Wirtschaftsbericht
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Schweizerische Botschaft in Kosovo Formular CH@WORLD: A754 Schweizerische Vertretung in: Pristina Land: Kosovo Letzte Aktualisierung: 2. Juni 2016 Wirtschaftsbericht Kosovo 2016 Zusammenfassung Kosovo verzeichnete 2015 ein robustes Wirtschaftswachstum, das deutlich über demjenigen der Euro-Zone und anderen Ländern des Westbalkans lag. Dank relativ niedriger Lohnkosten, einer jungen und mehrsprachigen Bevölkerung sowie fiskalischer Stabilität hat Kosovo wirtschaftliches Potenzial. Das Land kämpft jedoch weiterhin mit grossen Herausforderungen bezüglich Rechtsstaatlichkeit, fairem Wettbewerb, Infrastruktur und mangelhaft ausgebildeten Arbeitskräften. Die ungelöste Statusfrage Kosovos birgt ebenfalls Unwägbarkeiten. Kosovos Ambition eines EU-Beitritts schafft wichtige Anreize für wirtschaftspolitische und institutionelle Reformen. Das am 1. April 2016 in Kraft getretene Stabilisierungs- und Assozierungsabkommen (SAA) zwischen Kosovo und der EU legt diesbezüglich eine Reihe von konkreten Zielen fest. Die erwartete Aufhebung der Schengen-Visapflicht für kosovarische Bürger schliesslich dürfte deren internationale Geschäftstätigkeit demnächst vereinfachen. 1. Wirtschaftliche Probleme und Herausforderungen Umstrittene Staatlichkeit In enger Zusammenarbeit mit westlichen Partnerländern erklärte Kosovo 2008 seine Unabhängigkeit von Serbien. 111 UNO-Mitgliedstaaten haben Kosovo als unabhängigen Staat anerkannt, darunter 23 der 28 EU-Mitglieder1 und die Schweiz. Serbien lehnt diesen Schritt dagegen weiterhin ab. Die ungelöste Statusfrage birgt trotz sicherheitspolitischer Stabilität einige Hindernisse und Unsicherheiten, die sich auch auf das Investitonsklima niederschlagen. Dialog zwischen Pristina und Belgrad gerät ins Stocken Ein technischer Dialog unter Vermittlung der EU führte ab 2011 zu ersten Normalisierungsschritten zwischen Pristina und Belgrad. 2013 wurde in Brüssel ein Abkommen über 15 Punkte unterzeichnet, das First Agreement of Principles Governing the Normalization of Relations. Dieses meist als Brüsseler Abkommen bezeichnete Dokument wurde seither erst teilweise umgesetzt. Während Belgrad eine weitgehende Autonomie der KosovoSerben durch die Gründung eines Verbands („Association/Community“) der mehrheitlich 1 Kosovos Unabhängigkeit wird von Griechenland, Rumänien, der Slowakei, Spanien und Zypern nicht anerkannt, unter anderem aus innenpolitischen Gründen. serbisch bewohnten Gemeinden in Kosovo zugesichert erhielt, konnte Pristina dank dieses Abkommens seine rechtsstaatlichen Institutionen auch auf den – seit Ende des KosovoKonflikts faktisch autonomen – Norden Kosovos ausdehnen. Neben verschiedenen Kompromissen musste Pristina dafür bei der Frage der Mitgliedschaft in internationalen Organisationen wie der UNO und der OSZE Zugeständnisse machen: Im Abkommen wurde lediglich festgehalten, dass sich Pristina und Belgrad nicht auf ihrem jeweiligen Weg in die EU behindern werden. In weiteren Dialogrunden wurden seitdem weitere Vereinbarungen zur Umsetzung dieses Abkommens getroffen. Unter anderem aufgrund heftiger Proteste der kosovarischen Opposition mit Tränengasattacken im Parlament seit