Untitled - Blickachsen

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Untitled - Blickachsen
ANTONY GORMLEY
Der Mensch, zumeist der menschliche Körper, ist das durchgängige
Thema von Antony Gormleys bildhauerischer Arbeit. Seit den
frühen 1980er Jahren verhandelt er in seinen Werken beständig die
normative Dialektik sowohl von Figur und Grund wie auch von
Form und Inhalt. Dies führt zu einer fortwährenden Restrukturierung des Raumes sowohl innerhalb als auch außerhalb des bildhauerischen Objektes, das als unbekannter Ort und nicht als
bekannte Erscheinung angesehen wird. Der Ausgangspunkt des
Künstlers ist seine eigene Existenz und der Körper, der sie vergegenständlicht. Diesen benutzt er als ein erstes Material, wobei
er „von innen heraus arbeitet“.
In der Ausstellung „Blickachsen 4“ wurde eine massive Eisenskulptur von Antony Gormley gezeigt: „Feel“. Sie stand auf der
Kreuzung zweier Wege im Bad Homburger Kurpark. In der diesjährigen Ausstellung hat Antony Gormley eine scheinbar digitalisierte Version dieser Arbeit an exakt der gleichen Stelle
Feel, 2001, Gusseisen, Ex 5/5, 188 x 84 x 33 cm
Ausstellung Blickachsen 4, 2003
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Human being, most often the human body, is the constant theme
of Antony Gormley's sculptural work. Since the early 1980s his
work has consistently tested the normative dialectics of figure/
ground, form/content, resulting in a continual restructuring of
space both within and around the sculptural object considered as
an unknown place rather than a known appearance. The artist's
starting point is his own existence and the body that hypostases it,
which he uses as a first material, ‘working from the inside’.
The previous Blickachsen exhibition included a solid iron sculpture,
Feel, that was installed on the crossing of two paths in the park at
Bad Homburg. This year a digital memory of that work is placed on
exactly the same spot. The mass of the original work has been
translated into a rising canon of iron blocks each 8 times larger
than the next – fused together in an algorithmic matrix that puts
space and form into a dynamic tension.
Resolution, 2005, Gusseisen, 185 x 67 x 38 cm
Ausstellung Blickachsen 5, 2005
Antony Gormley
positioniert. Die Masse der ursprünglichen Arbeit wurde übertragen
in ein reliefartiges Regelwerk von Eisenklötzen, jeder jeweils acht
Mal so groß wie der nächste – verschmolzen in einer algorithmischen Matrix, die den Raum und die Form in eine dynamische
Spannung versetzt.
Diese neue Arbeit lenkt die Aufmerksamkeit des Betrachters auf die
Auflösung der Form. Es scheint, als habe der Raum begonnen die
ursprüngliche Einheit des verlorenen Subjekts zu verschlingen.
Dennoch bleibt der starke Eindruck eines ursprünglich gelebten
Moments – so als sei die innere Haltung einer Person von ihrem
eigentlichen Gerüst aus Knochen, Fleisch und Haut getrennt
worden und als werde sie nun getragen von einem ihr wesensfremden System, das es ihr sonderbarerweise besser ermöglicht,
sowohl die Unverwüstlichkeit von Erinnerung als auch die
Unmittelbarkeit von Erfahrung zu übermitteln.
Feel
Ausstellung Blickachsen 4, 2003
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The resulting work engages the perception of the viewer in the
‘resolution’ of the form. It seems as if space has begun to devour
the original integrity of the lost subject. However there is still a
strong sense of an original lived moment – as if the attitude internal
to a person has been separated from its normal carriers of bone,
flesh and skin and is now carried by a system foreign to it, but
strangely more able to transmit both the resilience of memory and
the immediacy of experience.
Resolution
Ausstellung Blickachsen 5, 2005
Antony Gormley
Feel
Ausstellung Blickachsen 4, 2003
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Resolution
Ausstellung Blickachsen 5, 2005
JÖRG IMMENDORFF
Jörg Immendorff ist einer der prominentesten Gegenwartskünstler
Deutschlands. Vor allem seine politischen Bilder der 1970er und
1980er Jahre sind heute in nahezu allen wichtigen Sammlungen
zeitgenössischer Kunst in Deutschland vertreten. Schon damals
integrierte er Darstellungen von Künstlerkollegen in seine Bilder.
Die Namen der sieben durch den übergeordneten Titel als
„Malerstamm“ ausgewiesenen Affen, die nun für ein halbes Jahr
den Kurpark in Bad Homburg bevölkern werden, verweisen ebenfalls auf bekannte Namen aus der Kunstgeschichte und dem aktuellen Kunstbetrieb. Die lebensgroßen, also knapp einen Meter
hohen Schimpansen mit unterschiedlichen Attributen könnten für
Caspar David Friedrich, den Galeristen Michael Werner, Constantin
Brancusi, André Breton, Blinky Palermo, Willi Baumeister und Otto
Dix stehen. Allerdings sind auch andere Zuordnungen der
Vornamen denkbar. Immendorff spielt hier – durchaus auch selbst-
Malerstamm – André
2002, Bronze, Ex 2/6, 85 x 38 x 32 cm
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Jörg Immendorff is one of Germany’s most prominent contemporary artists. His political paintings of the 1970s and 1980s in
particular are featured in almost all important German collections
of contemporary art. In these works, he already began integrating
depictions of fellow artists. The names of the seven monkey figures
– with the overall title Malerstamm, or Clan of Painters – that will
now populate the park in Bad Homburg for half a year, also point
to well-known names from art history and the current art world.
The life-sized, i.e. almost metre high chimpanzees with different
attributes could possibly stand for Caspar David Friedrich, the
gallerist Michael Werner, Constantin Brancusi, André Breton, Blinky
Palermo, Willi Baumeister, and Otto Dix. But the first names could
also refer to other people. Immendorff is here playing – quite selfironically – with the recurring motif of the monkey, one that
has resurfaced repeatedly in art since the sixteenth century; the
Jörg Immendorff
ironisch – mit dem in der Kunst seit dem 16. Jahrhundert wiederkehrenden Motiv des Affen, der gleichsam das ‚alter ego’ des
Künstlers verkörpert. Damit ist einerseits auf die für die gegenständliche Kunst der frühen Neuzeit zentrale Fähigkeit mimetischer
Wiedergabe angespielt, die Naturnachahmung ironisch in ein
‚Nachäffen’ wendet. Andererseits ist so aber auch der Affe als
unberechenbares Wesen in seiner kreatürlichen Gewalt adressiert
und damit die Kraft künstlerischen Ingeniums umschrieben, das
sich – legendärerweise – auch der Kontrolle der Ratio zu entziehen
vermag.
Malerstamm – Constantin
2002, Bronze, Ex 2/6, 120 x 30 x 40 cm
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monkey that embodies the artist’s alter ego. This is on the one
hand an allusion to the skill of mimetic representation central to
the figurative art of the early modern period, which turns the
imitation of nature ironically into ‘aping.’ But on the other hand
the monkey is also addressed as an unpredictable being in its
animal violence, thus circumscribing the power of artistic genius,
which – according to legend – is also able to elude rational control.
Malerstamm – Willi, 2002, Bronze, Ex 2/6, 97 x 36 x 32 cm
Malerstamm – Caspar, 2002, Bronze, Ex e.a., 118 x 39 x 36 cm
Malerstamm – Otto, 2002, Bronze, Ex 2/6, 92 x 39 x 36 cm
Malerstamm – Blinky, 2002, Bronze, Ex 2/6, 110 x 40 x 40 cm
Seite 80:
Malerstamm – Michael, 2002, Bronze, Ex 2/6, 92 x 51 x 41 cm
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PER KIRKEBY
In den Gemälden des vielseitigen Künstlers Per Kirkeby kehren
einzelne Motive immer wieder. Dazu zählen: Baum, Pflanze, Haus,
Tor, Höhle und die menschliche Figur. Kirkeby stellt den Begriff der
Metamorphose ins Zentrum seiner künstlerischen Auffassung – die
Bezugnahme auf eine (mythische) Wandelbarkeit von Gesteinen,
Tieren, Pflanzen und Menschen dient ihm modellhaft für die
Entwicklung seiner Sujets. Die Möglichkeit der Verwandlung
scheint den Gegenständen seiner Werke innezuwohnen: Ein Baum
kann zum Tor werden, ein menschlicher Körper zum Baum.
Obwohl sich der Künstler in erster Linie als Maler versteht, hat er
doch schon früh auch Bronzeplastiken geschaffen. Der in
„Blickachsen 5“ gezeigte „Torso-Ausläufer“ stammt aus dem Jahr
1988. Die Plastik trägt deutlich sichtbar die Spuren ihrer
Bearbeitung. Man kann die einstige Handhabung des weichen Tons
erkennen, aus dem das Modell geformt wurde. Durch nicht geglättete Hinzufügungen und Wegnahmen entstand eine unregelmäßige Oberfläche, die schließlich im Bronzeguss ‚konserviert’ wurde
und in dieser vermeintlichen ‚Weichheit’ auch eine Verbindung zu
Kirkebys expressiven Ölgemälden mit ihrem üppigen, vielschichtigen Farbauftrag aufweist. Gerade dieses der Textur eingeprägte
Versprechen leichter Formbarkeit wird angesichts des erkalteten
und gehärteten Metalls in einem Wechselspiel aus Lockung und
Zurückweisung willentlich enttäuscht. Die spezifische Gestaltung
der Oberfläche jedoch scheint nicht nur den Betrachter zu
animieren, sondern formal und in den Beleuchtungseffekten auch
die Plastik zu beleben. Sie lässt die Materie gleichsam pulsieren
und suggeriert eine Unabgeschlossenheit des Formfindungsprozesses – als würde sich eine Metamorphose mit ungewissem
Ausgang erst vollziehen. So ist auch die Figur, die in dem „TorsoAusläufer“ angelegt ist, ‚noch’ nicht zu erkennen und soll es wohl
auch nicht sein, denn schließlich geht es nicht um mimetische
Nachbildung: Das hauptsächliche Interesse gilt hier einer Ganzheit
der plastischen Form, die sich nicht an einer Vollständigkeit des
Motivs, sondern allein an einer – den Prinzipien plastischen
Arbeitens geschuldeten – ‚Vollendetheit’ des Objekts misst.
Torso-Ausläufer
1988, patinierte Bronze, Ex 1/6, 220 x 160 x 150 cm
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In the paintings by the multifaceted artist Per Kirkeby, specific
motifs keep appearing. Among them: trees, plants, houses, gates,
caves, and the human figure. Kirkeby places the notion of metamorphosis at the centre of his conception of art – the reference to
a (mythical) mutability of rocks, animals, plants, and human beings
serves as a model for his subjects. The potential of transformation
seems to be inherent in the objects of his works: a tree can become
a gate, a human body can become a tree. Although the artist sees
himself first and foremost as a painter, early on in his career he also
started creating bronze sculptures. Torso-Ausläufer shown in
Blickachsen 5 dates from 1988 and clearly bears the traces of its
production. The way the soft clay was moulded for the model is still
visible. By not smoothing out additions and subtractions, an
irregular surface was achieved which was then ‘preserved’ in the
bronze cast, and which in its apparent ‘softness’ constitutes a link
to Kirkeby’s expressive oil paintings with their exuberant manylayered applications of paint. Precisely this promise of being easily
moulded, inscribed into the texture, is deliberately disappointed by
the cooled and hardened metal in its interplay of enticement and
rejection. The specific finish of the surface, however, does not just
seem to stimulate the beholder, but also to enliven the sculpture,
both formally and in terms of the light effects. It causes the material almost to pulsate, suggesting that the process of finding a form
is not yet finished – as if a metamorphosis were still taking place,
with an uncertain outcome. Thus the figure implied in the TorsoAusläufer, is not ‘yet’ recognisable, and surely is not meant to be,
because after all the point is not mimetic representation: the main
interest here is in the unity of sculptural form, which is measured
not by the completeness of the motif, but only by a ‘completeness
and perfection’ of the object, owed entirely to the principles of the
sculptural work.
Per Kirkeby
Torso-Ausläufer
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NIKOLAUS KOLIUSIS
Nikolaus Koliusis ist gelernter Fotograf und hat in den 1970er
Jahren auch als solcher für ein Architekturbüro gearbeitet. Hieraus
resultiert der für ihn bis heute wichtige Ortsbezug seiner Arbeiten.
Seine Interventionen versuchen Einfluss auf den Ort zu nehmen, an
dem er seine Objekte (meist aus Glas, Kunststoff oder spiegelnden
Materialien) platziert, und damit die Raumwahrnehmung des
Betrachters zu verändern. Die Grenzen von Innenraum und
Außenraum, von Zentrum und Peripherie werden durch diese
Kunstwerke als immer wieder neu zu definierende ausgestellt.
Koliusis hinterfragt scheinbar feststehende Kategorien wie Oben
und Unten, Innen und Außen und schafft so eine Erweiterung
räumlicher Parameter.
