„Bitte kommen Sie wieder“ – Der große Gäste-Knigge 2011

Transcription

„Bitte kommen Sie wieder“ – Der große Gäste-Knigge 2011
Gäste-ABC
G 8/1
Suchwortverzeichnis
e hm e n
Bit te n en
ierung!
d
Aktualis vorhanden, us
a
lls
Sie, fa n Beitrag G 8
.
te
veralte rdner heraus
O
Ihrem
„Bitte kommen Sie wieder“ –
Der große Gäste-Knigge 2011
Tipps & Trends
DARUM GEHT ES: Gast sein ist einfach – vorausgesetzt, Sie wissen, worauf es
ankommt. Das ist in erster Linie die richtige Einstellung: Dank,
Respekt, Achtung und Interesse gegenüber den Gastgebern und anderen Gästen
stehen an erster Stelle. Darüber hinaus gibt es aber Knigge-Regeln, die Ihnen helfen,
die unterschiedlichen Anforderungen, die an Sie als Gast gestellt werden, souverän
zu meistern.
A
B
C
Die Themen:
D
 Wie sich die Spreu vom Weizen trennt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
 Gäste-Knigge von A bis Z . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ab 3
 Absage, Alkohol, Anstoßen, Aperitif, Begleitung, Begrüßung, Besteck,
Dresscode/Bekleidungsvermerk, Einschenken/Nachschenken, Essensbeginn, Gästebucheintrag, Geschenk/Mitbringsel, Gläser, Gratulation, Grußkarten, Händeschütteln, Häppchen/Fingerfood, Hilfe anbieten, Kaffee, Kinder, Nachwürzen, Neugier, Niesanfall/Hustenreiz, Pünktlichkeit, Rauchen,
Schuhe ausziehen, Selbstvorstellung, Serviette, Small Talk, Spezialwünsche
beim Essen, Vegetarisches Essen, Verabschieden, Veranstaltungsende, Vorstellen/Bekanntmachen, Vorzeitiger Abschied, Zuprosten
E
F
G
H
I
J
K
L
M
N
O
P
Ihre Expertinnen:
Agnes Anna Jarosch und Karin H. Schleines
Q
R
Agnes Jarosch ist Chefredakteurin von „Der
große Knigge“, Leiterin des „Deutschen KniggeRats“ und zertifizierter Coach. Dieser Beitrag
entstand in Zusammenarbeit mit Karin H. Schleines. Die selbstständige Unternehmensberaterin
aus Wiesbaden offeriert unter anderem Trainings
im Bereich Business-Etikette und moderiert
das Forum „Business-Etikette“ innerhalb des
Online-Netzwerks „managersbc.com“ und des
Geschäftsfrauenportals „xyglobal.net”.
S
T
U
V
W
X
Y
www.stil.de
Ausgabe 3/2011
•
37
Z
G 8/2
Gäste-ABC
Wie sich die Spreu vom Weizen trennt
Manche Gäste benehmen sich so unmöglich, dass sich die
Gastgeber einig sind: Diesen Menschen laden wir nie wieder ein. „Bitte beehren Sie uns nicht wieder!“, hieß es früher, doch man schleuderte diesen Satz dem Betroffenen
nicht direkt ins Gesicht, sondern murmelte ihn leise vor
sich hin, wenn er die Tür hinter sich schloss. Solche unliebsamen Gäste sind aber zum Glück die Ausnahme!
Dass Ihnen das passiert, ist allerdings unwahrscheinlich.
Mit der Lektüre dieses Beitrags beweisen Sie ja bereits,
wie sehr Ihnen daran liegt, ein beliebter Gast zu sein und
gern wieder eingeladen zu werden. Bevor Sie sich mit einzelnen Knigge-Regeln befassen, machen Sie sich klar: In
erster Linie kommt es auf die richtige Einstellung an.
mein erlebnis
e
x
t
r
a
von Karin H. Schleines
Vor einiger Zeit war ich dienstlich in Monaco und im
Hotel untergebracht. Zufällig erfuhr ich, dass man Gäste, die man gern im Haus hatte, traditionell bei der Abreise an der Tür persönlich mit Handschlag und den
Worten verabschiedete: „Es würde uns freuen, Sie wieder einmal als Gast in unserem Hause begrüßen zu dürfen.“ Ich war gespannt, wie das bei mir wohl sein würde. Und siehe da: Über die persönliche Verabschiedung
und die Aufforderung, bald wieder Gast zu sein, freute
ich mich ganz besonders.
Kleine Fehlerchen wird man Ihnen als Gast gern verzeihen, wenn Sie mit der richtigen Grundeinstellung erscheinen. Da sind vor allem:
 Dank: Sie sind Gast, also freuen Sie sich, eingeladen zu
sein! Zeigen Sie dem Gastgeber ruhig Ihre Freude. Auch
an Veranstaltungen, die Sie eher als Pflicht denn als Vergnügen betrachten, sollten Sie mit einer dankbaren
Grundeinstellung teilnehmen. Der Gastgeber hat sich
schließlich Mühe gegeben – das gilt es zu würdigen.
38
•
Ausgabe 3/2011
www.stil.de
Gäste-ABC
G 8/3
 Achtung, Respekt und aufrichtiges Interesse: Würdigen Sie nicht nur das, was der Gastgeber organisatorisch
zustande gebracht hat, sondern würdigen Sie vor allem
auch seine Person und die der anderen Gäste. Wenn Sie
allen Anwesenden höflich und freundlich begegnen und
sich für sie interessieren, handeln Sie genau richtig.
Der Gäste-Knigge von A bis Z
Damit Sie wissen, worauf es im Einzelnen ankommt, lesen Sie im folgenden Abschnitt von A bis Z alle KniggeRegeln, die Sie als Gast beachten sollten – von A wie Absage bis Z wie Zuprosten. Damit werden Sie garantiert
jede Situation souverän meistern.
A – Absage
Lassen Sie die Gastgeber nicht im Ungewissen darüber, ob
Sie kommen werden oder nicht, sondern sagen Sie rechtzeitig ab, wenn Ihre Teilnahme nicht möglich ist. Halten Sie
sich dabei an den in der Einladung vorgegebenen Antwortweg (Post, Fax, Telefon, E-Mail). Schriftlichen Einladungen ist manchmal eine vorgedruckte Antwortkarte beigelegt, die Sie bis zu einem vorgegebenen Datum ausfüllen
und zurücksenden sollen. Damit erleichtern Sie es dem
Gastgeber, einen systematischen Überblick über alle relevanten Informationen zu erhalten. Per E-Mail oder SMS
sollten Sie sich nur anmelden, wenn Sie wissen, dass der
Gastgeber seine E-Mails und Handy-Nachrichten regelmäßig abruft.