Herbst 2015 hat der Dialogprozess dieses Jahr jedoch spürbar an Schwung verloren. Die unvollständige Umsetzung dieser Vereinbarungen durch beide Parteien ist insbesondere für Unternehmen problematisch, die auf Handel zwischen Kosovo und Serbien angewiesen sind: So schränkte Pristina Anfang 2016 als Retorsionsmassnahme zeitweilig Gefahrengüterimporte (v.a. Treibstoffe) aus Serbien ein. Auch im Strommarkt hängt die Planungssicherheit von Vereinbarungen zwischen Pristina und Belgrad ab, die bisher nur lückenhaft umgesetzt worden sind. Ein drohender Stillstand im Dialogprozess hemmt aber indirekt auch die längerfristige Integration Kosovos in internationale Märkte. Strukturelle Herausforderungen Kosovos Privatsektor wird von Kleinstunternehmen geprägt, die in der Regel wenig kapitalintensiv sind. 2013 hatten 99 Prozent aller registrierten Betriebe weniger als zehn Angestellte. 2 Rund 28 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) werden Industrie und Baugewerbe zugeschrieben, 57 Prozent dem Dienstleistungssektor (s. Anhang 1). Im Jahr 2016 rechnet der Internationale Währungsfonds (IWF) mit einem Wirtschaftswachstum von 3.8 Prozent (s. Wirtschaftsdaten in Anhang 2). Damit liegt Kosovo deutlich über der Eurozone 3 und anderen Ländern des Westbalkans. Dieses Wachstum erfolgt jedoch von einer niedrigen Basis: Mit einem nominalen BIP pro Kopf von rund 3‘213 Euro ist Kosovo das drittärmste Land Europas, vor der Ukraine und Moldawien. Das Land kämpft mit einer negativen Handelsbilanz und hoher Arbeitslosigkeit, zu deren Reduktion ein deutlich stärkeres Wirtschaftswachstum von Nöten wäre. Kosovo bleibt damit auf Gelder der Entwicklungszusammenarbeit sowie auf Rimessen der Diaspora angewiesen.4 Die Schattenwirtschaft (über 30 Prozent des BIP) und das organisierte Verbrechen sind in Kosovo stark ausgeprägt. Klientelismus, Korruption und Oligopole reduzieren den Wettbewerb und führen zu Produkten und Dienstleistungen mit schlechtem Preis-LeistungsVerhältnis. Im Index of Economic Freedom schneidet Kosovo schlechter ab als seine Nachbarländer und erhält das Prädikat „moderately free“. 5 Gemäss einer Umfrage der Handelskammer stellen die rechtlichen Rahmenbedingungen für Unternehmer die grösste Herausforderung dar. 6 In Bezug auf die Effizienz und politische Unabhängigkeit der Justiz besteht weiterhin grosser Reformbedarf. Wenngleich die gesetzlichen Grundlagen mehrheitlich solide sind, werden diese oft unvollständig oder selektiv umgesetzt, was die Rechtssicherheit zusätzlich schwächt. Auch die Infrastruktur bleibt stark ausbaufähig.7 2 Kosovo Agency of Statistics, Vjetari Statistikor i Republikës së Kosovës 2015 [Statistisches Jahrbuch], 2015, S. 167, http://ask.rks-gov.net/publikimet/doc_download/1242-vjetari-statistikor-i-republikaeumls-saeuml-kosovaeumls-2015 3 Kosovo hat 2002 unilateral den Euro als offizielle Währung eingeführt. 4 Der Anteil der Rimessen am BIP betrug 2014 rund 16 %, wobei Deutschland und die Schweiz die Liste der Ursprungsländer anführten. Der Anteil der offiziellen Entwicklungshilfe am BIP betrug 5 %. 5 Heritage Foundation, 2016 Index of Economic Freedom, www.heritage.org/index/ranking. Kosovo liegt auf Platz 84 von 178. 