tagungsband - Energetische Biomassenutzung
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tagungsband - Energetische Biomassenutzung
Fakultät Maschinenwesen TAGUNGSBAND Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung – Technik, Ökonomie, Ökologie – Beiträge zum Fachkolloquium vom 06.-07. Mai 2013 in Zittau Herausgegeben von der Hochschule Zittau/Görlitz, Fakultät Maschinenwesen, Fachgebiet Kraftwerks- und Energietechnik, Prof. Dr.-Ing. habil. Tobias Zschunke Dipl.-Ing. (FH) Roman Schneider Kurzreferat Kurzreferat Schon 2008 konnte an der Hochschule Zittau/Görlitz eine erste Biomasse-EnergieTagung mit dem Thema „Nutzungskonkurrenz um Biomasse“ veranstaltet werden. In den Jahren 2011 und 2012 fand die Tagung erstmals mit der Ausrichtung auf die Technik, Ökonomie und Ökologie der Stromerzeugung und Kraft-Wärme-Kopplung mit Biomasse statt. Auch für das Jahr 2013 sind die Organisatoren der Tagung „Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung - Technik, Ökonomie, Ökologie - froh und dankbar, wieder eine Fülle interessanter Beiträge zusammenstellen und hiermit geschlossen präsentieren zu dürfen. Hauptaugenmerk der Veranstaltung ist seit jeher der intensive Austausch von Wissenschaft und Praxis - ein Mehrwert, der sowohl von den praxisorientierten Wissenschaftlern der Hochschule Zittau/Görlitz als auch von jenen Unternehmen und Institutionen geschätzt wird, die sich tagtäglich und ganz praktisch mit dem Thema Energie aus Biomasse beschäftigen. Die Themen der Beiträge umfassten diesmal sowohl neue Konzepte zur Energiebereitstellung aus Biomasse als auch Praxiserfahrungen in der Biomasseverstromung in Bezug auf Anlagenbetreuung und Automatisierung. Darüber hinaus stellten sich im Rahmen der Veranstaltung zwei Hersteller von Holzgas-KWKAnlagen mit ihren Entwicklungen und Praxiserfahrungen vor. Einen weiteren Schwerpunkt bildeten die technischen, ökonomischen und ökologischen Bewertungen von Anlagen zur thermochemischen Konversion. Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - III - Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis Seite Kurzreferat ............................................................................................................. - III Inhaltsverzeichnis.................................................................................................. - V Überblick (Prof. Tobias Zschunke, Hochschule Zittau/Görlitz) ........................... - 7 Produktion von Strom und Wärme aus Gärresten von Biogas-anlagen mit kleinen Stationären Wirbelschichtfeuerungen (Prof. Dieter Steinbrecht, AUTARK Institut) ........................................................................................................ - 9 Aactor !3S: Neue Konzepte zur Verstromung von Biomasse und Schwachgas (Martin Schmid, Ökozentrum Langenbruck (Schweiz)) .......................... - 15 Praxiserfahrungen in der Biomasseverstromung (Dr. Hartmut Liebisch, DanPower GmbH) ..................................................................................... - 37 Automatisierung von Biogasanlagen (Wolfgang Hölzer, Institut für Rationelle Energieverwendung und Umweltvorsorge (IREU) Naumburg) .............. - 49 Neue Erkenntnisse zur katalytischen Biomassevergasung (Prof. Herbert Spindler, GNS - Gesellschaft für Nachhaltige Stoffnutzung mbH; Dr. Ute Bauermeister, GNS - Gesellschaft für Nachhaltige Stoffnutzung mbH; Reinhold Egeler, Stadtwerke Rosenheim)............................................... - 73 - Erkenntnisse aus den Vor-Ort-Messungen an 11 Holzvergaseranlagen in Bayern und Baden-Württemberg (Reinhold Egeler, Stadtwerke Rosenheim) ... - 83 Bundesmessprogramm zur Weiterentwicklung der kleintechnischen Biomassevergasung: Technische Bewertung (Roman Schneider, Hochschule Zittau/Görlitz) ..................................................................... - 103 Bundesmessprogramm zur Weiterentwicklung der kleintechnischen Biomassevergasung: Ökonomische und ökologische Bewertung (Martin Zeymer, DBFZ) ........................................................................................ - 113 Nachhaltigkeitsfragen der Verstromung fester Biomasse: Was wird auf EU-Ebene diskutiert? (Uwe R. Fritsche, IINAS GmbH) ........................................... - 125 Feldnahe Konversion von Ernteresten mittels ablativer Flash-Pyrolyse (Tim Schulzke, Fraunhofer UMSICHT Oberhausen) ...................................... - 133 Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 -V- Inhaltsverzeichnis Hinweise zur Optimierung von Biomassevergasern (Tim Schulzke, Fraunhofer UMSICHT Oberhausen) ...........................................................................- 141 Entwicklung der thermochemischen Festbettvergasung im Wärmeverbund „Holzverstromung Nidwalden“ (Bernhard Böcker-Riese, BR-Engineering GmbH Luzern) .........................................................................................- 151 Praxiserfahrungen mit URBAS-Holzgas-KWK-Anlagen in Modulbauweise (Wolfgang Felsberger, urbas Energietechnik Völkermarkt) .................- 167 Thermochemisches Versuchsfeld im Rahmen des Zittauer Kraftwerkslabors (Prof. Tobias Zschunke, Bert Salomo, Roman Schneider, Philipp Schwarzbach, Mareike Weidner; Hochschule Zittau/Görlitz) ...............- 187 - Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - VI - Überblick Überblick (Prof. Tobias Zschunke, Hochschule Zittau/Görlitz) Den Rahmen der Veranstaltung bildeten interessante Vorträge aus Sicht von Forschung, Entwicklung, Planung und Betrieb von Anlagen zur Bereitstellung von Strom und Wärme aus Biomasse. Dabei standen u.a. die technischen, ökonomischen und ökologischen Details der thermochemischen Biomassekonversion sowie die Frage nach der Nachhaltigkeit der Verstromung fester Biomasse im Fokus der Diskussion. Um einen kurzen Inhaltsüberblick zu generieren, werden mit den folgenden Aufzählungen ohne Anspruch auf Vollständigkeit und Wertung, die im Rahmen dieser Tagung präsentierten und diskutierten Themen zusammengestellt. Neue Konzepte zur Verstromung von Biomasse mittels kleinen stationären Wirbelschichtfeuerungen (Prof. Steinbrecht) oder dem Konzept Aactor !3S des Ökozentrum Langenbruck wurden ebenso diskutiert wie die umfangreichen Praxiserfahrungen hinsichtlich des Betriebes von Anlagen zur Verstromung von Biomasse (DanPower GmbH; IREU Institut). Prof. Spindler (GNS) konnte die in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Rosenheim erarbeiteten neuen Erkenntnisse zur katalytischen Biomassevergasung vorstellen Einen detaillierten Einblick in die aktuell auf EU-Ebene diskutierten Nachhaltigkeitsfragen bei der Verstromung von Biomasse gab Hr. Fritsche von der IINAS GmbH. Einen Schwerpunkt der Veranstaltung stellte die Darstellung von Ergebnissen und Erfahrungen aus unterschiedlichen Messprogrammen dar. So wurden im Rahmen des Bundesmessprogrammes zur Weiterentwicklung der kleintechnischen Biomassevergasung ausgewählte Anlagen sowohl technisch als auch ökonomisch und ökologisch bewertet und diese Ergebnisse durch die HSZG und das DBFZ dargestellt. In diesem Zusammenhang stand auch ein Beitrag der Stadtwerke Rosenheim, dessen Forschungsteam anhand von VorOrt-Messungen an verschiedenen Holzvergaseranlagen in Bayern die im Produkt- und Abgas auftretenden Teer- und Benzolkonzentrationen analysierte. Mit dem Aufbau von Versuchsanlagen zur energetischen Nutzung von Reststoffen mittels einer ablativen Flash-Pyrolyse beschäftigte sich die Präsentation von Hr. Schulzke (Fraunhofer Umsicht) die darüber hinaus auch Empfehlungen zur Optimierung von Biomassevergasungsanlagen beinhaltete. Abschließend konnten zwei Anbieter von Anlagen zur thermochemischen Biomassevergasung (BR-Engineering GmbH; urbas Energietechnik) ihre Anlagenentwicklungen und die in diesem Zusammenhang erworbenen Erfahrungen vorstellen. Durch die Hochschule Zittau/Görlitz (HSZG) wurde der Aufbau eines Technikums zur thermochemischen Biomassevergasung vorgestellt und erste Erfahrungen präsentiert. Die Zusammenstellung der Tagungsbeiträge ergibt einen spannenden Einblick in Stand und Potenziale der Bioenergie in Bezug auf feste Biomasse und vor allem zu der großen Fülle von Ansätzen für anwendungsorientierte Forschung und Entwicklung. Energie aus Biomasse kann zwar nicht die tragende Säule der Energiewirtschaft eines Industrielandes wie Deutschland werden, ist aber ein wichtiger Bestandteil eines guten Energieversorgungsmix der Industriegesellschaft. Darüber hinaus kann sie zunehmend wichtige Beiträge zu einer klima- und umweltfreundlichen sowie bedarfsgerechten Energieversorgung leisten. Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 -7- Produktion von Strom und Wärme aus Gärresten von Biogasanlagen mit kleinen Stationären Wirbelschichtfeuerungen Produktion von Strom und Wärme aus Gärresten von Biogasanlagen mit kleinen Stationären Wirbelschichtfeuerungen (Prof. Dieter Steinbrecht, AUTARK Institut) 1 Charakteristik des bei Biogas-Anlagen anfallenden Gärrests: + Auf landwirtschaftlichen Nutzflächen (territorial unterschiedlich) nur noch bedingt auszubringen + Vielfach Geruchsbelästigung der Umgebung + Bringt gemäß FNR-Studie 2010 in vielen Fällen für die Biogas-Anlage keine betriebswirtschaftlichen Erträge + Stoffliche Vernichtung wegen unklarer organischer Belastungen sinnvoll + Geringer Anteil an Trockensubstanz, d.h. hoher Massenanteil von Wasser + Gärreste sind im Anfallzustand nicht als Brennstoff / Energieträger verwendbar + Gärreste sind im getrockneten Zustand durch hohen Heizwert gekennzeichnet, aber: hoher Energieaufwand zur thermischen Trocknung woher ist die erforderliche Trocknungsenergie zu beziehen? Gibt es ein geeignetes Energiewandlungsverfahren??? 2 Erforderliche Voruntersuchungen zur thermischen Entsorgung von Gärresten aus Biogas-Anlagen: Welche Aufbereitungsstufen mit welchem Aufwand sind für die anfallenden Gärreste vor und nach einer Energiewandlung erforderlich? Welcher Gärrest-Anfall am Standort ? Anfallende Gärrestmassen müssen ausreichend sein für die jährliche Anlagenbetriebszeit mit voller Auslastung. Die Stromproduktion aus den Gärresten sollte ununterbrochen mit möglichst konstanter Leistung erfolgen. Welches bezahlbare dezentrale Verfahren zur Energiewandlung? - Mitverbrennung ? technisch Zusatzbrennstoff beeinflusst realisiert, aber „Asche“ durch - Selbstgängige Verbrennung ? Stromproduktion (???) - Thermische Vergasung ? Stromproduktion! Geeignete dezentrale Verfahren zur thermischen Vergasung von Gärrückständen sind noch zu entwickeln (Energiehaushalt). Mögliches bereits verfügbares Verfahren ist die selbstgängige Verbrennung! Für die Verbrennung von mechanisch entwässerten Gärresten (z.B. 23% TS) muss jede Feuerung folgende (zusätzliche) Anforderungen erfüllen: Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 -9- Produktion von Strom und Wärme aus Gärresten von Biogasanlagen mit kleinen Stationären Wirbelschichtfeuerungen 1. Verdampfung des im Brennstoff enthaltenen Wassers – Die Verdampfungsenthalpie muss während der Verbrennung (nachteilig) zu Lasten der Energiebilanz der Feuerung aufgebracht werden Temperatur !, Reaktionsgeschwindigkeit 2. Aufheizung der (stickstoff- und wasserdampfhaltigen) Verbrennungsabgase (Ballast!) auf die Betriebstemperatur TBetr der Feuerung zu Lasten der Energiebilanz / der Betriebstemperatur Zur Realisierung einer selbstgängigen Verbrennung ist ein (vom Verbrennungsverfahren abhängiger) positiver (Mindest-) Heizwert erforderlich. Die Verbrennung von Gärresten aus Biogas-Anlagen kann mit folgenden Verfahren realisiert werden: Die Verbrennung getrockneter und pelletierter Gärreste mit Rostfeuerungen erfordert hohe Aufwendungen (z.B. Trocknung, Pelletierung, …) und führt bisher zu nicht befriedigenden Verbrennungs-Ergebnissen (Ausbrand, Emissionen, Verschlackungen, Sinterungen, …) Wirbelschichtverbrennungsanlagen (SWSF) können den Umweltbedingungen entsprechend mit relativ niedrigen Brennstoffheizwerten und bei definierten (mäßigen) Temperaturen (z.B. TWS = 850 … 860°C) betrieben werden, Abbildung 1. Abbildung 1 Für SWSF-Verbrennung erforderlicher Heizwert Nach bisher vorliegenden Erkenntnissen ist die Betriebstemperatur der SWSF deutlich niedriger als der Asche- Sinter- bzw. -Schmelzpunkt. Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 10 - Produktion von Strom und Wärme aus Gärresten von Biogasanlagen mit kleinen Stationären Wirbelschichtfeuerungen Gärrest-Asche enthält „Phosphor“ Nach Verbrennung des Gärrests in einer SWSF und nachfolgender Aufbereitung ist die nicht versinterte Wirbelschicht - Asche als Düngemittel nutzbar (z.B. RECOPHOS-Verfahren) Wenn es gelingt, die Verbrennung zu realisieren, ist genügend viel Abwärme verfügbar, um die notwendige Energie für die Trocknung des Gärrests für die SWSF bereit zu stellen. 3 Auswahl des Verbrennungsverfahrens Als Verbrennungsverfahren wird die Verbrennung in einer Stationären (blasenbildenden) Wirbelschichtfeuerung (SWSF) gemäß der bereits angewendeten Rostocker Betreiber-Philosophie eingesetzt. Kennzeichen sind: + Flammenlose Verbrennung in der SWSF + Wählbare maximale Betriebstemperatur + Bei der SWSF-Verbrennung wählbare Sauerstoffkonzentration im Abgas + Niedrige abgasseitige Emissionen (CO, NOx, SO2, Corg) sind durch prozessinterne Maßnahmen erreichbar 4 Lösungsvorschlag zur Verbrennung von Gärresten in einer Stationären Wirbelschichtfeuerung (SWSF) ohne externen Wärmeenergieaufwand : Verbrennung von teilweise getrockneten Gärresten in der SWSF: Der Trocknungsaufwand kann reduziert werden durch + Aufteilung der Gärrestzuführung in einen vorab nur mechanisch entwässerten Teilstrom (1) und in einen zusätzlich aus Abgas-Energie thermisch getrockneten Teilstrom (2) + direkten Eintrag des Teilstromes (1) von nur mechanisch bzw. nicht entwässerten Gärresten in die SWSF + Trocknung des restlichen Gärreste-Teilstromes (2) auf den üblichen in Trocknern erreichbaren Wasseranteil über Nutzung von Abwärme der SWSF zur Wasserverdampfung Entzündungs- / Explosionsgefahr des getrockneten Guts beachten!!! (große spezifische Oberfläche der trockenen Gärreste, niedrige Zündtemperatur) Der Wasserdampf-Ballast in der Feuerung (SWSF) wird wegen des externen Austrags der Brüden aus dem / durch den Trockner deutlich geringer. Die Energiebilanz reicht nicht aus, den gesamten Gärrest-Massenstrom zu trocknen. Die Trocknung eines Teilstromes mit der aus den Verbrennungsabgasen nach der SWSF ausgekoppelten Energie reicht aber in bestimmten Bereichen für w aus, weil Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 11 - Produktion von Strom und Wärme aus Gärresten von Biogasanlagen mit kleinen Stationären Wirbelschichtfeuerungen + die Wasserverdampfung nicht vollständig zu Lasten der Energiebilanz der SWSF realisiert wird, Abbildung 2, + ein Teil der Verdampfungsleistung im Trockner erbracht wird, wobei die dafür benötigte Energie aus den Verbrennungsabgasen zurück gewonnen werden kann (und damit ohne direkten Einfluss auf die Energiebilanz der SWSF bleibt), + die im Trockner erzeugten Brüden in die Umgebung abgeleitet werden, ohne durch den SWSF-Apparat transportiert werden zu müssen, + das in der SWSF aufzuheizende Wasserdampfvolumen geringer wird. Abbildung 2 Erläuterung der Brennstoffvorbehandlung durch partielle Trocknung Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 12 - Produktion von Strom und Wärme aus Gärresten von Biogasanlagen mit kleinen Stationären Wirbelschichtfeuerungen Abbildung 3 Energieauskopplung zur Stromproduktion durch Heißluftturbine Für die Verbrennung von mechanisch entwässerten Gärresten mit TS ≥ 23% wird kein Hilfs-Brennstoff benötigt, wenn sie in SWSF mit Stromauskopplung gemäß dem hier dargestellten Verfahren erfolgt, Abb. 3. Dabei sind 2 Prozesse gekoppelt: (1) Verbrennung des wie vorstehend beschriebenen aufbereiteten Brennstoffs in der SWSF, Wärmeauskopplung aus der Verbrennungsstufe SWSF durch den Hochtemperatur-Wärmeübertrager (HT-WÜ), gekennzeichnet durch 1 Wirkungsgrad des Systems 1 (SWSF) : 1 = QHT-WÜ / QBrennstoff (2) Energiewandlung in der Heißluft – Turbine (HT-WÜ Elektroenergie) Wirkungsgrad des Systems 2 (Heißluft-Turbine) : 2 = Pel / QHT-WÜ Der hier ermittelte Stromwirkungsgrad der Heißluftturbine ges = 1 * 2 = Pel / QBrennstoff = ca. 8,5% (bezogen auf den Gärrest-Input) ist dem sehr geringen Heizwert des “Brennstoffs“ Gärrest, der sehr großen BrennstoffMenge und dem damit verbundenen größeren „Abgasverlust“ geschuldet. Bei konsequenter Nutzung der an verschiedenen Stellen des Verfahrens anfallenden Wärmeenergien (und über hohe Stundenzahl vorhandenem Wärmebedarf) ist aber ein zufriedenstellender „Gesamtwirkungsgrad“ erreichbar. 5 Zusammenfassung Es ist möglich, Gärreste in SWSF umweltgerecht ohne Hilfs-Brennstoff zu nutzen. Bei genügend großem Gärrest-Anfall kann Strom produziert werden, der mindestens den Anlagen-Eigenbedarf deckt. Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 13 - Produktion von Strom und Wärme aus Gärresten von Biogasanlagen mit kleinen Stationären Wirbelschichtfeuerungen Die Wirtschaftlichkeit des Systems kann vergrößert werden, wenn größere Gärrestmassen durch Transport zu einer zentralen größeren Anlage zur Verfügung stehen und dort zusätzliche Wärmenutzung (gegebenenfalls weitere Stromproduktion) erfolgen kann. Für eine Gärrestmenge größer 4.0000 t TS/a eröffnet sich die Möglichkeit, ohne integrierte Heißluftturbine einen kleinen Dampfkraftprozess zur Erzeugung von ca. 100 kW Strom und Wärme zu nutzen. Ein entsprechender lokaler (ganzjähriger) Wärmebedarf ist Voraussetzung. Die Wirbelschichtasche kann zu Phosphatdünger aufgearbeitet werden. Weitere (derzeit weitgehend nicht erschlossene) Phosphorquellen sind neben Gärresten aus Biogas-Anlagen + kommunale Klärschlämme + Hähnchenmist + Schweinegülle + Rindergülle die ebenfalls an vielen Orten Deutschlands nicht mehr auf landwirtschaftlichen Nutzflächen ausgebracht werden dürfen. Für diese Stoffe gelten ähnliche Zusammenhänge wie vorstehend dargestellt. Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 14 - Aactor !3S: Neue Konzepte zur Verstromung von Biomasse und Schwachgas Aactor !3S: Neue Konzepte zur Verstromung von Biomasse und Schwachgas (Martin Schmid, Ökozentrum Langenbruck (Schweiz)) Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 15 - Aactor !3S: Neue Konzepte zur Verstromung von Biomasse und Schwachgas Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 16 - Aactor !3S: Neue Konzepte zur Verstromung von Biomasse und Schwachgas Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 17 - Aactor !3S: Neue Konzepte zur Verstromung von Biomasse und Schwachgas Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 18 - Aactor !3S: Neue Konzepte zur Verstromung von Biomasse und Schwachgas Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 19 - Aactor !3S: Neue Konzepte zur Verstromung von Biomasse und Schwachgas Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 20 - Aactor !3S: Neue Konzepte zur Verstromung von Biomasse und Schwachgas Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 21 - Aactor !3S: Neue Konzepte zur Verstromung von Biomasse und Schwachgas Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 22 - Aactor !3S: Neue Konzepte zur Verstromung von Biomasse und Schwachgas Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 23 - Aactor !3S: Neue Konzepte zur Verstromung von Biomasse und Schwachgas Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 24 - Aactor !3S: Neue Konzepte zur Verstromung von Biomasse und Schwachgas Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 25 - Aactor !3S: Neue Konzepte zur Verstromung von Biomasse und Schwachgas Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 26 - Aactor !3S: Neue Konzepte zur Verstromung von Biomasse und Schwachgas Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 27 - Aactor !3S: Neue Konzepte zur Verstromung von Biomasse und Schwachgas Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 28 - Aactor !3S: Neue Konzepte zur Verstromung von Biomasse und Schwachgas Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 29 - Aactor !3S: Neue Konzepte zur Verstromung von Biomasse und Schwachgas Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 30 - Aactor !3S: Neue Konzepte zur Verstromung von Biomasse und Schwachgas Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 31 - Aactor !3S: Neue Konzepte zur Verstromung von Biomasse und Schwachgas Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 32 - Aactor !3S: Neue Konzepte zur Verstromung von Biomasse und Schwachgas Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 33 - Aactor !3S: Neue Konzepte zur Verstromung von Biomasse und Schwachgas Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 34 - Aactor !3S: Neue Konzepte zur Verstromung von Biomasse und Schwachgas Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 35 - Praxiserfahrungen in der Biomasseverstromung Praxiserfahrungen in der Biomasseverstromung (Dr. Hartmut Liebisch, DanPower GmbH) Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 37 - Praxiserfahrungen in der Biomasseverstromung Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 38 - Praxiserfahrungen in der Biomasseverstromung Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 39 - Praxiserfahrungen in der Biomasseverstromung Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 40 - Praxiserfahrungen in der Biomasseverstromung Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 41 - Praxiserfahrungen in der Biomasseverstromung Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 42 - Praxiserfahrungen in der Biomasseverstromung Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 43 - Praxiserfahrungen in der Biomasseverstromung Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 44 - Praxiserfahrungen in der Biomasseverstromung Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 45 - Praxiserfahrungen in der Biomasseverstromung Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 46 - Praxiserfahrungen in der Biomasseverstromung Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 47 - Automatisierung von Biogasanlagen Automatisierung von Biogasanlagen (Wolfgang Hölzer, Institut für Rationelle Energieverwendung und Umweltvorsorge (IREU) Naumburg) Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 49 - Automatisierung von Biogasanlagen Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 50 - Automatisierung von Biogasanlagen Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 51 - Automatisierung von Biogasanlagen Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 52 - Automatisierung von Biogasanlagen Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 53 - Automatisierung von Biogasanlagen Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 54 - Automatisierung von Biogasanlagen Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 55 - Automatisierung von Biogasanlagen Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 56 - Automatisierung von Biogasanlagen Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 57 - Automatisierung von Biogasanlagen Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 58 - Automatisierung von Biogasanlagen Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 59 - Automatisierung von Biogasanlagen Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 60 - Automatisierung von Biogasanlagen Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 61 - Automatisierung von Biogasanlagen Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 62 - Automatisierung von Biogasanlagen Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 63 - Automatisierung von Biogasanlagen Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 64 - Automatisierung von Biogasanlagen Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 65 - Automatisierung von Biogasanlagen Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 66 - Automatisierung von Biogasanlagen Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 67 - Automatisierung von Biogasanlagen Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 68 - Automatisierung von Biogasanlagen Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 69 - Automatisierung von Biogasanlagen Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 70 - Automatisierung von Biogasanlagen Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 71 - Neue Erkenntnisse zur katalytischen Biomassevergasung Neue Erkenntnisse zur katalytischen Biomassevergasung (Prof. Herbert Spindler, GNS - Gesellschaft für Nachhaltige Stoffnutzung mbH; Dr. Ute Bauermeister, GNS - Gesellschaft für Nachhaltige Stoffnutzung mbH; Reinhold Egeler, Stadtwerke Rosenheim) Vortragender: Prof. Herbert Spindler 1. Einführung 1.1 Vorbemerkung zur katalytischen Vergasung Das Problemfeld dieses Vortrags ist nicht neu. Das Thema Vergasung wird seit langem bearbeitet, begonnen mit der Kohlevergasung und nun auch schon seit vielen Jahrzehnten mit der Biomassevergasung fortgesetzt. Während des Krieges und noch danach fuhren Holzvergaser auf unseren Straßen herum. Und es ist auch bereits seit fast 100 Jahren bekannt, dass man die Reaktion von kohlenstoffhaltigen Brennstoffen mit Wasserdampf oder Kohlendioxid durch Zugabe von anorganischen Zusätzen wie Alkalien, Erdalkalien oder Verbindungen von Nebengruppenelementen, z.B. des Eisens oder Nickels beschleunigen kann [1-5]. Eine Nutzung dieser Befunde in einem ausgereiften technischen Prozess ist aber bisher ausgeblieben. Anfang der 1980er Jahre ist in Leuna bei der Untersuchung der Asche der WinklerGeneratoren aufgefallen, dass diese Rückstände noch etwa 50 % unumgesetzten Kohlenstoff enthielten, der mit der Asche auf die Deponie verspült wurde. Da der Asche-Anteil bei der Winklervergasung 25 - 30 % ausmachte, gingen also 12 - 15 % Kohlenstoff verloren. Eigentlich eine unglaubliche Materialverschwendung, über die sich offenbar aber noch niemand richtig aufgeregt und eine Lösung gefordert hatte. Hier wurde damals schon der Ansatz der Katalyse ins Spiel gebracht. 1.2 Klassische Vergasung der Kohlechemie Die klassische Kohlevergasung wird bekanntlich durch das Boudouard-Gleichgewicht und das heterogene Wassergasgleichgewicht gesteuert. Vorgelagert ist die stark exotherme Kohlenstoffverbrennung, durch die die Energie für die nachfolgenden endothermen Vergasungsreaktionen geliefert wird. Diese endothermen Gleichgewichte stellen sich im Verlaufe der kurzen Reaktionszeit in den Vergasungsanlagen aber gar nicht ein. Der Approach an das Gleichgewicht ist deshalb eine wichtige Kenngröße für die thermochemische Vergasung. Meist wird versucht, den Approach durch Temperaturerhöhung – und damit durch Energieverschwendung – zu verbessern. Ein anderer Weg besteht darin, die Reaktionsgeschwindigkeit katalytisch zu beschleunigen und damit eine schnellere Einstellung der thermodynamischen Gleichgewichte zu erreichen. Die technische Realisierung des dazu Ende der 1980er Jahre konzipierten Verfahrens ist der Wende 1989 und dem damit verbundenen Ende der Kohlechemie in der DDR zum Opfer gefallen. 1.3 Thermochemische Biomassevergasung In den 1990er Jahren wurden die Arbeiten zur Katalyse der Vergasung mit einem neuen Team in Halle (Saale) wieder aufgenommen, erst im FÖST e.V. und anschließend in der GNS mbH. Auch der Brennstoff wurde gewechselt. Statt Kohle wurden jetzt Biomassen, zunächst natürlich Holz, eingesetzt. Die grundlegenden Effekte sind die gleichen, jedoch gibt es wichtige Unterschiede. Diese werden deutlich in der Abbildung 1, die zunächst die rein thermochemische Biomassevergasung zeigt. Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 73 - Neue Erkenntnisse zur katalytischen Biomassevergasung -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Ausgangsprodukt Holz mit ca. 20 % Wasser Holzformel: C6H9O4*2 H2O (FM = 181 g, C = 40 %) Trocknung: Entfernung adsorbierten Wassers, endotherm Röstung: Austreibung von Strukturwasser, fast thermoneutral Thermolyse (Pyrolyse): Zerlegung in C und Gase, schwach endotherm fix Oxidation: Zufuhr von Luft, Masse Luft ≈ 2 Masse Holz, = 0,3 - 0,4 Masse Reaktionsknäuel ≈ 3 Masse Holz, C ≈ 7 % fix stark exotherm, adiabate Temperaturerhöhung T ≈1.200 K Reduktion: Umsetzung von C mit CO und H O zu CO und H fix 2 2 2 stark endotherm, adiabatische Abkühlung T ≈ - 500 K Konvertierung: durch die Abkühlung kommt das System in einen Temperaturbereich, in dem die Reduktion abbricht und exotherme Konvertierung einsetzt Beispiel: Produktgas in Vol.-%: 18 CO; 12 H 1 CH 9 CO , 16 H O, 44 N Heizwert Gas: H = 4,1 MJ/Nm³ Heizwert Holz: H = 14,4 MJ/kg Gasausbeute: Energieausbeute: Kaltgaswirkungsgrad: = 2,56 Nm³/kg q = 10,5 MJ/kg = 0,73 (0,70 – 0,75) 2; 4; 2 2 2 uG uB -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Abb. 1: Stufen der thermochemischen Biomassevergasung Allerdings ist die Biomassevergasung in ihrem Ablauf ungleich komplexer als die Koksvergasung, und zwar bei praktisch allen erprobten Verfahren, also sowohl bei Festbettverfahren als auch bei Wirbelbett- oder Flugstromvergasung, selbst bei dem bewährtesten Brennstoff Holz. Das liegt zunächst daran, dass der eigentlichen Vergasung Trocknungs- und Thermolyse-Prozesse vorgelagert sind, nach deren Ablauf nur noch 15 – 25 % fester Kohlenstoff verbleiben, sog. Cfix, während dieser Anteil bei Koks aus Kohle etwa 90 % beträgt. Der gasförmige Rest sind – neben Wasserdampf, Wasserstoff, CO und CO2 – flüchtige organische Verbindungen und neben wenig Asche meist ein sehr stark kohlenstoffhaltiger Rückstand. Die für die endothermen Vergasungsreaktionen benötigte Enthalpie wird bei der Biomassevergasung durch die partielle Oxidation der Pyrolyseprodukte und nicht durch die Koksoxidation erzeugt. 1.4 Katalytisch-partiellallotherme Biomassevergasung Bei der katalytischen Biomassevergasung wird sowohl das Maximum der Thermolyse (Pyrolyse) als auch das der Reaktolyse bei deutlich tieferen Temperaturen erreicht, wie durch thermoanalytische Messungen gezeigt werden konnte. Dieser Effekt ist leicht zu erklären: Durch die Reaktionsbeschleunigung der endothermen Vergasungsreaktionen wird dem System Enthalpie entzogen, und dadurch kühlt es sich bis zu einer Temperatur ab, bei der die Reaktion vergleichbar schnell wie ohne Katalysator abläuft. Gewonnen ist dabei die Energie, die für die Aufheizung des Systems ohne Katalysator gebraucht wird. Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 74 - Neue Erkenntnisse zur katalytischen Biomassevergasung Die Auswertung der Messungen hinsichtlich der Prozesskinetik ergab, dass die Geschwindigkeit der Cfix-Vergasung um mehr als eine Größenordnung erhöht wird. Verfolgt man diesen Effekt im Differential-Scanning-Kalorimeter, zeigt sich, dass die endotherme Vergasungsreaktion jetzt schon bei 600 °C statt bei 750 °C einsetzt, während die Thermolyse deutlich weniger endotherm als ohne Katalysator verläuft. Durch Katalyse kann also die Arbeitstemperatur TR eines Biomassevergasers gesenkt werden, außerdem wird die Eintrittstemperatur TA in den Reaktor wesentlich angehoben. Das bedeutet, die Temperaturdifferenz T = TR - TA , die gebraucht wird, um die insgesamt endotherme Vergasungsreaktion überhaupt durchführen zu können, erheblich verkleinert wird. Für die Thermolyse (Pyrolyse) und für die Reaktolyse wird also weniger Enthalpie als ohne Katalysator verbraucht. Der Effekt ist der gleiche, als wenn Zusatzenergie von außen zugeführt würde. Und genau hier setzt die katalytisch gesteuerte partielle Allothermie an, die von GNS als Konzept beschrieben und patentiert wurde [8 –10]. Das in Abb. 2 dargestellte Beispiel lässt noch zwei mögliche Endreaktionen zu, die als Linie 1 und 2 dargestellt sind. Dies ermöglicht eine Erklärung dafür, wieso bei verbesserter Gasausbeute der Holzverbrauch sinken kann. Grund dafür ist sehr wahrscheinlich eine katalytisch begünstigte hydrolytische Spaltung von Kohlenwasserstoffen aus der Pyrolysestufe wie z.B. Methan und Benzol. Durch diese endothermen Reaktionen werden mehrere positive Effekte erzielt: Es wird Wasser verbraucht und ein heizwertreiches Gas erzeugt. Das Gasvolumen wird vermehrt, da z.B. aus einem Molekül Benzol 6 Moleküle CO und 9 Moleküle Wasserstoff entstehen. Wird der Produktgasstrom konstant gehalten, sinkt der spezifische Holzverbrauch. Dies war bei den Versuchen in Rosenheim (s.u.) stets der Fall. Die prognostizierten Werte nach Linie 2 wurden jedoch noch nicht erreicht. Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 75 - Neue Erkenntnisse zur katalytischen Biomassevergasung -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Ausgangsprodukt Holz mit < 10 % Wasser Holzformel: C6H9O4*0,5 H2O (FM = 154 g, C = 48 %) Trocknung: Entfernung adsorbierten Wassers Reaktionsenthalpie: endotherm Röstung: Austreibung von Strukturwasser Reaktionsenthalpie: ganz leicht exotherm Thermolyse: Zerlegung in C , Gase und brennbare Organika-Dämpfe fix Reaktionsenthalpie: schwach exotherm Oxidation: der Gase und thermische Spaltung der Organika Zufuhr von Luft, Masse Luft ≈ Masse Holz, = 0,2 Masse Reaktionsknäuel ≈ 2 Masse Holz, C ≈ 12 % fix Reaktionsenthalpie: stark exotherm adiabate Temperaturerhöhung T ≈ 1.200 K Reduktion: durch Umsetzung von C mit CO und H O fix 2 Reaktionsenthalpie: stark endotherm adiabate Abkühlung T ≈ - 700 K 2 hydrolytische Spaltung von Kohlenwasserstoffen: Reaktionsenthalpie: endotherm adiabate Abkühlung T ≈ - 200 K Gesamtreaktion (ohne hydrolytische Spaltung, 1): Produktgas in Vol.-%: 29 CO 20 H 3 Gesamtreaktion (mit hydrolytischer Spaltung, 2): Produktgas in Vol.-%: 30,5 CO 27 H 2 CH 0,3 C H 6 1,3 4 6,7 CO 2 CH 4 0,07 C H 6 2 6 CO HO 7 HO 3,7 34 N 32,2 N 2 2 6 5,3 2 2 2 Heizwert Gas: H (1) = 7,16 MJ/Nm³ Heizwert Gas: H (2) = 7,25 MJ/Nm³ Heizwert Holz: H (1) = 17,43 MJ/kg Heizwert Holz: H (2) = 17,43 MJ/kg Gasausbeute: Energieausbeute: a(1) = 2,08 Nm³/kg, q(1) = 15,429 MJ/kg Gasausbeute: Energieausbeute: a(2) = 2,29 Nm³/kg q(2) = 16,597 MJ/kg Kaltgaswirkungsgrad: spez. Holzverbrauch: (1) = 0,88 M (1) = Kaltgaswirkungsgrad: (2) = 0,95 spez. Holzverbrauch: M (2) = 0,437 kg/Nm³ 0,481 kg/Nm³ uG uB Holz uG uB Holz -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Abb. 2: Stufen der katalytischen Biomassevergasung Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 76 - Neue Erkenntnisse zur katalytischen Biomassevergasung 2.Technische Erprobung der katalytisch-partiellallothermen Biomassevergasung 2.1 Erprobungsstandorte Von GNS wurden Versuche zur Erprobung des katalytisch-partiellallothermen GNSVerfahrens im technischen Maßstab an 6 Standorten durchgeführt an: 1. 2. 3. 4. einem Doppelfeuervergaser von AHT in Leuna unter GNS-Regie (50 kW el), einem Doppelfeuervergaser von IUT in Eckernförde-Domsland (250 kW el), der Pilotanlage von GNS am Standort der FH Merseburg (50 kW el), dem von IUT errichteten Festbettvergaser in Wiener Neustadt bei EVN Energieversorgung Niederösterreich, installierte Leistung 570 kW el (Mitwirkung von GNS beim Basic-Engineering), 5. einem Mothermik-Vergaser in Pfalzfeld (250 kW el), 6. einem Vergaser der Stadtwerke Rosenheim (SWRO). Bei den ersten 5 Anlagen, über deren Versuchsergebnisse bereits berichtet wurde, handelt es sich um Gleichstrom-Festbettvergaser. Bei der Anlage in Rosenheim handelt es sich dagegen um eine Eigenkonstruktion, die eine Kombination eines Festbett- mit einem Wirbelschichtvergaser unter Verwendung einer aufsteigenden Pyrolyseschnecke darstellt [6, 7]. An allen 6 Standorten wurde mit Holz gearbeitet. Es liegen aber auch Versuchsergebnisse an der Pilotanlage in Merseburg mit Stroh und Klärschlamm vor. Die Anlagen wurden mit Nutzung des gereinigten Brenngases in einem Gasmotor bzw. in einem Zündstrahlmotor betrieben. Bei diesen zuletzt genannten Anlagen wurde das Konzept der katalytisch-partiellallothermen Biomassevergasung in vorhandene Anlagen erfolgreich implementiert. Es gibt jedoch noch keine Anlage, die im technischen Dauerbetrieb nach diesem Prinzip arbeitet. 2.2 Ergebnisse an der Versuchsanlage von SWRO in Rosenheim In Tab. 1 sind die Leistungsdaten der Versuchsanlage der Stadtwerke Rosenheim zusammengestellt. Hervorzuheben ist neben der deutlichen Verbesserung der Gasqualität durch Steigerung des Gehaltes an Brenngaskomponenten und des damit verbundenen Heizwertes die resultierende Verbesserung der Gasleistung. Tab. 1: Leistungsdaten der Versuche an der Versuchsanlage von SWRO (2011 – 2012) Basiswerte mit GNS-Verfahren Steigerung MJ/Nm³ 5,0 - 5,2 5,8 - 6,3 16 -18 % kg/h 44 40 -10 % Gasleistung kW 150 160 7% Vergasungswirkungsgrad % 72 - 75 82 - 87 10 - 20 % Gasheizwert Holzdurchsatz 1 1 weitgehend festgelegte Gasleistung, dadurch Abnahme des Durchsatzes Bei allen Versuchen konnte der positive Effekt des katalytisch-partiellallothermen Verfahrensprinzips nachgewiesen werden. Die Reinigung von Staub- und Teerbeimischungen ist Stand der Technik und wird seit Jahrzehnten weitgehend beherrscht. Wenig beachtet wurde bisher, dass bei der katalytisch-partiellallothermen Biomassevergasung kein Kondensat mehr anfällt. Tatsächlich fällt der Wasseranteil im Produktgas auf wenige Volumenprozente ab. Das ist deutlich weniger als dem Wasserdampfdruck bei Kühltemperatur von 40 - 45 °C des Reingases entspricht. Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 77 - Neue Erkenntnisse zur katalytischen Biomassevergasung 2.3 Vorteile der katalytisch-partiellallothermen Vergasung konventionellen thermochemischen Biomassevergasung gegenüber der Katalyse bewirkt primär eine für die Teilreaktionen sehr unterschiedliche Reaktionsbeschleunigung und dadurch eine Veränderung der Reaktionswege. Bei endothermen Reaktionen, wie sie bei den entscheidenden Vergasungsreaktionen vorliegen, erfolgt zwangsläufig eine Absenkung der Prozesstemperatur, was vor allem für die Verminderung der Aschesinterung und zur Einsparung hochfeuerfesten Materials wünschenswert ist. Gleichsinnig wird die Pyrolysetemperatur angehoben. Partielle Allothermie bedeutet, dass neben der exotherm geführten Pyrolyse ein Teil der geringwertigen hochentropischen Reaktionswärme entweder als Abfallwärme von außen (z.B. vom Motor) zugeführt oder im Reaktor umgeleitet wird. Dies führt zu einer deutlichen Verbesserung der energetischen Reaktionsführung. Insgesamt wird die Differenz zwischen der mittleren Reaktortemperatur TR und der Eintrittstemperatur TA in den Vergasungsreaktor maßgeblich verringert. Für die Biomassevergasung wird je nach Reaktionsführung eine drastische Durchsatzsteigerung, Absenkung der Schwellentemperatur für die endothermen Reaktolysetemperaturen um über hundert Kelvin und Verminderung der Teerbildung durch Reaktionslenkung der Thermolysereaktionen erreicht. Insgesamt bietet das Prinzip der katalytisch-partiellallothermen die folgenden Vorteile: Erhöhung des erzeugten Brenngasstromes (pro Zeiteinheit!), Verbesserung des Kaltgaswirkungsgrades, Senkung der Luftzahl und Steigerung des Gasheizwertes. 3. Grundzüge der katalytisch-partiellallothermen Vergasung 3.1 Labordatengestütztes Vergasungsmodell Zunächst einmal galt es die technischen Hemmnisse zu erkennen, die einer Effektivitätssteigerung der klassischen Vergasung entgegenstehen, um diese dann schrittweise zu beseitigen. Dies lässt sich am ehesten erreichen, wenn es gelingt, die Vergasung auf möglichst einfache Weise unter Verwendung möglichst weniger Größen zutreffend zu beschreiben. Wir haben dazu ein Modell entwickelt, das es gestattet, die Holzvergasung als Funktion der Luftüberschusszahl darzustellen. Die Summengleichung der Holzvergasung lautet nach diesem vereinfachten Ansatz: C6H9O4 *a H2O + 6,25 (O2 + 3,77 N2) = x CO2 + y CO + z CH4 + v H2 + w H2O + 23,56 N2 (1) Für die Koeffizienten gilt: x + y + z = 6,2 x + y + w = 4 + a + 12,5 2v+2w+4z=9+2a Die Werte von a und werden durch den Prozess vorgegeben. Insgesamt ist das Gleichungssystem bezüglich der Koeffizienten unterbestimmt, es kann aber durch experimentell gestützte Daten aufgelöst werden. Mit diesen Modellgleichungen wurden in guter Übereinstimmung mit Technikumsmessungen die Produktgaszusammensetzung, die Gasausbeute, der Luftverbrauch, die Stoffbilanz, die Reaktionsenthalpie, der Heizwert des Produktgases, Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 78 - Neue Erkenntnisse zur katalytischen Biomassevergasung der Kaltgaswirkungsgrad, der Gasvolumenstrom, der Brennstoffmassenstrom und besonders hervorzuheben sind die adiabatischen Prozesstemperaturen berechnet. Dies wurde früher schon ausführlich diskutiert [10], doch nun gibt es neue Ergebnisse. 