„Frühling übers Jahr“ – Johann Wolfgang von Goethe - Lima-City
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„Frühling übers Jahr“ – Johann Wolfgang von Goethe - Lima-City
Jonas Haller, 12 Gedichtinterpretation „Frühling übers Jahr“ – Johann Wolfgang von Goethe Das naturlyrische Werk „Frühling übers Jahr“ wurde von Johann Wolfgang von Goethe verfasst. Der Autor thematisiert in diesem Gedicht eine stets steigernde Schönheit der Natur. Diese Beschreibung gipfelt in der Schönheit der Geliebten, welche nicht mit der Natur zu vergleichen ist. In den folgenden Zeilen möchte ich näher auf Goethes Gedicht eingehen. Das Werk ist in der Form von zwei Strophen zu je 16 Versen geschrieben . Johann Wolfgang von Goethe verwendet einen Kreuzreim mit reimlosen Teil, wobei der Reim auch als Paarreim angesehen werden kann (bei Enjambements zwei Zeilen zu einer zusammengefasst). In der ersten Strophe wird die Frühlingsnatur mit Wörtern wie „Glöckchen“ (V. 3), „Safran“ (V. 5), „Primeln“ (V. 9) oder „Veilchen“ (V. 11) beschrieben. Dadurch lässt der Verfasser ein farbenfrohes Bild im Kopf des Rezipienten entstehen. Der Autor versieht die Begriffe des Frühlings mit zahlreichen Attributen wie bspw. „so weiß wie Schnee“ (V. 4), „Smaragden keimt es und keimt wie Blut“ (V. 7&8), „Primeln stolzieren so naseweis“ (V. 9&10) oder „Schalkhafte Veilchen, versteckt mit Fleiß“ (V. 11&12). Diese Eigenschaften können als Metapher bezeichnet werden, da eine besondere Bildhaftigkeit erreicht wird. Oft sind die Frühblüher personifiziert wie in „Da wanken Glöckchen“ (V. 3) oder „Primeln stolzieren“ (V.9). Goethe beendet seine Ausführungen zur Natur, indem er die Fantasie des Lesers anspricht: „Was auch noch alles da regt und webt“ (V. 13&14). Somit zeigt er wie vielfältig der Frühling ist – alles auf zu zählen würde den Umfang sprengen. Im zweiten Teil des Gedichtes „Frühling übers Jahr“ beschreibt der Autor das Liebchen und bringt die Gefühle ins Spiel, welche in der ersten Strophe bildlich dargestellt wurden. Er nimmt selbst Teil am Geschehen („mir“ (V. 22))– ein Unterschied zur ersten Strophe als er als distanzierter Betrachter die Natur beschreibt. Eingeleitet wird der Teil durch den Vergleich der Geliebten mit der Schönheit der Natur: „Doch was im Garten am reichsten blüht, das ist des Liebchens lieblich Gemüt.“ (V. 17-20). Im Anschluss charakterisiert der Verfasser sein Liebchen äußerlich („Da glühen Blicke mir immerfort“ (V. 21&22)) als auch innerlich („Ein immer offen, ein Blütenherz, im Ernste freundlich und rein im Scherz“ (V. 25 - 28)). Die Angebetete ist unerreichbar von Natur und Jahreszeiten: „Wenn Ros‘ und Lilie der Sommer bringt, er doch vergebens mit Liebchen ringt.“ (V. 29 - 32). Die Liebe besteht immer und ist somit als etwas Höherwertiges anzusehen – Jahreszeiten dagegen sind vergänglich und nur zu einem bestimmten Zeitraum präsent. Selbst der Sommer kann sich somit nicht mit dem Liebchen messen. Nun wird dem Leser auch der Titel „Frühling übers Jahr“ klar: Johann Wolfgang von Goethes Anliegen ist die Liebe als permanent anwesende Schönheit zu thematisieren. Im Mittelpunkt steht in Folge dessen nicht die Natur sondern die persönliche Beziehung zum Liebchen. Der Autor benutzt die Natur um (k)eine Relation herzustellen. Zusammenfassend kann man sagen, dass das vermeintliche Naturgedicht doppeldeutig geschrieben wurde und eigentlich einen ganz anderen Sinn hat, als der Titel und die erste Strophe vermuten lassen.