Australien 2010/11 - Evangelisches Gymnasium Meinerzhagen

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Australien 2010/11 - Evangelisches Gymnasium Meinerzhagen
Mein Austauschjahr in Australien
Ein unvergessliches Jahr voller toller Erfahrungen
von Joana Herder
Nature's Window in Kalbarri
Nun ist es schon zwei Jahre her, dass ich mich dazu entschieden habe, als Austauschschülerin ein Jahr
ins Ausland zu gehen. Die Entscheidung trug viel Zweifel auch im Nachhinein noch mit sich, war von
Unsicherheit geprägt, aber auch mit Vorfreude gezeichnet.
Trotzdem flog ich 18 Stunden auf die andere Seite der Welt, weil meine Abenteuerlust und das
Bedürfnis, ein mir noch fremdes Land mit seiner Geschichte, seinen Menschen, seiner Sprache und
seiner Kultur kennenzulernen, aber auch persönliche Ziele, wie mutiger, selbstständiger und
selbstbewusster zu werden und auch loszulassen, mich zu diesem großen Schritt motivierten.
Heute weiß ich, dass die Entscheidung, ein Jahr ins Ausland zu gehen, die beste Entscheidung war, die
ich je getroffen habe.
Im März 2010 erfuhr ich, dass Perth, die isolierteste Stadt der Welt an der Westküste Australiens, für
ein ganzes Jahr mein Zuhause sein sollte. Die Wochen vor der Abreise vergingen auf einmal ganz
schnell, Vorbereitungen wurden getroffen, es wurde gepackt und ich verabschiedete mich von
Freunden und Verwandten. Am 24. Juli ging mein Abenteuer dann los. Der Abschied von meinen
Eltern und meinen beiden Schwestern war tränenreich und besonders schwer. Aber während des langen
Fluges stieg die Aufregung, auf das, was mich in Australien erwarten würde, doch immer mehr.
In Australien angekommen war es jedoch auf einmal nicht ganz so wie erwartet. Mir kam es plötzlich
so komisch vor, tatsächlich in meinem Austauschjahr zu sein, auf das ich mich vorher immer so sehr
gefreut hatte.
Die ersten Wochen in meinem neuen Zuhause waren ziemlich schwer. Ich hatte viel Heimweh, war
noch schüchtern und traute mich nicht so recht, aus mir heraus zukommen. Meine erste Gastfamilie
war nicht so wie erwartet und ich musste mich an manche Dinge erst mal gewöhnen. Außerdem war
der Start in der Schule auch schwer. Meine Mitschüler waren zwar alle sehr nett und interessiert, da ich
eine Austauschschülerin war, trotzdem hatten sie auch schon ihre eigenen besten Freunde, ihren
eigenen Freundeskreis, was es für mich anfangs schwer machte, wahre, echte Freunde zu finden. Mit
der Zeit lebte ich mich aber auch in der Schule immer mehr ein und bald schon fand ich gute Freunde.
Es braucht einfach ein bisschen Zeit, bis man sich einlebt, an alles gewöhnt, sich gut verständigen
kann und ohne groß nachzudenken, Gespräche führen kann. Nach dem ich mich dann eingelebt habe,
hatte ich auch kaum noch Heimweh, obwohl ich denke, dass ein bisschen Heimweh ab und zu einfach
auch dazugehört.
Am Flughafen
Meine Gastfamilien
Ich hatte vier Gastfamilien, bei denen ich abwechselnd gewohnt habe während meines
Austauschjahres. Jede meiner Gastfamilien haben auf ihre Weise zu meinem Austausch beigetragen
und ich bin froh und dankbar, dass sie mir die Türen offen hielten und mich mit ihnen leben ließen.
Außerdem war es toll, auf diese Weise vier unterschiedliche Lebensweisen innerhalb Australiens
kennenzulernen.