Schriftliche
Antwortkarten
bei Großveranstaltungen
A – Alkohol
Dürfen Sie als Gast alkoholische Getränke ablehnen? Müssen Sie als Gast mittrinken, wenn Sekt, Wein oder ein alkoholischer Aperitif ausgeschenkt wird? Selbstverständlich
dürfen Sie Alkoholisches mit einem schlichten „Nein danke“ ablehnen. Sie dürfen, müssen dafür aber keinen Grund
www.stil.de
Ausgabe 3/2011
•
39
G 8/4
Gäste-ABC
angeben („Nein danke, ich muss noch fahren“). Lassen Sie
sich Wasser einschenken. Es verstößt heutzutage nicht mehr
gegen die Knigge-Regeln, damit zuzuprosten.
 Zuprosten
Seite G 8/24
A – Anstoßen
Wenn es etwas zu
feiern gibt
Stehen oder sitzen nicht mehr als fünf bis sechs Personen
zusammen, und gibt es etwas zu feiern, darf angestoßen
werden. Beim Anstoßen lässt man die Gläser klingen und
fixiert dabei nicht etwa ängstlich das eigene Glas, sondern
schaut seinem Gegenüber in die Augen. Ist die Runde dagegen größer, genügt ein Zuprosten.
Dabei sollten Sie auch Gäste einbeziehen, die keinen Alkohol trinken. Wer noch fahren muss oder aus gesundheitlichen Gründen keinen Sekt oder Wein trinken darf, soll sich
nicht ausgeschlossen fühlen. Anstoßen mit nichtalkoholischen Getränken – idealerweise mit Wasser – ist heutzutage kein Fauxpas mehr. Allerdings hat jede Regel ihre Grenzen: Mit warmen Getränken oder großen Bierhumpen
sollten Sie nicht anstoßen. Stilvoll ist das Anstoßen mit
Getränken, die in filigranen Stielgläsern serviert werden.
A – Aperitif
Wenn vor dem Essen ein Aperitif-Empfang stattfindet,
trinken Sie Ihr Glas im Stehen aus. Es ist in der Regel
nicht empfehlenswert, das (noch halbvolle) Aperitif-Glas
mit an den gedeckten Tisch zu nehmen. Meist ist dafür
dann kein Platz mehr. Es hat aber auch ästhetische Gründe: Bei einer besonders geschmackvoll gedeckten Tafel
fügt sich das Glas selten harmonisch in die Gesamtkomposition ein. Daher gilt: Trinken Sie Ihr Glas vorher aus.
Bier statt Bellini
40
•
Ausgabe 3/2011
Bierliebhaber können sich freuen. Mittlerweile ernten sie
selbst in der gehobenen Gastronomie kein Stirnrunzeln
mehr, wenn sie statt eines Aperitifs (z. B. eines BelliniCocktails) ein Bier zum Durstlöschen bestellen. Während
des Essens bleiben Wein und Wasser Standard, obwohl zu
einigen deftigen Speisen Biere ebenfalls harmonieren.
www.stil.de
G 8/5
Gäste-ABC
B – Begleitung
Dürfen Sie Ihren Partner oder Ihre Partnerin mitbringen?
Sofern die Einladung eine Begleitperson einschließt: Ja.
Ist das nicht der Fall und Sie möchten ihn oder sie trotzdem mitbringen, sollten Sie zumindest klären, ob dies angebracht ist.
Falls Sie mit Begleitung eingeladen worden sind, heißt
das allerdings nicht, dass Sie im Duett erscheinen müssen.
Sie dürfen auch sich auch solo anmelden oder stattdessen
abklären, inwiefern Sie eine andere Person (z. B. den Bruder oder eine guten Freundin) mitbringen dürfen.
B – Begrüßung
Wenn Sie zu einem Fest kommen, bei dem bereits einige
Gäste anwesend sind, gilt: Es ist höflich, zuerst den Gastgeber aufzusuchen. Erst dann widmen Sie sich den anderen
Gästen. Auf einer zwanglosen Party mag dies etwas lockerer gehandhabt werden als auf einer feierlichen Veranstaltung. Dennoch gilt: Suchen Sie den oder die Gastgeber
gleich am Anfang auf, überreichen Sie dabei gegebenenfalls Ihr Gastgeschenk oder Mitbringsel, sprechen Sie Ihre
Gratulation aus, und bedanken Sie sich für die Einladung.
Gastgeber zuerst
Seite G 8/11
Falls Sie eine offizielle Veranstaltung besuchen, die Gastgeber bereits begrüßt haben und sich in einer Runde unterschiedlicher Menschen wiederfinden, sollten Sie sich an
die Etikette-Regeln halten.
Auf dem gesellschaftlichen Parkett haben Damen und
deutlich ältere Personen Vorrang. Das bedeutet:
 Der Herr grüßt die Dame und wartet darauf, dass sie
ihm die Hand reicht.
 Die Studentin grüßt den Senior und wartet seine Initiative zum Handschlag ab.
Grüßen und
Begrüßen
leicht gemacht
Lesen Sie auch den
Beitrag G 91 in
Ihrem Grundwerk.
Wie genau die Begrüßung aussieht, hängt vom Anlass ab.
Am besten richten Sie sich danach, wie Ihr Gegenüber
www.stil.de
Ausgabe 3/2011
•
41
G 8/6
Gäste-ABC
Seite G 8/14
agiert. Manchmal ist Handschlag angebracht, manchmal
aber auch nur ein Kopfnicken. Bei Personen, die Sie besser
kennen oder mit denen Sie gar befreundet sind, ist auch
eine Umarmung mit Wangenkuss möglich.
B – Besteck
Bei einem mehrgängigen Menü, bei dem mehrere Löffel,
Messer und Gabeln neben Ihrem Teller liegen, beginnen
Sie immer außen und „arbeiten“ sich nach innen vor.
