Mit Klimaplatten gegen Schwitzwasser und Schimmel

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Mit Klimaplatten gegen Schwitzwasser und Schimmel
AUS DER PRAXIS
Mit Klimaplatten gegen Schwitzwasser
und Schimmel
Kombination von Wärmedämmung
und Feuchtigkeitsregulierung! Eine
Außendämmung ist nicht immer
möglich oder sinnvoll. Daher sind
Lösungen zu suchen, die im Innenbereich einzusetzen sind.
Saugfähige, feuchtigkeitregulierende Platten können Temperatur- und Feuchtigkeitsunterschiede ausgleichen. Der Feuchtigkeitsüberschuss aus der Luft scheidet
sich nicht an der Wandoberfläche
ab, sondern wird in den Poren und
Kapillaren der Platte aufgenommen
und gleichmäßig verteilt. Sobald
sich wieder ein günstiges Raumklima einstellt, geben diese Platten die Feuchtigkeit langsam wieder
an die Luft ab. Die Oberfläche bleibt
trocken und damit auf Dauer schimmelfrei. Solche Platten können
mehr als das Dreifache ihrer Masse an Wasser aufnehmen, ohne
dabei zu quellen oder sich zu verformen. Darüber hinaus verhindert
der im alkalischen Bereich liegende
pH-Wert eine Ansiedlung von Mikroorganismen auf der Oberfläche.
Ursachen für
Schimmelbildungen
Schäden durch Feuchtigkeit
und Schimmelbildung in Wohnräumen kommen immer häufiger vor.
Sie geben Anlass zu Streitigkeiten
über Ursachen und Verschulden.
Feuchte Stellen bilden einen Nährboden für Schimmelpilze. Dies sind
nicht nur unappetitliche Schönheitsfehler, sie bilden vielmehr eine
ernste Gefahr für die Gesundheit
der Bewohner. Allergien, Atembeschwerden und Infektionen sind die
Folge.
Im Grunde genommen ist es ein
einfacher physikalischer Vorgang,
der diese Feuchtigkeits- und Schimmelschäden verursacht. Warme Luft
kann mehr Feuchtigkeit (Wasserdampf) aufnehmen als kalte. Kühlt
warme, feuchte Luft ab, so kann
sie den Wasserdampf nicht mehr
halten. Es bilden sich klare, flüssige Wassertröpfchen. Diesen Vorgang kennen wir aus der Natur als
Nebel oder Tau. In Wohnräumen
findet der gleiche Vorgang statt,
wenn warme, feuchte Raumluft auf
kältere Wandbereiche trifft. Dann
kondensiert Wasser an der Wandoberfläche. Kalte Wandbereiche
entstehen durch feuchtes Mauerwerk, ungenügendes Heizen, ungenügende Wärmedämmung oder
Wärmebrücken in der Konstruktion.
In einem „normalen“ Haushalt
fallen täglich durch Personen,
Haustiere, Kochen, Baden/ Duschen, Waschen/Trocknen und
Pflanzengießen durchschnittlich
fast 15 Liter Wasserdampf an, der
an die Raumluft abgegeben wird.
Erreicht die Feuchtigkeit in der
Raumluft einen Wert von über 50
%, so muss für eine Abfuhr, beispielsweise durch Lüften, gesorgt
werden. Die Luft sollte sich in
Wohnräumen einmal pro zwei Stunden austauschen. Ein Lüften ist
jedoch nur dann sinnvoll, wenn die
Feuchtigkeit in der Außenluft geringer ist. Die Feuchtigkeit wird
auch von saugfähigen Materialien,
wie Putz, Holz oder Teppichen,
Klimaplatten
Verlegen von Klimaplatten im Verband als Innendämmung und zur
Raumklimaregulierung.
aufgenommen und anschließend
wieder angegeben. Doch diese
Materialien leiden oft Schaden
durch die periodische Durchfeuchtung. Selbst bei guter Außendämmung kann es an schwer zugänglichen Stellen, z.B. hinter Möbeln
oder Vorhängen zu Kondenswasserbildung kommen, da hier eine Erwärmung der Wand verhindert wird.
Besonders Wohnraumecken und
Fensterleibungen kühlen im Vergleich zur übrigen Wandfläche deutlich stärker ab, so dass hier bevorzugt Schimmel auftritt.
