Erfahrungsbericht Andreas Reimann University of Florida – College

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Erfahrungsbericht Andreas Reimann University of Florida – College
Erfahrungsbericht Andreas Reimann University of Florida – College of Pharmacy -­‐ Gainesville – USA 1.11.2014 – 30.4.2015 GO GATORS! Durch das sehr strukturierte und zeitintensive Studium der Pharmazie, blieben nicht viele Möglichkeiten, Erfahrungen im Ausland zu sammeln. Jedoch bietet sich durch Aufteilung des Praktischen Jahres die Möglichkeit, zumindest 6 Monate Auslandserfahrung zu sammeln. 1. Kontaktaufnahme und Bewerbung Die erste Kontaktaufnahme verlief über unsere Studiendekanin an der Friedrich-­‐Alexander Universität Erlangen-­‐Nürnberg, Frau. Prof. Eichler. Zwei meiner Kommilitonen hatten ein Gespräch bei Ihr und haben mir dahingehend alle nötigen Informationen geben. Diese berichteten über die Möglichkeit bei Prof. Derendorf an der University of Florida eine Hälfte seines Praktischen Jahres zu absolvieren. Zunächst habe ich eine formlose E-­‐Mail an Prof. Derendorf geschickt und nach der Verfügbarkeit gefragt. Ich habe sehr schnell eine Antwort bekommen, in welcher er auch die nötigen Unterlagen aufzählte, die er für eine Bewerbung brauchte. Zeitlich war das ganze ca. 1 ¾ Jahre bevor das Praktikum angefangen hat. Die benötigten Unterlagen sind: -­‐ Lebenslauf, englisch, tabellarisch -­‐ Englisches Empfehlungsschreiben eines Hochschulprofessors (ich habe mich dies bzgl. direkt an o.g. Dekanin gewendet) -­‐ „Pro-­‐Forma“-­‐ Bürgschaft der bayerischen Apothekerkammer Hat man all diese Unterlagen zusammen, geht ziemlich fix, schickt man sie per Mail an Herrn Derendorf. Eine Zusage hatte ich ca. 1 Woche später. Alles also wirklich kein riesen Aufwand und man weis sehr schnell bescheid. 2. Vorbereitung, Planung, Organisation Ca. 6 Monate bevor es richtig ernst wurde, bekam man von der University of Florida den sog, „letter of invitation“. Dies ist der erste Schritt richtung Visum und dem Formular „DS-­‐2019“. Um jedoch einen Visumsantrag etc. zu stellen, musste man der Uni noch einige Daten zukommen lassen. Beispielsweise wollten Sie gerne das StEx-­‐Zeugnis oder den Reisepass als Kopie haben. Einige Wochen später bekam man das „DS-­‐2019“, eigentlich das wichtigste Formular für das Visum. Das berechtigt einen nun, einen Termin in der amerikanischen Botschaft, ich war in München, auszumachen. Bevor man jedoch diesen Termin bekam, musste man eine ganze Reihe an Fragen auf der Homepage der Botschaft beantworten, die z.T. ziemlich wirr sind. Achja, das ist bereits alles auf Englisch;-­‐) Hat man diese Hürde genommen, ist man eben berechtigt einen Termin auszumachen. Nehmt euch für die ganzen Vorbereitungen des Visums wirklich Zeit, das ist nicht sehr kompliziert, aber man sollte schon genau lesen. Beim Termin in München geht dann eigentlich alles relativ schnell, man bekommt ein kleines Interview. Keine Sorge, das ist kein großes Ding. Ich wurde lediglich gefragt was ich da machen möchte („research“) und wer für mich bürgt „bavarian pharmacists chamber“). Also keine große Sache. Man lässt seinen Reisepass dann da, bekommt dann ein zwei Wochen später diese mit eingeklebten Visum und dem DS-­‐2019 (GANZ WICHTIG!!) per Post zurück. Dies ist mit Abstand der stressigste und zeitintensivste Teil der