6 Kosova Chamber of Commerce, After Care. The Opinion of Foreign Direct Investors, Mai 2016, S. 11. 7 Die Zufriedenheit der Bevölkerung mit staatlichen Dienstleistungen und Behörden kann im Kosovo Mosaic Visualizer zwischen den Gemeinden des Landes anschaulich verglichen werden: http://assemblio.github.io/kosovo-mosaic-visualizer/en/index.html 2/10 Wirtschaftsbericht Kosovo – Mai 2016 2. Internationale und regionale Wirtschaftsabkommen 2.1. Politik, Prioritäten des Landes Europäische Integration als wichtigster Reformanreiz Das Ziel eines Beitritts zur EU ist in der kosovarischen Politik nahezu unbestritten. Seit dem 1. April 2016 ist zwischen der EU-Kommission und Kosovo ein Stabilisierungs- und Assoziierungs-Abkommen (SAA) 8 in Kraft, welches über zehn Jahre durch graduelle Liberalisierungen freien Handel ermöglichen sowie die wirtschaftliche und institutionelle Entwicklung Kosovos anleiten soll. Die kosovarische Regierung hatte zuvor bereits eine Reihe von Reformen in Angriff genommen, welche die Kommission im Rahmen des Visaliberalisierungs-Dialogs gefordert hatte. Im Mai 2016 empfahl die Kommission dem EURat und dem Europäischen Parlament, die Visapflicht für kosovarische Bürger im Schengen-Raum aufzuheben.9 Stand-By Arrangement mit dem IWF führt zu Debatte über Zahlungen an „Kriegsveteranen“ Im Juli 2015 wurde Kosovo ein 22-monatiges Stand-By Arrangement (SBA) des IWF über rund 184 Millionen Euro zugesprochen. 10 Das SBA-Programm sieht vor, gesetzliche und gerichtliche Hindernisse zu reduzieren, welche die Kreditvergabe der ansonsten liquiden Banken behindern. Um weniger Gelegenheiten für Korruption in öffentlichen Beschaffungen zu bieten, soll im Rahmen des SBA zudem ein System des „e-procurement“ eingeführt werden. Kosovo verpflichtete sich im Rahmen des SBA insbesondere, auf dem Gesetzesweg das Wachstum der Lohnkosten im öffentlichen Sektor auf den Produktivitätszuwachs zu begrenzen. Damit sollte verhindert werden, dass die Regierungskoalition Lohnerhöhungen für Staatsdiener erneut als Wahlkampfmittel einsetzt und dadurch die Staatsfinanzen aus dem Lot bringt. Während Kosovo die Fiskal-Ziele des IWF 2015 sogar übertreffen konnte, zeigten sich in den vergangenen Monaten zwei beunruhigende Unstimmigkeiten: Erstens budgetierte die Regierung deutlich weniger für Investitionsaufwendungen, als im Rahmen der mit dem IWF vereinbarten Schuldenbremse erlaubt gewesen wäre. Damit schuf sich die Regierung zwar ein finanzielles Polster; es fehlen dadurch jedoch akut Mittel für überfällige Infrastrukturinvestitionen, beispielsweise die Autobahn nach Skopje. Zweitens liess die Regierung eine massive Ausweitung der Anzahl Empfänger von sozialstaatlichen Zahlungen an sogenannte „Kriegsveteranen“ zu, was von vielen Beobachtern als Klientelismus der - aus der Befreiungsarmee UÇK hervorgegangenen - Regierungspartei PDK gedeutet wird. Da diese und ähnliche Zahlungen bereits 2017 bis zu zwei Prozent des BIP umfassen könnten, konnte der IWF seine zweite Überprüfungs-Mission von April 2016 noch nicht erfolgreich abschliessen, um eine weitere Tranche des SBA auszuzahlen. Prioritäten der aktuellen Regierung: wirtschaftliche Entwicklung und Beschäftigung In ihrem Programm für die Jahre 2015-2018 legte die kosovarische Regierung wirtschaftliche Entwicklung und Wohlstand als höchste Prioritäten fest. Dies solle basierend auf privater Initiative, Wettbewerb und offenen Märkten geschehen, wobei die Regierung für förderliche Rahmenbedingungen sorgen wolle. 