Sportvereinszentrum wird gebaut

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Sportvereinszentrum wird gebaut
Schorndorf
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Tier des Tages
Tina beschützt
ihr Zuhause
EXTRA:
B
1
Nummer 147 – SHS1
Donnerstag, 28. Juni 2012
SG-Versammlung mit richtungsweisendem Beschluss
Sportvereinszentrum wird gebaut
Von 140 anwesenden Mitgliedern stimmten nur zwei gegen das Zukunftsprojekt / Vorbehalte bei der Tennisabteilung
Von unserem Redaktionsmitglied
Hans Pöschko
Wer sich stets sicher und behütet fühlen
möchte, für den ist Tina genau die richtige Hündin. Tina, weiß mit schwarzen
Flecken und kastriert, lebt noch im
Tierheim Schorndorf, sehnt sich aber
nach einem richtigen Zuhause, am
liebsten mit eingezäuntem Garten. Darauf passt sie dann bestens auf, denn
Tina ist ein Herdenschutzhundmischling mit den rassebedingten Eigenschaften. Das heißt, sie hat ein ausgeprägtes Schutzverhalten und besonders
scharfe Sinne, die sie jederzeit registrieren lassen, was in ihrer näheren und
weiteren Umgebung geschieht. Wenn
Tina nicht gerade Fremde misstrauisch
beäugt oder verjagt, ist sie ein ruhiger
Hund, der sich über Streicheleinheiten,
Zuwendung, Beschäftigung und Spaziergänge freut.
Nähere Informationen gibt es in der
Tierstation oder über den Tierschutzverein Schorndorf unter
: 0 71 81
6 85 73 oder im Internet unter:
www.tierschutzverein-schorndorf.de.
Teatro Zanni:
Freilichtpremiere
Schorndorf.
Das Teatro Zanni feiert am morgigen
Freitag, 29. Juni, seine vorläufig letzte
Premiere im Röhmareal. Auf der OpenAir-Bühne direkt an der Rems zeigt das
Ensemble seine Eigenproduktion „Sag
meinen Namen“, eine sagenhafte und
höchst vergnügliche Geschichte, die in
ihrer Originalversion zu den Volksmärchen aus Schwaben zählt. Wie immer
geht es darum, eine Prinzessin trickreich
zu erobern, eine gefährliche Wette zu gewinnen, eine abenteuerliche Reise zu bestehen und um die Frage, wie viel „Märchenhaftes“ uns umgibt. Die Zuschauer
werden buchstäblich mitgenommen auf
eine magische Insel und spüren am eigenen Leib, was es heißt, Untertanen König
Heriberts, des dreihundertvierundfünfzigsten, zu sein. Ein zauberhafter Theaterspaß für große, aber auch kleine Märchenfans. Die Freilichtaufführungen finden nur bei trockenem Wetter statt – angemessene Kleidung und Mückenschutz
werden empfohlen. Weitere Termine
sind: 6., 13., 20., 21. und 27. Juli sowie 3.
und 4. August. Beginn ist jeweils um 20
Uhr, Einlass um 19.30 Uhr. Der Eintritt
kostet 13 beziehungsweise neun Euro.
Kartenreservierung: Telefon 0 71 81/
4 96 03 85, E-Mail: [email protected], www.teatrozanni.de
In Kürze
Schorndorf.
Merry Judge gastiert am Samstag, 30.
Juni, in der Musikbar „Engel“ in der
Gottlieb-Daimler-Straße. Das Reggae/
Ska-Konzert beginnt um 20.30 Uhr.
Kultur am See
mit „Corcovado“
Am Freitag im Ziegelei-Seebad
Schorndorf.
Live-Musik bei Sonnenuntergang gibt es
jeden Freitagabend von 18.30 bis 21.30
Uhr im Ziegelei-Seebad in Schorndorf.
