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Leszek Możdżer
Komeda
ACT 9516-2
Veröffentlichung: 24. Juni 2011
Von Bartók über Stokowski bis Horowitz auf der einen Seite zu Art Tatum, George Gershwin oder selbst einem
Benny Goodman auf der anderen: Lange Zeit gingen Jazz und Klassik einen gemeinsamen Weg gegenseitiger
Befruchtung, bis der Kulturbruch des Zweiten Weltkriegs diese Beziehung auseinander riss. Trotz einiger Anläufe –
etwa dem „Third Stream“ Ende der fünfziger Jahre – hat es lange gedauert, bis der Austausch zwischen den beiden
wichtigsten Strömungen der Kunstmusik wieder selbstverständlich wurde. Wenn heute der Jazz wieder als „Zweite
Klassik“ anerkannt wird, dann liegt das an Künstlern wie dem polnischen Pianisten Leszek Możdżer.
Der 1971 geborene, klassisch ausgebildete Pianist kam erst mit 18 Jahren zum Jazz, erspielte sich aber schnell
Rang und Namen und wird heute in Polen wie ein Popstar gefeiert. In seiner Heimat spielte er mit den wichtigsten
Jazzern des Landes wie Tomasz Stanko oder Michal Urbaniak. Seit 1994 bis heute wird er vom polnischen Magazin
Jazzforum fast ausnahmslos zum besten Pianisten des Landes gewählt. International machte er sich besonders an
der Seite des ebenfalls einem melodiösem Wohlklang verpflichteten schwedischen Bassisten Lars Danielsson einen
Namen. Dieser bezeichnete Możdżer als „den für mich idealen Pianisten“ und spielte seine letzen beiden Alben
„Pasodoble“ (2007) und „Tarantella“ (2009) mit ihm ein. Aber auch amerikanische Jazzikonen wie Pat Metheny,
Lester Bowie und Archie Shepp schätzen seine Mitarbeit.
Wenn Możdżer heute als wichtigste Entdeckung des jüngeren polnischen Jazz und als einer der herausragenden
Pianisten der internationalen Szene gilt, dann nicht zuletzt wegen seiner wegweisenden Grenzgänge zwischen
Klassik und Jazz: Er ist der große Romantiker unter den europäischen Jazzpianisten. Mit Improvisationen über
Themen von Frédéric Chopin begründete er seinen Ruf, stets klammert sich sein perlendes, anschlagstechnisch
unerreichtes Spiel seither an Melodien voller Lyrik und Emotion. Dabei erweist sich Możdżer gleichwohl als
überragender Improvisator – allerdings auf der Grundlage eines klassischen Kanons, was Chromatik, Harmonik
und vor allem Verzierungen angeht.
Mit seinem ACT-Debüt nutzt Leszek Możdżer die Gelegenheit für eine Hommage an den neben Chopin zweiten
Nationalheiligen der polnischen Musik: Krzysztof Komeda, den 1969 erst 38-jährig verstorbenen Jazz-Pianisten und
Filmmusiker, der bis dahin unter anderem die Soundtracks fast aller Filme von Roman Polanski geschrieben hatte.
Komeda ist eines meiner Idole“, erzählt Możdżer. „Ich erinnere mich noch genau an den Moment, als ich seine
Musik zum ersten Mal hörte, es war umwerfend. Diese Tiefe und Weisheit, die unmittelbar aufscheint. Mit der Zeit
ergründete ich seine Biographie, seine Hingabe an die Musik. Einer meiner Lieblingssätze von ihm lautet: ,Lebe für
die Musik, nicht von der Musik.‘“ Możdżers Komeda-Projekt hat hörbar eine lange Reifezeit hinter sich: „Der
Produzent des Albums Paweł Potoroczyn hat seit über sechs Jahren versucht, mich damit ins Studio zu kriegen. Erst
jetzt hat er Erfolg gehabt, ich fühlte mich vorher einfach noch nicht bereit dazu.“
Von ersten Stück an hört man die Seelenverwandschaft von Możdżer und Komeda. Der Opener „Svantetic“ ist
gewissermaßen in beider Namen eine Danksagung an den schwedischen Dichter Svante Foerster, der Komeda
einst auf seine erste Schweden-Tour einlud. Stockholm war damals ein vibrierendes kulturelles Zentrum, und
Komeda traf dort Musiker wie Rune Carlsson und Bernt Rosengren, die zu wichtigen künstlerischen Partnern
wurden. Dem lyrischen Saxophonisten Rosengren hat Możdżer denn auch die „Ballad for Bernt“ gewidmet.
Leszek Możdżer
Photo by Przemek Krzakiewicz
Das ganze Repertoire des Albums besteht ausschließlich aus Kompositionen Komedas, doch Możdżer betont,
wie viel Freiheit ihm trotzdem blieb. Schon alleine, weil er die Stücke so auswählen und aneinanderreihen konnte,
wie es ihm gerade durch den Kopf ging. Aber auch interpretatorisch: „Komeda lässt solch enormen Raum für einen
improvisierenden Musiker. Betrachtet man die Note, kann man sagen, Komeda betrachtet den Ausführenden als
Partner. Er vertraut seinen Interpreten, das sehe ich in den Kompositionen.“
Ein Vertrauen, das Możdżer mehr als rechtfertigt, der auf Komeda bevorzugt in lyrischen Finessen schwelgt, aber
auch mal düstere Anklänge zulässt, wie bei „Sleep Safe And Warm“ aus dem Polanski Film „Rosemary’s Baby“. Auf
„Crazy Girl“ attackiert er auch mal mit synkopierter Rhythmik und Jazz-Harmonik. „Ich spiele das Stück ohnehin viel
langsamer als Komeda es üblicherweise tat. Denn ich entdeckte, dass es so die unglaubliche Schönheit seiner
Melodie freigibt. Die Schlichtheit und doch Intelligenz der Form, die Komedas Genie zeigt. Wir alle lieben crazy
girls. Aber wie ich das Stück spiele, wird daraus eines für das Mädchen, das du liebst.“
Leszek Możdżer hat sich eben stets genau überlegt, was er machte. So sind auf „Komeda“ lauter kleine
Meisterwerke jenseits überholtem Schubladendenken entstanden. Und eine musikalische Romanze für Klassikfreunde
wie Jazzfans.
Die CD: Komeda – Leszek Możdżer – ACT 9516-2 - LC 07644
Besetzung: Leszek Możdżer / piano
Titel:
01 Svantetic
02 Sleep Safe and Warm
03 Ballad for Bernt
04 The Law and The Fist
05 Nighttime, Daytime Requiem
06 Cherry
07 Crazy Girl
08 Moja ballada
Aufgenommen von Grzegorz Czachor in Leszek Możdżers Studio in Wroclaw, 8. - 11. März 2011, gemischt von
Grzegorz Czachor, Mastering durch Tadeusz Mieczkowski, Executive Producer: Paweł Potoroczyn, Produziert von
Sylwia Kicka, Outside Music
ACT - The Art in Music: Cover art “untitled 2010” von Martin Noël, mit Genehmigung von Margret Noël
Lars Danielsson & Leszek Możdżer on ACT: „Pasodoble“ (ACT 9458-2) und „Tarantella“ (ACT 9477-2)
Vertrieb: edel:kultur (DE / AT), Musikvertrieb (CH)
Ehrengutstrasse 28, 80469 München, Germany
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