Westallgäuer Zeitung vom 15.12.2014 - All

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Westallgäuer Zeitung vom 15.12.2014 - All
DIE TAGESZEITUNG FÜR DAS WESTLICHE ALLGÄU | GEGRÜNDET 1852
...
Der Westallgäuer
Allgäuer Zeitung
Nur nicht nadeln
Wie der Christbaum
lange frisch bleibt
Geld & Leben
MONTAG, 15. DEZEMBER 2014
Allgäu Airport
Angespannte Stimmung bei den
Verantwortlichen, aber auch neue Ideen
Allgäu-Rundschau
Stark bewölkt
An den Alpen föhnig,
sonst etwas Regen
Wetter
www.westallgaeuer-zeitung.de
NR. 288
Deutsche fühlen
sich von Politikern
alleingelassen
PREIS ¤ 1,55
Die Nase im Wind
Blickpunkt Lokales
Ein Traum wird wahr
Manfred Röhrl erlebt, wie sein
größter Wunsch in Erfüllung geht:
Sein über Jahrzehnte gesammelter
Hutschatz erhält ein großes Museum.
»Seite 27
Umfrage Die Angst vor Zuwanderung wächst.
Auch heute wieder Massendemo in Dresden
Augsburg Zwei Drittel der Deutschen haben das Gefühl, dass die
Große Koalition ihre Sorgen um
Flüchtlingspolitik und Zuwanderung nicht ernst genug nimmt. Das
ergab eine Umfrage des Nachrichtenmagazins Der Spiegel. Die Bewegung „Patriotische Europäer gegen
die Islamisierung des Abendlandes“
macht sich die Ängste der Bürger
zunutze. Auch heute Abend werden
in Dresden wieder tausende Demonstranten erwartet. Bundesinnenminister Thomas de Maizière
(CDU) und die etablierten Parteien
sehen die Massenbewegung mit Sorge. Doch jeder zweite Deutsche hat
Verständnis für die Kundgebungen,
die auch in mehreren anderen Städten stattfinden.
Selbst viele Anhänger der Regierungsparteien können laut einer
Umfrage des Magazins Focus nachvollziehen, warum Woche für Woche Tausende auf die Straße gehen.
Am größten ist das Verständnis für
„Pegida“ bei AfD-Wählern mit 86
Prozent. Für Innenminister de Maizière ist das keine Überraschung:
„In dieser Gruppe gibt es viele Menschen, die sich sorgen vor den Herausforderungen unserer Zeit. Es
geht um Flüchtlinge, die Angst vor
angeblich drohender Islamisierung,
den Euro. Ich sehe Schnittmengen
mit den Anhängern der AfD“, sagte
der CDU-Politiker.
Seit Wochen streiten Politiker
über den Umgang mit den Protesten. SPD-Fraktionschef Thomas
Oppermann bezeichnete die Einwanderungspolitik nun als „das vermutlich wichtigste Thema des kommenden Jahrzehnts“ und forderte,
die Regierung müsse damit „viel offensiver umgehen“. Grünen-Chef
Cem Özdemir sieht Deutschland
„vor einer Prüfung“. Die Linke erhob schwere Vorwürfe gegen die
Alternative für Deutschland. Parteichef Bernd Riexinger sagte, diese
stehe Pegida „näher als dem Grundgesetz. AfD-Chef Bernd Lucke bezeichnete er als „geistigen Brandstifter mit Biedermanngesicht“.
Kommentar
VON JÜRGEN MARKS
» [email protected]
Aber auch die Union breche „ein
Tabu nach rechts, indem sie offen
Verständnis für fremdenfeindliche
Demonstrationen äußert“, sagte
Riexinger. Mit Blick auf den Brandanschlag im mittelfränkischen Vorra
sagte Grünen-Fraktionschef Anton
Hofreiter, die CSU habe in den vergangenen Monaten mit populistischen Vorstößen zu einer Verschärfung des Meinungsklimas beigetragen. CSU-Chef Horst Seehofer wies
solche Vorwürfe wütend zurück.
Der Graben
wird tiefer
S
Drei Anführer von „Pegida“
tauchen in Polizeidatei auf
Die Unsicherheit der etablierten
Parteien im Umgang mit „Pegida“
resultiert auch daraus, dass deren
Anhänger nicht so einfach in eine
Schublade passen. Bekannt ist allerdings, dass Initiator Lutz Bachmann
mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt geraten ist und im Gefängnis
saß. Der Spiegel berichtet nun, dass
zwei weitere Organisatoren in einer
Polizeidatei geführt werden. Bei den
Aufmärschen habe die Polizei zudem Mitglieder der rechtsextremen
Hooligangruppen „Faust des Ostens“ und „Hooligans Elbflorenz“
ausgemacht.
