2012-Glinzer

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2012-Glinzer
Praktikumsbericht - Almut Glinzer
6 Monate Praktisches Jahr an der University of Florida
November 2011 - April 2012
In meiner Schulzeit habe ich ein halbes Jahr in North Dakota/USA verbracht und hatte in
jedem Urlaub mit meinen Eltern/Freunden große Freude, neue Länder, Kulturen, Menschen
und Sprachen kennenzulernen. Da es leider während des Pharmaziestudiums sehr schwer ist
ins Ausland zu gehen, bestand mein Wunsch, ein halbes Jahr meines Praktischen Jahres im
Ausland zu verbringen. Da die Forschung ein weitläufiger Arbeitsbereich für Pharmazeuten
ist, wollte ich diesen Bereich während meines PJs kennenlernen. Durch eine Freundin bin ich
auf die University of Florida und den Arbeitskreis von Prof. Dr. Derendorf aufmerksam
geworden.
1. Bewerbung und Vorbereitung:
Nach ausgiebiger Recherche im Internet über die University of Florida, Prof. Derendorfs
Forschungsarbeiten und das Lesen von Erfahrungsberichten der Bayerischen
Apothekerstiftung habe ich Prof. Dr. Derendorf per Email angeschrieben. Einige Tage später
habe ich eine Antwort bekommen mit der freudigen Nachricht, dass es in meinem
gewünschten Zeitraum möglich ist, das PJ bei ihm zu absolvieren.
Da Prof. Dr. Derendorf einige Wochen später in Deutschland war, hatte er mir angeboten,
dass ich mich mit ihm persönlich treffe, um weitere Informationen über die Universität und
seinen Arbeitskreis zu erfahren. Dieses Angebot habe ich angenommen und mich mit ihm in
München getroffen. Prof. Dr. Derendorf ist ein sehr netter, freundlicher Professor, der sehr
bemüht um die deutschen Studenten ist.
Um die Zusage zu bestätigen, musste ich der Sekretärin von Prof. Dr. Derendorf Folgendes
per Email zuschicken:
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mein Zeugnis über das 1. Staatsexamen, übersetzt in Englisch
meinen Lebenslauf in Englisch
einen Letter of Recommendation von einem Professor meiner Universität
finanzielle Bürgschaft der Apothekerkammer
Ich habe mich 1,5 Jahre vor meinem 2. Staatsexamen beworben. Für die Organisation von
Empfehlungsschreiben, Bürgschaft etc. sollte man in etwa 2-4 Wochen einplanen. Die
Sekretärin von Herrn Prof. Dr. Derendorf schickt ca. 3-4 Monate vor Beginn des Praktikums
eine Email, in der man gebeten wird, folgende Formulare auszufüllen bzw. zu
unterschreiben, um den Visumsantrag zu stellen:
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Letter of Invitation
1
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Kopie des Reisepasses
Exchange Visitor Form
Nach einiger Zeit erhält man das DS-2019-Formular per Post, welches man für den
Visumsantrag braucht. Um das Visum zu bekommen, muss man einen Termin in der
amerikanischen Botschaft vereinbaren, die Visumsgebühr von ca. 100 € zahlen und ein SevisPapier beantragen, das 180$ kostet und einem per Post zugeschickt wird. Außerdem muss
ein Passfoto nach Vorgaben der amerikanischen Botschaft gemacht werden. Alle
Informationen dazu findet man auf der Seite der amerikanischen Botschaft.
Zum Termin bei der Botschaft muss man den Reisepass, einen frankierten Briefumschlag
und alle oben genannten Formulare mitbringen. Das Visum wird einem einige Tage später
per Post zugeschickt.
Ein weiterer wichtiger Punkt in der Vorbereitung ist die Beantragung der Bestätigung, dass
das Praktische Jahr im Ausland von der Regierung von Oberbayern anerkannt wird.
2. Wohnung und Auto in Gainesville
Da es mittlerweile viele Generationen von deutschen Pharmaziepraktikanten (= Interns) an
der University of Florida gibt, ist es sehr leicht, eine Unterkunft vor Ort zu finden. Ein
deutscher Ph.D. Student kümmert sich um die Vermittlung der Zimmer im
Appartmentkomplex. Er kontaktiert einen rechtzeitig und fragt nach den Flugdaten. Wenn
man in Gainesville ankommt, wird man von den „alten“ Interns am Flughafen abgeholt.
Ein Auto ist wegen der Weitläufigkeit in Gainesville sehr wichtig, um einkaufen zu können
und am Wochenende Ausflüge zu unternehmen. Autos werden von den alten Interns an die
neuen Interns weiterverkauft.
3. Arbeit
Nachdem man in Gainesville angekommen ist, findet am ersten Tag des Praktikums ein
Treffen mit Prof. Dr. Derendorf statt. Dabei stellt er sich und die möglichen Arbeitsgebiete
vor. Anschließend wird man je nach Interessengebiet einem Supervisor zugeteilt.
Da ich den Bereich der Biopharmazie kennenlernen wollte, bekam ich einen Platz bei Herrn
Prof. Dr. Derendorf im Arbeitskreis.
Mein Supervisor arbeitet an einer klinischen Studie, um die Bioäquivalenz von topischen
Arzneimitteln (in diesem Fall Schmerzpflaster) mit der Methode der Mikrodialyse zu
untersuchen. Die Studie wurde während meines Praktikums genehmigt und der erste Teil
der Studie wurde durchgeführt. Bei der Mikrodialyse handelt es sich um eine semiinvasive
Technik, die auf der Dialyse beruht. Die Mikrodialyseprobe (Schlauch mit einer
semipermeablen Membran) wird mit einem Katheter in das Fettgewebe im Bauch oder
Oberschenkel eingesetzt. Die Probe ist an eine Pumpe angeschlossen, die eine Flüssigkeit
durch den Katheter pumpt. Das Schmerzpflaster gibt kontinuierlich Arzneistoff an das
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Gewebe ab. Durch die semipermeable Membran kann der Arzneistoff in die Flüssigkeit
aufgenommen, anschließend gesammelt und quantifiziert werden.
