„Bitte kommen Sie wieder“ – Der große Gäste-Knigge 2011
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„Bitte kommen Sie wieder“ – Der große Gäste-Knigge 2011
Gäste-ABC G 8/1 Suchwortverzeichnis e hm e n Bit te n en ierung! d Aktualis vorhanden, us a lls Sie, fa n Beitrag G 8 . te veralte rdner heraus O Ihrem „Bitte kommen Sie wieder“ – Der große Gäste-Knigge 2011 Tipps & Trends DARUM GEHT ES: Gast sein ist einfach – vorausgesetzt, Sie wissen, worauf es ankommt. Das ist in erster Linie die richtige Einstellung: Dank, Respekt, Achtung und Interesse gegenüber den Gastgebern und anderen Gästen stehen an erster Stelle. Darüber hinaus gibt es aber Knigge-Regeln, die Ihnen helfen, die unterschiedlichen Anforderungen, die an Sie als Gast gestellt werden, souverän zu meistern. A B C Die Themen: D Wie sich die Spreu vom Weizen trennt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Gäste-Knigge von A bis Z . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ab 3 Absage, Alkohol, Anstoßen, Aperitif, Begleitung, Begrüßung, Besteck, Dresscode/Bekleidungsvermerk, Einschenken/Nachschenken, Essensbeginn, Gästebucheintrag, Geschenk/Mitbringsel, Gläser, Gratulation, Grußkarten, Händeschütteln, Häppchen/Fingerfood, Hilfe anbieten, Kaffee, Kinder, Nachwürzen, Neugier, Niesanfall/Hustenreiz, Pünktlichkeit, Rauchen, Schuhe ausziehen, Selbstvorstellung, Serviette, Small Talk, Spezialwünsche beim Essen, Vegetarisches Essen, Verabschieden, Veranstaltungsende, Vorstellen/Bekanntmachen, Vorzeitiger Abschied, Zuprosten E F G H I J K L M N O P Ihre Expertinnen: Agnes Anna Jarosch und Karin H. Schleines Q R Agnes Jarosch ist Chefredakteurin von „Der große Knigge“, Leiterin des „Deutschen KniggeRats“ und zertifizierter Coach. Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit Karin H. Schleines. Die selbstständige Unternehmensberaterin aus Wiesbaden offeriert unter anderem Trainings im Bereich Business-Etikette und moderiert das Forum „Business-Etikette“ innerhalb des Online-Netzwerks „managersbc.com“ und des Geschäftsfrauenportals „xyglobal.net”. S T U V W X Y www.stil.de Ausgabe 3/2011 • 37 Z G 8/2 Gäste-ABC Wie sich die Spreu vom Weizen trennt Manche Gäste benehmen sich so unmöglich, dass sich die Gastgeber einig sind: Diesen Menschen laden wir nie wieder ein. „Bitte beehren Sie uns nicht wieder!“, hieß es früher, doch man schleuderte diesen Satz dem Betroffenen nicht direkt ins Gesicht, sondern murmelte ihn leise vor sich hin, wenn er die Tür hinter sich schloss. Solche unliebsamen Gäste sind aber zum Glück die Ausnahme! Dass Ihnen das passiert, ist allerdings unwahrscheinlich. Mit der Lektüre dieses Beitrags beweisen Sie ja bereits, wie sehr Ihnen daran liegt, ein beliebter Gast zu sein und gern wieder eingeladen zu werden. Bevor Sie sich mit einzelnen Knigge-Regeln befassen, machen Sie sich klar: In erster Linie kommt es auf die richtige Einstellung an. mein erlebnis e x t r a von Karin H. Schleines Vor einiger Zeit war ich dienstlich in Monaco und im Hotel untergebracht. Zufällig erfuhr ich, dass man Gäste, die man gern im Haus hatte, traditionell bei der Abreise an der Tür persönlich mit Handschlag und den Worten verabschiedete: „Es würde uns freuen, Sie wieder einmal als Gast in unserem Hause begrüßen zu dürfen.“ Ich war gespannt, wie das bei mir wohl sein würde. Und siehe da: Über die persönliche Verabschiedung und die Aufforderung, bald wieder Gast zu sein, freute ich mich ganz besonders. Kleine Fehlerchen wird man Ihnen als Gast gern verzeihen, wenn Sie mit der richtigen Grundeinstellung erscheinen. Da sind vor allem: Dank: Sie sind Gast, also freuen Sie sich, eingeladen zu sein! Zeigen Sie dem Gastgeber ruhig Ihre Freude. Auch an Veranstaltungen, die Sie eher als Pflicht denn als Vergnügen betrachten, sollten Sie mit einer dankbaren Grundeinstellung teilnehmen. Der Gastgeber hat sich schließlich Mühe gegeben – das gilt es zu würdigen. 38 • Ausgabe 3/2011 www.stil.de Gäste-ABC G 8/3 Achtung, Respekt und aufrichtiges Interesse: Würdigen Sie nicht nur das, was der Gastgeber organisatorisch zustande gebracht hat, sondern würdigen Sie vor allem auch seine Person und die der anderen Gäste. Wenn Sie allen Anwesenden höflich und freundlich begegnen und sich für sie interessieren, handeln Sie genau richtig. Der Gäste-Knigge von A bis Z Damit Sie wissen, worauf es im Einzelnen ankommt, lesen Sie im folgenden Abschnitt von A bis Z alle KniggeRegeln, die Sie als Gast beachten sollten – von A wie Absage bis Z wie Zuprosten. Damit werden Sie garantiert jede Situation souverän meistern. A – Absage Lassen Sie die Gastgeber nicht im Ungewissen darüber, ob Sie kommen werden oder nicht, sondern sagen Sie rechtzeitig ab, wenn Ihre Teilnahme nicht möglich ist. Halten Sie sich dabei an den in der Einladung vorgegebenen Antwortweg (Post, Fax, Telefon, E-Mail). Schriftlichen Einladungen ist manchmal eine vorgedruckte Antwortkarte beigelegt, die Sie bis zu einem vorgegebenen Datum