Am Freitag, 29. Juni, treten Corcovado
auf – mit Swing, Latin und Jazz. Der Eintritt ins Bad ist von 18 Uhr an frei. Groovender Latin-Jazz, aber auch klassische
Standards der vergangenen Jahrzehnte
stehen auf dem Programm von Corcovado. Das Quintett spielt seit Jahren in
Jazzclubs in und um Stuttgart. Die Musiker stammen zum größten Teil aus der
Schorndorfer Region. Die Band besteht
aus Janos Csabrady, der eine eigene Klavier- und Keyboard-Schule in Schorndorf und Rudersberg hat, Bernd Bauer,
der schon mit allen Jazzgrößen aus der
Region gespielt hat und Gründungsmitglied der Band „September“ ist. Sylvia
Birkenmaier bereichert die Band mit ihrer Stimme, während sich ihr Mann Rolf
um das Schlagzeug kümmert. Bassist von
„Corcovado“ ist Knut Peter Frösch.
Bands und Musiker, die auch mal im
Ziegelei-Seebad auftreten wollen, sollten sich unter
0 71 81/4 82 56 16 oder
[email protected] bewerben.
Schorndorf.
Zumindest die Mitglieder, die zur
Hauptversammlung der SG Schorndorf
in die Barbara-Künkelin-Halle gekommen sind – rund 140 Stimmberechtigte
von 1425 erwachsenen und von insgesamt 3238 Mitgliedern –, stehen mit
zwei Ausnahmen geschlossen hinter
dem Vorhaben des Vereins, für rund
4,8 Millionen Euro ein Sportvereinszentrum zu bauen. In diesem Zentrum
soll es kostenpflichtige Angebote in
den „Zukunftsbereichen“ Fitness,
Gesundheits- und Reha-Sport geben.
Davon abgesehen, dass mit dem geplanten
Sportvereinszentrum in den „Remsauen“,
das im Herbst 2014 eröffnet werden soll, die
„katastrophale, uneffektive und deshalb
teure“ Gebäudesituation der SG in einem
Schritt bereinigt werden kann, verspricht
sich der Großverein laut seinem 1. Vorsitzenden Christoph Berger von der geplanten
Einrichtung vor allem, dass er über das
Wettkampfalter hinaus für seine Mitglieder
in allen Lebensphasen attraktiv bleibt und
auch die Gruppe der 40- bis 60-Jährigen
dauerhaft an sich binden kann, die vielen
Sportvereinen im Land zunehmend abhandenkommt. Auf diesen Effekt hat unter Berufung auf andere Sportvereinszentren
auch der Projektleiter beim Württembergischen Landessportbund (WLSB), Marcus
Lachenwitzer, in seinen einleitenden Ausführungen abgehoben. Und betont, dass in
Schorndorf die strukturellen Voraussetzungen für ein Sportvereinszentrum auf alle
Fälle gegeben seien. Vom WLSB darf die
SG einen Zuschuss in Höhe von 318 000
Euro für das Projekt erwarten, die allerdings auf fünf Jahre verteilt werden, so dass
der Verein vorfinanzieren muss.
„Noch kein Verein pleite wegen
eines Sportvereinszentrums“
Nachdem Christoph Berger alle Zweifel
und Sorgen, den Hochwasserschutz des
nahe der Rems angesiedelten Sportvereinszentrums betreffend, ausgeräumt hatte
(„Das will sich die SG nicht antun, dass da
was schiefgeht“), stand die Frage der Wirtschaftlichkeit einer solchen Einrichtung im
Mittelpunkt des Interesses. Christoph Berger geht nach dem, was die Erfahrungen anderer Vereine mit Sportvereinszentren hergeben und was sich die SG von einem Wirtschaftsprüfer bescheinigen lassen hat, davon aus, dass das neue Zentrum mit 400 bis
500 Mitgliedern startet und dass sich diese
Mitgliederzahl, defensiv gerechnet, im Zeit-
raum zwischen drei und vier Jahren auf
1000 Mitglieder erhöht. Was bedeuten würde, dass nach etwa dreieinhalb Jahren die
Einnahmen die Kosten übersteigen würden.
