Quelle: Handelsimmobilien Report Nr. 194
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Handelsimmobilien Report Nr.194 Cities & Center & Developments vom 17.04.15 Seite 6 Personalien Tengelmann-Gruppe Die Umstrukturierung wurde zu spät eingeleitet Neuer CEO bei der Allianz RE Germany Ruth Vierbuchen, Chefredakteurin „Handelsimmobilien Report“ Die Eigner der Mülheimer Tengelmann-Gruppe, die Familie Haub, wollen sich von ihrem Kerngeschäft, den Kaiser's Tengelmann Supermärkten, trennen. Der Wunschkäufer Edeka findet beim Bundeskartellamt allerdings keine Gnade. Edeka hat als Lebensmittelhändler bereits zu viel Marktmacht. Der Weg, der Tengelmann zu der Entscheidung führte, das Supermarktgeschäft aufzugeben und zu verkaufen, war lang und er ist noch nicht zu Ende. Das Jahr 2017 hat für die Tengelmann-Gruppe in Mülheim eigentlich eine ganz besondere Bedeutung. Denn dann jährt sich zum 150. Mal das Gründungsjahr des Familienunternehmens: Gemäß der Unternehmenschronik gründete Wilhelm Schmitz-Scholl Foto: Tengelmann das Unternehmen im Jahr 1867. Der Geschäftszweck: Der Verkauf von Kolonialwaren sowie der Import von Kaffee und Tee. Später kamen noch eine Kaffee-Rösterei sowie eine Kakao- und Schokoladenfabrik dazu. Der Wechsel zum Namen „Tengelmann“ vollzog sich 1893 mit Gründung der Firma Kaffee-Import-Geschäft-Emil-Tengelmann in Bochum. Als Aufbauhelfer und Namensgeber hatte der damalige Prokurist des Unternehmens, „Emil Tengelmann“, fungiert. Ihre erste Filiale hatte die Gesellschaft in Düsseldorf eröffnet. 1914 gab es bereits 560 Tengelmann-Filialen. Heute wird das Unternehmen in 5. Generation von Karl Erivan Haub geführt. Er hatte die Leitung im Jahr 2000 übernommen, einem Jahr, das für das Mülheimer Unternehmen, das in den 1980er-Jahren zur Riege der 5 größten deutschen Lebensmitteleinzelhändler gehörte, zur Zäsur wurde. Tengelmann war damals ein multinationales Handelsschwergewicht mit star ker Ver anker ung in den USA dur ch die Mehr heitsbeteiligung an der Lebensmittelhandelskette The Great Atlantic & Pacific Tea Company (kurz: A&P). Die Mülheimer hatten das US-Traditionsunternehmen in den 1980erJahren vor dem „Aus“ gerettet. Im Geschäftsjahr 1998/99 (30.6) war die Tengelmann-Gruppe in die Verlustzone gerutscht. Erivan Haub, der damalige alleingeschäftsführende Gesellschafter des Familienunternehmens, das in der Regel keine Ertragszahlen bekannt gibt, hatte in einem Interview einen Fehlbetrag von 200 Mio. DM eingeräumt. Im Sommer 1999 sahen viele das Unternehmen bereits vor dem Ende. Der Problembereich - sprich: die „Großbaustelle des Unternehmens“ - waren die insgesamt 1 328 Tengelmann und Kaiser's Supermärkte (Umsatz: 7,3 Mrd. DM). Zu lange hatte das Unternehmen viele unrentable Standorte mitgeschleppt. Hinzu kam, dass die Annette Kröger (35) ist neuer Chief Executive Officer (CEO) der Allianz Real Estate Germany. Sie hat diese Funktion von Stefan Brendgen übernommen, der im Sommer 2014 aus der Allianz ausgeschieden ist. Annette Kröger ist seit Juli 2009 für die Allianz Real Estate Germany tätig, zunächst als Head of Investment Management und später zusätzlich als Head of International Asset Management. Zahlreiche neue Investments wurden seit dieser Zeit akquiriert, darunter das Bürohochhaus Skyper in Frankfurt oder das Warsaw Financial Center (WFC) in Warschau. Mit renommierten ShoppingCentern wie dem Skyline Plaza in Frankfurt, der KöGalerie in Düsseldorf, dem Kamppi in Helsinki oder dem Silesia in Katovice wurde das Einzelhandelsportfolio im Marktgebiet der Allianz