Das Streben nach immer höherer Wärmedämmung und immer
größerer Energieeinsparung bringt
mannigfaltige Gefahren mit sich.
Um die Anforderungen zu erfüllen,
müssen Häuser oft in einen sol-
chen „Mantel“ eingepackt werden,
dass sie nicht mehr richtig „atmen“
können. Bisher wurde meist allein
die Wärmedämmung berücksichtigt;
andere entscheidenden Faktoren
wurden vernachlässigt. Durch die
Dämmung mit ungeeigneten Baustoffen oder dem Einbau dichter
Fenster kommt es zu einem deutlichen Anstieg der Luftfeuchtigkeit
in den Wohnräumen, was sich in
einer vermehrten Schimmelbildung
äußert. Dadurch erhöhen sich nachweislich auch die Atemwegserkrankungen der Bewohner.
Klimaregulierung
Diese Schäden können vermieden werden durch eine richtige
Schützen & Erhalten · September 2007 · Seite 22
Funktionsfähige „Klimaplatten“
aus Calciumsilikat sind rein mineralisch. Sie werden aus natürlichen
Rohstoffen hergestellt: Kalk, Quarzsand und Wasser. Durch die Härtung im Wasserdampf erhalten sie
die erforderliche Festigkeit. Zusammensetzung und Herstellung sind
also ähnlich wie bei Kalksandsteinen. Während die Kalksandsteine
jedoch schwer und dicht sind, haben die Klimaplatten ganz andere
Eigenschaften. Das überschüssige
Wasser entweicht und hinterlässt
ein System von Poren und Kapillaren, was eine geringe Dichte und
eine hohe „Atmungsaktivität“ bewirkt. Das Luftporenvolumen beträgt etwa 90%. Zur Erzeugung der
Luftporen wird hierbei nicht mit
Treibmitteln, sondern nur mit Wasser gearbeitet. Diese Luftporen
bewirken die Wärmedämmung und
die hohe Saugfähigkeit. Gesundheitsschädliche Fasern oder sonstige schädliche Zusatzstoffe sind
AUS DER PRAXIS
in diesen Platten nicht enthalten.
Auch im Brandfall bieten sie eine
zusätzliche Sicherheit, da sie nicht
brennbar sind.
Klimaplatten werden meist in
einer Dicke von 3 cm oder 5 cm
hergestellt. Es sind jedoch auch
andere Dicken zwischen 2 cm und
10 cm im Handel. Es handelt sich
bei diesen Platten nicht um eine
ganz neue Erfindung. Bereits vor
über 25 Jahren wurden die ersten
Bauobjekte mit diesem System
gedämmt.
Vorteile
Klimaplatten sind rein mineralisch und somit beständig gegen
Witterungseinflüsse und Ungeziefer. Sie gelten damit auch als langzeitbeständig. Aufgrund der Herstellungsweise und der Zusammensetzung
können
sie
als
umweltfreundlich bezeichnet werden. Die relativ hohe Druckfestigkeit lässt auch einen Einsatz an mechanisch beanspruchten Bereichen
(Treppenhäuser, Hauseingänge) zu.
Aufgrund ihres Gefüges weisen Klimaplatten eine gute Schallhemmung
auf. Sie sind nicht brennbar (Baustoffgruppe A 1), was bedeutet, dass
sie weder brennen noch tropfen oder
schmelzen. Sie schützen somit auch
das Bauwerk im Brandfall. Darüber
hinaus werden bei einem Brand
keinerlei gefährlichen Zersetzungsprodukte freigesetzt.
Heute muss bereits bei der Planung an die zukünftige Entsorgung
von Baustoffen gedacht werden.
Klimaplatten sind diesbezüglich
Schimmelbefall in einem Wohnraum durch Schwitzwasserbildung.
problemlos, wie die erstellte Energie- und Ökobilanz zeigt. Prüfungen unabhängiger Institute
haben nachgewiesen, dass Klimaplatten weder Asbest noch freien
Quarz enthalten. Eine Abfallstoffuntersuchung durch Auslaugen
wasserlöslicher Stoffe ergab keine Belastung durch Schwermetalle oder schädliche organische Verbindungen. Diese Platten lassen
sich somit problemlos recyceln oder
gefahrlos deponieren.
