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Big Game Board – Reports…
von unserem „marlin666“ – Prädikat „Sehr lesenswert“
„Zurück von dem Philippinengraben – Die Sailfishjagd geht weiter“
Früh morgens an einem frischen Märztag verlasse ich ein Airport- Hotel
In Frankfurt am Main in Richtung Flughafen. Beim Verladen meiner Gepäckstücke
scherzt der Fahrer meines Shuttle Services noch ausgeglichen über deren Gewicht.
„Da sind wohl Goldbarren drin?“ Die vermeintlich harmlose Äußerung des Fahrers
verschafft mir ein flaues Gefühl in der Magengegend und treibt mir einige
Schweißperlen auf die Stirn. Während der Fahrt zum Flughafen rechne ich fieberhaft
die fiktiven Kosten für mein Übergepäck aus, erst 10kgx43€ dann 20kg….30kg usw.
Am Flughafen angekommen, setze ich mich in Sichtweite meines Check-inSchalters auf eine Bank und beschließe erst einmal die ganze Sache visuell
abzuchecken. Mir ist freilich vollkommen klar, dass ich an der physikalischen Realität
der Schwerkraft so nichts ändern werde. Jedoch hat die Erfahrung gezeigt, dass sich
manchmal Situationen ergeben, bei denen sich Übergepäck verteilen lässt und so
halte ich Ausschau nach alleinreisenden Rücksacktouristen, die oft nur wenig
Gepäck mitführen. Da die Maschine einen Zwischenstopp in Bangkok macht, bin ich
anfangs noch zuversichtlich. Am Check-in-Schalter von Kuwait- Airways geben
immer mehr arabische „Matroschkas“ unzählige Gepäckstücke auf. Als mir klar wird,
dass die Maschine nicht ausgebucht ist, nähre ich mich zwei freundlichen Damen am
Schalter. Das erste Gepäckstück wandert aufs Band. Mir wird erklärt, dass das
Gepäckstück die 30kg- Grenze überschritten hat und so nicht angenommen werden
kann. Ich verdufte in ein Reisetaschengeschäft, erstehe eine weitere Tasche und
packe um. Zurück am Schalter erkläre ich, dass es sich um Sportgepäck handelt und
dieses angemeldet wäre. Mein Rutenrohr wird misstrauisch beäugt, jedoch
beanstandungsfrei angenommen. Gebühren für Übergepäck werden nicht erhoben,
ein Hochgefühl macht sich bei mir breit. Jetzt geht die Sailfishjagd in ihre zweite
Runde und die Urlaubskasse stimmt.
Nachdem ich fast den ganzen Flug verschlafen habe, setzt die Maschine zur
Landung in Manila an. Wir befinden uns bereits im Sinkflug und vor den Toiletten
bilden sich endlose Schlangen. Ob das in 20 Jahren meine Prostata noch mitmacht?
Mein Gepäck hat den Flug schadlos überstanden und ich mache mich auf den Weg
zu einer kleinen Pension, die ich schnell noch im Taxi aus dem Reiseführer suche.
In Manila wird an diesem Sonnabend gegen die Regierung demonstriert, was das
erreichen meiner Pension fast unmöglich macht. Nach einigen Stunden ist es
geschafft und ich sitze bei meiner ersten Zigarre auf dem Balkon im ersten Stock
einer kleinen Pension mitten im Herzen von Manila. Sonntag ist Ruhetag. Außer ein
paar Gerstenkaltschalen und ausgiebigen Schläfchen gibt es nichts zu berichten.
Montag hole ich mir im Reisebüro um die Ecke ein Ticket nach Surigao City.
Im Domestik Airport treffe ich die Bürgermeisterin von Burgos, einer Nachbarinsel
von Siargao Island. Im Gespräch mit Ihr, erfahre ich, dass um Burgos, nachts jede
Menge Blue Marline mit dem Gillnet gefangen werden. Jedoch blieben die Netze bei
Vollmond lehr. Für meinen Aufenthalt habe ich mir eine Mondphase von Neumond
bis Vollmond ausgesucht, um flexibel fischen zu können.
