Die Heimkehr von Piano

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Die Heimkehr von Piano
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Rems-Murr RUNDSCHAU
Nummer 226 – RMR2
Donnerstag, 30. September 2010
C3
Die Heimkehr von Piano-Fischer
Nach achtjähriger Abwesenheit kehrt die Verwaltung des Traditionsunternehmens zurück nach Schorndorf
Von unserem Redaktionsmitglied
Christian Rottler
Schorndorf.
Eine 106-jährige Firmentradition
kehrt zu ihren Wurzeln zurück.
Piano-Fischer ist mit der Verwaltung
von Stuttgart wieder ins Stammhaus
nach Schorndorf umgezogen. Firmenchef Dieter Fischer wollte nicht mit
„leeren Händen“ zurückkommen und
überreichte Oberbürgermeister Matthias Klopfer feierlich ein Klavier.
Dem Familienunternehmen fiel der Wegzug
aus Schorndorf wahrlich nicht leicht. Dieter Fischer, Geschäftsführer in der dritten
Generation des Familienunternehmens, hat
seinen Wohnsitz immer schon in Schorndorf gehabt, sein Großvater J. Karl hat hier
1904 angefangen, Harmonien zu bauen und
zu verkaufen.
Doch schon vor gut zehn Jahren hat das
Internet die Struktur des Einzelhandelsgeschäfts radikal verändert, sagt Dieter Fischer. „Die Kunden ließen sich bei uns beraten und haben dann oft im vermeintlich
billigeren Internet gekauft.“ Piano-Fischer
habe sich deswegen auf sein Kerngeschäft,
„die Taste“, konzentriert und vor acht Jahren die Hauptgeschäftsstelle in Schorndorf
„unter emotionalen Schmerzen geschlossen“. Die Werkstatt wurde mit einem Partner in Polen gestärkt und in München verfeinert, die Verwaltung zog geschlossen
nach Stuttgart in die Theodor-Heuss-Straße 12. „Die Umstrukturierung wurde eine
Sanierung, die seit sechs Jahren in Folge
gute Früchte trägt“, so Fischer.
Zurück nach Schorndorf mit dem
Modell „Wohnen und Arbeiten“
Initialzündung für die Entscheidung, zurückzukehren, war die Bereitschaft von
Dieter Fischers Sohn Christian und seiner
Frau Eva-Maria, die Nachfolge anzutreten.
„Eva-Maria ist das Beste, was uns der
Christian gebracht hat“, kokettiert Dieter
Fischer. Eva-Maria sei vor allem im Büro
eine professionelle Unterstützung und eine
Kraft, die dem Geschäftsführer „viel abnimmt“. Das Paar habe sich zudem für das
Modell „Wohnen und Arbeiten“ entschieden. Gemeinsam mit dem Architekten und
Freund der Familie Claus Stammler und
dem Schwiegersohn und Bauleiter Frank
Krämer wurde der umfangreiche Umbau
des Stammhauses in der Johann-PhilippPalm-Straße geplant und umgesetzt. Aus
der ehemaligen Werkstatt wurde die Verwaltung. Von dort aus werden nun circa
6000 Klavierstimmungen pro Jahr organisiert. Weit über 50 000 Kunden werden von
40 Mitarbeitern betreut. Aus dem Flügelsaal wurde eine Altstadtwohnung. Nun leben, wie zu früheren Zeiten, wieder drei
Generationen unter einem Dach. Dies hat
bei der Familie Fischer Tradition, die nun
wieder aufgegriffen wird. Der unangefochtene Star im Haus ist die zehn Wochen alte
Antonia, die ihre Mutter Eva-Maria auch in
den Büroräumen begleitet.
„Die Investitionssumme betrug circa
900 000 Euro“, so Fischer, der betont, dass
gerade die umfangreichen Brandschutzbestimmungen, die zusätzlich 150 000 Euro
verschlangen, die geplante Kostenrechnung
sprengten. Fischer nutzte die Gelegenheit,
Oberbürgermeister Matthias Klopfer darauf hinzuweisen, dass der Brandschutz
vom Bürger heutzutage nicht in jedem
Punkt verstanden werden könne. Die Gefahr liege nahe, dass sich viele Hausbesitzer
in der Innenstadt aufgrund des verschärften Brandschutzes keinen Umbau mehr
leisten können.