Besonders bei meinen letzten beiden Gastfamilien habe ich mich sehr wohlgefühlt und habe gerne bei
ihnen gewohnt. In meiner dritten Gastfamilie hatte ich leider keine Gastgeschwister, die noch zu Hause
gewohnt haben, sodass dort nur meine Gasteltern waren, die irgendwie auch mehr wie Gastgroßeltern
als Gasteltern für mich waren. Trotzdem habe ich es sehr genossen, bei ihnen zu wohnen und fand es
immer wieder toll, mich mit ihnen beim Abendbrottisch über alles mögliche, von Australien bis zu
ihren Reisen und vieles mehr, zu unterhalten. Was mich besonders an den beiden fasziniert hat, ist,
dass sie vor wenigen Jahren 14 Monate lang mit ihrem Wohnwagen einmal um Australien herum
gefahren sind. Als Rentner so etwas zu unternehmen finde ich ziemlich beeindruckend.
Auch mit meiner letzten Gastfamilie habe ich mich sehr gut verstanden. Dort hatte ich 2
Gastschwestern, die beide in meinem Alter waren, wobei eine meiner Gastschwestern in Dänemark mit
Rotary im Austausch war, während ich bei ihnen gewohnt habe. Mein Gastvater in dieser Familie kam
ursprünglich aus Neuseeland, was immer ganz lustig war, weil Neuseeländer und Australier sich
klischeehaft nicht leiden können. Meine Gastmutter war Rotarierin und ziemlich in den
Schüleraustausch involviert. Mit ihr kam ich super zurecht und habe mich in meinem letzten Zuhause
immer sehr wohlgefühlt.
Auch die Familie meiner Counslerin besuchte ich oft. Sie hat 4 kleine Söhne und da ich in keiner
meiner Gastfamilien jüngere Geschwister hatte, genoss ich die Aufmerksamkeit der kleinen Jungen
immer gerne.
Mit meiner letzten Gastfamilie in Bunbury
Carine Senior High School – Schule in Australien
Ich war Schülerin an der Carine Senior High School während meiner Zeit in Perth und konnte somit
Schule in Australien hautnah erleben, was eine tolle Erfahrung war. Zuerst ist da die Schuluniform, die
ich jeden Morgen anziehen musste, was anfangs sehr ungewohnt war zumal somit in der Schule alle
gleich aussahen. Aber im Nachhinein erweist es sich doch als praktisch, nicht jeden Morgen vor der
Frage zu stehen, was man anziehen soll, sondern einfach zu dem blauen T-Shirt mit dem Schullogo zu
greifen. Aber auch die Fächer waren viel vielseitiger: zum Beispiel kann man in Austalien Kochen
oder auch Tanzen als Schulfach wählen. Außerdem war meine Schule ziemlich groß, und allein in
meiner Jahrgangsstufe waren wir an die 350 Schüler.
Richtige Freunde, mit denen man auch seine Freizeit verbringt, war anfangs ziemlich schwer, aber mit
der Zeit habe ich echt gute Freunde gefunden und ging gerne zur Schule. Das Gute war, dass ich als
Austauschschülerin die Prüfungen nicht unbedingt bestehen musste, sodass ich wirklich
vordergründige wegen den Leuten zur Schule ging und mir keinen Stress wegen Arbeiten und Noten
etc. machen musste. So hatte ich auch mehr Zeit, an Schulaktivitäten wie Musikgruppen,
teilzunehmen. Ich spielte Trompete in der Schulband und sang im Schulchor mit, wodurch ich mehr
Leute kennenlernte.
Im Februar 2012 hatte ich als Year 12 Schülerin meinen Schulball. Eine Nacht, die mir sicherlich noch
lange gut in Erinnerung bleibt. Alle Leute aus meiner Stufe hatten sich für den Abend ganz besonders
herausgeputzt. Es war wirklich wie ein richtiger Ball mit Paaren, Limousinen, gutem Essen, toller
Musik, vielen Fotos, Tanzen und langen Kleidern. Die ganze Aufregung um diesen Tag mitzuerleben,
war echt ein Erlebnis. Schon seit mehreren Jahren konnten die meisten meiner Mitschüler diesen Tag
kaum erwarten und tatsächlich Teil dieses Balls zu sein war wunderschön!
Beim Schulball
Freetime
Meine Freizeit in Australien verbrachte ich überwiegend mit meinen Austauschschülerfreunden, aber
auch mit meinen Schulfreunden. Wir gingen oft gemeinsam zum Strand, zumal wir in Perth sowieso
einen über mehrere Monate gehenden langen Sommer hatten, während dem man sich oft nur noch am
Pool, am Strand oder vor einer Klimaanlage aufhalten konnte, bei Temperaturen von 30°C aufwärts.