ausfüllen und zurücksenden sollen. Damit erleichtern Sie es dem Gastgeber, einen systematischen Überblick über alle relevanten Informationen zu erhalten. Per E-Mail oder SMS sollten Sie sich nur anmelden, wenn Sie wissen, dass der Gastgeber seine E-Mails und Handy-Nachrichten regelmäßig abruft. Schriftliche Antwortkarten bei Großveranstaltungen A – Alkohol Dürfen Sie als Gast alkoholische Getränke ablehnen? Müssen Sie als Gast mittrinken, wenn Sekt, Wein oder ein alkoholischer Aperitif ausgeschenkt wird? Selbstverständlich dürfen Sie Alkoholisches mit einem schlichten „Nein danke“ ablehnen. Sie dürfen, müssen dafür aber keinen Grund www.stil.de Ausgabe 3/2011 • 39 G 8/4 Gäste-ABC angeben („Nein danke, ich muss noch fahren“). Lassen Sie sich Wasser einschenken. Es verstößt heutzutage nicht mehr gegen die Knigge-Regeln, damit zuzuprosten. Zuprosten Seite G 8/24 A – Anstoßen Wenn es etwas zu feiern gibt Stehen oder sitzen nicht mehr als fünf bis sechs Personen zusammen, und gibt es etwas zu feiern, darf angestoßen werden. Beim Anstoßen lässt man die Gläser klingen und fixiert dabei nicht etwa ängstlich das eigene Glas, sondern schaut seinem Gegenüber in die Augen. Ist die Runde dagegen größer, genügt ein Zuprosten. Dabei sollten Sie auch Gäste einbeziehen, die keinen Alkohol trinken. Wer noch fahren muss oder aus gesundheitlichen Gründen keinen Sekt oder Wein trinken darf, soll sich nicht ausgeschlossen fühlen. Anstoßen mit nichtalkoholischen Getränken – idealerweise mit Wasser – ist heutzutage kein Fauxpas mehr. Allerdings hat jede Regel ihre Grenzen: Mit warmen Getränken oder großen Bierhumpen sollten Sie nicht anstoßen. Stilvoll ist das Anstoßen mit Getränken, die in filigranen Stielgläsern serviert werden. A – Aperitif Wenn vor dem Essen ein Aperitif-Empfang stattfindet, trinken Sie Ihr Glas im Stehen aus. Es ist in der Regel nicht empfehlenswert, das (noch halbvolle) Aperitif-Glas mit an den gedeckten Tisch zu nehmen. Meist ist dafür dann kein Platz mehr. Es hat aber auch ästhetische Gründe: Bei einer besonders geschmackvoll gedeckten Tafel fügt sich das Glas selten harmonisch in die Gesamtkomposition ein. Daher gilt: Trinken Sie Ihr Glas vorher aus. Bier statt Bellini 40 • Ausgabe 3/2011 Bierliebhaber können sich freuen. Mittlerweile ernten sie selbst in der gehobenen Gastronomie kein Stirnrunzeln mehr, wenn sie statt eines Aperitifs (z. B. eines BelliniCocktails) ein Bier zum Durstlöschen bestellen. Während des Essens bleiben Wein und Wasser Standard, obwohl zu einigen deftigen Speisen Biere ebenfalls harmonieren. www.stil.de G 8/5 Gäste-ABC B – Begleitung Dürfen Sie Ihren Partner oder Ihre Partnerin mitbringen? Sofern die Einladung eine Begleitperson einschließt: Ja. Ist das nicht der Fall und Sie möchten ihn oder sie trotzdem mitbringen, sollten Sie zumindest klären, ob dies angebracht ist. Falls Sie mit Begleitung eingeladen worden sind, heißt das allerdings nicht, dass Sie im Duett erscheinen müssen. Sie dürfen auch sich auch solo anmelden oder stattdessen abklären, inwiefern Sie eine andere Person (z. B. den Bruder oder eine guten Freundin) mitbringen dürfen. B – Begrüßung Wenn Sie zu einem Fest kommen, bei dem bereits einige Gäste anwesend sind, gilt: Es ist höflich, zuerst den Gastgeber aufzusuchen. Erst dann widmen Sie sich den anderen Gästen. Auf einer zwanglosen Party mag dies etwas lockerer gehandhabt werden als auf einer feierlichen Veranstaltung. Dennoch gilt: Suchen Sie den oder die Gastgeber gleich am Anfang auf, überreichen Sie dabei gegebenenfalls Ihr Gastgeschenk oder Mitbringsel, sprechen Sie Ihre Gratulation aus, und bedanken Sie sich für die Einladung. Gastgeber zuerst Seite G 8/11 Falls Sie eine offizielle Veranstaltung besuchen, die Gastgeber bereits begrüßt haben und sich in einer Runde unterschiedlicher Menschen wiederfinden, sollten Sie sich an die Etikette-Regeln halten. Auf dem gesellschaftlichen Parkett haben Damen und deutlich ältere Personen Vorrang. Das bedeutet: Der Herr grüßt die Dame und wartet darauf, dass sie ihm die Hand reicht. Die Studentin grüßt den Senior und wartet seine Initiative zum Handschlag ab. Grüßen und Begrüßen leicht gemacht Lesen Sie auch den Beitrag G 91 in Ihrem Grundwerk. Wie genau die Begrüßung aussieht, hängt vom Anlass ab. Am besten richten Sie sich danach, wie Ihr Gegenüber www.stil.de Ausgabe 3/2011 • 41 G 8/6 Gäste-ABC Seite G 8/14 agiert. Manchmal ist Handschlag angebracht, manchmal aber auch nur ein Kopfnicken. Bei Personen, die Sie besser kennen oder mit denen Sie gar befreundet sind, ist auch eine Umarmung mit Wangenkuss möglich. B – Besteck Bei einem mehrgängigen Menü, bei dem mehrere Löffel, Messer und Gabeln neben Ihrem Teller liegen, beginnen Sie immer außen und „arbeiten“ sich nach innen vor. Wichtig ist für Sie als Gast die Bestecksprache, über die Sie nonverbal mit den Servicekräften kommunizieren: Legen Sie Messer und Gabel parallel zueinander auf den Teller, sodass die Griffe nach rechts unten weisen, signalisieren Sie damit dem Service-Personal: „Ich bin fertig mit dem Essen. Mein Teller kann abgeräumt werden.