Wichtig ist für Sie als Gast die Bestecksprache, über die
Sie nonverbal mit den Servicekräften kommunizieren:
 Legen Sie Messer und Gabel parallel zueinander auf den
Teller, sodass die Griffe nach rechts unten weisen, signalisieren Sie damit dem Service-Personal: „Ich bin fertig
mit dem Essen. Mein Teller kann abgeräumt werden.“
 Legen Sie dagegen das Messer rechts mit der Spitze zur
Tellermitte und die Gabel links mit den Zinken zur Tellermitte ab, weiß das Service-Personal: Sie sind noch
nicht fertig, sondern essen noch weiter.
Sonderfall
„Familienfeier“
Wird ein Buffet serviert, sollten Sie für jeden Gang ein neues Besteck wählen. Bei rustikalen Familienfeiern im eigenen Heim gibt es manchmal Engpässe beim und Besteck. In
solchen Situationen entlasten Sie eventuell den Gastgeber,
wenn Sie Ihr Besteck ggf. ein zweites Mal benutzen. Legen
Sie Messer und Gabel rutschsicher auf einer Papierserviette
auf dem Tisch ab, bevor Sie einen Nachschlag holen.
D – Dresscode/Bekleidungsvermerk
Manchmal ist auf der Einladung vermerkt, was die Gäste
anziehen sollen. Betrachten Sie das nicht als Gängelei,
sondern als willkommene Hilfe, zum entsprechenden Anlass richtig gekleidet zu erscheinen. Die häufigsten Vermerke lauten:
 „Dunkler Anzug“: Wundern Sie sich nicht, wenn damit
immer nur die Kleidung des Herrn beschrieben ist. Ge42
•
Ausgabe 3/2011
www.stil.de
Gäste-ABC
G 8/7
meint ist ein eleganter, einfarbiger dunkler Anzug – nicht
aber eine Kombination. Dazu tragen Sie üblicherweise
ein weißes oder hellblaues Hemd, eine dezent gemusterte
Krawatte und schwarze Schnürschuhe aus Glattleder. Mit
diesem Vermerk ist auch festgelegt, was die Dame tragen
soll, obwohl es nicht explizit genannt wird: ein Kostüm,
einen Hosenanzug oder ein elegantes knielanges Kleid.
 „Smoking“, „Black tie“ oder „Gesellschaftsanzug“ ist
für den Herrn die Verpflichtung zum Smoking mit
schwarzer Fliege („Black tie“). Üblicherweise gehören
dazu ein Smokinghemd und sehr feine schwarze Schuhe. Die Dame trägt dann ein Abendkleid.
 „Casual“: Dieser englische Begriff steht für zwanglos,
aber gepflegt. Das bedeutet gehobene Freizeitkleidung.
 „Smart Business“: Diesen Vermerk findet man auch
häufig. Halboffizielle Businesskleidung und Kombinationen mit und ohne Krawatte sind erlaubt, jedoch keine Jeans
Was anziehen, wenn der Dresscode
auf der Einladungskarte fehlt?
Sie kennen das sicher zur Genüge: Sie erhalten eine Einladung und wissen nicht, was Sie anziehen sollen. Bitten
Sie den Gastgeber um einen Tipp! Eine Anfrage ist kein
Fauxpas, sondern zeigt vorab Interesse an der Einladung.
Dresscodes
entschlüsseln
Weitere Informationen finden Sie im
Beitrag D 68 in
Ihrem Grundwerk.
E – Einschenken/Nachschenken
Diese Situation ist gar nicht so selten: Die Gläser sind
leer. Der Gastgeber sitzt am anderen Ende der Tafel oder
ist in ein Gespräch vertieft. Ob Sie als Gast anderen und
sich selbst einschenken oder nicht, hängt davon ab, ob
Service-Personal dafür vorgesehen ist oder nicht.
Wenn die Gläser
leer sind
In gehobenen Restaurants ist ausschließlich das Personal
für das Auffüllen der Gläser zuständig. Ein eigenmächtiges Nachschenken von Wein oder Champagner ist tabu.
www.stil.de
Ausgabe 3/2011
•
43
G 8/8
Gäste-ABC
Bei etwas zwangloseren Veranstaltungen oder größeren
Familienfeiern zu Hause wird das in der Regel nicht so
eng gesehen. Und selbstverständlich dürfen Sie nachschenken, wenn Sie damit den Gastgeber entlasten, der
ansonsten dafür zuständig wäre.
Aber Achtung!
Die Höflichkeit verlangt, dass Sie immer erst Ihre Tischnachbarn nach deren Getränkewünschen fragen und deren
Gläser auffüllen, bevor Sie sich selbst einschenken.
E – Essensbeginn
Signal der
Gastgeberin
Beginnen Sie als Gast erst dann mit dem Essen, wenn die
Gastgeberin (alternativ: der Gastgeber) anfängt. Ein gemeinsamer Essensbeginn ist die Regel.
Sind Sie bereits bedient worden, während Ihre Sitznachbarn noch auf das Essen warten? Auch in diesem Fall verlangt die Höflichkeit, dass Sie warten. Lediglich wenn die
Anwesenden Sie auffordern „Bitte beginnen Sie doch, bevor das Essen kalt wird“, dürfen Sie diesem Appell folgen
und zum Besteck greifen.
extra
t
i Alternativen zu „Guten Appetit“
p Ob man sich vorher „Guten Appetit“ wünscht, wird unp
terschiedlich gehandhabt. In gehobenen Kreisen ist das
nicht üblich, wohl aber bei zünftigen Familienfeiern
und zwanglosen Zusammenkünften. Nicht zu empfehlen ist dagegen ein lakonisches „Mahlzeit“. Wenn
schon, dann muss es „Gesegnete Mahlzeit“ heißen.
Eine stilvolle Alternative zu „Guten Appetit“ ist „Genießen Sie das Essen“. Mit diesem Wunsch gehen Sie
auf Nummer sicher – unabhängig davon, in welchen
Kreisen Sie sich gerade bewegen.
44
•
Ausgabe 3/2011
www.stil.de
Gäste-ABC
G 8/9
G – Gästebucheintrag
Wird ein Gästebuch mit Stift herumgereicht, machen Sie
den Gastgebern doch die Freude, und schreiben Sie etwas
hinein. Erinnern Sie an alte Zeiten, loben Sie das schöne
Fest, oder bringen Sie ein paar persönliche Wünsche zu
Papier.
Wer kreativ ist, kann sich auch mit Gedichten, Geschichten oder Zeichnungen verewigen – erfahrungsgemäß
kommt das sehr gut an. Das Gleiche gilt für humoristische
Sprüche und Bemerkungen.