Aber auch in der City verbrachten wir gemeinsam Zeit, gingen shoppen, saßen einfach rum und
unterhielten uns, saßen im Café, gingen ins Kino und vieles mehr. Hin und wieder feierten wir Partys,
sangen und tanzten zusammen,...
Mit anderen Austauschschülern
Rotary Club of Karrinyup
Rotary in Australien hat sich während meines Austausches sehr gut um mich gekümmert. Jede Woche
wurde von mir erwartet, dass ich zum Rotarytreffen gehe, wo ich auch immer gerne hinging, weil die
Rotarier einfach alle so nett und freundlich zu mir waren und sich erkundigten, was ich so mache. Bei
jedem Meeting musste ich aufstehen und auf Englisch erzählen, was ich in der vergangenen Woche so
alles erlebt habe. Anfangs war ich natürlich immer ganz aufgeregt, weil ich vor so vielen Menschen
und noch dazu in Englisch etwas erzählen sollte. Aber mit der Zeit habe ich mich einfach daran
gewöhnt und mein Englisch wurde auch immer besser, sodass ich spontan erzählt habe, was alles bei
mir passiert war.
Während meiner Zeit in Perth wurde ich in einige Projekte des Rotaryclubs Karrinyup, mein Gastclub,
involviert und half mit.
Zum Beispiel hat der Club jeden Sonntagmorgen vor dem Einkaufszentrum Pommes, Hot Dogs und
Getränke verkauft, um auf diesem Wege Geld für seine anderen Projekte zu sammeln. Ein paar Mal bin
ich dort hingegangen und habe geholfen, die Hot Dogs und Co. zu verkaufen.
Anfang April hat mein Rotaryclub einen Flohmarkt organisiert, um mit dem Geld die Absichten des
Clubs zu finanzieren, wo ich mithalf.
Vor Weihnachten haben sie in Einkaufszentren Geschenke gegen Spenden für einen guten Zweck
eingepackt, wo ich half, die Weihnachtsgeschenke für andere Leute einzupacken.
Mein Gastclub hatte für mich organisiert, dass jede Woche ein anderes Mitglied des Clubs dafür
zuständig war, irgendetwas mit mir zu unternehmen, zum Beispiel, mich zum Essen einzuladen oder
mir mehr von Perth zu zeigen. So lernte ich die Mitglieder und ihre Ehepartner, und manchmal auch
weitere ihrer Familienangehörige wie Kinder und Enkelkinder, gut kennen. Wir kamen meistens gut
ins Gespräch über Deutschland und Australien, was viel Spaß machte. Einmal nahm mich ein Rotarier
mit Segeln auf dem Swan River, der durch Perth fließt. Ein anderes Mal nahm mich ein Rotarier mit
nach Mundaring, ein kleiner Ort im Gebirge vor Perth.
Känguru im Caversham Wildlifepark
Rotary Youth Exchange im Distrikt 9455
Auch das Rotary Youth Exchange Programme hat sich während meines Aufenthaltes in Australien gut
um mich gekümmert. Im September wurden alle Austauschschüler meines Distrikts für ein
Wochenende auf eine Farm in der Coutryside Australiens eingeladen. Dort haben wir uns die Farm
angeschaut und ein wenig über australische Landwirtschaft gelernt. Aber vor allem hatten wir viel
Spaß gemeinsam und lernten einander besser kennen während wir im Rapsfeld herumliefen, auf
Strohballen herumkletterten, im Viehanhänger mitfuhren, Schafe fütterten, am Lagerfeuer
Marshmallows aßen und eine kleine Kirche besuchten.
Im März war ein Wochenende lang Rotary Konferenz beider Distrikte in Western Australien. Wir
Austauschschüler wohnten während dieses Wochenendes die ganze Zeit zusammen und amüsierten
uns besonders an dem Abend, als das Motto ''Piraten'' war und wir uns demnach verkleideten.
Einmal nahmen ein paar Rotarier alle Austauschschüler mit auf einen Bootsausflug nach Carnac
Island, eine kleine Insel, die nur von Walrossen besiedelt ist. Den Tag verbrachten wir überwiegend im
Wasser oder am Inselstrand und kamen abends alle müde von der Sonne wieder in Perth an.
