Hellweger Anzeiger, Ausgabe: WR Unna, vom: Mittwoch, 13. Juli 2016

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Hellweger Anzeiger, Ausgabe: WR Unna, vom: Mittwoch, 13. Juli 2016
Westdeutsche
Allgemeine Zeitung
für Unna, Fröndenberg
und Holzwickede
WESTFÄLISCHE
RUNDSCHAU
Herr Heger
vom Südpol
„Es fühlt sich wie
ein Neuanfang an“
Der Herr
der Fragen
Operation am offenen
Herzen der Wirtschaft
Ingenieur aus Duisburg wohnt in
einer Polarforschungsstation Region
BVB-Trainer Thomas Tuchel
über die neue Saison Sport
Günther Jauch wird
heute 60 Jahre alt Leute
Stadt will ab 2017 Straßen im
Indupark erneuern Unna
Mittwoch, 13. Juli 2016 | Nr. 161
UNABHÄNGIG – ÜBERPARTEILICH
Mo.-Sa. 1,50 | UN
KOMMENTAR
HEUTE IM LOKALEN
Marc-André Podgornik
zu Tengelmann
Machtübergabe an der
Downing Street Number 10
Klatsche für
Sigmar Gabriel
undeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel hat sich lange Zeit
gelassen, bis er sich schließlich zu
einer Ministererlaubnis für die Übernahme der Tengelmannfilialen
durch Edeka durchrang. Er hatte also jede Menge Zeit, den Vorgang
vorzubereiten. Und dann so etwas:
Dem Minister unterläuft ein Anfängerfehler. Sicherlich nicht mit Absicht, aber Gabriel musste klar sein,
dass er keine Geheimverhandlungen mit den beteiligten Unternehmen führen durfte.
Was für eine heftige Klatsche für
den SPD-Chef, der sich so gerne als
Arbeiterführer gibt. Was den Fehler
so katastrophal macht, ist, dass die
etwa 16000 Kaiser’s-TengelmannBeschäftigten die Konsequenzen
tragen müssen. Sie und ihre Familien müssen jetzt wieder um ihre Zukunft bangen. Der Wirtschaftsminister sollte jetzt alles daran setzen,
dass sein Ministerium das Ruder für
die Verkäuferinnen und Verkäufer
doch noch rumreißen kann, das ist
er ihnen schuldig. Sonst könnte ihn
dieser Fehler noch teuer zu stehen
kommen...
AUS DEM INHALT
Sportvereine sollen länger
Lärm machen dürfen
Düsseldorf. NRW will, dass Sportvereine ihre Plätze künftig auch abends
zum Training nutzen dürfen. Auf Initiative der rot-grünen Landesregierung arbeite das Bundesumweltministerium an einer entsprechenden
Neuregelung, berichtete der stellvertretende SPD-Landtagsfraktionschef
Jochen Ott. Neben Kinderkrach, der
bereits seit 2011 stärker als anderer
Lärm toleriert werden muss, soll der
Sport als zweiter Bereich privilegiert
werden. Schärfere Instrumente
wünscht sich die NRW-SPD zur Eindämmung des Lärms durch Flugzeuge, Autos und Züge. Bericht Politik
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Unna. Das Gespräch zwischen Volker König und Bärbel Risadelli soll
nicht nur der internen Konfliktlösung in der SPD-Ratsfraktion dienen. Tatsächlich ist es eine letzte
Chance, den Termin am Arbeitsgericht zu verhindern, das über die
Rechtmäßigkeit der Kündigung urteilt. Gelingt es König nicht, eine
außergerichtliche Einigung zu erzielen, befasst sich das Arbeitsgericht Dortmund mit dem Fall am
23. August.
Bericht Unna
Heute wird Theresa May (l.) die Nachfolge von
Großbritanniens Premier David Cameron (r.) antreten. Die 59-Jährige hat bereits ein konkretes Programm für ihre Zeit an der Spitze. So soll der Zuzug
von Ausländern begrenzt werden – ein Thema, das
für Streit mit der EU sorgen könnte. Eine zweite Abstimmung, in der die Brexit-Entscheidung der ersten
revidiert werden könnte, wird es mit May nicht geben. „Brexit bedeutet Brexit“, sagte sie am Montag.