Dass es sich dabei um eine relativ konservative Betrachtung handelt, machte in der
Hauptversammlung der Geschäftsführer
des VfL Sindelfingen, Roland Medinger,
deutlich. Er geht nach seinen eigenen Erfahrungen davon aus, dass die Mitgliederund damit auch die Einnahmeentwicklung
deutlich rasanter verläuft und dass deshalb
auch der Finanzierungszeitraum entspre-
chend verkürzt werden kann. „Wie sollen in
wenigen Jahren 1000 neue Mitglieder gewonnen werden, die bisher noch nicht Mitglied in einem Fitnessstudio sind?“, wunderte sich Klaus Eckert als Mitglied der
Tennisabteilung. Nicht zuletzt aus dem großen Reservoir der eigenen Mitglieder, die
zusätzlich zum traditionellen Verein auch
Mitglied im Sportvereinszentrum werden
könnten, sagte Planer Ulrich Schatz, der
sich selber auch für einen potenziellen Kunden hält. „Das ist ein eigener Markt, der hat
mit dem kommerziellen Fitnessmarkt
Manche Tennisspieler fürchten um
das Eigenleben der Abteilung
Kooperationen
Den Wirtschaftlichkeitsberechnungen liegt die Annahme zugrunde, dass
die Nutzer des Sportvereinszentrums
bereit sind, durchschnittlich 45 Euro
pro Monat für die unterschiedlichsten
Angebote auszugeben. Zusätzlich
zum SG-Jahresbeitrag, der in den
nächsten Jahren konstant gehalten
werden soll.
Die landesweite Besonderheit
des Schorndorfer Modells ist, dass
vertragliche Kooperationen mit anderen Schorndorfer Vereinen abgeschlossen werden sollen mit der Folge,
dass deren Mitglieder die Angebote zu
denselben Konditionen nutzen können wie SG-Mitglieder.
nichts zu tun“, antwortete Marcus Lachenwitzer auf Eckerts Frage und verwies auf
das Beispiel Großsachsenheim, wo 80 Prozent der Nutzer das Thema Fitness und Gesundheitssport erstmals im Sportvereinszentrum für sich entdeckt hätten. Weil, so
die Zusatzerklärung von Roland Medinger,
die Hemmschwelle deutlich niedriger sei als
bei einem Fitnessstudio. Übereinstimmend
stellten beide fest: „Es ist noch kein Verein
pleitegegangen wegen eines Sportvereinszentrums.“
Am Modell informierten sich die SG-Mitglieder vor der Hauptversammlung darüber, wo das Sportvereinszentrum stehen, wie es aussehen und wie es sich in die „Remsauen“ einfügen soll.
Bild: Steinemann
Überhaupt kamen die konkretesten Vorbehalte gegen das Vorhaben Sportvereinszentrum von der unmittelbar benachbarten
Tennisabteilung, die zwar einen Platz verliert, der aber ansonsten Bestandsschutz
zugesichert ist. Er habe die Befürchtung,
„dass die Tennisabteilung irgendwann
komplett im Schatten sitzt“, sagte Peter Jakobsen, der wissen wollte, ob die Abteilung
noch in die weitere Planung einbezogen
werde. Sie sei schon bisher einbezogen gewesen, machte der SG-Vorsitzende Christoph Berger deutlich. Und auch, dass
grundlegende Änderungen an der Planung,
die das Ergebnis jahrelanger Überlegungen
sei, nicht mehr vorstellbar seien. Er sei, so
Berger, überzeugt, dass sich auch die Tennisspieler in der Nähe des Sportvereinszentrums bald wohlfühlen werden. Ein eigener
gastronomischer Bereich könne ihnen aber
neben der Gastronomie im Sportvereinszentrum und im Außenbereich desselben
nicht (mehr) zugestanden werden. „Dann
muss halt auf der Terrasse der Tennisspieler
auch mal neben dem Fußballspieler oder
dem Freizeitsportler sitzen“, machte der
Präsident des Deutschen Turnerbundes,
Rainer Brechtken, in seiner Eigenschaft als
langjähriges Vereinsmitglied relativ ungeschminkt klar, was er von der Position mancher Tennisspieler hält.