Am Ende unseres Austauschs, kurz bevor die ersten von uns schon wieder nach Hause flogen, hat
Rotary für uns noch eine Abschiedsparty veranstaltet. Zu diesem Anlass wurde jeder von uns auch für
sein Jahr im Ausland mit Rotary ausgezeichnet.
Alle Inbounds meines Distrikts
Rotary in Australien zu erleben und in meinen Gastclub integriert zu werden, war für mich eine tolle
Erfahrung. Die Gemeinschaft mit den Rotariern hat immer Spaß gemacht und auch das gemeinsame
Engagieren für ihre Projekte war eine tolle Sache.
Feiertage in Australien
Ein Jahr in Australien zu leben, heißt auch, dass man währenddessen gewisse Feiertage miterlebt. So
habe ich mein erstes Weihnachtsfest ohne meine Familie, ohne echten Weihnachtsbaum, ohne Kälte
und ohne Schnee gefeiert. Stattdessen feierte ich Weihnachten mitten im Hochsommer bei 40°C, was
ich sicherlich nicht so schnell vergessen werde. Es brauchte lange, bis ich so richtig in
Weihnachtsstimmung kam. Die Australier hängen zwar viele bunte Lichterketten an ihr Haus und in
Einkaufzentren sitzen Männer im Weihnachtskostüm, die Fotos mit Kindern machen, aber es gibt
keine Adventskränze und keine Weihnachtsmärkte. Als ich am 25. Dezember morgens mit meiner
Gastmutter einen Gottesdienst besuchte (Weihnachten wird am 25. Dezember gefeiert, Heiligabend hat
bei den Australiern wenig Bedeutung) , fühlte es sich dann aber trotz des heißen Wetter ein wenig wie
Weihnachten an. Mir ist dadurch nochmal bewusst geworden, worauf es an Weihnachten wirklich
ankommt, und dass es eigentlich egal ist, wo man es feiert, denn der Hintergrund ist überall der
gleiche.
Am 26. Januar wird in Australien Australia Day gefeiert. Es ist der Jahrestag der Entdeckung der
Engländer von Australien und ein guter Grund für die Bewohner Australiens zu feiern, dass sie
Australier sind. In Perth fand an diesem Tag abends ein großes Feuerwerk unten am Fluss statt, wo
viele Menschen zusammenkamen, um es sich anzugucken.
Am 25. April feiern die Australier und auch die Neuseeländer ANZAC-Day (Australian and New
Zealand Army Corps). An diesem Tag erinnern sie sich an die vielen Australier und Neuseeländer, die
für ihr Land in Kriegen gefallen sind. Mit meiner Gastfamilie gemeinsam bin ich an dem Tag früh
aufgestanden, um zum Dawn Service in Kings Park zu gehen, wo gemeinsam geschwiegen wurde und
an die vielen jungen gefallenen Soldaten gedacht wurde.
Die Australier
Die Australier lernte ich immer besser kennen und lieben. Sie sind einfach so unglaublich freundlich
und überall, wo man hingeht, wird man gefragt, wie es einem geht. So ist es normal, dass man im
Supermarkt beim Bezahlen von der Kassiererin gefragt wird, wie es einem geht. Noch dazu sind sie
unheimlich relaxt und entspannt und machen sich wenig Sorgen. Da wünsche ich mir doch manchmal,
ich könnte mir eine Scheibe von dieser Tugend abschneiden.
Reisen durch Australien
Glücklicherweise bekam ich während meines Austauschjahres viele Male die Gelegenheit, innerhalb
Australiens herumzureisen, wofür ich sehr dankbar bin.
Zum Beispiel bin ich im Oktober mit meiner Geschichtsklasse nach Rottnest Island gefahren, eine
Insel vor der Westküste Australiens. Dort sind wir viel Fahrrad gefahren und haben die Insel erkundet.
Für mich war das ein echt schönes Erlebnis, denn diese Insel war umgeben von zahlreichen,
wunderschönen weißen Sandstränden und türkisblauem Meerwasser! Glücklicherweise lud mich die
Gastfamilie einer taiwanesischen Austauschschülerin ein, mit ihnen ein paar Tage auf dieser Insel
Urlaub zu machen, sodass ich dann noch ein paar Tage dort blieb und viel im Meer schwimmen war
und sogar an einer Whalewatchingtour teilnehmen durfte.