3.2 Bedeutung der - Funktion Die Funktion (1) ist formal definiert in den Grenzen 1 > > 0. Folgende Begrenzungswerte der -Funktion ergeben sich elementar: Für = 1 und a = 0 folgt nach C6H9O4 + 6,25 (O2 + 3,77 N2) = 6 CO2 + 4,5 H2O + 23,56 N2 HR0 = 756 - 6*394 - 4,5 * 242 = -2.697 kJ/FE = - 18,6 kJ/g vollständige Verbrennung (Wasser stets gasförmig gerechnet), dies gilt analog auch für a > 0. Für = 0 ist die Funktion nicht lösbar, da für diesen Fall keine thermodynamisch mögliche Reaktion existiert. Erst für > 0,1 können Lösungen angegeben werden. Jedoch sind solche Reaktionen für < 0,15 endotherm, sie kommen also praktisch nicht in Frage. Ab welchem > die Funktion anwendbar ist, geht aus der folgenden Modellrechnung in Abb. 3 hervor. Abb. 3 Modellierung der Temperaturdifferenz in Abhängigkeit von bei der Holzvergasung Aus der Modellrechnung geht hervor, dass bei stark getrocknetem Holz für < 0,17 die Temperaturdifferenzkurve T die Abszissenachse schneidet. Die geringste Temperaturdifferenz TR - TA, bei der der Vergasungsprozess noch gefahren werden kann, liegt nach unseren bisherigen Erfahrungen bei 300 K, wenn also die Reaktormitteltemperatur TR ≈ 850 °C und die Reaktoreintrittstemperatur TA ≈ 550 °C (nach Pyrolyse!) betragen. Daraus folgt, dass ein Wert von < 0,2 nicht unterschritten werden kann, wobei dieser Wert noch nicht ganz erreicht wurde. Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 79 - Neue Erkenntnisse zur katalytischen Biomassevergasung 4. Bewertung 4.1 Positive Effekte Die vorgestellten Ergebnisse zeigen, dass durch Anwendung des Prinzips der katalytisch-partiellallothermen Vergasung eine erhebliche Effektivitätssteigerung bei der Biomassevergasung erzielt werden kann. Dies gelingt nicht nur bei der konstruktiven Realisierung eines von vornherein auf eine katalytisch-partiellallotherme Vergasung zugeschnittenen Festbettvergasers, sondern auch teilweise durch Implementierung von Elementen des GNS-Verfahrensprinzips in schon bestehende Anlagen, wie die in Domsland, bei Mothermik bzw. jetzt bei SWRO erzielten Ergebnisse zeigen. Dies ist eine Ermutigung, jetzt die technische Überführung des Verfahrensprinzips voranzutreiben. Trotz der deutlichen Vorzüge des vorgestellten Verfahrens ist oft eine gewisse Skepsis gegenüber der katalytischen Vergasung festzustellen. Das mag mit den generellen Zweifeln an der Wirtschaftlichkeit der Biomassevergasung zusammenhängen, aber auch an der Komplexität des Verfahrens liegen. Einige neue Einsichten sind uns durch die Versuche bei den Stadtwerken Rosenheim gelungen. 4.2 Erhöhung der Stromerzeugung Das erhaltene Brenngas wird nach ausreichender Gasreinigung, die übrigens kein Problem mehr darstellt, bisher zur Stromerzeugung durch Kopplung mit einem MotorGeneratorblock genutzt. Dieses Potential ist noch bei weitem nicht ausgeschöpft. Eine Beispielrechnung für eine tatsächlich existierende gut und kontinuierlich bei λ = 0,4 arbeitende Holzvergasungsanlage, die 650 kW Strom erzeugt, zeigt die Einspareffekte bei Absenkung der Luftzahl auf λ = 0,3, ausgedrückt im spezifischen Holzverbrauch in kg/kWel: bei gleichbleibender Stromerzeugung werden ca. 26 % Holz eingespart, bei konstantem Frischholzeintrag können ca. 20 % mehr Strom erzeugt werden, bei konstantem Reaktordurchsatz können ca. 34 % mehr Strom erzeugt werden, bei Steigerung des Reaktordurchsatzes um ca. 15 % kann ca. 55 % mehr Strom erzeugt werden. Eine weitere bedeutende Steigerung der Stromausbeute würde erzielt werden, wenn eine Absenkung der Luftzahl auf λ = 0,2 erreicht würde. Im Ausgangszustand wurde eine Stromausbeute von 0,90 kg/kWh erzielt, bei λ = 0,3 sinkt dieser Wert auf 0,67 kg/kWh und bei λ = 0,2 auf 0,52 kg/kWh. 4.3 Problemfelder Es gibt auch Vorbehalte, die angesprochen werden müssen. Das ist zum einen die befürchtete Verteuerung des Prozesses durch den Katalysator. Diese Befürchtung lässt sich leicht ausräumen durch den Hinweis, dass der Katalysator nur noch einen Masseanteil von Zehntelprozent zum Brennmaterial ausmacht und im Übrigen ein billiges Material ist. Der zweite Einwand ist eine befürchtete Sinterung des Katalysators bei den hohen Prozesstemperaturen. Dieses Argument ist natürlich ernst zu nehmen. Darauf ist zu entgegnen, dass der anorganische Katalysator nicht stärker sinteranfällig ist als die normale Asche auch. Im Übrigen wird durch den Katalysator die Prozesstemperatur um mindestens 100 K abgesenkt, so dass damit auch die Verschlackungsgefahr vermindert wird. Ein weiteres Problem ist, dass die technische Verfahrensgestaltung eine sichere Einhaltung und definierte Einstellung von Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 80 - Neue Erkenntnisse zur katalytischen Biomassevergasung Prozessparametern gestatten muss, um die Vorteile der Katalyse optimal nutzen zu können. 5. Quellen (Auszüge) 1. Taylor, H.S., Neville, H.A.: Catalysis in the Interaction of Carbon with Steam and with Carbon Dioxide. J. Am. Chem. Soc. 43(1921), 2055 2. Pichler,H. , Fischer, F.: Über die Bildung gasförmiger und flüssiger Kohlenwasserstoffe bei der Einwirkung von Wasserdampf und bei der Einwirkung von Alkali auf Halbkoks unter erhöhtem Druck. BrennstoffChemie, 12(1928), 200-206 3. Neumann, B., Kröger, C., Fingas, E.: Die Wasserdampfzersetzung an Kohlenstoff mit aktivierenden Zusätzen. Z. anorg. u. allg. Chem. 197(1931), 321-338 4. Kröger, C.: Die Vergasung von Kohlenstoff durch Luft, Kohlendioxyd und Wasserdampf und ihre Beeinflussung durch anorganische Katalysatoren. Angewandte Chemie 52(1939), 6, 129-148 5. van Heek, K.H., Jüntgen, H.: Zur katalytischen Vergasung von Kohle. Haus der Technik, Nr. 453, Kohlevergasung und –verflüssigung, S. 53-59 Tagung v. 26.u. 27. Nov. 1981, Essen 6. Heigl, F.: Thermodynamische Grundlagen der Holzvergasung, Dipl.-Arbeit, HS München 2009 7. Nothegger. M.: Energie- und Massenbilanzierung einer Holzvergasungsanlage und Vergleich der Ergebnisse mit experimentell gewonnenen Daten aus einer Versuchsanlage der Stadtwerke Rosenheim GmbH & Co. KG, Dipl.-Arbeit, HS Rosenheim 2010 8. Spindler, H., Bauermeister, U.: Entwicklung eines katalytischpartiellallothermen Biomassevergasungsverfahrens. Ber. Ökolog. Stoffverwertung 1/2001, FÖST e.V. Halle(Saale), 2001, 11-39; Tagung „Energetische Nutzung von Biomassen“, 22.-24.4.2002, Velen, DGMKTagungsber. 2002-2, 79-86 9. Spindler, H., Bauermeister, U.: Katalytisch-partiellallotherme Vergasung von Biomassen. Proceedings 8. Internat. Kongr. f. nachwachsende Rohstoffe u. Pflanzenbiotechnologie, 10.-11.Juni 2002, Magdeburg 2002 10. Spindler, H.: Umsetzung des Verfahrens zur Biomassevergasung an der Forschungs- und Pilotanlage in Merseburg, Ber. Ökolog. Stoffverwertung 1/2003, 15-34, FÖST e.V. Halle(Saale) 2003 Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 81 - Erkenntnisse aus den Vor-Ort-Messungen an 11 Holzvergaseranlagen in Bayern und Baden-Württemberg Erkenntnisse aus den Vor-Ort-Messungen an 11 Holzvergaseranlagen in Bayern und Baden-Württemberg (Reinhold Egeler, Stadtwerke Rosenheim) Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 83 - Bundesmessprogramm zur Weiterentwicklung der kleintechnischen Biomassevergasung: Technische Bewertung Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 84 - Bundesmessprogramm zur Weiterentwicklung der kleintechnischen Biomassevergasung: Technische Bewertung Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 85 - Bundesmessprogramm zur Weiterentwicklung der kleintechnischen Biomassevergasung: Technische Bewertung Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 86 - Bundesmessprogramm zur Weiterentwicklung der kleintechnischen Biomassevergasung: Technische Bewertung Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 87 - Bundesmessprogramm zur Weiterentwicklung der kleintechnischen Biomassevergasung: Technische Bewertung Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 88 - Bundesmessprogramm zur Weiterentwicklung der kleintechnischen Biomassevergasung: Technische Bewertung Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 89 - Bundesmessprogramm zur Weiterentwicklung der kleintechnischen Biomassevergasung: Technische Bewertung Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 90 - Bundesmessprogramm zur Weiterentwicklung der kleintechnischen Biomassevergasung: Technische Bewertung Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 91 - Bundesmessprogramm zur Weiterentwicklung der kleintechnischen Biomassevergasung: Technische Bewertung Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 92 - Bundesmessprogramm zur Weiterentwicklung der kleintechnischen Biomassevergasung: Technische Bewertung Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 93 - Bundesmessprogramm zur Weiterentwicklung der kleintechnischen Biomassevergasung: Technische Bewertung Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 94 - Bundesmessprogramm zur Weiterentwicklung der kleintechnischen Biomassevergasung: Technische Bewertung Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 95 - Bundesmessprogramm zur Weiterentwicklung der kleintechnischen Biomassevergasung: Technische Bewertung Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 96 - Bundesmessprogramm zur Weiterentwicklung der kleintechnischen Biomassevergasung: Technische Bewertung Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 97 - Bundesmessprogramm zur Weiterentwicklung der kleintechnischen Biomassevergasung: Technische Bewertung Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 98 - Bundesmessprogramm zur Weiterentwicklung der kleintechnischen Biomassevergasung: Technische Bewertung Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 99 - Bundesmessprogramm zur Weiterentwicklung der kleintechnischen Biomassevergasung: Technische Bewertung Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 100 - Bundesmessprogramm zur Weiterentwicklung der kleintechnischen Biomassevergasung: Technische Bewertung Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 101 - Bundesmessprogramm zur Weiterentwicklung der kleintechnischen Biomassevergasung: Technische Bewertung Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 102 - Bundesmessprogramm zur Weiterentwicklung der kleintechnischen Biomassevergasung: Technische Bewertung Bundesmessprogramm zur Weiterentwicklung der kleintechnischen Biomassevergasung: Technische Bewertung (Roman Schneider, Hochschule Zittau/Görlitz) 1 Projektvorstellung In dem durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) geförderten Forschungsvorhaben „Bundesmessprogramm zur Weiterentwicklung der kleintechnischen Biomassevergasung“ wurden relevante, gegenwärtig realisierte Konzepte von vier wissenschaftlichen Einrichtungen mit einschlägigen Erfahrungen begleitet. Beteiligt waren: Deutsches BiomasseForschungsZentrum (DBFZ) in Leipzig Fraunhofer Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung (IFF) in Magdeburg Bayerisches Zentrum für Angewandte Energieforschung (ZAE Bayern) in Garching Hochschule Zittau/Görlitz (HSZG), Fakultät Maschinenwesen, Kraftwerks- und Energietechnik Ziel des Vorhabens mit einer Laufzeit von 08/2009 bis 03/2012 war die Analyse verschiedener Biomassevergasungsanlagen kleiner Leistungsgröße im Rahmen von Anlagenmonitoring und Vor-Ort-Messkampagnen. Anhand der Ergebnisse wurde anschließend für die jeweilige Anlage eine technische, ökonomische und ökologische Bewertung erarbeitet. Diese Bewertungen sollen für die Optimierung der Verfahrenskonzepte und zur Reduzierung von kostenintensiven Fehl- und Doppelentwicklungen genutzt werden, um damit für potenzielle Investoren eine objektive Entscheidungsgrundlage zu schaffen. 2 Vorgehen In Zusammenarbeit mit den Projektpartnern wurde zu Beginn des Vorhabens eine erste Anlagenauswahl getroffen. Nach dieser Vorauswahl wurden die entsprechenden Betreiber angesprochen und hinsichtlich ihrer Bereitschaft an einer Teilnahme am Vorhaben befragt. Bei Interesse der Betreiber fanden Erstbegehungen der Anlagen durch den jeweiligen Projektbearbeiter statt. In diesem Rahmen wurde ein Datenerhebungsbogen angewendet, der zuvor durch die Projektpartner konzipiert wurde. Als Ergebnis dieser Kontaktaufnahmen wurden verschiedene Anlagenkonzepte zur wissenschaftlichen Bewertung im Rahmen des Vorhabens ausgewählt (Tabelle 1). Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 103 - Bundesmessprogramm zur Weiterentwicklung der kleintechnischen Biomassevergasung: Technische Bewertung Tabelle 1 Darstellung der für das Bundesmessprogramm ausgewählten Anlagen Anlage Standort Vergaser Rohstoff Leistung Bemerkung DBFZ 1 Niedersachsen Gleichstrom HHS 2*150 kW el DBFZ 2 (A2) DBFZ 3 (A3) Bayern Bayern Gestuft Gestuft HHS HHS 30 kWel 180 kWel Zündstrahler (Schnell) Versuchsanlage Anlagenkonzept, Upscale von A2 IFF 1 IFF 2 (A5) Bayern Bayern Gleichstrom Gleichstrom HHS HHS 200 kW el 150 kWel Zündstrahler (SKL) Gasmotor (MAN), Pilotanlage HSZG 1 HSZG 2 Rheinl.-Pfalz Ba.-Württemb. Gleichstrom Gleichstrom HHS HHS 250 kW el 30 kW el HSZG 3 (A1) Tirol Gleichstrom HHS 30 kWel Zündstrahler (Iveco) Kommerzielle Anl., Gasmotor (GM) Kommerzielle Anl., Gasmotor (GM) ZAE 1 (A4) Bayern Gleichstrom Pellets 200 kWel ZAE 2 Bayern Dampf-WS Pellets 140 kW el Kommerzielle Anl., Zündstrahler (MAN) Synthesegas o. Zündstrahler (MAN) Um eine Vergleichbarkeit der im Projekt erhobenen Messdaten zu gewährleisten, war eine Abstimmung des Vorgehens zwischen den einzelnen Partnern erforderlich. Zu diesem Zweck wurde ein einheitlicher Messplan entwickelt, der in die Phasen Anlagenmonitoring, Langzeitmessungen und Detailmessungen unterteilt wurde. Das Monitoring sollte dabei durch die Anlagenbetreiber erfolgen und eine technische, ökonomische und ökologische Jahresbilanzierung ermöglichen. Werkzeuge für dieses kontinuierliche Anlagenmonitoring waren ein durch den Betreiber zu führendes Betriebstagebuch, die Erfassung und Speicherung der Betriebsdaten aus dem Anlagenleitstand sowie der Daten durch ggf. zusätzliche Sensoren. Innerhalb der Messkampagnen wurde angestrebt, die Daten des Monitoring zu verifizieren sowie eine Stoff- und Energiebilanzierung durchzuführen. Dabei wurden die Messungen in zwei Gruppen unterteilt. 1) Eine Langzeitkampagne über einen Zeitraum von mindestens einem Jahr zur Ermittlung der Inputströme, der diskontinuierlichen Messung wesentlicher Produktgasbestandteile (CO2, CO, H2O, H2, CH4, N2, O2, Teere), der Erfassung der Reststoffmengen und -qualitäten, der Wärmeauskopplung, der Stromerzeugung und der Ausfallzeiten zur Beurteilung der Dauerbetriebsfähigkeit, 2) Detailkampagnen zur gezielten Analyse der Anlagendetails in den Anlagenteilen Brennstoffvorbereitung, Vergasung, Gasreinigung und Gasnutzung, um eine Lösung bestehender Probleme, bzw. die Optimierung der Anlagenführung zu erreichen. Eine genaue Definition der Messaufgaben für die Detailtests wurde vor dem Hintergrund der in der Langzeitkampagne gewonnen Erkenntnisse und in Abstimmung mit den Anlagenbetreibern im Projektverlauf vorgenommen. Darüber hinaus wurde im Rahmen der Detailkampagnen Punktbilanzen hinsichtlich der Stoff- und Energieströme erarbeitet. Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 104 - Bundesmessprogramm zur Weiterentwicklung der kleintechnischen Biomassevergasung: Technische Bewertung Für die abschließende stoffliche und energetische Anlagenbilanzierung wurden sowohl die Daten der Langzeitkampagne als auch die Ergebnisse der Punktbilanzierung genutzt. Im Rahmen des im Bundesmessprogramm vorgenommenen Langzeitmonitorings wurde deutlich, dass aufgrund unterschiedlicher Automatisierungsgrade und Marktreife der Anlagen nicht alle im Bundesmessprogramm betreuten Anlagen eine ausreichende Anlagendatendokumentation (technisch, wirtschaftlich) über den Betreuungszeitraum realisieren konnten. Daher wurden für die technische, ökonomische und ökologische Bewertung fünf Anlagen ausgewählt, welche in Tabelle 1 mit der entsprechenden Abkürzung A1 bis A5 bezeichnet sind. 3 Messkampagnen Die Kombination aus Biomasse(Holz)-Vergaser und BHKW ist ein System, bestehend aus mehreren Einzelkomponenten. Die wichtigsten Schnittstellen zwischen diesen Komponenten sind dabei nach [1]: die Brennstoffbereitstellung zum Vergasereintritt mit einer definierten Brennstoffqualität (Flüchtigenanteil, Trockensubstanz(TS)-Gehalt, Kohlenstoffanteil, Ascheanteil) die Gaszusammensetzung am Vergaseraustritt (Produktgas) die Menge und Qualität fester Reststoffe aus dem Vergasungsprozess die Gasqualität am Ende der Gasreinigungs- und Gaskühlstrecke und am Eintritt in den Motor die Gasqualität am Motor-Austritt sowie am Austritt in die Umgebung. An diesen definierten Schnittstellen wurden, unter Beachtung der zur Verfügung stehenden Messtechnik (Vor-Ort-Messeinrichtung, mobile Messtechnik) und mit Berücksichtigung der Untersuchungsziele, die Messpunkte festgelegt (Tabelle 2). Ziel sollte eine kontinuierliche Erfassung aller Stoff- und Energieströme sein, um eine möglichst repräsentative Bilanzierung zu gewährleisten. Tabelle 2 Beispiel der gewählten Messpunkte Messpunkt Werterfassung Nutzenergie Brennstoff (HHS) Reststoff Vergasungsmittel (Luft) Produktgas Abgas Ablesung Zähler Wägung, Laboranalyse (TS, Elementaranalyse, Hi) Wägung, Laboranalyse (TS, Elementaranalyse, Hi) Volumenstrom Volumenstrom und Zusammensetzung Volumenstrom und Zusammensetzung (Emissionen) Zur Veranschaulichung sind neben den schon vorhandenen Messstellen für die Anlagensteuerung die zusätzlich gewählten Messpunkte in der Abbildung 1 beispielhaft in das vereinfachte Anlagenschema der Anlage A1 integriert. Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 105 - Bundesmessprogramm zur Weiterentwicklung der kleintechnischen Biomassevergasung: Technische Bewertung Abbildung 1 Messstellenübersicht des Anlagenkonzeptes A1 4 Datenauswertung und technische Bewertung Die Stoff- und Energiebilanzierung des Konversionsprozesses bildet die Grundlage für die technische und energetische Charakterisierung und damit auch für die nachfolgende Bewertung der Anlagenkonzepte. Entsprechend der Zielstellung des Vorhabens erfolgte die Auswertung der Messdaten unter den Gesichtspunkten, einerseits durch die Definition und Ermittlung von quantitativen Kenngrößen eine Vergleichbarkeit und Bewertung unterschiedlicher Anlagenkonzepte zu ermöglichen, andererseits durch die Analyse der Messdaten qualitative Aussagen zu den untersuchten Gesamt- und Teilkonzepten zu erhalten, die zur Verbesserung von Schwachstellen und zur Optimierung der kleintechnischen Vergasung genutzt werden können. Zur Durchführung der Bewertung werden verschiedene prozessspezifische Kenngrößen (Nutzungsgrade, Wirkungsgrade, Verfügbarkeit, spezifischer Verbrauch der Hilfs- und Betriebsstoffe) benötigt. Deren Auswahl erfolgte in Anlehnung an die im Methodenhandbuch [2] aufgeführten wichtigsten Bilanzierungsgrößen einer Biomassevergasungsanlage. Die Vergleichbarkeit der quantitativen Ergebnisse mit anderen Vorhaben zum Anlagenmonitoring wird durch diese entsprechenden Kenngrößen sichergestellt. Jedoch sind durch die Vielfalt der Anlagenkonzepte und dem Einfluss der Anlagenfahrweise durch den Betreiber sowie weitere Randbedingungen die Ergebnisse nur eingeschränkt auf andere Anlagen übertragbar. Die vollständigen Ergebnisse können in den Endberichten der Projektpartner (DBFZ1, HSZG2) nachgelesen werden. Bei den dargestellten Bilanzkenndaten (Tabelle 3) ist zu beachten, dass die beiden Anlagen der Stadtwerke Rosenheim (A2 und A3) nur Versuchs- bzw. skalierte Demoanlagen sind. Lediglich die Anlagen A1, A4 und eingeschränkt A5 sind kommerzielle Anlagen. Weiterhin sind die Angaben zur Leistung der Reststoffe detailliert zu betrachten, da nicht bei allen Anlagen die Mengen und 1 2 Online verfügbar unter http://edok01.tib.uni-hannover.de/edoks/e01fb13/741107678.pdf Online verfügbar unter http://edok01.tib.uni-hannover.de/edoks/e01fb13/743888308.pdf Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 106 - Bundesmessprogramm zur Weiterentwicklung der kleintechnischen Biomassevergasung: Technische Bewertung Energieinhalte aller Reststoffe erfasst bzw. bestimmt werden konnten. Somit sind diese Werte in der Regel nicht direkt miteinander vergleichbar. Bis auf Anlage A2 und A3 wurden für die technische Bewertung jeweils die an den Anlagen installierten Gasmotoren berücksichtigt, falls die notwendigen Daten bei den Messkampagnen und/oder dem Langzeitmonitoring erfasst wurden. Bei Anlagen, deren notwendige Kenndaten an den installierten Gasmotoren nicht mit ausreichender Sicherheit bestimmt werden konnten, wurden die fehlenden Daten den Literaturdaten nach [2] entsprechend angenommen. Dies betrifft den elektrischen und thermischen BHKW-Wirkungsgrad bei den Anlagen