick und durch das Entwickeln
von einfachen Qualitätskriterien
die einzelnen Kommunikationsmittel unterscheiden und beschreiben; indem man seine Vorlieben äussert und seine Wahrnehmungen und seine positiven
Eindrücke mit Gleichaltrigen austauscht.
Herausfinden, wie die einzelnen
Botschaften filmisch umgesetzt
sind (sich näher mit den zentralen Elementen befassen, die ein
stehendes oder bewegtes Bild
ausmachen).
Deutsch:
Den allgemeinen Sinn und die
Grundidee mündlicher Botschaften enthüllen, Worte ordnen und
folgerichtig wiedergeben.
Zwei
der
drei
Regisseure,
Abdollah Alimorad und Ahmad
Arabini, sind aus den Kanoon
Studios hervorgegangen, dem
Institut
für
die
intellektuelle
Entwicklung von Kindern und
Jugendlichen im Iran (1965). Auf
Anregung von Abbas Kiarostami
hat das Institut 1969 eine eigene
Filmabteilung gegründet, die sich
bemüht, mit ihren Produktionen
den Erwachsenen die Welt der
Kinder näher zu bringen. Die von
ihr hergestellten Animationsfilme
zeichnen
sich
durch
ihre
künstlerische Kreativität und ihre
poetische und philosophische
Komponente aus.
Diese drei kurzen Animationsfilme
eröffnen den Kindern eine erstaunliche Welt: jene der iranischen Landwirtschaft und ihrer
Bauern. Die drei Regisseure haben
Bauern mit Schnurrbart dargestellt,
unfreiwillige Helden in aussergewöhnlichen Abenteuern; vielleicht
wollten sie damit umstrittenen
Themen aus dem städtischen Leben ausweichen oder ein goldenes
Zeitalter des Bauernlebens heraufbeschwören, das nicht mehr
existiert.
Seine Sprachkenntnisse (auch
lexikalische) aktivieren und weiterentwickeln. Die Zeiten der
Verben entsprechend der Chronologie der Ereignisse verwenden.
Einen kritischen und selektiven
Blick entwickeln. Die Kunst des
Schreibens und die Kommunikationsmittel entdecken und nutzen.
Die Geschichte mit eigenen Worten nacherzählen oder mit Hilfe
der Lehrperson.
Eine eigene Meinung abgeben
und diese begründen.
Die Ente und der Bauer
wurde mit Knetmasse hergestellt
und erinnert an Wallace et Gromit.
Mit dem Unterschied, dass eine
Ente den Platz des Hundes einnimmt und der Mensch nicht nur
tollpatschig, sondern unangenehm
oder gar böse ist. Der alternierende Schnitt (unterschiedliche Orte
zur gleichen Zeit) macht es möglich, die Aktivitäten der Ente und
des Bauern zu vergleichen: Während der Meister schläft und dann
seinen Kaffee trinkt, bereitet die
Ente das Frühstück zu, macht die
Wäsche, bügelt, hackt Holz... bis
der Bauer schliesslich aufsteht und
fortgeht; erst dann gönnt sich die
Ente eine Pause. Der Bauer
schreit sie an, tritt sie mit dem
Fuss. Der kleine Hund, die Hühner
und die Ziege verteidigen die Ente
und lehnen sich gegen den « bösen» Kerl auf.
Der Schatz erinnert mit seiner
Moral an unzählige Märchen und
Legenden auf der ganzen Welt.
Ein Melonen- und Rübenbauer
entdeckt auf seinem Feld einen
Tonkrug und glaubt, einen Schatz
gefunden zu habe. Aber bald
schon wird die Freude des Bauern
mit dem Schnurrbart getrübt. Wie
jeder, der etwas gewonnen hat,
leidet er immer mehr unter Verfolgungswahn: überall sieht er Diebe
und will alles für sich behalten...
solange, bis er es nicht mehr aushält und den Tonkrug über einen
Felsen hinabwirft.
Von der Moral her wäre es interessant, mit den Kindern über diesen Schluss zu sprechen. Weshalb tut der Bauer dies? Was empfindet er dabei? Wissen wir, was
sich in dem Tonkrug befindet?
Können wir es uns vorstellen?
Der Schatz wurde als klassischer
Animationsfilm realisiert nach einem Muster, das sich stark an die
volkstümliche Tradition des Landes anlehnt; so fände der Film
ohne weiteres in einer ausgewählten Sammlung von Animationsfilmen seinen Platz. Die bildliche
Umsetzung – die roten Kirschen,
die grüne Eule,...– verleihen ihm
einen etwas verstaubten altmodischen Charme in seiner Malerei
und seinen Zeichnungen auf Zellulose. Wie auch die beiden andern
Filme, wendet dieser Film die traditionelle Technik der Animation
Bild für Bild an.
In dieser traditionellen Gestalt des
einsamen iranischen Bauern, dessen Leben sich zwischen Eseln
und Wassermelonen abspielt,
zeigt sich deutlich der Einfluss
dieses Kurzfilms auf jenen von
Abdollah Alimorad.
Erwähnenswert ist, dass in diesem
Film lediglich eine Frau vorkommt
(mit einem Baby beim Melken einer Kuh). In den beiden andern
Filmen sind Frauen entweder inexistent oder kommen nur in Träumen oder Phantasien vor.