In meinen langen Sommerferien nahm mich meine letzte Gastfamilie mit nach Busselton, ein kleiner
Ort ca. 3 Stunden südlich von Perth an der Küste, wo wir für eine Woche in einem Ferienhaus direkt
am Strand wohnten. Wir verbrachten viel Zeit am Strand, besuchten eine Weinerei und und gingen
zum Abseilen von steilen Felsen an der Küste zum Indischen Ozean.
Einer der Rotarier nahm mich und eine Austauschschülerin aus Belgien für ein paar Tage über Ostern
mit nach Kalbarri. Kalbarri liegt ca. 6 Stunden mit dem Auto nördlich von Perth an der Küste und ist
mit Sicherheit einer der schönsten Orte, die ich in Australien besucht habe. Das kleine Dorf ist genau
dort, wo der Murchison River in den Indischen Ozean mündet und es gibt in der Natur viel zu
entdecken. Wir waren einmal auf dem Fluss Kanu fahren, sind an der durch hohe Felsen markierten
Küste spazieren gegangen, waren an der Schlucht, wo der Fluss durchfließt und haben Nature's
Window (ein Fels in Form eines Fensters) besucht und waren jeden Tag am Strand. Den Aufenthalt in
Kalbarri werde ich bestimmt nie vergessen und mich immer gut an die wunderschöne Landschaft
erinnern.
Da Australien so groß ist, kommt man nicht mal so schnell von der einen Seite zur anderen und ich
hatte mich eigentlich schon darauf eingestellt, dass ich mein ganzes Jahr an der Westküste verbringen
würde. Jedoch nahm mich meine letzte Gastfamilie für 10 Tage mit an die Ostküste und wir besuchten
Sydney, von wo aus wir mit dem Auto über Canberra, die Hauptstadt, bis runter nach Melbourne
gefahren sind und dann wieder zurück nach Perth geflogen sind. So kam es, dass ich mich auf einmal
im Hafen von Sydney vor dem berühmten Opera House stehend mit Blick auf die Harbour Bridge
wiederfand. In Canberra besuchteIn Melbourne besuchten wir ein AFL Spiel (Australian Football
League). Die Australier lieben ihren Sport, besonders ihren Footie (Football) und gemeinsam mit
meiner Gastfamilie unterstützte ich die Westcoast Eagles.
Footballgame: Westcoast Eagles vs. Essendon in Melbourne
Die Nord-West-Safari
Das wahrscheinlich größte Highlight meines Austauschs war die Nord-West-Safari, an der ich mit 32
anderen Austauschschülern gemeinsam teilgenommen habe. 16 Tage lang sind wir mit dem Bus durch
das Outback hoch in den Nordwesten Australiens gefahren und dann die Westküste wieder hinunter bis
nach Perth. Während dieser Zeit haben wir wunderschöne Orte besucht, tolle Sachen zusammen
unternommen und hatten einfach eine super Gemeinschaft mit Menschen aus 14 verschiedenen
Ländern. Wir haben die meiste Zeit unter dem atemberaubenden australischen Sternenhimmel
geschlafen und hatten sogar drei Buschcamps, was hieß, dass wir irgendwo mitten im Busch
Australiens unser Lager aufschlagen, um dort die Nacht zu verbringen, ohne Toiletten, geschweige
denn Duschen. Obwohl wir viel Zeit im Bus verbrachten, da die Entfernungen in Australien so
unendlich groß sind, herrschte immer gute Stimmung und wir vertrieben uns das Busfahren mit
Singen, Schlafen, Filme gucken, Musik hören und Reden. Uns sind zwar nicht allzu viele Menschen
auf unserer Reise ins Outback begegnet, dafür gab es aber vielerlei Begegnungen mit riesigen Spinnen
und Heuschrecken, deren Existenz wir noch nicht mal geahnt hätten.