Es folgt noch eine Übernachtung in Surigao City, da dass letzte Fährschiff nach
Siargao Island bereits um 12.00 Uhr mittags den Hafen verlässt. Ich nutze die Zeit,
um im Emigration Office mein Visum verlängern zu lassen. Abends rufe ich Junior
Gonzales an. Er gibt mir den Tipp, mich noch am Abend am Pier umzuschauen, wo
genau am nächsten Tag das Fährschiff ablegt. Am Tag darauf schlürfe ich um 5.00
Uhr früh meinen Kaffee am Pier und schaue zu, wie mein Gepäck verladen wird. Auf
dem Schiff herrscht eine beklemmende Enge und es fällt mir schwer einen Platz zu
finden. So stehe ich meistens an der Reling und bewundere ausgedehnte
Mangrovensümpfe. Junior sagte mir am Telefon, dass er mich mit dem Mottorad in
Dapa abholen würde. Dort angekommen, treffe ich den mittlerweile drahtigen 61jährigen, der mich verschmitzt unter seiner Sonnenbrille anlächelt. Schnell wird mein
46 Kilo schweres Tackle auf einem Mottorad vertäut. Junior erklärte mir, dass wir
meinem Gepäck auf seinem Mottorad folgen werden und kein Anlass zur Sorge
bestünde. Auf abenteuerlichen Pisten rasen unsere Motorräder über Reisfelder und
durch Kokospalmenhaine bis wir das am Pazifik gelegene Örtchen Pilar erreichen.
In Juniors Haus wird nach einem kräftigen Frühstück der Rest des Tages mit dem
Zusammenbau meiner 6 Ruten und dem bespulen meiner Rollen verbracht. Am
Abend bleibt noch Zeit für einen kleinen Rundgang durch das Örtchen. Ich werde von
den Einheimischen, die sich noch an mich erinnern, herzlich begrüßt und das eine
oder andere Gläschen Rum wird gelehrt. Ich habe die Ehre wieder mit Juniors Sohn,
Balolong fischen zu dürfen. Von Ihm erfahre ich, dass die Sailfish-fänge derzeit zu
wünschen übrig ließen. So entscheide ich mich für das kleinste Boot und beschließe
am nächsten Tag auch die Jiggingruten mitzunehmen. Der Vormittag des ersten
Angeltages brachte nur einen Wahoo, der auch noch beim Gaffen verloren ging.
Am Nachmittag sollte Speedjiggen den Tag retten. Ich bat Balolong, mich an eine
Stelle zu bringen, wo der Meeresgrund steil auf 200 bis 300m abfällt. Ohne Echolot
ein schwieriges Unterfangen, aber Balolong fand so eine Stelle. Ich überließ ihm
bereitwillig mein schweres Gerät mit der Stella 10000 und greife zum PE 3- Gerät,
bestückt mit einer japanischen Twinpower 8000.
Nach kurzer Zeit bekommt Balolong einen Hammerbiss auf einen Turky Slider gefolgt
von einem sehr langen Run. Die Rute ist zum Halbkreis gebogen und außer sie mit
beiden Händen festzuhalten und auf die singende Rolle zu starren, blieb ihm keine
weitere Option offen. Als der Fisch stoppt, verlieren wir leider den Kontakt. Die
anfängliche Freude über den ersten Strike, musste leider der folgenden
Enttäuschung weichen. Kurz darauf lasse ich einen Shimano Flatsite Jig zum Grund
hinab und bekomme schon in der Absinkfase einen Biss. Ich entschließe mich jedoch
zu warten, da der Biss nur an einer leicht erhöhten Geschwindigkeit der ablaufenden
Schnur zu erahnen war. Schließlich schließe ich doch den Bügel und bemerke den
Fisch. Nach einem kurzen Drill können wir einen schönen Red Snapper landen und
so den Tag doch noch retten, zumindest was das folgende Dinner anging.
Zum Dinner in Juniors Haus erscheinen auch diverse Mitglieder der PHILIPPINE
GAME FISHING FOUNDATION und des Pinoy-Anglers-Forum (Jighead und Spider).
Neben den kulinarischen Köstlichkeiten, bestehend aus unseren Tagesfängen und
einem Riesentablett Mangrovenkrabben erfreuen sich alle an dem regen
Erfahrungsaustausch. Später laden mich die Filipinos noch zum Bier ein und wir
schleudern noch bis spät in die Nacht Kunstköder von der geräumigen Terrasse ihres
Bungalows in die Lagune und fangen überwiegen kleine Jacks und Makrelen.
