Allgäuer Zeitung, Füssen vom 15.12.2014 - All
Transcription
Allgäuer Zeitung, Füssen vom 15.12.2014 - All
FÜSSENER BLATT | SEIT 1838 HEIMATZEITUNG FÜR FÜSSEN UND UMGEBUNG ... A llgäuer Zeitung Nur nicht nadeln Wie der Christbaum lange frisch bleibt Geld & Leben MONTAG, 15. DEZEMBER 2014 Allgäu Airport Angespannte Stimmung bei den Verantwortlichen, aber auch neue Ideen Allgäu-Rundschau Stark bewölkt An den Alpen föhnig, sonst etwas Regen Wetter www.all-in.de NR. 288 Deutsche fühlen sich von Politikern alleingelassen PREIS ¤ 1,55 Die Nase im Wind Blickpunkt Lokales Harte Linie bei Schwarzbau Bei einem Anwesen in Füssen sind mehrere Schwarzbauten entdeckt worden – das Landratsamt lehnt eine nachträgliche Genehmigung vehement ab. »Seite 29 Umfrage Die Angst vor Zuwanderung wächst. Auch heute wieder Massendemo in Dresden Augsburg Zwei Drittel der Deutschen haben das Gefühl, dass die Große Koalition ihre Sorgen um Flüchtlingspolitik und Zuwanderung nicht ernst genug nimmt. Das ergab eine Umfrage des Nachrichtenmagazins Der Spiegel. Die Bewegung „Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ macht sich die Ängste der Bürger zunutze. Auch heute Abend werden in Dresden wieder tausende Demonstranten erwartet. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) und die etablierten Parteien sehen die Massenbewegung mit Sorge. Doch jeder zweite Deutsche hat Verständnis für die Kundgebungen, die auch in mehreren anderen Städten stattfinden. Selbst viele Anhänger der Regierungsparteien können laut einer Umfrage des Magazins Focus nachvollziehen, warum Woche für Woche Tausende auf die Straße gehen. Am größten ist das Verständnis für „Pegida“ bei AfD-Wählern mit 86 Prozent. Für Innenminister de Maizière ist das keine Überraschung: „In dieser Gruppe gibt es viele Menschen, die sich sorgen vor den Herausforderungen unserer Zeit. Es geht um Flüchtlinge, die Angst vor angeblich drohender Islamisierung, den Euro. Ich sehe Schnittmengen mit den Anhängern der AfD“, sagte der CDU-Politiker. Seit Wochen streiten Politiker über den Umgang mit den Protesten. SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann bezeichnete die Einwanderungspolitik nun als „das vermutlich wichtigste Thema des kommenden Jahrzehnts“ und forderte, die Regierung müsse damit „viel offensiver umgehen“. Grünen-Chef Cem Özdemir sieht Deutschland „vor einer Prüfung“. Die Linke erhob schwere Vorwürfe gegen die Alternative für Deutschland. Parteichef Bernd Riexinger sagte, diese stehe Pegida „näher als dem Grundgesetz. AfD-Chef Bernd Lucke bezeichnete er als „geistigen Brandstifter mit Biedermanngesicht“. Kommentar VON JÜRGEN MARKS » [email protected] Aber auch die Union breche „ein Tabu nach rechts, indem sie offen Verständnis für fremdenfeindliche Demonstrationen äußert“, sagte Riexinger. Mit Blick auf den Brandanschlag im mittelfränkischen Vorra sagte Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter, die CSU habe in den vergangenen Monaten mit populistischen Vorstößen zu einer Verschärfung des Meinungsklimas beigetragen. CSU-Chef Horst Seehofer wies solche Vorwürfe wütend zurück. Der Graben wird tiefer S Drei Anführer von „Pegida“ tauchen in Polizeidatei auf Die Unsicherheit der etablierten Parteien im Umgang mit „Pegida“ resultiert auch daraus, dass deren Anhänger nicht so einfach in eine Schublade passen. Bekannt ist allerdings, dass Initiator Lutz Bachmann mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt geraten ist und im Gefängnis saß. Der Spiegel berichtet nun, dass zwei weitere Organisatoren in einer Polizeidatei geführt werden. Bei den Aufmärschen habe die Polizei zudem Mitglieder der rechtsextremen Hooligangruppen „Faust des Ostens“ und „Hooligans Elbflorenz“ ausgemacht. Im Kommentar erklärt Jürgen Marks die Kluft zwischen Politikern und Bürgern. Und im Porträt auf Seite 2 schreibt Michael Stifter über den „Wutbürgermeister“ Lutz Bachmann. (msti, afp, dpa) Die Umfrage Gabriele Pauli vor ihrem politischen Comeback – auf Sylt Liedermacher Reinhard Mey hat sich von ihr inspirieren