A1, A2 und A3, sowie A5 beim elektrischen BHKW-Wirkungsgrad. Bei den Anlagen A2 (Versuchsanlage) und A3 (Konzept) war jeweils kein BHKW installiert. Tabelle 3 Bilanzkennzahlen der zur Bewertung ausgewählten Anlagen Bilanzkenngröße Einheit A1 A2 A3 A4 A5 Brennstoff - HHS HHS HHS HPEL HHS Brennstoffleistung kW 160,5 202 654 581 492,5 Feuerungswärmeleistung kW 123,5 188 608 512 515,1 Bezugsleistung kW 2,2 5 10 7,6 153 Nennwärmeleistung kW 62,1 83 209 213 79,4 Intern genutzte Wärmeleistung kW 9,4 9 53,5 0 101,1 kW 60,1 - 200 213 40 Wärmenutzungsgrad % 97 0 96 100 50,4 elektrische Anlagenleistung kW 27,9 38 180 169 93,4 Leistung der Nebenprodukte kW 25,3 - - - - Gasleistung kW 102,1 140 486 423 282,5 Leistung der Reststoffe kW 2,2 4,4 23,5 64,2 n.b. Kaltgaswirkungsgrad % 83 74 80 78 54,8 elektrischer Wirkungsgrad BHKW % 27,3 27,3 37,0 40,0 33,1 thermischer Wirkungsgrad BHKW % 61,1 59,4 43,0 35,7 51,4 Gesamtwirkungsgrad BHKW % 88,4 86,7 80 75,7 84,5 elektrischer Anlagenwirkungsgrad (netto) % 17,1 18,4 27,1 28,7 15,6 thermischer Anlagenwirkungsgrad (netto) % 38,2 40,1 31,5 36,2 18,4 chemischer Anlagenwirkungsgrad (netto) % 15,6 - - - - Gesamtanlagenwirkungsgrad (netto) % 70,9 58,6 58,6 64,9 34,0 Nutzwärmeleistung 3 4 4 Die Angabe beinhaltet auch den Energiebedarf zur Herstellung des Vermarktungsmaterials. ohne Übertragungsverlust Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 107 - Bundesmessprogramm zur Weiterentwicklung der kleintechnischen Biomassevergasung: Technische Bewertung 90 80 chemischer Anlagenwirkungsgrad thermischer Anlagenwirkungsgrad elektrischer Anlagenwirkungsgrad (netto) Kaltgaswirkungsgrad Wirkungsgrad in % 70 60 50 40 30 20 10 0 A1 A2 A3 A4 Anlagen- /Konzeptbezeichnung A5 Abbildung 2 Vergleich der ermittelten Anlagen- und Kaltgaswirkungsgrade der zur Bewertung ausgewählten Anlagen In Abbildung 2 sind die Anlagenwirkungsgrade (elektrisch, chemisch, thermisch) und damit auch der Gesamtanlagenwirkungsgrad (auf Basis von Brennwert und Brennstoffanlieferungszustand) im Vergleich zum Kaltgaswirkungsgrad (auf Basis des Heizwertes) von der verschiedenen Anlagenkonzepte dargestellt. Lediglich bei Anlage A1 konnte der chemische Anlagenwirkungsgrad bestimmt werden, da dort Bioenergieträger die Anlage verlassen. Alle Anlagen stellen elektrische Energie und Nutzwärme als Produkte zur Verfügung, woraus (mit Bezug auf die Brennstoffleistung) die jeweiligen elektrischen und thermischen Anlagenwirkungsgrade resultieren. Vier der fünf dargestellten Anlagen befinden sich mit einem Gesamtanlagenwirkungsgrad zwischen 58 und 72% und mit einem Kaltgaswirkungsgrad von 74 bis 83% auf einem ähnlichen Niveau. Lediglich Anlage A5 (Demoanlage) hat einen wesentlich geringeren Gesamtanlagenund Kaltgaswirkungsgrad. Trotz der unterschiedlichen Anlagenkonzepte, -entwicklungsstände und -größen sind die Gesamtanlagenwirkungsgrade und die Kaltgaswirkungsgrade der Anlagen A1 bis A4 vergleichbar. Unterschiede bei den elektrischen Anlagenwirkungsgraden ergeben sich jedoch durch die Anlagengröße. Anlagen mit höheren Brennstoffleistungen (A3 und A4) haben im Vergleich zu Anlagen mit kleineren Brennstoffleistungen (A1 und A2) einen höheren elektrischen aber niedrigeren thermischen Anlagenwirkungsgrad. Weiterhin zeigt sich, dass durch unterschiedliche Konzepte zum einen mit der zusätzlichen Erzeugung von Bioenergieträgern (A1) und zum anderen mit der ausschließlichen Erzeugung von elektrischer Leistung und Nutzwärme (A2, A3, A4) hohe Anlagenwirkungsgrade auf einem nahezu gleichen Niveau realisiert werden können. Auch die Nutzung unterschiedlicher Brennstoffformen, wie Hackschnitzel (A1, A2, A3) oder Pellets (A4), führt bei der Realisierung eines guten Anlagenkonzeptes zu hohen Anlagenwirkungsgraden. In diesen jeweiligen Anlagenkonzepten müssen dann die unterschiedlichen Eigenschaften der Brennstoffform richtig genutzt werden. Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 108 - 600 90 500 80 Leistung Nebenprodukte 400 70 elektr. Anlagenleistung 300 60 200 50 100 40 Gesamtanlagenwirkungsgrad (netto) 30 Kaltgaswirkungsgrad 0 in out A1 in out in out in out A2 A3 A4 Anlagen- / Konzeptbezeichnung in Leistung Reststoffe Wirkungsgrad in % Leistung in kW Bundesmessprogramm zur Weiterentwicklung der kleintechnischen Biomassevergasung: Technische Bewertung Nennwärmeleistung Brennstoffleistung Bezugsleistung out A5 Abbildung 3 Vergleich der ermittelten In- und Outputleistungen der zur Bewertung ausgewählten Anlagen. Abbildung 3 stellt die ein- und austretenden Leistungen der zur Bewertung ausgewählten Anlagen gegenüber. Es zeigt sich, dass sich die Reststoffmengen und damit deren Leistung an einigen Anlagen nicht vollständig oder überhaupt nicht erfassen lassen. Beispiele dafür sind die Anlagen A2 und A5. Die in die Anlagen eintretende Brennstoff- und Bezugsleistung wird bei allen Anlagen in Nutzwärmeleistung, elektrische Anlagenleistung und die Leistung der Reststoffe umgewandelt. Werden wie bei dem Anlagenkonzept A1 auch Bioenergieträger erzeugt, verlässt zusätzlich die Leistung der Bioenergieträger die Anlage. Abgeleitet aus diesen Größen wird der Gesamtanlagenwirkungsgrad bestimmt, der ebenfalls in Abbildung 3 dargestellt ist. Vergleicht man die Anlagen A3, A4 und A5, so zeigt sich, dass die Anlagen A3 und A4 trotz der unterschiedlichen Anlagenkonzepte vergleichbar arbeiten und dass Anlage A5 weniger als die Hälfte der Inputleistungen in Outputleistungen umwandelt, wodurch sich der geringe Gesamtanlagenwirkungsgrad erklären lässt. 5 Erfahrungen Die technische Bewertung der fünf ausgewählten Anlagen im Bundesmessprogramm hat gezeigt, dass die kommerziell betriebenen Anlagen unabhängig von der Brennstoffform und dem Anlagenkonzept hohe Wirkungsgrade bezogen auf den Vergaser selbst und auf die Gesamtanlage haben. Gründe dafür sind ein Anlagenkonzept, welches optimal auf die jeweils verschalteten Prozesse und den verwendeten Brennstoff abgestimmt ist sowie ein auf die Situation vor Ort optimiertes Wärmenutzungskonzept. Weiterhin hat sich während des Bundesmessprogramms bei der Vorbereitung der technischen Bewertung gezeigt, dass ein Monitoring der wichtigsten Anlagenparameter zwingend erforderlich ist. Biomassevergasungsanlagen sollten daher zur Stabilisierung des Anlagenbetriebes (Erhöhung der Anlagenverfügbarkeit) und zur Erhöhung der Anlagensicherheit messtechnische Einrichtungen zur Erfassung der wichtigsten Anlagenparameter besitzen. Durch das Monitoring der wichtigsten Parameter wird darüber hinaus die technische Bewertung der Anlagen erheblich erleichtert. Im Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 109 - Bundesmessprogramm zur Weiterentwicklung der kleintechnischen Biomassevergasung: Technische Bewertung Allgemeinen sollte eine Bestimmung von Messgrößen mit dem Ziel der Vor-OrtBilanzierung einer Vergasungsanlage auf die wichtigsten Messgrößen beschränkt und diese mit der größten Sorgfalt bestimmt werden. Dabei spielt die Dokumentation der Messbedingungen eine wichtige Rolle, da diese einen sehr großen Einfluss auf die Vergleichbarkeit mit anderen Daten hat. Für eine technische Bewertung und Bilanzierung von Vergasungsanlagen sind eine sichere Datenbasis, eine einheitliche Definition der Bezugsgrößen sowie die Angabe der Parameter die Grundvoraussetzung. Darüber hinaus sind mit der Durchführung von Vor-Ort-Messkampagnen gewisse Unsicherheiten hinsichtlich der Messgenauigkeit verbunden. Durch die zeitlich begrenzte Aufnahme der Brenn- und Reststoffmassenströme während der Messkampagnen (Punktbilanzierung) und deren Hochrechnung auf die Anlagenlaufzeiten innerhalb des Projektmonitorings sind Ungenauigkeiten festzustellen. Auch die punktuellen Probenahme von Brenn- und Reststoff zur Analyse der entsprechenden Qualitäten (TS-Gehalt, Brennwert, Elementaranalyse) stellen nur zeitlich begrenzte Werte dar. Hinsichtlich der Quantifizierung der Produktgasleistung wurde während der Messkampagnen die Produktgaszusammensetzung analysiert. Auch dies stellt nur einen zeitlich begrenzten Wert dar, der zudem von vielen Parametern (z.B. Anlagenfahrweise) abhängig ist. Um im Verbundprojekt sowohl die Demonstrationsanlagen ohne derzeitige motorische Gasnutzung als auch die Anlagen mit unzureichenden Messwerten bewerten zu können, wurden theoretische BHKWWirkungsgrade für die Nutzung von Holzgas angenommen. Die detaillierte Vorgehensweise zur Wirkungsgradbestimmung der Holzgas-BHKW kann dem Endbericht des DBFZ5 entnommen werden. Aufgrund dieser Umstände müssen die innerhalb der Messkampagnen ermittelten Messwerte einer genauen Fehleranalyse unterzogen werden. Um die resultierenden Messwertungenauigkeiten weiter zu minimieren, sollte zukünftig neben der Optimierung im Handling der zur Verfügung stehenden Messtechnik auch weitere mobile Messtechnik in die Vor-Ort-Messkampagnen integriert werden. Ziel sollte eine Redundanz der Messungen sein, um eventuelle Unsicherheiten und Messfehler zu erkennen und verringern zu können. 6 Ausblick und Handlungsempfehlungen Als Ergebnis der Brennstoffanalysen konnte für die betrachteten Anlagen eine gute Brennstoffqualität entsprechend den Herstellervorgaben bestätigt werden. Auch der Nachweis einer guten stoffgebundenen Energieumsetzung im Vergaser durch die Ermittlung der Kaltgaswirkungsgrade konnte gewährleistet werden. Im Rahmen von Monitoring und Messkampagnen wurde außerdem nachgewiesen, dass die betreffenden Anlagen eine hohe Verfügbarkeit und dabei Brennstoffnutzungsgrade von bis zu 71 % besitzen. Bedeutsam sind die hohen Brennstoffausnutzungsgrade, die oberhalb der z. B. von Biogasanlagen durchschnittlich erreichbaren Werte liegen. Die nachgewiesene hohe Anlagenverfügbarkeit ist jedoch noch stark vom Können und Engagement der Betreiber abhängig. Die elektrischen Nettowirkungsgrade der Anlagen erreichen in Abhängigkeit der Leistungsgröße ca. 17 bis 29 %. Die Ausstattung der Anlagen mit geeigneter Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik ist gering, jedoch als Voraussetzung zur Kontrolle der Effizienz des Konversionsprozesses, aber auch für Optimierungen (Automatisierung) und für den sicheren Anlagenbetrieb zwingend erforderlich. Oft führt eine unzureichende 5 Online verfügbar unter http://edok01.tib.uni-hannover.de/edoks/e01fb13/741107678.pdf Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 110 - Bundesmessprogramm zur Weiterentwicklung der kleintechnischen Biomassevergasung: Technische Bewertung Sicherheits- und Messtechnik zu gefährlichen Anlagenzuständen, Beeinträchtigungen der Umwelt und ungeplanten Stillständen. Des Weiteren lässt nur eine geeignete Online-Messung und Datenerfassung der wichtigsten Betriebsparameter ein flexibles Lastmanagement und eine Stabilisierung der Energienetze zu. Aus diesem Zusammenhang heraus ist die Weiterentwicklung von Regelungs- und Diagnosetechnik, wie sie vom dargestellten Projekt verfolgte wurde, von großer Bedeutung und eine kontinuierliche Fortsetzung dieser Bemühungen wichtig. Für die weitere Entwicklung gilt es auf den Erfahrungen der zunehmenden Anzahl erfolgreich betriebener Anlagen aufzubauen. Dabei sind neben den Potenzialen der Biomassevergasung mögliche Anlagenkonzepte hinsichtlich der zukünftigen Anforderungen und deren Einfluss auf die Technik, Ökonomie und Ökologie zu untersuchen. Bei der technischen Bewertung von Biomassevergasungsanlagen werden durch die unterschiedlichen Institutionen verschiedene Bewertungskriterien und Anlagenkenngrößen sowie Bezugsgrößen verwendet. Damit ist eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse nicht gegeben und besonders fehlt für Betreiber, Hersteller und Behörden die notwendige Transparenz, die eine sichere Beurteilung von Anlagen und Konzepten möglich macht. Für die Zukunft sollten Anlagenkenngrößen klar definiert, harmonisiert und bei zukünftigen Projekten möglichst mit einheitlichen Messverfahren und Methoden bestimmt werden. Eine Weiterführung der im Rahmen des Vorhabens begonnenen Harmonisierung der Mess- und Bilanzierungsmethoden an Biomassevergasungsanlagen ist daher zwingend notwendig. Danksagung Das Projekt wurde unter den Förderkennzeichen 03KB0117 A-D vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) aufgrund eines Beschlusses des deutschen Bundestages aus Mitteln der Klimaschutzinitiative gefördert. Das Programm wird technisch und administrativ vom Projektträger Jülich des Forschungszentrum Jülich (PTJ) koordiniert. Wissenschaftliche Unterstützung und Hilfe bei der Öffentlichkeitsarbeit gewährt das Deutsche Biomasseforschungszentrum (DBFZ). Literatur [1] Schüßler, I.; Bräkow, D.; Treppe, K.; Salomo, B.; Zschunke, T.: Schwachstellenanalyse an BHKW-Vergaseranlagen. BMELV/FNR FKZ 22009106; Dresden, 2009. [2] Thrän, D.; Pfeiffer, D. (Hrsg.) (2013): Methodenhandbuch - Stoffstromorientierte Bilanzierung der Klimagaseffekte. 4. Auflage, Leipzig, 2012 . Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 111 - Bundesmessprogramm zur Weiterentwicklung der kleintechnischen Biomassevergasung: Ökonomische und Ökologische Bewertung Bundesmessprogramm zur Weiterentwicklung der kleintechnischen Biomassevergasung: Ökonomische und ökologische Bewertung (Martin Zeymer, DBFZ) Abstract Vor dem Hintergrund einer umweltverträglicheren Energiebereitstellung aus biogenen Festbrennstoffen wird die thermochemische Vergasung als sehr vielversprechend eingeschätzt. Um die bestehenden technischen wie auch ökonomischen Hürden zu überwinden, wurden die Anlagen zur kleintechnischen Vergasung von Biomasse stetig weiterentwickelt und haben heute einen deutlich verbesserten Entwicklungsstand erreicht. Dabei werden von unterschiedlichen Herstellern verschiedene konzeptionell erfolgsversprechende Ansätze verfolgt, deren Praxistauglichkeit gegenwärtig erprobt wird. Um eine möglichst zügige und effiziente Markteinführung der kleintechnischen Biomassevergasung zu unterstützen, erfolgte durch das „Bundesmessprogramm zur Weiterentwicklung der kleintechnischen Biomassevergasung“ eine wissenschaftliche Begleitung relevanter, gegenwärtig realisierter Konzepte. D. h., es wurden praktische Erfahrungen gesammelt, dokumentiert, ausgetauscht und wissenschaftlich bewertet. In Ergänzung zur bereits erfolgten Förderung und wissenschaftlichen Begleitforschung einzelner Anlagen konnte durch einen umfassenden Ansatz die technische, ökonomische und auch ökologische Optimierung beschleunigt und gleichzeitig kostenintensive Fehl- und Doppelentwicklungen reduziert werden. Zudem stellen die Ergebnisse eine Entscheidungsgrundlage für potenzielle Investoren (sowohl privater als auch öffentlicher Hand) dar. Mit Hilfe von systematischen Messungen und harmonisierten Bewertungsmethoden erfolgte eine objektive Auswertung des Anlagenbetriebs ausgewählter Anlagen. Die vorgestellten Ergebnisse können, wie folgt, eingeordnet werden: Bestimmung des THG-Minderungspotenzials von Biomassevergasungsanlagen Aufzeigen der Gestehungskosten und des ökonomischen Potenzials Bewertung der ökonomischen Effizienz mittels THG-Minderungskosten Der Inhalt dieses Tagungsbandbeitrags ist eine gekürzte Fassung des Beitrags Zeymer, M.; Herrmann, A.; Oehmichen, K.: Bundesmessprogramm. In DBFZ (Hrsg.): Effizient, umweltverträglich, dezentral - neue Konzepte für die Nutzung von biogenen Festbrennstoffen. Schriftenreihe des BMU-Förderprogramms „Energetische Biomassenutzung“, Band 12, 2013. Hintergrund und Zielstellung Vor dem Hintergrund einer umweltverträglicheren Energiebereitstellung aus biogenen Festbrennstoffen wird die thermochemische Vergasung als sehr vielversprechend eingeschätzt. Die Verschaltung kleintechnischer Biomassevergaser mit effizienten Gasmotoren ermöglicht durch eine gekoppelte Strom- und Wärmeerzeugung (KraftWärme-Kopplung, KWK) eine hohe Ausnutzung der wertvollen Brennstoffe. Insbesondere gegenüber der im kleinen Leistungsbereich etablierten Verbrennung zur monovalenten Wärmeerzeugung besitzt die thermochemische Biomassevergasung Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 113 - Bundesmessprogramm zur Weiterentwicklung der kleintechnischen Biomassevergasung: Ökonomische und Ökologische Bewertung durch die gleichzeitige Bereitstellung von Wärme und elektrischer Energie deutliche ökologische Vorzüge. Im Sinne einer optimalen energetischen Biomassenutzung sind KWK-Pfade sowohl den reinen Strom- als auch den reinen Wärmenutzungspfaden grundsätzlich vorzuziehen. Trotz der prinzipiellen Vorteile und Förderung über das Erneuerbare Energien Gesetz seit dem Jahr 2000 konnten sich in Deutschland kleintechnische Vergasungsanlagen kommerziell bis zum Jahr 2008 noch nicht durchsetzen. Viele der mit hohen Erwartungen erstellten und betriebenen Anlagen erreichen nicht die avisierten Jahresbetriebsstunden und entsprachen nicht den Anforderungen, die an ein marktreifes Produkt gestellt werden. Um die bestehenden technischen wie auch ökonomischen Hürden zu überwinden, wurden die Anlagen zur kleintechnischen Vergasung von Biomasse stetig weiterentwickelt und haben heute einen deutlich verbesserten Entwicklungsstand erreicht. Dabei werden von unterschiedlichen Herstellern verschiedene konzeptionell vielversprechende Ansätze verfolgt, deren Praxistauglichkeit gegenwärtig erprobt wird. Der erfolgreichen Kommerzialisierung kleintechnischer Biomassevergasungskonzepte stehen allerdings nach wie vor zwei bedeutende Hemmnisse im Wege: die Entwicklungsanstrengungen im Rahmen der kleintechnischen Biomassevergasung verlaufen zu großen Teilen unkoordiniert und sind lediglich auf die spezifischen Probleme einzelner Anbieter zugeschnitten, und möglichen Investoren fehlt eine einheitliche und objektive Begutachtung der Marktreife, der akkumulierten fehlerfreien Betriebsstunden bzw. der Fehleranfälligkeit potenzieller Biomassevergasungsanlagen. Um eine möglichst problemlose, zügige und effiziente Markteinführung der kleintechnischen Vergasung zu unterstützen und den oben genannten Problemen entgegenzutreten, wurden relevante, gegenwärtig realisierte Konzepte in einem „Bundesmessprogramm“ begleitet, d. h. praktische Erfahrungen gesammelt, dokumentiert, ausgetauscht und wissenschaftlich bewertet. In Ergänzung zur bereits erfolgten Förderung und wissenschaftlichen Begleitung einzelner Anlagen sollen dadurch die technischen, ökonomischen und auch ökologischen Optimierungen beschleunigt und gleichzeitig kostenintensive Fehl- und Doppelentwicklungen reduziert werden. Im Rahmen des Bundesmessprogramms arbeiteten das Deutsches Biomasseforschungszentrum gemeinnützige GmbH (DBFZ), die Hochschule ZittauGörlitz (HSZG), das Fraunhofer Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung (IFF) und das Bayerische Zentrum für angewandte Energieforschung e.V. (ZAE) zusammen, um Biomassevergasungsanlagen deutschlandweit zu erfassen und zu bewerten. Entwicklungen der kleintechnischen Biomassevergasung Der Anlagenbestand Der überwiegende Teil der bis zum Jahr 2005 in Betrieb gegangenen Anlagen waren Versuchs- oder Einzelanlagen, die die für einen wirtschaftlichen Betrieb notwendigen Verfügbarkeiten nicht erreicht haben. In den Jahren 2006/2007 wurden von mehreren Herstellern erste Kleinserien mit elektrischen Leistungen zwischen 150 und 270 kW el vermarktet, die ebenfalls technische Probleme aufwiesen. Mehrere Anbieter gingen in die Insolvenz. Umfassende Angaben zur tatsächlichen Zahl von EEG-Anlagen und deren Einspeiseleistungen in diesem Zeitraum sind aus den Daten der Übertragungsnetzbetreiber nicht verfügbar, so dass sich die folgenden Ausführungen auf die Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 114 - Bundesmessprogramm zur Weiterentwicklung der kleintechnischen Biomassevergasung: Ökonomische und Ökologische Bewertung Entwicklung seit 2008 beziehen. Abbildung 1 zeigt die Entwicklung des Anlagenbestands von 2008 bis 2011. Die Jahre 2008 bis 2010 waren von einer steigenden Anlagenanzahl bei einer annährend konstant bleibenden, kumulierten elektrischen Leistung von rund 9,5 MW geprägt. Darin spiegelt sich die steigende Anzahl in den Leistungsklassen ≤ 50 kW el und > 50 bis 200 kW el bei gleichzeitiger Stilllegung von Anlagen höherer Leistung wider. Die Ursachen dieser Entwicklung liegen vor allem in den technischen Problemen der in den Jahren 2005 bis 2007 installierten Biomassevergasungsanlagen im Leistungsbereich > 200 kW el. Die Anlagen haben sich als technisch noch nicht ausgereift und sehr wartungsintensiv erwiesen. Seit dem Jahr 2010 entwickelt sich eine neue Dynamik mit schnell wachsendem Leistungszubau. In diesem Jahr gingen 28 EEG-Anlagen mit einer elektrischen Kapazität von 2,5 MW ans Netz. 25 Anlagenbestand ≤ 0,5 MW Anlagenbestand > 0,5 - 5 MW Anlagenanzahl 200 installierte elektrische Anlagenleistung 20 150 15 100 10 50 5 0 0 2008 Abbildung 1 installierte elektrische Anlagenleistung in MW 250 2009 2010 2011 Entwicklung des Anlagenbestandes thermochemischen Vergasungsanlagen (DBFZ) Prognose Prognose Regionale Verteilung Im Jahr 2010 waren in allen Flächenländern, bis auf Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt, thermochemische EEG-Anlagen in Betrieb. Abbildung 2 zeigt die regionale Verteilung der Anlagen. Sowohl in der installierten Leistung als auch in der Anlagenzahl dominieren die südlichen Bundesländer. Allein in Bayern werden mehr als die Hälfte aller Holzvergasungsanlagen betrieben. Diese Verteilung korrespondiert mit der hohen Zahl holzverarbeitender Betriebe in diesen Bundesländern und der Unternehmensstandorte der relevanten Hersteller von Holzvergasungsanlagen, die auf Grund der räumlichen Nähe schnell auf Anlagenstörungen reagieren können. Den Herstellerinformationen zum Leistungszubau für 2011 ist zu entnehmen, dass mit Aufnahme der Serienproduktion zunehmend auch Kapazitäten in anderen Bundesländern ans Netz gehen. Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 115 - Bundesmessprogramm zur Weiterentwicklung der kleintechnischen Biomassevergasung: Ökonomische und Ökologische Bewertung 0 500 installierte elektrische Leistung in kW 1.000 1.500 2.000 2.500 3.000 3.500 4.000 4.500 5.000 Bayern Nordrhein-Westfalen Niedersachsen Hessen Anzahl 2010 Sachsen Leistung 2010 Rheinland-Pfalz Saarland Baden Württemberg Brandenburg Thüringen Schleswig-Holstein 0 Abbildung 2 5 10 15 20 25 30 Anlagenanzahl 35 40 45 50 Regionale Verteilung der im Jahr 2010 betriebenen Holzvergasungsanlagen (DBFZ) Technologien und Verfahren Das dominierende Holzvergasungsverfahren ist nach wie vor die absteigende FestbettGleichstromvergasung, wobei auch das Verfahren der aufsteigenden Gleichstrom- und Wirbelschichtvergasung sowie vereinzelt auch weitere Verfahren eingesetzt werden. Im Leistungsbereich bis 50 kW el sind mit einem Gas-Ottomotor gekoppelte, absteigende Gleichstromvergaser stark verbreitet. Im elektrischen Leistungsbereich > 50 bis 500 kW wird beispielsweise der Brennstoff Holzpellets in einem aufsteigenden Bett pyrolysiert und in einer Wirbelschicht vergast und ausgetragen oder der Brennstoff Hackschnitzel in absteigenden Gleichstromvergaser mit Gas-Ottomotor eingesetzt. Verschiedene Anbieter mit unterschiedlichen Technologien bedienten in den Jahren 2005 bis 2008 den elektrischen Leistungsbereich > 500 kW bis 5 MW, darunter aufsteigende Gleichstromvergaser, gestufte Vergaser und Doppelfeuerungsvergaser. Die Anlagen erfordern allerdings einen hohen Wartungsaufwand. Alle derzeit in Deutschland angebotenen Vergasungsanlagen sind für den Brennstoff Holz in Form von Hackschnitzel oder Pellets konzipiert. Verschiedene Hersteller geben an, dass ihre Anlagen auf dem internationalen Markt auch für alternative Brennstoffe nachgefragt werden. Ausgewählte Ergebnisse Ein detaillierte Beschreibung der Methodik und die vollständigen Ergebnisse können im Endbericht6 nachgelesen werden. Im Folgenden sind diese nur auszugsweise dargestellt. Tabelle 1 zeigt Kenndaten der Anlagen, bei denen eine ökologischökonomische Bewertung durchgeführt wurde. Es ist zu beachten, dass die Anlage A2 6 Online verfügbar unter http://edok01.tib.uni-hannover.de/edoks/e01fb13/741107678.pdf Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 116 - Bundesmessprogramm zur Weiterentwicklung der kleintechnischen Biomassevergasung: Ökonomische und Ökologische Bewertung nur eine Versuchsanlage und A3 eine skalierte Demoanlage ist. Die A1 und A4 hingegen sind kommerzielle Anlagen und A5 eine Demoanlage. Tabelle 1 Berechnungen) Bilanzkennzahlen ausgewählter Anlagen des Bundesmessprogramms (eigene Bilanzkenngröße Einheit A1 A2 A3 A4 A5 A6 Feuerungswärmeleistung kW 123,5 188,0 608,0 541,0 515,1 444,0 Nutzwärmeleistung kW 62,1 83,0 209,0 213,0 79,4 204,0 Extern genutzte Wärmeleistung kW 60,1 0 170,0 213,0 40,0 204,0 elektrische Anlagenleistung kW 27,3 38,0 180,0 169,0 93,4 165,0 Leistung der Bioenergieträger kW 25,3 0 0 0 0 - Leistung der Reststoffe kW 2,2 4,7 23,5 64,2 n.b. - elektrischer Anlagenwirkungsgrad % 17,0 18,0 27,0 29,1 15,9 36,0 thermischer Anlagenwirkungsgrad % 37 41 32 36,7 16,1 46,0 Ökologische Bewertung Für die ökologische Bewertung der hier betrachteten Biomassevergasungsanlagen kommt das Instrument der Ökobilanzierung (auch Life Cycle Analysis, LCA) zum Einsatz. Für die Erstellung einer solchen Bilanz existieren die international gültigen Normen ISO 14040 (ISO 14040) und ISO 14044 (ISO 14044). Zur Erstellung einer Ökobilanz wird der Lebenszyklus des untersuchten Produktes von der Rohstofferschließung und -gewinnung über die Produktion und Nutzung bis hin zur Entsorgung analysiert, um alle mit diesem Produkt verbundenen Effekte zu erfassen. Dabei werden auch alle entlang des Lebensweges verwendeten Hilfs- und Betriebsstoffe betrachtet. Die mit der Produktion und Nutzung dieser Hilfs- und Betriebsstoffe sowie der sonstigen Produkte und Dienstleistungen verbundenen Aufwendungen und Emissionen werden in der THG-Bilanz des aus der Verbrennung des Produktgases erzeugten Stroms berücksichtigt. Spezifische Treibhausgasemissionen Die Abbildung 3 gibt einen Überblick über die THG-Emissionen der betrachteten Biomassevergasungskonzepte. Die unterstellten Annahmen entsprechen dem im Endbericht des DBFZ vorgestellten Szenario 2 (wärmegeführte Betriebsweise7). Deutlich erkennbar sind in der Abbildung die im Negativbereich der y-Achse abgetragenen Emissionsgutschriften für extern genutzte Wärme. Hier folgt man der Annahme, dass die für die externe Nutzung bereitgestellte Wärme des Biomassevergasungskonzeptes Nutzwärme eines Erdgas-Referenzsystems substituiert und die mit deren Bereitstellung verbundenen Emissionen vermiedenen werden. Bei dem Referenzsystem handelt es sich um einen Erdgasheizkessel <100 kW th. Der Emissionsfaktor des Referenzsystems stammt aus der Ecoinvent Datenbank. 7 Szenario 1: Stromgeführt bedeutet hier eine Betriebsweise mit 8 000 h/a und Wärmenutzung von 60%. Für das wärmegeführten Szenario 2 gilt eine Betriebsweise mit 6 000 h/a und Wärmenutzung von 100% abgebildet. Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 117 - Bundesmessprogramm zur Weiterentwicklung der kleintechnischen Biomassevergasung: Ökonomische und Ökologische Bewertung 600 THG-Emissionen in g CO2-Äq./kWhel 400 Wärmegutschrift BHKW (inkl. Zündöl) 200 Biomassekonversion Biomassebereitstellung Referenzsysteme 0 THG-Emissionen -200 -400 -600 A1 A2 A3 A4 A5 Anlagen-/Konzeptbeschreibung dt. Erdgas Strommix BHKW Referenzsysteme Abbildung 3 Spezifische THG-Emissionen der Biomassevergasungsanlagen in g CO2-Äq./kWh Strom (eigene Berechnungen) Die aus den Biomassevergasungsprozessen resultierenden spezifischen THGEmissionen sind in Abbildung 3 als grüne Säulen auf der Y-Achse abgetragen, gestapelt von unten nach oben aus den Segmenten Biomassebereitstellung, Biomassekonversion (hellgrün) und BHKW bestehend. Der aggregierte Wert für die Biomassebereitstellung setzt sich aus den Emissionen der Hackschnitzel- bzw. Pelletbereitstellung und den Transportprozessen zusammen. Die Emissionen aus der Biomassebereitstellung sind auf die Weiterverarbeitung des Wald- und Industrierestholzes beschränkt. Auffällig in der Gesamtbetrachtung sind die relativ hohen Emissionen der Biomassebereitstellung des Konzeptes A4. Dieses Konzept setzt im Gegensatz zu den anderen Konzepten anstelle der Holzhackschnitzel Holzpellets ein. Das Pelletieren verursacht durch den höheren Bedarf und den Einsatz von Netzstrom deutlich höhere THG-Emissionen als die Holzhackschnitzelproduktion. Des Weiteren wurden für dieses Konzept längere Transportwege angenommen. Weitere Treiber der Gesamtemissionen sind die Emissionen aus der Biomassekonversion. Diese Emissionen sind über alle Konzepte zu mehr als 95% auf den Strombedarf und die Verwendung des deutschen Netzstroms zurückzuführen, wobei die Anlagen A2 und A5 durch einen höheren Strombedarf emissionsintensiver sind. Dritte und letzte Stufe der betrachteten Prozesskette ist die Verbrennung des Produktgases im BHKW. Die damit verbundenen Emissionen sind in der Grafik am oberen Ende des Balkens dunkelgrün abgetragen. Biogene CO2-Emissionen gehen nicht in die Berechnung mit ein, da man davon ausgeht, dass die Biomasse die gleiche Menge an CO2 während des Wachstums aus der Luft aufgenommen hat. Dementsprechend gering stellen sich die aus der Verbrennung resultierenden Emissionen dar. Während die klimarelevanten Emissionen der Konzepte A1, A2, A3 und A5 in erster Linie auf nicht verbranntes Methan im Abgasstrom des BHKW zurückzuführen sind, werden die deutlich höheren Emissionen des Konzeptes A4 durch den Einsatz von Rapsöl als Zündöl verursacht. Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 118 - Bundesmessprogramm zur Weiterentwicklung der kleintechnischen Biomassevergasung: Ökonomische und Ökologische Bewertung THG-Vermeidungspotential 1.200 1.000 800 600 Referenzsysteme 400 Biomassevergasung 200 THG-Minderung 0 THG-Minderung gegenüber Referenzsystemen -200 -400 Anlagen-/Konzeptbeschreibung Abbildung 4 Erdgas BHKW dt. Strommix A5 A4 A3 A2 -600 A1 THG-Emissionen und Minderungen in g CO2-Äq./kWhel Um die ermittelten THG-Bilanzen der Biomassevergasungsanlagen bewerten und einordnen zu können, ist es notwendig die Ergebnisse Referenzsystemen gegenüber zu stellen. Bei den gewählten konventionellen Referenzsystemen handelt es sich zum einen um den Erzeugungsmix des deutschen Netzstroms und zum anderen um ein Erdgas BHKW. Wie in Abbildung 4 dargestellt, zeigen alle Anlagen/Konzepte sowohl gegenüber dem Referenzsystem Strommix (als dunkelgrauer Balken dargestellt) als auch gegenüber dem Vergleichssystem Erdgas BHKW (hellgrauer Balken) deutliche THG-Minderungen (die Minderungen gegenüber Erdgas BHKW sind als hellgraue, die gegenüber Strommix als dunkelgraue Punkte dargestellt). Die hohen Minderungen sind der Tatsache geschuldet, dass die Gesamtemissionen der Biomassevergasungsprozesse über alle Konzepte im negativen Wertebereich liegen und zeigen den wesentlich Einfluss, den die Wärmenutzung und die Wärmeberücksichtigung auf das Gesamtergebnis und den damit verbundenen THGMinderungen hat bzw. haben. Referenzsysteme Spezifische THG-Minderung gegenüber Referenzsystemen (eigene Berechnungen) Ökonomische Bewertung Einer der größten Vorteile der kleintechnischen Biomassevergasung ist deren nahezu problemlose Integration in die derzeitige Energieinfrastruktur. Die Grundlastfähigkeit und Regelbarkeit sind dabei besonders bei einer immer stärker fluktuierenden Energiebereitstellung herausragende Eigenschaften. Jedoch muss für eine nachhaltige Nutzung der limitierten biogenen Ressourcen der weitere Ausbau der kleintechnischen Biomassevergasung besonders effizient, ökologisch und sozialverträglich erfolgen. Wegen der großen Bandbreite biogener Rohstoffe und Verfahren ist es erforderlich verschiedene KWK-Anlagen zu analysieren, sowie untereinander und mit einer geeigneten fossilen Referenz zu vergleichen. Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 119 - Bundesmessprogramm zur Weiterentwicklung der kleintechnischen Biomassevergasung: Ökonomische und Ökologische Bewertung Stromgestehungskosten In Abbildung 5 sind für die ausgewählten Anlagen(-konzepte) unter den Randbedingungen des Szenarios 1 (stromgeführter Betrieb) die Stromgestehungskosten dargestellt. Bei dem Vergleich der kleintechnischen Biomassevergasungsanlagen untereinander, schneiden Anlage A3 und A4 mit einer mittleren elektrischen Leistung von ca. 160 kW am besten ab, wobei sich das Anlagenkonzept A3 unter den gewählten Annahmen als einziges betriebswirtschaftlich erweist. Die durchschnittlichen Gestehungskosten während des Betrachtungszeitraums sind mit 18 €ct/kWh geringer als die anlagenspezifische EEG-Vergütung in Höhe von 20 €ct/kWh, wodurch ein Überschuss über den Betrachtungszeitraum erwirtschaftet werden kann. Deutlich zu erkennen sind Skaleneffekte und der höhere elektrische Anlagenwirkungsgrad des Konzeptes A3 und A4 gegenüber A1 und A2, da sowohl die spezifischen kapitalgebunden Kosten, die verbrauchsgebundenen Kosten als auch die Gutschrift für Koppelprodukte (hauptsächlich Wärme) von A3 und A4 deutlich geringer sind. Besonders auffällig sind die ökonomischen Ergebnisse der Demoanlage A5. Da bei der Bestimmung der Investitionssumme sämtliche Aufwendungen während der Entwicklungszeit miteinflossen und kein Fokus auf der Optimierung des Anlagenwirkungsgrads lag, sondern eher auf der Stabilisierung des Anlagenbetriebs, fallen die Stromgestehungskosten deutlich höher als bei den kommerziellen Anlagen und -konzepten aus. Folglich genügt bei Anlage A5 die EEG-Vergütung nur zur Deckung der Rohstoffkosten sowie für einen Teil der Betriebskosten. A1 und A4 sowie das Konzept A2 bewegen sich am Rande der Wirtschaftlichkeit, werden aber während durch die unterstellte Rohstoffteuerung bei gleichbleibender EEG-Vergütung unrentabel. Die fossile Referenz (Erdgas-BHKW) ist unter den getroffenen Annahmen wirtschaftlich, d. h. die durchschnittlichen Stromgestehungskosten liegen unter der Vergütung. Die geringe Anlagenkomplexität sowie der fortgeschrittene Entwicklungsstand werden im Vergleich zu den Biomassevergasungsanlagen deutlich durch die geringen spezifischen kapitalgebundenen und betriebsgebundenen Kosten widergespiegelt. Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 120 - Bundesmessprogramm zur Weiterentwicklung der kleintechnischen Biomassevergasung: Ökonomische und Ökologische Bewertung Stromgestehungskosten (stromgeführt) in €ct/kWh 50 50,0 Gutschrift (Nebenprodukt) 40,0 sonstige Kosten 44 40 30 25 30,0 betriebsgebundene Kosten 27 22 20 20,0 verbrauchsgebundene Kosten 18 10 10 "durchschnittliche" 0,0Gestehungskosten 0 -10 -10,0 A1 Abbildung 5 kapitalgebundene 10,0 Kosten A2 A3 A4 A5 Anlagen-/Konzeptbezeichnung A6 Durchschnittliche Stromgestehungskosten (stromgeführt, eigene Berechnungen) Treibhausgasvermeidungskosten Die ermittelten THG-Vermeidungskosten und THG-Minderungen der untersuchten kleintechnischen Biomassevergasungsanlagen sind für den stromgeführten Betrieb in Tabelle 2 dargestellt. Dabei liegen die THG-Vermeidungskosten gegenüber dem Erdgas-BHKW in einem Bereich von 116 bis 582 €/tCO2-Äq., wobei die THGMinderungen zwischen 530 und 780 gCO2-Äq./kWhel liegen. Die Berechnung der Stromgestehungskosten fand im Gegensatz zur Wirtschaftlichkeitsbetrachtung ohne eine Einbeziehung möglicher Kosten- bzw. Preissteigerung statt. Damit bewegt sich eine Kostendifferenz zwischen Biomassevergasungsanlagen und dem Erdgas-BHKW (fossile Referenz) von 8 bis 15 €ct/kWhel bzw. 31 €ct/kWhel im Fall der Forschungsanlage. Diese ausgenommen, zeigt sich hier vermeintlich eine konträre Zielstruktur zwischen ökologischer und betriebswirtschaftlicher Vorteilhaftigkeit. Eine hohe Treibhausgasminderung scheint nicht mit niedrigen Stromgestehungskosten bzw. mit einer geringen Kostendifferenz zur fossilen Referenz zu korrelieren. Vielmehr besitzen Anlage A3 und A4 das geringste THG-Vermeidungspotenzial unter den marktreifen Anlagen und gleichzeitig weisen diese die niedrigsten Stromgestehungskosten auf. Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 121 - Bundesmessprogramm zur Weiterentwicklung der kleintechnischen Biomassevergasung: Ökonomische und Ökologische Bewertung Tabelle 2 THG-Vermeidungskosten ausgewählter Anlagen des Verbundprojekts – Szenario 1 (stromgeführt, ohne Preissteigerung, fossile Referenz: Erdgas-BHKW, eigene Berechnungen) Szenario 1 – stromgeführt (fossile Referenz: Erdgas-BHKW) Einheit A1 A2 A3 A4 A5 THG-Emission (Biomassevergaser-BHKW) gCO2-Äq./kWhel -229 -213 -114 -19 24 THG-Emission (Erdgas-BHKW) gCO2-Äq./kWhel 551 551 551 551 551 THG-Minderung gCO2-Äq./kWhel 780 764 665 570 527 Stromgestehungskosten (BiomassevergaserBHKW) €ct/kWhel 21 23 15,3 18,3 38 Stromgestehungskosten (Erdgas-BHKW) €ct/kWhel 8 8 8 8 8 Kostendifferenz €ct/kWhel 13 15 8 11 31 THG-Vermeidungskosten €/tCO2-Äq. 172 200 116 188 582 Zusammenfassung Durch den Anspruch des Bundesmessprogramms zur Weiterentwicklung der kleintechnischen Biomassevergasung die bisherigen Forschungsansätze zusammenzuführen und auszubauen, um somit einen übergreifenden Erkenntnisgewinn zu generieren, weisen die Ergebnisse ein hohes Maß an Interdisziplinarität auf. Dabei stehen folgende Themenbereiche im Zentrum: Messtechnik, Messmethoden und Bilanzierung von Biomassevergasern Technische Bewertung Ökologische Bewertung (im Tagungsbeitrag enthalten) Ökonomische Nachhaltigkeit (im Tagungsbeitrag enthalten) Ökologische Bewertung Das Gesamtergebnis der THG-Bilanzierung wird im Wesentlichen von folgenden Faktoren beeinflusst: der für die externe Nutzung bereit gestellten Wärme sowie dem methodischen Vorgehen zu deren Berücksichtigung, dem elektrischen Wirkungsgrad des BHKW und dem für die Konversion benötigten Strom. Bei der gewählten Bilanzierungsmethode sind neben den prozessbedingten Emissionen die Substitutionsgutschriften extern genutzter Wärme ergebnisbestimmend. So erzielen Anlagen mit einem hohen thermischen und vergleichsweise niedrigen elektrischen Anlagenwirkungsgrad eine höhere spezifische THG-Minderung. Substitutionsbereinigte Werte ohne Wärmenutzung zeigen den ökologischen Effekt eines hohen elektrischen Wirkungsgrades deutlich und heben die Bedeutung einer bedarfsgerechten Betriebsweise und damit verbundenen externen Wärmenutzung hervor. Der Einsatz von Netzstrom und der damit verbundene Verbrauch fossiler Energieträger ist innerhalb der Prozesskette der betrachteten Biomassevergasungsanlagen ein wesentlicher Treiber klimarelevanter Emissionen. Ein höherer Anteil regenerativer Energien im Erzeugungsmix oder die Eigennutzung bereitgestellten Stroms könnte zu einer Minderung der THG-Emissionen führen. Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 122 - Bundesmessprogramm zur Weiterentwicklung der kleintechnischen Biomassevergasung: Ökonomische und Ökologische Bewertung Wirtschaftlichkeit und ökonomische Nachhaltigkeit Die ökonomische Analyse der ausgewählten Anlagen zeigt, dass im Allgemeinen größere Biomassevergasungsanlagen aufgrund von Skaleneffekten zu einem geringeren spezifischen Kapitalbedarf sowie zu höheren elektrischen Wirkungsgraden und somit zu geringeren Produktionskosten neigen. Dennoch ist auch für diese, genauso wie für Anlagen kleinerer Leistungsklassen, eine ausreichend große Wärmesenke für den Dauerbetrieb zwingend notwendig, um die dort anfallende Wärme möglichst vollständig zu nutzen und einen wirtschaftlichen Betrieb sicherzustellen. Zukünftige Biomassevergasungsanlagen sollten ein optimiertes WärmeNutzungskonzept haben, um die anfallende Wärme nahezu vollständig nutzen zu können. Dabei ist eine Versorgung einer qualitativ hochwertigen Wärmesenke, d. h. die Substitution fossiler Energiebereitstellung und hochpreisige Vergütung, anzustreben, da beide Faktoren eine hohe Relevanz für THG- Minderungen und THGVermeidungskosten aufweisen. Die bislang geltende These, niedrige spezifische Investitionssumme gleich geringe Anlagenkomplexität und Rohstoffflexibilität, gilt zwar noch immer, wird aber durch die Entwicklungsanstrengungen und neue Anlagenkonzepte der Stadtwerke Rosenheim scheinbar entkräftet. So sind eine hohe Rohstoffflexibilität und eine niedrige spezifische Investitionssumme mittelfristig denkbar, aber auch bei gegebener Vergütung und Rohstoffpreisen zwingend notwendig. Jedoch wird ersichtlich, dass die KWK mittels Biomassevergasung bei derzeitigen Rohstoffpreisen und ohne Internalisierung der externen Kosten fossiler Rohstoff nicht mit der fossilen KWK konkurrieren kann und auch mittelfristig und ohne staatliche Subventionen nicht wettbewerbsfähig sein wird. Ungewürdigt bei dieser Betrachtung bleibt der preisdämpfende Effekt von Bioenergie. Durch den Einsatz biogener Rohstoffe zur Energiebereitstellung wird die Nachfrage nach fossilen Energieträgern weltweit verringert, was gleichzeitig zu einer Entlastung des fossilen Rohstoffmarkts führt und Preise stabilisiert. Bezieht man die Treibhausgasemissionen in die ökonomische Betrachtung mit ein, verstärkt sich der positive Eindruck von effizienten KWK-Anlagen mit hohem Gesamtwirkungsgrad, da diese nicht nur besonders günstige Gestehungskosten, sondern auch niedrige THG-Emissionen aufweisen und dadurch die THG-Vermeidungskosten deutlich sinken. Mit der vom Gesetzgeber eingeführten EEG-Vergütung und bei derzeitigen Rohstoffpreisen besitzt die kleintechnische Biomassevergasung jedoch einen Wettbewerbsvorteil gegenüber fossiler KWK oder Wärmebereitstellung. Ausblick Die Anzahl und Leistung der in 2011 erfolgten Inbetriebnahmen von Holzvergasungsanlagen beendet eine dreijährige Phase der Stagnation, in der sich Zubau und Stilllegung von Kapazitäten fast die Waage hielt. Zudem soll nach Angaben der Hersteller die Anzahl der sich in Betrieb befindenden Anlagen in 2012 weiterhin deutlich ansteigen. Die Entwicklung unterscheidet sich signifikant von der Situation in den Jahren 2005 bis 2007, in denen ebenfalls viele neue Anbieter in den Markt eintraten. Mehrere Aspekte lassen erwarten, dass bei der derzeitigen Entwicklung ein Marktdurchbruch für die thermochemische Vergasungstechnologie bevorstehen kann: Der überwiegende Teil des Zubaus beruht auf Anlagen im kleintechnischen Leistungsbereich, der vor allem von zwei Anbietern mit einer Serienproduktion getragen wird. Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 123 - Bundesmessprogramm zur Weiterentwicklung der kleintechnischen Biomassevergasung: Ökonomische und Ökologische Bewertung Aus technischer Sicht erscheint eine Vielzahl der Anlagen robust. Probleme mit schlechter Gasqualität sind beim Einsatz geeigneter MSR beherrschbar und somit 7 000 jährliche Volllaststunden durchaus erreichbar. Im kleinen Leistungsbereich erscheinen die absteigende Gleichstromvergasung bei entsprechender Betreiberschulung und Systeme mit Vollwartungsvertrag marktfähig. Die Serienproduktion ermöglicht spezifische Anlagenkosten von 3 000 bis 3 500 €/kW el für mittelgroße Anlagen (> 150 kW el). Damit ist unter den derzeitigen Rahmenbedingungen ein wirtschaftlicher Betrieb möglich. Kleinere Anlagen benötigen hingegen aufgrund des geringeren elektrischen Gesamtwirkungsgrades tendenziell günstigere Rohstoffpreise und eine höhere Wärmevergütung, um einen kostendeckenden Betrieb zu gewährleisten. Bei einer optimierten Anlagenauslegung und einem hohen Wärmenutzungsgrad können die THG-Vermeidungskosten mittelfristig unter 100 gCO2-Äqu./kWhel sinken. Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 124 - Nachhaltigkeitsfragen der Verstromung fester Biomasse: Was wird auf EU-Ebene diskutiert? Nachhaltigkeitsfragen der Verstromung fester Biomasse: Was wird auf EU-Ebene diskutiert? (Uwe R. Fritsche, IINAS GmbH) Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 125 - Nachhaltigkeitsfragen der Verstromung fester Biomasse: Was wird auf EU-Ebene diskutiert? Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 126 - Nachhaltigkeitsfragen der Verstromung fester Biomasse: Was wird auf EU-Ebene diskutiert? Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 127 - Nachhaltigkeitsfragen der Verstromung fester Biomasse: Was wird auf EU-Ebene diskutiert? Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 128 - Nachhaltigkeitsfragen der Verstromung fester Biomasse: Was wird auf EU-Ebene diskutiert? Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 129 - Nachhaltigkeitsfragen der Verstromung fester Biomasse: Was wird auf EU-Ebene diskutiert? Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 130 - Nachhaltigkeitsfragen der Verstromung fester Biomasse: Was wird auf EU-Ebene diskutiert? Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 131 - Nachhaltigkeitsfragen der Verstromung fester Biomasse: Was wird auf EU-Ebene diskutiert? Feldnahe Konversion von Ernteresten mittels ablativer FlashPyrolyse (Tim Schulzke, Fraunhofer UMSICHT Oberhausen) Tim Schulzke Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT Bereich Prozesse, Abteilung Bioraffinerie/-kraftstoffe, Gruppenleiter Thermochemische Konversion Osterfelder Straße 3 46047 Oberhausen Tel.: 0208 / 8598 – 1155 Fax: 0208 / 8598 – 221155 E-Mail: [email protected] Einleitung Trotz steigender Anteile an erneuerbaren Energien und der Abschaltung einiger Kernkraftwerke nach der Reaktorkatastrophe in Fukushima beruht das deutsche Energiesystem noch immer hauptsächlich auf fossilen und nuklearen Energieträgern. Einerseits sinken sowohl Akzeptanz als auch Verfügbarkeit dieser Energieträger (Stichworte „Atomausstieg“ und „Peak Oil“), andererseits steigt jedoch der Energiebedarf trotz proklamierter Effizienzsteigerungen weltweit weiter an [1-3]. Selbst in den optimistischsten Szenarien zu den Anteilen von erneuerbaren Energien aus Wind-, Sonnen- und Wasserkraft an den Energiemärkten reichen diese nicht aus, um die Lücke zwischen dem Bedarf und dem Angebot aus fossilen Energieträgern zu decken [4], so dass der Verwendung von Biomasse sowohl im Energiesektor als auch als Rohstoff für die chemische Produktion eine zunehmend wichtige Rolle zufällt. Abb. 1: Weltweite Landnutzung [5] Abb. 1 zeigt die weltweite Nutzung der insgesamt zur Verfügung stehenden Landmasse. Aufgrund der steigenden Weltbevölkerung und der daraus resultierenden Priorität zur Erzeugung von Nahrungs- und Futtermitteln kann der Anteil der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche zum Anbau von Energiepflanzen in Zukunft nicht nennenswert vergrößert werden. Daher müssen die biomassestämmigen Ressourcen, die zur Deckung des Energie- und Rohstoffbedarfs benötigt werden, aus dem Bereich biogener Reststoffe stammen, entweder als direkte Nebenprodukte der landwirtschaftlichen Produktion oder als Abfallstoffe aus der Nahrungs- und Futtermittelherstellung. Zur Entwicklung von thermochemischen Konversionsprozessen Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 133 - Nachhaltigkeitsfragen der Verstromung fester Biomasse: Was wird auf EU-Ebene diskutiert? solcher Restbiomassen zu lagerstabilen und transportwürdigen Zwischenprodukten hat Fraunhofer UMSICHT zusammen mit Unternehmen aus den Bereichen Landwirtschaft, landwirtschaftlicher Maschinenbau, Nahrungsmittelindustrie, chemischer Industrie, Verfahrenstechnik und kommunaler Abfallentsorgung sowie der Ruhruniversität Bochum und dem Thünen-Institut für Holzforschung in Hamburg den Fraunhofer Innovationscluster »Bioenergy« gegründet. Fraunhofer Innovationscluster »Bioenergy« Fraunhofer Innovationscluster sind umfangreiche, prestigeträchtige Kooperationsprojekte der Fraunhofer Gesellschaft mit jeweils lokalen Unternehmen und weiteren Forschungseinrichtungen mit hoher Strahlkraft, die die beschleunigte Umsetzung von wissenschaftlichen Grundlagenerkenntnissen in wirtschaftlich tragbare Anwendungen durch verstärkte Vernetzung zum Ziel haben. Derzeit gibt es deutschlandweit 20 dieser Innovationscluster, die jeweils an einem anderen Thema arbeiten. Bei den neueren Innovationsclustern wird der Projektaufwand des Fraunhofer-Instituts zu einem Viertel von der Zentralverwaltung der Fraunhofer Gesellschaft getragen; ein weiteres Viertel steuert das jeweilige Sitzland des Instituts bei, im Falle des Innovationsclusters »Bioenergy« somit das Land NordrheinWestfalen. Die restliche Hälfte des Budgets wird von den industriellen Partnern im Cluster durch direkte Entwicklungsaufträge getragen. Die Ergebnisse und Erkenntnisse aus der öffentlich finanzierten Vorlaufforschung werden veröffentlicht und stehen jedem (nicht nur den Partnern im Innovationscluster) anschließend zur Verfügung, wohingegen die Ergebnisse der industriellen Entwicklungsaufträge ausschließlich dem beauftragenden Industrieunternehmen zur Verfügung stehen. Der Fraunhofer Innovationscluster »Bioenergy« hat Anfang 2012 seine Arbeit begonnen und hat eine Projektlaufzeit von 3 ½ Jahren. Derzeit beteiligen sich neben den bereits erwähnten Forschungseinrichtungen 11 Unternehmen aus der gewerblichen Wirtschaft; der Cluster ist jederzeit offen für weitere Partner. Abb. 2:Thematische Gliederung des Fraunhofer Innovationsclusters »Bioenergy« Thematisch befasst sich der Fraunhofer Innovationscluster »Bioenergy« mit der Nutzung von biogenen Reststoffen und Nebenprodukten der Nahrungs- und Futtermittelherstellung. Diese Biomassen zeichnen sich durch einen geringen volumetrischen Energiegehalt aus, der es unwirtschaftlich macht, diese Reststoffe über Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 134 - Nachhaltigkeitsfragen der Verstromung fester Biomasse: Was wird auf EU-Ebene diskutiert? längere Strecken zu zentralen thermochemischen Konversionsanlagen zu transportieren. Außerdem sind sie aufgrund ihres biologischen Ursprungs häufig nur begrenzt lagerbar und unterliegen dem biologischen Abbau, der mit einem Verlust an nutzbarem Energiegehalt einhergeht. Die Arbeiten gliedern sich in 4 sogenannte Leuchtturmprojekte, die in Abb. 2 dargestellt sind. Die Leuchtturmprojekte L1 bis L3 umfassen dabei jeweils die Arbeiten in den 3 grundlegenden Innovationsfeldern der eigentlichen technologischen Entwicklung von Konversionsprozessen der ausgewählten Rohstoffe zu lagerstabilen und transportwürdigen Zwischenprodukten im Rahmen des Clusteransatzes und das Leuchtturmprojekt L4 beinhaltet alle Arbeiten zur weiteren Aufbereitung und Verwertung der erzeugten Zwischenprodukte. Das Leuchtturmprojekt L1 »Vorbehandlung nasser Biomasse« befasst sich mit der weitestgehend mechanischen Trocknung von nasser Biomasse. Diese Biomassen können verteilt anfallende Erntebiomassen sein, wie z. Bsp. Zwischenfrüchte, aber auch Abfall- und Restströme aus der Lebensmittelindustrie wie z. Bsp. Rübenabschnitte aus einer Zuckerfabrik oder auch kommunaler Klärschlamm. Diese Biomassen werden zunächst durch Pressen soweit wie möglich mechanisch entwässert und anschließend durch Niedertemperatur(-ab-)wärme auf den für die nachfolgenden thermischen Prozesse erforderlichen Trockensubstanzgehalt eingestellt. Im Leuchtturmprojekt L2 »Mobile Pyrolyse« wird eine möglichst dezentrale Konversionseinheit entwickelt, die trockene, halmgutartige Biomasse wie verschiedenste Stroharten, die über große Flächen verteilt anfallen, so nah wie möglich am Anfallort in transportwürdige Zwischenprodukte wie Pyrolyseöl und –koks umwandelt. Biogene Reststoffe, die konzentriert an einem Ort anfallen, z. Bsp. Verarbeitungsreste aus der Lebensmittel- und Futtermittelherstellung, aber auch Bioabfälle aus der kommunalen Sammlung, werden im Rahmen des Leuchtturmprojekts L3 »Hydrothermale Carbonisierung« behandelt. Dabei kann in kleinen, dezentralen Anlagen auf eine Trocknung vor dem thermischen Prozess verzichtet und als Produkt ein kohleähnlicher Feststoff erhalten werden. Leuchtturmprojekt L2 »Mobile Pyrolyse« Reststoffe aus der Landwirtschaft wie z. Bsp. Stroh (Getreide, Sonnenblume, Raps, Mais, etc.) fallen über große Flächen verteilt an, nachdem die Primärfrucht geerntet wurde. Abb. 3 zeigt den konventionellen Weg, um Stroh in einer zentralen Konversionsanlage zu nutzen. Dabei wird das Stroh in personalintensiven Arbeitsgängen mehrfach umgeschlagen, die den Preis für dieses Nebenprodukt maßgeblich steigern, jedoch keine Qualitäts- oder Wertsteigerung bewirken. Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 135 - Nachhaltigkeitsfragen der Verstromung fester Biomasse: Was wird auf EU-Ebene diskutiert? Abb. 3: Konventioneller Ansatz zur Strohnutzung [6] Wenn das Stroh nach der Ernte nicht auf dem Feld verbleibt, muss der damit verbundene Nährstoffentzug im Folgejahr durch zusätzliche Düngergabe ersetzt werden. Der Düngewert begründet den materiellen Wert des Strohs lose auf dem Feld. Dieser entspricht 19,80 €/t. Durch die anschließende Bergung, das Pressen zu Ballen und das Transportieren in ein Zwischenlager (entweder in eine Miete am Feldrand unter Abdeckung oder in eine Scheune) entstehen weitere Kosten in Höhe von 43,52 €/t. Vor dem Weitertransport in die zentrale Konversionsanlage wird das Stroh dann in diesem Zwischenlager durchschnittlich ein halbes Jahr gelagert, was mit weiteren Kosten in Höhe von 25,87 €/t verbunden ist [6]. Abb. 4 zeigt die Kostenstruktur der Strohbereitstellung bis zur Abgabe an den Endnutzer (aus dem Zwischenlager, Punkt 7 in Abb. 3). Der Großabnehmerpreis frei Konversionsanlage beinhaltet dann den weiteren Transport und einen Gewinnzuschlag. Er liegt derzeit bei rund 140 €/t. Abb. 4: Kostenstruktur des konventionellen Nutzungsansatzes [6] Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 136 - Nachhaltigkeitsfragen der Verstromung fester Biomasse: Was wird auf EU-Ebene diskutiert? Aber bereits die Strohbereitstellungskosten ab Zwischenlager enthalten über drei Viertel (78 %) Logistikkosten. Basierend auf dieser Analyse der Bereitstellungskosten wurde der Ansatz einer möglichst anfallnahen Konversion in transportwürdige Zwischenprodukte nach Abb. 5 entwickelt. Als technologischer Ansatz wurde die ablative Flash-Pyrolyse ausgewählt. Die Pyrolyse wurde als Umwandlungsprozess gewählt, weil sie eine weit über das mechanische Verdichten durch Pressen von Ballen hinausgehende Erhöhung der volumetrischen Energiedichte in den primären Umwandlungsprodukten Pyrolyseöl und –koks erlaubt. Aus den vielfältigen Pyrolysetechnologien wurde schließlich die ablative Flash-Pyrolyse ausgewählt, da sie als einzige das Potenzial hat, auf einer mobilen Plattform über landwirtschaftliche Flächen bewegt zu werden, dabei die Konversion durchzuführen und so die größtmögliche Einsparung an Logistikkosten zu erzielen. Zur weiteren wissenschaftlichen Untersuchung der ablativen Flash-Pyrolyse und zur Entwicklung einer mobilisierbaren technologischen Umsetzung hat Fraunhofer UMSICHT zwei Versuchsanlagen aufgebaut. Eine Anlage im Labormaßstab mit einer maximalen Kapazität von 15 kg/h Biomasseinput wurde von der Pytrade GmbH in Hamburg geliefert. Die heiße Oberfläche, auf die die Biomasse mit Hilfe hydraulischer Stempel gepresst wird, besteht aus einer rotierenden, flachen Scheibe, die von der Rückseite durch elektrische Widerstandsheizungen auf die gewünschte Pyrolysetemperatur erwärmt wird. Da die Scheibe senkrecht ausgerichtet ist, fällt der entstehende Pyrolysekoks einfach nach unten in einen Sammelbehälter. Die Dämpfe, die an der Oberfläche durch die Pyrolysevorgänge entstehen, werden mit einem Gebläse aus dem Reaktorgehäuse abgesaugt. Die Dämpfe werden zunächst in einem Zyklon entstaubt und anschließend schnell abgekühlt, um Sekundärreaktionen zu unterbinden. Dabei werden die kondensierbaren Bestandteile (größere organische Moleküle und Wasser) in eine Flüssigkeit umgewandelt und aus dem Strom nicht kondensierbarer Gase (im Wesentlichen CO, CO2, CH4, H2 und N2) abgeschieden und in einem Sammeltank aufgefangen. Die Permanentgase werden in einer thermischen Nachverbrennung vollständig in CO2 und Wasserdampf umgewandelt und dann über einen Kamin über Dach entsorgt. Da das Zufuhrsystem für die Biomasse keine Kompression durchführt, muss die Biomasse entweder aus massiven Stücken bestehen (z. Bsp. Latten aus Holz) oder vorher durch eine Brikettieranlage zu massiven Strängen verpresst werden. Mit dieser Laboranlage werden die Einflüsse der für die Pyrolyse wesentlichen Parameter wie Oberflächentemperatur, Rotationsgeschwindigkeit der Oberfläche, Pyrolysetemperatur, Biomasseart etc. wissenschaftlich untersucht. (Abb. 6, links) Abb. 5: Clusteransatz mit mobiler Pyrolyse [6] Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 137 - Nachhaltigkeitsfragen der Verstromung fester Biomasse: Was wird auf EU-Ebene diskutiert? Abb. 6: Versuchsanlagen in Labor- und Technikumsmaßstab Die Technikumsanlage wurde von MBB Fertigungstechnik GmbH (früher Claas Fertigungstechnik GmbH) geliefert und stellt den ersten Schritt hin zu einem Design für eine mobile Konversionsanlage dar. Da die Straßenverkehrszulassungsordnung enge Grenzen für die Abmessungen von Fahrzeugen (auch von Landmaschinen) vorgibt, stößt die Kapazitätserweiterung bei Verwendung einer ebenen Scheibe schnell an ihre Grenzen. Daher wird für die zukünftige kommerzielle Anlage eine um die waagerechte Achse rotierende Trommel als bessere geometrische Ausführung des Ablationsprinzips angesehen, da hier die Maßstabsvergrößerung durch Zubau in der Längenachse erfolgt. Auch ist eine Beheizung mit Strom für eine feldgängige Maschine nicht sinnvoll. Daher erfolgt bei der Technikumsanlage die Beheizung mit Rauchgasen aus einem Propanbrenner. Die spätere Umsetzung des Ansatzes beruht auf der Idee, den Energiegehalt der nicht-kondensierbaren Permanentgase für die Beheizung der Pyrolyse-Oberfläche zu nutzen. Um aber bei diesem ersten Designentwurf Rückkopplungen durch einen geschlossenen Wirkungskreis zu vermeiden, werden auch hier die Permanentgase in einer Nachbrennkammer verbrannt und über Dach entsorgt. Allerdings werden Menge und Zusammensetzung des Gases gemessen, um zu untersuchen, ob das Konzept umsetzbar ist. Bei dieser Anlage wurde erstmals ein Konzept zum gleichzeitigen Kompaktieren und Anpressen des Strohs auf die heiße Oberfläche durch Kompressionsschnecken umgesetzt, so dass das Stroh für die Untersuchungen lose in den Vorlagebehälter eingefüllt werden kann. (Abb. 6, rechts) Nutzungspfade der Pyrolyseprodukte Die Abb. 7 zeigt die Bandbreite der physikalischen und brenntechnischen Eigenschaften der Rohstoffe (holzartige Biomasse und Stroh) sowie der Konversionsprodukte (Pyrolyseöl und –koks) im Vergleich zu denen von Rohöl und Holzkohle. Besonders deutlich fällt der Unterschied zwischen Pyrolyseöl und Rohöl in Bezug auf Kohlenstoff- und Sauerstoffgehalt auf. Daraus wird ersichtlich, dass das Pyrolyseöl nicht ohne weiteres Rohöl ersetzen kann, auch wenn das in weiten Bereichen grundsätzlich möglich ist (s. Abb. 8). Selbst für eine direkte Verbrennung des Pyrolyseöls in einem bisher mit Heizöl befeuerten Kessel müsste dieser modifiziert werden. Für qualitativ höherwertige Anwendungen, wie die Nutzung als Brennstoff in stationären Motoren oder Gasturbinen zur kombinierten Strom- und Wärmeerzeugung muss das zunächst anfallende Pyrolyseöl einem chemischen Upgrade-Prozess unterzogen werden. Dafür gibt es vielfältige Ansätze [7, 8], jedoch kommerziell etabliert ist bisher keiner dieser Prozesse. Auch die Weiterverarbeitung des Pyrolyseöls zu Kraftstoffen ist in der Entwicklung. Dabei wird entweder wie z. Bsp. im Rahmen des Bioliq®- Verfahrens vom KIT die Vergasung des Öls mit nachfolgender thermochemischer Synthese untersucht [9] oder aber eine Umsetzung mit Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 138 - Nachhaltigkeitsfragen der Verstromung fester Biomasse: Was wird auf EU-Ebene diskutiert? zusätzlichem Wasserstoff zur Entfernung des Sauerstoffs und anschließender Mitverarbeitung in klassischen Raffinerieprozessen [10] oder direkter Auftrennung in Benzin-, Jetfuel- und Dieselfraktion. Abb. 7: Eigenschaften der Rohstoffe und Produkte Abb. 8: Nutzungspfade für Pyrolyseöl Pyrolyseöl Direkt e Separat ion Vergasung/ Upgrading Raff inieren Chemikalien (Aldehyde, Phenole, Levoglucosan ) Treibst off e Chemikalien Thermische Nut zung Kessel Gast urbine M ot or M it verbren. Wärme St rom Zusammenfassung Der Fraunhofer Innovationscluster »Bioenergy« befasst sich mit der energetischen und stofflichen Nutzung vornehmlich von Rest- und Abfallstoffen aus der Landwirtschaft und der Produktion von Lebens- und Futtermitteln. Der Systemansatz, den Fraunhofer UMSICHT zusammen mit seinen Partner dabei verfolgt, zielt auf die weitestgehende Konversion der Rohstoffe direkt am Anfallort der Biomasseströme, um einen möglichst großen Teil der durch das Handling und den Transport dieser Reststoffströme zu zentralen Umwandlungsanlagen verursachten Logistikkosten einzusparen. Für die auf großen Flächen verteilt anfallenden Strohsorten wird die Methode der ablativen FlashPyrolyse untersucht. Dass Stroh prinzipiell pyrolysierbar ist und dabei grundsätzlich wertvolle Zwischenprodukte entstehen, ist bereits anderweitig nachgewiesen. Die Herausforderung für die weiteren Arbeiten in der verbleibenden Projektlaufzeit im Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 139 - Nachhaltigkeitsfragen der Verstromung fester Biomasse: Was wird auf EU-Ebene diskutiert? Rahmen des Leuchtturmprojekts L2 »Mobile Pyrolyse« besteht darin, den Nachweis zu führen, dass das Verfahrensprinzip in