B
Heute
SPD sucht Ausweg
aus Causa Risadelli
Bericht Politik
FOTOS: DPA/MONTAGE: MAZZA
„Atemloser“
Musiker mit Talent
Gericht stoppt Tengelmann-Erlaubnis
OLG hält Wirtschaftsminister Gabriel (SPD) bei Übernahme-Freigabe für befangen
Von Frank Meßing
Dortmund. Die geplante Übernahme der Mülheimer Supermarktkette Kaiser’s Tengelmann durch Edeka steht endgültig vor dem Aus.
Das Oberlandesgericht (OLG)
Düsseldorf stoppte die umstrittene
Handelshochzeit gestern und setzte damit die von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel
(SPD) ausgesprochene Sondererlaubnis außer Kraft.
Der Erste Kartellsenat des OLG
übte außergewöhnlich scharfe Kritik an Gabriel. Das Ministererlaubnis-Verfahren berge die „Besorgnis
seiner Befangenheit“. Zur Begründung nennen die Richter zwei geheime „Sechs-Augen-Gespräche“,
die der Minister im Dezember
2015 mit den Chefs von Edeka,
Markus Mosa, und Tengelmann,
Karl-Erivan Haub, geführt habe,
ohne die Inhalte in die Akten zu
nehmen und darüber zu informieren. Auch Gabriels Argument, die
Ministererlaubnis diene dem Erhalt von Arbeitnehmerrechten und
damit dem Gemeinwohl, ist aus
Sicht des OLG nicht rechtens. Zudem sei der Minister nicht darauf
eingegangen, dass es bei Edeka zu
einem fusionsbedingten Stellenabbau kommen könne. Das Ministerium wies die Kritik zurück.
Der Kartellsenat gab damit dem
Lebensmittelhändler Rewe und
dem Einkaufsverbund Markant
recht, die gegen die Ministererlaubnis geklagt hatten. Rewe erneuerte
gestern sein Angebot, die 430 Kaiser’s Tengelmann-Filialen mit ihren
16 000 Beschäftigten zu übernehmen.
Edeka, Tengelmann und das Ministerium haben nun die Möglichkeit, beim Bundesgerichtshof überprüfen zu lassen, ob dieser eine
Rechtsbeschwerde gegen den
Stopp der Ministererlaubnis zulässt. Ob es dazu kommt, ist offen.
Edeka kündigte an, rechtliche
Verdi kritisierte Entscheidung des Gerichtes
X Die Gewerkschaft Verdi hat
die Entscheidung kritisiert und
vor massiven Arbeitsplatzverlusten gewarnt. „Angesichts der Folgen, die ein drohender Verlust
von rund 16000 Arbeitsplätzen
für die Betroffenen und ihre Familien, aber auch für Steuer- und
Sozialsysteme hätte, muss die
Frage der Arbeitsplatzsicherung
ein zentrales Kriterium im Kartelldpa
verfahren sein“.
Schritte zu prüfen. In der Stellungnahme von Tengelmann-Chef
Haub ist davon nicht die Rede. Zuletzt hatte er wegen stockender Tarifverhandlungen mit einer Zerschlagung von Kaiser’s Tengelmann gedroht. Nach WR-Informationen könnte Haub nun seine
Supermarktsparte an einen Finanzinvestor abgeben, der lukrative Filialen in Berlin und München
einzeln verkauft und defizitäre
Märkte in NRW schließt. Mehrere
Tausend Stellen würden so wegfallen.
Derweil ist eine Debatte um die
Rolle von Gabriel entbrannt. Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter sagte der WR: „Wieder einmal
musste die Justiz eine falsche Entscheidung dieser Regierung einkassieren. Das Urteil ist eine Ohrfeige
für Sigmar Gabriel.“
Kommentar Seite 1
Bericht Wirtschaft
Deutsche haben
Angst vor Terror
Beschäftigte machen
mehr Überstunden
Hamburg. Die Ängste der Deutschen haben sich verändert: Trieben in den vergangenen Jahren die Bundesbürger
noch die Sorgen um Geld, Gesundheit,
Umwelt und eine schlechte Wirtschaftslage um, sind es heute die Kriege an den
Rändern Europas, die Terroranschläge
von Paris, Brüssel oder Istanbul, der
Flüchtlingszuzug und die Schuldenberge im Euro-Raum, wie aus der gestern in
Berlin vorgestellten diesjährigen Befragung „Die Ängste der Deutschen“ hervorgeht. Insgesamt ist die Angst der
Deutschen vor Terrorismus so hoch wie
noch nie in den vergangenen 25 Jahren.