“ Legen Sie dagegen das Messer rechts mit der Spitze zur Tellermitte und die Gabel links mit den Zinken zur Tellermitte ab, weiß das Service-Personal: Sie sind noch nicht fertig, sondern essen noch weiter. Sonderfall „Familienfeier“ Wird ein Buffet serviert, sollten Sie für jeden Gang ein neues Besteck wählen. Bei rustikalen Familienfeiern im eigenen Heim gibt es manchmal Engpässe beim und Besteck. In solchen Situationen entlasten Sie eventuell den Gastgeber, wenn Sie Ihr Besteck ggf. ein zweites Mal benutzen. Legen Sie Messer und Gabel rutschsicher auf einer Papierserviette auf dem Tisch ab, bevor Sie einen Nachschlag holen. D – Dresscode/Bekleidungsvermerk Manchmal ist auf der Einladung vermerkt, was die Gäste anziehen sollen. Betrachten Sie das nicht als Gängelei, sondern als willkommene Hilfe, zum entsprechenden Anlass richtig gekleidet zu erscheinen. Die häufigsten Vermerke lauten: „Dunkler Anzug“: Wundern Sie sich nicht, wenn damit immer nur die Kleidung des Herrn beschrieben ist. Ge42 • Ausgabe 3/2011 www.stil.de Gäste-ABC G 8/7 meint ist ein eleganter, einfarbiger dunkler Anzug – nicht aber eine Kombination. Dazu tragen Sie üblicherweise ein weißes oder hellblaues Hemd, eine dezent gemusterte Krawatte und schwarze Schnürschuhe aus Glattleder. Mit diesem Vermerk ist auch festgelegt, was die Dame tragen soll, obwohl es nicht explizit genannt wird: ein Kostüm, einen Hosenanzug oder ein elegantes knielanges Kleid. „Smoking“, „Black tie“ oder „Gesellschaftsanzug“ ist für den Herrn die Verpflichtung zum Smoking mit schwarzer Fliege („Black tie“). Üblicherweise gehören dazu ein Smokinghemd und sehr feine schwarze Schuhe. Die Dame trägt dann ein Abendkleid. „Casual“: Dieser englische Begriff steht für zwanglos, aber gepflegt. Das bedeutet gehobene Freizeitkleidung. „Smart Business“: Diesen Vermerk findet man auch häufig. Halboffizielle Businesskleidung und Kombinationen mit und ohne Krawatte sind erlaubt, jedoch keine Jeans Was anziehen, wenn der Dresscode auf der Einladungskarte fehlt? Sie kennen das sicher zur Genüge: Sie erhalten eine Einladung und wissen nicht, was Sie anziehen sollen. Bitten Sie den Gastgeber um einen Tipp! Eine Anfrage ist kein Fauxpas, sondern zeigt vorab Interesse an der Einladung. Dresscodes entschlüsseln Weitere Informationen finden Sie im Beitrag D 68 in Ihrem Grundwerk. E – Einschenken/Nachschenken Diese Situation ist gar nicht so selten: Die Gläser sind leer. Der Gastgeber sitzt am anderen Ende der Tafel oder ist in ein Gespräch vertieft. Ob Sie als Gast anderen und sich selbst einschenken oder nicht, hängt davon ab, ob Service-Personal dafür vorgesehen ist oder nicht. Wenn die Gläser leer sind In gehobenen Restaurants ist ausschließlich das Personal für das Auffüllen der Gläser zuständig. Ein eigenmächtiges Nachschenken von Wein oder Champagner ist tabu. www.stil.de Ausgabe 3/2011 • 43 G 8/8 Gäste-ABC Bei etwas zwangloseren Veranstaltungen oder größeren Familienfeiern zu Hause wird das in der Regel nicht so eng gesehen. Und selbstverständlich dürfen Sie nachschenken, wenn Sie damit den Gastgeber entlasten, der ansonsten dafür zuständig wäre. Aber Achtung! Die Höflichkeit verlangt, dass Sie immer erst Ihre Tischnachbarn nach deren Getränkewünschen fragen und deren Gläser auffüllen, bevor Sie sich selbst einschenken. E – Essensbeginn Signal der Gastgeberin Beginnen Sie als Gast erst dann mit dem Essen, wenn die Gastgeberin (alternativ: der Gastgeber) anfängt. Ein gemeinsamer Essensbeginn ist die Regel. Sind Sie bereits bedient worden, während Ihre Sitznachbarn noch auf das Essen warten? Auch in diesem Fall verlangt die Höflichkeit, dass Sie warten. Lediglich wenn die Anwesenden Sie auffordern „Bitte beginnen Sie doch, bevor das Essen kalt wird“, dürfen Sie diesem Appell folgen und zum Besteck greifen. extra t i Alternativen zu „Guten Appetit“ p Ob man sich vorher „Guten Appetit“ wünscht, wird unp terschiedlich gehandhabt. In gehobenen Kreisen ist das nicht üblich, wohl aber bei zünftigen Familienfeiern und zwanglosen Zusammenkünften. Nicht zu empfehlen ist dagegen ein lakonisches „Mahlzeit“. Wenn schon, dann muss es „Gesegnete Mahlzeit“ heißen. Eine stilvolle Alternative zu „Guten Appetit“ ist „Genießen Sie das Essen“. Mit diesem Wunsch gehen Sie auf Nummer sicher – unabhängig davon, in welchen Kreisen Sie sich gerade bewegen. 