Beitrag aus der Fachzeitschrift „innovative VERWALTUNG

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Beitrag aus der Fachzeitschrift „innovative VERWALTUNG
Beitrag aus der Fachzeitschrift „innovative VERWALTUNG“, Ausgabe 9/2011.
© 2011 Gabler Verlag/Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, Deutschland
Über die Prüfung und Kontrolle die Leistung stetig verbessern
30 Jahre Interne Revision in der österreichischen Bundesverwaltung
Vor 30 Jahren wurde in der österreichischen Bundesverwaltung die Interne Revision
installiert. Natürlich gehören Prüfungs- und Kontrollfunktionen zu den Hauptaufgaben
der Revisoren. Dahinter steht jedoch die Zielsetzung, über ein vertrauensvolles
Zusammenarbeiten auch die Leistungen der österreichischen Bundesverwaltungen zu
verbessern.
Ausschlaggebend für die Gründung einer internen Revision in der österreichischen
Bundesverwaltung waren im Jahr 1980 Unregelmäßigkeiten beim Neubau des Allgemeinen
Krankenhauses in Wien in einer noch nie dagewesenen Größenordnung, die dazu führten,
dass der damalige Bundeskanzler Dr. Bruno Kreisky vor genau 30 Jahren den Auftrag erteilte,
in der österreichischen Bundesverwaltung die Kontrolle und Revision zu implementieren. Der
Ministerratsbeschluss betreffend einer „Neuordnung der (Innen) Kontrolle in der
Bundesverwaltung“ vom 15. September 1981 enthielt ausdrücklich den Auftrag zur Kontrolle
und Revision. Der Verfassungsdienst des Bundeskanzleramtes hatte Überlegungen angestellt,
in welcher Weise die innere Kontrolle in der Bundesverwaltung – und zwar nicht nur auf dem
Gebiet des Vergabewesens – verbessert werden könnte.
Ziel war die Schaffung eines umfassenden und effizienten Kontrollsystems, um zu einer
Verbesserung der Leistungsfähigkeit der Bundesverwaltung und zur Verhinderung von
Unzulänglichkeiten bei der Besorgung der Verwaltungsaufgaben beizutragen.
Das Konzept für die Neuordnung der (Innen)Kontrolle in der österreichischen
Bundesverwaltung sah in seiner Grundüberlegung vor, in den Bundesministerien – soweit dies
nicht bereits geschehen war – Einrichtungen zur inneren Revision in der Verwaltung zur
Sicherstellung einer gesetzmäßigen Vollziehung und einer sparsamen und zweckmäßigen
Gebarung zu schaffen. Diese Organisationseinheit sollte in der Präsidialsektion jedes
Bundesministeriums als „Abteilung für innere Revision“ (Revisionsabteilung) eingerichtet oder
es sollte eine dort bestehende Organisationseinheit zu einer solchen Revisionsabteilung
bestimmt werden.
Obwohl eine Abteilung für innere Revision nach dem klassischen betriebswirtschaftlichen
Revisionsmodell als Stabsstelle eingerichtet hätte werden können, wurde entschieden, dass
die Abteilungen für innere Revision in den Präsidialsektionen der Bundesministerien
implementiert werden sollten. Für die Wahl dieser Art der aufbauorganisatorischen
Eingliederung in die Ressorts waren folgende Überlegungen maßgebend:

Der Ressortleitung kann nicht zugemutet werden, alle Funktionen eines direkten
Vorgesetzten der Revisionsabteilung wahrzunehmen, vor allem nicht die der
Dienstaufsicht. Die Ressortleitung genehmigt den Jahresrevisionsplan, und sie ist auch
Adressatin der Revisionsberichte.

Die Leitung der Präsidialsektion eignet sich durch ihre umfassenden Detailkenntnisse
und Einflussmöglichkeiten im gesamten Ressort ganz besonders als direkter
Vorgesetzter der Abteilung für die innere Revision, und zwar sowohl in Bezug auf die
Dienstaufsicht als auch auf die Fachaufsicht.