Besonders unser Aufenthalt in Karijini National Park gefiel mir besonders gut. Karijini ist durch seine
vielen hohen Schluchten mit Wasserfällen und -becken gezeichnet. Wir kletterten in den Schluchten
herum, entdeckten Kunst der Aboriginies auf den Felsen, saßen unter Wasserfällen und schwammen im
eiskalten Gewässern unten in der Schlucht. Die Farben in Karijini waren einfach wunderschön: der
wolkenlose blaue Himmel im Kontrast zum Rot der Erde und der Felsen.
Auch Coral Bay am Ningaloo Reef gefiel mir sehr. Dort gingen wir in klarem, warmen Wasser
schnorcheln und bekamen eine Vielfalt von Fischen zu Gesicht.
Monkey Mia, ein Delfin Resort, war auch den Besuch definitiv wert. Wir campten direkt am Strand
und standen morgens noch früher auf als sonst, um die Sonne über dem Meer aufgehen zu sehen.
Irgendwann kamen Delfine herangeschwommen und das Bild mit einem atemberaubenden
Sonnenaufgang und den heranschwimmenden Delfinen war perfekt.
Diese 16 Tage meines Lebens werde ich sicherlich nie vergessen, schon gar nicht die Menschen, mit
denen ich all dies teilen konnte.
In Karijini bei den Fortescue Falls
Im Rückblick... - Mein Austauschjahr
Wenn ich nun auf mein Austauschjahr zurückblicke, sind natürlich die Reisen und Ausflüge, an denen
ich teilnehmen konnte, aber auch die von Rotary organisierten gemeinsamen Wochenenden, Dinge, an
die ich mich gut erinnern kann, von denen ich die meisten Fotos habe, wo ich wunderschöne Orte
besucht habe und unvergessliche Dinge gemacht habe. Jedoch denke ich, dass mein alltägliches Leben
in Australien, das mit der Zeit tatsächlich immer alltäglicher wurde und sich für mich immer normaler
angefühlt hat, das ist, was mich an meisten gelehrt hat. Manchmal waren es nur Kleinigkeiten in der
Schule, bei meiner Gastfamilie oder mit Freunden, die mir immer wieder bewusst gemacht haben, wie
gut ich es doch habe, so eine einzigartige Erfahrung ein Jahr lang zu leben. Das alltägliche Leben hat
mir gezeigt, wozu ich fähig bin und dass es möglich ist, ein zweites Zuhause zu finden. Und ich denke,
dass es besonders die Begegnungen mit anderen Menschen waren, die mich in dem ganzen Jahr
bereichert haben und mein Jahr zu dem gemacht haben, was es letztendlich ist. Seien es meine
Freunde, meine Austauschschülerfreunde, mit denen ich so unheimlich viel teilen konnte, mit denen
ich immer Spaß hatte und mit denen ich viel lachen aber auch mal weinen konnte, oder meine Freunde
aus der Schule, mit denen man immer wieder interessante Gespräche führen konnte, Party machen
konnte, mit denen die Pausen viel lustiger waren und selbst der Unterricht Spaß gemacht hat. Seien es
meine vier Gastfamilien, deren Türen für mich offen standen und sie auf diese Weise jede für sich Teil
meines Austauschjahres sind. Seien es Rotarier meines Rotaryclubs, die mich von Anfang an so
herzlich willkommen geheißen haben, sich immer nach mir erkundigt haben und versucht haben, mein
Jahr so schön wie möglich zu gestalten. Oder seien es einfach Menschen, die einem mal über den Weg
gelaufen sind, mit denen man mal an der Bushaltestelle ins Gespräch kam, denen man mal auf
irgendwelchen Veranstaltungen begegnet ist, mit denen man über Austausch oder Deutschland geredet
hat...Wenn ich zurückdenke an mein Jahr im Ausland, dann weiß ich, dass Menschen meinen
Austausch letztendlich zu dem gemacht haben, was er für mich ist.
Zurückblickend auf mein Jahr im Ausland, kann ich auf jeden Fall sagen, dass es sich gelohnt hat. Es
hat sich gelohnt, loszulassen von dem mir so Vertrauten und ein Jahr lang ein Leben als
Austauschschülerin zu führen.