den Grenzen der Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) soweit skalierbar ist, dass ein Durchsatz von mehreren Tonnen Stroh pro Stunde erreicht werden kann und das möglichst auf einer mobilen Geräteplattform. Außerdem ist noch zu zeigen, dass die Herstellkosten des Pyrolyseöls aus einer derart dezentralen Konversionsanlage konkurrenzfähig sind mit denen von Öl aus zentralen (dann das ganze Jahr durchlaufenden) Anlagen. Danksagung Der Fraunhofer Innovationscluster »Bioenergy« wird gefördert vom Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen (MIWF) mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und von der Fraunhofer Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e.V. Literatur [1] Shell International B.V.: Shell energy scenarios to 2050, The Hague, The Netherlands, 2008 [2] US DoE: International Energy Outlook 2011, www.eia.gov/ieo/pdf/0484(2011).pdf (01.06.2013) [3] IEA: World Energy Outlook 2011, www.worldenergyoutlook.org/publications/weo2011 (01.06.2013) [4] WBGU: Weltim Wandel – Energiewende zur Nachhaltigkeit, Berlin, 2003, www.wbgu.de/hauptgutachten/hg-2003-energiewende/ (01.06.2013) [5] Nova-Institut GmbH, Hürth, 11_flaechennutzung.jpg (01.06.2013) www.nova-institut.de/bio/data/images/10- [6] Jan Westermeyer: Wirtschaftlichkeitsbetrachtung Masterarbeit, Ruhr-Universität Bochum, 2013 einer mobile Pyrolyse, [7] A. V. Bridgwater: Review of fast pyrolysis and product upgrading, Biomass & Bioenergy 38 (2012), pp. 68-94 [8] E. Butler, G. Devlin, D. Meier, K. McDonnell: A review of recent laboratory research and commercial developments in fast pyrolysis and upgrading, Renewable and Sustainable Energy Reviews 15 (2011), pp. 4171-4186 [9] D. Meier, B. van de Beld, A. V. Bridgwater, D. Elliott, A. Oasmaa, F. Preto: Stateof-the-art of fast pyrolysis in IEA bioenergy member countries, Renewable and Sustainable Energy Reviews 20 (2013), pp. 619-641 [10] A. Kingston: Pyrolysis Oil Premium Markets, CanBio Conference 05.09.2012, Quebec, Kanada Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 140 - Hinweise zur Optimierung von Biomassevergasern Hinweise zur Optimierung von Biomassevergasern (Tim Schulzke, Fraunhofer UMSICHT Oberhausen) Tim Schulzke Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT Bereich Prozesse, Abteilung Bioraffinerie/-kraftstoffe, Gruppenleiter Thermochemische Konversion Osterfelder Straße 3 46047 Oberhausen Tel.: 0208 / 8598 – 1155 Fax: 0208 / 8598 – 221155 E-Mail: [email protected] Einleitung Trotz vielfältiger Bemühungen und einiger Erfolgsgeschichten kann die gekoppelte Erzeugung von Strom und Wärme aus fester Biomasse (vornehmlich Holz und holzartiger Biomasse) über den Weg der thermochemischen Vergasung mit anschließender motorischer Nutzung des Synthesegases noch immer nicht als Stand der Technik bezeichnet werden. Bis auf wenige Ausnahmen sind die Hersteller von Biomassevergasungskraftwerken nicht über die Errichtung einzelner Demonstrationsanlagen hinausgekommen. Das liegt u.a. darin begründet, dass sich die Randbedingungen für einen wirtschaftlichen Kraftwerksbetrieb insbesondere für Anlagen mit einer elektrischen Leistung von über 500 kW durch die letzte Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes [1] verschlechtert haben. Um trotzdem zukünftig einen wirtschaftlichen Betrieb von Biomassevergasungskraftwerken zu ermöglichen bzw. den von bestehenden Anlagen trotz steigender Biomassepreise zu erhalten, ist die ständige Optimierung der jeweiligen Anlagenkonzepte erforderlich, auch im Hinblick auf einen möglichst Ressourcen schonenden Umgang mit den Einsatzstoffen. Die Kernkomponente aller Vergasungskraftwerke ist der Biomassevergaser zur Erzeugung des brennbaren Synthesegases, welches nach einer Reinigung in einem Verbrennungsmotor mit Generator zur Strom- und Wärmeerzeugung umgesetzt wird. Aufgrund seiner einfachen Konstruktion und Anlagentechnik ist für Biomasse-BHKW der autotherme, luftgeblasene Vergasungsreaktor eine häufig gewählte Variante. Auch wenn die Zusammensetzung des Synthesegases, das die verschiedenen bekannten Reaktorbauarten verlässt, deutlich von der Zusammensetzung im thermodynamischen Gleichgewicht abweicht [2], können aus der Betrachtung des thermodynamischen Gleichgewichts bei unterschiedlichen Betriebsbedingungen dennoch Hinweise abgeleitet werden, die es erlauben, reale Reaktoren hinsichtlich ihres Wirkungsgrades und der Brennstoffausnutzung zu optimieren. Daher hat Fraunhofer UMSICHT umfassende thermodynamische Berechnungen zur Vergasung von Holz mit Luft unter adiabaten Bedingungen durchgeführt. Thermodynamische Berechnungen Die Berechnungen wurden im Zuge der Entwicklung des Kraftwerkskonzepts [3] von Fraunhofer UMSICHT durchgeführt, dessen erste kommerzielle Anlage mit eine Leistung von ca. 5 MW Brennstoffinput geplant ist. Daher beziehen sich alle Angaben auf einen Wirbelschichtreaktor mit einem Eintrag von 1 t/h auf wasserfreier Basis, was bei der angenommenen, mittleren Zusammensetzung von 50 % Kohlenstoff, 6 % Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 141 - Hinweise zur Optimierung von Biomassevergasern Wasserstoff und 44 % Sauerstoff einen unteren Heizwert von 18,2 MJ/kg ergibt und somit insgesamt einer Brennstoffleistung von 5 200 kW entspricht. Da in die Berechnungen allerdings keine konstruktiven Merkmale des konzipierten Wirbelschichtreaktors eingehen, sondern der Reaktor als sogenannte Black-Box betrachtet wird, sind die Ergebnisse prinzipiell auf andere Reaktorbauarten übertragbar, wenn sie den genannten Randbedingungen genügen. Eine genau Beschreibung der Berechnungen ist [4, 5] zu entnehmen. Methangehalt Der entscheidende Parameter zur Beschreibung der Vorgänge im Vergasungsreaktor ist die Luftzahl . Diese beschreibt das Verhältnis aus eingesetztem Luftmassenstrom zum Luftmassenstrom, der zur stöchiometrischen Umsetzung des Brennstoffs zu Kohlendioxid und Wasser erforderlich wäre. Der stöchiometrische Luftbedarf für die vollständige Verbrennung der o.g. Brennstoffmenge von 1 t/h Trockenmasse beträgt 5 914 kg/h, unabhängig vom angesetzten Wassergehalt. Nachfolgend werden alle Ergebnisse über der Luftzahl aufgetragen. Dabei entspricht einer Luftzahl =0 die Pyrolyse (thermische Umwandlung der Biomasse unter Luftabschluss; unter adiabaten Bedingungen, also ohne Wärmezufuhr von außen, nicht möglich) und einer Luftzahl =1 die stöchiometrische Verbrennung. Der Bereich dazwischen beschreibt die thermochemische Vergasung mit unterstöchiometrischer Luftzugabe. Abb. 1 zeigt den Verlauf der Synthesegaszusammensetzung für einen Wassergehalt von 10 % und einer Eintrittstemperatur von 25 °C für Luft und Brennstoff in Abhängigkeit von der Luftzahl. Teil a zeigt den Stoffmengenstrom der einzelnen Komponenten, Teil b den prozentualen Anteil. Teil c und d zeigen dieselben Werte, jedoch diesmal in gestapelter Anzeige. Der dicke Strich markiert die Grenze zwischen den brennbaren (unterhalb) und nicht brennbaren (oberhalb) Bestandteilen. Abb. 1: Zusammensetzung des Synthesegases bei einem Wassergehalt von 10 % Die brennbaren Bestandteile setzen sich zusammen aus Wasserstoff mit einem unteren Heizwert von Hi = 10,78 MJ/Nm3, Kohlenmonoxid mit einem unteren Heizwert von Hi = 12,63 MJ/NM3 und Methan mit einem unteren Heizwert von Hi = 35,88 MJ/Nm3. Die Heizwerte dieser 3 wesentlichen brennbaren Bestandteile des Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 142 - Hinweise zur Optimierung von Biomassevergasern Synthesegases scheinen eine Optimierung hin zu möglichst hohen Methangehalten nahezulegen, da Methan den mit Abstand größten Heizwert hat. Aus Abb. 1 würde das die Verwendung einer möglichst niedrigen Luftzahl implizieren. Abb. 2: Verlauf von Kaltgaswirkungsgrad, unterem Heizwert, chemischer Leistung, Gasbildungsrate, Gasvolumenstrom und adiabater Temperatur über der Luftzahl bei einem Wassergehalt von 10 % Abb. 2 zeigt den Verlauf weiterer Kennwerte über der Luftzahl für die gleichen Randbedingungen. Aus Teil b wird ersichtlich, dass tatsächlich der untere Heizwert des entstehenden Synthesegases bei niedrigster Luftzahl am größten ist und mit steigender Luftzahl stetig abnimmt. Im Verbrennungsmotor wird jedoch die im Gas vorhandene chemische Leistung (Teil c) in mechanische und nachfolgend elektrische Energie umgewandelt. Die chemische Leistung ergibt sich aus dem Produkt von unterem Heizwert (Teil b) und Gasvolumenstrom (Teil e). Deutlich zu erkennen ist, dass sie ein ausgeprägtes Maximum durchläuft, dass bei einer Luftzahl von =0,29 liegt und damit deutlich nicht im Bereich höchster Methangehalte. Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 143 - Hinweise zur Optimierung von Biomassevergasern Abb. 3: Anteile der brennbaren Bestandteile an der chemischen Leistung Abb. 3 zeigt noch einmal vergrößert den Verlauf der chemischen Leistung über der Luftzahl und welchen Anteil die brennbaren Bestandteile gemäß ihrem unteren Heizwert daran haben. Zusätzlich eingetragen ist der Anteil des im thermodynamischen Gleichgewicht gebildeten festen Kohlenstoffs, der aber nicht im Synthesegas aus dem Reaktor ausgetragen wird, sondern mit der Asche abgezogen wird und dessen Energiegehalt so nicht für die weitere motorische Nutzung verfügbar ist. Das Maximum der chemischen Gasleistung wird dort erreicht, wo gerade kein fester Kohlenstoff mehr gebildet wird. Diese Betriebsbedingung wird solid carbon boundary genannt [6]. An dieser Stelle trägt der Methangehalt schon kaum noch zur chemischen Gasleistung bei und bei einer geringfügig höheren Luftzahl verschwindet Methan vollständig aus der Gaszusammensetzung im Gleichgewicht. Aus thermodynamischer Sicht kann daher eine Optimierung der Betriebsbedingungen zur Maximierung des Methangehalts nicht befürwortet werden. Vielmehr würde bei derartigen Betriebsbedingungen mehr fester Kohlenstoff gebildet, der zur weiteren Verstromung nicht zur Verfügung steht. Darüber hinaus kommt noch hinzu, dass ein grundlegender Zusammenhang zwischen Methangehalt und Teergehalt im Synthesegas beobachtet werden kann. Mit steigendem Methangehalt steigt auch der Teergehalt des Synthesegases [7], der verantwortlich ist für die wesentlichen technischen Probleme bei der kommerziellen Einführung von Biomassevergasungskraftwerken. Daher kann insgesamt bzgl. des Methangehalts gefolgert werden, dass keine Maßnahmen zu dessen Maximierung getroffen werden sollten. Stattdessen sollte der Methangehalt online gemessen und protokolliert werden und ein Ansteigen dieses Wertes als Hinweis gedeutet werden auf einen unerwünschten Zustand des Vergasers, den es möglichst schnell auszuregeln gilt. Luftvorwärmung Eine Möglichkeit zur Optimierung des Vergaserbetriebs ist die Vorwärmung der Luft, die dem Vergaser als Vergasungsmittel zugeführt wird. Bei der Berechnung des Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 144 - Hinweise zur Optimierung von Biomassevergasern Kaltgaswirkungsgrades (Quotient aus chemischer Leistung des Synthesegases bei 25 °C und der Summe der zugeführten Energieströme) ist dabei zu beachten, woher die zur Luftvorwärmung benutzte Wärme kommt. Abb. 4 zeigt die beiden grundsätzlich möglichen Konfigurationen: in Teil (a) wird die Wärme von außen zugeführt, in Teil (b) die fühlbare Wärme des den Vergaser verlassenden Synthesegases. Für den Fall (a) muss die zugeführte Wärme bei der Berechnung des Kaltgaswirkungsgrades zusätzlich zur chemischen Energie des Brennstoffs in den Nenner geschrieben werden, was den Wirkungsgrad negativ beeinflusst und daher grundsätzlich zu vermeiden ist, wohingegen im Fall (b) die Wärme lediglich innerhalb der Bilanzgrenzen im Kreis geführt wird und daher bei der Berechnung des Kaltgaswirkungsgrades außer Betracht gelassen werden darf. Diese Variante liegt den nachfolgenden Ergebnissen zugrunde. Abb. 4: Bilanzrahmen für die Berechnung des Kaltgaswirkungsgrades mit (a) externer und (b) interner Wärmebereitstellung zur Luftvorwärmung Abb. 5: Kaltgaswirkungsgrad in Abhängigkeit von Wassergehalt und Luftvorwärmung Abb. 5 zeigt links den Verlauf des Kaltgaswirkungsgrades über der Luftzahl für 3 verschiedene Wassergehalte des Brennstoffs und rechts eine Ausschnittvergrößerung um das ausgeprägte Maximum mit zusätzlichen Kurven für vorgewärmte Luft. Zunächst ist zu erkennen, dass der Kaltgaswirkungsgrad ohne Luftvorwärmung zumindest für Luftzahlen oberhalb der solid carbon boundary nur unwesentlich vom Wassergehalt des eingesetzten Brennstoffs abhängt. Tabelle 1 zeigt aber, dass die mit dem Brennstoff eingebrachte Energiemenge trotz konstantem Trockenmassestrom mit steigendem Wassergehalt deutlich sinkt und damit der Nenner bei der Berechnung des Kaltgaswirkungsgrades kleiner wird. Demzufolge ist der Zähler ebenfalls mit steigendem Brennstoffwassergehalt gesunken, was eine geringere chemische Leistung im Synthesegas bedeutet und damit die in der Realität beobachtete Leistungsabnahme der Vergaser bei erhöhtem Wassergehalt somit ebenfalls wiederspiegelt. Lediglich der theoretische Wirkungsgrad ist nahezu unverändert. Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 145 - Hinweise zur Optimierung von Biomassevergasern Tabelle 1: Brennstoffeigenschaften in Abhängigkeit vom Brennstoffwassergehalt Wassergehalt Brennstoffleistung Brennstoffmassestrom unterer Brennstoffheizwert [%] 0 20 40 [kW] 5200 5027 4742 [kg/h] 1000 1253 1673 [kWh/kg] 5,20 4,01 2,83 In Bild 5 ist deutlich zu erkennen, dass mit einer Luftvorwärmung auf 600 °C mit der fühlbaren Wärme des den Vergaser verlassenden Synthesegases eine Steigerung des thermodynamisch möglichen Kaltgaswirkungsgrades von rund 85 % bei Verwendung kalter Luft auf etwa 92 % erreicht wird. Anzumerken ist weiterhin, dass durch den erhöhten Wärmebedarf zur Verdampfung des mit dem Brennstoff eingetragenen Wassers eine Luftvorwärmung auf 600 °C bei einem Wassergehalt von 40 % nicht mehr möglich ist (die im Synthesegas zur Verfügung stehende Wärme reicht nicht mehr aus). Hier ist nur noch eine Vorwärmung auf 400 °C möglich, die jedoch immer noch eine Steigerung des Kaltgaswirkungsgrades auf ca. 88 % erlaubt. Neben diesem theoretischen Effekt kommen bei einem realen Vergaser 2 zusätzliche Nutzeffekte hinzu: durch die Luftvorwärmung steigt die Betriebstemperatur im Vergaser, wodurch einerseits die Reaktionsgeschwindigkeit aller Reaktionen steigt und damit auch der Grad der Gleichgewichtserreichung (wodurch sich der tatsächliche Kaltgaswirkungsgrad dem thermodynamisch möglichen annähert) und anderseits der Teergehalt im Synthesegas sinkt. Brennstofftrockung Eine Alternative zur Luftvorwärmung stellt die Brennstofftrocknung mit interner Wärmenutzung als Maßnahme zur Wirkungsgradsteigerung dar. Auch hier wirkt sich der Wärmeeinsatz nur dann positiv aus, wenn die Wärme innerhalb der Bilanzgrenzen genutzt wird und nicht von außen zugeführt wird. Die erforderliche Verschaltung der Wärmerückgewinnung ist in Abb. 6 dargestellt. Als Ergebnis einer solchen Wärmenutzung ergibt sich aus dem Vergaser im Vergleich zum nicht getrockneten Brennstoff eine größere chemische Leistung im Synthesegas (Zähler der Wirkungsgradberechnung) bei entsprechend niedrigem Leistungseintrag in das System gemäß Tabelle 1 (Nenner der Wirkungsgradberechnung). Außerdem führt der geringere Wassergehalt des Brennstoffs bei derselben Luftmenge zu einer höheren Betriebstemperatur im Vergaser sowie zu einer bei konstanter Leistung größeren Gasverweilzeit und dadurch zu einer größeren Annäherung an das chemische Gleichgewicht und einer geringeren Teerbeladung des Synthesegases. Diese Effekte verbessen den real messbaren Kaltgaswirkungsgrad des Systems zusätzlich zur theoretischen thermodynamischen Verbesserung. Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 146 - Hinweise zur Optimierung von Biomassevergasern Abb. 6: Bilanzrahmen für die Berechnung des Kaltgaswirkungsgrades mit interner Wärmebereitstellung zur Brennstofftrocknung Die meisten kleineren Holzvergasungsanlagen sind luftgeblasene Anlagen und haben in der Regel eine Genehmigung, die den Anfall flüssiger Kondensate untersagt, oder es entstehen hohe Entsorgungskosten für die hoch belasteten Kondensate. Da das Synthesegas vor dem Eintritt in den Motor auf Temperaturen unter 50 °C abgekühlt werden muss, darf der Taupunkt des Gases nicht höher liegen. Entsprechend niedrig muss der Wassergehalt des Synthesegases sein, der letztlich vom Wassergehalt des eingesetzten Brennstoffs abhängt. In Abb. 7 ist der Wassergehalt des Synthesegases über der Luftzahl in Abhängigkeit vom Brennstoffwassergehalt dargestellt. Abb. 7: Wassergehalt im Synthesegas in Abhängigkeit vom Brennstoffwasserge halt Zusätzlich sind als waagerechte Linien die Sättigungswassergehalte bei 30, 40 und 50 °C dargestellt. Ein Punkt oberhalb einer waagerechten Linie bedeutet, dass beim Abkühlen des Gases auf die zugehörige Temperatur Kondensat ausfällt, während ein Gas, das unterhalb der waagerechten Linie liegt, kondensatfrei abgekühlt werden kann. Deutlich zu erkenn ist, dass schon bei einem Wassergehalt von nur 10 % eine Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 147 - Hinweise zur Optimierung von Biomassevergasern Abkühlung auf 30 °C ohne Kondensatanfall nicht mehr möglich ist. Für einen kondensatfreien Betrieb bei einer üblichen Motoreintrittstemperatur von 40 °C verbleibt nur ein kleiner Bereich der Luftzahl. Bei Holz mit einem Wassergehalt von 20 % ist wieder über den gesamten Bereich der Luftzahl kein kondensatfreier Betrieb möglich. Dies verdeutlicht, wie wichtig die Trocknung des Brennstoffs für einen ordentlichen Betrieb der Vergasungskraftwerke mit motorischer Nutzung ist. Die Problematik verschärft sich in der Regel noch bei Nichterreichen des thermodynamischen Gleichgewichtes, da dann der Wassergehalt im Synthesegas größer ist. Zusammenfassung Aus den Berechnungen zum thermodynamischen Gleichgewicht in luftgeblasenen Biomassevergasungsreaktoren lassen sich einfache Regeln zur Optimierung der Betriebsbedingungen ableiten, obwohl die Berechnungsergebnisse zum Gleichgewicht nicht direkt die realen Verhältnisse abbilden. Diese Handlungsempfehlungen lassen sich wie folgt zusammenfassen: Der Methangehalt des Synthesegases sollte gemessen und ein steigender Wert als Indiz für einen unerwünschten Betriebszustand gewertet werden, da mit steigendem Methangehalt i.A. ein steigender Teergehalt und eine erhöhte Koksbildung verbunden sind. Sowohl eine Vorwärmung der Vergasungsluft als auch die Trocknung des Brennstoffs führen zu einer Steigerung des Kaltgaswirkungsgrads des Systems, wenn mit interner Wärmeintegration gearbeitet wird, d.h. die fühlbare Wärme des Synthesegases, dass den Reaktor verlässt, für diese Zwecke genutzt wird. Eine alleinige Abkühlung des Synthesegases mit Quenschen und die damit verbundene Verringerung des Wärmepotenzials ist daher zu vermeiden. Alle Maßnahmen, die aus thermodynamischer Sicht eine Verbesserung der Vergaserperformance bedeuten, helfen auch im realen Betrieb durch Nebeneffekte wie z. Bsp. einer erhöhten Betriebstemperatur bei der gewünschten Annäherung der realen Synthesegaszusammensetzung an das thermodynamische Gleichgewicht. Ein abwasserfreier Betrieb der Vergaser-Gasmotor-Einheit ist in der Regel nur mit trockenem Holz möglich. Der Brennstoff ist daher soweit wie möglich zu trocken. Anzustreben ist ein Wassergehalt von unter 15 %. Literatur [1] EEG: Gesetz über den Vorrang erneuerbarer Energien (Erneuerbare-EnergienGesetz EEG), Bundesgesetzblatt Teil 1, Nr. 42, S. 1634 ff, 2011 [2] M. Ising: Zur katalytischen Spaltung teerartiger Kohlenwasserstoffe bei der Wirbelschichtvergasung von Biomasse, Dissertation, Universität Dortmund, 2002, Fraunhofer IRB Verlag, Stuttgart, ISBN 3-8167-6092-9 [3] T. Schulzke: Schließung regionaler Stoffkreisläufe bei der dezentralen Stromund Wärmeerzeugung in einer stationären Wirbelschicht – RegioSWS, Abschlussbericht für das BMU, FKZ 03KB014, 2012 [4] N. Mevissen, T. Schulzke, C. Unger, S. Mac an Bhaird: ‚Thermodynamics of autothermal wood gasification, Environmental Progress & Sustainable Energy, Vol. 28, Nr. 3 (2009), pp. 347-354 Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 148 - Hinweise zur Optimierung von Biomassevergasern [5] T. Schulzke, C. Unger: Thermodynamics of Wood Gasification – Adiabatic Gasification with Air at Atmospheric Pressure, in: M. J. Acosta (Ed.): Advances in Energy Research, Volume 6, Nova Science Publishers Inc., New York, USA, 2011, ISBN 978-1-61122-075-9, pp.179-198 [6] J. Double, A. Bridgwater: Sensitivity of theoretical gasifier performance to system parameters, in: H. Coombs, D. Hall, W. Palz (Eds.): Energy from the biomass, Elsevier Applied Science Publishers, London, 1985, pp. 915-919 [7] N. Jand, P. Foscolo, A. 