Voraussetzungen
Damit Klimaplatten sicher funktionieren können, sind ihre Einsatzgrenzen zu bedenken. Wird
festgestellt, dass das Mauerwerk
selbst durchfeuchtet ist, so muss
hier eine Abdichtung oder ein Sanierputzsystem zum Einsatz kommen. Klimaplatten dürfen nicht
direkt auf feuchtes und salzbelastetes Mauerwerk aufgebracht werden. Sie lassen sich jedoch mit
mineralischen Abdichtungen und
Sanierputzsystemen kombinieren.
Das feuchte- und wärmetechnische Verhalten des vorgesehenen
Aufbaus kann mit bestimmten Rechenprogrammen simuliert werden.
Ungeeignet ist das so genannte
„Glaser-Verfahren“, weil hier die
Sorptionsfähigkeit der Klimaplatten nicht berücksichtigt wird. Geeignete Rechenprogramme sind
beispielsweise Wufi, Cond oder
Delphin. Informationen hierzu sind
zu finden unter www.wufi.de bzw.
www.bauklimatik-dresden.de.
Gegebenenfalls sind auch Un-
CavaStop 300 gegen feuchte Mauern
Leicht zu verarbeiten und besonders langlebig ist
die CavaStop 300 Horizontalsperre der Neisius
Bautenschutz, und dazu ein deutsches Markenprodukt. Die ausgewogene Zusammensetzung
aus verschiedenen Komponenten wie Imprägnierstoffe, Spezialharze, Naturharze und Öle
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Schützen & Erhalten · September 2007 · Seite 23
tersuchungen über die Art und
Menge der Mikroorganismen durchzuführen. Vor Beginn der Arbeiten
ist immer eine Behandlung gegen
die Mikroorganismen durchzuführen, um eine Gefährdung des
Verarbeiters und ihre weitere Ausbreitung zu verhindern. Die „Handlungsanleitung zur Gefährdungsbeurteilung nach Biostoff-Verordnung“ der Berufsgenossenschaft
Bau (s. www.bgbau.de) sowie der
„Schimmelpilzsanierungs-Leitfaden“ des Umweltbundesamtes (s.
www.umweltbundesamt.de) sind zu
beachten.
Normalerweise werden bei Innendämmungen Dampfbremsen
eingesetzt, um Tauwasserschäden
zu vermeiden und die Feuchtigkeitsbelastung der Wand zu reduzieren.
Probleme können entstehen, wenn
Wasserdampf aus der Raumluft
durch das Dämmmaterial diffundiert
und an der Oberfläche der kalten
Außenwand kondensiert bzw. in die
Wand selbst eindringt. Schimmelpilzbildungen oder Frostsprengungen können die Folge sein.
Diese Gefahren bestehen bei
verschiedenen Dämmmaterialien.
Bei Klimaplatten wird dagegen
anfallendes Tauwasser gut verteilt,
eine Zeitlang gespeichert und dann
wieder abgegeben. Sie funktionieren daher ohne Dampfbremsen. Dies
gilt insbesondere für Wände und
Fachwerkkonstruktionen.
Verarbeitung
Für den Verarbeiter ist die problemlose und leichte Handhabung
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Einsatz von Klimaplatten in einer Kirche, um Wärmebrücken zu vermeiden und
das schnell wechselnde Raumklima auszugleichen.
des gesamten Systems besonders
wichtig.
Aufgrund der starken Saugfähigkeit der Klimaplatten ist in der
Regel eine Grundierung erforderlich, um ein Aufbrennen des Klebers bzw. der Oberflächenbeschichtung zu verhindern. Die Grundierung muss nicht trocknen; es kann
sofort weitergearbeitet werden.
Unebene Wände sind mit einem geeigneten Mörtel zu egalisieren. Bei Wänden mit Hohlräumen oder bei schiefen Wänden
können die Hohlräume auch mit
einem Granulat aus wärmedämmendem Material verfüllt werden.
Mit speziellen Klebemörteln
werden die Klimaplatten an der Wand
oder an der Decke befestigt. Ein
zusätzliches Verankern mit Dübeln
und Putznägeln ist nur an der Dekke und in Extremfällen erforderlich.
Klimaplatten werden im Verband vollflächig aufgebracht. Das
Anbringen mit Kleberbatzen allein
bringt die Gefahr der Hinterlüftung
mit sich und ist zu vermeiden.
Durch die vollflächige Verklebung
kommt einerseits die Kapillarität
der Platte voll zur Geltung, andererseits wird eine Hinterlüftung
sicher ausgeschlossen.