Im Kommentar erklärt Jürgen
Marks die Kluft zwischen Politikern
und Bürgern. Und im Porträt auf
Seite 2 schreibt Michael Stifter über
den „Wutbürgermeister“ Lutz
Bachmann. (msti, afp, dpa)
Die Umfrage
Gabriele Pauli vor ihrem politischen Comeback – auf Sylt
Liedermacher Reinhard Mey hat sich von ihr inspirieren lassen. Der Schriftsteller Theodor Storm. Und
jetzt hat es Gabriele Pauli Sylt angetan. Die 57-Jährige wird wohl keine Liedtexte schreiben. Eine Novelle ist auch nicht in Planung. Aber Bürgermeisterin
von Sylt will die frühere Fürther Landrätin werden.
Bekannt wurde Pauli 2006 als Kritikerin des damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoi-
ber. Hochglanz-Fotos, die sie in Latexhandschuhen
zeigten, ließen Pauli ins politische Abseits geraten. Sie
trat aus der CSU aus. Bei den Freien Wählern hatte
sie ein Intermezzo. Jetzt arbeitet sie an ihrem Comeback. Gestern Abend erzielte Pauli von sechs Kandidaten das beste Ergebnis. Nur die Stichwahl am 11.
Januar trennt sie noch davon, die Insel der Reichen
und Schönen zu regieren.»Politik
Foto: Rehder, dpa
Die Rettung der Welt wird vertagt
UN Länder einigen sich nur auf Mini-Kompromiss zum Klimaschutz
Die Umfrage von TNS Forschung für
den „Spiegel“ ergab nicht nur,
dass 65 Prozent der Deutschen sich
von der Politik mit ihren Sorgen in
Sachen Zuwanderung alleingelassen
fühlen. 34 Prozent sind zudem der
Meinung, dass in Deutschland eine
Islamisierung stattfindet. 54 Prozent der Unions-Anhänger und
46-Prozent der SPD-Wähler haben demnach Verständnis für die Bewegung „Pegida“. (afp, dpa)
Lima Der Klimagipfel der Vereinten
Nationen ist vorbei – debattiert wird
trotzdem noch. Und zwar über das
Ergebnis: Während Umweltministerin Barbara Hendricks behauptet,
der nach erbitterten Diskussionen
gefasste Kompromiss eröffne „alle
Möglichkeiten für ambitionierten,
weltweiten Klimaschutz“, können
sich Umweltverbände weniger dafür
begeistern. Wirklich klar bleibt nur
das Ziel: Die Erderwärmung soll auf
zwei Grad begrenzt werden.
Die Konferenz in Lima ging wegen der verhärteten Fronten zwischen Industrie-, Schwellen- und
Entwicklungsländern in die Verlängerung und endete fast eineinhalb
Tage später als geplant. Strittig war
vor allem, wer welchen Anteil an der
CO2-Reduzierung übernehmen soll.
Die Industrieländer fordern, dass
sich auch aufstrebende Staaten wie
Indien und China zu verbindlichen
Schritten bei der Reduzierung der
Emissionen verpflichten. Die ärme-
ren Länder in Afrika, Asien und Lateinamerika, die besonders vom Klimawandel betroffen sind, verlangen
Hilfszusagen der reichen Länder,
um sie bei der Bewältigung des Klimawandels zu unterstützen. Am
Ende traf man sich recht vage irgendwo in der Mitte. Wie der Kompromiss von Lima aussieht, lesen Sie
in der Politik. Richtig ernst wird es
erst Ende 2015. Dann soll in Paris
ein neuer Klimavertrag verabschiedet werden. (afp, dpa, AZ)
elten war die Kluft zwischen Politikern und Bürgern so deutlich
spürbar wie in der Debatte um die
Anti-Islamismus-Proteste.
Wenn Bundespräsident Gauck
die Dresdner Demonstranten pauschal „Chaoten“ nennt, wenn
NRW-Innenminister Jäger besorgte Bürger als „Nazis in Nadelstreifen“ verunglimpft, dann verstärkt das nur das Bauchgefühl vieler, nicht verstanden zu werden.
Die Pegida-Anführer mögen tatsächlich aus der rechten Ecke
stammen. Doch hinter ihnen versammeln sich Menschen mit realen
Ängsten. Sie sorgen sich: Reicht
meine Altersvorsorge? Wie sicher
ist mein Job? Wie gefährlich sind die
Islamisten in Deutschland?
Dass die Proteste derzeit vor allem in Dresden stattfinden, hat mit
den schwierigen Jahren des Umbruchs nach der Wende und der
besonderen Existenzangst vieler
Ostdeutscher zu tun. Aber die
Angst vor Überfremdung angesichts
wachsender Flüchtlingszahlen findet sich auch andern Ortes. Deshalb
wären Politiker gut beraten, den
Menschen zuzuhören und die Notwendigkeit von Einwanderung
und Integration besser zu erklären.
Sprüche und Pauschalurteile vertiefen nur Gräben und spielen den
Pegida-Anführern in die Karten.
