„Osmanisches Reich“ (GSK 6. Klasse): Lehrplanbezug
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„Osmanisches Reich“ (GSK 6. Klasse): Lehrplanbezug
„Osmanisches Reich“ (GSK 6. Klasse): Lehrplanbezug - Lernziel 2: Die soziale, politische und wirtschaftliche Dynamik in neuzeitlichen Staaten und Bündnissystemen (Hausmachtpolitik …). Vorbemerkung: Das Reich der osmanischen Türken ist ein ausgezeichnetes Beispiel für die Gründung eines großen Reiches durch ursprünglich aus Zentralasien kommende Nomaden im großen Zivilisationszentrum des östlichen Raumes des Mittelländischen Meeres. Durch die große Fläche und den langen Bestand von über 600 Jahren beeinflusste das Osmanische Reich außerordentlich stark die Geschichte Südwestasiens, Nordafrikas und Europas. Nachwirkungen dieser Konstellation bestehen bis heute: die Situation Südost-Europas in ethnischer, religiöser und politischer Sicht, der Zypern-Konflikt, die Nahostproblematik um Israel und die Palästinenser, die Kurdenproblematik usw. seien beispielhaft genannt. (nach Immanuel Geiss) Karteninterpretation: Nicht die kriegerischen Ereignisse stehen im Mittelpunkt der Darstellung, sondern die territorialen Veränderungen. Das Jahr 1683 bildet dabei die Zäsur der Expansionspolitik. Ausgehend von der Gründung des Osmanischen Reiches in Anatolien stellt die Eroberung Konstantinopels (1453) mit der Beseitigung der letzten Reste des Byzantinischen Reiches den ersten großen Höhepunkt der Reichesentwicklung dar. Die Expansion erstreckte sich anschließend (obwohl schon erste Ansätze im 14. Jahrhundert gegeben waren!) in Richtung Südost-Europa („Balkan“) bis Ungarn und Wien („Türkenbelagerungen“ 1529 und 1683), in Richtung Osten bis zum heutigen Irak, in Richtung Süden gegen Syrien, Ägypten und Arabien sowie in Nordafrika bis Algerien. Das Aufzeigen dieser Expansionsdynamik ist Inhalt der ersten Karte im Universalatlas (S. 135 a, Entstehung des Osmanischen Reichs). Das Scheitern der Osmanen vor Wien 1683 leitet den Abstieg des Türkenreiches ein – das ist der Inhalt der zweiten Karte (S. 135 b, Zerfall des Osmanischen Reichs). Auf dem Balkan geschah der territoriale Verlust in mehreren Etappen, wobei neben Österreich ab der Mitte des 18. Jahrhunderts Russland zum zweiten großen Gegner der Türken wurde. Nordafrika (Algerien, Tunesien, Ägypten) wandte sich schon früh gegen die Oberherrschaft der Osmanen, die im 19. Jahrhundert endgültig endete. Auf dem Balkan und im Kaukasusgebiet (Georgien, Armenien!) setzten sich die nationalen Ideen der christlichen Völker zumindest teilweise gegen die Herrschaft der muslimischen Türken durch. Der erfolgreiche Kampf der Griechen gegen die Osmanen stellt ein Beispiel für diesen Vorgang dar. Krimkrieg, Orientkrise um Bosnien-Herzegowina (1878 und 1908), zwei Balkankriege 1912/1913 sowie der Erste Weltkrieg waren die Folgen dieser Konstellationen. Unterrichtseinsatz: Die Auswertung der beiden Karten kann getrennt voneinander (Expansion versus Verluste) oder auch gemeinsam geschehen – je nach Unterrichtskonzept. Das Arbeitsblatt ist für einen fächerübergreifenden Unterricht GSK-GWK konzipiert, welche der Arbeitsaufträge tatsächlich erteilt werden, obliegt der jeweiligen Lehrkraft. Prinzipiell sind die Aufgaben 1 bis 4 sowie 6 und 7 vorrangig GSK zuzuordnen, die Aufgaben 3 bis 7 vorrangig GWK. Verwandte Karten: Ethnisches Bewusstsein (UA, S. 113); Religionen 800 bis heute (UA S. 112); Politische Gliederung Europas (UA S. 82/83); Wirtschaft Europas (UA S. 122-125) © Ed. Hölzel, Wien, 2004. Aus: Wegweiser zum Universalatlas. „Türkei“ (GWK 6. Klasse): Lehrplanbezug – Lernziel 1 im Bereich „Raumbegriff und Strukturierung Europas“ Unterrichtseinsatz: Es stellt sich die Frage der Abgrenzung Europas im Osten und Südosten, wobei zusätzlich die Frage, ob die heutige Türkei zu Europa oder zu Asien gehört, die Problematik „auf den Punkt“ bringt. Ein Rückgriff auf die beiden historischen Karten erscheint hier sehr zielführend. Aufgabe 7 des Arbeitsblattes fokussiert die Problematik und relativiert auch die Einteilung von Staaten zu bestimmten Erdteilen. Das Arbeitsblatt ist für einen fächerübergreifenden Unterricht GSK-GWK konzipiert; welche der Arbeitsaufträge tatsächlich erteilt werden, obliegt der jeweiligen Lehrkraft. Prinzipiell sind die Aufgaben 1 bis 4 sowie 6 und 7 vorrangig GSK zuzuordnen, die Aufgaben 3 bis 7 vorrangig GWK. © Ed. Hölzel, Wien, 2004. Aus: Wegweiser zum Universalatlas. ARBEITSBLATT „Osmanisches Reich – Türkei“ (6. Klasse) Aufgaben: 1. Trage mit schwarzen Linien (siehe Legende) die Expansion des Osmanischen Reiches für das 15. Jahrhundert, das 16. Jahrhundert und das 17. Jahrhundert ein. 2. Trage die Gebietsverluste des Osmanischen Reiches färbig (Legende!) für das 17. und 18., das 19. und für das 20. Jahrhundert ein. 3. Welche heutigen Staaten Europas gehörten irgendwann in ihrer Geschichte zum Osmanischen Reich? Trage die Namen der Staaten abgekürzt (Kfz-Kennzeichen) in die obige Karte ein. 4. Welche heutigen Staaten Afrikas und Asiens gehörten irgendwann in ihrer Geschichte zum Osmanischen Reich? Trage die Namen der Staaten abgekürzt in die obige Karte ein. 5. Vergleiche die obige Karte mit der Religionskarte Europas im Atlas. In welchen der heutigen Staaten dominiert der Islam? 6. Vergleiche die obige Karte mit der Karte zum ethnischen Bewusstsein Europas im Atlas. In welchen Staaten oder Regionen Europas, die ehemals zum Osmanischen Reich gehörten, leben besonders viele verschiedene Ethnien nebeneinander? 7. Derzeit wird heftig darüber diskutiert, ob die Türkei Mitglied der EU werden kann oder nicht. Unter der Annahme, dass die heutige Türkei noch die Grenzen von 1815 besäße – welche heutigen EU-Mitglieder und welche anderen Staaten in Europa wären von dieser Diskussion betroffen? © Ed. Hölzel, Wien, 2004. Aus: Wegweiser zum Universalatlas. Osmanisches Reich Expansion im 15. Jh. (1451-1492) Expansion im frühen 16. Jh. (1493-1566) Expansion im späten 16. und 17. Jh. (1567-1683) gelb Verluste im 17. und 18. Jh. (bis 1815) orange Verluste im 19. Jh. (bis 1878) rot Verluste im 20. Jh. (bis 1914) © Ed. Hölzel, Wien, 2011. Aus: Wegweiser zum Universalatlas.