Auch die im Bad Homburger Kurpark ausgestellte Arbeit aus 20
polierten, spiegelnden, auf dem Boden ausgelegten Stahlplatten
veranschaulicht die Interaktion von Skulptur und ihrer Umgebung
in besonderem Maß: Die reflektierenden Oberflächen des Stahls
fangen den Himmel, die Wolken, Bäume, Sträucher, das Gras des
Bodens und die Gestalten der Betrachter ein. Sie kehren Oben und
Unten um, suggerieren grenzenlose Weite und markieren durch ihr
eigenes Format auch Begrenzungen der jeweiligen ‚Bildausschnitte’. Fast wie zufällig verstreut liegen die Platten in der Landschaft und können den Betrachter durch die plötzliche Verkehrung
der räumlichen Verhältnisse ins Wanken bringen. In diesem
Kunstgriff der Spiegelung liegt zudem das Zitat eines in der
Geschichte der Kunst traditionsreichen Wettkampfs zwischen den
künstlerischen Gattungen, der in der italienischen Kunsttheorie der
Renaissance als ‚paragone’ benannt wurde: Die Maler reagierten
auf die Vorhaltung, ihre Werke seien nur zweidimensional und
deren Gegenstände somit – im Gegensatz zur Skulptur – lediglich
von einer Seite ansichtig, häufig mit der Integration gemalter
Spiegel in ihre Bilderfindungen. Solcherart konnten etwa Personen
zugleich von vorne und vorgeblich auch von hinten gezeigt
werden, womit die Bildhauerei übertrumpft war – ist es doch
keinesfalls möglich, eine Skulptur gleichzeitig von mehr als einer
Seite zu betrachten. Koliusis’ Installation bildet gewissermaßen die
begehbare Fortsetzung solcher Unternehmungen: Seine Skulptur
vermag eine allumfassende Schau zu illusionieren, doch gelingt ihr
dies vermittels ‚malerischer’ Mittel, denn der Spiegel – wie schon
der Narziss-Mythos als Ursprungslegende der Malerei erzählt –
zeigt nichts weniger als ein Bild.
Sur-Face
2005, polierter Edelstahl, 20-teilig, je 0,08 x 125 x 250 cm
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Nikolaus Koliusis studied photography and also worked as a
photographer for an architecture firm during the 1970s. This
resulted in the importance of site specificity in his work, something
still crucial to him today. His interventions attempt to influence the
sites where he places his objects (usually made of glass, plastic, or
mirroring materials), and to change the beholder’s perception of
space. The borders between inside and outside, of centre and
periphery are shown by these art works as having to be continuously redefined. Koliusis questions apparently fixed categories like
top and bottom, inside and outside, thus creating an extension of
spatial parameters.
The work exhibited in Bad Homburg’s Kurpark, consisting of 20
polished reflective steel plates placed on the ground, illustrates the
interaction between a sculpture and its surroundings especially
well: the reflective steel surfaces capture the sky, the clouds, trees,
bushes, the grass on the ground, and the beholders. They reverse
above and below, suggest an unlimited expanse, and through their
own format also mark the limits of the respective ‘details’. Almost
as if randomly scattered across the meadows, these plates in their
sudden reversal of spatial relationships can cause the beholder to
falter. This trick of mirroring is also a reference to a competition
(with a long tradition in art history) between the artistic genres,
which in the art theory of the Italian Renaissance was called
paragone: painters frequently reacted to the accusation that their
works were merely two-dimensional and their objects could therefore – unlike sculptures – only be viewed from one side, by integrating painted mirrors into their paintings. In this way, people, for
example, could be shown both from the front and the back, thus
trumping sculpture, since it is impossible to view a sculpture
simultaneously from several sides. Koliusis’ installation is thus in a
way the accessible continuation of such an enterprise: his sculpture
gives the illusion of a comprehensive view, but it does so by ‘painterly’ means, because the mirror – as we know from the myth of
Narcissus as the legend of the origin of painting – shows nothing
less than a picture.
ANDREAS KORTE
Die Arbeit von Andreas Korte bewegt sich im Spannungsfeld von
Kunst, Architektur und Neuen Medien. Er bedient sich dabei eines
breiten Spektrums verschiedenartiger Ausdrucksmittel: Je nach
Bedarf und Anforderung greift er auf traditionelle Gattungen wie
Malerei, Skulptur oder das architektonische Modell zurück, setzt
sich aber gleichzeitig mit urbanen Lebenswelten auseinander.
(Achim Hochdörfer)
Die in „Blickachsen 5“ ausgestellte, stark ortsbezogene Arbeit
„Faites votre jeu“ bezieht sich zum einen mit ihren kreisförmig
angeordneten, an Tennisnetze erinnernden Zaunfragmenten deutlich
auf die benachbarte Tennisanlage, die sich mitten im Kurpark der
Stadt befindet und die Installation an einer Seite unmittelbar
begrenzt. Zum anderen spielt ihr Titel auf die ebenfalls im Kurpark
gelegene Bad Homburger Spielbank an, die seit ihrem Bestehen
Schauplatz und Treffpunkt von Glücksjägern und erlauchten Gästen
ist. Das Ensemble der 37 Zaunelemente kann als abstrahierter
Roulettekessel betrachtet werden: So wie die Kugel schließlich
klickernd in einem Feld zur Ruhe kommt, so kann auch der Blick
des Betrachters das Rund durchqueren und sich schließlich von
einem der Netze einfangen lassen.
Faites votre jeu
2005, Gitterzaun, verzinkter Stahl, 37-teilig, 120 x 2500 x 2500 cm
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The work of Andreas Korte moves in a field defined by art, architecture, and the new media. In so doing, he works within a broad
spectrum of different means of expression: depending on his
requirements and demands, he uses traditional disciplines like
painting, sculpture, or the architectural model, at the same time
critically engaging with urban life worlds. (Achim Hochdörfer)
The work shown in Blickachsen 5, the strongly site-specific Faites
votre jeu, with its circularly arranged fence fragments reminiscent
of tennis court nets, refers on the one hand to the neighbouring
tennis court situated in the middle of the city’s Kurpark, and on one
side directly bordering the installation. On the other hand, the title
alludes to Bad Homburg’s casino, also situated in the Kurpark,
which since its founding has been a meeting place of fortune
hunters and illustrious guests. The ensemble of 37 fence elements
can be read as an abstract roulette wheel: just as the ball in a game
of roulette ultimately clicks into a pocket and comes to rest, the
gaze of the beholder can come to rest, ultimately caught by one of
the nets.
Andreas Korte
„My Apartment“ zitiert natürliche Labyrinthe barocker Parkanlagen
und fügt sich somit idealiter in die Gartenlandschaft ein. Die begehbare und auf Grund der geringen Heckenhöhe von nur einem
Meter auch von innen überblickbare Arbeit folgt dem Grundriss der
Wohnung Kortes und stellt somit eine Verbindung zwischen
privatem und öffentlichem Raum her. Mit dieser Überschaubarkeit
und Anschaulichkeit ist ein wesentliches Moment des historischen
Labyrinths einer Wandlung unterzogen: Gehörte es zum spielerischen Genuss barocker Hochkultur, in den Irrwegen den Überblick
und mitunter auch sich selbst vermeintlich an die Natur zu verlieren,
lockt Kortes Skulptur die Betrachter nur vordergründig mit einem
solchen Versprechen – einmal eingetreten, wird die Geordnetheit
zivilisatorischer Struktur vor Augen geführt.
My Apartement
2000, Thujenhecke, 80 x 520 x 960 cm
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My Apartment references the hedge labyrinths of Baroque gardens
and thus integrates itself ideally into the garden landscape. The
work, which visitors can enter and which, because of the low – one
metre – height of the hedge, allows visitors an overview from the
inside, depicts the floor plan of Korte’s apartment, thus creating a
connection between private and public space. This possibility of
getting an overview as well as the work’s clarity change a decisive
element of the historical labyrinth: while it was part of the playful
pleasure of Baroque high culture to lose one’s overview and from
time to time supposedly to lose oneself in nature by choosing
wrong paths, Korte’s sculpture only apparently offers the beholder
such a promise – once entered, he or she is confronted with the
order of civilising structure.
VICTOR LÓPEZ
Mit der Platzierung der Installation „Frei wie ein Vogel?“ direkt vor
dem Kaiser-Wilhelms-Bad steht López’ überdimensionaler Vogelkäfig für die Dauer der „Blickachsen 5“ auf einem der prominentesten Plätze des Parks. Topografisch gerahmt von der Spielbank und
der Neo-Renaissance-Fassade des Bades kommentiert die Arbeit
zwei der wirtschaftlichen Säulen der Stadt Bad Homburg: den
Kurbetrieb und das Glücksspiel. In diesem Kontext ermuntert sie zur
Reflexion über das Konzept der Freiheit, zu dem López ausführt:
„Das Konzept der Freiheit beschränkt sich weder auf die Idee unfrei
zu sein noch auf die individuelle Vorstellung, dass wir uns frei
glauben. Es definiert sich in einer sozialen Struktur, und innerhalb
dieser müssen wir fähig sein Fragen zu stellen. Welchen Wert hat
die Freiheit in unserer Gesellschaft? Wo spüren wir ihre realen
Begrenzungen? Ist unser System ein großer Käfig aus unbewussten
Schranken, in welchem wir uns aufhalten und den wir akzeptieren,
weil wir unser Stück Freiheit haben?“
Frei wie ein Vogel?
2004, Stahl, Aluminium, Holz, 400 x 300 x 300 cm
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Placed directly in front of the Kaiser-Wilhelms-Bad in Bad Homburg,
the installation Frei wie ein Vogel? (Free Like a Bird?) – an oversized
birdcage – stands for the duration of Blickachsen 5 on one of the
most prominent sites in the park. Topographically framed by the
casino and the neo-Renaissance façade of the spa, the work
comments on two economic pillars of Bad Homburg: the spa
and gambling. In this context, it inspires reflection on the concept
of freedom, of which López says, “The concept of freedom is
neither limited to the experience of its lack, nor to the individual
belief that we ourselves are free. It is defined in a social structure,
within which we must be able to ask questions. What is the
value of freedom in our society? Where do we feel its real
limitations? Is our system a huge cage of limits that we are unaware of, in which we remain and that we accept because we
have our little piece of freedom?“
Victor López
Auch die Installation „Sozialer Wille“ setzt sich mit dieser Thematik
auseinander. Sie besteht aus zehn entlang des Weges installierten
Hundepissoirs und zwei Schildern, die ein Zugangsverbot für Hunde
signalisieren. In dieser Widersprüchlichkeit markiert der Künstler
die Grenze zwischen Gebot und Verbot, zwischen individueller
Freiheit und kollektiver Verantwortlichkeit, lockt aber auch mit
der Möglichkeit einer Überschreitung dieser Grenze, die der
Hundehalter in diesem Fall auf das Tier und somit auf ein nicht
rechtsfähiges Wesen auslagern würde. Darin liegt eine Ambivalenz
sozialer Ordnung, für die López sensibilisieren möchte: „Die Missachtung der Norm kann von einer anderen Person beobachtet
werden, welche meinen mag, dass dieser Regelverstoß die
Gemeinschaft beeinträchtigt. Oder im Gegenteil: Sie wird zum
Nachdenken angeregt über die Grenzen, die bewusst oder unbewusst zwischen Normen und Freiheiten existieren.“
Sozialer Wille
2005, Aluminium, Edelstahl, Acrylglas, variable Maße
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The installation Sozialer Wille (Social Will) also engages with this
issue. It consists of ten dog urinals installed along the path,
together with two signs signalling that dogs are not allowed there.
With this contradiction, the artist marks the border between
command and prohibition, between individual freedom and
collective responsibility, but also entices with the potential of
crossing that border, which in this case the dog owner could
transfer to the animal, a creature that has no legal standing. Here
we can see the ambivalence of a social order to which López wants
to sensitize us: “The disregard of the norm can be seen by another
person who may think that this transgression of a rule impacts the
community negatively. Or the reverse: the person is led to think
about the borders which exist, consciously or unconsciously,
between norms and freedoms.“
BERNHARD LUGINBÜHL
Der Schweizer Künstler Bernhard Luginbühl war neben Eduardo
Chillida einer der ersten, die Mitte des 20. Jahrhunderts begannen
Skulpturen aus Eisen zu fertigen. Viele seiner frühen Werke sind
allerdings nicht mehr erhalten, da der Künstler sie zerstörte oder
vollständig veränderte. Luginbühl ist ein Sammler und seine
Skulpturen entstehen, ähnlich wie die Tinguelys, aus gefundenen
(Schrott-)Teilen, die – ihrer ursprünglichen Funktion enthoben – von
ihm verlötet, verschweißt und verschraubt zu skulpturalen Gebilden
formiert werden, die trotz der Rohheit ihrer einzelnen Bestandteile
als Gesamtes durchaus leicht und spielerisch wirken können. So
haben seine Arbeiten zumeist auch keine massiven Sockel, sondern
sind trotz ihrer immensen Größe – häufig nur mit verhältnismäßig
fragilen Verbindungen – auf am Boden liegenden Platten montiert.
Dabei agiert der Künstler gleichsam als Ingenieur, der Maschinen
erdenkt und baut – die freilich nie in Gang zu setzen sein werden,
sondern zu Monumenten des Mechanischen geraten, die ihre
‚Antriebskraft’ gerade aus einem Widerspruch gewinnen: Sie sind
erstarrt, wie es Skulpturen meist sind, doch ihre einzelnen Teile
tragen die Erinnerung einstiger Beweglichkeit in sich und suggerieren in ihrer Zusammensetzung deren Fortdauer. Erst diese
Ambivalenz aber setzt die Reflexion der Betrachter in Gang.