Real Estate Germany deutlich ausgebaut. Bevor Kröger zur Allianz kam, war sie mehrere Jahre bei Goldman Sachs in Großbritannien und Deutschland für die Whitehall Real Estate Funds des Unternehmens tätig. Sie hat die European Business School in Oestrich-Winkel als Diplom-Kauffrau abgeschlossen und hält ein MBA der Georgia State University in Atlanta/USA. Handelsimmobilien Report Nr.194 Cities & Center & Developments Unternehmensgruppe in punkto Logistik und Informationstechnologie Nachholbedarf hatte. Und auch bei der US-Tochter A&P musste das inzwischen defizitäre Geschäft durch ein Restrukturierungsprogramm wieder auf Linie gebracht werden. Im Januar 2000 übernahm der älteste Sohn Karl-Erivan Haub als CEO für das Europageschäft ein stark diversifiziertes Unternehmen, das vor großen Restrukturierungen stand. Der Umsatz (inkl. A&P) betrug 53,4 Mrd. DM. Die Probleme hatte Unternehmenspatriarch Erivan Haub Ende 1998 mit den Worten zusammengefasst: Im deutschen Lebensmittelgeschäft sei kaum noch Geld zu verdienen. In der Tat war die Vertriebsschiene „Supermarkt“ lange auf der Verlierer-Straße - aufgerieben zwischen preisaggressiven Discountern und großflächigen SB -Warenhäusern. Einer der wenigen, die das Supermarkt-Geschäft auch damals schon erfolgreich betrieben, war die Edeka-Gruppe. Das Er folgsrezept: Die Supermärkte wurden von selbstständigen Kaufleuten mit unternehmeriNeues Konzept Klimamarkt Foto: Tengelmann schem Engagement geführt, die gleichzeitig über den Genossenschaftsverbund zu günstigen Konditionen einkaufen konnten. Vor diesem Hintergrund plante das Führungstrio an der TengelmannSpitze, Peter Zühlsdorff, Geschäftsführer Handel, Jens-Jürgen Böckel (Finanzen) und Karl Erivan Haub, bereits 1999 eine Allianz mit Edeka. Tengelmann wäre gegebenenfalls sogar bereit gewesen, die strategische Führung der Supermärkte abzugeben. Die Überlegung: Auch die Tengelmann-Filialleiter könnten selbstständige Händler werden. Doch der Plan scheiterte und Tengelmann übernahm selbst die Sanierung. Im Zuge der Sanierung wurden Bereiche abgegeben Neben den Supermärkten betrieb das Unternehmen u.a. noch gut 100 Verbrauchermärkte mit den Namen Grosso und Magnet, die Drogeriemarkt-Kette Kd Drugstores mit 540 Filialen, die Textildiscounter Takko und Kik mit zusammen 950 Filialen, den Lebensmittel-Discounter Plus mit 3 500 Filialen in 7 Ländern und war mehrheitlich an der Baumarktkette Obi beteiligt. Um die Sanierung und die Schließung von Filialen zu finanzieren, wurden die Grossound Magnet-Märkte, die niederländische Tochter Hermans Groep sowie Takko verkauft. Die Wilh. Schmitz-Scholl Schokoladen- und Zuckerwaren GmbH (Wissoll) übernahm 2003 der Dortmunder Süßwarenhersteller van Netten. Die Kosten der Sanierung wurden 2001 mit 500 Mio. Euro beziffert. Für die Kd Drugstores wurde eine Allianz mit Rossmann geschlossen, der das Gros der Märkte Anfang 2005 komplett übernahm. Die Discount-Kette Plus, Nummer 3 unter den Lebensmittel-Discountern, sollte zunächst eine gewichtige Säule in der Gruppe bilden. Anfang 2009 brachte Haub die Filialen jedoch in ein Gemeinschaftsunternehmen mit der Edeka-Tochter Netto ein, nachdem sie erneut in die Verlustzone gerutscht waren. Ein Teil der Plus-Märkte - vom 17.04.15 Seite 8 Deals München-Moosach: Die IPH Handelsimmobilien GmbH ist von der KGAL -Gruppe, einem deut- schen Asset- und Investmentmanager, mit dem Center-Management für das Einkaufszentrum Mona beauftragt worden. Der Gebäudekomplex in der Nähe des Olympia Einkaufszentrums bietet auf rd. 20 800 qm