Allgäuer Zeitung, Füssen vom 02.08.2014 - All
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Allgäuer Zeitung, Füssen vom 02.08.2014 - All
FÜSSENER BLATT | SEIT 1838 HEIMATZEITUNG FÜR FÜSSEN UND UMGEBUNG ... A llgäuer Zeitung Im weiten Norden Der Sommer der vier Himmelsrichtungen Wochenend-Journal SAMSTAG/SONNTAG, 2./3. AUGUST 2014 Der Jäger vom Dienst Reinhard Nemetz wechselt nach München Die Dritte Seite Tierisches Hintersteiner Steinadler ist der fruchtbarste Allgäu-Rundschau Wolkig, 28 Grad Schwülwarm und teilweise wechselhaft Wetter www.all-in.de NR. 176 PREIS ¤ 1,90 Blickpunkt Lokales Jubel über Kriegserklärung Die Nachricht vom Beginn des Ersten Weltkriegs löste in Füssen zunächst Jubel aus. Bald aber machten sich auch seine Auswirkungen und Schrecken bemerkbar. »Seite 35 Kommentar VON JÖRG SIGMUND » [email protected] Seltsame Geschäfte Foto: Ulrich Wagner So schön ist der Urlaub daheim » Ausflugstipps: Die besten Ziele in der Region (Titel-Thema) » Psychologie: Wie man zu Hause Entspannung findet (Bayern) » Wetter: Warum sich Verreisen ohnehin nicht lohnt (Panorama) Hamas entführt israelischen Soldaten Netanjahu beendet darauf die Waffenruhe Gaza/Tel Aviv Ungeachtet einer humanitären Waffenruhe haben militante Palästinenser einen israelischen Soldaten verschleppt. Als Reaktion darauf erklärte Israel die Feuerpause am Freitag für gescheitert. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte harte Gegenmaßnahmen an. Der 23-jährige Leutnant fiel nach Angaben des israelischen Militärs einem Kommando der radikal-islamischen Hamas in die Hände, während seine Einheit mit Zerstörungsarbeiten an einem Tunnel beschäftigt war. Demnach erfolgte die Entführung anderthalb Stunden nach Beginn einer dreitägigen humanitären Waffenruhe, die die Vereinten Nationen (UN) und die USA in der Nacht zuvor zwischen Israel und der Hamas vermittelt hatten. Die Kassam-Brigaden, der bewaffnete Arm der Hamas, bestätigten die Gefangennahme. Die militanten Islamisten betonten, dass ihnen der Soldat bei Kämpfen eine Stunde vor Inkrafttreten der Waffenruhe in die Hände gefallen sei. (dpa) »Leitartikel und Politik Druck auf Haderthauer wächst Betrugsverdacht Staatsanwaltschaft hat Ermittlungsverfahren gegen die Ministerin eingeleitet. In der Modellauto-Affäre droht dem Ehemann der CSU-Politikerin eine weitere Strafanzeige München Gegen Staatskanzleichefin Christine Haderthauer wird nun förmlich ermittelt. Nachdem Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU) keine Einwände erhoben hatte, habe die Staatsanwaltschaft München II die Einleitung des Verfahrens beschlossen, sagte am Freitag Oberstaatsanwalt Ken Heidenreich, der Sprecher der Behörde. Über den weiteren Verlauf des Verfahrens und über dessen Inhalt wollte er keine Angaben machen. Grundlage ist die Überprüfung einer Betrugsanzeige, die der frühere Mitgesellschafter des Unternehmens Sapor Modelltechnik eingereicht hat. In gleicher Sache wird bereits seit einiger Zeit gegen Haderthauers Mann Hubert ermittelt. Anlass der zwei Ermittlungsverfahren gegen das Ehepaar ist ein komplizierter Streit ums Geld: Hubert Haderthauer – heute Landgerichtsarzt in Ingolstadt – hatte Ende der 1980er Jahre den Dreifachmörder Roland S. kennengelernt. Dieser hatte von Anfang der 70er bis Mitte der 80er Jahre drei Männer getötet und verstümmelt. Wegen seiner vermutlich unheilbaren seelischen Störung und Gefährlichkeit, sitzt der heute 75-Jährige nach wie vor im Maßregelvollzug und wird voraussichtlich bis ans Ende seines Lebens nicht mehr freikommen. Der Stahlbauschlosser ist jedoch ein begabter Handwerker. Der Mörder begann, im Auftrag von Sapor Modelltechnik Luxus-Modellautos zu bauen – als Teil der Arbeitstherapie in der Psychiatrie. Als Gesellschafter stieg aber zunächst nicht Dr. Haderthauer, sondern seine Frau Christine ein. Miteigentü- mer war der französische Geschäftsmann Roger Ponton. Nach ihrer Wahl in den Landtag 2003 gab die CSU-Politikerin ihren Anteil an Ehemann Hubert ab, der bis 2008 Gesellschafter blieb. 