PDF-Datei: 20.04.2004 HSt-Land

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LANDKREIS
DIENSTAG 20. April 2004
Petitionsausschuss-Kommission zerstreut größte Sorge der Besitzerinnen – Kompromiss: Sanierung wird auf Herbst verschoben
Finsterroter See bleibt nicht auf Dauer trocken
Von Sabine Friedrich
Der Finsterroter See muss ein See
bleiben. Damit zerstreute der Petitionsausschuss des Landtags gestern Morgen in Wüstenrot die
große Sorge der Eigentümerinnen. Sie wehren sich gegen die Anordnung des Landratsamtes, weil
sie fürchten, dass nach einer
Damm-Sanierung der See nicht
mehr befüllt werden darf.
Das Landratsamt Heilbronn hält
den Damm für nicht standsicher,
ordnete deshalb an, das Wasser bis
Juni abzulassen, um zu untersuchen
und, wenn notwendig, zu sanieren
(wir berichteten bereits).
Jörg Döpper (CDU), Vorsitzender
des Petitionsausschusses, marschierte nach der zweistündigen
Anhörung im Rathaus den Damm
ab. Der See, den er aus seiner Jugend
kennt, ist schon 450 Jahre alt – warum sollte dessen Damm ausgerechnet in diesem Frühjahr brechen?
Auch seine Kollegen der Kommission, die Wahlkreis-Abgeordneten
Dr. Bernhard Lasotta und Döppers
Vize, Reinhold Gall (SPD), leuchtete
eine Akut-Gefahr nicht ein.
Der Pächter des Bade- und Angelsees, Dietmar Hentzschel, stieg derweil ins Wasser an der Dammseite,
das ihm bis zur Brust reichte. Werner Zacharides, Referatsleiter oberirdische Gewässer beim Landkreis,
zeigte die Nass-Stellen auf der Landseite. „Da hat sich eine Mulde gebil-
Pächter Dietmar Hentzschel reicht das Wasser am Damm bis zur Hüfte und teilweise bis zur Brust. Die Petitionsausschuss-Kommission machte sich gestern ein Bild vom Zustand des Damms am Finsterroter See. (Foto: Ulrike Kugler)
det. Das ist nicht zu dulden“, untermauerte er die einhellige Meinung
von Landratsamt, Gewässerdirektion, Regierungspräsidium und Landes-Umweltministerium – alle gestern vertreten –, dass der Damm
nicht standsicher sei. Und damit ei-
ne Gefahr für die Bebauung in Finsterrot darstelle, sollte er ein extremes Hochwasser nicht aushalten.
Das erste Gutachten sei „ein
Alarmzeichen in rechtlicher Sicht,
was Schadensersatz und Strafrecht
angeht“, verteidigte Kreis-Umwelt-
dezernent Wolfgang Schilling die
Ablassungs-Anordnung bis Juni.
„Ich lege meinen Kopf nicht blind
ins Feuer und sage: Jawohl, wir warten bis zum Herbst.“ Das muss er
aber wohl. Denn die Landtags-Kommission sah keine Eile. Ihr leuchtete
die Argumentation von Pächter und
den Eigentümerinnen Christa LangKemppel und Helga Lang ein, wegen ökologischer Schäden das Wasser erst im Herbst abzulassen – zuletzt geschah dies vor 13 Jahren.
Auch wenn Döpper eine gewisse
Verzögerungstaktik der Schwestern
ausmachte. Zudem sieht der Kompromiss vor, dass das weitere Gutachten, das kein akutes Standsicherheitsproblem erkennt, bis 15. Mai
komplett vorgelegt wird. „Wenn die
Standsicherheit gewährleistet ist,
spricht nichts gegen die Wiederbefüllung“, so Döppers Lösungsvorschlag, dem der 25-köpfige Petitionsausschuss und der Landtag zustimmen müssen. „Mehr können
Sie nicht verlangen“, sagte er in
Richtung der beiden Frauen.
Deren Anwalt hakte aber nach:
Ob Landeszuschüsse für die Sanierung möglich seien? Die Förderrichtlinien gelten nur für Kommunen, winkte Werner Schultz vom
Umweltministerium ab. Für die Sanierung des Sees – der keine Hochwasserschutzanlage ist – sei der Besitzer zuständig, stellte Döpper klar.
Der See habe aber einen Sonderstatus, was die öffentliche Nutzung als
Naherholungsgebiet
anbelange,
meinte Gall. Die Sanierung dürfe
nicht abhängig von der Zuschussfrage gemacht werden, mahnte
Schilling. Döpper nickte: „Dann haben wir die nächste Petition und stehen am leeren See“, warnte er.