Vorbereitung. Nun, da man das Visum bereits in der Tasche hat, konnte ich ganz beruhigt einen Flug buchen. Da ich allerdings noch bis Mitte Oktober Staatsexamen hatte, hab ich mich dazu entschlossen erst danach zu buchen, einfach vorsorglich falls etwas schief gehen sollte. War dann womöglich etwas teurer, aber das habe ich in Kauf genommen. Es gibt mehrere Möglichkeiten: Ich habe mich für einen Flug von Nürnberg nach Tampa entschieden und habe mir dort dann einen Mietwagen genommen. Es sind ca. 2h Fahrt nach Gainesville. Ging total problemlos, und ist auch nicht besonders teuer wenn man 25 oder älter ist. Weitere Möglichkeiten sind einen Flug direkt nach Gainesville zu buchen. Ist oftmals teurer, da Gainesville nur einen regionalen Airport hat und dieser sehr sehr klein ist. Weitere Möglichkeiten sind Orlando (ca. 2h Fahrt nach Gainesville), Miami (dann entweder Mietwagen ca. 4,5h Stunden Fahrt oder mit einen der Fernbusse dann nach Gainesville wie z.B. MegaBus oder RedCoach) oder Jacksonville (Mietwagen, ca. 2,5 h Fahrt). Sollte man also mit dem Flugzeug oder dem Bus in Gainesville ankommen, organisieren die vorherigen Interns dass man abgeholt wird. Läuft super und wird so Generation für Generation weiter geführt. Man Wohnt in einem Mehrgebäudekomplex „Countryside at the Universtiy“. Hier wohnt man zusammen mit den anderen Interns in 4er WGs. Die Wohnungen haben vier kleinere Einzelzimmer die jeweils mit einem eigenen Klo und Duschwanne ausgestattet sind. In der Mitte der Wohnung befindet sich ein großes gemeinschaftliches Wohnzimmer und direkt am Eingang die Küche. Alle Zimmer sind komplett mit Schreibtisch, Bett, kleiner Kommode und begehbaren Kleiderschrank ausgestattet. Küche und Wohnzimmer sind ebenfalls komplett mit allem nötigen ausgestattet. Zusätzlich dazu lassen alte Interns Sachen in der Wohnung zurück die wiederum für die neuen von Nutzen sind, wie Sonnenschirme, Volleybälle etc. Alles in allem sind die Wohnungen natürlich kein Luxus, aber eben genau richtig für ein halbes Jahr. Ich würde auch davon abraten sich anderweitig um eine Wohnung zu kümmern, die mögen zwar von der Miete etwas günstiger sein, jedoch muss man die meisten für ein ganzes Jahr mieten. Auch der Vermieter (Jamal) ist total entspannt und immer da, sobald es irgendwelche Probleme gibt. Es kümmert sich sehr gut um die Wohnungen. Ebenso wird eine Auslandskrankenversicherung benötigt, die von der University of Florida akzeptiert wird. Dies kann man sich aber vor Vertragsabschluss vopn der University direkt bestätigen lassen. Ich habe mich für eine Auslandskrankenversicherung beim ADAC entschieden. Super Konditionen, 50€ Selbstbeteiligung, und 24h erreichbar. Für Mitglieder ist das ganze nochmal ein wenig günstiger. Alles in Allem waren es ca. 250€. Bzgl. eines Deutschen Bank Kontos, welches in vorangegangenen Erfahrungsberichten empfohlen wurde und welche mich auch dazu veranlassten, so ein Konto zu eröffnen, kann ich nur abraten! Ich konnte exakt zwei mal Geld abheben. Danach ging es an keinem (!) Geldautomaten mehr. Hinzukommt der absolut unfähige Kundenservice der Deutschen Bank der mich immer wieder mit anderen Ausreden vertröstet hat. Lösungsvorschläge fehlanzeige. Glücklicherweise hatte ich noch meine Kreditkarte und meiner GiroCard Der Sparkasse dabei mit der ich dann an Geld kam. Hätte ich