Um die gemessen Gewebespiegel mit dem Blutspiegel vergleichen zu können, musste eine
Methode entwickelt werden, um den Arzneistoff im Plasma mit LC-MS zu bestimmen – mein
Projekt für die 6 Monate des Praktikums.
Um die Idee der Studie und die Methode der Mikrodialyse richtig zu verstehen, habe ich die
ersten Wochen mit Literaturrecherche und viel Lesen verbracht. Nachdem ich mich
eingearbeitet hatte, habe ich angefangen, nach alten Publikationen zur Quantifizierung des
Arzneistoffes im Plasma zu suchen. Um unsere Versuche durchzuführen, bekamen wir
Plasma, welches wir mit unserem Arzneistoff und dem Internen Standard gespikt haben.
Um den Arzneistoff aus dem Plasma zu extrahieren, benötigt man ein geeignetes
Lösungsmittel. Mit Hilfe der Publikationen hatte ich eine Reihe von Lösungsmitteln
gefunden, mit der ich versucht habe, den Arzneistoff zu extrahieren. Es hört sich relativ
leicht an, den Arzneistoff zu extrahieren, damit sind jedoch auch viele Problem verbunden.
Je nachdem ob der Arzneistoff ein Salz ist, muss man diesen noch ansäuern, damit er besser
in das Lösungsmittel übergehen kann. Außerdem muss man berücksichtigen, dass im Plasma
viele Proteine vorhanden sind. Wenn man nun das falsche Verhältnis von lipophilen und
hydrophilen Anteilen wählt, kann es passieren, dass man auf einmal ein Gel oder eine
Emulsion produziert.
Bei der Extraktion fügt man Lösungsmittel und Säure zum Plasma hinzu, vortext für eine
lange Zeit, zentrifugiert, nimmt den Überstand ab, trocknet diesen und löst den Rückstand
anschließend wieder in einem geeigneten Lösungsmittel.
Anschließend können die Proben per LC-MS analysiert werden. Da ich in meinem Studium
noch nicht die Möglichkeit hatte, mit einer LC-MS zu arbeiten, war dieses sehr spannend.
Nach langer Methodenoptimierung hatten wir unsere Methode entwickelt. Damit die
Methode auch wirklich präzise und genau ist, muss jede Quantifizierungsmethode validiert
werden. Bei einer Validierung müssen verschiedene Parameter untersucht werden. Die
Validierung habe ich leider nicht mehr vollständig geschafft mit zu betreuen, da 6 Monate in
der Forschung sehr schnell vergehen.
Neben der Methodenentwicklung hatte ich auch die Möglichkeit, den ersten Teil der
klinischen Studien – die Pilotstudie – mitzuerleben. Die klinische Studie ist in eine Pilotstudie
und eine Hauptstudie unterteilt.
Dabei habe ich bei der Durchführung der Pilotstudie an den Probanden geholfen. Nach
erfolgreicher Pilotstudie musste erneut ein Antrag gestellt werden, dass die Hauptstudie
durchgeführt werden darf. Dabei konnte ich den nötigen Schriftverkehr mitbeobachten.
Jede Woche finden im Department of Pharmaceutics Arbeitskreisseminare und Journal Clubs
statt. Diese habe ich immer sehr gerne besucht, um einen Einblick in die Arbeit von anderen
Doktoranten und in verschiedene Forschungsbereiche zu bekommen. Außerdem bestand die
Möglichkeit, Kurse der Pharmaziestudenten an der UF zu besuchen.
Am Ende meines Praktikums habe ich einen Vortag auf Englisch über meine Arbeit im
Arbeitskreisseminar gehalten.
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4. Freizeitgestaltung
In Florida kann man viele Ausflüge an den Wochenenden zu Stränden, nach Orlando, Miami,
auf die Keys und an viele andere Orte machen. Neben Florida hat Amerika natürlich auch
interessante Städte wie New York, Washington und Boston zu bieten. Wenn man die
Gelegenheit hat, eine oder mehrere dieser Städte zu besuchen, sollte man diese nutzen!
Auch in Gainesville kann man vieles unternehmen: man kann z.B. an Sportaktivitäten, der
Gator Night (Kino am Freitagabend und lustige Attraktionen) teilnehmen, in der Mall
shoppen gehen, Alligatoren sehen, und, und, und …
5. Fazit
Ein Auslandsaufenthalt bietet einem die Möglichkeit, sich beruflich wie auch persönlich wie
auch kulturell weiter zu entwickeln. Durch die Arbeit in einem internationalen Arbeitskreis
lernt man viele verschiedene Leute und Länder kennen. Wenn man die Möglichkeit hat,
einen Auslandsaufenthalt zu absolvieren, sollte man diese nutzen.
Ich möchte an dieser Stelle der Apothekerkammer Bayern für die finanzielle Unterstützung
in Form eines Reisekostenzuschusses danken.
6. Adressen
Prof. Dr. Hartmut Derendorf: [email protected]
http://www.cop.ufl.edu/
http://german.germany.usembassy.gov/
7. Einverständniserklärung
Hiermit erkläre ich mein Einverständnis, dass sich Interessenten für gleichartige Projekte mit
Fragen unter der folgenden Kontaktadresse an mich wenden können: [email protected] .
Gainesville, 30.04.2012
Almut Glinzer
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