Ein Weingut sitzt auf dem Trockenen

Transcription

Ein Weingut sitzt auf dem Trockenen
KRAICHGAU
Heute
Was sich für Behinderte
noch verändern muss
Die Europäische Union hat das
Jahr 2003 zum Jahr der Menschen mit Behinderungen ausgerufen. Was hat sich im Lauf
der Jahre verändert ? Was muss
sich noch tun ? Darüber gibt ein
Interview mit Dr. Kurt Klappenecker Auskunft. Er ist Leiter der
Evangelischen Stiftung Lichtenstern bei Löwenstein.
LANDKREIS
Seite 4 b
Nur für gute Kunden
niedrigere Zinssätze
Die Geldinstitute der Region
Heilbronn geben die jüngste
Zinssenkung der Europäischen
Zentralbank in unterschiedlicher Weise weiter. Die meisten
Unternehmen reduzieren nur
bei den guten Kunden.
REGION HN
Seite 18 a
Gesprächsangebot in Eppingen
Treff für Eltern
von ADS-Kindern
Kinder mit Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADS) stellen Eltern
und Erzieher vor eine besondere
Herausforderung. Dass sie mit ihren Sorgen und Problemen nicht alleine dastehen, zeigt die noch
junge Initiative betroffener Eltern.
Sie treffen sich Mittwoch, 22. Januar, um 20 Uhr im Nebenzimmer
der Gaststätte Palme in Eppingen.
Das Angebot zum Erfahrungsaustausch richtet sich an alle Interessierten auch aus der Umgebung.
Die Eppinger Gruppe gehört der
bundesweiten „Elterninitiative zur
Förderung von Kindern mit ADS“
an, die ihre Geschäftsstelle in
Ebersbach hat. Erwachsene, deren
Kinder zappeln, den Unterricht stören und sich leicht ablenken lassen,
müssen ihren oftmals unberechenbaren Sprösslingen viel Aufmerksamkeit widmen. Alle, die denken,
der Gesprächskreis könnte ihnen
weiterhelfen, sind bei der Gruppe
an der richtigen Adresse. Dort bekommen sie Tipps zum Umgang
mit ihren Kindern, aber auch zum
Verhalten gegenüber oftmals desinformierten Lehrern.
Nördlicher Landkreis Karlsruhe
Großkontrolle
nach Einbrüchen
Nach Einbrüchen in zwei Einfamilienhäuser in Ubstadt-Weiher, bei
denen wohl zwei Täter Schmuck
und 60 DVDs im Wert von 6700
Euro erbeuteten, hat die Polizei
rasch reagiert. Die Reviere Bretten,
Philippsburg, Bruchsal und Bad
Schönborn führten mehrere stationäre Kontrollen im nördlichen
Landkreis Karlsruhe durch. 75 Beamte nahmen 177 Fahrzeuge und
etwa 200 Insassen unter die Lupe,
ohne aber die Einbrecher zu finden.
FREITAG
17. Januar 2003
15
Kraichgauer Aushängeschild Heitlinger beantragt nach dem Rückzug des Hauptinvestors die Insolvenz
PRÄVENTION
Ein Weingut sitzt auf dem Trockenen
Nicht messbar
Von Peter Boxheimer
Sein Cuvée wurde weltweit den
Erster-Klasse-Fluggästen der Lufthansa serviert. Jetzt ist das Kraichgauer Weingut Heitlinger, ein
Aushängeschild der Branche, ins
Trudeln geraten. Wegen Zahlungsunfähigkeit hat das Tiefenbacher Unternehmen Insolvenzantrag gestellt.
1996 war für den Kraichgauer Familienbetrieb ein markantes Datum. Seine Besenwirtschaft wuchs
zum Weinforum. Für den Umbau
wurde ein Investor gesucht und gefunden:
Der
zahlungskräftige
Stammgast Klaus Tschira, Mitbegründer und früherer Chef des Walldorfer Software-Konzerns SAP, stieg
mit einer Kommanditisteneinlage
von einer Million Euro bei Heitlingers ein. Seitdem soll er rund sieben
Millionen Euro in den Weinbaubetrieb investiert haben.
Jetzt blies Tschira zum Rückzug.