Obwohl sich die Revisionsabteilung in einer Linienorganisation befindet, ist die
Kontinuität ihrer Arbeit auch bei einem Wechsel der Person des Ressortleiters
gewährleistet, während dies bei einer direkten Unterstellung unter die Ressortleitung
nicht unbedingt der Fall wäre.
Soweit die drei damals wichtigsten Argumente für eine direkte organisatorische Eingliederung
der Internen Revision in die Präsidialsektionen der Ministerien.
Heute, nach 30 Jahren, wird – nicht nur durch den österreichischen Rechnungshof –
überwiegend die Meinung vertreten, dass die Interne Revision in Ressortleitungsnähe
angesiedelt sein sollte. Tatsächlich gibt es zurzeit einige Revisionsabteilungen in Ministerien,
die sich in Ministernähe befinden.
Neben der Ausarbeitung eines Konzepts für die Neuordnung der (Innen-) Kontrolle in der
österreichischen Bundesverwaltung erstellte der Verfassungsdienst des Bundeskanzleramtes
auch die Rahmenbedingungen für die Revisionsabteilungen in Form einer
Musterrevisionsordnung, um eine Grundlage für die von den einzelnen Ressortleitern zu
erlassenden Revisionsordnungen zu schaffen. Mit dem Inkrafttreten einer Revisionsordnung
(in vielen Ressorts auch Kontroll- und Revisionsordnung) erlangte der Auftrag zur Kontrolle
ressortinterne Verbindlichkeit.
Entwicklung der Prüfungsaktivitäten
Der wichtigste Aspekt bei Prüfungen der Internen Revision seit ihrem Bestehen war die
Kontrolle der Ordnungsmäßigkeit der Abläufe, wobei die geltenden Normen der Maßstab
waren und im Falle von Normabweichungen die erforderlichen Maßnahmen zur Heranführung
des Ist-Zustandes an den Soll-Zustand (Norm-Zustand) zu treffen waren. Überdies wurden
auch Systemprüfungen durchgeführt, um im Laufe der Zeit entstandene strukturelle
Schwachstellen zu ermitteln, die mit dem Wirtschaftlichkeits- und Zweckmäßigkeitsgebot in
Widerspruch standen. In der letzten Dekade des 20. Jahrhunderts änderte sich der
Personaleinsatz für Ordnungsmäßigkeits- und Systemprüfungen nicht wesentlich.
Erst ab 2001 rückten neben diesen bereits erwähnten Prüfungsformen auch
Auslastungsprüfungen und Management-Audits in den Vordergrund, wobei auf eine
Risikoidentifizierung in der Verwaltungsstruktur und in den Verwaltungsabläufen besonderes
Augenmerk gerichtet wurde. Die Grafik zeigt die heutigen Schwerpunkte der
Prüfungswahrnehmung im Bundeskanzleramt in Wien.
Durch das Inkrafttreten der zweiten Etappe der Haushaltsrechtsreform des Bundes in
Österreich ab 2013 wird eine Budgetstruktur geschaffen, die mehr Transparenz und Flexibilität
ermöglicht. Die Kameralistik wird durch ein kaufmännisches Rechnungswesen ersetzt. Somit
wird auch die Wirkungsorientierung ein zentrales Reformthema der österreichischen
Verwaltungsmodernisierung darstellen. Dabei wird die Rolle der Internen Revision insofern an
Bedeutung gewinnen, als sich neue wesentliche Prüffelder ergeben.
Aus- und Fortbildung entscheidend
Die Notwendigkeit, komplexe Anforderungen mit weniger Ressourcen zu bewältigen, führte in
der öffentlichen Verwaltung in Österreich zu Veränderungen in den Managementstrukturen, die
einer vielfältigen internen Kontrolle bedürfen. Die fundamentale Herausforderung für die
Interne Revision wird sein, sich den Veränderungen des Systems anzupassen, in dem
Führungskräfte nicht mehr nur für die Gesetzmäßigkeit ihres Handelns verantwortlich sein
werden, sondern in dem ihnen auch die Verantwortung für das Erreichen von Handlungszielen
übertragen wird. Daher ist es wichtig, dass die mit Prüfungstätigkeiten befassten Personen
einerseits „die Verbindung von wissenschaftlichen Erkenntnissen mit praktischer Anwendung
in der Prüfungstätigkeit“ herstellen und sich andererseits mit „internationalen Prüfungs- und
Rechnungsstandards auseinandersetzen“.
Seit dem Jahr 2004 wurde die ressortübergreifende Koordination der Revisionseinrichtungen
durch die Interne Revision des Bundeskanzleramtes ausgeübt und ein regelmäßiger
Erfahrungsaustausch initiiert. Einmal pro Quartal werden Erfahrungsaustauschtreffen und im
Herbst jeden Jahres eine Jahrestagung der Internen Revision veranstaltet.
Als Veranstaltungsort wurde durch den Leiter des Präsidiums im Bundeskanzleramt,
Sektionschef Dr. Manfred Matzka, Schloß Laudon am westlichen Stadtrand von Wien gewählt,
wo ab dem Jahr 2004 die Treffen stattfanden (Themen siehe Tabelle Seite 16).
Um die Sichtweise und Kenntnisse zu erweitern, konnten für die Jahrestagung der Internen
Revision in Wien u. a. auch Vortragende von folgenden ausländischen Institutionen gewonnen
werden:

Interne Revision des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit, Berlin

Landesrechnungshof Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf

Landesrechnungshof Sachsen-Anhalt, Dessau-Roßlau

Bundesrechnungshof, Bonn

Eidgenössische Finanzkontrolle, Bern

Generaldirektion Markt der Europäischen Kommission, Brüssel

Interner Auditdienst, Brüssel

Amt für Betrugsbekämpfung – OLAF, Brüssel

Europäischer Rechnungshof, Luxemburg

Europäischer Gerichtshof, Luxemburg
Angeregt durch das positive Feedback auf die Themenvielfalt der bisherigen Jahrestagungen,
werden seit dem Jahr 2007 die Vorträge der Tagung in einem Buch zusammengefasst und
inhaltlich vertieft.
Jahr
1. ERFA
2. ERFA
3. ERFA
4. ERFA
Jahrestagung
2004
Die Interne Revision in
einem ausgegliederten
Rechtsträger
Die Interne Revision
und die Buchhaltungsagentur des Bundes
Zukunft der Internen
Revision im öffentlichen
Bereich
Die Interne Revision
und das Leistungscontrolling
Prüfungsverfahren im
deutschsprachigen
Raum – ein
Ländervergleich
2005
Die Interne Revision
und das Vergabeverfahren – Was ein
Revisor zurzeit wissen
sollte
Die EUFinanzkontrolle
Die Reorganisation der
Internen Revision im
Bundesministerium für
Finanzen
Serviceleistungen im
Bund – Interne
Revision und
übergreifende Projekte
Herausforderungen an
die öffentliche Finanzkontrolle in einem
zunehmend komplexen
Umfeld –
Entwicklungen in den
Bundesländern
2006
Die Neuerungen des
Bundesvergabegesetzes 2006 –
Theorie und Praxis der
öffentlichen Auftragsvergabe
Die Bundesbeschaffungsgesellschaft mit
beschränkter Haftung
(BBG) als Dienstleister
der Bundesverwaltung
mit ihrer Querschnittsfunktion – Neue
Herausforderungen für
die Interne Revision
Die Prüfung der Behindertengleichstellung
Prüffelder, die den
Tätigkeitsbereich von
Kommissionen bzw.
Senaten mit
weisungsunabhängigen
Mitgliedern tangieren
können
Korruption – Abweichendes Verhalten
eines Individuums
2007
Die Prüfung der
Datensicherheit
Warum Kenntnisse
über Coaching und
Mediation auch für
einen Revisor wichtig
sein können
Das Prüfungsverfahren
unter der Berücksichtigung des Datenschutzes
Bedeutung der
Kommunikationsprozesse in Prüfungsverfahren – Inwieweit
hat sich die Interne
Revision auch mit
Gruppenverhalten,
insbesondere mit
Mobbing zu befassen?
Die Interne Revision als
Wächter der Einhaltung
der Vergabevorschriften
2008
Interne Revision an
österreichischen
Universitäten
Prüfung und Bewertung
von Prozessen –
Projektmanagement
und Evaluation
Aktuelle Prüfung des
Rechnungshofes zur
Internen Revision,
Ausbildung zum MBA
„Public Auditing“ und
FHLehrgang Public
Management an der
Verwaltungsakademie
GenderMainstreaming
– Was können die
Internen Revisionen in
der Bundesverwaltung
in Hinkunft tun, um
einen nützlichen
Beitrag zu leisten?
Schwerpunkte bei der
Prüfung des Personalmanagementsystems
2009
Warum Kenntnisse
über Ziel und Zeitmanagement sowie
Stressmanagement
auch für Revisoren
wichtig sein können
Die Deliktrevision –
Schwerpunkte aus der
Sicht des Büros für
interne Angelegenheiten im Bundesministerium für Inneres
Erfolgreiche
Konfliktbewältigung
Die Haushaltsrechtsreform – Die Verwaltung im Umbruch,
Auswirkungen auf die
Internen Revisionen
Die Prüfung des
Förderungswesens
2010
FacilityManagement,
Bundesbedienstetenschutz und Abfallwirtschaft – Prüfung der
Einhaltung gesetzlicher
Regelungen
Benchmarking – Die
neue Herausforderung
Die Finanzmarktaufsicht (FMA) und ihre
hinkünftige Ausrichtung
– Die Rolle der Internen
Revision in einem
ausgegliederten
Rechtsträger und die
Empfehlungen der FMA
zur Internen Revision
für den Finanzplatz
Österreich
ITRevision – Prüfungsstandards aus der Sicht
der internen und
externen Kontrolle
Risikoorientiertes
Prüfen – Erfolgreiches
Aufspüren von Risikopotentialen
2011
Prüfung der Wirkungsorientierung und
Stellung der Internen
Revision
Neueste Entwicklungen
im Vergaberecht und
wichtige Entscheidungen der Nachprüfungsbehörde
Ungeachtet der ständigen Veränderungen und der zukünftigen Neuerungen in der Verwaltung
ist ein ganz wichtiger Aspekt der Tätigkeit der Internen Revision besonders hervorzuheben:
psychologisches Einfühlungsvermögen und Verständnis für die Anforderungen und Probleme,
welche der Arbeitsanfall und der Arbeitsablauf täglich an alle Organisationseinheiten in der
öffentlichen Verwaltung stellen.
Nur wenn es den Revisoren gelingt, eine Atmosphäre des Vertrauens in der Zusammenarbeit
mit den zu prüfenden Personen zu bilden, wird ihre Arbeit für die Dienststellenleitung und für
die Leitung der geprüften Organisationseinheiten gleichermaßen gedeihlich sein.
Weitere Informationen zu den bereits erschienenen Publikationen finden Sie unter
www.bka.gv.at/site/6352/default.aspx.
Autor:
Mag. Karl Seyfried, Leiter der Revisionsabteilung im Bundeskanzleramt Wien und Koordinator aller
Revisionseinrichtungen in der österreichischen Bundesverwaltung für die Durchführung regelmäßiger
Erfahrungsaustauschtreffen
„innovative VERWALTUNG“ – Fachzeitschrift für modernes Verwaltungsmanagement
Weitere Informationen unter: iV-Redaktion, Postfach 11 30, 27722 Worpswede, Deutschland,
Tel. ++49/47 92/95 52-77, E-Mail: [email protected],
Internet: www.innovative-verwaltung.de.
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