11 Die Nationale Entwicklungsstrategie 2016-2021 des Premierministers wiederum baut auf vier Säulen: 8 European Commission, Stabilisation and Association Agreement between the European Union, of the one part, and Kosovo*, of the other part, 2015, http://ec.europa.eu/enlargement/news_corner/news/news-files/20150430_saa.pdf 9 Die Visafreiheit betrifft kurze Aufenthalte von bis zu 90 Tagen im Schengen-Raum und entspricht nicht einer Arbeitsbewilligung. Europäische Kommission, European Commission proposes visa-free travel for the people of Kosovo, Medienmitteilung vom 4. Mai 2016, http://europa.eu/rapid/press-release_IP-16-1626_en.htm 10 IWF, IMF Executive Board Approves €147.5 million Stand-By Arrangement for Republic of Kosovo, Medienmitteilung Nr. 15/362, http://www.imf.org/external/pubs/ft/scr/2015/cr15210.pdf 11 Republic of Kosovo, Government, Programme of the Government of the Republic of Kosovo 2015-2018, 2015, http://www.kryeministri-ks.net/repository/docs/Government_Programme_2015-2018_eng_10_mars.pdf 3/10 Wirtschaftsbericht Kosovo – Mai 2016 Humankapital, Rechtsstaatlichkeit, Wettbewerbsfähigkeit und Infrastruktur.12 Wie bei anderen Strategiepapieren der Regierung liegt auch hier die grösste Herausforderung in der effektiven Umsetzung. 2.2. Aussichten für die Schweiz (Diskriminierungspotenzial) Die schrittweise Umsetzung freien Handels und Kapitalverkehrs im Rahmen des SAA wird zu einer stärkeren Integration zwischen Kosovo und der EU führen. Dank des präferenziellen Zugangs der Schweiz zum europäischen Binnenmarkt und aufgrund des sehr bescheidenen Handelsvolumens zwischen der Schweiz und dem kleinen kosovarischen Markt ist das Diskriminierungspotenzial für die Schweiz aufgrund des SAA gering. Schweizer Investoren in Kosovo können nun vor Ort produzierte Produkte vereinfacht nach Europa exportieren. Dabei gilt es aber zu bedenken, dass die Qualitätsvorschriften der EU erst von vereinzelten kosovarischen Produktionsstätten erfüllt werden. 3. Aussenhandel 3.1. Entwicklung und allgemeine Aussichten Obwohl Kosovos Exporte 2014 gegenüber dem Vorjahr um 10 Prozent auf 324 Millionen Euro anstiegen, registrierte das Land erneut ein massives Handelsbilanzdefizit von 2.2 Milliarden Euro.13 Die Ausfuhren werden weiterhin von Rohstoffen dominiert: 51 Prozent entfielen 2014 auf Grundmetalle und weitere 14 Prozent auf Mineralprodukte.14 Die Länder des Central European Free Trade Agreement (CEFTA)15 nahmen 2014 39 Prozent der Exporte Kosovos ab, die EU 30 Prozent. Kosovo importierte im selben Zeitraum hauptsächlich Güter aus der EU (43%) und den CEFTA-Ländern (28%), wobei Serbien mit 14 Prozent den ersten Platz belegte, gefolgt von Deutschland (11%). 16 Eine Liste der wichtigsten Handelspartner befindet sich in Anhang 3. Mit dem Inkrafttreten des SAA soll der Handel zwischen Kosovo und der EU nun graduell liberalisiert werden. Die Abteilung für Handel des Ministeriums für Handel und Industrie hat eine Fragestunde eingerichtet, um Unternehmen zu beraten: Jeden Freitag von 14:00 bis 15:00 können ohne Voranmeldung Fragen rund um die neuen Handelsmöglichkeiten und Modalitäten im Rahmen des SAA besprochen werden. 