„Die Chemie hat wohl nicht mehr
gestimmt“, sagt der vorläufige Insolvenzverwalter
Peter
Depré,
Rechtsanwalt in Mannheim. Nach
dem Ausstieg ihres Hauptfinanziers
sitzen die beiden Heitlinger-Betriebe auf dem Trockenen: die Kommanditgesellschaft, die für die
Weinproduktion
verantwortlich
zeichnet, und die Weinforum
GmbH, über die Verkauf und Vertrieb laufen. Für den Dezember haben die 14 fest angestellten Mitar-
Insolvenz beantragt: Das Tiefenbacher Weingut Heitlinger wird einstweilen von der Familie weiter geführt. Am Samstag öffnet der Gastronomiebetrieb nach der Weihnachtspause wieder. (Foto: Peter Boxheimer)
ber beauftragte einen Rechtsanwalt
damit, in einem installierten Beirat
seine Interessen zu vertreten, und
machte sich zunehmend rar. Dennoch ist Tschiras Rückzug für Heitlinger „relativ unverständlich und
überraschend“. Wenige Wochen
zuvor sei mit dessen Einverständnis
noch ein neues Lieferfahrzeug gekauft worden.
Hat das 1960 von seinem Großvater Albert Heitlinger gegründete
und für seine Qualität vielfach ausgezeichnete Weingut eine Perspektive ? Der Geschäftsführer gibt sich
optimistisch: „Ich gehe davon aus,
dass der Betrieb aufgrund der Substanz und unseres Engagements
weiter bestehen wird.“
Auch Peter Depré ist zuversichtlich. „Heitlinger hat ein gutes Marketing und Productplacement“, betont der Insolvenzverwalter. Nur
nehme der Markt den Wein im Moment nicht ab. Mit seinem Hochpreis-Segment bediene das Unternehmen eine anspruchsvolle Klientel. Doch auch in diesen Kreisen
werde mittlerweile gespart. Heitlin-
ger führt das auf die schlechte wirtschaftliche Lage zurück: „Die Konjunktur ist für die Gastronomie
nicht erfreulich.“
Was sind die nächsten Schritte,
um den Betrieb zu erhalten, der eine
Rebfläche von 38 Hektar bewirtschaftet und jährlich 300 000 Flaschen füllt ? Der Insolvenzverwalter
will versuchen, einen neuen Investor zu finden. Das Weingut im
Östringer Stadtteil besitze ein
enorm positives Image: „Aber es
muss einer dran glauben und das
Geld haben.“ Thomas Heitlinger
kann sich vorstellen, dass Tschira
als Kommanditist ausgelöst wird.
Ein Weg wäre seines Erachtens, das
finanzielle Engagement auf mehrere Schultern zu verteilen.
Unterdessen prüft der kommissarische Verwalter, ob das Insolvenzverfahren eröffnet werden soll. Eine
entsprechende Empfehlung will er
spätestens bis Ende Februar dem zuständigen Amtsgericht Karlsruhe
unterbreiten. „Es wäre ein Jammer“,
findet Peter Depré, „wenn das nicht
wieder in die Gänge kommt.“
der Generalversammlung des SPDStadtverbands im Mai ist Hartmut
Kächele bereit, sich zu dessen Vorsitzenden wählen lassen. Er ist Sprecher der SPD-Gemeinderatsfraktion
und war bereits Stadtverbandsvorsitzender ab dessen Gründungsjahr
1994 bis 2001. Kächele begründete
seine Bereitschaft zur Kandidatur
mit den 2004 anstehenden Kommunalwahlen und der Oberbürgermeisterwahl. Als Fraktionsvorsitzender sei er ohnehin in der Pflicht,
sich bei diesen Wahlen stärker einzubringen. „Aber nicht als Kandidat
fürs Amt des Oberbürgermeisters“, Günther Weigel will mehr Zeit für
sich. (Archivfoto: Peter Boxheimer)
wie er hervorhob.
Als neuen stellvertretenden Ortsvorsteher will die SPD in einer Sitzung des Ortschaftsrats am Samstag,
18. Januar, den Lehrer Theo Antritter (48) vorschlagen. Die entscheidende Abstimmung findet im Gemeinderat statt.
Günther Weigel betonte gestern
auf Anfrage, er wolle einfach mehr
Zeit für sein Hobby, die Musik, haben. Er werde aber seine beiden
Mandate als Stadtrat und Ortschaftsrat beibehalten. Er wolle
auch bei den Wahlen 2004 hierfür
erneut kandidieren.
Sein Rücktritt von seinem Mühlbacher Amt habe nichts mit dem
beiter noch keine Löhne und Gehälter erhalten.
„Tschira hat den Draht zu uns
verloren“, meint Thomas Heitlinger, Geschäftsführer des Weinforums. Ein Indiz dafür: Der Geldge-
Ein Markenzeichen
des Tiefenbacher
Weinguts: In Fässern aus französischer und ungarischer Eiche mit einer Kapazität von
58 000 Litern reift
der Barrique. (Foto:
Jürgen Kümmerle)
SPD-Stadtverband Eppingen
Günther Weigel
gibt Vorsitz ab
Von Thomas Senger
Günther Weigel will nicht mehr
stellvertretender Ortsvorsteher
in Mühlbach sein. Auch als Vorsitzender des SPD-Stadtverbands Eppingen möchte der
Lehrer nicht weitermachen.
Dieses Amt hat er seit 2001 inne. Stellvertretender Ortsvorsteher ist Weigel bereits seit 1994. In
Kommentar
Die Jugendkriminalität ist das
Sorgenkind von Polizei und Justiz. Nicht nur, weil es dabei um
junge Menschen geht, die auf
die schiefe Bahn geraten sind.
Sondern vor allem, weil die
Zahl der Straftaten junger Leute
in den zurückliegenden Jahren
kontinuierlich gestiegen ist. In
den Metropolen. Aber auch in
Städten wie Bad Rappenau.
Dort arbeiten Stadtverwaltung, Sozialarbeiter und Polizei
seit Jahren schon im Rahmen
der kommunalen Kriminalprävention vertrauensvoll zusammen. Stück für Stück ist so ein
Netzwerk aus Jugendhaus, Jugendbüro, Jugendhilfe im Lebensfeld (JuLe) und Schulsozialarbeit entstanden, das nun um
ein Steinchen reicher ist: um
den „Anwalt für die Jugend“.
Im Stadt- und Landkreis Heilbronn ein einmaliges Projekt.
Und ein spannendes dazu.
Kein Mensch kann sagen, was
dieses präventive Angebot tatsächlich bringen wird. Denn
Vorbeugung ist nicht messbar.
Lassen sich durch ein solches
Beratungsangebot Straftaten
verhindern ? Die Beteiligten jedenfalls sind überzeugt davon.
Denn nicht nur die Zahl der jugendlichen Straftaten steigt –
sondern auch die Unwissenheit
über unseren Rechtsstaat an
sich. Dem begegnet man hier.
Ulrike Plapp-Schirmer
Sinsheimer Autohaus
Fahrzeuge mit
Farbe besprüht
Bislang nicht ermittelte Täter besprühten in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch vier zum Verkauf
angebotene Fahrzeuge auf dem Gelände eines Autohauses an der Sinsheimer Neulandstraße mit dunkelblauer Farbe. Die Höhe des entstandenen Sachschadens ist derzeit
noch nicht bekannt. Zeugen, die
verdächtige Beobachtungen gemacht haben, sollen sich mit dem
Polizeirevier Sinsheim, Telefon
07261/6900, in Verbindung setzen.
neuen Ortsvorsteher Frieder Fundis zu tun. Dieser ist seit Anfang
November Nachfolger von Karl
Tagscherer. Weigel gehörte zu jenen Ortschaftsräten, die sich bei
Fundis’ Wahl der Stimme enthalten hatten. Dies liege nicht an der
Person Fundis, sagte Weigel:
„Aber ich finde es nach wie vor
nicht gut, wenn ein hauptberuflicher Parteipolitiker das Amt des
Ortsvorstehers ausübt.“ Denn bei
einer solchen Konstellation könne es unter Umständen zu Konflikten kommen. Frieder Fundis
ist Geschäftsführer des CDUKreisverbands Heilbronn.
In Bad Rappenau gibt’s jetzt einen „Anwalt für die Jugend“ – Kostenlose Rechtsberatung
w w w. s t i m m e . d e
Mühlbacher Straße 10
75031 Eppingen
Telefon 0 72 62/ 60 92-0
Redaktion
-31 Peter Boxheimer
Redaktionsleiter
-33 Heike Kinkopf
-32 Ulrike Plapp-Schirmer
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Lebensnahe Kriminalprävention
Von Ulrike Plapp-Schirmer
Stefan Lay arbeitet als Fachanwalt
für Strafrecht in einer Heilbronner Kanzlei. Ab sofort ist er auch
der Anwalt der Bad Rappenauer
Jugend: Zweimal im Monat
kommt er künftig ins Jugendhaus
und ins Jugendbüro, um zu beraten. Kostenlos und vertraulich.