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153 - Entwicklung der thermochemischen „Holzverstromung Nidwalden“ Festbettvergasung im Wärmeverbund Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 154 - Entwicklung der thermochemischen „Holzverstromung Nidwalden“ Festbettvergasung im Wärmeverbund Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 155 - Entwicklung der thermochemischen „Holzverstromung Nidwalden“ Festbettvergasung im Wärmeverbund Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 156 - Entwicklung der thermochemischen „Holzverstromung Nidwalden“ Festbettvergasung im Wärmeverbund Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 157 - Entwicklung der thermochemischen „Holzverstromung Nidwalden“ Festbettvergasung im Wärmeverbund Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 158 - Entwicklung der thermochemischen „Holzverstromung Nidwalden“ Festbettvergasung im Wärmeverbund Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 159 - Entwicklung der thermochemischen „Holzverstromung Nidwalden“ Festbettvergasung im Wärmeverbund Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 160 - Entwicklung der thermochemischen „Holzverstromung Nidwalden“ Festbettvergasung im Wärmeverbund Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 161 - Entwicklung der thermochemischen „Holzverstromung Nidwalden“ Festbettvergasung im Wärmeverbund Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 162 - Entwicklung der thermochemischen „Holzverstromung Nidwalden“ Festbettvergasung im Wärmeverbund Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 163 - Entwicklung der thermochemischen „Holzverstromung Nidwalden“ Festbettvergasung im Wärmeverbund Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 164 - Entwicklung der thermochemischen „Holzverstromung Nidwalden“ Festbettvergasung im Wärmeverbund Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 165 - Praxiserfahrungen mit URBAS-Holzgas-KWK-Anlagen in Modulbauweise Praxiserfahrungen mit URBAS-Holzgas-KWK-Anlagen in Modulbauweise (Wolfgang Felsberger, urbas Energietechnik Völkermarkt) Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 167 - Praxiserfahrungen mit URBAS-Holzgas-KWK-Anlagen in Modulbauweise Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 168 - Praxiserfahrungen mit URBAS-Holzgas-KWK-Anlagen in Modulbauweise Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 169 - Praxiserfahrungen mit URBAS-Holzgas-KWK-Anlagen in Modulbauweise Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 170 - Praxiserfahrungen mit URBAS-Holzgas-KWK-Anlagen in Modulbauweise Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 171 - Praxiserfahrungen mit URBAS-Holzgas-KWK-Anlagen in Modulbauweise Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 172 - Praxiserfahrungen mit URBAS-Holzgas-KWK-Anlagen in Modulbauweise Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 173 - Praxiserfahrungen mit URBAS-Holzgas-KWK-Anlagen in Modulbauweise Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 174 - Praxiserfahrungen mit URBAS-Holzgas-KWK-Anlagen in Modulbauweise Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 175 - Praxiserfahrungen mit URBAS-Holzgas-KWK-Anlagen in Modulbauweise Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 176 - Praxiserfahrungen mit URBAS-Holzgas-KWK-Anlagen in Modulbauweise Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 177 - Praxiserfahrungen mit URBAS-Holzgas-KWK-Anlagen in Modulbauweise Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 178 - Praxiserfahrungen mit URBAS-Holzgas-KWK-Anlagen in Modulbauweise Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 179 - Praxiserfahrungen mit URBAS-Holzgas-KWK-Anlagen in Modulbauweise Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 180 - Praxiserfahrungen mit URBAS-Holzgas-KWK-Anlagen in Modulbauweise Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 181 - Praxiserfahrungen mit URBAS-Holzgas-KWK-Anlagen in Modulbauweise Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 182 - Praxiserfahrungen mit URBAS-Holzgas-KWK-Anlagen in Modulbauweise Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 183 - Praxiserfahrungen mit URBAS-Holzgas-KWK-Anlagen in Modulbauweise Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 184 - Praxiserfahrungen mit URBAS-Holzgas-KWK-Anlagen in Modulbauweise Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 185 - Thermochemisches Versuchsfeld im Rahmen des Zittauer Kraftwerkslabors Thermochemisches Versuchsfeld im Rahmen des Zittauer Kraftwerkslabors (Prof. Tobias Zschunke, Bert Salomo, Roman Schneider, Philipp Schwarzbach, Mareike Weidner; Hochschule Zittau/Görlitz) 1 Der Projektverbund „Zittauer Kraftwerkslabor“ Im Rahmen des „Zittauer Kraftwerkslabors“ werden moderne Energieumwandlungsprozesse untersucht, die vor der Herausforderung wachsender Ansprüche in Hinblick auf Energieeffizienz, Verfügbarkeit und Ressourcenschonung stehen. Die Arbeiten orientieren sich auf die Optimierung verschiedener Teilschritte in der Prozesskette der Energieumwandlung. Das „Zittauer Kraftwerkslabor“ wird durch Förderung des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und des Freistaates Sachsen im Rahmen des Energieund Klimaschutz (EuK)-Programms ermöglicht. Die Projekte laufen bis August 2014 und umfassen ein Gesamtvolumen von 6,38 Mio. Euro. Die Aufgaben sind in drei laufende Projekte gegliedert. Diese können mit den jeweiligen Forschungsvolumen und Projektleitern der Tabelle 1 entnommen werden. Durch die Kooperation mit der Stadtwerke Zittau GmbH kann für den Aufbau der Versuchsstände ein Hallenkomplex auf dem Gelände der Stadtwerke genutzt werden. Tabelle 1 Laufende Projekte im „Zittauer Kraftwerkslabor“ Projekt Projektvolumen in Euro Projektleiter Energieeffizienz von Turbomaschinen (MFLP2) 2,45 Mio. Prof. Frank Worlitz Energieeffizienzsteigerung in thermischen Energieanlagen (THERESA) 2,13 Mio. Prof. Alexander Kratzsch Prof. Wolfgang Kästner Thermochemisches Versuchsfeld (TCV) 1,80 Mio. Prof. Tobias Zschunke Innerhalb des Projektes „Energieeffizienz von Turbomaschinen“ sollen die spezifischen Eigenschaften einer magnetgelagerten Dampfturbine näher untersucht werden. Die Untersuchung zur Speicherung von thermischer Energie in Form von Prozessdampf wird im Projekt „Energieeffizienzsteigerung in thermischen Energieanlagen“ bearbeitet. Das „Thermochemische Versuchsfeld“ (TCV) stellt den Schwerpunkt des hier vorgelegten Berichtes dar. Das Projekt umfasst Untersuchungen zur Umwandlung von fester Biomasse in Strom und Wärme auf der Basis eines Vergasungsprozesses. Dabei liegt der Fokus auf der Realisierung der kleintechnischen Anwendung und der Entkopplung von Strom-, Wärme- und Kälteversorgung durch thermische Speicherung. Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 187 - Thermochemisches Versuchsfeld im Rahmen des Zittauer Kraftwerkslabors 2 Das Thermochemische Versuchsfeld Grundprinzip des zu untersuchenden Vergasungsprozesses ist, dass aus Holzhackschnitzeln (HHS) mit einer definierten Brennstoffqualität ein brennbares Gas erzeugt wird. Dafür ist es notwendig, dass die HHS in einem Reformer, der nach dem Prinzip der Festbettvergasung funktioniert, eingebracht und thermochemisch umgesetzt werden. Bei einem unterstöchiometrischen Luftverhältnis wird dabei ein Produktgas erzeugt, dessen chemisch gebundene Energie in einem Verbrennungsmotor-BHKW in mechanische und weiter in elektrische und thermische Energie umgewandelt wird. Dadurch ist es möglich Wärme auszukoppeln, die für Prozesse bei Temperaturen unter 100 °C und für Nah- und Fernwärme genutzt werden kann. Der Prozess mit den vor- und nachgelagerten Prozessschritten soll durch systematische Langzeituntersuchungen an einer kompletten, messtechnisch speziell ausgestatteten Anlage untersucht werden. Bei der Untersuchung des Systems Holzvergaser werden auch die einzelnen Prozessschritte betrachtet. Das Nachvollziehen des Prozessschrittes Vergasung stellt eine besondere Herausforderung dar, da sich der Stoff- und Wärmetransfer in der Schüttung und die vielfältigen chemischen Reaktionen überlagern. Damit grundlegende Zusammenhänge verstanden werden können, muss in einem ersten Schritt eine mathematische Modellbildung erfolgen. Um eine Analyse und möglichst rechnergestützte Weiterentwicklung der Festbettvergasung zu ermöglichen, muss das Modell durch Experimente validiert werden. Eine daraus hervorgehende Nachbildung der komplex gekoppelten Detailvorgänge im Modell ermöglicht, dass der gesamte Prozess numerischen Experimenten unterzogen und optimiert werden kann. Durch diese Optimierung können später wiederum inkrementelle Innovationen im Bereich der Konstruktion und der Betriebsführung abgeleitet werden. So ist zum einen der Ablauf der chemischen Reaktionen von der Größe und Güte (Heizwert, Rindenanteil, Feuchte) der HHS abhängig. In [1] konnte eine Lösung entwickelt werden, die eine Nachbildung des Reaktionsprozesses erlaubt. Durch die vorgelagerten Prozessschritte wie der Trocknung wird die Nachbildung erschwert, da diese direkt auf den Stoffeigenschaften der HHS Einfluss nimmt. Gleichzeitig existieren zur Trocknung von Holzhackschnitzeln nur wenige theoretische Modelle, die eine gezielte Prognose des Wassergehalts ermöglichen. Die besondere Herausforderung resultiert daraus, dass die Vorgänge normalerweise bis in den Millimeterbereich aufgelöst werden müssen, damit sie hinreichend genau sind, was wiederum zu numerischen Stabilitätsproblemen und zu einem sehr hohen Rechenaufwand führt. Unabhängig davon, ob fossile oder regenerative Energierohstoffe verwendet werden, stellt die Übertragung und Zwischenspeicherung von thermischer Energie ein wichtiges Potenzial zur effizienten Prozessführung dar. Deshalb ist ein zweites Arbeitsfeld innerhalb des TCV-Projektes auf die thermische Speicherung in sensiblen und latenten Wärmespeichern fokussiert. Sensible Wärmespeicher basieren auf der Zunahme der inneren Energie in Abhängigkeit von der Temperatur. Wenn Wasser beispielsweise von 60 °C auf 90 °C erwärmt wird, ergibt sich dabei eine volumenbezogene Speicherkapazität von 0,03 kWh/l. Für technische Anwendungen sind höhere Speicherdichten und ein konstantes Temperaturniveau wünschenswert. Ein Ansatzpunkt hierfür sind Latentwärmespeicher, die eine wesentlich höhere Speicherkapazität aufweisen [2]. Für die Gestaltung von Latentwärmespeichern sind mehrere Zielkonflikte relevant, die Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 188 - Thermochemisches Versuchsfeld im Rahmen des Zittauer Kraftwerkslabors durch entgegengesetzte Eigenschaften zwischen Ein- und Ausspeicherung hervorgerufen werden. So besteht ein direkter Konflikt zwischen guter Durchströmung bei minimalem Druckverlust für eine schnelle Verfügbarkeit der eingespeicherten Energie und einer möglichst großen inneren Oberfläche, um die Wärmeübertragung zu maximieren. Durch eine große Ausdehnung wächst der Druckverlust durch eine größer werdende Oberflächenreibung. Falls der Druckverlust durch das Erreichen von kleinen Strömungsgeschwindigkeiten vermindert werden soll, ergibt sich wiederum ein Konflikt zu den erforderlichen Volumenströmen. Für eine hohe Leistung bei Ein- und Ausspeicherung muss dann ein größerer Speicherquerschnitt realisiert werden, welcher wiederum konstruktive Anforderungen mit sich bringt. Für die Erstellung eines Speicherkonzeptes muss ebenfalls berücksichtigt werden, dass sich durch den Phasenwechsel die Wärmeleitfähigkeit und das Verhältnis von Konvektion und Wärmeleitung des Speichermediums ändern. Aus diesen Konflikten wurden verschiedene praktische Konzepte abgeleitet, die sich zurzeit noch in der Entwicklungsphase befinden. Deshalb sollen in diesem Arbeitsfeld gezielt am Markt verfügbare Produkte untersucht werden. Zusammengefasst können die wissenschaftlich-technischen Arbeitsziele des TCV wie folgt formuliert werden: 3 An einer funktionstüchtigen kompletten KWK-Anlage sollen der Gesamtprozess mit seinen starken Querwirkungen, Rückkopplungen und instationären Effekten in seinem dynamischen Verhalten bei Anfahr-, Abfahr-, Lastwechsel- und Brennstoffwechselsituationen ausgemessen und analysiert werden. Die dabei untersuchten Prozessschritte sind: a) Brennstoffaufbereitung b) Brennstofftrocknung c) Vergasung d) Gaskühlung und -trocknung e) Motornutzung des Brenngases Ziel ist es, das Verständnis der gekoppelten Prozesse zu erhöhen, um die Prozesse automatisch beherrschbar zu machen und wissenschaftliche Grundlagen für die Optimierung der Prozesse zu schaffen. Solche Kenntnisse existieren nur allgemein-qualitativ, wobei widersprüchliche Auffassungen in der Literatur eine systematische versuchstechnische Eingrenzung verlangen. Die effektive Nutzung der entstehenden Abwärme zur instationären Energiespeicherung durch Wärme- und Stoffübergangsvorgänge bei einem Phasenwechsel steht ebenfalls im Fokus der Untersuchungen. Methodik Für gezielte Untersuchungen an praktischen Anlagen wurden bereits in vorangegangen Projekten weitestgehend die Möglichkeiten von Vor-OrtUntersuchungen genutzt. Um jedoch eine große Freiheit bei Versuchsaufbau, Versuchsdauer und für Versuchsmodifikationen zu haben, ist eine hochschuleigene Anlage notwendig. Dabei besteht theoretisch die Wahl zwischen einer Eigenentwicklung (Vorbild z.B. Stadtwerke Rosenheim [3]) oder der Aufstellung einer hinreichend praktisch bewährten Anlage, deren Komponenten gezielt untersucht und gegebenenfalls modifiziert werden können. Diese zweite Variante ermöglicht eine größtmögliche Praxisnähe. Ergebnisse aus einem Vorläuferprojekt [4] sprechen dafür, dass ein Holzvergaser mit bewegtem Festbett nach dem Joos-Prinzip sehr gut Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 189 - Thermochemisches Versuchsfeld im Rahmen des Zittauer Kraftwerkslabors geeignet ist. Eine entsprechende Anlage wurde deshalb am Hochschulstandort Zittau als Untersuchungsobjekt errichtet (Abbildung 2). Abbildung 1 Isometrische Ansicht „Thermochemisches Versuchsfeld“, Holzvergaser- BHKW mit Trocknungsversuchsstand (Copyright: Ingenieurbüro GENOM) Der Versuchsaufbau muss es ermöglichen, dass die Zustandseigenschaften sowie Stoff- und Energieströme aller Komponenten und Leitungen erfasst werden. In Abbildung 2 ist ein vereinfachtes Anordnungsschema der Messtechnik des Versuchsstandes zu erkennen. Dabei werden durch den Bilanzkreis „Trocknung“ der HHS-Vorratsbehälter und der Trocknungsversuchsstand zusammengefasst. Der Bilanzkreis „Vergasung“ enthält die Apparaturen des Holzvergasers (Reformer, Wärmeübertrager, Filter, Rohrleitungen). Im Bilanzkreis „Motor“ sind weitere Wärmeübertrager sowie die Komponenten des BHKW „Motor“ zusammengefasst. Außerdem ist im Bilanzkreis „Speicher“ ein sensibler Warmwasserspeicher ausgeführt, der die notwendige thermische Prozessenergie für die Brennstofftrocknung zur Verfügung stellt und außerdem für die Pufferung der Wärmeabgabe in das Fernwärmenetz notwendig ist. Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 190 - Thermochemisches Versuchsfeld im Rahmen des Zittauer Kraftwerkslabors Abbildung 2 Anordnung der Messstellen am TCV-Versuchsstand mit Bilanzgrenzen Da Auswahl und Einrichtung der benötigten Messtechnik für die Komplettbilanzierung der Anlage zum ersten Mal durchgeführt werden, ist die Umsetzung des konzipierten Aufbaus der Anlage (Arbeitsstand siehe Abbildung 3) ein bedeutender Teilschritt in der systematischen Bearbeitung des Projektes. Die angestrebten Untersuchungsschwerpunkte sind teilweise voneinander abhängig und beeinflussen sich gegenseitig, somit wird die Bearbeitung des Projektes sehr komplex, da jeder Teilaspekt auf seine Auswirkung auf den Gesamtprozess geprüft werden muss. Die Versuchsanlage zur Energiespeicherung befindet sich noch im Aufbau und ist daher nicht abgebildet. Als Untersuchungsschwerpunkte sind die Speicherleistung und -kapazität, die Erfassung des Lastzustandes, das dynamische Verhalten bei Teil- und Vollladung sowie die sich daraus ergebenden Lastprofile und die Entwicklung von Regelstrategien an unterschiedlichen Speichermodellen festgelegt. Ausgehend von diesen Untersuchungen an drei verschiedenen Speicherprinzipien kann eine Technologiebewertung der Speicherung von Warmwasser und Klimakälte erfolgen. Der Begriff Klimakälte beschreibt Temperaturen des Speichermediums, die unterhalb der Umgebungstemperatur liegen und zum Kühlen von Räumen dienen. Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 191 - Thermochemisches Versuchsfeld im Rahmen des Zittauer Kraftwerkslabors Abbildung 3 Aufbau vom TCV-Versuchsstand „Holzvergaser-BHKW“, Stand: 07/2013 4 Erwartete Ergebnisse Durch die vorgestellte Projektbearbeitung wird eine zielgerichtete und systematische Untersuchung einer bestehenden Holzvergasungsanlage ermöglicht. Die Beiträge zur Optimierung der Holzvergasung im kleintechnischen Bereich tragen damit auch zu einer vorwettbewerblichen Untersuchung bei. Durch die wissenschaftliche Arbeit werden Aufgabenfelder betrachtet, die derzeit bei der praktischen Anlagenkonzeption eine untergeordnete Rolle spielen, wie optimale Netzeinbindung, Prozessfernüberwachung und -automatisierung sowie Fahrweise und Anlagenskalierung. Auch energiewirtschaftliche Anforderungen wie Verfügbarkeit, Regelbarkeit und Umweltverträglichkeit, die für die weitere Entwicklung der Holzvergasung im kleintechnischen Bereich entscheidend sind, werden im Rahmen der Projektbearbeitung untersucht. Neben der Darstellung der auftretenden Energieflüsse stehen die Effizienzkennzahlen und die damit mögliche Technologiebewertung von der Holzvergasungsanlage und dem räumlichen getrennten Speicherversuchsstand im Fokus. Durch die umfangreiche Erfassung und Auswertung von Messwerten wird eine umfassende Bilanzierung der Stoff- und Energieströme und damit verbunden die Erstellung von mathematischen Modellen zur Simulation möglich. Die Bewertung wird wiederum zur Optimierung des Gesamtprozesses genutzt und sollte die Identifikation, Entwicklung und Auswahl von optimaler Sensorik und Aktorik umfassen. Dadurch wird die Technologie der Holzvergasung näher an einen Betrieb ohne manuelle Beaufsichtigung herangeführt. Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 192 - Thermochemisches Versuchsfeld im Rahmen des Zittauer Kraftwerkslabors Da es durch die Komplexität von mehrphasigen nicht-isothermen Wärme- und Stoffübertragungsvorgängen in Schüttungen [1] keine praxistauglichen mathematischen Modelle gibt, wurden die Ansätze zur Nachbildung der Festbettvergasung lange Zeit offenbar nicht weiter verfolgt. Entscheidender Punkt ist für die nun folgende Arbeitsetappe, ob im Zusammenspiel von experimenteller Untersuchung und theoretischer Nachbildung für das Modell Vereinfachungen gefunden werden, welche die Qualität der Ergebnisse gewährleisten und zu wirtschaftlichen Anwendungskosten im Hinblick auf Rechenzeiten und Personalbedarf bei der Inanspruchnahme führen. Durch die gezielten Analysen und den möglichen Weiterbildungseffekt, der sich aus den Untersuchungen ergibt, kann durch eine Einbindung kleiner und mittelständischer Unternehmen eine positive regionale Wirtschaftsentwicklung hervorgerufen werden. Danksagung Die Zuwendung für das „Zittauer Kraftwerkslabor“ wird aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) der Europäischen Union und des Freistaates Sachsen finanziert. Quellen [1] Schneider, M.: Experimentelle und mathematische Modellierung der Festbettvergasung am Beispiel der Gleichstromvergasung von Holzhackschnitzeln. TU Dresden, Dresden. 2003. [2] Mehling, H.; Cabeza, L.: Heat and cold storage with PCM. Springer-Verlag, Heidelberg. 2008. [3] Zeymer, M.; Herrmann, A.; Oehmichen, K.; Schmersahl, R.: Bundesmessprogramm zur Weiterentwicklung der kleintechnischen Biomassevergasung. Deutsches Biomasseforschungszentrum, Leipzig. 2012. [4] Schüßler, I; Bräkow, D.; Treppe, K.; Salomo, B.; Zschunke, Schwachstellenanalyse an BHKW-Vergaseranlagen. TU Dresden, Dresden. 2009. Elektroenergie aus Biomasse in dezentraler Anwendung -Technik, Ökonomie, Ökologie- 2013 - 193 - T.: