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Erinnerungsorte
Erinnerungsorte
(siehe hierzu Klappkarte am Ende des Buches)
1 Kloster von Deçan (serb. Dečani) ...................................................
Im Mi�elpunkt des serbisch-orthodoxen Klosters steht die Pantokrator-Kirche, eine der größten und schönsten serbischen Kirchen. Unter
König Stefan Uroš III. Dečanski begonnen, wurde der Bau zwischen
1327 und 1335 unter seinem Sohn Stefan Uroš IV. Dušan (1308–1355)
fertiggestellt. Nach der Schlacht auf dem Amselfeld 1389 überreichte die Ehefrau des gefallenen Zaren dem Klostervorstand zwei 40 kg
schwere Kerzen. Diese sollten bis zu dem Tag au�ewahrt werden,
an dem die Niederlage gerächt und Serbien wieder frei sein würde.
1924 reiste der junge serbische König Alexander nach Deçan und entzündete die Kerzen. Seit dem 2. Juli 2004 gehört die Kirche zum Weltkulturerbe. Sie beherbergt unschätzbare orthodoxe Kostbarkeiten aus
dem 14. bis 17. Jahrhundert: über 60 Ikonen, alte Manuskripte und
liturgische Schätze.
2 Gjakovë (serb. Djakovica) ...............................................................
Ausgrabungen beweisen, dass Gjakovë bereits seit dem Neolithikum
besiedelt war. In römischer Zeit stellte Gjakovë eine wichtige Verbindung zwischen der Adria und dem Balkangebirge dar, im Mi�elalter war die Stadt ein traditioneller Handels- und Umschlagplatz.
Insgesamt stark muslimisch geprägt, wird es in türkischen Quellen
erstmals 1574 erwähnt. Von besonderer Bedeutung ist die HadumMoschee aus dem 16. Jahrhundert (1592/93), erbaut zu Ehren des
Sultans Murad III. Noch heute findet in Gjakovë der größte orientalische Markt auf dem Balkan sta�. Bis 1999 stand hier das wichtigste
albanische Kloster (Bektashi tekke) auf kosovarischem Boden.
3 Gjilan (serb. Gnjilane) ......................................................................
Kloster der Hl. Barbara aus dem 14. Jahrhundert. Saadi-DerwischKloster aus den 1880er-Jahren.
4 Kloster von Graçanicë (serb. Gračanica) ........................................
Heiligtum der serbisch-orthodoxen Kirche (südlich von Prishtina). In
spätrömischer Zeit Sitz des Bischofs von Ulpiana. Den Mi�elpunkt
des Klosters bildet die Kirche Mu�er Go�es (Bororodica Gračanička),
erbaut 1321 unter König Stefan Uroš II. Milutin (1282–1321) auf dem
Höhepunkt des spätmi�elalterlichen serbischen Königreichs.
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Anhang
5 Lypjan (serb. Lipljan) ...................................................................
Kirche der Erscheinung der Jungfrau Maria, errichtet um 1331.
Das Gebäude mit seinen kostbaren, aber beklagenswert schlecht
erhaltenen Deckenmalereien und Fresken ist dem wichtigsten
Erbe serbischer Kultur im Kosovo zuzurechnen.
6 Kamenicë (serb. Kosovska Kamenica) .......................................
Hier befindet sich das Radjevac-Kloster, eines der ältesten Klöster
im Kosovo, das von seinem Baustil her nordgriechischen Klöstern
gleicht. Unweit von Kamenicë steht auch das berühmte TamnicaKloster mit der Kirche Unserer Frau aus dem 14. Jahrhundert.
7. Mitrovicë (serb. Kosovska Mitrovica) ..........................................
Das von Zar Stefan Uroš II. Milutin gesti�ete Kloster Banjska
wurde zwischen 1312 und 1316 erbaut. Grabkirche von Zar Milutin
bis 1389, trug das Kloster im Jahr der Schlacht auf dem Amselfeld
(1389) erste größere Schäden davon. Unter osmanischer Herrscha�
wurde es im 17. Jahrhundert teils in eine Moschee umgewandelt, teils als Festung verwendet. Nach starken Zerstörungen im
Türkisch-Österreichischen Krieg 1689 erfolgte eine vollständige
Restaurierung erst 1938. Seit den 1930er-Jahren wurde Mitrovicë
durch den Abbau von vorwiegend Zink und Blei in der nahe gelegenen Trepča-Mine bekannt. Die Erzgewinnung markierte den
Anfang der Industrialisierung in der Region. Die Burg Zvečan entstand im 12. Jahrhundert auf den Ruinen einer römischen Festung.
Sie stellt ein von den Serben im Mi�elalter bis zuletzt verteidigtes
Bollwerk gegen die Türken im Kosovo dar. Während des TürkischÖsterreichischen Krieges von 1689 gelang es Letzteren nicht, die
Burg einzunehmen.