2011 zahlten die Haderthauers dem Ex-Geschäftspartner Ponton nachträglich 20 000 Euro Abfindung für dessen Anteil. Ponton fühlt sich jedoch betrogen und erstattete deswegen Anzeige im Frühjahr. Eine weitere Strafanzeige droht nun auch Haderthauers Ehemann Hintergrund ● Er ist 75 Jahre alt und gilt immer noch als gefährlich: der Dreifachmörder Roland S. 1971 erdrosselt er zum ersten Mal einen jungen Mann und verstümmelt die Genitalien. Der Stahlbauschlosser wird zu 14 Jahren Haft verurteilt, kommt jedoch nach acht Jahren wieder frei. ● 1982 erwürgt S. einen 17 Jahre alten Lehrling bei einer Spazierfahrt im Schwarzwald mit den Ärmeln seiner Jacke. Wieder verstümmelt er das Opfer. Der Polizei gelingt es zunächst nicht, S. die Tat nachzuweisen. ● Das dritte Opfer stirbt am Silvesterabend 1985 in Bayern, es ist S. 47. Geburtstag. Die beiden Männer haben zuerst Sex miteinander. Anschließend erwürgt S. seinen Geburtstagsgast, bevor er die Leiche zerstückelt. Der Nürnberger Richter nennt ihn bei der Urteilsverkündung im Prozess am 16. Mai 1988 „seelisch abartig“. (dpa) durch den Dreifachmörder und Modellauto-Bauer S. Das sagte dessen Anwalt Adam Ahmed. Er dementierte jedoch Berichte, wonach der psychisch kranke Straftäter auch Christine Haderthauer anzeigen wolle. Der gelernte Bauschlosser S. hat nach Zeitungsinformationen bis zu 130 Modellautos gebaut, die das Ehepaar Haderthauer über die Firma Sapor Modelltechnik für insgesamt mehr als 2,6 Millionen Euro weiterverkauft oder versteigert haben soll. Der Häftling habe für seine Arbeit in der Forensik demnach nur 200 Euro pro Monat erhalten. Die SPD griff unterdessen ein Interview von Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) auf, der einen Rücktritt Haderthauers bisher abgelehnt hat. Nach dem Rücktritt des früheren Bundeslandwirtschaftsministers Hans-Peter Friedrich (CSU) – der ebenfalls ins Visier von Staatsanwälten geraten war – hatte Seehofer gesagt: „Denn auch dies gehört zur politischen Hygiene: Wenn ein Staatsanwalt ein Ermittlungsverfahren einleitet, kann man nicht gleichzeitig Bundesminister sein.“ (dpa, afp, AZ) »Kommentar N och ist Christine Haderthauer nicht angeklagt. Noch gilt für die CSU-Politikerin die Unschuldsvermutung. Die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens durch die Staatsanwaltschaft ist kein Rücktrittgrund, auch wenn schon allein der Betrugsverdacht den Druck auf die Chefin der bayerischen Staatskanzlei erheblich erhöht hat. Ministerpräsident Horst Seehofer hat hohes Vertrauen in Haderthauer gesetzt und bisher keinen Grund für personelle Konsequenzen gesehen. Vielleicht hat er es auch deshalb getan, weil er seinen Parteifreund, Landwirtschaftsminister Hans-Peter Friedrich, der ebenfalls ins Visier der Justiz geraten war, sehr schnell fallen ließ. Dafür war Seehofer damals scharf kritisiert worden. Sollte sich jedoch der Verdacht erhärten und es tatsächlich zu einer Anklage kommen, was in CSU-Kreisen bezweifelt wird, kann Seehofer an seiner Ministerin nicht mehr festhalten. Das ist die eine Seite der bizarren Modellauto-Affäre, die inzwischen politische Brisanz bekommen hat. Die andere: Sollte Haderthauer die Betrugsvorwürfe entkräften können, wird es am Ende nicht einfach werden, den Menschen das seltsame Geschäftsmodell zu