Heute in Ihrer Zeitung
Warum Olivenöl teurer wird
Für Olivenöl dürften Verbraucher
bald deutlich mehr bezahlen müssen – zumindest, wenn es aus Italien
kommt. Denn Oliven sind knapp.
Was das mit Fruchtfliegen zu tun
hat, lesen Sie in der Wirtschaft.
Ernst Albrecht ist tot
Wer denn sonst!?
Arrivederci,
Lanz!
Augsburg „Wetten, dass ..?“ ist Geschichte. Zu der Abschiedsgala
schalteten zwar fast 9,3 Millionen
Zuschauer ein. Fast vier Millionen
mehr als zuletzt. Dennoch ist nach
knapp 34 Jahren und 215 Ausgaben
das letzte Format
großer TV-Unterhaltung
zu
Ende gegangen.
Die Show hatte es
nicht mehr geschafft, Familien
samt Kindern im
Schlafanzug vor
Markus Lanz
dem Bildschirm
zu versammeln.
Das „Arrivederci Lanz“ zum Finale
signalisierte Vorfreude auf ein Wiedersehen. Der Südtiroler wird weiter seine ZDF-Talkshow moderieren. (rup)
»Panorama
Parteitag Wie sich CSU-Chef Seehofer für unverzichtbar erklärt hat
VON ULI BACHMEIER
Nürnberg Horst Seehofers letzter
Dank geht nach ganz oben. 22 Mal
hatte der CSU-Chef in seiner Parteitagsrede schon „danke“ oder „vergelt’s Gott“ gesagt. Das gehört zum
Ritual. Minister, Staatssekretäre,
Fraktionschefs, Kronprinzen – sie
alle wollen gelobt werden. Seehofer
tat ihnen den Gefallen. Ganz zum
Schluss aber sagt er: „Ich danke dem
Herrgott, dass ich wider Erwarten
das jetzt alles durchgestanden
habe.“ Der Satz ist doppeldeutig. Er
könnte sich auf seine Gesundheit
und den Parteitag beziehen. Seehofer hatte eine schwere Erkältung
noch nicht ganz auskuriert und doch
die vielleicht beste seiner Reden ge-
halten. Er könnte aber auch die sieben Jahre als Parteichef und Ministerpräsident gemeint haben. 2008
lag die CSU fast schon am Boden,
jetzt sieht sie sich wieder obenauf.
Mission erfüllt? Von wegen! Seehofer will mehr. Es geht um seinen
ganz persönlichen Platz in der Geschichte:
erst
Horst
Strauß,
dann
Seehofer
Stoiber, jetzt SeeFoto: dpa
hofer. Es geht um
einen
althergebrachten Alleinvertretungsanspruch: „Im
Bund wird Bayern alleine
durch die CSU vertreten und
durch sonst niemand.“ Und es
geht um die Weltspitze. Was
der FC Bayern im Fußball
ist, das soll die CSU unter den Parteien und der Freistaat unter den
Ländern der Erde sein.
Ganz nebenbei demonstriert der
Parteichef dabei auch noch, dass er
sich in diesem Zusammenhang für
unverzichtbar hält. So, wie er nach
2008 „die Aussaat der absoluten
Mehrheit“ in Bayern gelegt
habe, so könnte es, wenn alle
in der CSU sich seiner Führung und seiner Strategie
unterwerfen, 2017 auch
im Bund funktionieren.
Mit Angela Merkel als
unumstrittener Frontfrau der Union – und
mit der Hilfe des Allmächtigen ...
»Leitartikel und Bayern
Nach dem Derby
ist vor den Derbys
Augsburg Vieles deutet darauf hin,
dass es in der nächsten Saison ein
weiteres bayerisches Derby in der
Fußball-Bundesliga geben wird.
Denn der FC Ingolstadt hat gestern
in der zweiten Liga das Spitzenspiel
gegen den Tabellenzweiten Kaiserslautern mit 2:0 gewonnen. Zur Saison-Halbzeit führt der FCI damit
souverän die Tabelle an. Der Vorsprung auf den dritten Platz, der
nicht automatisch zum Aufstieg berechtigt, beträgt sieben Punkte.
Was die Ingolstädter zu ihrem Höhenflug sagen, erfahren Sie im Sport.
Noch deutlicher dominiert der
FC Bayern die erste Liga. Beim 4:0
gegen den FC Augsburg zeigte sich
wieder einmal: Die Münchner sind
eine Klasse für sich. Wer der SuperSuper-Star in diesem Derby war, lesen Sie ebenfalls im Sport. (AZ)
Der frühere niedersächsische CDUMinisterpräsident Ernst Albrecht
ist mit 84 Jahren gestorben. Der Vater von Verteidigungsministerin
Ursula von der Leyen war von 1976
bis 1990 Regierungschef in Niedersachsen.
»Politik
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