8 Fushë Kosovë (serb. Kosovo Polje) ............................................
Die Schlacht auf dem Amselfeld (serb. kurz Kosovo) am 28. Juni
1389 wird im historischen Bewusstsein der Serben noch immer
weitgehend mythisch verklärt (vgl. hierzu den Beitrag von Holm
Sundhaussen). 1986 fand auf dem Amselfeld der medienwirksam
inszenierte Au�ri� von Slobodan Milošević sta�, bei dem dieser
der serbischen Bevölkerung »Niemand wird euch schlagen« zurief
und damit die Radikalisierung der ethnischen Konflikte im Kosovo schürte. 1989 demonstrierten hier kurz nach der Au�ebung der
Autonomie des Kosovo etwa eine Million Serben für die Einheit.
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Erinnerungsorte
In Fushë Kosovë befindet sich allerdings auch das Mausoleum von
Sultan Murad I., der den Serben 1389 eine vernichtende Niederlage
bereitete. Die Landscha� um Fushë Kosovë wird landläufig als Gazimestan – muslimisches Veteranenland – bezeichnet.
9 Novobërdë (serb. Novo Brdo) .....................................................
Mi�elalterliche Stadt aus dem 14. Jahrhundert, erbaut von Zar Stefan Uroš II. Milutin während einer Phase intensiven wirtscha�lichen und politischen Aufschwungs seines Landes. Erstmals 1326
erwähnt, galt Novobërdë als bedeutender Bergbau- und Handelsplatz mit ca. 40 000 Einwohnern.
10 Pejë (serb. Peć) .........................................................................
Sitz der serbisch-orthodoxen Kirche seit 1252. In der Kirche des
Hl. Sava liegen die mi�elalterlichen Erzbischöfe und Patriarchen
begraben. Seit 1346 beansprucht der Erzbischof von Peć den Titel
Patriarch. Die bedeutendsten Kirchen der Stadt gelten als Juwelen
mi�elalterlicher sakraler Architektur: die Heilige Apostelkirche von
1253, die Kirche des Hl. Demetrius von 1324 und die Kirche Mu�er
Go�es von 1330. Peć ist Krönungsort der mi�elalterlichen serbischen
Zaren Stefan Uroš III. Dečanski und Stefan Uroš IV. Dušan. Prägende
islamische Architektur der Stadt stammt aus dem 15. Jahrhundert,
wie etwa die Bajrakli-Moschee. Die Kurshumli-Moschee mit ihrer
berühmten Bleikuppel entstand im 16. Jahrhundert (Kurshum heißt
soviel wie Blei). Die Rote Moschee, gebaut von Sinan Agha 1759/60,
ließ Qahraman Pascha 1889/90 restaurieren.
11 Prishtina (serb. Priština) ............................................................
Im 12.–14. Jahrhundert war Prishtina ein kleine serbische Siedlung
in der Nähe des bedeutenden Gračanica-Kloster-Komplexes. Im
17. Jahrhundert erlebte es einen erheblichen Bevölkerungszuwachs
und ist seit 1876 Hauptstadt des Vilayet (Provinz) Kosovo. Unmittelbar nach der Schlacht auf dem Amselfeld (1389) baute Sultan
Bayezid in Prishtina die Çarshi-Moschee. Hier befindet sich auch
die berühmte Al-Fatih-Moschee, die Sultan Mehmed II. (der Eroberer) im Jahr 1461 errichten ließ, acht Jahre nachdem er Konstantinopel eingenommen und damit dem Byzantinischen Reich ein Ende
bereitet ha�e. Nordwestlich dieser Moschee findet man den Großen Hamam (türkisches Bad). Im Hamam und damit im engeren
Bereich der Moschee spielte sich das soziale Leben des Stad�eils ab,
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Anhang
gleichzeitig Ausdruck des hohen Stellenwerts täglicher Körperhygiene der islamischen Bevölkerung.