mich rein auf die Deutsche Bank verlassen, wäre ich einfach oder eine Möglichkeit an Geld zu kommen in den USA gestrandet. Ich habe jedoch 1,5% Auslandsnutzung auf meiner Karte zusätzlich zu den lokalen Gebühren gezahlt. War jedoch besser als gar kein Geld. Andere Interns hatten eine Kombination Konto + Auslandsversicherung von der ApoBank. Diesbezüglich möchte ich aber auf andere Erfahrungsberichte verweisen. Eine Kreditkarte würde ich auf jeden Fall mitnehmen, da man z.B. beim Mietwagen buchen eine hinterlegen muss. 3. Praktikum Nun zu meinem Arbeitsleben. Zu Beginn des Praktikums gibt es eine kleine Vorstellungsrunde aller Doktorranden und Praktikumsmöglichkeiten. Ich wollte meinen Schwerpunkt allerdings voll auf die Klinik und die Arbeit am Patienten richten. Versicherungstechnisch ist ein eigenständiges Arbeiten am Patienten leidernicht möglich, jedoch sind die betreuenden Apotheker des Krankenhauses sehr hilfsbereit und zeigen einem sehr viel. Aber eins nach dem anderen. Ich habe Prof. Derendorf nach der Vorstellungsrunde dann gefragt ob eben ein Arbeiten im Krankenhaus und der dortigen Apotheke möglich sei. Nach einer Email Konversation mit dem Leiter der Krankenhausapotheke wurde ich zu einem Gespräch eingeladen, um quasi meine Wünsche abzustecken. Das ganze ging völlig ohne Problem. Dr. Johns, der Leiter der Krankenhausapotheke, war total nett und hilfsbereit. Wir haben ca. 30 Minuten geredet über die Sachen die ich gerne sehen möchte und er stellte mir die Möglichkeiten vor. Er sagte mir, dass es hier nach einem einfachen Prinzip geht: Das was man anderen gibt, bekommt man auch wieder zurück. Also umso mehr man sich einbringt, umso mehr Freiheiten kann man auch genießen. Und das empfehle ich jeden weiteren Intern! So klappt ein gutes MiteinanderJ Ich entschied mich zunächst dazu einen großen Überblick über alle Bereiche der Klinischen Pharmazie des Krankenhauses zu bekommen. Dies habe ich von November bis Dezember gemacht. Dabei habe ich Apotheker auf den Stationen der Neonatologie, der Allgemeinstationen der Chirurgie und der Inneren Medizin sowie den chirurgischen und internistischen Intensivstationen begleitet. Die jeweiligen Betreuer waren dabei freundlich, hilfsbereit und interessiert daran, einem deutschen Studenten mit dabei zu haben. Eine große Schwierigkeit war hierbei das sog. medical english, das mir anfangs noch ziemlich schwer viel, im Laufe der Zeit aber immer besser wurde. Dezember entschied ich mich dann dafür den Rest meines Praktikums in der Notaufnahme und der dortigen Apothekerin zu verbringen. In diesem Department lief ein Qualitätsmanagementprojekt, welches sich mit dem Weiterverfolgen angelegter Kulturen beschäftigte. Dabei wurden bei Aufnahme und Behandlung des Patienten Kulturen angelegt, die dann einige Tage später als komplettes Antibiogramm ausgedruckt wurden. Die Apothekerin verglich dabei die Behandlung, sofern es eine gab, und glich dann mögliche Resistenzen ab. Oder sie rief den Patienten an wenn er zu einer weiteren Behandlung ins Krankenhaus zurück kehren musste. Diese ganzen Daten, die dabei gesammelt wurden, durfte ich bearbeiten und habe dann mit einem hausinternen „Clinical Research program“ bearbeitet. Nach einigen Wochen intensiver Arbeit konnten wir die ersten Ergebnisse in einem Poster bei einer Krankenhausinternen