Der Roboter und der
Bauer ist neueren Datums und
erzählt die Geschichte eines Bauern, der eine Intensivkultur mit
weissen Rüben angelegt hat und
als treusten Begleiter einen Esel
besitzt. Bis eines Tages ein Roboter auf seinem Feld notlanden
muss, aus seinem Raumschiff
herausspringt und den Alltag des
Bauern auf den Kopf stellt. Zunächst bewirft der Bauer den Roboter mit Steinen, aber nach und
nach wird diese mechanische und
magische Kreatur sein guter Helfer
bei den Feldarbeiten.
Der Roboter und der Bauer wurde
mit kleinen animierten Puppen
hergestellt (siehe Abspann des
Films). Der Humor und die Ausdrucksweise der Darsteller sind für
Kinder gemacht. Mit dem Roboter
kommt er moderner daher und ist
sicher der fesselndste der drei
Filme. Alimorad vereint Komik und
Sehvergnügen, basierend auf einer minutiösen Arbeit an den Modellen; dabei vergisst er aber die
unverzichtbare Moral nicht: Andere
Länder und andere Menschen
können uns immer bereichern.
Abdollah Alimorad erklärt (siehe
Website "Comme au cinéma"
franz.) wie er zu dieser Geschichte
gekommen ist: « Was das Drehbuch angeht, bin ich vom Gegensatz zwischen Tradition und Moderne ausgegangen. Deshalb habe ich einen Roboter und einen
Bauern inszeniert. Die Ausgangsidee war, die Konfrontation zweier
Figuren und zweier unterschiedlichen Welten zu betonen, die miteinander rivalisieren, bevor sie
sich
gegenseitig
akzeptieren.
Wenn Angst und Ablehnung überwunden sind, entwickelt sich allmählich eine Freundschaft zwischen diesen beiden und damit
nähern sich die beiden Welten an
– die moderne und die bäuerliche.»
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Lernziele
Die verschiedenen Figuren charakterisieren (Tiere und
Bauern).
Sich mit Techniken des Animationsfilmes auseinandersetzen.
Eigenheiten der iranischen Kultur kennenlernen.
Die Realität vom Traum und von der Phantasie unterscheiden.
Den Film verstehen und Eindrücke dazu äussern.
Stellung nehmen zu den Gefühlen und Emotionen der Figuren, aber auch zu jenen als Zuschauer.
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her verbindet, sowie Ähnlichkeiten
und Unterschiede. Weshalb sind sie
unter einem Titel zusammengefasst
1. Die drei Filme
("Der Bauernhof steht Kopf")? Welche
Die Kinder erzählen zuerst die Ge- Themen sind angesprochen? Haben
schichten der drei Filme auf ihre Art; sie eine Moral?
sie versuchen dann herauszufinden, Welche Figuren tauchen in allen drei
was die Filme thematisch und vom Stil Filmen auf? (Bauer, Esel, Hühner,
Vogelscheuche,…).
Didaktische Anregungen
Gemeinsam über den Titel sprechen:
«Der Bauernhof steht Kopf»; was
denken die Kinder darüber? Den Vorspann nochmals anschauen und genau beobachten, wie er gemacht wird
und auch die Schreibweise der Texte
in iranischer Schrift (Farsi).
3.
Die Tiere
Die Tiere aufzählen, welchen man im
Film begegnet.
Welchen Platz nehmen die Tiere in
den drei Filmen ein? Gibt es Unterschiede?
Werden die Tiere « vermenschlicht » ?
Wie werden sie dargestellt?
4.
Phantasie und Wirklichkeit
Welcher der drei Filme ist bezüglich
der erzählten Geschichte der realistischste?
Was ist daran realistisch? Was entspringt der Phantasie und was dem
2. Die Bauern
Traum?
Welches sind die unrealistischsten
Die drei Bauern haben vieles gemein- Figuren?
sam, aber haben sehr unterschiedli- Wie wird der Traum dargestellt?
che Charakterzüge. Welches sind die Wie wird der Übergang von der Nacht
Ähnlichkeiten und welches die Unter- zum Tag oder vom Tag zur Nacht
schiede zwischen drei Bauern?
dargestellt?
Was haben sie für einen Charakter?
Was pflanzen sie an?
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Mögliche Aktivitäten
1.
Kleine
Figuren
mit
Knetmasse anfertigen nach dem
Muster der Figuren im Film Die
Ente und der Bauer.
2.
Kleine Roboter aus Konservendosen
und
RecyclingMaterial herstellen.
3.
Ein Bilderbuch herstellen,
indem man zuerst Figuren aus
Knetmasse formt, sie malt; oder
mit Puppen, die man fotografiert
und die Fotos dann ausdruckt.
Oder versuchen, einen kurzen
Animationsfilm Bild für Bild zu produzieren, mit Hilfe von Computerprogrammen.
4.
"Der Bauernhof steht
Kopf" mit anderen Filmen wie Chicken Run oder Wallace & Gromit
vergleichen.
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Weiterführende Informationen
Trailer:
www.youtube.com/watch?v=DC85ikGffQM (ohne Worte)
Informationen zum Film:
www.filmstarts.de/kritiken/190566.html (deutsch)
www.commeaucinema.com/film/vent-de-folie-a-la-ferme,199065 (franz.)
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Maude Paley, Primarlehrerin, Vevey, im Februar 2012
Übersetzung aus dem Französischen: Peter Meier-Apolloni, Twann