Port Hedland - flydoc australia ev

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RFDS Base Port Hedland – Western Operations Inc.
Mittwoch, 12. Juli 2006 und Donnerstag, 13. Juli 2006 (Clinic Flight)
(Bericht Dr. Hans-Ullrich Henschel) Die Hafenstadt Port Hedland bietet
wenig attraktives für einen längeren Urlaubsaufenthalt. Nahezu ganzjährig
ist es sehr heiß und die gesamte Stadt wird von einer roten Staubschicht
überzogen. Sie eignet sich daher eher als "Durchgangsstation" für
Ausflüge in die National Parks der Pilbara-Region. Diese erstreckt sich
vom North West Cape bis zu den Kimberleys. Der größte Teil des
Gebietes ist karg, wüstenähnlich mit vereinzelten Termitenhügeln und
dünn besiedelt - Grasland, "Spinifex-Country".
Die Vision von Referend John Flynn vom ´Mantel der Sicherheit´ wurde in
der Pilbara mit der Eröffnung der Port Hedland RFDS Base im Jahre 1935
verwirklicht. Am ersten Arbeitstag wurde der Dienst zur Warrawagine
Station gerufen, mehr als 240 Kilometer entfernt, um einem Aboriginal
Stockman zu helfen. Es wird berichtet, dass das Flugzeug um das
Anwesen kreiste, bevor es landete und direkt vor das Haus fuhr. Die Leute
von Warrawagine sahen Dr. Alan Vickers, wie er in weißer Kleidung aus
dem Flugzeug stieg, frisch wie ein Daisy, als wenn er gerade aus dem
Operationssaal kommt.
Bild: Die alte RFDS Base in Port Hedland aus dem Jahre 1935,
heute der Radiosender Mulba Radio
Nach der Verlegung im Jahre 1999 befindet sich die RFDS Base in Port
Hedland heute am International Airport in der Waldron Road. Am 12. Juli
2006 wurde diese Base durch den Präsidenten des Vereins flydoc
australia e.v. Dr. Hans-Ullrich Henschel besucht. Die neue Base wirkt
modern und einladend. Der Bereich der School of the Air befindet sich
auch in diesem Gebäude. Während des Besuches war sie aber wegen der
Schulferien geschlossen.
Bild: RFDS Base Port Hedland
Im Office am Eingang begrüßt Base Administrator Lis Kilmartin sehr
freundlich die Gäste. Sie führt durch die Base, zeigt die Büros der
Doktoren, der Flight Nurses und der Piloten. In einem modernen
Videocenter wird die Arbeit des Gesundheitsservices demonstriert und
eine Ausstellung zeigt Relikte aus der Gründungszeit bis in die Gegenwart.
Bild: Base Administrator Lis Kilmartin
im Gespräch mit Dr. Henschel
Bild: Flight Nurse Gabrielle West mit
Dr. Henschel im Hangar der Base
Die Flight Nurse Gabrielle West führt Dr. Henschel durch die vielen
Räume der Base, die Büros, den Notfallraum, den Raum, in dem die
medizinischen Geräte und die sonstige Ausrüstung sehr gepflegt und
geordnet aufbewahrt werden, und das Materiallager.
In einem Vorraum des Hangar stand eine moderne Inkubator-Einheit zum
Transport von Neu- und Frühgeborenen. Das interessierte Dr. Henschel
als Kinderarzt natürlich besonders.
Im Hanger steht eine Beechcraft King Air B200. Die zweite Maschine, eine
Pilatus PC12 ist auf einem Einsatzflug. Es gibt also zwei Flugzeuge in der
Base. Das Einsatz-Personal besteht aus drei Doktoren, fünf Flight Nurses
und fünf Piloten.
Bild: Eine Beechcraft King Air B200 im Hangar der RFDS Port Hedland Base
Während des Besuches hatte Senior Medical Officer Dr. Matthias Weinig
Dienst. Sein Funktelefon klingelte oft und Dr. Henschel konnte das
Handling bei so manchem hilfesuchenden Anruf verfolgen. Ob nun ein
Medikament aus den australienweit vorhandenen Medical Chest verordnet
und der Ersatz dieses Medikamentes veranlasst wurde, oder ein 14
Monate altes Kleinkind wegen eines Kieferabszesses nach Derby geflogen
werden musste, es war sehr interessant, all dieses zu verfolgen.