Stengel mit Abrißbirne
2001, Eisen, geschweißt/geschraubt, 480 x 250 x 210 cm
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The Swiss artist Bernhard Luginbühl was, together with Eduardo
Chillida, one of the first to construct iron sculptures in the midtwentieth century. Many of his earlier works, however, no longer
exist, because the artist destroyed them or altered them completely. Luginbühl is a collector, and his sculptures, like those of
Tinguely, are made of found pieces of scrap metal that, stripped of
their former purpose, are welded, riveted, and screwed together,
and formed into sculptural objects, which despite the rawness of
their individual components can often seem quite light and playful.
Thus his works usually don’t stand on solid plinths, but are, rather,
despite their immense size, mounted on plates on the ground,
often with only comparatively fragile joints. In his work, the artist
acts like an engineer, so to speak, who thinks up and builds
machines that of course will never be used but rather end up being
monuments to the mechanical, that gain their ‘driving force’ precisely from a contradiction: they are petrified, as sculptures usually
are, but their individual components bear the memory of a former
flexibility and in their composition they suggest its continuation. It
is only this ambivalence that instigates thinking on the part of
the beholder.
Bernhard Luginbühl
Die in Bad Homburg gezeigten Skulpturen „Reif 2004“ und
„Stengel mit Abrißbirne“ zeigen exemplarisch die skizzierten
Gestaltungsprinzipien Luginbühls: Die schweren Eisenteile sind
sorgfältig ausbalanciert, sie beziehen sich aufeinander und sind so
angeordnet, dass auch ihre Schattenbilder entscheidend die
Wirkung der hoch aufragenden Gebilde beeinflussen. Denn diese
zeigen sich einerseits auf den einzelnen Teilen, brechen damit aber
gegebenenfalls deren Massigkeit auf und setzen der Schwere des
Materials die Leichtigkeit und Flüchtigkeit ihrer vergänglichen
Silhouette entgegen. Andererseits zeichnet sich der Schattenriss
des Objekts auch auf dem Boden ab und lässt solcherart ein an
Immaterialität nicht zu überbietendes Gegenbild dieser aus soliden
Industriematerialien gefertigten Skulpturen erstehen.
Reif 2004
2004, Eisen, geschweißt/geschraubt, 480 x 250 x 210 cm
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The sculptures on view in Bad Homburg, Reif 2004 and Stengel mit
Abrißbirne, are good examples of Luginbühl’s creative principles
sketched out above: the heavy iron pieces are carefully balanced,
they relate to each other and are arranged in such a way that even
their shadows decisively influence the effect of the towering
shapes. Because on the one hand, the shadows play on the individual parts, but at the same time they counterbalance their
massiveness and contrast the heaviness of the material with the
lightness and fleetingness of their transitory silhouettes. On the
other hand, the silhouette of the object can also be traced on the
ground, thus creating an immaterial counter-image to these sculptures built from heavy industrial materials.
MARKUS LÜPERTZ
Seit den 1980er Jahren stellt Markus Lüpertz großformatige,
bemalte Bronzefiguren her, die sein malerisches Werk begleiten. In
seinen Skulpturen vereinen sich malerische mit bildhauerischen
Interessen: Er entwickelt sein Formverständnis weniger an
Parametern von Volumen und Raum als dass er die Figuren von der
Fläche her denkt und ihre stets in rudimentären Formen angelegten
Körper in der Vorstellung auch problemlos wiederum in die Fläche
rückübertragbar sind. Selbst in der Oberflächengestaltung eignet
den Objekten eine malerische Qualität, die im offenen Duktus von
Lüpertz’ Gemälden eine Entsprechung findet. Für die Ausführung
seiner Figuren wählt er stets das Material Bronze und schließt damit
an eine bis in die Antike zurückreichende bildhauerische Tradition
an. Die in der Ausstellung gezeigte monumentale Figur „Paris sans
bras“ paraphrasiert einen klassischen Formenkanon, indem sie die
antike Heroenstatue mit Stilelementen indigener Plastiken kombiniert. Auch der im Titel genannte Name „Paris“ (der Homer zufolge
die schöne Helena nach Troja entführte) verweist auf die
Heldenwelt der Antike, die durch das in der Skulptur gebrochene
Körperideal allerdings hinterfragt wird. Dieser Paris ist kaum ein
strahlender Jüngling als vielmehr existenziell auf sich zurückgeworfen, er vereint unterschiedliche kulturelle Einflüsse, ist
archaisch und monumental, abstrahiert und zugleich mythisch
aufgeladen. Die den Dimensionen seines Körpers eingetragenen
Kräfte scheinen durch die ‚Amputation’ der Arme und die Schwere
des Standmotivs vordergründig gebunden, die darin liegende
Gewalt initiiert jedoch eine energetische Aufladung der monumentalen Skulptur.
Paris sans bras
2004, bemalte Bronze, Ex e.a., 355 x 77 x 67 cm
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Since the 1980s, Markus Lüpertz has been creating large format,
painted bronze figures alongside his paintings. In his sculptures, his
painterly and sculptural interests are united: he develops his understanding of form not so much along parameters of volume and
space, but rather conceives his figures on a flat plane, and their
bodies, which are always drawn up in rudimentary forms, can
effortlessly be translated back into a surface in the imagination.
Even in the design of the surface, the objects have a painterly
quality that corresponds to the open flow of Lüpertz’s paintings.
For the execution of his figures he always chooses bronze as material, thus continuing a sculptural tradition that reaches back to
antiquity. The monumental figure shown in the exhibition, Paris
sans bras, paraphrases a classical canon of forms by combining the
heroic statue with stylistic elements of indigenous sculpture. The
name ‘Paris’ (who according to Homer abducted the beautiful
Helen to Troy) also refers to the heroic world of antiquity, which
however is questioned by fragmenting the body ideal in the sculpture. This Paris is hardly a glorious youth, but one existentially
reduced, thrown back onto himself; he unites different cultural
influences, is archaic and monumental, abstracted and at the same
time mythically charged. The forces inscribed in the dimensions of
his body appear to be bound by the ‘amputation’ of the arms and
the heaviness of the figure, but the violence inherent in this initiates
an energetic charging of this monumental sculpture.
JOAN MIRÓ
Die Bildwelt des Joan Miró ist geprägt von ganz persönlichen,
poetischen und skurrilen Zeichen. Seine erfundenen Welten vermitteln zugleich die Unbefangenheit kindlicher Kritzelzeichnungen
wie auch die archaische Ausdruckskraft uralter menschlicher
Symbole. Seine mythischen Fabelwesen, die für die Gestirne, für
Frauen oder Vögel stehen, bestimmen nicht nur seine Malerei
sondern auch seine Plastiken und Skulpturen. Die in der Ausstellung
gezeigte Arbeit „Souvenir de la Tour Eiffel“ gehört zu einer Gruppe
von Skulpturen, die Miró aus Fundstücken und Weggeworfenem
konstruierte. Sie ist ungewöhnlich hoch – eine Reminiszenz an den
Eiffelturm, wie der Titel bereits andeutet. Gleichzeitig wirkt sie wie
ein monströses Wesen, das die menschliche Gestalt mit Kopf,
Leibesmitte und hoch aufgerecktem Arm, ansatzweise zitiert.
Typisch für Miró ist, dass er die Merkmale einer Figur auf einfache
Grundformen reduziert, so dass anthropomorphe Züge erkennbar
scheinen, letztlich aber die Fremdartigkeit und das Artifizielle doch
im Vordergrund stehen.
Souvenir de la Tour Eiffel
1977, Bronze, Ex 2/6, 334 x 54 x 80 cm
112
Joan Miró’s visual world is marked by very personal, poetic, and
strange signs. His invented worlds communicate both the uninhibitedness of a child’s doodling as well as the archaic expressive
power of primeval human symbols. His mythical beings, signs for
celestial bodies, for women or birds, not only define his painting,
but also his sculpture. The work shown in the exhibition, Souvenir
de la Tour Eiffel, belongs to a group of sculptures that Miró
constructed from found pieces and things thrown away. It is
unusually high: a ‘souvenir’ of the Eiffel Tower, as the title indicates.
At the same time it seems like a monstrous creature that seems to
refer to the human figure with its head, torso, and outstretched
arm. Typically for Miró, he reduces the characteristics of a figure to
simple basic forms so that anthropomorphic characteristics seem
to be recognisable, while their foreignness and artificiality
ultimately stand to the fore.
Joan Miró
Souvenir de la Tour Eiffel
114
MIQUEL NAVARRO
Verstand sich Miquel Navarro zu Beginn seiner Kariere noch als
Maler, so konzentriert er sich seit 1972 in seiner künstlerischen
Arbeit ausschließlich auf Skulptur. Es entstanden Installationen und
Montagen aus Keramik in Kombination mit anderen Materialien
(z.B. Holz, Glas, Porzellan oder Eisen). Navarro erarbeitet hauptsächlich architektonische Gestaltungen aus kubischen, kugelförmigen oder prismatischen, jedenfalls geometrischen Formen. In
Vitoria, der Hauptstadt des Baskenlandes, steht mit einer Höhe von
45 Metern eine seiner größten Arbeiten: „La mirada“ (Der Blick). In
„Blickachsen 5“ ist Navarro mit seiner Raum greifenden, halbmondförmigen Skulptur „Luna 1 oxidada“ vertreten. Deren rostrote Farbe
hebt sich leuchtend gegen das Grün des Kurparks ab, so dass
man den Eindruck hat, ein Sommermond versinke gerade im Gras.
Trotz ihres enormen Gewichtes und der Monumentalität ihrer
Erscheinung ermöglicht die Arbeit dem Betrachter auf der Ebene
formaler Assoziationen eine poetische Aufladung des Gesehenen.
Luna 1 oxidada
1999, Cor-Ten Stahl, 300 x 436 x 102 cm
116
Though Miquel Navarro began his career as a painter, in his artistic
work after 1972 he concentrated exclusively on sculpture, making
installations and constructions of ceramics combined with other
materials (wood, glass, porcelain, or iron). Navarro mainly develops
architectural designs from cubic, spherical, or prismatic – or at any
rate geometrical – forms. One of his largest works is located in
Vitoria, the capital of the Basque Country: La mirada (The View),
with a height of 45 metres. Blickachsen 5 shows Navarro’s expansive half-moon sculpture Luna 1 oxidada. Its rust-red colour
stands out glowing against the green of the Kurpark, giving the
impression of a summer moon sinking in the grass. Despite its
enormous weight and the monumentality of its appearance, the
work enables the beholder, through formal associations, to give a
poetical charge to what is seen.
URSULA VON RYDINGSVARD
Die Skulpturen der 1950 in die USA emigrierten Künstlerin
bestehen aus Zedernholzbalken, die der Länge nach geschnitten
und im Verlauf des Arbeitsprozesses aufeinander gestapelt werden.
Die Künstlerin geht dabei von einem „Vorstellungsbild“ aus, das sie
zunächst weder näher beschreiben noch zeichnen kann, dem sie
aber in der Anordnung der Balken zu folgen versucht. Dabei ist die
Positionierung der einzelnen Hölzer von Anfang an entscheidend.
Nachdem die Basis der Skulptur bestimmt und ihre Gestalt umrissen
ist, werden die Balken Schicht für Schicht zusammengefügt und
verleimt. Anschließend wird die rote Oberfläche des Zedernholzes
mit Graphit eingerieben und mit Stahlwolle wieder abgefegt.
Dadurch erhält die Oberfläche der Skulptur eine vermeintliche
Patina, die von Verwitterung und Abnutzung zu zeugen scheint.
„Bowl with Fins“ orientiert sich, wie auch der Titel betont, an der
Form einer Schüssel, der rudimentärsten Form eines Gefäßes, die
für die Künstlerin seit langem einen zentrales Motiv darstellt. Eine
abgerundete Schale dient üblicherweise der Aufbewahrung, der
Verköstigung; sie ist ein Element häuslichen Lebens und galt der
antiken Philosophie als Metapher des Mutterleibes. Das Holz lässt
seinen natürlichen Ursprung erkennen, spricht durch seinen Geruch
und die spezielle Oberflächenbehandlung Geruchs- und Tastsinn
an. In Form und Material berührt diese Skulptur die Sinneswahrnehmung der Betrachter in hohem Maß und sucht diese nahezu
körperlich zu ergreifen.
Bowl With Fins
2004, Zedernholz, Graphit, 238 x 221 x 211 cm
122
The sculptures by this artist, who emigrated to the United States in
1950, are made of cedar timbers cut lengthwise, then layered in
the course of the working process on top of each other. The artist
starts with an ‘imaginary image’ that she at first can neither
describe nor draw more precisely, but which she attempts to follow
in her arrangement of the beams. In this process, the positioning of
the individual pieces of wood is from the beginning decisive. After
the formal basis of the sculpture is determined and its shape
outlined, the timbers are combined layer for layer and glued
together. Subsequently, the red surface of the cedar wood is
rubbed with graphite and then finished with steel wool. This gives
the surface of the sculpture an apparent patina that seems to speak
of weathering and use. Bowl With Fins is based, as the title makes
clear, on the form of a bowl, the most rudimentary vessel form,
which has been a central motif for the artist for a long time. A
rounded bowl usually is used for storage, for food, it is an element
of domestic life, and in the philosophy of classical antiquity, it was
a metaphor for the womb. The natural origin of the wood remains
visible, and because of its smell and the special treatment of its
surface, it appeals to the senses of smell and touch. Both in its form
and material, this sculpture touches on the beholders’ sensory
perception, seeking to grasp them almost physically.
