Der folgende Bericht ist in der Ausgabe 04/2011 des

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Der folgende Bericht ist in der Ausgabe 04/2011 des
Der folgende Bericht ist in der
Ausgabe 04/2011 des Magazins
Modell AVIATOR erschienen.
www.modell-aviator.de
Modelle | Edge 540 T | Staufenbiel | www.modellhobbby.de
Im Rückenflug ist nur
­minimal Tiefenruder nötig
Freestyle-Turner
im L-Format
Neben den funktionalen Aspekten spielt das optische Erscheinungsbild bei der Auswahl eines ARF-KunstflugModells eine entscheidende Rolle. Im reichhaltigen Angebot von Staufenbiel zieht das frische Design der
Edge 540 den Blick auf sich. Die gelben und grünen Farbtöne wecken Assoziationen zur warmen Jahreszeit.
Aufgepeppt mit einer blauen Applikation und einem pfiffigen Schwung entsteht eine reizvolle Optik, die den
Mauszeiger förmlich auf den Button „in den Warenkorb“ zieht und den Zeigefinger zu einem Klick verführt.
Text und Fotos:
Michael Blakert
Flight Check
( Technische
Daten:
Motor: Dymond AL 3548
Regler: Poly-Tec 70-18
Akku: 3s-LiPo, 1.800 mAh
Servos: 1 × Multiplex Tiny MG
3 × Multiplex Nano Pro MG
134 www.modell-aviator.de
1.125 mm
1.325 g
1.237 mm
( Klasse: Kunstflug
( Kontakt: Staufenbiel
Seeveplatz 1
21073 Hamburg
Telefon: 040/30 06 19 50
Fax: 040/300 61 95 19
E-Mail: [email protected]
Internet: www.modellhobby.de
( Bezug: Direkt
( Preis: 129,– Euro
G
Edge 540 T Staufenbiel
Der Motorträger wird mit sechs Zapfen in den
Motorspant eingehakt und passt hervorragend
Der vom Paketboten angelieferte Karton wird gespannt
geöffnet. Sofort fällt auf, dass nicht das im Angebot
abgebildete Modell der einsitzigen Edge 540, sondern eine
Edge 540 T mit der längeren Kabinenhaube im Kasten liegt.
Im Übrigen entspricht der Inhalt aber den Erwartungen
und wird direkt näher untersucht.
Bauausführung
Sehr gute
Flugeigenschaften
Kleine Fahrwerksräder
labiler Rumpfunterbau
So passt der Schlitz in der Rumpfseitenwand exakt zur
Tiefe der Höhenruderdämpfungsfläche und bietet keinen
Raum für den Stahlbügel zur Verbindung der beiden
Höhenruderblätter. Ein passender Ausschnitt wird mit der
Rundfeile erstellt. Vor der Verklebung der Dämpfungs­
flächen muss die Folie an den Klebestellen vorzugsweise
mit einem Lötkolben entfernt und das Modell exakt ver­
messen werden. Die Anweisung hierzu findet sich aller­
dings nur in der auf Mini-CD beiliegenden, elektronischen
Version der Anleitung.
Holme und Leisten
Ans Eingemachte
Was sich unter dem blasenfrei aufgebrachten Folienkleid
verbirgt, lässt sich stellenweise am ehesten mit einem
Hauch von Nichts beschreiben. Die lasergeschnittenen
Holzelemente weisen überall gewichtsmindernde Aus­
sparungen auf und sind sauber miteinander verklebt.