In Zeiten knapper Kassen sparen Städte auch bei Grünanlagen – Neckarsulm hält Standard
Blumen halten größeren Abstand
Von Simon Gajer
und Wolfgang Müller
In den Städten und Gemeinden
im Landkreis blüht es zurzeit an
allen Ecken und Enden – auch in
Zeiten knapper Kassen. Bei Bauhöfen und Stadtgärtnern wird
dennoch gespart. Neckarsulm dagegen hält seinen Standard.
Tulpen und Stiefmütterchen verwandeln den Weinsberger Ortskern
in eine bunte Blumenpracht. Elfriede Schlierf genießt dies, als sie an
den weißen Holztrögen entlang spaziert. „Es sieht schön aus“,
schwärmt sie beim Anblick eines
Beetes gelber Stiefmütterchen. „Dafür gibt die Gemeinde noch Geld
aus.“ Ein Glück, findet sie.
Weinsberg blüht, aber nicht
mehr so kräftig wie in den vergangenen Jahren. Die Stadt muss sparen
und kürzt bei ihren Park- und Grünanlagen. 230 000 Euro an Personalkosten hat die Stadt für Bauhof und
Stadtgärtnerei eingeplant. Das sind
50 000 Euro weniger für den GrünBlumen verschönern dieser Tage die Ortskerne der Städte und Gemeinden. bereich als vor einem Jahr, sagt
Die Passanten haben ihre Freude daran. (Foto: Simon Gajer)
Weinsbergs Kämmerer Franz Ott.
Darüber hinaus hat die Stadt die
Stelle des Stadtgärtners noch nicht
wieder besetzt.
Im Herbst hat die Kernerstadt Tulpen und Narzissen für 3000 Euro bestellt. „Das sind 20 Prozent weniger
als im Jahr davor“, sagt Klaus Colberg, Leiter des Stadtbauamts. Dies
war allerdings nur eine erste Kürzung. „Für den Sommer sieht’s noch
kritischer aus“, sagt Colberg.
Drei Fahnen mit dem Aufdruck
„Bad Friedrichshall“ flattern im
Wind und begrüßen die Autofahrer
am Ortseingang. Ihre Masten stecken in einem Meer von Tulpen und
Stiefmütterchen – das Rondell an
der Kocherbrücke ist derzeit eine der
blühendsten Stellen der Salzstadt.
Aber auch Bad Friedrichshall muss
sparen. „Wir gehen von mindestens
60 000 Euro aus“, sagt Kämmerer
Hanspeter Friede. Für etwa diese
Summe werden die Bauhofmitarbeiter künftig Arbeiten übernehmen, die die Stadt früher an Fremdfirmen vergeben hat. Im Gegenzug
haben sie weniger Zeit, um sich um
die Blumenbeete und Grünanlagen
zu kümmern. „Wer mit offenen Au-
gen durch die Stadt geht, wird das
merken“, so Friede.
1500 Euro weniger gibt die Verwaltung dieses Jahr für Blumen aus.
Nun stehen dafür nur noch 6000
Euro zur Verfügung. Oft genügt ein
Trick, um das Sparen zu verbergen,
erklärt Bachmayer: „An manchen
Stellen pflanzen wir die Blumen
weiter auseinander ein.“ Andere Orte werden gar nicht mehr verziert.
Rund 250 000 Euro gibt die Stadt
Neckarsulm in diesem Jahr für Personalkosten der Bauhofmitarbeiter
aus, die sich ums Grün der Stadt bemühen. Das sind 40 000 Euro mehr
als im vergangenen Jahr. Die Löhne
sind gestiegen. Ansonsten belässt
die Autostadt alles so, wie es ist.
So werden zigtausend Blumen –
etwa 20 000 Narzissen und 15 000
Tulpen – die Stadt in ein Farbenmeer verwandeln. Auch auf die so
genannte „Verpiss-Dich-Pflanze“
will die Stadt nicht verzichten. Sie
hält Hunde und Katzen davon ab,
ihr Geschäft zu verrichten. „Damit
hatten wir im letzten Jahr großem
Erfolg“, sagt Anton Hirth, Grünbereichsleiter der Stadt Neckarsulm.
Viele Themen haben Eppingens OB Klaus Holaschke in den ersten Tagen seiner Amtszeit beschäftigt
Das Gesundheitszentrum soll bald starten
Repräsentationspflichten, Rathaus, Verkehrsführung,
Gesundheitszentrum – viele Themen haben Eppingens neuen Oberbürgermeister Klaus Holaschke schon
in den ersten Tagen seiner Amtszeit beschäftigt. Dazu
gab er unserem Redakteur Peter Boxheimer Auskunft.