Meiden Sie „schön“ und „nett“
Meiden Sie dabei Formulierungen wie „Vielen Dank für
den schönen Abend“ oder „Vielen Dank für die nette Einladung“. Sie klingen abgedroschen. Besser ist es, Sie ersetzten Sie durch aussagekräftige Adjektive wie vorzüglich, ausgezeichnet, exzellent, herrlich, phantastisch,
glänzend, amüsant oder einmalig, um nur einige Beispiele
zu nennen.
Sparen Sie sich
Floskeln
Entwarnung: Sie müssen nichts
Machen Sie sich klar, dass Sie nichts auf Anhieb schreiben müssen. Bitten Sie den Gastgeber, das Buch erst einmal an andere Gäste weiterzureichen oder sagen Sie, dass
Sie Ihren Eintrag nachliefern werden.
Finden Sie eigene Worte
Ein Gästebucheintrag muss nicht unbedingt gereimt sein
oder ein Zitat enthalten. Drücken Sie Ihren Dank und
Ihre Wertschätzung für den Gastgeber in eigenen Worten
aus.
„Liebe Monika, lieber Manfred, Eure Garten-Partys sind
legendär. Mittlerweile ist es weit nach Mitternacht und die
Stimmung steigt noch immer. Das liegt vor allem an Euren
Gastgeber-Qualitäten, Eurem interessanten, vielseitigen
www.stil.de
Ausgabe 3/2011
•
45
G 8/10
Gäste-ABC
Freundes- und Bekanntenkreis und Eurem Gespür für Details. Wir danken Euch für die exzellente Bewirtung und
die fröhliche Unterhaltung, die wir wieder einmal bei
Euch erleben.“
Greifen Sie auf Zitate zurück
Sie können sich auch einige Zitate zurechtlegen, um für
bevorstehende Gästebuch-Einträge gewappnet zu sein.
Beispiele:
 Audrey Hepburn hat einmal gesagt: „Wenn man im
Mittelpunkt einer Party stehen will, darf man nicht
hingehen.“ Vielleicht hat sie recht. Doch hätten wir
heute auf Audrey gehört, hätten wir viel verpasst: Das
beste Lamm-Carré, dass ich je gegessen habe, Svens
neue Cocktail-Kreation á la Katharina und Sandras
Rede, die die Hälfte der Anwesenden zu Tränen gerührt hat. Wir danken Euch für diesen unvergesslichen
Abend …
 „Ich bin immer zum Feiern aufgelegt“. Dieses Zitat
stammt von der ehemals ältesten Frau der Welt, Jeanne
Calment, die von 1875 bis 1997 gelebt hat. Es scheint,
als hätte ihr diese Lebenseinstellung zum langen Leben
verholfen. Gern beherzigen wir ihr Lebensmotto und
bestätigen Euch, wie gern wir heute mit und bei Euch
„zum Feiern aufgelegt“ sind. Vielen Dank für die Gastfreundschaft und die Lebensfreude, die uns in Eurem
Haus begegnet …
 Von dem Lyriker und Kulturkorrespondenten Othmar
Capellmann (1902–1982) stammt die Aussage, dass
Freude insgesamt drei Mal beglücken kann: Als Erwartung, als Erlebnis und als Erinnerung. Wir danken
Euch, dass Ihr uns eine solche Dreifach-Freude beschert habt …
46
•
Ausgabe 3/2011
www.stil.de
Gäste-ABC
G 8/11
Diese Bestandteile gehören zum Gästebucheintrag
Muss-Angabe
Kann-Angabe
Tabu
Datum



Dank



Unterschrift



Zitat/Reim/Anektdote und/oder



Würdigung des Gastgebers und/oder



Lob in Bezug auf die Organisation,
die Gastfreundschaft, den gelungenen
Abend



Kritik



Spitze Bemerkungen über andere
Anwesende



Vermeintliche Witze, Späße und
Scherze, die in Schnapslaune niedergeschrieben werden



G – Geschenk/Mitbringsel
Als Gast wollen Sie meist nicht mit leeren Händen kommen. Sekt, Wein, Likör, feine Pralinen – das sind die Klassiker unter den Mitbringseln. Sie sind auch fast immer richtig,
allerdings nicht unbedingt ein persönliches Geschenk.
Im Prinzip gilt das auch für Blumen. Etwas schwierig sind
manchmal Blumensträuße: Nicht jeder Privathaushalt ist
mit Vasen in jeder erdenklichen Form und Größe ausgestattet.
Schenken Sie die
Vase gleich mit
mein tipp: Schenken Sie die Vase gleich mit, oder schicken Sie sie am nächsten Tag – kombiniert mit einer
Danksagung – per Boten.
Wenn Sie den Gastgeber oder die Gastgeberin näher kennen, lohnt es sich, ein persönliches Geschenk auszusuchen.
www.stil.de
Ausgabe 3/2011
•
47
G 8/12
Gäste-ABC
Manchmal genügt eine Kleinigkeit, wie etwa eine Gartenzeitschrift, ein Handarbeitsbuch oder ein Computermagazin. Manchmal darf es aber auch ein großer, farbenprächtiger Bildband oder ein schöner Seidenschal sein.
Nicht immer werden Sie die Gelegenheit haben, Ihr Geschenk dem Gastgeber persönlich zu überreichen. Falls
das nicht möglich ist, legen Sie es zu den anderen Geschenken auf den Gabentisch. Wichtig ist dann aber, eine
Karte beizulegen (am besten fixieren Sie sie unter dem
Geschenkband), aus der hervorgeht, dass das Geschenk
von Ihnen stammt.
extra
t Kein Geschenk bei Bällen und
i
p Galaveranstaltungen
p
Ein ungeschriebenes Gesetz besagt: Bei gesellschaftlichen Anlässen (etwa bei einem Ball oder Galadiner)
bringt ein Gast keine Geschenke mit. Bei solchen Anlässen werden die Geschenke üblicherweise geschickt
oder durch einen Boten überbracht.
Findet die Feier im Restaurant statt, ist häufig ein Gabentisch für Präsente vorbereitet. Fixieren Sie Ihre Gratulationskarte an dem Geschenk, um dem Beschenkten die
nachträgliche Zuordnung der Präsente zu erleichtern.