erklären. Moralisch fragwürdig ist die Zusammenarbeit mit einem verurteilten Dreifachmörder allemal. Heute in Ihrer Zeitung Noten für Abgeordnete Eine „eins“ für Stephan Strecke, eine „fünf“ für Claudia Roth, eine „sechs“ für Peter Gauweiler. Ein Internetportal vergibt Noten an fast alle Abgeordneten. Wofür, lesen Sie auf der Seite Politik. Börsen auf Talfahrt Schauspieler stirbt in den Bergen Berchtesgaden Der aus der ARD-Serie „Lindenstraße“ bekannte Schauspieler Philipp Brammer ist bei einer Bergtour in den Alpen tödlich verunglückt. Suchmannschaften von Bergwacht und Polizei fanden die Leiche des 44-Jährigen am Freitag nahe der Reiteralpe in den Berchtesgadener Bergen. Nach PolizeianPhilipp Brammer gaben war der Schauspieler in steilem Gelände rund 70 Meter in die Tiefe gestürzt. Seine Leiche lag in knapp 1700 Metern Höhe. Nach Brammer war seit Tagen gesucht worden. (dpa) »Bayern Einfach, schnell, günstig Technik Bei der ersten E-Mail vor 30 Jahren war das noch anders VON DOROTHEE PFAFFEL Karlsruhe/Augsburg Eine ganze Nacht lang musste Michael Rotert vor 30 Jahren noch warten, bis er die erste E-Mail der Bundesrepublik in seinem Postfach hatte. Der Inhalt der Nachricht aus den USA an „rotert@germany“ war ganz simpel: „Willkommen im CSNET“. Doch die Bedeutung war enorm. Denn damit wusste der damalige Leiter des Rechenzentrums für Informatik an der Hochschule Karlsruhe: Deutschland ist ab sofort per E-Mail erreichbar. Bei CSNET handelte es sich aber vorerst nur um ein internationales akademisches Computernetz, ange- schlossen waren also lediglich Hochschulen. Verschickt wurden damals gerade einmal 100 bis 200 deutsche E-Mails am Tag. Und diese kamen auch nicht wie heute quasi schon in dem Moment an, in dem sie abgeschickt wurden. Rotert erzählt, er habe nur ein paar Mal am Tag nach Amerika „rübergewählt“. Dabei seien die Nachrichten, die sich bis dahin angesammelt hatten, versendet und gleichzeitig die Mails von den USA „abgeholt“ worden. Das Verschicken von E-Mails war 1984 nämlich richtig teuer: Rund 30 000 DM im Monat zahlten die Wissenschaftler an die Bundespost, um deren digitale Leitungen zu benutzen. Ungefähr 60 Pfennig pro Din A4 Seite. Dafür gab es weder Spam-Nachrichten noch solche, die mit Viren oder Trojanern verseucht waren. In den 90ern wurde die E-Mail schließlich zum Massenphänomen. Heute werden in Deutschland 150 Milliarden E-Mails im Jahr versendet – weltweit sind es sogar 400 Milliarden am Tag. Michael Rotert Foto: Uli Deck, dpa Helmut Kohl siegt vor Gericht Köln Das Oberlandesgericht Köln hat Altkanzler Helmut Kohl 200 Tonbänder mit seinen Lebenserinnerungen sowie 550 Handakten zugesprochen. Obwohl der Ghostwriter seiner Memoiren, der Publizist Heribert Schwan, die Kassetten beschafft hatte und ihn darauf 630 Stunden lang befragt, betrachtet das Gericht sie als alleiniges Eigentum von Kohl. Denn der Materialwert der Kassetten sei weit geringer als ihr immaterieller Wert als historisches Dokument, erläuterte der Vorsitzende Richter Hubertus Nolte am Freitag. Dieser Wert aber gehe auf den inzwischen 84-jährigen Kohl zurück. Möglicherweise ist der Streit damit noch nicht zu Ende: Revision zum Bundesgerichtshof wurde zugelassen. (dpa) »Politik Die Talfahrt am Aktienmarkt hat sich am Freitag fortgesetzt und den Dax zeitweise unter 9200 Punkte gedrückt. Die Staatspleite Argentiniens, Sanktionen gegen Russland und der Gaza-Konflikt verunsichern die Anleger. »Wirtschaft Kontakt Redaktionsleitung Allgäu (0831) 206-439 [email protected], Fax (0831) 206-123 Lokales Tel. (08362) 5079-71, Fax -10 [email protected] Anzeigen Tel. 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