Büros, Einzelhandel, Arztpraxen, Gastronomie-Betriebe. Zudem gehört eine Hochgarage mit 200 Parkplätzen und ein Zugang zur U -Bahn im Untergeschoss zum Komplex. Die IPH managt 14 ShoppingCenter. Laut Julia Graf, Teamleiterin CM der IPH für den Bereich Süddeutschland soll das Mona den Einkaufsstandort Moosach durch sein attraktives Gastronomieund Nahversorgungsangebot stärken. **** Regensburg: Die Holzconnection GmbH aus Berlin, ein Fachgeschäft für Holzmöbel, hat rund 238 qm Ladenfläche in der Regensburger Residenzstraße für seine 14. Filiale gemietet. Vermieter ist die Luise Händlmaier Immobilien GmbH & Co KG aus Zeitlarn. Engel & Völkers Commercial Regensburg vermittelte den Mietvertrag. Handelsimmobilien Report Nr.194 Cities & Center & Developments auch die ausländischen - wurden an Dritte verkauft. An dem Gemeinschaftsunternehmen halten die Mülheimer eine Minderheitsbeteiligung, Edeka hält die Mehrheit. Der mit dem damaligen Edeka-Chef Alfons Frenk ausgear beitete Plan, für die Super märkte über Edeka einzukaufen, scheiterte dagegen bereits damals am Bundeskartellamt, das bei Edeka dadurch eine zu große Marktmacht befürchtete. Seit alle Supermarktbetreiber verstärkt in ihren Point of Sale investieren, hat die Vertriebslinie wieder Marktanteile zurückgewonnen. Auch die Re-Urbanisierung und die Besinnung der Konsumenten auf mehr Qualität bei den Lebensmitteln kommt der Sparte zugute. Tengelmann entwickelte gleichfalls ein attraktives Supermarkt-Konzept. Zudem wurde das Netz aus 451 Filialen in den Regionen Berlin, Nordrhein-Westfalen sowie München/Oberbayern konzentriert. Eines der Kernprobleme war, dass sich Wettbewerber wie Edeka, Rewe, Aldi und die Schwarz-Gruppe mit Lidl und Kaufland mit einem gewichtigen Mar ktanteil auf dem Lebensmittelmarkt längst etabliert hatten, als Tengelmann Ende der 1990er-Jahre in die Verlustzone rutschte und desinvestieren musste. Sparten wie Grosso/Magnet oder Kd hatten in ihren Märkten allein zu wenig Gewicht. Mit einem Quadratmeterumsatz, den die Hahn-Gruppe in ihr em Retail Real Estate Report mit dur chschnittlich 4 890 Euro bezifferte, stehen die Kaiser's TengelmannMärkte im Vergleich aber gar nicht so schlecht da, doch ist die Sparte nach Unternehmensangaben seit Jahren defizitär. Nach Einschätzung von Joachim Stumpf, Ge- vom 17.04.15 Seite 9 Deals Berlin: Die Berliner Niederlassung der Tectareal Property Management GmbH hat ab 1. April 2015 das Property Management für ein Wohnund Geschäftshaus in Berlin Charlottenburg an der Wilmersdorfer Straße mit 5 350 qm Mietfläche erhalten. Auftraggeber ist die Quantum Immobilien Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH, die für einen von ihr verwalteten Fonds agiert. Mieter der knapp 2 900 qm großen Gewerbeflächen sind ein Drogeriemarkt und ein Designartikel-Store. Hinzu kommen 15 Wohnungen (980 qm), 360 qm Lagerflächen und 1 130 qm Büroflächen. GfK FACHMARKTZENTREN PERFORMANCE REPORT GfK Mit dem neuen GfK-Report haben Sie eine Übersicht aller FMZ-Standorte und die wichtigsten Informationen zu Mieterbesatz, Verkaufsflächen, Umsatz- und Refurbishmentpotenzial usw. sofort zur Hand. Growth from Knowledge Weitere Informationen erhalten Sie telefonisch unter +49 40 5701 325 20 oder unter www.gfk-geomarketing.de/fmz-report Handelsimmobilien Report Nr.194 Cities & Center & Developments schäftsführer der BBE Handelsberatung, ger aten r egionale Anbieter schon deshalb immer mehr in die Defensive, weil sie in punkto Werbung bundesweit nicht vertreten sind. Stumpf kann sich vorstellen, dass kleinere Lebensmittelanbieter