Förderpreis des Rotary Club Bad Homburg-Schloss
Award for young artists given by the Bad Homburg-Schloss Rotary Club
SEO
Die koreanische Künstlerin SEO ist Meisterschülerin bei Georg
Baselitz und die diesjährige Preisträgerin des vom Rotary Club
Bad Homburg-Schloss anläßlich der Ausstellungsreihe „Blickachsen“
verliehenen Förderpreises. In „Blickachsen 5“ zeigt sie ihre „deutschen Träume“, eine Installation, die nach Aussage der Künstlerin
auf einen tatsächlichen Traum im Jahre 2003 zurückgeht: Sie hörte
darin das erste Mal das deutsche Wort „warum“ und wachte
erschreckt auf. In der daran anschließenden, monatelang währenden Auseinandersetzung mit Deutschland und den mentalen
Eigenheiten bzw. Klischees seiner Bevölkerung kristallisierte SEO
drei Symbole für ‚das Deutsche’ per se heraus: Gartenzwerg,
Bierfass und Hirschgeweih. Der Hirsch steht für Macht und Potenz,
das Bier für Geselligkeit, Gemütlichkeit und Warmherzigkeit, der
Zwerg für Ordnung und Fleiß. Diese Symbole vermeintlich deutscher Eigenschaften fügt SEO zu einer Allegorie ihres Gastlandes
und bettet sie in der Rotunde des Kaiser-Wilhelms-Bades auf einen
Sockel aus Reis – der zeichenhaft ihr Herkunftsland meint. In dieser
biografisch motivierten Zusammenführung treffen nicht nur zwei
Lebensräume der Künstlerin, sondern auch zwei disparate Kulturen
aufeinander, verschränkt in einer Person, die die individuell erlebten
Differenzen der unterschiedlichen Kulturen in ironisierender Weise
zum Gegenstand ihrer Arbeit macht.
The Korean artist SEO is a student of Georg Baselitz, and this year’s
winner of the Bad Homburg-Schloss Rotary Club’s award for young
artists, given on the occasion of the Blickachsen exhibition series. In
Blickachsen 5, she is showing Meine deutschen Träume (My
German Dreams): according to the artist, this installation goes back
to an actual dream of 2003, in which she heard the German word
‘warum’ (‘why’) for the first time, and woke up, startled. In the
following months of engaging with her host country Germany and
the mental peculiarities and clichés concerning its population, three
symbols crystallized for SEO all things typically German: a garden
gnome, a beer barrel, and deer antlers. The deer antlers stand
for power and potency, the beer for conviviality, an easygoing
sociability and warm-heartedness, and the gnome for order and
diligence. SEO combines these symbols of supposedly German
characteristics into an allegory of her host country, placing them
in the rotunda of the Kaiser-Wilhelms-Bad on a pedestal of rice
– which stands symbolically for her country of origin. In this biographically motivated combination, not only two countries where
the artist lived, but also two disparate cultures encounter each
other, linked in one person, who, in an ironic manner, turns the
individually experienced differences between the two cultures into
the subject of her work.
Meine deutschen Träume
2005, Installation in der Rotunde des Kaiser-Wilhelms-Bades mit Reis sowie Bierfässern, Geweihen und Zwergen
aus Neusilber (German silver), variable Maße; Förderpreis des Rotary Club Bad Homburg-Schloss
128
130
JEAN TINGUELY
Mit der Verwendung von Schrott und Abfällen für seine Plastiken
hat Jean Tinguely den Perfektionsanspruch der Technik wie kein
anderer Künstler des 20. Jahrhunderts ironisiert und mit einer spielerischen und nutzlosen, oft absurden Gegenwelt konfrontiert.
Vielfach wurden seine Arbeiten als Provokation empfunden, was
vom Künstler durchaus auch beabsichtigt war. Tinguely gilt als der
wichtigste Vertreter der kinetischen Kunst. Sein Interesse an Ton
und Bewegung macht sich bereits in seinen ersten Konstruktionen
bemerkbar. Die in „Blickachsen 5“ gezeigte Arbeit stammt aus den
letzten Lebensjahren des Künstlers. Aufgrund ihres Titels „Friedrich
Engels, Philosoph“ kann sie als späte Hommage an den
Philosophen und Revolutionär gelesen werden. Auch Tinguely war
Zeit seines Lebens ein anarchischer Geist, der sich keinen Regeln
unterwerfen konnte oder wollte. Sein „Engels“ bewegt sich in einer
absurden Szenerie von Anspielungen auf endlose Kreisläufe. Aus
Schrottteilen und WC-Spülungsketten zu einer neuen Gestalt
erstanden, mag er so auf die Vergänglichkeit aber auch auf die
mögliche Wiederkehr selbst der idealistischsten Ideen verweisen.
Using junk and trash for his sculpture, Jean Tinguely ironised the
claim to perfection of technology like no other artist of the twentieth century, confronting it with a playful, useless, often absurd
counter-world. His works were frequently seen as a provocation,
and this was certainly intended by the artist. Tinguely is regarded as
the most important figure in kinetic art. An interest in sound and
motion is already evident in his first constructions. The work shown
in Blickachsen 5 stems from the last years of the artist’s life. On the
basis of the title Friedrich Engels, Philosoph can be read as a late
homage to the philosopher and revolutionary. Tinguely was also an
anarchic spirit all his life who could not and would not subject
himself to any rules. His Engels moves in an absurd scene of
allusions to endless cycles. Given a new form, comprised of junk
parts and toilet chains, he may thus be pointing to a transitory
quality, but also to the possible return of even the most idealistic
notions.
Friedrich Engels, Philosoph
1988, Eisenplatte, geschweißter Eisenschrott, Holzrad, WC-Spülungsketten mit Porzellangriffen, Elektromotor, 170 x 65 x 75 cm
Leihgabe des Museum Tinguely, Basel, Donation Niki de Saint Phalle
132
Die Standorte der Skulpturen / Locations of the sculptures
MAGDALENA ABAKANOWICZ
1
2
3
4
5
6
7
8
Cor-Ten Armour 1, 1998/99, Cor-Ten Stahl, 262 x 186 x 540 cm
Cor-Ten Armour 2, 1998/99, Cor-Ten Stahl,244 x 184 x 150 cm
Mutant I, 2000, rostfreier Stahl, 138 x 65 x 243 cm
Mutant II, 2000, rostfreier Stahl, 139 x 46 x 244 cm
Mutant III, 2000, rostfreier Stahl, 136 x 60 x 265 cm
Mutant IV, 2000, rostfreier Stahl, 134 x 73 x 237 cm
Mutant V, 2000, rostfreier Stahl, 144 x 68 x 243 cm
Mutant VI, 2000, rostfreier Stahl, 131 x 47 x 258 cm
1
2
3
4
5
6
7
8
Cor-Ten Armour 1, 1998/99, COR-TEN steel, 262 x 186 x 540 cm
Cor-Ten Armour 2, 1998/99, COR-TEN steel, 244 x 184 x 150 cm
Mutant I, 2000, stainless steel, 138 x 65 x 243 cm
Mutant II, 2000, stainless steel, 139 x 46 x 244 cm
Mutant III, 2000, stainless steel, 136 x 60 x 265 cm
Mutant IV, 2000, stainless steel, 134 x 73 x 237 cm
Mutant V, 2000, stainless steel, 144 x 68 x 243 cm
Mutant VI, 2000, stainless steel, 131 x 47 x 258 cm
AMADOR
9 Germinacions, 2001, Bronze, Ex 1/3, 300 x 40 x 40 cm
10 Vigías, 2003, Polyesterharz, 420 x 295 x 295 cm
9 Germinacions, 2001, bronze, Ed 1/3, 300 x 40 x 40 cm
10 Vigías, 2003, polyester resin, 420 x 295 x 295 cm
ANDREAS BEE
11 Homburger, 2005, Polyesterharz, Stahl, Beton,
560 x 400 x 300 cm
11 Homburger, 2005, polyester resin, steel, concrete,
560 x 400 x 300 cm
MAX BILL
12 konstruktion aus drei gleichen kreisscheiben (version III),
1994, Chromnickel-stahl, 300 x 300 x 300 cm
Leihgabe Jakob Bill, Schweiz
12 konstruktion aus drei gleichen kreisscheiben (version III),
1994, chrome-nickel-plated steel, 300 x 300 x 300 cm
on loan courtesy Jakob Bill, Switzerland
BÅRD BREIVIK
13 Ohne Titel, 2004/2005, roter Granit, 250 x 270 x 70 cm
14 Ohne Titel, 2004/2005, roter Granit, 310 x 240 x 65 cm
15 Ohne Titel, 2004/2005, roter Granit, 435 x 110 x 60 cm
13 Ohne Titel, 2004/2005, red granite, 250 x 270 x 70 cm
14 Ohne Titel, 2004/2005, red granite, 310 x 240 x 65 cm
15 Ohne Titel, 2004/2005, red granite, 435 x 110 x 60 cm
16 The Spiral (No! To Frank Lloyd Wright), 1966, Aluminium,
bemalter Stahl, 305 x 437 x 301 cm
16 The Spiral (No! To Frank Lloyd Wright), 1966, aluminium,
painted steel, 305 x 437 x 301 cm
17 Plastic Virtue, 1989, bemalter und chromierter Stahl,
89 x 118 x 73 cm
17 Plastic Virtue, 1989, painted and chrome-plated steel,
89 x 118 x 73 cm
EDUARDO CHILLIDA
18 Besarkada X, 1996, Cor-Ten Stahl, 247 x 100 x 80 cm
Leihgabe ALTANA Kunstsammlung Bad Homburg
18 Besarkada X, 1996, COR-TEN steel, 247 x 100 x 80 cm
on loan courtesy ALTANA Art Collection Bad Homburg
ANTONY GORMLEY
19 Resolution, 2005, Gusseisen, 185 x 67 x 38 cm
19 Resolution, 2005, cast iron, 185 x 67 x 38 cm
JÖRG IMMENDORFF
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21
22
23
24
Malerstamm – Willi, 2002, Bronze, Ex 2/6, 97 x 36 x 32 cm
Malerstamm – Otto, 2002, Bronze, Ex 2/6, 92 x 39 x 36 cm
Malerstamm – Blinky, 2002, Bronze, Ex 2/6, 110 x 40 x 40 cm
Malerstamm – André, 2002, Bronze, Ex 2/6, 85 x 38 x 32 cm
Malerstamm – Constantin, 2002, Bronze, Ex 2/6,
120 x 30 x 40 cm
25 Malerstamm – Michael, 2002, Bronze, Ex 2/6, 92 x 51 x 41 cm
26 Malerstamm – Caspar, 2002, Bronze, Ex e.a., 118 x 39 x 36 cm
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23
24
PER KIRKEBY
27 Torso-Ausläufer, 1988, patinierte Bronze, Ex 1/6,
220 x 160 x 150 cm
27 Torso-Ausläufer, 1988, patinated bronze, Ed 1/6,
220 x 160 x 150 cm
NIKOLAUS KOLIUSIS
28 Sur-Face, 2005, polierter Edelstahl, 20-teilig,
je 0,08 x 125 x 250 cm
28 Sur-Face, 2005, polished stainless steel, 20 parts,
each 0,08 x 125 x 250 cm
ANDREAS KORTE
29 Faites votre jeu, 2005, Gitterzaun, verzinkter Stahl,
37-teilig, 120 x 2500 x 2500 cm
30 My Apartment, 2000, Thujenhecke, 80 x 520 x 960 cm
29 Faites votre jeu, 2005, zincked steel fence, 37 parts,
120 x 2500 x 2500 cm
30 My Apartment, 2000, thuja hedge, 80 x 520 x 960 cm
VICTOR LÓPEZ
31 Frei wie ein Vogel?, 2004, Stahl, Aluminium, Holz,
400 x 300 x 300 cm
32 Sozialer Wille, 2005, Aluminium, Edelstahl, Acrylglas,
variable Maße
31 Frei wie ein Vogel?, 2004, steel, aluminium, wood,
400 x 300 x 300 cm
32 Sozialer Wille, 2005, aluminium, stainless steel, acrylic glass,
variable dimensions
BERNHARD LUGINBÜHL
33 Reif 2004, 2004, Eisen, geschweißt/geschraubt,
480 x 250 x 210 cm
34 Stengel mit Abrißbirne, 2001, Eisen, geschweißt/geschraubt,
675 x 243 x 175 cm
33 Reif 2004, 2004, welded iron, screwed together,
480 x 250 x 210 cm
34 Stengel mit Abrißbirne, 2001, welded iron, screwed together,
675 x 243 x 175 cm
MARKUS LÜPERTZ
35 Paris sans bras, 2004, bemalte Bronze, Ex e.a.,
355 x 77 x 67 cm
35 Paris sans bras, 2004, painted bronze, Ed e.a.,
355 x 77 x 67 cm
JOAN MIRÓ
36 Souvenir de la Tour Eiffel, 1977, Bronze, Ex 2/6,
334 x 54 x 80 cm
36 Souvenir de la Tour Eiffel, 1977, bronze, Ed 2/6,
334 x 54 x 80 cm
MIQUEL NAVARRO
37 Luna 1 oxidada, 1999, Cor-Ten Stahl, 300 x 436 x 102 cm
37 Luna 1 oxidada, 1999, COR-TEN steel, 300 x 436 x 102 cm
URSULA VON RYDINGSVARD
38 Bowl With Fins, 2004, Zedernholz, Graphit, 238 x 221 x 211 cm
38 Bowl With Fins, 2004, cedar and graphite, 238 x 221 x 211 cm
SEO
39 Meine deutschen Träume, 2005, Installation in der Rotunde des
Kaiser-Wilhelms-Bades mit Reis sowie Bierfässern, Geweihen und
Zwergen aus Neusilber (German silver), variable Maße; Förderpreis des Rotary Club Bad Homburg-Schloss
39 Meine deutschen Träume, 2005, installation with rice, German
silver cast beer kegs, gnomes, and deer antlers, variable dimensions; winner of Bad Homburg-Schloss Rotary Club award
JEAN TINGUELY
40 Friedrich Engels, Philosoph, 1988, Eisenplatte, geschweißter
Eisenschrott, Holzrad, WC-Spülungsketten mit Porzellangriffen,
Elektromotor, 170 x 65 x 75 cm; Leihgabe des Museum Tinguely,
Basel, Donation Niki de Saint Phalle
40 Friedrich Engels, Philosoph, 1988, iron plate, welded iron junk
parts, wooden wheel, toilet chains with porcelain handles, electric
motor, 170 x 65 x 75 cm; on loan courtesy Museum Tinguely,
Basel, Donation Niki de Saint Phalle
ALEXANDER CALDER
JOHN CHAMBERLAIN
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9
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21
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38
Malerstamm – Willi, 2002, bronze, Ed 2/6, 97 x 36 x 32 cm
Malerstamm – Otto, 2002, bronze, Ed 2/6, 92 x 39 x 36 cm
Malerstamm – Blinky, 2002, bronze, Ed 2/6, 110 x 40 x 40 cm
Malerstamm – André, 2002, bronze, Ed 2/6, 85 x 38 x 32 cm
Malerstamm – Constantin, 2002, bronze, Ed 2/6,