12 Prizren .......................................................................................
1282 an die Serben gefallen, ist die Geschichte der Stadt eng mit dem
Zaren Stefan Uroš IV. Dušan verbunden, der in Prizren häufig Hof
hielt. Nachdem Prizren 1455 von den Türken erobert worden war,
wurde es 1570 Hauptstadt des sancak (Provinz) und entwickelte sich
zu einem bedeutenden wirtscha�lichen und kulturellen Zentrum
für Serben und Albaner. Sehenswert ist die orthodoxe Bogorodica-Ljeviška-Kirche, 1307–1309 erbaut unter Zar Stefan Uroš II. Milutin, baugeschichtlich das wohl am besten erhaltene Beispiel spätbyzantinischer Architektur. Die Kirche wurde in osmanischer Zeit
als Moschee genutzt, 1912 aber wieder zum serbisch-orthodoxen
Go�eshaus geweiht. In der Nähe von Prizren ist das Heilige Erzengelkloster zu finden, Begräbnisstä�e von Zar Stefan Uroš IV. Dušan,
»des Zaren der Serben, Griechen und Bulgaren«. Ein Großteil des
Klosters wurde unter osmanischer Herrscha� zerstört, Steine und
Bauteile dienten im 17. Jahrhundert zum Au�au der Sinan-PaschaMoschee. Ein bedeutendes Denkmal osmanischer Baukunst stellt die
Bajrakli-bazi-Mehmet-Pascha-Moschee aus dem Jahr 1561 dar, entstanden unter Sultan Mehmed II. (der Eroberer). Die bereits erwähnte Sinan-Pascha-Moschee, Anfang des 17. Jahrhunderts erbaut, prägt
das gesamte historische Stadtbild. Sehenswert ist das Haus der Liga
von Prizren aus dem Jahr 1878.
13 Nerodimja e Epërme (serb. Šarenik, Gornje Nerodimlje) ..........
Um das Kloster des Hl. Uroš ranken sich zahlreiche Legenden.
Eine davon besagt, dass die Kirche von Jelena, Witwe des Zaren
Stefan Uroš IV. Dušan, über dem Grab ihres verstorbenen Sohnes Zar Stefan Uroš V. (gest. 1371) errichtet wurde. Bis zum 16.
Jahrhundert war das Kloster nahezu verlassen. Danach setzte eine
religiöse Wiederbelebung ein, ausgelöst durch Reliquien des nun
heiligen Uroš. Als die Reliquien 1705 entfernt wurden, versank das
Kloster wieder in der Stille.
14 Skenderaj (serb. Srbica) ............................................................
Das Kloster von Devič erlangte fundamentale Bedeutung für das
historische und kulturelle Erbe der Serben im Kosovo. Die ältesten
Teile der Anlage stammen aus dem 14. Jahrhundert. Gesti�et wurde
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Erinnerungsorte
es vom Hl. Joakinije von Devič. Nach einer Volkssage erbaute der
Despot Djuradj Branković das Kloster zum Andenken an seine jungfräulich verstorbene Tochter. Nach der Zerstörung durch die Türken
wurde die Klosteranlage im Gefolge der Wiederherstellung des Patriarchats von Peć 1557 aufgebaut. Sie erli� schwerste Zerstörungen
im Zweiten Weltkrieg, wurde aber 1954 restauriert.
15 Vuçitërn, Vushtrri (serb. Vučitrn) ................................................
ist berühmt für seine Kirche, von der berichtet wird, dass hier der
serbische Prinz Lazar Hrebeljanović an der heiligen Messe teilnahm, unmi�elbar bevor er in die Schlacht auf dem Amselfeld
(1389) zog. Die Stadt entwickelte sich nach Errichtung einer osmanischen Administration 1439 zu einer der größten türkischen
Ansiedlungen auf dem Balkan und Hauptort eines gleichnamigen
sancak. Der Hamam Ali Bey gilt als die älteste osmanische öffentliche Badeanstalt auf dem Balkan.
16 Drenica ......................................................................................
Die Region ist für ihren unnachgiebigen Widerstand gegen die
türkische Herrscha� ab 1455 bekannt. Auch in den folgenden 400
Jahren gelang es den Türken nicht, die Gegend vollständig zu befrieden, was ihr die Bezeichnung Rotes Drenica (Drenica e Kuqe)
einbrachte. Seit der Eroberung des südlichen Bereichs von Drencia
durch Jashar Pascha wird der türkisch besetzte Teil (etwa 20 Dörfer)
Drenica e Pashës genannt. Im Jahre 1945 Ort eines Aufstands
gegen die Herrscha� der kommunistischen Partisanen. 1998 erlangte die Region durch die so genannte Drenica-Offensive serbischer Spezialeinheiten zur Zerschlagung der UÇK traurige Bekanntheit.
17 Prekaz (serb. Donje Prekaze, auch Donji Prekaz) ....................
Gehö� der Familie Jashari im Dorf Prekaz (zentralkosovarische Drenica-Region). Am 6. März 1998 tötete die serbische Sonderpolizei bei
einem Angriff 57 Kosovo-Albaner, darunter Frauen, Kinder und Alte.
Das bekannteste Opfer war Adem Jashari, Mitbegründer der UÇK
und schon zu Lebzeiten eine Legende. Sein gewaltsamer Tod machte
Jashari und seinen Clan zu einer Art kosovo-albanischen Nationalheiligen. Der zerschossene und ausgebrannte Bauernhof sowie der
dazugehörige Heldenfriedhof bilden heute eine nationale Gedenkstä�e von höchster emotionaler Bedeutung für die Kosovo-Albaner.
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