3.2. Bilateraler Handel Die aufgrund der grossen Diaspora intensiven Beziehungen zwischen Kosovo und der Schweiz haben noch nicht zu einem nennenswerten bilateralen Handelsvolumen geführt. Die Handelsstatistik der Kosovo Agency of Statistics (Anhang 3) weist ein höheres Volumen aus als diejenige der Eidgenössischen Zollverwaltung (Anhang 4). Letztere verzeichnete für 2015 Schweizer Exporte nach Kosovo im Umfang von gut 24.6 Millionen CHF, was gegenüber dem Vorjahr einer Zunahme von 12 Prozent entspricht. Die beliebtesten Exportprodukte sind pharmazeutische Erzeugnisse (24%), Fahrzeuge (23%) und Maschinen (20%). Die Schweizer Exportrisiko-Versicherung (SERV) führt Kosovo in Kategorie 7 ihrer Länderliste. 17 12 Republic of Kosovo, Office of the Prime Minister, PLAN for sustainable development, 2015, http://www.plan-rks.org/en Kosovo Agency of Statistics, External Trade Statistics 2014, 2015, https://ask.rks-gov.net/ENG/external-trade/publications/ 14 Kosovo Agency of Statistics, External Trade Statistics 2014, 2015, S. 12. 15 CEFTA-Mitgliedstaaten: Albanien, Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Mazedonien, Moldavien, Montenegro und Serbien. 16 Kosovo Agency of Statistics, External Trade Statistics 2014, 2015, S. 12. 17 SERV, Cover Practice for Countries and Banks,2016, https://premium.serv-ch.com/premiumcalculator/coverPractice/list?lang=en_US 13 4/10 Wirtschaftsbericht Kosovo – Mai 2016 Die Schweizer Importe aus Kosovo schliesslich wuchsen in der gleichen Periode um 29 Prozent von 8.3 auf 10.7 Millionen CHF. Importiert wurden hauptsächlich Kunststoffe (29%), Möbel (19%) sowie unedle Metalle (17%). 4. Direktinvestitionen 4.1. Entwicklungen und allgemeine Aussichten Die Schweiz gehörte 2015 mit einem Bestand von 239 Millionen Euro an Direktinvestitionen zu den drei wichtigsten Investoren Kosovos. Der Kapitalbestand von Schweizer Firmen erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr um 34 Prozent. Insgesamt wuchsen die ausländischen Direktinvestitionen um 11 Prozent auf einen Bestand von 3,2 Milliarden Euro an. Eine detaillierte Auflistung befindet sich in Anhang 5. Wie in vergangenen Jahren war auch 2015 ein Grossteil der Kapitalzuflüsse auf Investitionen in Immobilien zurückzuführen (190 Mio. EUR), gefolgt von Finanzintermediären (64 Mio. EUR) und dem Bauwesen (46 Mio. EUR).18 Ob für eine 2015 vereinbarte Grossinvestition19 des französischen Konsortiums MDP Consulting Compagnie des Alpes im Wintersportgebiet Brezovica das nötige Kapital mobilisiert werden kann, ist weiterhin unklar. Kosovos geografische Position im Herzen des Westbalkans, sein dank SAA vereinfachter Zugang zum EU-Markt und Freihandel mit den CEFTA-Staaten schaffen ein gewisses Potenzial für export-orientierte Investitionen. Die Unternehmenssteuern (10%)20 gehören zu den tiefsten in Europa und im Westbalkan. Auch die Lohnkosten sind relativ niedrig, wenn auch nicht ganz so wettbewerbsfähig, wie das Prokopf-Einkommen des Landes vermuten lassen könnte. Kosovos mehrsprachige Bevölkerung ist die jüngste