Zwischenwände und Decken
müssen nicht komplett verkleidet
werden. Hier können beispielsweise
keilförmige Klimaplatten am Anschluss zu den Außenwänden angebracht werden.
Anschließend werden die Platten vollflächig überspachtelt. Ein
Gewebe ist im Innenbereich nicht
erforderlich. Es ist darauf zu achten, dass die nachfolgenden Schichten (Oberputz, Farbe) die Wasserdampfdiffusion und damit die Funktionsfähigkeit der Platten nicht
beeinträchtigt. Die einzelnen Systemkomponenten müssen vom
Hersteller genau aufeinander abgestimmt sein. Dies ist auch bei
einer späteren Renovierung zu
beachten.
Brandschutzes wird immer wichtiger. In Bürogebäuden erfüllen die
Zwischenwände heute meist nicht
mehr die Forderung F 60. Bei Neubauten muss dies von vornherein
berücksichtigt werden. Altbauten
können bei Umbaumaßnahmen mit
Klimaplatten ausgerüstet werden,
um die Brandschutzforderungen zu
erfüllen.
Bei der Fachwerkinstandsetzung werden Klimaplatten zur Innendämmung eingesetzt. Dabei ist
zu beachten, dass die Platten die
gesamte Fläche, also Holz und Gefach überdecken müssen. In der
Regel werden die Platten mechanisch mit Schrauben am Gefach
(nicht am Holz) befestigt. Auch ein
Ankleben mit Mörtel ist möglich.
Auf jeden Fall soll die Befestigung
möglichst hohlraumfrei erfolgen.
Gegebenenfalls müssen die Wände mit einem geeigneten Mörtel
egalisiert werden, um eine Luftkonvektion zu vermeiden. Die Innenbekleidung darf diffusionstechnisch nicht zu dicht sein. Die Diffusionsfähigkeit nach innen muss
erhalten bleiben. Gerade im Fachwerkbau ist eine genaue Berechnung erforderlich.
Beim Dachausbau wird eine
Dampfsperre eingebaut, um zu
verhindern, dass sich hinter der
Innendämmung Tauwasser sammelt. Gleichzeitig wird dadurch die
Winddichtigkeit erhöht. Die Dampfsperre wird normalerweise zwischen
Dämmstoff und Innenputz bzw. verkleidung angebracht. Die Feuchtigkeit der Raumluft kann so nicht
mehr das Dämmmaterial erreichen.
Da es beim Dachausbau nicht nur
auf die Wärmedämmung ankommt,
sondern auch auf die Winddichtigkeit, kann auch bei der Verwendung von Klimaplatten nicht auf
eine Dampfbremse verzichtet werden. Die Platten sind hierbei nicht
als eigentliche Wärmedämmung
anzusehen, sondern erfüllen den
Zweck des Innenputzes bzw. der
Innenverkleidung.
Selbst in Industriebauwerken,
Kirchen oder Gebäuden der Wasserversorgung kann vorteilhaft mit
den Klimaplatten gearbeitet werden, wenn es darum geht, Kondensfeuchtigkeit zu regulieren.
Ausblick
Es ist zu erwarten, dass in
nächster Zeit Probleme mit Schimmel in Wohnräumen weiter zunehmen. Dies hängt auch zusammen
mit den Forderungen nach immer
höherem Wärmeschutz. Da sich
dadurch auch viele neue Probleme auftun, ist damit zu rechnen,
dass der Bedarf an Klimaplatten
enorm steigt.
Es schreibt für Sie:
Dr. Helmut Kollmann
Leiter Forschung und Entwicklung
Fa. epasit GmbH
Sandweg 12–14
72119 Ammerbuch
Telefon: (07032) 20 15 22
Fax: (07032) 20 15 21
E-Mail:
[email protected]
Weitere Einsatzbereiche
Klimaplatten haben sich auch
in anderen Bereichen bewährt.
Insbesondere sind hier der Trokkenbau und die Fachwerkinstandsetzung zu nennen.
Im Trockenbau werden die Platten mit leicht montierbaren Rahmen als selbst tragende Zwischenwände montiert. Die Frage des
Einsatz von Klimaplatten in einem Keller, um neuen
nutzbaren Raum zu gewinnen.
Schützen & Erhalten · September 2007 · Seite 24

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