44 • Ausgabe 3/2011 www.stil.de Gäste-ABC G 8/9 G – Gästebucheintrag Wird ein Gästebuch mit Stift herumgereicht, machen Sie den Gastgebern doch die Freude, und schreiben Sie etwas hinein. Erinnern Sie an alte Zeiten, loben Sie das schöne Fest, oder bringen Sie ein paar persönliche Wünsche zu Papier. Wer kreativ ist, kann sich auch mit Gedichten, Geschichten oder Zeichnungen verewigen – erfahrungsgemäß kommt das sehr gut an. Das Gleiche gilt für humoristische Sprüche und Bemerkungen. Meiden Sie „schön“ und „nett“ Meiden Sie dabei Formulierungen wie „Vielen Dank für den schönen Abend“ oder „Vielen Dank für die nette Einladung“. Sie klingen abgedroschen. Besser ist es, Sie ersetzten Sie durch aussagekräftige Adjektive wie vorzüglich, ausgezeichnet, exzellent, herrlich, phantastisch, glänzend, amüsant oder einmalig, um nur einige Beispiele zu nennen. Sparen Sie sich Floskeln Entwarnung: Sie müssen nichts Machen Sie sich klar, dass Sie nichts auf Anhieb schreiben müssen. Bitten Sie den Gastgeber, das Buch erst einmal an andere Gäste weiterzureichen oder sagen Sie, dass Sie Ihren Eintrag nachliefern werden. Finden Sie eigene Worte Ein Gästebucheintrag muss nicht unbedingt gereimt sein oder ein Zitat enthalten. Drücken Sie Ihren Dank und Ihre Wertschätzung für den Gastgeber in eigenen Worten aus. „Liebe Monika, lieber Manfred, Eure Garten-Partys sind legendär. Mittlerweile ist es weit nach Mitternacht und die Stimmung steigt noch immer. Das liegt vor allem an Euren Gastgeber-Qualitäten, Eurem interessanten, vielseitigen www.stil.de Ausgabe 3/2011 • 45 G 8/10 Gäste-ABC Freundes- und Bekanntenkreis und Eurem Gespür für Details. Wir danken Euch für die exzellente Bewirtung und die fröhliche Unterhaltung, die wir wieder einmal bei Euch erleben.“ Greifen Sie auf Zitate zurück Sie können sich auch einige Zitate zurechtlegen, um für bevorstehende Gästebuch-Einträge gewappnet zu sein. Beispiele: Audrey Hepburn hat einmal gesagt: „Wenn man im Mittelpunkt einer Party stehen will, darf man nicht hingehen.“ Vielleicht hat sie recht. Doch hätten wir heute auf Audrey gehört, hätten wir viel verpasst: Das beste Lamm-Carré, dass ich je gegessen habe, Svens neue Cocktail-Kreation á la Katharina und Sandras Rede, die die Hälfte der Anwesenden zu Tränen gerührt hat. Wir danken Euch für diesen unvergesslichen Abend … „Ich bin immer zum Feiern aufgelegt“. Dieses Zitat stammt von der ehemals ältesten Frau der Welt, Jeanne Calment, die von 1875 bis 1997 gelebt hat. Es scheint, als hätte ihr diese Lebenseinstellung zum langen Leben verholfen. Gern beherzigen wir ihr Lebensmotto und bestätigen Euch, wie gern wir heute mit und bei Euch „zum Feiern aufgelegt“ sind. Vielen Dank für die Gastfreundschaft und die Lebensfreude, die uns in Eurem Haus begegnet … Von dem Lyriker und Kulturkorrespondenten Othmar Capellmann (1902–1982) stammt die Aussage, dass Freude insgesamt drei Mal beglücken kann: Als Erwartung, als Erlebnis und als Erinnerung. Wir danken Euch, dass Ihr uns eine solche Dreifach-Freude beschert habt … 46 • Ausgabe 3/2011 www.stil.de Gäste-ABC G 8/11 Diese Bestandteile gehören zum Gästebucheintrag Muss-Angabe Kann-Angabe Tabu Datum Dank Unterschrift Zitat/Reim/Anektdote und/oder Würdigung des Gastgebers und/oder Lob in Bezug auf die Organisation, die Gastfreundschaft, den gelungenen Abend Kritik Spitze Bemerkungen über andere Anwesende Vermeintliche Witze, Späße und Scherze, die in Schnapslaune niedergeschrieben werden G – Geschenk/Mitbringsel Als Gast wollen Sie meist nicht mit leeren Händen kommen. Sekt, Wein, Likör, feine Pralinen – das sind die Klassiker unter den Mitbringseln. Sie sind auch fast immer richtig, allerdings nicht unbedingt ein persönliches Geschenk. Im Prinzip gilt das auch für Blumen. Etwas schwierig sind manchmal Blumensträuße: Nicht jeder Privathaushalt ist mit Vasen in jeder erdenklichen Form und Größe ausgestattet. Schenken Sie die Vase gleich mit mein tipp: Schenken Sie die Vase gleich mit, oder schicken Sie sie am nächsten Tag – kombiniert mit einer Danksagung – per Boten. Wenn Sie den Gastgeber oder die Gastgeberin näher kennen, lohnt es sich, ein persönliches Geschenk auszusuchen. www.stil.de Ausgabe 3/2011 • 47 G 8/12 Gäste-ABC Manchmal genügt eine Kleinigkeit, wie etwa eine Gartenzeitschrift, ein Handarbeitsbuch oder ein Computermagazin. Manchmal darf es aber auch ein großer, farbenprächtiger Bildband oder ein schöner Seidenschal sein. Nicht immer werden Sie die Gelegenheit haben, Ihr Geschenk dem Gastgeber persönlich zu überreichen. Falls das nicht möglich ist, legen Sie es zu den anderen Geschenken auf den Gabentisch. Wichtig ist dann aber, eine Karte beizulegen (am besten fixieren Sie sie unter dem Geschenkband), aus der hervorgeht, dass das Geschenk von Ihnen stammt. extra t Kein Geschenk bei Bällen und i p Galaveranstaltungen p Ein ungeschriebenes Gesetz besagt: Bei gesellschaftlichen Anlässen (etwa bei einem Ball oder Galadiner) bringt ein Gast keine Geschenke mit. Bei solchen Anlässen werden die Geschenke üblicherweise geschickt oder durch einen Boten überbracht. Findet die Feier im Restaurant statt, ist häufig ein Gabentisch für Präsente vorbereitet. Fixieren Sie Ihre Gratulationskarte an dem Geschenk, um dem Beschenkten die nachträgliche Zuordnung der Präsente zu erleichtern. G – Gläser Auf einem edel eingedeckten Tisch finden Sie meistens drei Gläser eingedeckt: Das größte mit einer meist sehr