Europas. Das Land hat überdies beträchtliche Bodenschätze. Kosovos Gesetz über ausländische Investitionen21 sieht keine Restriktionen vor und garantiert ausländischen Firmen faire und gerechte Behandlung entsprechend nationalen und völkerrechtlichen Normen. Die Kosovo Investment and Enterprise Support Agency (KIESA) führt auf Ihrer Webseite eine Reihe von Sektoren auf, die für Investoren interessant sein könnten.22 4.2. Bilaterale Investitionen Schweizer Investitionen in Kosovo werden hauptsächlich von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in folgenden Sektoren getätigt: Banken und Versicherungen, IT und Offshore-Dienstleistungen, Lebensmittelverarbeitung, Maschinen und Tourismus. Die Schweiz liegt mit einem aktuellen Bestand von 239 Millionen Euro auf Platz drei der wichtigsten Investoren in Kosovo, was 7 Prozent des Totals entspricht (s. Anhang 5). Die in Lugano registrierte „Mabetex Group“ des Immobilien-Milliardärs Behgjet Pacolli hat umfangreiche Investitionen in Kosovo getätigt, nicht nur in grossen Bauvorhaben, sondern auch mit der „Banka Ekonomike“, dem Luxushotel „Swiss Diamond“ in Pristina und der Versicherung „Siguria“. 5. Handels-, Wirtschafts- und Tourismusförderung, „Landeswerbung“ Keine Aktivitäten in Kosovo. 18 Kosovarische Zentralbank, Monthly Statistics Bulletin, März 2016 / Nr. 175, S. 99, http://bqkkos.org/repository/docs/2015/CBK_MSB%20no.175%20english..pdf 19 Balkan Insight, Kosovo Signs French Deal for Brezovica Ski Resort, 14 April 2015, http://www.balkaninsight.com/en/article/french-company-signs-490-mn-investment-deal-for-brezovica-ski-resort 20 Tax Administration of Kosovo, Tax on Corporate Income, 2012, http://www.atk-ks.org/tatimet-pensionet/tatimi-mbi-te-ardhurate-korporatave/?lang=en 21 Official Gazette of the Republic of Kosovo, Law No. 04/L-220 on Foreign Investment, 2014, http://www.mtiks.org/repository/docs/LAW_No._04-L-220_ON_FOREIGN_INVESTMENT,_(anglisht)_42808.pdf 22 KIESA, Investment Opportunities, 2016, http://www.invest-ks.org/en/Investment-Opportunities2 5/10 Wirtschaftsbericht Kosovo – Mai 2016 ANHANG 1 Wirtschaftsstruktur 2010 2013 Verteilung des BIP Primärsektor 16.2 % 14.4 % Verarbeitende Industrie 28.4 % 28.2 % Dienstleistungen 55.4 % 57.4 % k.A. k.A. - davon öffentliche Dienstleistungen 2012 2014 Verteilung der Beschäftigung Primärsektor Verarbeitende Industrie Dienstleistungen - davon öffentliche Dienstleistungen Quelle: 4.6 % 2.6 % 28.5 % 28.6 % 65 % 67.2 % k.A. 31.4 % Europäische Kommission, Kosovo 2015 [Progress] Report, 10. November 2015, S. 64, http://ec.europa.eu/enlargement/pdf/key_documents/2015/20151110_report_kosovo.pdf. Aufgrund lückenhafter Statistiken konnte an dieser Stelle nicht der gewünschte Vergleich 2015 zu 2010 dargestellt werden, sondern nur 2013 zu 2010 für die Verteilung des BIP und 2014 zu 2012 für die Verteilung der Beschäftigung. Die Statistische Agentur Kosovos publiziert noch keine aggregierten Sektor-Statistiken auf ihrer Website. Das im Bericht der Europäischen Kommission separat aufgeführte Baugewerbe wird hier dem Sekundärsektor zugerechnet. 