G – Gläser
Auf einem edel eingedeckten Tisch finden Sie meistens
drei Gläser eingedeckt: Das größte mit einer meist sehr
bauchigen Form ist das Rotweinglas. Daneben oder
schräg dahinter steht ein etwas kleineres Glas für den
Weißwein. Das kleinste Glas ist für Wasser gedacht.
Alle Stielgläser sollten Sie grundsätzlich nur am Stiel anfassen. So vermeiden Sie unschöne Fingerabdrücke am
Glaskelch, sorgen dafür, dass das Glas beim Anstoßen
48
•
Ausgabe 3/2011
www.stil.de
Gäste-ABC
G 8/13
schön klingt, und beeinflussen außerdem durch die Wärme
Ihrer Hand weder die Temperatur noch den Geschmack
des Getränks.
G – Gratulation
Sind Sie zu einer Hochzeit, einem Geburtstag oder einem
Jubiläum eingeladen, gehört es zum guten Ton, den Gastgebern zu gratulieren. Bei der Hochzeit ist der richtige
Zeitpunkt dafür üblicherweise unmittelbar nach der Trauung. Bei Geburtstagen und Jubiläen gratulieren Sie sofort
nach Ihrem Kommen, wenn Sie den oder die Gastgeber
als Erstes begrüßen.
extra
Überlegen Sie sich vorher, was Sie sagen
möchten
t
i
p
p
Vielen Menschen fehlen die passenden Worte, wenn sie
mündlich gratulieren sollen. Insbesondere bei Hochzeiten wird es für die Frischvermählten langweilig, wenn
sie zigmal die gleichen Worte hören: „Alles Gute“ oder
„Herzlichen Glückwunsch“. Legen Sie sich ein paar
Worte zurecht. Zum Beispiel:
 „Ein asiatisches Sprichwort sagt: ‚Wenn zwei Liebende sich binden, lächelt der Himmel.‘ Und wie der
Himmel heute für euch lächelt! Auch alle Gäste freuen sich und lächeln mit euch – ganz besonders ich.“
 „Ich könnte glatt noch einmal heiraten, wenn ich
euch beide so glücklich sehe. Ich wünsche euch alles
Gute für das Ehe-Abenteuer.“
 „Ich gratuliere euch beiden zu eurem ‚Ja‘ zueinander (scherzhaft) und freu’ mich jetzt schon auf eure
goldene Hochzeit“.
wichtig: Fassen Sie sich kurz, damit die Gratulationen
nicht zu lange dauern und auch die anderen Gäste nicht
zu lange warten müssen.
www.stil.de
Ausgabe 3/2011
•
49
G 8/14
Gäste-ABC
G – Grußkarten
Eine Grußkarte wird überreicht. Wenn die Gastgeber die
Hände jedoch voll haben oder anderweitig beschäftigt sind,
können Sie sie auch einfach auf den Gabentisch legen.
Seite G 8/11
wichtig: Falls Sie zusätzlich ein Geschenk mitgebracht
haben, fixieren Sie die Grußkarte daran. Auf diese Weise
erleichtern Sie Ihren Gastgebern die Zuordnung, welches
Geschenk von wem stammt.
H – Händeschütteln
Eine Begrüßung mit Handschlag ist in unserer Kultur der
Standard, bietet sich allerdings nicht in jedem Rahmen an.
Sind allzu viele Gäste auf einer Veranstaltung, verzichten
Sie darauf und nicken Sie stattdessen den anderen zur Begrüßung zu.
wichtig: Ein Händedruck sollte weder schraubstockartig
noch allzu lasch sein. Umschließen Sie kurz mit leichtem
Druck die Finger Ihres Gegenübers, bevor Sie seine Hand
wieder loslassen.
H – Häppchen/Fingerfood
Werden – etwa auf einem Stehempfang – Häppchen oder
Fingerfood gereicht, achten Sie darauf, sich vom ServicePersonal eine Serviette geben zu lassen, damit Sie den Imbiss krümel- und unfallfrei verspeisen können. Wischen
Sie Ihre Hände danach an der Serviette ab. So vermeiden
Sie, dass Sie sich durch versehentliche Berührung mit Ihrer Kleidung Fettflecke einhandeln.
50
•
Notlösung
Sind die Häppchen mit kleinen Spießen aus Holz oder
Kunststoff fixiert, sollten Sie diese ebenfalls nicht auf
dem Stehtisch ablegen, denn das wäre unhygienisch. Bitten Sie um einen kleinen Becher oder behelfen Sie sich
notfalls mit einer Serviette, auf der Sie die benutzten
Spieße ablegen.
Ausgabe 3/2011
www.stil.de
Gäste-ABC
G 8/15
H – Hilfe anbieten
Dürfen Sie als Gast dem Gastgeber oder der Gastgeberin
Ihre Hilfe anbieten? Wenn es Service-Personal gibt, ist das
natürlich nicht nötig und auch nicht angebracht. Ansonsten
kommt es auf Ihr Verhältnis zu Gastgeber oder Gastgeberin
an. Sind Sie gut bekannt oder gar befreundet, wird Ihre
Hilfsbereitschaft mit Sicherheit gern angenommen. Denn
ohne Service-Personal sind die Gastgeber nicht selten im
Stress, weil sie andauernd Speisen auf-, leeres Geschirr abtragen und Gläser füllen müssen. Da kann es eine echte Entlastung sein, wenn Sie als Gast tatkräftig mithelfen.
wichtig: Helfen Sie jedoch nur dann, wenn Ihre Nachfrage mit Ja beantwortet wird. Betreten Sie niemals die Küche oder Speisekammer der Gastgeber ohne deren ausdrückliches Einverständnis.
