Zweiter Sonntag im Jahreskreis, 19.1.2014 Von

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Zweiter Sonntag im Jahreskreis, 19.1.2014 Von
Zweiter Sonntag im Jahreskreis, 19.1.2014
Von guten Mächten wunderbar geborgen
Die Weihnachtspost wird geordnet
Diese Woche habe ich meine Weihnachtspost nochmals gelesen und geordnet. Ich habe das
ganze Schriftgut auf drei Stöße aufgeteilt. So kann man das Ganze gut ordnen. Ich habe also
drei Kategorien angelegt, um einen guten Überblick zu bekommen.
Erstens: die Firmenwünsche. Das sind die Karten mit vorgedrucktem Wunsch mit einer unleserlichen Unterschrift des „CEO“ der Firma. Schön, dass die Firmen die Michaelerkirche und
ihre Pfarre nicht vergessen.
Zweitens: die vorgedruckten Karten. Diese sind meist sehr traditionell (Schnee und Schlitten dürfen nicht fehlen) und enthalten meistens nur eine leserliche Unterschrift. Tiefsinnige
Texte soll man hier nicht suchen.
Drittens: die mit der Hand persönlich geschriebenen Wünsche. Menschen möchten sich für
das vergangene Jahr bedanken und wünschen für das Neue Jahr alles Gute. Manchmal fällt
das Wort „und Gottes Segen“. Aber das ist eher selten. Wir tun uns schwer, etwas Religiöses
oder Pastorales in einer Weihnachtskarte oder Neujahrskarte zu verpacken. Wir tun uns
schwer, als Christen zu schreiben und zu wünschen!
Der Apostel Paulus
Da tat sich der Apostel Paulus viel leichter! Er schrieb keine Weihnachtskarten oder Neujahrskarten, sondern er schrieb (oder diktierte) einen pastoralen Brief an seine geliebte Gemeinde von Korinth. Wir hörten eben dessen kurzen Anfang. (1 Kor 1,1-3). Er schrieb ganz
deutlich: „Gnade sei mit Euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus
Christus“ (Vers 3).
Das kann geschwollen oder fromm oder hoch klingen, ist es aber nicht! Jeder Gottesdienst
fängt mit diesem Wunsch, mit diesem Gruß an! Wenn wir es ein wenig anders sagen, klingt es
auch anders: Gnade sei mit Euch und Friede Gottes, unserer Mutter und von unserem Bruder
Jesus Christus.
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Von guten Mächten
Da hat sich der bekannte Theologe Dietrich Bonhoeffer auch leicht getan. Im Gefängnis
schreibt er tiefe Texte. Texte, die wir eben schon gesungen haben: „Von guten Mächten treu
und still umgeben“ (Gotteslob, Nr. 430, erste und zweite Strophe).
Es ist ein besonderes Lied. Dietrich Bonhoeffer ist im Gefängnis in Tegel in Berlin. Er ist
Christ, Theologe und Seelsorger. Er möchte gerne noch leben, aber wie lange noch? Morgen
können sie kommen und dann wird er geköpft oder gehängt. Wer kann ihn trösten? Er
schreibt: Texte, Gebete und Gedichte. Kurt Grahl hat in unserer Zeit dazu eine Melodie komponiert, die wir am Anfang des Gottesdienstes gesungen haben.
Grundvertrauen
Die letzte Strophe, Strophe Nummer sieben, werden wir am Ende des Gottesdienstes noch
singen: „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag“ (GL 430,
Str. 7).
Ein Mensch in Not
Diese Worte möchte ich auch der Frau schreiben, die ich in dieser Woche bei ihrer Krebsoperation begleitet habe. Sie hatte so viel Angst. Sie ist allein und hadert mit Gott. Einen schöneren Text als diesen aus dem Gotteslob gibt es wahrscheinlich in dieser Situation nicht: „Von
guten Mächten wunderbar geborgen“.
Gehen Sie mit diesen Texten nach Hause und summen Sie da die Melodie! Amen.
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