6/10 Wirtschaftsbericht Kosovo – Mai 2016 ANHANG 2 Wichtigste Wirtschaftsdaten 2014 2015p 2016p BIP (Mrd. EUR ) 5.568 5.745 5.994 BIP/pro Kopf (EUR) 3023 3126 3213 1.2 % 3.5 % 3.8 % 0.4 % - 0.4 % 0.4 % 35.3 % k.A. k.A. - 2.5 % - 1.8 % - 2.5 % Ertragsbilanz (% des BIP) - 7.9 % - 7.2 % - 8.9 % Gesamtverschuldung (% des BIP) 12.1 % 13.2 % 15.1 % Schuldendienst (% der Exporte) 3.0 % 3.3 % 6.1 % Reserven (Importmonate) 3.2 % 3.2 % 3.2 % Wachstumsrate (% des BIP) Inflationsrate (%) 23 Arbeitslosigkeit (%) Budget-Saldo (% des BIP) Quelle: 24 IWF, First Review under the Stand-By Arrangement, 3. Dezember 2015, Seiten 22-25, http://www.imf.org/external/pubs/ft/scr/2016/cr1622.pdf. Der IWF publiziert keine länderspezifischen Statistiken zu Kosovo im Rahmen seiner Publikation World Economic Outlook. Die Daten im Rahmen der letzten Article IV Consultations fanden wurden im Mai 2015 publiziert. 23 Durchschnittlicher Konsumentenpreis-Index. Kosovo hat keinen geldpolitischen Handlungsspielraum, da das Land den Euro als offizielle Währung verwendet, ohne selbst Mitglied der EU und des Euro-Raums zu sein. 24 Ausschliesslich Einnahmen der Privatisierungsagentur Kosovos (PAK). 7/10 Wirtschaftsbericht Kosovo – Mai 2016 ANHANG 3 Modul CH@WORLD: A352 Handelspartner Jahr: 2014 Aussicht gemäss Kosovo Platz Land Exporte von Kosovo (Mio. EUR) Anteil Ver. 25 Platz Land Importe von Kosovo (Mio. EUR) Anteil Ver. 1 Italien 49.6 15.3% -33.2% 1 Serbien 368.2 14.5% 29.0% 2 Albanien 44.0 13.6% 0.5% 2 Deutschland 273.0 10.8% 3 China 42.1 13.0% 3167% 3 Türkei 238.3 9.4% 16.3% 4 Mazedonien 36.0 11.1% 37.6% 4 China 204.8 8.1% 14.1% 5 Indien 27.4 8.5% -5.3% 5 Italien 203.1 8.0% -11.1% 6 Serbien 27.3 8.4% 88.7% 6 Mazedonien 139.7 5.5% -24.5% 7 Montenegro 16.1 5.0% -7.2% 7 Griechenland 137.5 5.4% -5.5% 10 Schweiz 10.0 3.1% 40.3% k.A. Schweiz 30.2 1.2% 43.6% EU 98.1 30.2% -17.2% EU 1080.9 42.6% -0.2% 324.5 100% 10.4% Total 2538.2 100% Total Quelle: 8.1% 3.6% Kosovo Agency of Statistics, External Trade Statistics 2014, S. 22-25, https://ask.rksgov.net/ENG/external-trade/publications/ Der Bericht für das Jahr 2015 wird im Verlauf des Monats Juni veröffentlicht. 25 Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Prozent. 8/10 Wirtschaftsbericht Kosovo – Mai 2016 ANHANG 4 Modul CH@WORLD: A750 Handelsentwicklung Quelle: Eidgenössische Zollverwaltung, Aussenhandelsstatistik, definitive Ergebnisse Januar bis Dezember 2015, 11. Februar 2016. 9/10 Wirtschaftsbericht Kosovo – Mai 2016 ANHANG 5 Modul CH@WORLD: A356 Hauptinvestoren nach Land Platz Land Jahr: 2015 Direktinvestitionen Anteil Veränderung Flüsse Vorjahr (Mio. EUR, Bestand) (Bestand) (Mio. EUR) 1 Türkei 351 11 % 20 % 20.0 2 Deutschland 299 9% 18 % 29.4 3 Schweiz 239 7% 34 % 38.2 4 Slowenien 222 7% 2% - 9.4 5 Österreich 183 6% 22 % 30.3 6 Niederlande 162 5% - 12 % - 7.8 7 Albanien 142 4% 45 % 20.4 8 USA 89 3% 29 % 14.7 9 Grossbrittannien 64 2% 64 % - 39.5 10 UAE 39 1% 5% k.A. Europäische Union 1‘101 34 % 12 % k.A. Total 3‘270 100% 11 % 151.2 Quellen: Kosovarische Zentralbank, Monthly Statistics Bulletin, März 2016 / Nr. 175, S. 98 und 100, http://bqk-kos.org/repository/docs/2015/CBK_MSB%20no.175%20english..pdf sowie Monthly Statistics Bulletin, März 2015 / Nr. 163, S. 93, http://bqkkos.org/repository/docs/2015/MSB%20no.163%20anglisht_Final..pdf 10/10 Wirtschaftsbericht Kosovo – Mai 2016