INTERVIEW
■ Der Wechsel vom Amtsleiter auf
den Chefstuhl – war er ein kleiner
Schritt oder ein Sprung ins kalte
Wasser?
Holaschke: Es war so ein Mittelding. Mir ist in den ersten Tagen
schon bewusst worden, dass es kein
kleiner Schritt war. Aber durch meine bisherige Tätigkeit bin ich in
vielen Themen schon drin, und somit ist es auch kein Sprung ins kalte
Wasser gewesen.
■ Welches Thema hat Sie im ersten
halben Monat Ihrer Amtszeit am
meisten beschäftigt?
Holaschke: Ein ganz wichtiges
Thema waren Antrittsbesuche, die
natürlich in zwei Wochen noch
nicht alle abgearbeitet sind. Hinzu
kam, mit Repräsentationsaufgaben
umzugehen. Das hat mich schon in
den ersten Tagen stark in Beschlag
genommen, nachdem es doch sehr
viele Veranstaltungen gibt. Arbeitsthema waren zwei Sitzungen im
Verwaltungsausschuss und Techni-
den ich ins Spiel gebracht habe:
nochmals darüber nachzudenken,
ob die Einbahnstraßen-Regelung
das letzte Wort ist oder man die bereits im Vorfeld des Versuchs diskutierte Variante überlegt, den Marktplatz zu sperren und den Verkehr
auf der Brettener Straße und Wilhelmstraße gegenläufig zuzulassen.
Ich habe von vielen Bürgern gehört, dass eine gewisse Unzufriedenheit über das Abhängen des Südens von der Innenstadt herrscht.
schen Ausschuss. Wir haben zum
Rathaus eine Besprechung gehabt.
Der Technische Ausschuss hat einstimmig festgelegt, dass sich der
erste Preisträger in einer der nächsten Gemeinderatssitzungen vorstellt. Die Rückverlagerung des Rat- ■ Am Montag wurde mit dem Bau der
hauses in die Innenstadt in AbMehrzweckhalle im Schulzentrum
schnitten wird ein Schwerpunkt
begonnen. Wird es auf absehbare
der Arbeit für die nächsten Monate
Zeit der letzte Spatenstich sein?
sein.
Holaschke: Die Finanzsituation ist
momentan so, dass wir 2004 tat■ Stichwort Innenstadt: Die sechs Mo- sächlich vor einem finanziell sehr
nate für den Probelauf sind vorbei. schwierigen Jahr stehen. Wir müsWie geht es mit der Verkehrsfüh- sen sicherlich jedes Vorhaben, das
rung im Zentrum weiter?
jetzt in die Planung geht, sehr sorgHolaschke: Wir hatten eine inter- fältig überprüfen. Ein Schwerne Arbeitssitzung mit dem Ver- punktthema wird die Erweiterung
kehrsplaner. Wir hatten ja noch- des Gymnasiums sein. Die Zumals eine abschließende Verkehrs- schussanträge sind gestellt. Ich
zählung in Auftrag gegeben. Auch rechne damit, dass wir dieses Jahr
das wird Anfang Mai Thema im Ge- hier Bescheide bekommen, die uns
meinderat sein.
auch eine Perspektive geben, dass
wir relativ zeitnah mit dem Bau an■ Gibt es konkrete Vorschläge der Ver- fangen können.
waltung?
Holaschke: Es gibt einen Ansatz, ■ Wie ist der Stand der Gespräche
zum
Gesundheitszentrum?
Holaschke: Ich
hatte vorige Woche ein internes
Gespräch,
bei
dem wir die Bewerberlage sondiert haben. Es
sind zahlreiche
Interessenten im
Bereich Anästhesie / Schmerztherapie da, die auch
gleichzeitig
als
Betreiber auftreten könnten. Es
ist Interesse von Seit dem 1. April ist Klaus Holaschke Oberbürgermeister
Chirurgen/Orin Eppingen. (Foto: Peter Boxheimer)
thopäden
vorhanden. Wir haben uns als Ziel geKämmerer?
setzt, dass wir in den nächsten 14 Holaschke: Wir haben die Stelle
Tagen eine innere Auswahl treffen, noch nicht ausgeschrieben, weil in
um dann den nächsten Schritt zu diesem Zusammenhang noch orgagehen. Es sind schon Planüberle- nisatorische Fragen zu lösen sind.
gungen angestellt worden, wie wir Wir sind im Prozess der Verwaldas Haus in Abschnitten sanieren tungsmodernisierung. Ich habe dawollen. Da ist der OP-Bereich ein zu eigene Vorstellungen eingewesentlicher Punkt. Wir sind stark bracht, die noch mit den Gemeindaran interessiert, dass es relativ deratsfraktionen zu besprechen
zeitnah mit dem Gesundheitszen- sind. Wir werden den Kämmerer
trum losgeht.
aber zügig ausschreiben. Mein Ziel
ist es, dass spätestens zum 1. Sep■ Im Rathaus ist noch eine Personal- tember eine neue Frau oder ein
frage zu klären: Wer wird neuer neuer Mann auf diesem Stuhl sitzt.