120 x 30 x 40 cm
25 Malerstamm – Michael, 2002, bronze, Ed 2/6, 92 x 51 x 41 cm
26 Malerstamm – Caspar, 2002, bronze, Ed e.a., 118 x 39 x 36 cm
34
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23
24
32
35
33
im Schlossgarten 12 16 36
40
17
Galerie Scheffel
26
25
Die Künstler / The artists
Magdalena Abakanowicz, *1930 in Falenty, Polen / Poland
Magdalena Abakanowicz studierte von 1949 bis 1954 an den Kunstakademien in Danzig
Magdalena Abakanowicz studied from 1949 to 1954 at the art academies in Gdansk and
siert meist ganze Werkserien, in denen er jeweils eine Form und deren Aussage durch
series of work in which he explores one form and its articulations through repeti-
und Warschau mit dem Schwerpunkt Malerei. In den frühen 1960er Jahren fertigte sie
Warsaw, with a focus on painting. In the early 1960s she produced three-dimensional
Wiederholungen und Variationen erkundet. Dabei kommt der Beziehung zwischen
tions and variations. For him, the relationship between material and form is highly
dreidimensionale gewebte Wandarbeiten – für die Serie „Abakans“ erhielt sie 1965 den
woven pictures – for the series Abakans, she received the Grand Prix at the VII Biennial
Material und Form eine große Bedeutung zu. Seine Arbeiten sind in verschiedenen
significant. His works are on display in various public collections and museums, for
Grand Prix auf der VII. Biennale in São Paulo. Seit Mitte der 1970er Jahre entstehen groß-
in São Paulo in 1965. Since the mid-1970s, she has been making large sculptures: figures
öffentlichen Sammlungen und Museen vertreten, so z.B. im Moderna Museet in
example in the Moderna Museet in Stockholm and in the Centro Cultural de Arte
formatige Plastiken: tier- und menschenähnliche Figuren, Köpfe und andere
resembling animals and humans, heads and other body fragments, that she usually
Stockholm oder im Centro Cultural de Arte Contemporaneo in Mexico City.
Contemporaneo in Mexico City.
Körperfragmente, die sie meist in Gruppen von bis zu 250 anordnet. Von 1965 bis 1990
arranges in groups of up to 250. From 1965 to 1990 she was professor at the academy
war Abakanowicz Professorin an der Kunsthochschule in Posen, 1984 Gastprofessorin an
in Poznan, in 1994 she was visiting professor at the University of California in Los
der University of California in Los Angeles. Sie erhielt zahlreiche Preise und Aus-
Angeles. She has received numerous prizes and awards and is a member of the
zeichnungen und ist u.a. Mitglied der Akademie der Künste in Berlin. Ihre Arbeiten
Akademie der Künste in Berlin. Her works have been widely exhibited and are repre-
wurden vielfach ausgestellt und sind weltweit in den bedeutendsten Sammlungen und
sented in museums and collections throughout the world, often installed open-air in
Der amerikanische Bildhauer Alexander Calder gilt als einer der Hauptvertreter der kine-
The American sculptor Alexander Calder is considered one of the main representatives of
Museen vertreten, häufig im öffentlichen Raum im Freien installiert.
public spaces.
tischen Kunst. Nach dem Abschluss seines Maschinenbaustudiums 1919 besuchte Calder
kinetic art. After finishing his studies in engineering in 1919, from 1923 to 1926 Calder
von 1923 bis 1926 die New Yorker Art Students League und arbeitete als Zeichner für die
attended the New York Art Students League and worked as a sketch artist for the
„National Police Gazette“. 1925 erstellte er seine erste Drahtskulptur. Er übersiedelte
National Police Gazette. In 1925 he made his first wire sculpture. In 1926 he moved to
1926 nach Paris, studierte an der Académie de la Grande Chaumière, freundete sich mit
Paris, studied at the Académie de la Grande Chaumière, became friends with Joan Mirò
Joan Mirò und Piet Mondrian an und begann 1931, bewegliche Teile in seine abstrakten
and Piet Mondrian, and in 1931 he began to integrate movable parts into his sculptures,
Amador, *1957 in Pollença/Mallorca, Spanien / Spain
Alexander Calder, *1898 in Lawton, Pennsylvania, USA; † 1976 in New York, USA
Die Arbeiten des spanischen Künstlers Amador wurden seit 1994 in vielen Einzel-
Since 1994, the works of the Spanish artist Amador have been shown in numerous one-
Skulpturen zu integrieren und damit die ersten Mobiles zu konstruieren. Er war Mitglied
thus constructing his first mobiles. He was a member of the artists group Abstraction-
ausstellungen in Spanien und Deutschland gezeigt – so etwa in der Fundació Pilar i Joan
man exhibitions in Spain and Germany – for example at Fundació Pilar i Joan Miró in
der Künstlergruppe „Abstraction-Création“. 1933 kehrte er in die USA zurück und
Création. In 1933 he returned to the US and in subsequent decades built his
Miró in Palma de Mallorca und im Georg-Kolbe-Museum in Berlin. Gleichzeitig war
Palma de Mallorca and at the Georg-Kolbe-Museum in Berlin. He has also taken part in
fertigte in den folgenden Jahrzehnten seine monumentalen, für öffentliche Plätze und
monumental abstract sculptures (stabiles) and mobiles conceived for public squares and
Amador an zahlreichen Gruppenausstellungen beteiligt. In Spanien sind seine Arbeiten
many group shows. Furthermore, his works are represented in numerous Spanish
Institutionen konzipierten abstrakte Skulpturen (Stabiles) und Mobiles. Seit 1928 sind
institutions. Since 1928, his works have been exhibited in countless single and group
darüber hinaus in mehreren Museen und Sammlungen vertreten, z.B. im Museum für
museums and collections, for example the museum for modern and contemporary art
seine Arbeiten weltweit in einer Vielzahl von Einzel- und Gruppenausstellungen zu
shows; in 1943 the Museum of Modern Art in New York showed the first retrospective
moderne und zeitgenössische Kunst Es Baluard in Palma de Mallorca oder auch im
Es Baluard in Palma de Mallorca and also the Museo Municipal de Arte Contemporáneo
sehen, 1943 zeigte das Museum of Modern Art in New York die erste Retrospektive
of his works. Calder received numerous important awards.
Museo Municipal de Arte Contemporáneo in Madrid.
in Madrid.
seines Werks. Calder wurde durch zahlreiche renommierte Preise ausgezeichnet.
Andreas Bee, *1959 in Bad Lippspringe, Deutschland / Germany
John Chamberlain, *1927, Rochester, Indiana, USA
Andreas Bee studierte von 1980 bis 1983 bei Norbert Tadeusz an der Kunstakademie
Andreas Bee studied from 1980 to 1983 with Norbert Tadeusz at the Kunstakademie
John Chamberlain wuchs in Chicago auf, diente von 1943 bis 1945 in der US-Marine und
John Chamberlain grew up in Chicago and served from 1943 to 1945 in the US Navy.
Düsseldorf, Abteilung Münster, und von 1984 bis 1988 an der Kunstakademie Düssel-
Düsseldorf, Abteilung Münster, and from 1984 to 1988 at the Kunstakademie Düsseldorf
studierte 1951/52 am Art Institute of Chicago und 1955/56 am Black Mountain College
In 1951/52, he studied at the Art Institute in Chicago, and in 1955/56 he was a student
dorf bei Karl Bobeck, 1985 in dessen Meisterklasse. Seit 1989 ist er Dozent an der
with Karl Bobeck, whose master class he attended in 1985. Since 1989 he has been
in North Carolina. 1956 zog er nach New York, wo er – eng mit dem Künstler Larry
at Black Mountain College in North Carolina. In 1956 he moved to New York, where
Kunststoffwerkstatt der Düsseldorfer Akademie. Im Jahr 1993 erhielt Bee den Villa-
lecturer at the synthetic materials workshop of the Düsseldorf academy. In 1993 Bee
Rivers befreundet – in den dortigen Kreis der wichtigsten Vertreter des Abstrakten
– a close friend of the artist Larry Rivers – he was involved in the circle of leading
Romana-Preis, ein Stipendium für einen einjährigen Aufenthalt in Florenz. Seit 1992
received the Villa-Romana-Prize, a fellowship for a one-year residency in Florence. Since
Expressionismus eingebunden war. Hier fertigte er zunächst Skulpturen aus bemalten
representatives of abstract expressionism. It was here he first made sculptures from
wurden seine Arbeiten in Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt.
1992, his works have been exhibited in single and group shows.
Autoteilen und seit 1958 vorwiegend die Assemblagen aus gepresstem Autoblech, mit
painted car parts, and beginning in 1958, assemblages made of pressed car steel, which
denen er Anfang der 1960er Jahre auch international Bekanntheit erlangte und die bis
gained him international fame in the early 1960s, and which to this day are a focus
heute den Schwerpunkt seines Werks ausmachen. Daneben experimentierte
of his work. In addition, Chamberlain experimented with other materials such as
Chamberlain mit anderen Materialien wie Schaumgummi, Acryl und Plexiglas. Zu seinem
foam, acrylics, and plexiglass. His oeuvre also includes paintings, monotypes, graffiti,
Gesamtwerk zählen auch Gemälde, Monotypien, Graffitis, Spraybilder, Panorama-
spray paintings, panoramic photographs, and films. His works, for which he has
Max Bill, *1908 in Winterthur, Schweiz / Switzerland; † 1994 in Berlin, Deutschland / Germany
Der Schweizer Architekt, Maler, Grafiker, Bildhauer und Kunsttheoretiker Max Bill
The Swiss architect, painter, graphic artist, sculptor, and art theoretician Max Bill studied
Fotografien und Filme. Seine Arbeiten, für die er namhafte Preise erhielt, wurden
received prestigious awards, have been exhibited throughout the world; the first
studierte von 1927 bis 1929 am Bauhaus in Dessau. Von 1932 bis 1936 war er Mitglied
from 1927 to 1929 at the Bauhaus in Dessau. From 1932 to 1936 he was a member of
weltweit vielfach ausgestellt; die erste umfangreiche Retrospektive seines Werks
comprehensive retrospective of his works took place in 1971 at the New York Guggen-
der Künstlergruppe „Abstraction-Création“. 1936 formulierte er die Prinzipien der
the artists’ group Abstraction-Création. In 1936 he formulated the principles of concrete
war 1971 im New Yorker Guggenheim Museum zu sehen.
heim Museum.
konkreten Kunst; 1944 gründete er die Zeitschrift „Abstrakt/ Konkret“ und organisierte
art; in 1944, he founded the journal Abstrakt/Konkret and organised the first Konkrete
die erste Ausstellung „Konkrete Kunst“ in der Kunsthalle Basel. Bill war Mitbegründer
Kunst exhibition at the Kunsthalle Basel. Bill was co-founder, and from 1951 to 1957,
und von 1951 bis 1957 Rektor der Hochschule für Gestaltung in Ulm, deren Gebäude er
rector of the Hochschule für Gestaltung in Ulm; he also designed its buildings. He
auch entwarf. Dort führte er die Tradition des Bauhauses weiter. Von 1961 bis 1964 war
furthered the Bauhaus tradition in Ulm. From 1961 to 1964 Max Bill worked as chief
Max Bill als Chefarchitekt des Sektors „Bilden und Gestalten“ der Schweizerischen
architect of the ‘Form and Design’ section of the Schweizerische Landesausstellung in
Der baskische Bildhauer Eduardo Chillida studierte nach einem abgebrochenen Architek-
After ending his architecture studies prematurely the Basque sculptor Eduardo Chillida
Landesausstellung 1964 in Lausanne tätig und von 1967 bis 1974 lehrte er als Professor
Lausanne, and from 1967 to 1974 he was professor at the Staatliche Hochschule für
turstudium von 1947 bis 1949 an der privaten Kunstakademie Circulo de Bellas Artes in
studied from 1947 to 1949 at the private art academy Circulo de Bellas Artes in Madrid
an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Seit 1928 nahm er an
Bildende Künste in Hamburg. Beginning in 1928, he participated in numerous exhibi-
Madrid und fertigte Figuren aus Stein, Gips und Ton. 1949 zog er nach Paris und reali-
where he made figures of stone, plaster, and clay. In 1949 he moved to Paris, where,
zahlreichen Ausstellungen teil, Retrospektiven seines Werks wurden weltweit gezeigt
tions; retrospectives of his works were shown throughout the world, and he received
sierte dort – angeregt durch die Arbeiten von Julio Gonzáles – erste Eisenskulpturen.
inspired by the works of Julio Gonzáles, he made his first sculptures in iron. In 1951
und er wurde mit vielen Preisen und Ehrungen ausgezeichnet.
numerous prizes and honours.