bauchigen Form ist das Rotweinglas. Daneben oder schräg dahinter steht ein etwas kleineres Glas für den Weißwein. Das kleinste Glas ist für Wasser gedacht. Alle Stielgläser sollten Sie grundsätzlich nur am Stiel anfassen. So vermeiden Sie unschöne Fingerabdrücke am Glaskelch, sorgen dafür, dass das Glas beim Anstoßen 48 • Ausgabe 3/2011 www.stil.de Gäste-ABC G 8/13 schön klingt, und beeinflussen außerdem durch die Wärme Ihrer Hand weder die Temperatur noch den Geschmack des Getränks. G – Gratulation Sind Sie zu einer Hochzeit, einem Geburtstag oder einem Jubiläum eingeladen, gehört es zum guten Ton, den Gastgebern zu gratulieren. Bei der Hochzeit ist der richtige Zeitpunkt dafür üblicherweise unmittelbar nach der Trauung. Bei Geburtstagen und Jubiläen gratulieren Sie sofort nach Ihrem Kommen, wenn Sie den oder die Gastgeber als Erstes begrüßen. extra Überlegen Sie sich vorher, was Sie sagen möchten t i p p Vielen Menschen fehlen die passenden Worte, wenn sie mündlich gratulieren sollen. Insbesondere bei Hochzeiten wird es für die Frischvermählten langweilig, wenn sie zigmal die gleichen Worte hören: „Alles Gute“ oder „Herzlichen Glückwunsch“. Legen Sie sich ein paar Worte zurecht. Zum Beispiel: „Ein asiatisches Sprichwort sagt: ‚Wenn zwei Liebende sich binden, lächelt der Himmel.‘ Und wie der Himmel heute für euch lächelt! Auch alle Gäste freuen sich und lächeln mit euch – ganz besonders ich.“ „Ich könnte glatt noch einmal heiraten, wenn ich euch beide so glücklich sehe. Ich wünsche euch alles Gute für das Ehe-Abenteuer.“ „Ich gratuliere euch beiden zu eurem ‚Ja‘ zueinander (scherzhaft) und freu’ mich jetzt schon auf eure goldene Hochzeit“. wichtig: Fassen Sie sich kurz, damit die Gratulationen nicht zu lange dauern und auch die anderen Gäste nicht zu lange warten müssen. www.stil.de Ausgabe 3/2011 • 49 G 8/14 Gäste-ABC G – Grußkarten Eine Grußkarte wird überreicht. Wenn die Gastgeber die Hände jedoch voll haben oder anderweitig beschäftigt sind, können Sie sie auch einfach auf den Gabentisch legen. Seite G 8/11 wichtig: Falls Sie zusätzlich ein Geschenk mitgebracht haben, fixieren Sie die Grußkarte daran. Auf diese Weise erleichtern Sie Ihren Gastgebern die Zuordnung, welches Geschenk von wem stammt. H – Händeschütteln Eine Begrüßung mit Handschlag ist in unserer Kultur der Standard, bietet sich allerdings nicht in jedem Rahmen an. Sind allzu viele Gäste auf einer Veranstaltung, verzichten Sie darauf und nicken Sie stattdessen den anderen zur Begrüßung zu. wichtig: Ein Händedruck sollte weder schraubstockartig noch allzu lasch sein. Umschließen Sie kurz mit leichtem Druck die Finger Ihres Gegenübers, bevor Sie seine Hand wieder loslassen. H – Häppchen/Fingerfood Werden – etwa auf einem Stehempfang – Häppchen oder Fingerfood gereicht, achten Sie darauf, sich vom ServicePersonal eine Serviette geben zu lassen, damit Sie den Imbiss krümel- und unfallfrei verspeisen können. Wischen Sie Ihre Hände danach an der Serviette ab. So vermeiden Sie, dass Sie sich durch versehentliche Berührung mit Ihrer Kleidung Fettflecke einhandeln. 50 • Notlösung Sind die Häppchen mit kleinen Spießen aus Holz oder Kunststoff fixiert, sollten Sie diese ebenfalls nicht auf dem Stehtisch ablegen, denn das wäre unhygienisch. Bitten Sie um einen kleinen Becher oder behelfen Sie sich notfalls mit einer Serviette, auf der Sie die benutzten Spieße ablegen. Ausgabe 3/2011 www.stil.de Gäste-ABC G 8/15 H – Hilfe anbieten Dürfen Sie als Gast dem Gastgeber oder der Gastgeberin Ihre Hilfe anbieten? Wenn es Service-Personal gibt, ist das natürlich nicht nötig und auch nicht angebracht. Ansonsten kommt es auf Ihr Verhältnis zu Gastgeber oder Gastgeberin an. Sind Sie gut bekannt oder gar befreundet, wird Ihre Hilfsbereitschaft mit Sicherheit gern angenommen. Denn ohne Service-Personal sind die Gastgeber nicht selten im Stress, weil sie andauernd Speisen auf-, leeres Geschirr abtragen und Gläser füllen müssen. Da kann es eine echte Entlastung sein, wenn Sie als Gast tatkräftig mithelfen. wichtig: Helfen Sie jedoch nur dann, wenn Ihre Nachfrage mit Ja beantwortet wird. Betreten Sie niemals die Küche oder Speisekammer der Gastgeber ohne deren ausdrückliches Einverständnis. K – Kaffee Wer zum Kaffee eingeladen wird, sollte wissen, dass die gesellige Runde sich üblicherweise nicht endlos in den Abend hineinzieht. Normalerweise geht man als Gast noch deutlich vor dem Abendbrot. Eine Ausnahme ist allerdings die Aufforderung des Gastgebers oder der Gastgeberin, doch zum Abendessen zu bleiben. Das sollten Sie aber nur machen, wenn Sie sicher sind, dass dieses Angebot freiwillig kommt und die Gastgeber sich nicht etwa dazu genötigt fühlen. Generell gelten folgende ungeschriebene Regeln: Ereignis Dauer Aufbruch Frühstück ca. 1–1,5 Std. vor dem Mittagessen Brunch ca. 2–4 Stunden am frühen Nachmittag Mittagessen ca. 1–2 Stunden nach dem Kaffee/ Espresso Kaffeeklatsch ca. 1–2 Stunden vor dem Abendessen mehrgängiges