Während die Konstruktion für alle erdenklichen Flug­
manöver eine ausreichende Stabilität aufweist, könnten
übermäßige Belastungen beim Transport im unteren
Rumpfbereich schnell zum Bruch der am unteren Limit
dimensionierten Balsaleisten führen. In diesem Bereich
fällt besonders die schwach ausgelegte Verankerung der
Fahrwerksaufnahme auf. Die schmale Trägerplatte für das
starre Kohlefaser-Hauptfahrwerk ist zwar mit zwei Spanten
verzapft, doch für den Einsatz in rauem Gelände, zu dem
wegen der kleinen Räder beinahe jede Rasenpiste zählt,
reicht das definitiv nicht aus. Eine zusätzliche Verstärkung
erscheint dringend empfehlenswert und besteht in einem
ersten Schritt aus zwei 3 × 10 Millimeter (mm) starken
Kieferleisten, die hinter dem Fahrwerksspant auf die
Rumpfgurte geklebt werden.
Eine genaue Modellvermessung ergibt kleine Toleranzen in
den Kontrollmaßen, die eine eindeutige Ausrichtung der
Leitwerke erschweren. Letztlich wird eine Kompromiss­
lösung eingestellt und alles endgültig fixiert. Vor dem Griff
zum Sekundenkleber muss auf jeden Fall der in der An­­
leitung nicht erwähnte Stahlbügel an seinem Platz liegen.
Die beiliegende, englisch gefasste Montageanleitung lässt
viele Fragen offen und kann bestenfalls als sporadische
Stichpunktliste gewertet werden. Allein die Baustufenfotos
stammen von mindestens drei völlig unterschiedlichen
Modellen, wobei auch einige für die Edge 540 überflüssige
oder irreführende Arbeitsschritte dargestellt sind. An ande­
ren Stellen fehlen wichtige Hinweise, die für einen erfolg­
reichen Aufbau notwendig wären.
Beim anschließenden Anbringen der großen Höhen­
ruderblätter ist unbedingt auf einen parallelen Sitz zu ach­
ten, da eine nachträgliche Korrektur kaum möglich ist. Mit
Für eine präzise
Anlenkung der großen
Ruderflächen werden
qualitativ hochwertige
Servos und spielfreie
Gestänge benötigt
Step by step
Die anstehenden Arbeiten an den Tragflächen sind Routine
und damit schnell erledigt. Allerdings werden die beiliegen­
den Ruderhörner nicht verwendet, da ihre Lochachse weit
neben der Drehachse der für die großen 3D-Ausschläge
stark angeschrägten Ruderblätter verläuft. Für die Arbeiten
am Rumpf ist etwas mehr Zeit einzuplanen. Voreiliges
Handeln kann an einigen Stellen Probleme verursachen.
Für das Seitenruderservo
ist ein vergrößerter
Ruderhebel erforderlich,
den man sich auch aus
zwei Ruderhörnern
selbst erstellen kann
www.modell-aviator.de 135
Modelle | Edge 540 T | Staufenbiel | www.modellhobbby.de
Die grüne Folie haftet
extrem gut und lässt
sich nicht rückstandslos
entfernen
Der Motorträger greift mit sechs Zungen in den stabilen
Motorspant und lässt sich stramm einsetzen. Für die
Montage des beiliegenden Dymond AL3548 müssen
zwei der symmetrisch eingebrachten Befestigungslöcher
im Motorspant versetzt werden. Als Bohrschablone
und Lochrandverstärker dient das zum Motor ge­­
hörende Befestigungskreuz.
Alternativen
Edge Red Bull
von Kyosho
Die Anpassung der sauber lackierten GFK-Cowling erfor­
dert in Bezug auf die Positionierung der vier Befesti­gungs­
schrauben Maßarbeit. Die extrem ausgesparten Verstär­
kungen der Rumpfseitenwand lassen kaum Freiraum,
sodass zuerst die rumpfseitigen Löcher gebohrt werden
sollten. Ihre exakte Position muss dann auf die Haube
übertragen werden. Hierfür werden feine Hilfslinien mit
einem permanenten Fineliner auf die Rumpfseitenwand
aufgebracht, die sich später mit ein wenig Methanol rück­
standslos wieder entfernen lassen.