Zentrales Element des Sport- und Freizeitparks
In den die Stadt bis zur Kleinen Gartenschau im Jahr 2019 sieben Millionen Euro investieren will
(hap). Es hätte ihrer wohl nicht mehr
bedurft, aber sie haben vielleicht ein
Übriges bewirkt, um die Entscheidung
noch klarer zu machen, als sie es
ohnehin gewesen wäre – die Appelle,
mit denen sich Oberbürgermeister
Matthias Klopfer, der Präsident des
Deutschen Turnerbundes, Rainer
Brechtken, und der Erste Bürgermeister
Horst Reingruber in der SG-Hauptversammlung zu Wort gemeldet haben.
„Man sieht, was man aus einem gemeinsamen Impuls gestalten kann“, sagte der
Oberbürgermeister im Hinblick auf das
städtische Interesse, in den Remsauen – bis-
lang eher als „Altlache“ bekannt – als zentrales Projekt der Stadt für die sich am
Remsband entlangziehende „Kleine Gartenschau“ im Jahr 2019 einen modernen
Sport- und Freizeitpark zu schaffen, dessen
wichtigster Bestandteil das neue SG-Sportvereinszentrum sein soll. Klopfer sprach
von einer „fundierten und engagierten“
Planung, für die im Gemeinderat „die Ampel auf Grün“ stehe. Endgültig entscheiden
wird das Gremium am 19. Juli, wobei es
dann auch um die Frage gehen wird, ob sich
die Stadt zur Hälfte an den mit rund
400 000 Euro veranschlagten Kosten für ein
neues Funktionsgebäude beim Kunstrasenspielfeld beteiligt. Diesem Projekt, für das
die SG laut ihrem Vorsitzenden Christoph
Berger auch noch einen Zuschuss in Höhe
von rund 50 000 Euro vom WLSB erwartet,
stimmten die Mitglieder geschlossen zu. Es
sei auch Aufgabe der Stadt, sich nach Ab-
bruch des seitherigen Vereinsheims um ein
Funktionsgebäude fürs Stadion und um den
Erhalt der Tribüne zu kümmern, sagte der
Oberbürgermeister, der sich und seinen
Stellvertreter Horst Reingruber schon mal
als Mitglieder fürs neue Sportvereinszentrum avisierte.
„Ohne dieses Zentrum funktioniert alles
andere auf diesem Gelände dem Grunde
nach auch nicht“, machte Reingruber deutlich. Und er verwies darauf, dass die Stadt
bereit sei, in das Projekt „Sport- und Freizeitpark“ in den nächsten Jahren sieben
Millionen Euro zu investieren. „Deshalb
sind wir mit diesem Projekt zum Erfolg verdammt“, sagte der Erste Bürgermeister in
Anspielung auf verschiedentlich geäußerte
Zweifel an der Wirtschaftlichkeit eines solchen Vereinszentrums.
„Bitte nutzen wir gemeinsam dieses Zentrum so, dass der Verein mehr wird als die
Holding von 20 Abteilungen“, appellierte
Rainer Brechtken an die Mitglieder – und er
fügte mit Blick auf die mögliche Querfinanzierung zwischen dem Sportvereinszentrum
und dem klassischen und in der Regel defizitären Vereinssport hinzu: „Die Zukunft
des Wettkampfsports liegt in diesem Zentrum.“ Nicht zu vergessen, so Brechtken,
dass sich das über viele Jahre hinweg ziemlich angeschlagene Image des Großvereins
SG im Zusammenhang mit der Diskussion
um das Sportvereinszentrum deutlich verbessert habe. Nicht zuletzt natürlich dadurch, dass die SG den anderen Vereinen in
der Stadt die Möglichkeit von Kooperationen angeboten hat, die zur Folge hätten,
dass Mitglieder anderer Vereine das neue
Sportvereinszentrum zu den gleichen finanziellen Konditionen nutzen könnten wie
Mitglieder der SG, ohne deshalb ihrem eigenen Verein untreu werden zu müssen.