Abendessen ca. 3–4 Stunden nach dem Kaffee/ Espresso www.stil.de Ausgabe 3/2011 t • 51 G 8/16 Gäste-ABC Ereignis Dauer Aufbruch zeitlich eingegrenzte Veranstaltungen wie Empfänge abhängig von Einladung spätestens 10 Minuten nach dem offiziellen Ende Partys am Abend abhängig von Einladung Gastgeber beachten K – Kinder Wenn der Gastgeber Sie samt Ihren Kindern zu einem Fest, einer Party, einer Feier oder sonstigen Veranstaltung einlädt, bedeutet das nicht, dass Sie Ihre Elternrolle an der Eingangstür abgeben sollten. Dass Kinder manchmal toben, weinen oder schreien, ist normal. Doch nicht selten sind die lieben Kleinen aufgedreht, streitlustig oder zu allerlei Späßen aufgelegt. Schauen Sie nicht tatenlos dabei zu, wenn Ihre (Klein-)Kinder mit der teuren Porzellanvase des Gastgebers jonglieren, sondern greifen Sie ein. Leichter haben Sie es, wenn der Gastgeber mehrere Kinder eingeladen, sie gemeinsam an einem Tisch platziert oder sogar für Kinderbetreuung gesorgt hat. Dennoch: Manchmal wollen Kinder um jeden Preis die Aufmerksamkeit ihrer Eltern oder der anderen Anwesenden auf sich ziehen. In solchen Fällen ziehen Sie sich besser mit ihnen zurück. N – Nachwürzen Erst probieren, dann agieren Es gibt Zeitgenossen, die automatisch zum Salz- oder Pfefferstreuer greifen und das Essen nachwürzen, bevor sie es probiert haben. Das ist sehr unhöflich. Bei gehobenen Anlässen mit exquisiter Küche gilt Nachwürzen überhaupt als unfein – der Koch hat sich größte Mühe gegeben, die Speisen so zuzubereiten, dass sie den Gästen auf Anhieb munden. Bei weniger gehobenen Anlässen sollten Sie zumindest zuerst einen Bissen probieren, bevor Sie entscheiden, ob Sie nachwürzen wollen oder nicht. 52 • Ausgabe 3/2011 www.stil.de Gäste-ABC G 8/17 N – Neugier (Bücher, CDs, andere Zimmer) Ein Blick ins Bücherregal oder eine Musterung der CDSammlung des Gastgebers ist nicht unbedingt ein Fauxpas. Bitten Sie um die Erlaubnis des Gastgebers: „Darf ich einen Blick in dieses Buch werfen?“ In den meisten Fällen wird er Ihr Interesse zu schätzen wissen: Bücher und Filme liefern oft gute Themen für ein anregendes Gespräch. Allzu neugierig sollte sich jedoch kein Gast verhalten. Grundsätzlich tabu ist der Blick in Privaträume, in denen die Feier oder Party nicht abgehalten wird (Schlafzimmer, Küche, Kinderzimmer). N – Niesanfall/Hustenreiz Ein Niesen oder kurzes Husten in geselliger Runde ist kein Vergehen – vorausgesetzt, Sie halten sich die linke Hand oder idealerweise ein Taschentuch vor den Mund. Sollten Sie allerdings einen ausgiebigen Niesanfall oder Hustenreiz erleiden, ist es eine Frage der Höflichkeit, den Raum zu verlassen und abzuwarten, bis er sich gelegt hat. In einer größeren Runde, ignorieren Sie das Niesen, wie alle anderen Anwesenden idealerweise auch. Im persönlichen Gespräch entschuldigen Sie sich kurz. Das gehört heute zum guten Ton. P – Pünktlichkeit Achten Sie darauf, pünktlich zu sein. Bei einer zwanglosen Party ist es sicher nicht schlimm, etwas später einzutreffen. Anders ist es bei einer streng durchgeplanten Veranstaltung wie einer Hochzeit oder einem Bankett. Pünktlichkeit ist hier ein Muss. Nicht angebracht ist allerdings ein überpünktliches Erscheinen. Wer eine Viertelstunde oder auch nur fünf Minuten zu früh eintrifft, riskiert, den Gastgeber noch nicht vollständig vorbereitet anzutreffen und ihn möglicherweise in Verlegenheit zu bringen. www.stil.de Ausgabe 3/2011 • 53 G 8/18 Gäste-ABC R – Rauchen Raucher, aufgepasst: Zigarettenrauch ist nicht überall erwünscht oder erlaubt. Zünden Sie sich keine Zigarette, Zigarre oder Pfeife an, solange noch jemand im Raum isst. Auch sonst sollten Sie eher vorsichtig sein und zum Rauchen den Raum verlassen oder zumindest den Gastgeber fragen, ob Sie rauchen dürfen. Etwas anderes gilt, wenn der Gastgeber selbst in seinen Privaträumen raucht. Fragen Sie nach einem Aschenbecher, bevor Sie sich die Zigarette anzünden. In Restaurants herrscht mittlerweile fast ausnahmslos ein Rauchverbot. Daran sollten Sie sich auch halten. S – Schuhe ausziehen Schuhe gehören in Deutschland zum Outfit dazu. Dennoch gibt es Privathaushalte, in denen Gäste gebeten werden, ihre Schuhe auszuziehen, bevor sie den Wohnbereich betreten: etwa wenn die Straßen voller Schneematsch oder Baustellenschmutz sind und die Gäste mit ihren Schuhen automatisch eine Menge Dreck ins Haus bringen würden oder wenn die Pfennigabsätze der Damen den Parkettboden ruinieren könnten. Vermeiden Sie solche Peinlichkeiten Darauf sollten Sie vorbereitet sein, um Peinlichkeiten zu vermeiden. Manch ein Gast versteckt in seinen makellosen Straßenschuhen löchrige Socken – was bei solchen Gelegenheiten schnell peinlich werden kann. Gepflegte Füße und saubere, lochfreie Socken sind also ein Muss. Wenn Sie bereits wissen, dass Sie die Schuhe ablegen sollen, kann die Mitnahme von Hausschuhen oder sauberen Straßenschuhen ratsam sein. S – Selbstvorstellung Müssen Sie unter Fremden warten, bis