Sehr viele Einsätze werden als Interhospital Transfer Flights geflogen, also
Krankenhausverlegungen. Der ganze Norden und Nordwesten von
Westaustralien ist mit Krankenhäusern total unterversorgt. Alle speziellen
Fälle müssen nach Perth (Jandakot) geflogen werden, wo es alle
Spezialkliniken und Fachabteilungen gibt. Der Bau eines solchen
spezialisierten Krankenhauses wurde schon für Broome angedacht, aber
an eine Realisierung glaubt so schnell keiner.
So kommt es vor, dass viele der Flugzeuge ständig unterwegs sind, um
diese Patienten zu einer adäquaten Behandlung nach Perth zu fliegen.
Dies ist zur Zeit ein großes Aufgabengebiet dieser Base. Es wurde schon
über die Anschaffung eines Flugzeuges mit Düsentriebwerken
nachgedacht, aber ein solcher Jet kostet mehr als dreimal so viel wie eine
Beechkraft King Air oder eine Pilatus PC12. Dies wird wohl auch weiterhin
noch ein Traum bleiben, auch mangels ausreichender Spenden.
Ein weiteres Problem sind psychiatrische Patienten, die der RFDS
transportieren muss. Oft müssen diese Flüge unter Sedierung und in
Begleitung eines Polizeibeamten geschehen. Nur Perth hat dafür ein
Hospital. Die für Broome gedachte Klinik, die hier eine Lösung bringen
könnte, wird aber so schnell nicht realisiert werden können.
Dr. Weinig demonstrierte noch medizinisches Gerät von der Firma Dräger
aus Deutschland. Sie sind nicht mehr die modernsten Apparate, aber man
hofft doch bald auf einen Austausch gegen neueres Gerät, wenn
ausreichend Spenden eingehen.
Bild: Senior Medical Officer Dr. Matthias Weinig im Gespräch
Im Konferenzraum der Base hatte Dr. Henschel die Gelegenheit, den
deutschen Verein flydoc australia e.v. vorzustellen. Die Website des
Vereins unter www.flydoc-australia.de ist bekannt. Wie in jeder Base ist
man auch hier erstaunt, was der Verein für den RFDS tut und zeigt dies
mit großer Dankbarkeit.
Der Höhepunkt, die Übergabe einer Spende von 1.000,- AUS$ cash von
unserem deutschen Verein flydoc australia e.v., findet im Hangar vor
einer Frühgeborerenintensiveinheit und einer Beechcraft King Air B200
statt. Sehr dankbar wird die Spende entgegen genommen und Dr. Weinig
richtet ein Grußwort in deutscher Sprache an die Mitglieder des Vereins
und ehrenhaften Spender in Deutschland. Lis Kilmartin stellt die
Spendenbescheinigung hierfür aus.
Bild: Spendenübergabe an die RFDS Base in Port Hedland
Bild: Spendenquittung der RFDS Base Port Hedland über 1.000,- AUS$
Das RFDS Flugzeug im Hintergrund der Spendenübergabe in Port
Hedland ist eine 18 Jahre alte Beechcraft King Air B200. Man hofft hier,
dass dieses Flugzeug in nächster Zeit gegen ein neues ausgetauscht wird,
wenn wieder genügend Spenden für ein neues Flugzeug vorhanden sind.
Es ist bekannt, dass die Flugzeuge des RFDS immer sehr gut gewartet
werden. Sie fliegen in ihrer Einsatzdauer eine viel größere Distanz, als die
vom Hersteller empfohlene, was nur durch die ausgezeichnete Wartung
möglich ist. Die Flugzeuge der Western Operations fliegen auch erheblich
längere Distanzen, weil dieser Bundesstaat flächenmäßig so groß ist und
wegen der Unterversorgung im Norden so viele Flüge in den entfernten
Süden nach Jandakot / Perth notwendig werden. Von Derby nach
Jandakot sind es immerhin 2.250 km für eine Strecke.
Dr. Henschel erhält unerwartet die Einladung zu einem Einsatz, ein Clinic
Flight nach Marble Bar am nächsten Tag. Marble Bar ist eine der ältesten
Clinics überhaupt und hat noch nichts von seinem ursprünglichen Charme
verloren.
Dem Clinic Flight von Port Hedland nach Marble Bar ist ein eigener Bericht
gewidmet.
Bild: Die Marble Bar Clinic