K – Kaffee
Wer zum Kaffee eingeladen wird, sollte wissen, dass die
gesellige Runde sich üblicherweise nicht endlos in den
Abend hineinzieht. Normalerweise geht man als Gast noch
deutlich vor dem Abendbrot. Eine Ausnahme ist allerdings
die Aufforderung des Gastgebers oder der Gastgeberin,
doch zum Abendessen zu bleiben. Das sollten Sie aber nur
machen, wenn Sie sicher sind, dass dieses Angebot freiwillig kommt und die Gastgeber sich nicht etwa dazu genötigt
fühlen. Generell gelten folgende ungeschriebene Regeln:
Ereignis
Dauer
Aufbruch
Frühstück
ca. 1–1,5 Std.
vor dem Mittagessen
Brunch
ca. 2–4 Stunden
am frühen Nachmittag
Mittagessen
ca. 1–2 Stunden
nach dem Kaffee/
Espresso
Kaffeeklatsch
ca. 1–2 Stunden
vor dem Abendessen
mehrgängiges Abendessen
ca. 3–4 Stunden
nach dem Kaffee/
Espresso
www.stil.de
Ausgabe 3/2011
t
•
51
G 8/16
Gäste-ABC
Ereignis
Dauer
Aufbruch
zeitlich eingegrenzte Veranstaltungen wie Empfänge
abhängig von
Einladung
spätestens 10 Minuten nach
dem offiziellen Ende
Partys am Abend
abhängig von
Einladung
Gastgeber beachten
K – Kinder
Wenn der Gastgeber Sie samt Ihren Kindern zu einem
Fest, einer Party, einer Feier oder sonstigen Veranstaltung
einlädt, bedeutet das nicht, dass Sie Ihre Elternrolle an der
Eingangstür abgeben sollten. Dass Kinder manchmal toben, weinen oder schreien, ist normal. Doch nicht selten
sind die lieben Kleinen aufgedreht, streitlustig oder zu allerlei Späßen aufgelegt. Schauen Sie nicht tatenlos dabei
zu, wenn Ihre (Klein-)Kinder mit der teuren Porzellanvase
des Gastgebers jonglieren, sondern greifen Sie ein.
Leichter haben Sie es, wenn der Gastgeber mehrere Kinder eingeladen, sie gemeinsam an einem Tisch platziert
oder sogar für Kinderbetreuung gesorgt hat.
Dennoch: Manchmal wollen Kinder um jeden Preis die
Aufmerksamkeit ihrer Eltern oder der anderen Anwesenden auf sich ziehen. In solchen Fällen ziehen Sie sich besser mit ihnen zurück.
N – Nachwürzen
Erst probieren,
dann agieren
Es gibt Zeitgenossen, die automatisch zum Salz- oder
Pfefferstreuer greifen und das Essen nachwürzen, bevor
sie es probiert haben. Das ist sehr unhöflich.
Bei gehobenen Anlässen mit exquisiter Küche gilt Nachwürzen überhaupt als unfein – der Koch hat sich größte
Mühe gegeben, die Speisen so zuzubereiten, dass sie den
Gästen auf Anhieb munden. Bei weniger gehobenen Anlässen sollten Sie zumindest zuerst einen Bissen probieren, bevor Sie entscheiden, ob Sie nachwürzen wollen oder nicht.
52
•
Ausgabe 3/2011
www.stil.de
Gäste-ABC
G 8/17
N – Neugier (Bücher, CDs, andere Zimmer)
Ein Blick ins Bücherregal oder eine Musterung der CDSammlung des Gastgebers ist nicht unbedingt ein Fauxpas.
Bitten Sie um die Erlaubnis des Gastgebers: „Darf ich einen Blick in dieses Buch werfen?“ In den meisten Fällen
wird er Ihr Interesse zu schätzen wissen: Bücher und Filme
liefern oft gute Themen für ein anregendes Gespräch.
Allzu neugierig sollte sich jedoch kein Gast verhalten.
Grundsätzlich tabu ist der Blick in Privaträume, in denen
die Feier oder Party nicht abgehalten wird (Schlafzimmer,
Küche, Kinderzimmer).
N – Niesanfall/Hustenreiz
Ein Niesen oder kurzes Husten in geselliger Runde ist
kein Vergehen – vorausgesetzt, Sie halten sich die linke
Hand oder idealerweise ein Taschentuch vor den Mund.
Sollten Sie allerdings einen ausgiebigen Niesanfall oder
Hustenreiz erleiden, ist es eine Frage der Höflichkeit, den
Raum zu verlassen und abzuwarten, bis er sich gelegt hat.
In einer größeren Runde, ignorieren Sie das Niesen, wie
alle anderen Anwesenden idealerweise auch. Im persönlichen Gespräch entschuldigen Sie sich kurz. Das gehört
heute zum guten Ton.
P – Pünktlichkeit
Achten Sie darauf, pünktlich zu sein. Bei einer zwanglosen Party ist es sicher nicht schlimm, etwas später einzutreffen. Anders ist es bei einer streng durchgeplanten Veranstaltung wie einer Hochzeit oder einem Bankett.
Pünktlichkeit ist hier ein Muss.
Nicht angebracht ist allerdings ein überpünktliches Erscheinen. Wer eine Viertelstunde oder auch nur fünf Minuten zu früh eintrifft, riskiert, den Gastgeber noch nicht
vollständig vorbereitet anzutreffen und ihn möglicherweise in Verlegenheit zu bringen.
www.stil.de
Ausgabe 3/2011
•
53
G 8/18
Gäste-ABC
R – Rauchen
Raucher, aufgepasst: Zigarettenrauch ist nicht überall erwünscht oder erlaubt. Zünden Sie sich keine Zigarette, Zigarre oder Pfeife an, solange noch jemand im Raum isst.
Auch sonst sollten Sie eher vorsichtig sein und zum Rauchen den Raum verlassen oder zumindest den Gastgeber
fragen, ob Sie rauchen dürfen.
Etwas anderes gilt, wenn der Gastgeber selbst in seinen
Privaträumen raucht. Fragen Sie nach einem Aschenbecher, bevor Sie sich die Zigarette anzünden. In Restaurants herrscht mittlerweile fast ausnahmslos ein Rauchverbot. Daran sollten Sie sich auch halten.
S – Schuhe ausziehen
Schuhe gehören in Deutschland zum Outfit dazu. Dennoch gibt es Privathaushalte, in denen Gäste gebeten werden, ihre Schuhe auszuziehen, bevor sie den Wohnbereich
betreten: etwa wenn die Straßen voller Schneematsch oder
Baustellenschmutz sind und die Gäste mit ihren Schuhen
automatisch eine Menge Dreck ins Haus bringen würden
oder wenn die Pfennigabsätze der Damen den Parkettboden ruinieren könnten.
Vermeiden Sie solche Peinlichkeiten
Darauf sollten Sie vorbereitet sein, um Peinlichkeiten zu
vermeiden. Manch ein Gast versteckt in seinen makellosen Straßenschuhen löchrige Socken – was bei solchen
Gelegenheiten schnell peinlich werden kann. Gepflegte
Füße und saubere, lochfreie Socken sind also ein Muss.