Am nächsten Tag läuft beim Schleppfischen relativ wenig und so beschließen wir am
späten Nachmittag erneut zu jiggen. Balolong fängt wie auf Ansage einen Yellowtail
beim ersten Drop seines Jigs, ein Hooker- Jig in den Farben Pink-Silber. Kurz darauf
nimmt ein kleiner Rusty Jobfisch meinen Jig. Da wir sehr schnell abdriften müssen
wir nach jedem Drop unsere Position korrigieren. Ich bekomme erneut einen Biß in
mehr als 100 m Tiefe, gefolgt von einem langen Run. Als der Fisch stoppt und ich die
ersten Meter Schnur gewinne ist meine Neugier groß. Der Fisch kämpft und wehrt
sich bis zur Oberfläche, lässt sich jedoch dann völlig erschöpft und ohne Gegenwehr
gaffen. Nun liegt ein weiterer Yellowtail von etwa 7 kg im Boot. Balolong gesteht, das
diese Art von Fisch bisher nur von Einheimischen Grundfischern erbeutet wurde, weil
ich der erste Gast bin, der in dieser Tiefe jiggen wollte.
Es dämmert und da uns beiden die Arme herunterhängen, wie nach einem
Boxkampf, beschließen wir, die Heimreise anzutreten. Wir sind guter Dinge, da wir
nicht erwarten, dass die Anderen mehr gefangene Fische vorzuweisen haben. Wir
sollten uns irren, denn als wir im Hafen anlegen, berichtet uns Spider von seinem
gefangenem 24 kg schweren GT. Nachdem sie den ganzen Tag ohne Erfolg auf
Sailfish schleppten, beschlossen sie am Abend in der Nähe der drei Felsen die
fliegenden Fische durch Rapallas zu ersetzen. Danach folgte der GT double
Strike.Leider konnte nur der wesendlich kleinere 24 kg schwere Fisch gelandet
werden. Der zweite ging durch einen Schnurbruch an der 50-er verloren. Zur
kulinarischen Freude aller hat noch Jemand einen frisch gefangenen Wahoo zum
Dinner spendiert, den wir uns als Sashimi schmecken lassen. Selbstverständlich hat
jeder Angler WASABI im Gepäck.
Am folgenden Tag schleppten wir mit 4 Booten sämtliche Hotspots nach Sailfischen
ab, doch von den Schwertträgern war weit und breit keine Spur. Im Hafen erzählen
mir Einheimische, dass zur Zeit tausende Boote mit dem Gillnet fischen und pro Boot
in einer Nacht bis zu zwei Dutzend Sailfische gefangen werden. (für die C&R-er eine
kleine Randinformation) Aufgrund dieser Nachrichten bitte ich Balolong für die
nächste Nacht alles zum Nachtfischen auf Yellowfin Tuna vorzubereiten und kündige
an, das Schleppfischen auf Sailfish vorerst einzustellen. Am Abend treffen drei
Filipinos aus Manila ein, die in ihrem Leben noch nie angeln waren, aber
herausfinden wollten, ob das ein Freizeitvergnügen für sie wäre. Ich kann mir, bei
Juniors Versuchen den drei über 40- jährigen Angelnovicen die Grundfunktionen
einer Penn International näher zu bringen, ein Schmunzeln nicht verkneifen.