Erstmals rangiert damit die Terrorgefahr auf Platz eins der Ängste-Liste. Die
globalen Themen haben persönliche
Sorgen wie Arbeitslosigkeit, Drogensucht der Kinder oder Vereinsamung im
Alter auf die hinteren Plätze verdrängt.
epd
Tagesthema/Kommentar Seite 2
Nürnberg. Die Beschäftigten in Deutschland leisten weiterhin ein hohes Maß an
Überstunden. Im Jahr 2015 fielen mehr
als 1,8 Milliarden Überstunden an,
knapp eine Milliarde davon war unbezahlt, wie das Institut für Arbeitsmarktund Berufsforschung (IAB) gestern mitteilte. Das war ein leichter Anstieg
gegenüber dem Vorjahr.
Demnach leisteten die Arbeitnehmer
im vergangenen Jahr 816 Millionen bezahlte und 997 Millionen unbezahlte
Überstunden. 2014 waren es 798 Millionen entlohnte und 993 Millionen nicht
entlohnte Überstunden. Umgerechnet
auf den einzelnen Beschäftigten waren
das 2015 jährlich 21,1 bezahlte und 25,7
unbezahlte Überstunden. Bei guter
Konjunktur und damit hoher Beschäftigtenzahl fielen stets viele Überstunden
an, betonte IAB-Leiter Professor Enzo
Weber.
epd /Bericht Politik
Helfer suchen nach Opfern.
FOTO: DPA
Viele Opfer bei
Zugunglück in Italien
Bari. Mindestens 23 Menschen sind bei
einem frontalen Zusammenstoß zweier
Züge in Süditalien ums Leben gekommen. Mindestens vier schwebten in Lebensgefahr. Dutzende weitere wurden
bei einem der schwersten Zugunglücke
in dem Land verletzt, darunter ein
Kleinkind, das lebend aus den Trümmern geborgen wurde. Die Regionalzüge waren nördlich der süditalienischen
Stadt Bari auf einer eingleisigen Strecke
zusammengestoßen. Bericht Panorama
Holzwickede. Kevin O Neal spitzt
die Lippen, bläst Luft hindurch.
Dann bläst er die Luft in die Wagen, stößt sie aus – und schon hört
sich alles an, wie ein Schlagzeug. O
Neal ist Beatboxer. Mit seinem Talent und dem Titel „Atemlos“ gewinnt er 2014 die Deutsche Meisterschaft. Jetzt zeigt er beim Streetfoodmarkt sein Können. Der Streetfoodmarkt beginnt am Donnerstag
um 16 Uhr.
Bericht Holzwickede
NACHRICHTEN
NRW gibt wenig Geld
für Grundschulen aus
Frankfurt/Main. In Nordrhein-Westfalen wird einem Gutachten zufolge
weniger Geld für die Finanzierung
und Ausstattung der Grundschulen
ausgegeben als in allen anderen
Bundesländern. Pro Schüler und
Jahr sind es in NRW 4800 Euro, während es etwa im Stadtstaat Hamburg
8700 Euro sind, wie aus wie aus dem
Gutachten des renommierten Bildungsökonomen Klaus Klemm (Essen) hervorgeht, das gestern veröffentlicht wurde.
Im Schnitt geben die 16 Bundesländer an den öffentlichen Grundschulen 5600 Euro (Jahr 2013) pro
dpa
Kind aus.
Manhattanhenge
Sonnenuntergang in New York City. Diesen Anblick können die
New Yorker nur zwei mal im Jahr genießen. Die Sonne scheeint genau durch eine Häuserschlucht in Manhattan. In Anlehnung an die berühmte Kultstätte Stonehenge in England
sprechen die Amerikaner von „Manhattanhenge“. FOTO: DPA