Wenn Sie bereits wissen, dass Sie die Schuhe ablegen sollen, kann die Mitnahme von Hausschuhen oder sauberen
Straßenschuhen ratsam sein.
S – Selbstvorstellung
Müssen Sie unter Fremden warten, bis jemand sie der Runde vorstellt, oder dürfen Sie das selbst tun? Früher galt es
als unfein, sich selbst vorzustellen. Heute ist die Selbstvor54
•
Ausgabe 3/2011
www.stil.de
Gäste-ABC
G 8/19
stellung ein fester Bestandteil des Alltags. Selbstverständlich ist es erlaubt, sich mit Namen vorzustellen und auch
sein Gegenüber nach seinem Namen zu fragen.
S – Serviette
Falls bei einem Stehempfang Fingerfood gereicht wird,
benutzen Sie die Serviette als Tellerersatz.
Beim Essen dagegen legen Sie die Serviette zunächst
flach neben Ihren Teller. Erst kurz bevor Sie zu essen beginnen, legen Sie sie auf Ihren Schoß, damit Ihre Kleidung vor Flecken geschützt ist. Üblicherweise macht die
Gastgeberin dabei den Anfang, und die Gäste machen es
ihr nach.
Mit der Serviette sollten Sie übrigens Ihren Mund nicht
abwischen, sondern vielmehr abtupfen, etwa bevor Sie
zum Glas greifen. Das wirkt eleganter.
Nach dem Essen legen Sie die Serviette neben den Teller
– es ist auch bei Papierservietten nicht mehr üblich, sie
auf den leer gegessenen Teller zu legen.
S – Small Talk
Über was spricht man als Gast, um miteinander warm zu
werden? Am besten beginnen Sie mit einem unverfänglichen Small Talk. Als Themen bieten sich an:
 Das Wetter: Es bietet eigentlich immer Gesprächsstoff, ganz gleich, ob es besonders sonnig und warm
oder regnerisch und ungemütlich ist.
Keine Angst vor
diesen Small-TalkKlassikern
 Gemeinsamkeiten: Woher kennen Sie den Gastgeber?
Wie und wann haben Sie ihn kennengelernt?
 Das Ambiente, das Essen, die Veranstaltung: Indem
Sie loben, was Sie sehen oder genießen, sind Sie ebenfalls schnell mit anderen Menschen im Gespräch.
www.stil.de
Ausgabe 3/2011
•
55
G 8/20
Gäste-ABC
 Die neuesten Nachrichten aus Gesellschaft, Wissenschaft und Kultur: Greifen Sie ein Ereignis heraus,
über das aktuell in den Medien berichtet wird, und Sie
haben im Nu ein Thema, über das auch andere sich
gern unterhalten. Überlegen Sie beim Lesen der Tageszeitung gezielt, welche Themen sich für einen Small
Talk eignen – so sind Sie gut vorbereitet.
Aber Achtung! Bestimmte Themen sind beim Small Talk
tabu:
 Krankheit und Tod: Zwar ist es generell nicht richtig,
schwierige, belastende Themen aus der Gesellschaft zu
verbannen. Beim Small Talk haben sie aber nichts verloren, weil sie zu bedrückend sind, um zwanglos und
heiter miteinander ins Gespräch zu kommen.
 Kontroverses aus Politik, Religion und Gesellschaft:
Wählen Sie bitte für einen Small Talk keine Themen,
die leicht zu einer erhitzten Debatte oder gar einem
Streitgespräch führen könnten. Schließlich soll niemand in Verlegenheit gebracht werden – schon gar
nicht der Gastgeber, wenn seine Gäste sich streiten.
experten
t Beendigung erlaubt
i
p Ein Small Talk zwingt Sie nicht, den ganzen Abend mit
p
derselben Person zu reden. Das Schöne ist: Ein solch unverbindliches Gespräch können Sie jederzeit beenden.
Angenommen, Sie sind bei einem Gesprächspartner gelandet, mit dem sich ein Small Talk als ausgesprochen
mühsam erweist, weil Sie einfach keine gemeinsamen
Themen finden. Dann quälen Sie sich nicht länger. Nach
einer gewissen Zeit können Sie das Gespräch durchaus
abbrechen und sich zu einem anderen Gast gesellen. Bedanken Sie sich freundlich, und verabschieden Sie sich,
um noch mit anderen Anwesenden einige Worte zu
wechseln.
56
•
Ausgabe 3/2011
www.stil.de
Gäste-ABC
G 8/21
S – Spezialwünsche beim Essen
„Was auf den Tisch kommt, wird auch gegessen.“ So habe
ich es in meiner Kindheit noch gelernt. Ich durfte nicht
einfach sagen: „Das mag ich nicht.“ Mein Vater, ein
Kriegskind, wusste noch, was es bedeutet, Hunger zu haben. Entsprechend verlangte er auch von uns Kindern, das
Essen zu würdigen, das uns serviert wurde.
Heute ist man mit Kindern nicht mehr so streng – was
durchaus gute Gründe hat. Trotzdem bin ich froh, sagen
zu können, dass mir das meiste, was serviert wird, auch
schmeckt. Seien Sie vorsichtig mit der Aussage „Das mag
ich nicht“ und auch zurückhaltend mit Spezialwünschen
(„Extrawürsten“). Meistens können Sie sich als Gast ganz
leicht behelfen. Wenn Sie das Fleisch nicht mögen, weichen Sie auf den Salat und die Beilagen aus. Wenn Ihnen
das Eis zum Nachtisch nicht mundet, können Sie es vielleicht diskret beim Service abbestellen. Oder: Es findet
sich ein Kind, das es mit Freuden verspeist.
Es gibt jedoch Situationen, in denen die Bitte um eine
„Extrawurst“ durchaus ihre Berechtigung hat. So beispielsweise bei einer Lebensmittelallergie. Auch Vegetarier zu sein, ist eine allseits akzeptierte Begründung dafür,
warum man den guten Festtagsbraten nicht isst. Häufig
lässt sich durch rechtzeitiges Bescheidsagen eine Alternative zum geplanten Menü organisieren.
Allergien und
Unverträglichkeiten
Praxis-Tipp: Machen Sie möglichst wenig Aufhebens
Generell gilt jedoch: Machen Sie möglichst wenig Aufhebens um Ihre Spezialwünsche – und nehmen Sie
Rücksicht auf Ihre Gastgeber, wenn sich einmal nicht
alles verwirklichen lässt, was Sie sich wünschen.