wie die Dohle-Gruppe oder Migros/Tegut zumindest an Teilen inter essier t sind. Bei einem Zusammenschluss von Edeka und Tengelmann sieht auch er in regionalen Märkten die Gefahr, dass die Bevölkerung im weiten Umkreis nur noch einen Anbieter hat. Mit seiner Beteiligung an Obi, dem Textil-Discounter Kik, Woolworth, Zalando und dem starken Engagement im Online-Geschäft, hat sich die Tengelmann-Gruppe inzwischen primär im Nonfood-Segment etabliert. Tegut/Migros Mittelständler drückt bei Modernisierung aufs Tempo rv DÜSSELDORF: Jenseits der großen Anbieter Edeka, Rewe, Aldi und SchwarzGruppe, die etwa 85% des deutschen Lebensmitteleinzelhandels auf sich vereinen, gibt es hierzulande auch noch kleine Vollsortimenter, die sich bislang recht gut behauptet haben. Dazu gehört auch die Tegut in Fulda. Verstärkung für das Handelsgeschäft hatte sich das Familienunternehmen allerdings vor gut 2 Jahren durch die Beteiligung der Schweizer „Genossenschaft Migros Zürich“ geholt. Derzeit bringt der Vollsortimenter sein Filialnetz auf Vordermann. Insgesamt betreibt der Mittelständler „Tegut...gute Lebensmittel GmbH & Co KG“ 290 Filialen in 6 Bundesländern, schwerpunktmäßig in Hessen, Bayern, Thüringen, Niedersachsen, RheinlandPfalz und Baden Württemberg. Der Umsatz liegt bei etwas über 1 Mrd. Euro. Gegründet wurde das Unternehmen 1947 von Theo Gutberlet, auf dessen Anfangsbuchstaben letztlich Foto: Tegut auch der Name zurückgeht: Aus ursprünglich „Thegu“ wurde später „tegut“. Das Unternehmen wird heute in 3. Generation vom Enkel des Gründers, Thomas Gutberlet, als Vorsitzendem der Geschäftsführung geleitet. Zur Tegut-Philosophie gehört auch das Engagement für den Anbau und den Vertrieb von Bio-Lebensmitteln. Die Lebensmittelmärkte sind in 3 Vertriebskonzepte aufgeteilt, wie Alexander Wilhelm, Leiter Expansion/Bau/Immobilien und Mitglied der Geschäftsleitung, in einem Interview mit der Zeitschrift des Kölner EHI Retail Institutes „stores + shops“ berichtet. Demnach hat der klassische Tegut-„Supermarkt“ zwischen 800 und 3 500 qm Verkaufsfläche und bietet grundsätzlich eine Bedienungsabteilung. Mit 400 bis 1 200 qm kommt der „Nahversorger“ aus, der bis auf wenige Ausnahmen keine Bedienungsabteilungen bietet. Der bevorzugte Standort für beide Vertriebstypen sind Städte und City-Lagen. Die ländliche Region versorgt Tegut mit seinem Format „Lädchen“, das entsprechend vom 17.04.15 Seite 10 Unternehmens News Warburg - Henderson wird zu Warburg-HIH Die HIH Hamburgische Immobilien Handlung hat die bisher von TIAA Henderson Real Estate (TH Real Estate) gehaltene 50%-Beteiligung an der Warburg - Henderson Kapitalanlagegesellschaft für Immobilien übernommen. Die übrigen 50% bleiben bei der M.M.Warburg & CO. Zudem haben sich die Gesellschafter auf die Zusammenlegung von Warburg - Henderson mit der HIH-Tochter HIH Global Invest Kapitalverwaltungsgesellschaft (HGI) verständigt. Das Unternehmen firmiert künftig als Warburg-HIH Invest Real Estate. Die Zusammenlegung hat keine Auswirkungen auf das operative Geschäft. Die Strukturen, Aufgabenverteilungen und Ansprechpartner bei den Fonds bleiben unverändert. TH Real Estate ist weiterhin Asset Manager für die europäischen Immobilieninvestments außerhalb Deutschlands. Warburg Henderson wurde 2001 von M.M.Warburg und Henderson Global Investors Property als Joint Venture gegründet. Deals Lüdenscheid: Matratzen Concord hat ca. 437 qm Fläche neben denn's Biomarkt in Iserlohn gemietet. Das Objekt steht mittlerweile zum Verkauf. Engel & Völkers Commercial vermittelte.