Qualitätssicherungswoche vorstellen. Dieses Projekt machte den Hauptteil des Aufenthaltes in der Notaufnahme aus. Es hat mich sehr viel Spaß gemacht, u.a. auch deshalb, weil ich die meiste zeit unter amerikanischen Apothekern war. Das ganze hat mir die Möglichkeit gegeben sich nicht nur über pharmazeutische sondern auch kulturelle Unterschiede auszutauschen. Den anderen Teil durfte ich mit der Apothekerin direkt im Schockraum arbeiten. Dabei arbeitete die Apothekerin neben den Ärzten und Pflegern am schwerstverletzten Patienten und war dort für die komplette Medikation zuständig. Ich durfte ihr dabei ein wenig zuarbeiten und hatte die Möglichkeit, den Fall hinterher mit ihr zu besprechen. Es war ein sehr herzliches Verhältnis, das eine tolle Arbeitsgrundlage war. Es war eine tolle Erfahrung und ist jedem der ein wenig in Notfallmedizin und Notfallpharmazie interessiert ist, zu raten. Sicherlich ist es wenig Schade, dass man direkt nach dem Examen noch nicht am Patienten arbeiten kann, allerdings entschädigt das die Erfahrung, die ich dort gesammelt habe. Ebenso muss ich einigen vorangegangen Erfahrungsberichten widersprechen. Umso man sich einbringt, umso mehr darf man auch. Ich durfte dabei auch mal mit dem Patienten reden und die Medikation erfragen. Also strengt euch an, dann wird das auch was. Eigentlich kann ich jedem, der ein wenig an der angewandten Klinischen Pharmazie interessiert ist, nur raten diese Chance im Shands Hospital wahr zu nehmen. Sicherlich kommt irgendwann der Punkt, an dem man sich noch mehr Verantwortung wünscht, ich für mich empfand das ganze aber nach dem Examen als genau richtig. Alles in allem ist das ganze eine riesen Erfahrung gewesen, ganz unabhängig davon ob man später in einer Offizin-­‐Apotheke oder doch im Krankenhaus arbeitet. Ich bin sehr froh mich für diesen Weg entschieden zu haben und werde all diese Erfahrungen in diesem Krankenhaus, mit diesen Menschen niemals vergessen. Es sind dabei auch Verbindungen entstanden, die nach dem Aufenthalt auf jeden Fall halten werden. 4. Rahmenprogramm Das tollste an diesem ganzen College Leben waren definitiv die gesamten Sportveranstaltungen, die (bis auf Football) alle umsonst waren. Zusätzlich dazu sollte das Nachtleben in Downtown und Midtown nicht zu kurz kommen, da man hier man das typische College Nachtleben miterleben darf. Auch einzigartig ist die Natur in Florida, hier einige ausgewählte Orte: -­‐ Cedar Key -­‐ Rainbow Springs -­‐ Silver Springs -­‐ Lake Wauberg -­‐ Gatortrail (Alachua Trail!!) Wir haben auch größere Trips gemacht: -­‐ Keys -­‐ New Orleans -­‐ New York -­‐ Bahamas... Wir haben sehr viel erlebt und ich bereue keinen Cent den ich für diese gesamten Trips ausgegeben hab. Der Sprit ist in den USA wesentlich günstiger als in Deutschland und von daher macht es die Trips doch erschwinglich. Vielen kann man mit dem Auto machen, aber wir sind z.B. nach New Orleans mit dem MegaBus gefahren. War auch günstig und total stressfrei. New York haben wir natürlich mit dem Flieger gemacht ;-­‐
) aber auch das war relativ günstig! 5. Adressen -­‐ www.adac.de -­‐ www.cop.ufl.edu -­‐ www.countrysideatuf.com Hiermit erkläre ich mein Einverständnis, dass sich Interessenten für gleichartige Projekte mit Fragen unter der folgenden Kontaktadresse an mich wenden können. 25.5.2015, gez. A. Reimann, [email protected]