V – Vegetarisches Essen
Sind Sie Vegetarier? Dann sollten Sie möglichst schon bei
Ihrer Anmeldung zur Feier oder Veranstaltung Bescheid
www.stil.de
Ausgabe 3/2011
•
57
G 8/22
Gäste-ABC
sagen. Das gilt zumindest dann, wenn für alle Gäste das
gleiche Menü vorgesehen ist. Dann nämlich muss sich der
Gastgeber um eine fleischlose Alternative kümmern – und
das ist spontan oft nicht so einfach.
V – Verabschieden
Bevor Sie gehen, sollten Sie sich auf jeden Fall zumindest
von den Gastgebern verabschieden und sich für die schöne Feier oder Veranstaltung bedanken – das gehört zum
guten Ton.
Verabschieden Sie sich außerdem zumindest von den Gästen, mit denen Sie sich ausführlicher unterhalten haben.
tipp: Geizen Sie nicht mit Anerkennung
Der Gastgeber hat sich viel Mühe gemacht. Lassen Sie
ihn nicht im Unklaren darüber, dass Sie seine Gastfreundschaft zu schätzen wissen. Bedanken Sie sich am
Folgetag noch einmal für die Einladung: per Blumengruß oder via Telefonanruf. Wenn es weniger förmlich
zugeht, dürfen Sie Ihren Dank heutzutage auch per
SMS, E-Mail, Skype oder Facebook übermitteln.
V – Veranstaltungsende
Als Gast sollten Sie ein feines Gespür dafür entwickeln,
wann sich eine Veranstaltung oder Feier ihrem Ende zuneigt. Nicht jeder Gastgeber spricht es direkt und offen
aus, wenn er eigentlich möchte, dass die Gäste gehen.
Wenn der Gastgeber jedoch verstohlen auf die Uhr sieht
oder zum wiederholten Male gähnt, ist das definitiv ein
Zeichen zum Aufbruch.
Länger bleiben sollten Sie nur dann,
 wenn der Gastgeber Sie explizit dazu auffordert und
 wenn Sie selbst auch Lust dazu haben.
58
•
Ausgabe 3/2011
www.stil.de
Gäste-ABC
G 8/23
Ansonsten sollten Sie lieber vorsichtig sein. Nicht jeder
Gastgeber ist eine ausgeprägte Nachteule, die auch morgens um drei Uhr noch angeregt plaudern kann. Sofern der
Gastgeber Sie nicht auffordert, noch zu bleiben, gilt: Bei
Essenseinladungen ist spätestens eine halbe Stunde nach
dem Espresso/Kaffee die Zeit zum Aufbruch gekommen.
Sie haben die Möglichkeit, sich nur von den Gastgebern
stellvertretend für alle mit Handschlag zu verabschieden.
Die Initiative dafür kann – je nach Situation – vom Gast
oder vom Gastgeber ausgehen. So artet die Verabschiedung auch nicht in ein wahlloses „Massen-Händeschütteln“ aus.
Die gern und oft dahingesagten Gastgeberfloskeln „Ach,
bleiben Sie doch noch ein bisschen!“ oder „Willst du denn
schon gehen?“ überhören Sie als höflicher Gast besser
geflissentlich. Geübte Gastgeber sprechen solche Floskeln gar nicht erst aus!
Hören Sie auch auf Ihr Gefühl
Unter Diplomaten gilt die Regel, sich vor 23:00 Uhr zurückzuziehen. Vertrauen Sie auf Ihr Gefühl, wann es Zeit
ist, zu gehen. An Wochentagen ist oft Mitternacht die
Schallgrenze, weil alle am nächsten Morgen wieder früh
aus den Federn müssen. Sind Sie eingeladen, in einen Geburtstag hineinzufeiern, verabschieden Sie sich frühestens
um halb eins.
V – Vorstellen/Bekanntmachen
Beim Vorstellen und/oder Bekanntmachen gibt es zwei
Grundregeln, die Sie beachten müssen:
 Im privaten Bereich hat die Dame beziehungsweise die
ältere Person das Recht, als Erste zu erfahren, wer die
Person ist, die ihr vorgestellt wird. beispiel: „Frau
Berger, das ist Ralf Maurer, mein Physiotherapeut.
Herr Maurer, das ist Anette Berger, die Klassenlehrerin
meines Sohnes.“
www.stil.de
Ausgabe 3/2011
•
59
G 8/24
Gäste-ABC
 Im geschäftlichen Bereich ist es zeitgemäß, streng nach
Hierarchie vorzugehen. Das heißt: Dem Chef wird zuerst die neue Mitarbeiterin vorgestellt und dann umgekehrt. beispiel: „Herr Wichtig, das ist Frau Neuberger.
Sie unterstützt uns neuerdings in der Finanzbuchhaltung. Frau Neuberger, das ist Herr Wichtig, der Regionalleiter für den süddeutschen Raum.“
V – Vorzeitiger Abschied
Es kann vorkommen, dass Sie als Gast eine Feier oder
Veranstaltung früher verlassen müssen. Auch hier gilt:
Die Verabschiedung vom Gastgeber gehört unbedingt dazu. Sie sollten jedoch in solchen Fällen einen günstigen
Zeitpunkt abpassen, um sich möglichst unauffällig zu verabschieden.
Falls Sie das nicht tun, kann es zu einem größeren Aufbruch kommen. Irrtümlich meinen die meisten Gäste, das
Ende der Veranstaltung sei gekommen, und brechen ebenfalls auf. Das aber ist oft gar nicht im Sinne des Gastgebers. Daher gilt: Verabschieden Sie sich unauffällig und
mit Feingefühl vom Gastgeber sowie von den Gästen, mit
denen Sie intensiver im Gespräch waren. Ziehen Sie sich
ansonsten möglichst unbemerkt zurück.
Z – Zuprosten
Wenn mehr als fünf oder sechs Personen an einem Tisch
sitzen oder beim Stehempfang in einer Runde beisammen
sind, wäre es denkbar mühsam, mit jedem Einzelnen anzustoßen. In solchen Fällen begnügt man sich damit, sich
zuzuprosten – das heißt, sein Glas zu erheben, „Prosit“ zu
sagen und sich dabei kurz in die Augen zu schauen.
Generell gilt: Das Zuprosten gilt als feiner als das Anstoßen. Es ist dezenter und deshalb in gediegenem Ambiente
meist die bessere Wahl.
60
•
Ausgabe 3/2011
www.stil.de