Ein schöner Dreiklang:
München, Stuttgart, Schorndorf
Oberbürgermeister Klopfer verwies auf die
Landes- und Bundespolitik, wolle aber sein
Möglichstes tun. Zum einen bedankte er
sich für das Bekenntnis zum Standort
Schorndorf, was auch die Altstadt aufwerte, zum anderen für die damit verbundene
Gewerbesteuer. Das Publikum quittierte
diese Bemerkung mit wohlwollendem Gelächter. „München, Stuttgart, Schorndorf.
Das hört sich doch gut an“, so Klopfer.
„Wie kommt man sonst an eine Kundendatei mit 50 000 Kunden ran.“ Natürlich würden die meisten Kunden am Telefon beraten, doch der Oberbürgermeister hofft
trotzdem, dass der eine oder andere Fischer-Kunde künftig die Schorndorfer Altstadt aufsucht.
Während die Schorndorfer Innenstadt
sich über eine weitere Attraktion freuen
darf, profitiert auch die Schorndorfer Musikschule von der Rückkehr des Tastenfachgeschäfts. Musikschulleiter Günther
Neher betonte in seiner Dankesrede, dass
Piano-Fischer der Jugendmusikschule bereits zum zweiten Mal unter die Arme
greift. „Beim Aufbau der Popularmusikschule sind wir an die Firma Fischer herangetreten und wurden mit 8000 Euro unterstützt.“
Das überreichte Klavier wurde gleich
nach der feierlichen Übergabe in die Jugendmusikschule Schorndorf transportiert.
Der Musikschulleiter persönlich begleitete
die kostbare Fracht bis zu ihrem Bestim-
Gläserne
Produktion
In Alfdorf und Korb
Alfdorf/Korb.
Am 2. und 3. Oktober öffnet der ökologisch bewirtschaftete Mutterkuhbetrieb
von Petra und Andreas Ziesel mit Landmetzgerei in Alfdorf-Schillinghof (ᔑ
0 71 82 / 38 08) seine Pforten. Samstags
können die Besucher ab 14 Uhr an einer
Hofolympiade teilnehmen. Diese besteht
aus mehreren Teildisziplinen wie Strohballenwerfen, Bauerngolf, Wettmelken
und Gummistiefelweitwurf. Auf die Sieger warten attraktive Preise aus der
Landwirtschaft. Sonntags gibt es ab 10
Uhr eine Landmaschinenschau sowie Informationen zur Tierhaltung und zu den
EU-Bio-Richtlinien. Außerdem informiert der Betrieb mit der Ausstellung
„Unser Weg zum EU-Schlachtbetrieb“
in Bildern und Beiträgen über die Zertifizierung. Ein Bauernmarkt wird veranstaltet. Für das leibliche Wohl ist bestens
gesorgt. Ebenfalls am 3. Oktober bietet
das Öko-Weingut Hermann Schmalzried
in Korb, Kirchstraße 61/3 (ᔑ 0 71 51 /
3 26 07), von 12 bis 19 Uhr Weinbergund Kellerführungen an. Referenten stehen Rede und Antwort zur Philosophie
des Öko-Weinbaus. Für Kinder gibt es
ein abwechslungsreiches Programm mit
Kürbisschnitzen, Kindertheater und
Bastelzelt. Alles wird begleitet von LiveMusik. Die Bewirtung übernimmt das
Restaurant Hörnle aus Korb. Außerdem
werden elsässische Spezialitäten von
Anni Schreiner aus Korb zur Verköstigung angeboten.
Kompakt
Telefonnummer bei
häuslicher Gewalt
Waiblingen.
Im Artikel des Familienforums zum Thema häusliche Gewalt am vergangenen
Dienstag hat sich leider ein Fehler eingeschlichen: Hilfen für Kinder und Jugendliche bei häuslicher Gewalt finden Betroffene an der Psychologischen Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche im Caritas-Zentrum Waiblingen, Talstr. 12. Die Telefonnummer lautet ᔑ 0 71 51 / 17 24 28.
Debatte um Hartz IV
„Fünf Euro mehr für Hartz-IV-Empfänger
- ist der Plan der Bundesregierung fair?
Sind Bildungsgutscheine praktikabel? Über
diese Fragen diskutieren die Communitymitglieder weiterhin heftig.
Borkse schreibt: „Würde es wirklich helfen,
wenn wir jedem Hartz-IV-Empfänger 200
Euro mehr im Monat geben würden? Irgendwie müssen wir für Arbeitslose auch
Arbeitsanreize schaffen und das gelingt bestimmt nicht, wenn wir die Empfänger solcher Sozialleistungen mit Geld zuschustern. Ich greife da gern den Wahlspruch der
FDP auf, dem wohl jeder zustimmt: „Arbeit
muss sich lohnen.“ Und Arbeit muss sich
vor allem im Niedriglohnsektor lohnen, in
dem häufig lebensunwürdige Löhne bezahlt
werden. Es kann nicht sein, dass diese Menschen mit Hartz IV mehr Geld zur Verfügung hätten, als sie mit ihrer Arbeit verdienen.