Chillida kehrte 1951 nach San Sebastiàn zurück, wo er bis zuletzt lebte und arbeitete.
Chillida returned to San Sebastiàn, where he lived and worked until his death. Chillida
Bekannt wurde Chillida vor allem mit den in seinem Werk überwiegenden großforma-
became famous above all for his large-scale, expansive iron sculptures. However, he also
tigen und Raum greifenden Eisenplastiken. Er arbeitete daneben aber auch mit
worked with materials like wood, concrete, ceramics, alabaster, and granite, and there
Materialien wie Holz, Beton, Keramik, Alabaster oder Granit und hinterließ ein umfang-
is also a large body of drawings and prints. Chillida received numerous prestigious
reiches grafisches Werk. Chillida erhielt zahlreiche renommierte Preise und nahm seit
awards, and from the 1950s participated in many important exhibitions. The first of
Bård Breivik, *1948 in Bergen, Norwegen / Norway
Eduardo Chillida, geboren 1924 in San Sebastiàn, Spanien / Spain; † 2002 in San Sebastiàn, Spanien / Spain
Bård Breivik gilt als einer der bedeutendsten skandinavischen Bildhauer der Gegenwart.
Bård Breivik is considered one of the most important Scandinavian sculptors of
Beginn der 1950er Jahre international an wichtigen Ausstellungen teil. Die erste von
several comprehensive retrospectives of his work was in 1980 at the Guggenheim in
Er studierte bei Anthony Caro an der St. Martin’s School of Art in London und gehört der
our time. He studied with Anthony Caro at St. Martin’s School of Art in London, and
mehreren umfangreichen Retrospektiven seines Werks richtete 1980 das Guggenheim
New York. His works can be found in important public collections and museums,
Generation von Künstlern an, die eine Revolutionierung der norwegischen Kunstszene in
he belongs to the generation of artists who revolutionised the Norwegian art scene
Museum in New York ein. Seine Arbeiten sind in bedeutenden Sammlungen und Museen
frequently installed outside in public places.
den 1970er Jahren bewirkte. Breivik arbeitet mit unterschiedlichen Materialien und reali-
in the 1970s. Breivik works with a variety of materials and normally produces entire
vertreten, häufig im öffentlichen Raum im Freien installiert.
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Die Künstler / The artists
Antony Gormley, *1950 in London, England
Der britische Bildhauer Antony Gormley studierte von 1968 bis 1971 u.a. Kunstge-
The British sculptor Antony Gormley read, among other subjects, history of art at
Architekturbüro, von 1974 bis 1978 als Gastdozent an der Stuttgarter Kunstakademie.
Stuttgart, while also working as a photographer in an architectural firm. Since 1979
schichte am Trinity College in Cambridge. Im Anschluss hielt er sich drei Jahre lang in
Trinity College, Cambridge. Afterwards he spent three years in India and Sri Lanka, where
Seit 1979 legt er in architekturbezogenen Projekten den Schwerpunkt seiner Arbeiten
he has placed the focus of his works, projects related to architecture, on their
Indien und Sri Lanka auf, wo er sich eingehend mit dem Buddhismus beschäftigte.
he engaged deeply with Buddhism. Back in London, he attended the Central School of
auf ihren Ortsbezug. Noch bis in die 1980er Jahre machte Koliusis die Fotografie
site-specificity. Well into the 1980s, Koliusis made photography the subject of his
Zurück in London besuchte er die Central School of Art and Design sowie das Goldsmiths
Art and Design and Goldsmiths College. From 1977 to 1979, he studied sculpture at
zum Gegenstand seiner Arbeit: Fotografisches Arbeitsmaterial – Filmmaterial, Farbfilter
work: photographic working materials – film, colour filters, light impulses, polaroids,
College. Von 1977 bis 1979 studierte er Bildhauerei an der Slade School of Art. Bereits
the Slade School of Art. As early as 1981, his works were exhibited in a first solo
und Lichtimpulse sowie Polaroids, unterschiedlich belichtete Abzüge und Ver-
differently exposed photographic prints and enlargements were used for installations
1981 wurden seine Arbeiten in einer ersten Einzelausstellung in der Londoner White-
show at the Whitechapel Gallery in London. Since then, his work has been exhibited
größerungen – wurde bildhaft gemacht und häufig als Gesamtinstallation so platziert,
and placed in such a way that they completely changed the impression of a space. In
chapel Gallery gezeigt. Seither wurden seine Werke weltweit vielfach ausgestellt – neben
around the world. Apart from large one-man shows, he participated for example in
dass diese den gesamten Raumeindruck veränderte. In anderen Arbeiten nimmt
other works, Koliusis makes similar interventions with glass, plastics, or mirroring mate-
der Einrichtung großer Einzelausstellungen nahm Gormley u.a. 1987 an der documenta
documenta 8 in 1987 and, in 2003, the Venice Biennale. His works are represented in
Koliusis ähnliche Eingriffe mittels Glas, Kunststoff oder spiegelnden Materialien vor. 1995
rials. In 1995 he made an altar for a church; then followed outdoor works, his first stage
8 und 2003 an der Biennale in Venedig teil – und sind in bedeutenden Sammlungen und
important collections and museums. Gormley has produced numerous large-scale
fertigte er den Altar für einen Kirchenraum; es folgten die ersten Arbeiten im
set, works that used concrete photographs, and videos. During numerous stays
Museen vertreten. Gormley realisierte zahlreiche großformatige Außenrauminstalla-
outdoor installations, and he has received a series of prestigious prizes, such as the
Außenbereich, das erste Bühnenbild, Arbeiten unter Verwendung gegenständlicher
abroad Koliusis has been involved in joint projects with other artists; he also worked
tionen und erhielt eine Reihe von renommierten Preisen wie etwa 1994 den Turner Prize.
Turner Prize in 1994.
Fotografien sowie Videoarbeiten. Koliusis war bei zahlreichen Auslandsaufenthalten
as a guest lecturer. In 1999 he received the art prize Freundeszeichen Artheon; he has
an gemeinsamen Projekten mit anderen Künstlern beteiligt und als Gastdozent tätig.
participated in important group shows, and his works have been shown in numerous
1999 erhielt er den Kunstpreis „Freundeszeichen Artheon“; er war an namhaften
single shows.
Jörg Immendorff, *1945 in Bleckede, Deutschland / Germany
Gruppenausstellungen beteiligt und seine Werke wurden in zahlreichen Einzelausstellungen gezeigt.
Der Maler und Bildhauer Jörg Immendorff studierte (1963-1964) an der Düsseldorfer
From 1963 to 1964, the painter and sculptor Jörg Immendorff studied at the Düssel-
Kunstakademie bei dem Bühnenbildner Teo Otto bevor er in die Klasse von Joseph Beuys
dorf Kunstakademie with the stage designer Teo Otto before changing to Joseph
wechselte (1964-1970). Seit 1965 trat er mit politischen und gesellschaftskritischen
Beuys’s class. In 1965 he started attracting attention with public actions that were
Kunstaktionen an die Öffentlichkeit, ab 1968 unter der Bezeichnung „LIDL“. Von 1971
characterised by political and social critique, from 1968 under the label „LIDL“. From
bis 1980 war Immendorff Kunsterzieher an einer Düsseldorfer Hauptschule, führte seine
1971 to 1980, Immendorff was an art teacher at a secondary school while at the same
Andreas Korte studierte von 1991 bis 1998 an der Staatlichen Kunstakademie in
Andreas Korte studied from 1991 to 1998 at the Staatliche Kunstakademie in Düsseldorf
eigene künstlerische Arbeit jedoch fort. 1976 freundete er sich mit dem zu der Zeit in
time continuing his career as an artist. In 1976 he became friends with A.R. Penck, who
Düsseldorf bei Jan Dibbets und Gerhard Merz. Die verschiedenartigen Arbeiten
with Jan Dibbets and Gerhard Merz. Kortes’s different works in the areas of painting,
Dresden lebenden A.R. Penck an und malte daraufhin seine bekannte Bilderserie „Café
lived in Dresden at the time, and as a consequence painted his famous series Café
Kortes aus dem Bereich der Malerei, der Skulptur und des Videos zeigen sich von
sculpture, and video were inspired by American minimal art. In 1996 he received the
Deutschland“ (1977-1983), in der er die Teilung Deutschlands thematisiert. In den
Deutschland (1977-1983), where he thematises the division of Germany. In the 1980s,
der amerikanischen Minimal Art inspiriert. 1996 wurde Korte der Deutsche Kunstpreis für
Deutsche Kunstpreis für Malerei der Volks- und Raiffeisenbanken, in 2000 he was
1980er Jahren war Immendorff international als Gastdozent tätig und reflektierte diese
Immendorff taught throughout the world as visiting lecturer; this is reflected with
Malerei der Volks- und Raiffeisenbanken verliehen, 2000 erhielt er den Stahlkunst-
awarded the Stahlkunstförderpreis of the state of North Rhine-Westphalia, which is
Lehrtätigkeit selbstironisch in seinen „Akademie“-Bildern. 1989 erhielt er eine Professur
self-irony in his Akademie paintings. In 1989 he was appointed professor at Städelschule
förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen, der traditionellerweise an Bildhauer
traditionally given to sculptors, and in 2002 he received the third Prize of the Sound-Art-
an der Städelschule in Frankfurt a.M.; seit 1996 lehrt er als Professor an der Düsseldorfer
in Frankfurt/M; since 1996, he has been teaching as professor at the Düsseldorf
vergeben wird, und 2002 den 3. Preis des Sound-Art-Network für interdisziplinäre
Network for interdisciplinary art. Since 1996, he has participated in numerous
Kunstakademie. Seit den frühen 1970er Jahren ist Immendorff in wichtigen Aus-
Kunstakademie. Since the early 1970s, Immendorff has been represented in numerous
Kunst. Andreas Kortes war seit 1996 an zahlreichen Ausstellungen beteiligt, so etwa im
exhibitions, for example in the Wilhelm Lehmbruck-Museum in Duisburg, in Kunst-
stellungen vertreten (u.a auf der documenta 5 und 7 sowie auf der Biennale in Venedig
exhibitions (among them documenta 5 and 7 and Venice Biennale in 1979), and at the
Wilhelm Lehmbruck-Museum in Duisburg, im Kunstmuseum Bonn und im Münchner
museum Bonn and in the Haus der Kunst in Munich.
1976), Ende der 70er Jahre gelang ihm der internationale Durchbruch. Er erhielt
end of the 1970s he made his international breakthrough. He is the recipient of
Haus der Kunst.
namhafte Preise und Auszeichnungen.
numerous awards and honours.