Ich kann nur jedem, der sich für ein Austauschjahr interessiert, empfehlen, diesen Schritt wirklich zu
wagen. Man lernt durch ein Austauschjahr so viel, begegnet wunderbaren Menschen und macht
unvergessliche Erfahrung. Ich weiß, dass das neue G8 System es nun schwer macht, ins Ausland zu
gehen und man schulisch gesehen zur Zeit ein Jahr verliert, denn man muss das verpasste Jahr
nachholen. Jedoch würde ich ein Austauschjahr auf keinen Fall als ein verlorenes Jahr ansehen,
sondern viel mehr als ein gewonnenes Jahr. In dem Jahr passiert so viel und man gewinnt mehr
Selbstbewusstsein und Unabhängigkeit.
Man lernt Dinge Wert zu schätzen, die man vorher vielleicht für selbstverständlich gehalten hat. Zum
Beispiel habe ich Deutschland nun in mancherlei Hinsicht schätzen gelernt und bin überzeugt, dass es
eigentlich gar nicht mal so schlecht ist, hier zu wohnen. Mich haben die langen Entfernungen von
Orten in Australien manchmal echt aufgeregt und jetzt wo ich wieder in Deutschland bin, schätze ich
es echt, dass alles so nah beieinander liegt und man sogar nur ein paar Stunden braucht und schon ein
paar Ländergrenzen durchkreuzt hat. Außerdem ist Perth eine echt junge Stadt und die Gebäude dort
sind relativ neu und modern. Manchmal fehlten mir echt die alten Bauwerke und Kathedralen, die man
hier in Deutschland oft findet. Traditionen wie wir sie hier in Deutschland haben, gibt es in Perth gar
nicht, weil es die Stadt erst seit ca. 200 Jahren gibt.
Außerdem guckt man durch ein Auslandsjahr einfach mal über den Tellerrand, sieht, dass viel mehr los
ist in der Welt, als man vielleicht gedacht hat. Man lernt mehr Sichtweisen kennen und geht dann nun
vielleicht auch anders an Entscheidungen heran.
Wenn ich nun zurückdenke an meine Zeit in Australien, weckt sich in mir doch noch oft der Wunsch,
es noch einmal zu erleben. Dass so ein super Jahr dann doch so schnell vorbeiging, hätte ich nicht
gedacht. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten und Heimweh, weiß ich, dass es sich gelohnt hat. Denn
auch das Schlechte oder Schwierige gehört zu meinem Austauschjahr dazu. Die schwierigen, traurigen
Situationen, sind die, aus denen ich am meisten gelernt habe. Und ohne die schlechten Momente,
wüsste ich die schönen Momente vielleicht nicht so zu schätzen. Im Großen und Ganzen war dieses
Jahr einfach eine einmalige und unvergessliche Erfahrung!
Ich habe mal das Zitat gehört, ''Ein Austauschjahr ist nicht ein Jahr in einem Leben aber ein Leben in
einem Jahr''. Dem kann ich nur zustimmen. Das Leben, das ich während meines Austauschjahres
geführt habe, unterscheidet sich in so vieler Hinsicht von dem Leben, das ich jetzt wieder zu Hause in
Deutschland weiterführe. Trotzdem ist es Teil meines Lebens und wird auch immer ein gewisser Teil
meines Lebens bleiben. Ich werde das Jahr wahrscheinlich immer als ein Jahr meines Lebens ansehen,
das mich in vieler Weise geprägt hat und letztendlich auch zu dem Menschen beigetragen hat, der ich
heute bin.
Ich bin echt unglaublich dankbar, dass ich die Chance hatte, für ein Jahr als Austauschschülerin an das
andere Ende der Welt zu reisen. Hierfür möchte ich mich recht herzlich bei Rotary bedanken, die mir
dies ermöglicht haben und mich auf das Jahr vorbereitet haben. Aber auch bei meiner Familie, die
mich während des Jahres unterstützt haben.
Wieder daheim in Deutschland, holt der Alltag einen schnell ein und Australien scheint manchmal nur
wie ein Traum. Doch ich weiß, dass es alles wirklich passiert ist und ich alles wirklich erlebt habe.
Denn mir bleiben die Erinnerungen. Und die Erinnerungen zaubern mir immer mal wieder ein Lächeln
auf die Lippen, wenn ich an all das denke, was ich erleben konnte.
Mit Freunden im Park