Am nächsten Tag sind wir ausnahmslos mit den Vorbereitungen zum Nachtfischen
beschäftigt. Balolong stöhnt schon am frühen Morgen über die viele Arbeit, bei der
ich selten helfen kann. Zuerst kaufen wir vor Ort noch einige Circle Hooks der Größe
12/0, die wir mit einer Klavierseite als Vorfach versehen. Balolong nutzt dazu einen,
in eine Holzwand eingeschlagenen Nagel und eine Zange. „Sir, if you watch me, it
looks easy. Do you want to try?” Dankend weise ich das Angebot zurück und
versuche mich anderweitig nützlich zu machen, da ich zum ersten Mal einen Filipino
wie einen Europäer schwitzen sehe. Als nächstes werden altertümlich anmutende
Gasdrucklampen überprüft und mit Brennstoff befüllt. Da ich ohnehin Nichts von
diesen Lampen verstehe, verdrücke ich mich, um irgendwo ein kühles Blondes klar
zu machen. Bei diesem nächtlichen Ausflug kam ein von Junior selbst entworfenes
und gebautes Glasfieberboot zum Einsatz, dass auch bei höheren Wellen noch gut
beherrschbar ist. Am späten Nachmittag inspiziere ich noch einmal sämtliche Ruten
an Board. Da nachts nur Fische über 30 kg beißen sollen, nehmen wir nur Gerät ab
50 Pfund aufwärts mit. Beim Abendessen erfuhr ich dann, dass die 3 Angelnovicen
aus Manila uns begleiten wollten. Da mir vordergründig nur die Kostenteilung in den
Sinn kam, hielt ich es anfangs für eine gute Idee, die drei aus Manila mitzunehmen,
was sich jedoch später als Fehlentscheidung herausstellen sollte. Als die Sonne am
Horizont rotglühend hinter den Wolken verschwand, verließen wir den Hafen in
Richtung offene See. Bereits nach einer Stunde fahrt konnten wir riesige Wale
beobachten. Mit zunehmender Dunkelheit und größer werdender Entfernung zum
Festland stieg auch die Spannung an Bord. Die raue See und die beengten
Verhältnisse an Deck ließen als einzige mögliche Form der Fortbewegung nur das
Kriechen zu. Als die Maschine stoppte waren wir etwa 30 Meilen Offshore. Es war
eine dieser finsteren Neumondnächte, in denen der Mond einem Stück
Melonenschale glich. Im Lichtschimmer meiner Kopflampe sahen wir, wie Balolong
ein etwa 100m langes Seil mit Boje am Ende ausbrachte, an das er in engen
Abständen unentwegt Palmenwedel knotete. Dieses Seil übernimmt im
Wesendlichen die Funktion eines Driftsackes und soll umherziehenden Fischen mit
seinen Palmenwedeln Unterschlupf gewähren, ähnlich einer FishAgrregating
Device.Als nächstes nahm Balolong jene seltsamen Gasdrucklampen in
Betrieb und vertäute sie sorgfältig an den Auslegerstegen. Dann nahm er eine
meiner 50-er Ruten und zog einen fürchterlich stinkenden fliegenden Fisch auf
den Haken. „Sir, we will try the flying fish until we have caught enough squid”.
Vorsichtshalber krame ich mein Harness aus der Tasche, wer weiß, ob ich dazu
später noch in der Lage sein werde. In der Zwischenzeit hat Balolong die
zweite Rute vorbereitet und will den Köder gerade zu Wasser lassen, da hören
wir auch schon den Klicker an der ersten Rute knarren. Strike ! Sir, Strike
already Strike !
It is a shark ! Als ich die Rute übernehme zieht der Fisch kräftig und stetig
Schnur von der Rolle und geht direkt in die Tiefe. Als ich mein Harness in die
Rolle einhänge, wird mir klar, dass dieses viel zu lang ist. Hatte ich es doch im
heimischen Wohnzimmer für eine Stand-up Situation eingestellt. Doch hier saß
ich auf den Planken. Balolong sah mir irgendwie an, in welcher Zwickmühle ich
mich befand und schrie mich an: „Sir, give me the Rod and adjust your
harness first !“ Als endlich alles passte war der Hai kein Problem mehr.
Zumindest für mich nicht. Die Landung war jedoch alles andere als einfach,
denn niemand an Board wollte ernsthaft einen lebenden Blauhai im Boot
haben.
Nach dieser kleinen Einlage konnten wir endlich damit beginnen unsere Squids
zu fangen. Dazu hatte Balolong einige 1 Meter lange Bambussplitter mit einem
Draht am Ende versehen, an dem ein Stück Plastiketikett einer Wasserflasche
befestigt wurde. Nun lockte er mit dem Bambussplitter, ähnlich einem
Anglerfisch, Squids zum Boot und fing sie blitzschnell mit dem Kescher. Auf
jeden Circlehook kamen 5 Lifesquids. Nachdem alle vier 50-er Ruten
angeködert und ausgelegt waren, machte sich Balolong erst einmal vor
Erschöpfung lang. Tuna is a waitinggame !