Es geht doch nicht um irgendwelche Zigaretten, es geht um „fordern und fördern“,
denn Hartz IV und sonstige Sozialleistungen sollen lediglich zur Überbrückung
kurzfristiger Phasen dienen.
Ich denke doch, dass dies der eigentliche
Skandal ist, dass viele Menschen Hartz IV
als ihren Lebensunterhalt sehen und eben
gar nicht an ehrlicher Arbeit und „ehrlich“
verdientem Geld interessiert sind.
Löwin ist in der Sache anderer Meinung:
„Ich finde es unglaublich schwer, von so
wenig Geld leben zu müssen. Daran ändern
auch fünf Euro mehr nichts. Das Problem
ist klar, wenn Arbeitslose zu viel Geld vom
Staat bekommen, sehen sie keine Anreize
mehr in der Jobsuche. Warum arbeiten,
wenn man auch so das Geld bekommt. Verständlich, aber so funktioniert das eben
nicht. Um sicherzustellen, dass Hartz-IVEmpfänger nicht mehr bekommen als Arbeitende, muss die Regierung meiner Meinung nach einen Mindestlohn garantieren.
Nur wenn klar ist, dass Arbeitnehmer mindestens einen gewissen Betrag bekommen,
können wir auch das Arbeitslosengeld erhöhen. Natürlich nicht so weit, dass man
davon sehr gut leben kann, aber gut und
menschenwürdig.
Was denkst du? Schreib auf
@ nicht-jugendfrei-online.de/hartz/
Die Pointendichte bei der Klavierübergabe war groß. Oberbürgermeister Matthias Klopfer (auf der Rampe links) und Dieter Fischer (auf der Rampe rechts) ließen sich die Laune vom Regen nicht verderben und sorgten durch ihre Redebeiträge für gute Stimmung unter den Gästen.
Bild: Schneider
mungsort. Die rund 200 Klavierschüler der
Musikschule werden künftig ein weiteres
Instrument zur Verfügung haben.
„Chopin und Mozart kamen nicht aus
Shanghai. Dies ist ein europäisches Klavier,
mit europäischer Kultur zu einem japanischen Preis. Es ist ein erfolgreiches Modell,
das vor allem für Schüler geeignet ist“, sagt
Fischer, der dieses 5500-Euro-Geschenk
gleichzeitig als Appell betrachtet.
Der Musikunterricht darf nicht zum
Stiefkind der Lehrpläne verkommen
Trotz leerer Stadt- und Landeskassen dürfe
der Musikunterricht in Schulen nicht zum
Stiefkind der Lehrpläne verkommen. „Aktives Musizieren unterstützt die Konzentration, ist Nahrung für Geist und Seele, und
heute beweisen auch Wissenschaftler, dass
Kinder, die musizieren, in der Gesellschaft
ein wertvolles Mitglied sind. Die Pubertät
lässt sich leichter verarbeiten, die schulischen Leistungen sind besser und das soziale Verhalten wird gefördert.“ Sicherlich
wird Dieter Fischer darauf achten, dass sei-
ne Enkelin Antonia frühzeitig damit beginnen wird, in die Tasten zu greifen. Zum einen, um ihr eine komplizierte Pubertät zu
ersparen, zum anderen, um sie frühzeitig
für eine mögliche Nachfolge für das Familienunternehmen zu gewinnen.
Das Familienunternehmen Piano-Fischer
ᔡ Das Musikhaus wurde 1904 von J. Karl
Fischer in der Johann-Philipp-Palm-Straße in Schorndorf eröffnet. Sein Sohn Richard führte anschließend das Familienunternehmen.
ᔡ Berühmte Pianisten wie Justus Frantz,
Yaara Tal, Andreas Groethuysen oder
Yuri Rozum sind bekennende Anhänger
der Instrumente aus dem Hause Fischer.
ᔡ In München, Schwäbisch Hall und
genieur Paolo Fazioli stellt Fischer die
längsten Serienflügel der Welt, mit einer Länge von 308 Zentimetern, her.
Stuttgart hat Piano-Fischer weitere Geschäftsstellen.
ᔡ Gemeinsam mit dem Pianisten und In-
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bei der SWN.
SWN.
Gut für den
Rems-Murr-Kreis.

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