Andreas Korte, *1969 in Augsburg, Deutschland / Germany
Victor López, *1969 in Paris, Frankreich / France
Per Kirkeby, *1938 in Kopenhagen, Dänemark / Denmark
Der spanische Künstler Victor López studierte von 1987 bis 1991 Industriedesign an der
From 1987 to 1991, the Spanish artist Victor López studied industrial design at the
Per Kirkeby schloss 1964 sein naturwissenschaftliches Studium mit dem Schwerpunkt
Per Kirkeby studied natural sciences with an emphasis on geology; he finished his course
Hochschule für Design in Valencia. Es folgte von 1996 bis 2002 ein weiteres abgeschlos-
academy for design in Valencia. He followed this with another full course of study at the
Geologie an der Kopenhagener Universität ab; als Künstler ist er Autodidakt. Er nahm an
at Copenhagen University in 1964. As an artist, he is self-taught. He participated in
senes Studium an der Kunstakademie San Carlos in Valencia und von 2002 bis 2004 ein
academy of art in Valencia from 1996 to 2002, and from 2002 to 2004 a postgraduate
Expeditionen u.a. nach Grönland, Mittelamerika und Zentralasien teil und hielt seine
expeditions to Greenland, Central America, and Central Asia, and he recorded his
Aufbaustudium an der Hochschule für Kunst und Design in Halle. Während seines
course at the Hochschule für Kunst and Design in Halle in Germany. During his studies
Eindrücke in Zusammenstellungen von Fotografien, Filmen und Zeichnungen fest. 1962
impressions in collections of photographs, films, and drawings. In 1962 he joined the
Studiums in Valencia war er als Socrates/Erasmus-Stipendiat in Halle an der Kunst- und
in Valencia, he was a Socrates/Erasmus-Fellow in Halle (2000-01) and a Promoe-Fellow
trat er der avantgardistischen Künstlergruppe „Den Eksperimenterende Kunstskole“ bei
avant-garde artist group Den Eksperimenterende Kunstskole and was active in the Fluxus
Designhochschule (2000-2001) und als Promoe-Stipendiat an der Universidad de
at the Universidad de Monterrey in Mexico (2001-02). Since 1994, his works have been
und war während der 1960er Jahren in der Fluxus-Bewegung aktiv. Kirkebys künstleri-
movement in the 1960s. He made short films influenced by Andy Warhol’s film theory,
Monterrey in Mexiko (2001-2002). Seine Arbeiten wurden seit 1994 in mehreren
shown in several exhibitions in Spain, Germany, and Mexico.
sches Schaffen ist extrem vielseitig: Er drehte von der Filmtheorie Andy Warhols beein-
and wrote novels, poems, and essays. Apart from paintings, drawings, woodcuts, and
Ausstellungen in Spanien, Deutschland und Mexiko gezeigt.
flusste Kurzfilme und schrieb Romane, Gedichte und Essays. Neben Gemälden,
prints, in the 1970s he also started making his first monumental brick sculptures. Since
Zeichnungen, Holzschnitten und Druckgrafik entstanden in den 1970er Jahren die ersten
the 1980s he has been producing bronze sculptures, and in the 1990s he made the
seiner monumentalen Backsteinskulpturen. Seit den 80er Jahren stellt er Bronzeplastiken
jump from architectural sculpture to architecture, designing several buildings. From 1978
her und in den 90er Jahren machte er den Schritt von der architektonischen Skulptur zur
to 1989, Kirkeby taught as Professor of Painting at the Kunstakademie in Karlsruhe,
Architektur und entwarf mehrere Gebäude. Kirkeby lehrte von 1978 bis 1989 als
and from 1989 to 1999 at the Städelschule in Frankfurt. His works, shown in inter-
Bernhard Luginbühl ist vor allem für seine monumentalen, vielteiligen Eisenassemblagen
Bernhard Luginbühl is best known for his monumental multi-part iron assemblages. From
Professor für Malerei an der Kunstakademie in Karlsruhe, 1989-1999 an der Städelschule
national single and group shows, are represented in the most important museums and
bekannt. Er absolvierte von 1945 bis 1948 eine Lehre als Bildhauer bei Walter Schnegg
1945 to 1948 he was an apprentice sculptor with Walter Schnegg, at the same time
in Frankfurt. Seine in zahllosen internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen
collections, and he has received numerous prizes and honours for them.
und studierte zeitgleich an der Kunstgewerbeschule in Bern. Seine ersten Arbeiten waren
he was also a student at the Kunstgewerbeschule in Bern. His first works were still
gezeigte Arbeiten sind in den bedeutendsten Sammlungen und Museen vertreten und
noch traditionell-figurative Holz- und Steinskulpturen. Die ersten Eisenplastiken aus Fund-
traditionally figurative wood and stone sculptures. His first iron sculptures, made of
brachten ihm namhafte Preise und Auszeichnungen ein.
stücken und Industrieabfällen fertigte er Ende der 1940er Jahre. 1956 begann seine
found objects and industrial waste, were built at the end of the 1940s. In 1956, his
Freundschaft mit Jean Tinguely, mit dem er gemeinsame Ausstellungen und Projekte reali-
friendship with Jean Tinguely began, with whom he realised joint exhibitions and
sierte. Im gleichen Jahr führte Luginbühl die erste seiner spektakulären Verbrennungs-
projects. In the same year, Luginbühl undertook the first of his spectacular burning
aktionen unter dem Titel „Zorn“ durch. Luginbühl war auch als Filmregisseur tätig und
actions with the title Zorn [Anger]. Luginbühl was also active as a film director, and he
schuf Zeichnungen und Grafik. Rufe an verschiedene Kunstakademien lehnte er ab. Seine
made drawings and prints. He turned down appointments at several art academies. His
Nikolaus Koliusis, *1953 in Salzburg, Österreich / Austria
Bernhard Luginbühl, *1929 in Bern, Schweiz / Switzerland
Der Konzeptkünstler Nikolaus Koliusis ließ sich in den Jahren 1970-1973 zum Fotografen
The conceptual artist Nikolaus Koliusis was trained as a photographer from 1970 to
Arbeiten wurden weltweit vielfach ausgestellt, zahlreiche seiner Skulpturen sind im öffent-
work has been exhibited throughout the world and is represented in collections and
ausbilden und lehrte, neben seiner Tätigkeit als Fotograf in einem internationalen
1973, and from 1974 to 1978 he taught as visiting lecturer at the Kunstakademie in
lichen Raum installiert und in Sammlungen und Museen vertreten. 1972 war eine erste
museums. In 1972 the first comprehensive retrospective of his work was held at the
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Die Künstler / The artists
umfassende Retrospektive seines Werks im Kunsthaus Zürich und in der Nationalgalerie
Kunsthaus Zürich and the Berlin Nationalgalerie. A double exhibition with Jean Tinguely
in zahlreichen Ausstellungen gezeigt, so im New Yorker Guggenheim Museum oder auf
Museum and the Venice Biennale, and they are to be found in important museums
Berlin zu sehen; in einer Doppelausstellung mit Jean Tinguely im Frankfurter Städel 1979-
at the Städel in Frankfurt in 1979-80 offered, for the first time, an overview of his
der Biennale in Venedig, und finden sich in bedeutenden Museen wie dem Museo Nacional
such as the Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía in Madrid and the Centre
1980 wurde erstmals ein Überblick über die großformatigen Eisenskulpturen geboten.
large-format iron sculptures.
Centro de Arte Reina Sofía in Madrid oder dem Centre Georges Pompidou in Paris.
Georges Pompidou in Paris.
Markus Lüpertz, *1941 in Reichenberg, Böhmen / Bohemia (heute Tschechische Republik / today Liberec, Czech Republic)
Ursula von Rydingsvard, *1942 in Deensen, Deutschland / Germany
Markus Lüpertz studierte von 1956 bis 1961 an der Werkkunstschule Krefeld bei Laurens
Markus Lüpertz studied from 1956 to 1961 at Werkkunstschule Krefeld with Laurens
Die Bildhauerin Ursula von Rydingsvard emigrierte 1950 mit ihren Eltern in die USA. Von
The sculptor Ursula von Rydingsvard emigrated in 1950 with her parents to the US. In
Goosens. In diese Zeit fällt auch ein Studienaufenthalt im Kloster Maria Laach, ein
Goosens. During that period, he also spent time at the monastery Kloster Maria Laach,
Connecticut aus zog sie 1973 nach New York und studierte an der Columbia University.
1973 she moved from Connecticut to New York and enrolled at Columbia University.
Semester an der Kunstakademie Düsseldorf und ein Aufenthalt in Paris. Daneben arbei-
a semester at the Kunstakademie Düsseldorf, and in Paris. He also worked in a coalmine
Seit 1975 arbeitet von Rydingsvard hauptsächlich mit Zedernholz. Ihr Werk umfasst klei-
Since 1975 she has been working mainly with cedar wood. Her oeuvre includes smaller
tete er im Kohlenbergbau unter Tage und im Straßenbau. 1962 zog Lüpertz nach Berlin,
and in road construction. In 1962, Lüpertz moved to Berlin, where he opened the gallery
nere Skulpturen, großformatige Wandobjekte und monumentale Außenraum-
sculptures, large wall objects, and monumental open-air installations. Her basically
eröffnete dort die Galerie Großgörschen 35 und entwickelte seine „dithyrambische
Großgörschen 35 and developed his ‘dithyrambic painting’, which is based on the super-
installationen. Die im Wesentlichen abstrakten Arbeiten verweisen auf den menschlichen
abstract works refer to the human body or integrate themselves into the landscape, but
Malerei“, die auf der Überhöhung einfacher plastischer Gegenstände beruht. Lüpertz’
elevation of simple plastic objects. Lüpertz’s powerful visual worlds move between
Körper oder fügen sich in die Landschaft ein, besonders typisch aber sind die Arbeiten,
especially typical are those works whose forms are reminiscent of tools or household
kraftvolle Bilderwelten bewegen sich zwischen Abstraktion und Figuration. Seit Mitte der
abstraction and figuration. Since the mid-1980s, he has turned to motifs from mythol-
deren Form an Werkzeuge oder häusliche Gebrauchsgegenstände erinnern. Die mitein-
objects. The interlaced layers of wood and its organic surface are metaphors for the
80er Jahre wandte er sich mythologischen Motiven zu. Gleichzeitg enstanden die ersten
ogy. At the same time, he started making his first painted bronze sculptures – developing
ander verschränkten Schichten von Holz und dessen organische Oberfläche sind dabei
deposits of memory. Ursula von Rydingsvard has received numerous awards in the US,
bemalten Bronzeskulpturen – inzwischen ein formal breit gefächertes Repertoire überle-
a formally broad repertoire of larger-than-life single figures. In addition, Lüpertz writes
Metaphern für die Ablagerungen der Erinnerung. Ursula von Rydingsvard wurde in den
among others from the Guggenheim Foundation. Her works have been shown interna-
bensgroßer Einzelfiguren. Darüber hinaus hat Lüpertz Gedichte und kunsttheoretische
poetry and art theory and designs stage sets and church windows. From 1976 to 1987
USA durch zahlreiche Preise ausgezeichnet, u.a. von der Guggenheim Foundation. Ihre
tionally in solo and group exhibitions, and they are represented in important American
Texte geschrieben, Bühnenbilder und Kirchenfenster entworfen. Er lehrte u.a. von 1976
he taught as professor at the Kunstakademie in Karlsruhe, and since 1986 he has been
Arbeiten wurden international in großen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt und
collections and museums.
bis 1987 als Professor an der Kunstakademie in Karlsruhe; seit 1986 ist er Professor, seit
professor at the Kunstakademie in Düsseldorf, where he has also been rector since 1988.
sind in bedeutenden amerikanischen Sammlungen und Museen vertreten.
1988 Rektor der Düsseldorfer Kunstakademie. Eine erste Werkübersicht fand 1973 in
A first retrospective of his works took place at the Kunsthalle Baden-Baden in 1973.
der Kunsthalle Baden-Baden statt. Die Arbeiten Lüpertz’, für die er zahlreiche Preise und
Lüpertz’s works, for which he received numerous prizes and awards, have been shown
Auszeichnungen erhielt, wurden weltweit in großen Einzel- und Gruppenausstellungen
throughout the world in large solo and group exhibitions, and they are to be seen in
gezeigt und sind international in bedeutenden Sammlungen und Museen vertreten.
internationally renowned collections and museums.
Joan Miró, *1893 in Barcelona, Spanien / Spain, † 1983 in Palma de Mallorca, Spanien / Spain
SEO, *1977 in Kwang-Ju, Süd-Korea / South Korea
Die koreanische Künstlerin SEO studierte von 1996 bis 2000 Malerei an der Cho-sun
The Korean artist SEO studied painting at the Cho-sun University in her hometown
Universität in ihrer Heimatstadt Kwang-Ju und schloss ihr Studium mit Auszeichnung als
Kwang-Ju from 1996 to 2000, when she graduated with honours at the top of her class.