Spannweite: 1.215 mm
Länge: 1.160 mm
Gewicht: 1.020 g
Preis: 239,– Euro
Internet: www.kyosho.de
Edge V2 Extreme Flight
von Schweighofer
Bewegung
Anstelle des Sekundenklebers wird für die
Befestigung des Seitenleitwerks Weißleim verwendet
Spannweite: 1.219 mm
Länge: 1.220 mm
der Montage des Seitenleitwerks und der doppelseitigen
Gewicht: 1.250 g
Preis: 189,– Euro
Seilanlenkung des Seitenruders wären die Arbeiten am
Internet: www.der-schweighofer.at
Edge 540
von J Perkins
Spannweite: 1.085 mm
Länge: 986 mm
Gewicht: 1.100 g
Preis: 89,90 Euro
Internet: www.jp-deutschland.de
Die Edge 540 von Staufenbiel benötigt
im Messerflug wenig Seitenruder
eine Möglichkeit zur Fixierung zu sein. Sie werden
­unterhalb der Radachsen eingesetzt und pressen die
Puschen, von einer Schraube gesichert, gegen das
Kohlefaser-Fahrwerksbein.
Die großen Ruderblätter erfordern eine präzise Ansteu­
erung, weshalb der Einsatz qualitativ hochwertiger Servos
sowie absolut spielfreier Gestänge unabdingbar ist. Dabei
sollten die Servos über Kugellager und Metall­getriebe
Heck abgeschlossen, wenn die Anleitung Informa­tionen
zur Installation des lenkbaren Spornrads enthielte. Zur
Schonung des Servogetriebes fällt die Entscheidung
zugunsten einer gedämpften Variante aus. Die Drehachse
des Spornrads sitzt hierbei im Rumpf. Die Anlenkung
übernimmt ein kurzer Draht, der von einem im Ruderblatt
eingelassenen Kugelkopf geführt wird.
Das Hauptfahrwerk ist schnell montiert, doch die Be­­
festigung der Radschuhe eröffnet das nächste Rätsel.
Hier erscheint die Anfertigung schmaler Holzschienen
Edge 540 Fliton
von Lenger
Spannweite: 990 mm
Länge: 934 mm
Gewicht: 700 g
Preis: 109,– Euro
Internet: www.lenger.de
Bitte beachten Sie bei den
vor­­­­gestellten Modellen die
unter­s chiedlichen Aus­­­­­
stattungs-Varianten
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Die Montage des Spornrads ist in der Anleitung
nicht näher erläutert und wurde mit einer
gedämpften Anlenkung ausgeführt
Gewichtsmindernde Aussparungen wo man hinschaut.
Der Rumpfboden ist nicht massiv ausgelegt und auch
die Verzapfung der Fahrwerksaufnahme verträgt keine
all zu großen Belastungen
v­ erfügen sowie High-End-Leistungsdaten bieten. Bei den
angegebenen Ruderausschlägen handelt es sich offenbar
um die 3D-Dimensionen, die für den Erstflug besser
nicht eingestellt werden sollten. Erfahrungswerte mit einer
anderen Edge 540 lassen besonders am Höhen­ruder
Maximalausschläge von ±20 mm, gemessen an der größ­
ten Rudertiefe, sowie eine Schwerpunktlage bei gut 75
mm hinter der Flügelvorderkante ratsam erscheinen. Das
Abfluggewicht liegt bei Verwendung eines recht ­kleinen
Akkus mit 1.800 Milliamperestunden Kapazität bei
1.325 Gramm (g).
Die mit 40 mm Durchmesser recht kleinen Räder erfordern
besonders für die Landung eine qualitativ hochwertige
Piste. Rasen scheidet hier prinzipiell aus, außer er ist völlig
ausgedörrt und der Boden hart wie Beton. Genau diese
Verhältnisse stellten sich nach etlichen Tagen sengender
Hitze ein und führten zu Flügen bei 38 Grad Celsius im
Schatten. Dass die Folie unter diesen Bedingungen die
eine oder andere Falte wirft, erscheint kein erwähnens­
werter Mangel.