Einer der drei Filipinos änderte nun seine Gesichtsfarbe im Minutentakt. Die
Seekrankheit spielte ihm übel mit. Sein Wimmern und Jammern war jetzt nicht
mehr zu überhören. Die anderen Beiden baten mich die Aktion Yellowfin
abzubrechen. Da Balolong die ganze Arbeit machte, fragte ich ihn, was wir
machen sollten. In Anbetracht des Häufchen Elend in Gestallt des über die
Bordwand hängenden Filipinos entschlossen wir uns dazu, das Nachtangeln
abzubrechen und die Heimfahrt anzutreten. Beim Einholen der Ruten konnten
wir noch einen schönen Barakuda landen, der wahrscheinlich schon seit
längerer Zeit am Haken hing und von uns nicht bemerkt worden war. Auf der
Heimfahrt erzählte Balolong noch einige Anekdoten von früheren nächtlichen
Ausfahrten, bei denen um 3 Uhr morgens alle 4 Rollen gleichzeitig losratterten.
Die aus dem Halbschlaf hochschreckenden Angler waren in so einer Situation
oft chancenlos, da sich die Leinen oft ineinander verdrillten und ein
Schnurbruch nicht lange auf sich warten ließ. Auch im vorsichtigen Drill reißen
die 50 Pfund Schnüre wie Bindfäden. Die 80-er Schnurklasse wäre die bessere
Wahl, jedoch ist die Mitnahme im Reisegepäck stets ein Problem. Balolong
berichtete mir von Anglern, die nach ihrem ersten Yellowfin- Erlebnis alles
hinschmeißen wollten. Bei den nächtlichen Ausfahrten sind es oft die ganz
großen Kampfmaschinen, die die Köder nehmen. Oft gehen Einzelexemplare an
den Haken, die sich auch nach stundenlangem Fight nicht liften lassen. Dann
wandert die Angel durch viele Hände kampferprobter Angler, die sich dennoch
geschlagen geben müssen. Balolongs Geschichten klingen märchenhaft und
doch glaube ich jedes Wort. Zu einem weiteren nächtlichen Ausflug kam es
leider nicht mehr, weil uns die raue See und der täglich zunehmende Mond
einen Strich durch die Rechnung machten. In hellen Mondnächten ist der Fang
von Squid fast unmöglich.
Am nächsten Morgen machte ich noch ein Foto von meinem Blauhai, bevor ihn
Balolong an interessierte Einheimische aufteilte. Auf den Philippinen wird
schließlich alles verwertet.
Am Nachmittag schleppten wir unsere fliegenden Fische, von der Hoffnung
getragen, doch noch einen Sailfish erwischen zu können.
Balolong kreuzte mehrfach vor einem unbewohnten Strandabschnitt in kurzer
Distanz zum Ufer. Da mir die Nähe zum Strand nicht gefiel, fragte ich Balolong,
warum er denn einen Hochseefisch in Strandnähe vermutet? Die Antwort kam
von einer Penn Senator deren Klicker einen Fischalarm signalisierte. Die mit
hoher Geschwindigkeit ablaufende Schnur ließ keinen Zweifel mehr
aufkommen. Wir hatten unseren ersten Sail gehakt. Nach einem 5 Minuten Drill
konnten wir diesen kleinen Kerl an Bord begrüßen. Wahrscheinlich waren die
Kiemennetze vor der Küste noch zu großmaschig für diesen Winzling.
Es folgten einige Tage rauen Wetters, die das Fischen mit unserem Kleinboot
derart erschwerten, so dass wir eine Zwangspause einlegen mussten. Als das
Wetter aufklarte hörten wir vermehrt von Sailfischfängen im Süden der Insel.
Also ging es am nächsten Morgen gen Süden. Als wir so im Boot saßen, fragte
ich: Where are those Wahoos this time. Kaum hatte ich ausgesprochen,
bekamen wir einen Strike und konnten kurze Zeit später einen Wahoo gaffen.
Warum nicht gleich so?
Als wir kurz darauf noch einen schönen Sailfish fingen, der im Drill mehrfach
sprang, war der Vormittag gerettet. Da jetzt über Ostern mehrere Gäste vor Ort
waren, die auf eine Ausfahrt warteten, beschloss ich am Nachmittag kürzer zu
treten und einem Filipino den Vortritt zu lassen. Mit Balolong als erfahrenem
Bootsmann gelang auch ihm der Fang eines Sails. Jetzt fingen plötzlich alle
Gäste in Juniors Haus Sailfische.
Manche Wochenendgäste brachten ihre Kühltruhen mit, die sie anschließend
mit Sailfish füllten. Jetzt hatte der kleine Ort Pilar ein gewisses Flair, das sich
am besten mit Sailfish- City umschreiben lässt.