lassen. Der Schriftsteller Theodor Storm. Und jetzt hat es Gabriele Pauli Sylt angetan. Die 57-Jährige wird wohl keine Liedtexte schreiben. Eine Novelle ist auch nicht in Planung. Aber Bürgermeisterin von Sylt will die frühere Fürther Landrätin werden. Bekannt wurde Pauli 2006 als Kritikerin des damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoi- ber. Hochglanz-Fotos, die sie in Latexhandschuhen zeigten, ließen Pauli ins politische Abseits geraten. Sie trat aus der CSU aus. Bei den Freien Wählern hatte sie ein Intermezzo. Jetzt arbeitet sie an ihrem Comeback. Gestern Abend erzielte Pauli von sechs Kandidaten das beste Ergebnis. Nur die Stichwahl am 11. Januar trennt sie noch davon, die Insel der Reichen und Schönen zu regieren.»Politik Foto: Rehder, dpa Die Rettung der Welt wird vertagt UN Länder einigen sich nur auf Mini-Kompromiss zum Klimaschutz Die Umfrage von TNS Forschung für den „Spiegel“ ergab nicht nur, dass 65 Prozent der Deutschen sich von der Politik mit ihren Sorgen in Sachen Zuwanderung alleingelassen fühlen. 34 Prozent sind zudem der Meinung, dass in Deutschland eine Islamisierung stattfindet. 54 Prozent der Unions-Anhänger und 46-Prozent der SPD-Wähler haben demnach Verständnis für die Bewegung „Pegida“. (afp, dpa) Lima Der Klimagipfel der Vereinten Nationen ist vorbei – debattiert wird trotzdem noch. Und zwar über das Ergebnis: Während Umweltministerin Barbara Hendricks behauptet, der nach erbitterten Diskussionen gefasste Kompromiss eröffne „alle Möglichkeiten für ambitionierten, weltweiten Klimaschutz“, können sich Umweltverbände weniger dafür begeistern. Wirklich klar bleibt nur das Ziel: Die Erderwärmung soll auf zwei Grad begrenzt werden. Die Konferenz in Lima ging wegen der verhärteten Fronten zwischen Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländern in die Verlängerung und endete fast eineinhalb Tage später als geplant. Strittig war vor allem, wer welchen Anteil an der CO2-Reduzierung übernehmen soll. Die Industrieländer fordern, dass sich auch aufstrebende Staaten wie Indien und China zu verbindlichen Schritten bei der Reduzierung der Emissionen verpflichten. Die ärme- ren Länder in Afrika, Asien und Lateinamerika, die besonders vom Klimawandel betroffen sind, verlangen Hilfszusagen der reichen Länder, um sie bei der Bewältigung des Klimawandels zu unterstützen. Am Ende traf man sich recht vage irgendwo in der Mitte. Wie der Kompromiss von Lima aussieht, lesen Sie in der Politik. Richtig ernst wird es erst Ende 2015. Dann soll in Paris ein neuer Klimavertrag verabschiedet werden. (afp, dpa, AZ) elten war die Kluft zwischen Politikern und Bürgern so deutlich spürbar wie in der Debatte um die Anti-Islamismus-Proteste. Wenn Bundespräsident Gauck die Dresdner Demonstranten pauschal „Chaoten“ nennt, wenn NRW-Innenminister Jäger besorgte Bürger als „Nazis in Nadelstreifen“ verunglimpft, dann verstärkt das nur das Bauchgefühl vieler, nicht verstanden zu werden. Die Pegida-Anführer mögen tatsächlich aus der rechten Ecke stammen. Doch hinter ihnen versammeln sich Menschen mit realen Ängsten. Sie sorgen sich: Reicht meine Altersvorsorge? Wie sicher ist mein Job? Wie gefährlich sind die Islamisten in Deutschland? Dass die Proteste derzeit vor allem in Dresden stattfinden, hat mit den schwierigen Jahren des Umbruchs nach der Wende und der besonderen Existenzangst vieler Ostdeutscher zu tun. Aber die Angst vor Überfremdung angesichts wachsender Flüchtlingszahlen findet sich auch andern Ortes. Deshalb wären Politiker gut beraten, den Menschen zuzuhören und die Notwendigkeit von Einwanderung und Integration besser zu erklären. Sprüche und Pauschalurteile vertiefen nur Gräben und spielen den Pegida-Anführern in die Karten. Heute in Ihrer Zeitung Warum Olivenöl teurer wird Für Olivenöl dürften Verbraucher bald deutlich mehr bezahlen müssen – zumindest, wenn es aus Italien kommt. Denn Oliven sind knapp. Was das mit Fruchtfliegen zu tun hat, lesen Sie in der Wirtschaft. Ernst Albrecht ist tot Wer denn sonst!? Arrivederci, Lanz! Augsburg „Wetten, dass ..?