LA1
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Tourismus in der Region
Gall: „Keine Angst
vor Fusionsplan“
Die Fusionspläne in der Tourismuswirtschaft begrüßt der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Heilbronner Kreistag, Reinhold Gall.
„Die Fusionsbestrebungen der
Tourismusverbände in Hohenlohe
zeigen deutlich, was die Stunde geschlagen hat: Effiziente Tourismusförderung kann heute nur in größeren Verbünden geschehen. Das Nebeneinander von vielen kleinen
Verbänden für viele kleine Gebiete
muss
überwunden
werden“,
schreibt Gall in einer Presseerklärung. Im erweiterten Europa würden Urlaubsregionen nur dann
wahrgenommen, wenn sie neben
touristischer Strahlkraft auch über
eine gewisse Fläche verfügten. Reinhold Gall weiter: „Die Fusionsbestrebungen sollten den benachbarten Tourismusverbänden und dem
Landkreis Heilbronn keine Angst
machen. Vielmehr sollte man sich
ein Beispiel daran nehmen und
ebenfalls über eine Fusion nachdenken. Nur ein großer regionaler Tourismusverband kann die Region
Franken im baden-württembergischen, im deutschen aber vor allem
auch im europäischen Wettbewerb
so platzieren, dass der Tourismus zu
einem starken Wirtschaftsmotor
werden kann.“
Nachdem in der Vergangenheit
weder im Kreistag noch im Regionalverband Heilbronn-Franken entsprechende Anträge der SPD-Fraktionen Unterstützung fanden, sollten sich nach Galls Meinung die anderen Fraktionen jetzt den Erfordernissen stellen und der Wachstumsbranche Tourismus auch in dieser
Region zu neuer Blüte verhelfen.
Unfall beim Elsenzer Badesee
Kind bewusstlos
am Ufer entdeckt
Bewusstlos vom Onkel am Ufer des
Elsenzer Badesees aufgefunden
wurde ein zweijähriges Mädchen.
Es hatte sich am Samstag mit weiteren Kindern und mehreren Erwachsenen, darunter auch die Mutter, in
einer direkt angrenzenden Gartenanlage aufgehalten. Während die
Erwachsenen mit Gartenarbeiten
beschäftigt waren, hielten sich die
Kinder auf einem Spielplatz auf.
Gegen 18 Uhr wurde das Fehlen der
Zweijährigen bemerkt. Wie sie ins
Wasser kam, konnte bislang nicht
geklärt werden. Noch im Rettungswagen erlangte das Mädchen bei
der Erstversorgung durch den Notarzt wieder das Bewusstsein. Es
wurde ins Heilbronner Klinikum
am Gesundbrunnen gebracht. Das
Kind ist inzwischen außer Lebensgefahr. (red)
Schwer Verletzter in Beilstein
Nicht angegurtet
gegen Baum
Mit Alkohol am Steuer und überhöhter Geschwindigkeit ist am
Montagmorgen kurz nach 1 Uhr
ein 22 Jahre alter Autofahrer am
Ortseingang Beilstein verunglückt.
Er kam mit seinem Ford Escort in
einer scharfen Rechtskurve von der
Fahrbahn ab und prallte frontal gegen einen Baum. Mit schweren Verletzungen wurde der 22-Jährige, der
nicht angeschnallt war, ins Krankenhaus eingeliefert. Die Polizeibeamten stellten am Unfallort starken
Alkoholgeruch beim Verunglückten fest und behielten gleich seinen
Führerschein ein. Der Ford hat nur
noch Schrottwert. (red)
Neckarsulmer Asyl-Unterkunft
Fritteuse war
noch an: Feuer
Weil sich in einer eingeschalteten
Fritteuse das Fett überhitzte, kam es
am Sonntag gegen 18 Uhr in einer
Gemeinschaftsküche der Neckarsulmer Asylbewerberunterkunft zu
einem Brand. Ein Albaner hatte
laut Polizei offenbar vergessen, die
Fritteuse auszuschalten. Weil ein
Mitbewohner sofort eingriff und
drei Feuerlöscher leerte, war der
Brand bis zum Eintreffen der Feuerwehr bereits gelöscht. Dennoch
entstand ein Schaden in Höhe von
etwa 5000 Euro. (red)