Der „Anwalt für die Jugend“ hat
viele Eltern: die Jugendhilfe im Lebensfeld (JuLe) Bad Rappenau mit
Ralf Mandel an der Spitze, Alfred
Kulka von der Polizeidirektion Heilbronn, Jugendhausleiterin Karin
König-Elsässer. Stefan Lay heißt dieser Anwalt. Und der bietet fortan jeden zweiten Mittwoch im Monat im
Jugendhaus und jeden dritten Mittwoch im Monat im Jugendbüro, jeweils 19 bis 20 Uhr, eine kostenlose
Rechtsberatung für Jugendliche an.
Lange musste er dazu nicht überredet werden: Als Fachanwalt für
Strafrecht habe er viel mit Jugendlichen zu tun, erzählt Lay. Speziell da
aber hätten Sanktionen – obwohl
sie auf Erziehung ausgerichtet seien
– kaum Aussicht auf Erfolg: „Weil
sie zu spät kommen.“ Die Zahlen
sprechen eine deutliche Sprache.
Während die Straftaten in Deutschland in den zurückliegenden Jahren
stagnierten, schnellte die Zahl der
Jugendstraftaten exorbitant nach
oben. „In einer Welt, die sich so weiterentwickelt“, sagt Lay, „will ich
nicht leben.“ Bei seinen Beratungsstunden holt er die Jugendlichen zu
sich rein und versucht, ihnen in einem vertraulichen Gespräch zu helfen. Dabei geht er davon aus, dass
nicht nur Täter, sondern auch Opfer
zu ihm kommen. „Was kann man
tun ?“ oder „Wie kann man sich
schützen ?“ sind Fragen, die er beantwortet. „So eine Beratung kann
den gleichen Effekt wie eine Verurteilung haben.“ Nur, der Jugendliche erhält seine Chance ohne Ermittlungsverfahren im Nacken.
Der „Anwalt für die Jugend“ ist
ein Projekt der kommunalen Krimi-
nalprävention, das vor einer oder
vor weiteren Straftaten ansetzt.
Zwei Schritte gingen dem in Bad
Rappenau voraus: Rechtsanwälte,
Richter, Jugendgerichtshelfer und
Polizisten gingen in Schulen und
stellten sich und ihre Arbeit vor;
„Recht so“ hieß zweitens eine Gerichtsverhandlung, bei der die gleichen Beteiligten den Schülern deutlich vor Augen führten, wie der
Rechtsstaat funktioniert.
Bei all den drei engagierten Angeboten geht es darum, das Rechtsoder Unrechtsbewusstsein junger
Leute zu schärfen. Zwei Ziele formulierte Alfred Kulka am Mittwochabend bei der offiziellen Vorstellung Stefan Lays: Man wolle Jugendliche gegenüber rechtsstaatlichen
Verfahren sensibilisieren und langfristig die steigenden Zahlen der Jugendkriminalität eindämmen.
Die Stadt Bad Rappenau unterstützt das Projekt. Oberbürgermeister Hans Heribert Blättgen betonte,
dass der „Anwalt für die Jugend“
Stefan Lay will jungen Leuten zu mehr Rechtsbewusstsein verhelfen. Zweimal
im Monat ist er als Ansprechpartner für sie da. (Foto: Ulrike Plapp-Schirmer)
sich an Menschen richte, die nach
Hilfe schrien. Dort erhielten sie unbürokratisch Unterstützung, um
aus einem Teufelskreis herauszukommen. Gleichwohl sollten auch
fiktive Gerichtsverhandlungen in
regelmäßigen Abständen angeboten werden – „um immer neue Ju-
gendliche zu erreichen“. Die Kriminalprävention sehen auch Schulleiter Bad Rappenaus als sinnvoll an.
„Denn es kommen Dinge auf uns
zu“, sagte etwa Realschul-Rektor
Heinz Klittich, „wo wir als Lehrer allein nicht weiterkommen.“
Kommentar „Nicht messbar“

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