“ ist Geschichte. Zu der Abschiedsgala schalteten zwar fast 9,3 Millionen Zuschauer ein. Fast vier Millionen mehr als zuletzt. Dennoch ist nach knapp 34 Jahren und 215 Ausgaben das letzte Format großer TV-Unterhaltung zu Ende gegangen. Die Show hatte es nicht mehr geschafft, Familien samt Kindern im Schlafanzug vor Markus Lanz dem Bildschirm zu versammeln. Das „Arrivederci Lanz“ zum Finale signalisierte Vorfreude auf ein Wiedersehen. Der Südtiroler wird weiter seine ZDF-Talkshow moderieren. (rup) »Panorama Parteitag Wie sich CSU-Chef Seehofer für unverzichtbar erklärt hat VON ULI BACHMEIER Nürnberg Horst Seehofers letzter Dank geht nach ganz oben. 22 Mal hatte der CSU-Chef in seiner Parteitagsrede schon „danke“ oder „vergelt’s Gott“ gesagt. Das gehört zum Ritual. Minister, Staatssekretäre, Fraktionschefs, Kronprinzen – sie alle wollen gelobt werden. Seehofer tat ihnen den Gefallen. Ganz zum Schluss aber sagt er: „Ich danke dem Herrgott, dass ich wider Erwarten das jetzt alles durchgestanden habe.“ Der Satz ist doppeldeutig. Er könnte sich auf seine Gesundheit und den Parteitag beziehen. Seehofer hatte eine schwere Erkältung noch nicht ganz auskuriert und doch die vielleicht beste seiner Reden ge- halten. Er könnte aber auch die sieben Jahre als Parteichef und Ministerpräsident gemeint haben. 2008 lag die CSU fast schon am Boden, jetzt sieht sie sich wieder obenauf. Mission erfüllt? Von wegen! Seehofer will mehr. Es geht um seinen ganz persönlichen Platz in der Geschichte: erst Horst Strauß, dann Seehofer Stoiber, jetzt SeeFoto: dpa hofer. Es geht um einen althergebrachten Alleinvertretungsanspruch: „Im Bund wird Bayern alleine durch die CSU vertreten und durch sonst niemand.“ Und es geht um die Weltspitze. Was der FC Bayern im Fußball ist, das soll die CSU unter den Parteien und der Freistaat unter den Ländern der Erde sein. Ganz nebenbei demonstriert der Parteichef dabei auch noch, dass er sich in diesem Zusammenhang für unverzichtbar hält. So, wie er nach 2008 „die Aussaat der absoluten Mehrheit“ in Bayern gelegt habe, so könnte es, wenn alle in der CSU sich seiner Führung und seiner Strategie unterwerfen, 2017 auch im Bund funktionieren. Mit Angela Merkel als unumstrittener Frontfrau der Union – und mit der Hilfe des Allmächtigen ... »Leitartikel und Bayern Nach dem Derby ist vor den Derbys Augsburg Vieles deutet darauf hin, dass es in der nächsten Saison ein weiteres bayerisches Derby in der Fußball-Bundesliga geben wird. Denn der FC Ingolstadt hat gestern in der zweiten Liga das Spitzenspiel gegen den Tabellenzweiten Kaiserslautern mit 2:0 gewonnen. Zur Saison-Halbzeit führt der FCI damit souverän die Tabelle an. Der Vorsprung auf den dritten Platz, der nicht automatisch zum Aufstieg berechtigt, beträgt sieben Punkte. Was die Ingolstädter zu ihrem Höhenflug sagen, erfahren Sie im Sport. Noch deutlicher dominiert der FC Bayern die erste Liga. Beim 4:0 gegen den FC Augsburg zeigte sich wieder einmal: Die Münchner sind eine Klasse für sich. Wer der SuperSuper-Star in diesem Derby war, lesen Sie ebenfalls im Sport. (AZ) Der frühere niedersächsische CDUMinisterpräsident Ernst Albrecht ist mit 84 Jahren gestorben. Der Vater von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen war von 1976 bis 1990 Regierungschef in Niedersachsen. »Politik Kontakt Redaktionsleitung Allgäu (0831) 206-439 [email protected], Fax (0831) 206-123 Lokales Tel. (08362) 5079-71, Fax -10 [email protected] Anzeigen Tel. (08362) 5079-0, Fax -39 [email protected] Abo-Service Tel. (08362) 5079-40, Fax -47 [email protected] AZ Service-Center Luitpoldstraße 6, Füssen . 10051 4 190107 301554 Ihre Heimatzeitung 2 Wochen gratis ! Gehen Sie bestens informiert in den Tag – mit Ihrer Heimatzeitung Zwei Wochen kostenlos und völlig unverbindlich. Sie genießen jeden Morgen interessante Informationen und aktuelle Nachrichten aus Ihrer Umgebung, dem Allgäu und der ganzen Welt. Gleich anfordern! Anrufen: Faxen: Mailen: Internet: 08 31/2 06-4 98 08 31/2 06-3 99 [email protected] www.all-in.de/probe