Wir fingen nun jeden Tag ein oder zwei Sailfische. Hin und wieder ging auch
eine Kingmakrele oder ein Wahoo an den Haken. Leider waren die Dorados
schon durch.
Als ich einen Sailfish in Richtung Boot drille, passiert etwas Ungewöhnliches.
Er kommt ruhig auf mich zu. Es kommt mir wie eine Zeitlupenaufnahme vor, als
der Sail mit seinem Schwert die Bordwand durchschlägt. Ich habe es gerade so
geschafft mein Bein von der Stelle wegzunehmen, an der jetzt ein Loch die
Bordwand ziert. Man erlebt doch immer wieder etwas Neues.
Die Sailfische wandern jährlich von März bis Mai von Süden nach Norden die
philippinische Pazifikküste entlang. Es handelt sich fast ausnahmslos um sehr
junge Fische mit Gewichten von ca. 20 – 30 kg. Irgendwann erreichen sie die
Nordspitze von Luzon, den Babuyan Channel. Auf ihrer Reise in den Norden
können die Sails ihr Körpergewicht fast verdoppeln. Die richtig großen Sails
werden fast ausnahmslos im hohen Norden der Philippinen gefangen.
Am letzten Angeltag auf Siargao Island starteten wir um 7.00 Morgens in
Richtung Süden. Wir fuhren in das Gebiet in dem wir am Tag zuvor einige
Sailfische beim Springen beobachten konnten. Direkt voraus sahen wir, wie
fünf fliegende Fische aus dem Wasser sprangen und einen langen Segelflug
vollführten. Ein sicheres Zeichen für uns, dass sich ein oder mehrere Räuber
an dem Platz befinden. Balolong steuert das Boot mitten durch das
beobachtete Szenario. Wie auf Ansage wird die erste Rute krumm und die
Schnur wird von der Penn Senator gerippt. Balolong gibt Vollgas und die
zweite Rute schlägt aus. Jetzt hören wir beide Klicker der Pennrollen rattern
und sehen wie der Schnurvorrat schwindet. Wir drosseln das Tempo und teilen
uns auf. Ich gehe mit der einen Rute zum Bug des Bootes und Balolong
verschwindet im Heck. Sofort wird klar, dass mein Fisch erheblich mehr Druck
macht. Im Drill ziehe ich das Boot immer mehr zum Fisch, der sich
halbkreisförmig um das Boot bewegt. Er springt mehrfach in einiger
Entfernung. Balolong fordert mich auf schneller zu leiern. Er will meinen Fisch
zuerst landen. „Reel it, reel it !“ Nach 10 Minuten können wir den ersten Fisch
booten. Ich stecke meine Rute in den Halter und hole den kleineren Fisch an
der zweiten Rute zum Boot. Auch den kann Balolong mühelos landen. Als wir
die Fische unter dem Zwischenboden verstaut hatten, lag das Boot tiefer im
Wasser und die Wellen schwappten herein. Ich bin nicht sicher, ob wir einen
weiteren Fisch an Board nehmen sollten und so treten wir die Heimreise an.
Außerdem haben wir zum Lunch eine Verabredung am Beach. Heute soll am
Strand gegrillt werden und wir geben den kleineren Sailfisch zum Barbecue
frei. Da wir nur den halben Fisch essen können, bringt Balolong die zweite
Hälfte zum Markt und wird sie reißend los. Auf den Philippinen, alles kein
Problem.
Mit dem Kleinboot auf Sailfish ist vor allem für mich eine kostengünstige
Alternative zu den First Klass Big Game Booten dieser Welt und Siargao Island
wird mich auf jeden Fall wiedersehen. Mein Kampfstuhl war einer jener
stapelbarer Plastikgartenstühle, wie sie viele von Euch in ihrem Vorgarten
stehen haben und dennoch hätten wir es mit einem Marlin aufgenommen.
Vielleicht beim nächsten mal, wenn ich mich im Norden Luzons in Santa Ana
umschaue. Hierzu findet sich im Reiseführer folgendes: „Der Babuyan Channel
wird auch das Bermuda- Dreieck der Philippinen genannt, da dort häufiger Big
Game Angler auf geheimnisvolle Weise verschwunden und nie wieder
aufgetaucht sind.“
Gruß
Marlin666

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