jemand sie der Runde vorstellt, oder dürfen Sie das selbst tun? Früher galt es als unfein, sich selbst vorzustellen. Heute ist die Selbstvor54 • Ausgabe 3/2011 www.stil.de Gäste-ABC G 8/19 stellung ein fester Bestandteil des Alltags. Selbstverständlich ist es erlaubt, sich mit Namen vorzustellen und auch sein Gegenüber nach seinem Namen zu fragen. S – Serviette Falls bei einem Stehempfang Fingerfood gereicht wird, benutzen Sie die Serviette als Tellerersatz. Beim Essen dagegen legen Sie die Serviette zunächst flach neben Ihren Teller. Erst kurz bevor Sie zu essen beginnen, legen Sie sie auf Ihren Schoß, damit Ihre Kleidung vor Flecken geschützt ist. Üblicherweise macht die Gastgeberin dabei den Anfang, und die Gäste machen es ihr nach. Mit der Serviette sollten Sie übrigens Ihren Mund nicht abwischen, sondern vielmehr abtupfen, etwa bevor Sie zum Glas greifen. Das wirkt eleganter. Nach dem Essen legen Sie die Serviette neben den Teller – es ist auch bei Papierservietten nicht mehr üblich, sie auf den leer gegessenen Teller zu legen. S – Small Talk Über was spricht man als Gast, um miteinander warm zu werden? Am besten beginnen Sie mit einem unverfänglichen Small Talk. Als Themen bieten sich an: Das Wetter: Es bietet eigentlich immer Gesprächsstoff, ganz gleich, ob es besonders sonnig und warm oder regnerisch und ungemütlich ist. Keine Angst vor diesen Small-TalkKlassikern Gemeinsamkeiten: Woher kennen Sie den Gastgeber? Wie und wann haben Sie ihn kennengelernt? Das Ambiente, das Essen, die Veranstaltung: Indem Sie loben, was Sie sehen oder genießen, sind Sie ebenfalls schnell mit anderen Menschen im Gespräch. www.stil.de Ausgabe 3/2011 • 55 G 8/20 Gäste-ABC Die neuesten Nachrichten aus Gesellschaft, Wissenschaft und Kultur: Greifen Sie ein Ereignis heraus, über das aktuell in den Medien berichtet wird, und Sie haben im Nu ein Thema, über das auch andere sich gern unterhalten. Überlegen Sie beim Lesen der Tageszeitung gezielt, welche Themen sich für einen Small Talk eignen – so sind Sie gut vorbereitet. Aber Achtung! Bestimmte Themen sind beim Small Talk tabu: Krankheit und Tod: Zwar ist es generell nicht richtig, schwierige, belastende Themen aus der Gesellschaft zu verbannen. Beim Small Talk haben sie aber nichts verloren, weil sie zu bedrückend sind, um zwanglos und heiter miteinander ins Gespräch zu kommen. Kontroverses aus Politik, Religion und Gesellschaft: Wählen Sie bitte für einen Small Talk keine Themen, die leicht zu einer erhitzten Debatte oder gar einem Streitgespräch führen könnten. Schließlich soll niemand in Verlegenheit gebracht werden – schon gar nicht der Gastgeber, wenn seine Gäste sich streiten. experten t Beendigung erlaubt i p Ein Small Talk zwingt Sie nicht, den ganzen Abend mit p derselben Person zu reden. Das Schöne ist: Ein solch unverbindliches Gespräch können Sie jederzeit beenden. Angenommen, Sie sind bei einem Gesprächspartner gelandet, mit dem sich ein Small Talk als ausgesprochen mühsam erweist, weil Sie einfach keine gemeinsamen Themen finden. Dann quälen Sie sich nicht länger. Nach einer gewissen Zeit können Sie das Gespräch durchaus abbrechen und sich zu einem anderen Gast gesellen. Bedanken Sie sich freundlich, und verabschieden Sie sich, um noch mit anderen Anwesenden einige Worte zu wechseln. 56 • Ausgabe 3/2011 www.stil.de Gäste-ABC G 8/21 S – Spezialwünsche beim Essen „Was auf den Tisch kommt, wird auch gegessen.“ So habe ich es in meiner Kindheit noch gelernt. Ich durfte nicht einfach sagen: „Das mag ich nicht.“ Mein Vater, ein Kriegskind, wusste noch, was es bedeutet, Hunger zu haben. Entsprechend verlangte er auch von uns Kindern, das Essen zu würdigen, das uns serviert wurde. Heute ist man mit Kindern nicht mehr so streng – was durchaus gute Gründe hat. Trotzdem bin ich froh, sagen zu können, dass mir das meiste, was serviert wird, auch schmeckt. Seien Sie vorsichtig mit der Aussage „Das mag ich nicht“ und auch zurückhaltend mit Spezialwünschen („Extrawürsten“). Meistens können Sie sich als Gast ganz leicht behelfen. Wenn Sie das Fleisch nicht mögen, weichen Sie auf den Salat und die Beilagen aus. Wenn Ihnen das Eis zum Nachtisch nicht mundet, können Sie es vielleicht diskret beim Service abbestellen. Oder: Es findet sich ein Kind, das es mit Freuden verspeist. Es gibt jedoch Situationen, in denen die Bitte um eine „Extrawurst“ durchaus ihre Berechtigung hat. So beispielsweise bei einer Lebensmittelallergie. Auch Vegetarier zu sein, ist eine allseits akzeptierte Begründung dafür, warum man den guten Festtagsbraten nicht isst. Häufig lässt sich durch rechtzeitiges Bescheidsagen eine Alternative zum geplanten Menü organisieren. Allergien und Unverträglichkeiten Praxis-Tipp: Machen Sie möglichst wenig Aufhebens Generell gilt jedoch: Machen Sie möglichst wenig Aufhebens um Ihre Spezialwünsche – und nehmen Sie Rücksicht auf Ihre Gastgeber, wenn sich einmal nicht alles verwirklichen lässt, was Sie sich wünschen. V – Vegetarisches Essen Sind Sie Vegetarier? Dann sollten Sie möglichst schon bei Ihrer Anmeldung zur Feier oder Veranstaltung Bescheid www.stil.de Ausgabe 3/2011 • 57 G 8/22 Gäste-ABC sagen. Das gilt zumindest dann, wenn für alle Gäste das gleiche Menü vorgesehen ist. Dann nämlich muss sich der Gastgeber um eine fleischlose Alternative kümmern – und das ist spontan oft nicht so einfach. V – Verabschieden Bevor Sie gehen, sollten Sie sich auf jeden Fall zumindest von den Gastgebern verabschieden und sich für die schöne Feier oder Veranstaltung bedanken – das gehört zum guten Ton. Verabschieden Sie sich außerdem zumindest von den Gästen, mit denen Sie sich ausführlicher unterhalten haben. tipp: Geizen Sie nicht mit Anerkennung Der Gastgeber hat sich viel Mühe gemacht. Lassen Sie ihn nicht im Unklaren darüber, dass Sie seine Gastfreundschaft zu schätzen wissen. Bedanken Sie sich am Folgetag noch einmal für die Einladung: per Blumengruß oder via Telefonanruf. Wenn es weniger förmlich zugeht, dürfen Sie Ihren Dank heutzutage auch per SMS, E-Mail, Skype oder Facebook übermitteln. V – Veranstaltungsende Als Gast sollten Sie ein feines Gespür dafür entwickeln, wann sich eine Veranstaltung oder Feier ihrem Ende zuneigt. Nicht jeder Gastgeber spricht es direkt und offen aus, wenn er eigentlich möchte, dass die Gäste gehen. Wenn der Gastgeber jedoch verstohlen auf die Uhr sieht oder zum wiederholten Male gähnt, ist das definitiv ein Zeichen zum Aufbruch. Länger bleiben sollten Sie nur dann, wenn der Gastgeber Sie explizit dazu auffordert und wenn Sie selbst auch Lust dazu haben. 58 • Ausgabe 3/2011 www.stil.de Gäste-ABC G 8/23 Ansonsten sollten Sie lieber vorsichtig sein. Nicht jeder Gastgeber ist eine ausgeprägte Nachteule, die auch morgens um drei Uhr noch angeregt plaudern kann. Sofern der Gastgeber Sie nicht auffordert, noch zu bleiben, gilt: Bei Essenseinladungen ist spätestens eine halbe Stunde nach dem Espresso/Kaffee die Zeit zum Aufbruch gekommen. Sie haben die Möglichkeit, sich nur von den Gastgebern stellvertretend für alle mit Handschlag zu verabschieden. Die Initiative dafür kann – je nach Situation – vom Gast oder vom Gastgeber ausgehen. So artet die Verabschiedung auch nicht in ein wahlloses „Massen-Händeschütteln“ aus. Die gern und oft dahingesagten Gastgeberfloskeln „Ach, bleiben Sie doch noch ein bisschen!“ oder „Willst du denn schon gehen?“ überhören Sie als höflicher Gast besser geflissentlich. Geübte Gastgeber sprechen solche Floskeln gar nicht erst aus! Hören Sie auch auf Ihr Gefühl Unter Diplomaten gilt die Regel, sich vor 23:00 Uhr zurückzuziehen. Vertrauen Sie auf Ihr Gefühl, wann es Zeit ist, zu gehen. An Wochentagen ist oft Mitternacht die Schallgrenze, weil alle am nächsten Morgen wieder früh aus den Federn müssen. Sind Sie eingeladen, in einen Geburtstag hineinzufeiern, verabschieden Sie sich frühestens um halb eins. V – Vorstellen/Bekanntmachen Beim Vorstellen und/oder Bekanntmachen gibt es zwei Grundregeln, die Sie beachten müssen: Im privaten Bereich hat die Dame beziehungsweise die ältere Person das Recht, als Erste zu erfahren, wer die Person ist, die ihr vorgestellt wird. beispiel: „Frau Berger, das ist Ralf Maurer, mein Physiotherapeut. Herr Maurer, das ist Anette Berger, die Klassenlehrerin meines Sohnes.“ www.stil.de Ausgabe 3/2011 • 59 G 8/24 Gäste-ABC Im geschäftlichen Bereich ist es zeitgemäß, streng nach Hierarchie vorzugehen. Das heißt: Dem Chef wird zuerst die neue Mitarbeiterin vorgestellt und dann umgekehrt. beispiel: „Herr Wichtig, das ist Frau Neuberger. Sie unterstützt uns neuerdings in der Finanzbuchhaltung. Frau Neuberger, das ist Herr Wichtig, der Regionalleiter für den süddeutschen Raum.“ V – Vorzeitiger Abschied Es kann vorkommen, dass Sie als Gast eine Feier oder Veranstaltung früher verlassen müssen. Auch hier gilt: Die Verabschiedung vom Gastgeber gehört unbedingt dazu. Sie sollten jedoch in solchen Fällen einen günstigen Zeitpunkt abpassen, um sich möglichst unauffällig zu verabschieden. Falls Sie das nicht tun, kann es zu einem größeren Aufbruch kommen. Irrtümlich meinen die meisten Gäste, das Ende der Veranstaltung sei gekommen, und brechen ebenfalls auf. Das aber ist oft gar nicht im Sinne des Gastgebers. Daher gilt: Verabschieden Sie sich unauffällig und mit Feingefühl vom Gastgeber sowie von den Gästen, mit denen Sie intensiver im Gespräch waren. Ziehen Sie sich ansonsten möglichst unbemerkt zurück. Z – Zuprosten Wenn mehr als fünf oder sechs Personen an einem Tisch sitzen oder beim Stehempfang in einer Runde beisammen sind, wäre es denkbar mühsam, mit jedem Einzelnen anzustoßen. In solchen Fällen begnügt man sich damit, sich zuzuprosten – das heißt, sein Glas zu erheben, „Prosit“ zu sagen und sich dabei kurz in die Augen zu schauen. Generell gilt: Das Zuprosten gilt als feiner als das Anstoßen. Es ist dezenter und deshalb in gediegenem Ambiente meist die bessere Wahl. 60 • Ausgabe 3/2011 www.stil.de