Der Akku kommt Schwerpunkt-neutral
weit vorne in den Rumpf
Wussten Sie schon, …
Die Edge 540 wird in Startposition gebracht, sanft
be­schleunigt und hebt nach wenigen Meter Rollstrecke
sauber ab. Die linksorientierte Tendenz war nach der
Auswertung der ausgiebigen Modellvermessung vorherzu­
sehen, kann aber mit deutlich weniger Gegentrimm als
erwartet behoben werden. Die saubere Austrimmung des
Höhenruders erfordert Feingefühl, denn das Modell rea­
giert auf kleine Veränderungen der Neutralstellung deut­
lich. Dann brilliert die Edge selbst mit den kleinen Aus­
schlägen durch eine agile Performance. Kunstflugfiguren
lassen sich bei Bedarf zackig fliegen und auch exakt beenden.
Das in senkrechten Abwärtspassagen und in Rückenlage
neutrale Flugverhalten deutet auf eine gut passende Schwer­­
punktlage hin. Lediglich der Durchzug des Antriebs lässt
in Steigflugpassagen erstaunlicherweise ein wenig zu
wünschen übrig. Die abschließende Landung gestaltet
sich absolut unproblematisch, wozu der brettharte Boden
seinen Teil beiträgt.
Während der nächsten Flüge wird mit den Ruderaus­
schlägen und der Luftschraube noch ein wenig experimen­
tiert, bis sich eine für den individuellen Flugstil optimale
Einstellung ergibt. Das Steigverhalten lässt sich allein durch
Einsatz eines 13-Zoll-Propellers mit 6,5 Zoll Steigung deut­
lich verbessern, wobei der Strombedarf dann schon über
30 Ampere ansteigt. Die weiteren Einsätze machen deut­
lich, dass für einen Betrieb auf normalen Rasenpisten die
Fahrwerksaufnahme weiter verstärkt ­werden muss und
der Verzicht auf die Radschuhe sowie der Einsatz
größerer Räder nötig wird.
… dass die einsitzige Zivko
Edge 540 ihren Erstflug im Jahr
1993 absolvierte und schnell
zu einer der gefragtesten
Maschinen im Kunstflugsektor
avancierte? Ihre extrem steif
konstruierte Zelle erlaubt eine
hohe Rollrate von 420 Grad
pro Sekunde und verkraftet
Belastungen von bis zu ±10 g,
wobei sich der Flügel um
weniger als 25 Millimeter
durchbiegt. Das geringe
Leergewicht von gerade mal
570 Kilogramm ergibt zusammen mit dem bis zu 380 PS
starken Lycoming-Motor ein
konkurrenzloses GewichtsLeistungs-Verhältnis, weshalb
dieser Typ bei Luftrennen
kaum zu schlagen ist und
daher auch als Formel-1Rennwagen der Lüfte
­bezeichnet wird.
Einstellwerte
• Schwerpunkt: 80 mm (hinter
Nasenleiste der Wurzelrippe)
• Ausschläge (gemessen bei
größter Rudertiefe):
• Querruder: ±28 mm
• Höhenruder: ±20 mm
• Seitenruder: ±65 mm
• Expo: 25% auf allen Rudern
Bilanz
Frisch, fromm, fröhlich, frei. Dieser Wahlspruch der Turner drängt sich für die Beschrei­
bung der Edge 540 T von Staufenbiel nahezu auf. Frisch wirkt das in sommerlichen Tönen
gestaltete, adrette Folienkleid. Fromm, ja sogar lammfromm sind die Flugeigenschaften,
aber natürlich nicht anfängertauglich. Allein der filigrane Aufbau verlangt nach konstant
sauberen Landungen. Fröhlich kann man sich mit ihr nach Herzenslust austoben, denn
das präzise Steuerverhalten lässt im Kunstflug keine Wünsche offen. Frei lässt sich das
Leistungspensum im 3D-Einsatz ausreizen. Alles in allem ein Modell, das geradezu zum
Herumturnen einlädt und durch die erzielbare Performance zu begeistern vermag.
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