Jahrgangsbeste ab. Seit 2001 studiert sie an der Universität der Künste in Berlin bei
Since 2001 she has been a student of Georg Baselitz’s at the Berlin Universität der
Georg Baselitz, seit 2003 in dessen Meisterklasse. In ihrer Malerei setzt SEO die
Künste, and since 2003 she has been a member of his master class. In her paintings, SEO
Der katalanische Maler, Grafiker und Bildhauer Joan Miró besuchte zunächst die
The Catalan painter, graphic artist and sculptor Joan Miró first attended a trade school
Verbindung von asiatischen Einflüssen mit europäischen Eindrücken sehr eigenwillig um.
combines Asian influences and European impressions in a highly personal way. While
Handelsschule in Barcelona bevor er dort von 1912 bis 1915 an der von Francisco Galí
in Barcelona and then, from 1912 to 1915, he studied in that city at the Escola d’Art,
Bereits während des Studiums konnte sie ihre Arbeiten 2003 in einer ersten
still a student, she exhibited her works in 2003 in her first solo show in Berlin. There
geleiteten Escola d’Art studierte. Seine Arbeit zeigte Einflüsse der Fauves und der
headed by Francisco Galí. His works show the influence of the Fauves and the French
Einzelausstellung in Berlin zeigen. Weitere Soloausstellungen folgten und SEO beteiligte
were more solo exhibitions, and SEO participated in several international group shows.
französischen Kubisten. Ab 1920 hielt sich Miró regelmäßig auch in Paris auf, wo er
cubists. From 1920 Miró was regularly in Paris, where he met Picasso and later the
sich weltweit an verschiedenen Gruppenausstellungen. Schon jetzt sind ihre Arbeiten in
Already, her works can be found in leading collections and museums, such as the de
zunächst Bekanntschaft mit Picasso, dann mit dem Kreis der Surrealisten um André
circle of surrealists around André Breton; occasionally he also attended the Académie
führenden Sammlungen und Museen wie der Sammlung de Knecht in Amsterdam oder
Knecht collection in Amsterdam and the Museum of Modern Art in New York. Her instal-
Breton machte und gelegentlich die Académie de la Grande Chaumière besuchte.
de la Grande Chaumière. He constructed expansive spatial compositions with abstract
dem Museum of Modern Art in New York vertreten. Mit ihrer Installation „Meine deut-
lation Meine deutschen Träume (My German Dreams) earned her this year’s young artist
Weite Raumkompositionen mit abstrahierten Zeichen, Collagen und Materialbilder
signs, collages, and material pictures. In 1928, Miró became friends with Alexander
schen Träume“ ist SEO die diesjährige Preisträgerin des vom Rotary Club Bad Homburg-
prize awarded by the Bad Homburg-Schloss Rotary Club.
entstanden. Seit 1928 war Mirò eng mit Alexander Calder befreundet und widmete
Calder, and from 1940 he devoted most of his time to plastic works, working
Schloss verliehenen Förderpreises.
sich ab den 1940er Jahren vorwiegend der plastischen Arbeit, meist arbeitete er mit
mostly with ceramics. Since 1956, Miró lived and worked in Palma de Mallorca, and
Keramik. Joan Miró lebte und arbeitete seit 1956 in Palma de Mallorca und gründete
in 1971 he established the Foundation Joan Miró in Barcelona. His late work is domi-
1971 die Stiftung Joan Miró in Barcelona. Sein Spätwerk wird bestimmt durch groß-
nated by large abstract paintings. Since the 1920s, Miró’s works have been shown
formatige abstrakte Gemälde. Die Arbeiten Mirós werden seit den 1920er Jahren
around the world. A comprehensive retrospective of his works, for which he received
international ausgestellt; die erste umfangreiche Retrospektive seines Werks, für das er
countless renowned prizes and awards, was shown at the Museum of Modern Art in
Jean Tinguely gilt als einer der wichtigsten Vertreter der kinetischen Kunst. Nach einer
Jean Tinguely is considered to be one of the most important representatives of kinetic
eine Vielzahl namhafter Preise und Ehrungen erhielt, zeigte 1941 das New Yorker
New York in 1941.
Lehre als Schaufensterdekorateur belegte er bis 1944 Kunstgewerbekurse an der
art. After an apprenticeship as a shop window decorator, he took arts and crafts courses
Gewerbeschule in Basel. 1960 war Tinguely Mitbegründer der Gruppe „Nouveaux
at the trade school in Basel. In 1960 he was a co-founder of the Nouveaux Réalistes in
Réalistes“ in Paris und beteiligte sich in den folgenden Jahren an internationalen
Paris and in subsequent years participated in international happenings. His interest in
Happenings. Sein Interesse an Klang und Bewegung drückte sich bereits in den frühen
sound and movement was already visible in his early iron constructions, found objects
aus Fundstücken zusammengeschweißten Eisenkonstruktionen aus. Aufsehen erregte er
welded together. His Meta-Matics, mechanically powered coincidence-machines that
mit seinen 1959 erstmals gezeigten „Méta-Matics“, mechanisch betriebenen
keep changing due to the different speed with which the various elements move, caused
Museum of Modern Art.
Miquel Navarro, *1945 in Valencia, Spanien / Spain
Jean Tinguely, *1925 in Fribourg, Schweiz / Switzerland; †1991 in Bern, Schweiz / Switzerland
Der Maler, Grafiker und Bildhauer Miquel Navarro studierte an der Kunstakademie San
The painter, graphic artist, and sculptor Miquel Navarro studied at the San Carlos
Zufallsmaschinen, die sich durch die unterschiedlich schnelle Bewegung verschiedener
a furore when they were first shown in 1959. Once put in motion, these fantasy
Carlos in Valencia. In den 1960er Jahren konzentrierte er sich auf die Malerei, seit 1972
art academy in Valencia. In the 1960s, he focused on painting, but since 1972 the
Elemente ständig veränderten. Einmal in Gang gesetzt, erstellten diese Fantasiegeräte
machines created independently new drawings, or destroyed themselves. Later he made
widmet er sich hauptsächlich der Skulptur. 1973 entstand die erste seiner weithin be-
emphasis of his work has been on sculpture. In 1973 he produced the first of his
eigenständig jeweils neue Zeichnungen oder zerstörten sich selbst. Später entstanden
noisy, motor-powered montages of scrap metal, then more sculptural works painted
kannten skulpturalen Städtelandschaften, modifizierte architektonische Strukturen, die aus
well-known sculptural cityscapes, modified architectural structures made of a range of
lärmende, motorbetriebene Montagen aus Schrottteilen, dann einheitlich schwarz
uniformly in black, as well as car sculptures. At the beginning of the 1980s, Tinguely
den unterschiedlichsten Materialien wie Ton, Blei, Zink und Aluminium konstruiert werden.
materials, such as clay, lead, zinc, and aluminium. The city is also a theme of Navarro’s
bemalte skulpturalere Arbeiten sowie Autoskulpturen. Anfang der 1980er Jahre inte-
integrated new materials such as animal skeletons or light-bulbs into his works, which
Die Stadt ist auch Thema der Installationen und Montagen Navarros. Seit den 1980er
installations and montages. Since the 1980s he has also designed stage sets as well as
grierte Tinguely neue Elemente wie Tierskelette oder Glühbirnen in seine nun weniger
were now less cheerful. A first solo show took place in 1954 in Paris. His works have
Jahren entwarf er eine Reihe von Bühnenbildern ebenso wie großformatige Außenraum-
large open-air sculptures. A central motif of his monumental sculptures is the moon. In
heiteren Werke. Eine erste Einzelausstellung fand 1954 in Paris statt; seine Arbeiten
been shown throughout the world in large exhibitions and now form part of the most
skulpturen. Ein zentrales Motiv seiner monumentalen Plastiken ist der Mond. In Spanien
Spain, Navarro received several renowned prizes, such as the Premio Nacional de las
wurden international in zahllosen Ausstellungen gezeigt und befinden sich im Bestand
renowned collections in the world. In 1996, the Museum Tinguely opened in Basel; his
wurde Navarro durch namhafte Preise wie den Premio Nacional de las Artes Plásticas
Artes Plásticas España (1986) and the Premio Alfonso Roig (1987). His works have
der renommiertesten Sammlungen der Welt; seit 1996 ist sein umfangreiches Werk im
large oeuvre can be seen there.
España (1986) und den Premio Alfonso Roig (1987) ausgezeichnnet. Seine Werke wurden
been shown in numerous exhibitions, for example at the New York Guggenheim
Museum Tinguely in Basel zu sehen.
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Im Bad Homburger öffentlichen Raum verbliebene Skulpturen aus „Blickachsen“-Ausstellungen
Sculptures from Blickachsen exhibitions, which have remained on public display in Bad Homburg
BERNAR VENET
Indeterminate Line, 1994,
gerollter Stahl, 274 x 290 x 366 cm.
Ausgestellt in „Blickachsen“, 1997.
Schenkung der ALTANA AG an die Stadt Bad Homburg v.d.Höhe.
Standort: Kaiser-Friedrich-Promenade, Ecke Kisseleffstraße.
TIMM ULRICHS
Versatzstück, 1969/2001,
Beton – farbig gefasst, Baum, 250 x 275 x 275 cm.
Ausgestellt in „Blickachsen 3“, 2001.
Erworben durch die Stadt Bad Homburg v.d.Höhe mit einer
Teilschenkung der Basler Versicherungen und der Bethmann Bank.
Standort: vor dem Museum Gotisches Haus.
HARTMUT STIELOW
Ohne Titel, 1997,
Stahl/Granit, 230 x 200 x 190 cm.
Ausgestellt in „Blickachsen“, 1997.
Erworben durch die Stadt Bad Homburg v.d.Höhe mit einer
Teilschenkung der Deutschen Leasing AG und Fujitsu.
Standort: vor dem Museum Gotisches Haus.
ERWIN WORTELKAMP
Für Lenné, 2001,
amerikanische Roteiche – Erstbewuchs des Kurparks, 630 x 110 x 97 cm.
Ausgestellt in „Blickachsen 3“, 2001.
Schenkung der ALTANA AG an die Stadt Bad Homburg v.d.Höhe.
Standort: Hessenring, Ecke Bahnhofstraße.
HANS STEINBRENNER
Figur, 1993,
Muschelkalk, 161 x 70 x 50 cm.
Ausgestellt in „Blickachsen“, 1997.
Erworben durch die ALTANA AG.
Standort: Pergola im Garten des Sinclair-Hauses.
TRAK WENDISCH
Armkreuzer, 1990-2000,
Bronzeguss, farbig patiniert, Ex 2/5, 175 x 140 x 75 cm.
Ausgestellt in „Blickachsen 4“, 2003.
Erworben durch die Deutsche Leasing AG.
Standort: im Deutsche Leasing Haus, Frölingstraße.
BRUCE BEASLEY
Spokesman II, 1994,
Bronze, 366 x 74 x 74 cm.
Ausgestellt in „Blickachsen 2“, 1999.
Erworben durch die Stadt Bad Homburg v.d.Höhe.
Standort: Ferdinandplatz.
HELGE LEIBERG
Zuwendung, 2003,
Bronzeguss, Ex 1/3, 295 x 150 x 130 cm.
Ausgestellt in „Blickachsen 4“, 2003.
Erworben durch die Deutsche Leasing AG.
Standort: vor dem Deutsche Leasing Haus, Frölingstraße
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Christoph Vitali, geboren 1940
Christoph Vitali, born 1940
Geisteswissenschaftliche Studien in Princeton und Granada sowie JuraStudium mit Promotion und Anwaltsprüfung in Zürich.
Ab 1969 Adjunkt, ab 1971 verantwortlicher Leiter des Kulturreferats der
Stadt Zürich.
1979-1984 Verwaltungsdirektor der Städtischen Bühnen Frankfurt a.M.
1985-1993 Direktor und Geschäftsführer des Theaters am Turm, des
Künstlerhauses Mousonturm, der kulturellen Aktivitäten OFF-TAT und der
Schirn Kunsthalle Frankfurt a.M.
1994-2003 Direktor des Hauses der Kunst, München.
Seit 2003 Direktor der Fondation Beyeler, Riehen/Basel.
Studied liberal arts in Princeton and Granada, as well as law (PhD) in
Zürich; admitted to the bar there.
1969 Joined the cultural department of the City of Zurich; appointed head
of the department in 1971.
1979-1984 Administrative Director of the municipal theatres in Frankfurt/M.
(opera, ballet, theatre).
1985-1993 Director and Manager of the Theater am Turm, the Künstlerhaus Mousonturm, OFF-TAT and the Schirn Kunsthalle in Frankfurt/M.
1994-2003 Director of the Haus der Kunst, Munich.
Since 2003 Director of the Fondation Beyeler, Riehen/Basel.
Impressum
Blickachsen 5
©2005
Edition und Galerie Scheffel GmbH, Bad Homburg v.d.Höhe
Künstler und Autoren
Herausgeber und Konzeption: Christian K. Scheffel
Grafische Gestaltung: Christian Rogge, Galerie Scheffel
Abbildung Umschlag: Antony Gormley, Resolution [Detail]
Für die gute Zusammenarbeit bedanken wir uns bei:
ALTANA Kunstsammlung, Bad Homburg
Amman Fine Art, Zürich
Jakob Bill, Schweiz
Galerie Karsten Greve, Köln, Paris, Mailand, St. Moritz
Galerie Lelong, Paris, New York, Zürich
Galerie Michael Schultz, Berlin
Galerie Michael Werner, Köln und New York
Galería Pelaires, Palma de Mallorca
Museum Tinguely, Basel
Rotary Club Bad Homburg-Schloss
Steigenberger Hotel Bad Homburg
Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten in Hessen
sowie bei allen beteiligten Künstlern
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Fotos: Claudio Abate, Rom, courtesy ALTANA AG, Bad Homburg v.d.H.:
Seite 63; Christian Baur, Basel, courtesy Museum Tinguely, Basel: Seite
133; courtesy Galerie Karsten Greve, Köln, Paris, Mailand, St. Moritz: Seite
61; Jan Herbolsheimer, Frankfurt/M.: Seiten 24/25, 34/35, 40, 64/65, 99,
117-121, 124-131; Nikolaus Koliusis, Stuttgart: Seiten 87-91; Christian K.
Scheffel: Seiten 38/39, 40, 62; Julia Schwager, Königstein/Ts.: Umschlag,
Seiten 6-20, 26-33, 36, 37, 41-58, 66-85, 92-98, 100-116, 122, 123.
Redaktion: Sunita Scheffel, Berlin
Kurztexte zu den Künstlern: Stefanie Bickel, Wiesbaden
Übersetzungen: Brian Currid und Wilhelm Werthern, Berlin
Lithografie: adhoc Laureck & Beuster, Köln
Druck und Verarbeitung: Wienand. Verlag & Medien, Köln
ISBN 3 - 926546 - 47 - 6

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