Revision 2005 der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen auf

Transcription

Revision 2005 der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen auf
 Beiträge aus der Statistik 99
Revision 2005 der Volkswirtschaftlichen
Gesamtrechnungen auf Länderebene
Dr. Franz Kohlhuber
Teil 2:
Nachdem im vorausgegangen Teil dieses Beitrags zur Revision der Volkswirtschaftlichen
Gesamtrechnungen die wichtigsten konzeptionellen und datenmäßigen Änderungen erläutert wurden,
sollen nun im Anschluss kurz auch die daraus resultierenden quantitativen Änderungen angesprochen
werden. Schließlich fanden die einzelnen Maßnahmen sowohl im Niveau, als auch in der Veränderungsrate des Bruttoinlandsprodukts ihren statistischen Niederschlag. Wesentlich geprägt wurde von der
Revision auch der Vergleich der Länder bezüglich der ökonomischen Leistung und Dynamik.
Die wichtigsten Neuerungen der auf das Jahr 2005 datierten
grundsätzlich in allen Wirtschaftsbereichen eine etwas nied-
Revision der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR)
rigere Bruttowertschöpfung. Der Grund dafür ist, dass sich
konzentrieren sich auf drei Punkte:
die unmittelbare Zurechnung der Bankgebühr auf die produ-
1.Das neue Preiskonzept mit Übergang von Festpreis- auf
zierenden Wirtschaftseinheiten bei unverändertem Produkti-
Vorjahrespreisbasis,
onswert erhöhend auf das Niveau der branchenspezifischen
2.die Neuregelung der Berechnung und Aufteilung der so
Vorleistungen auswirkte. Zusammengefasst über alle Wirt-
genannten Bankdienstleistungen
schaftsbereiche allerdings wurde dieser dämpfende Effekt
und
durch den Wegfall der bisherigen summarischen „Wertschöp-
3.die Nutzung neuer Ausgangsstatistiken, insbesondere
fungs-Bereinigung“ überkompensiert. Bekanntlich musste vor
der Dienstleistungsstatistik.
Revision beim Übergang von der wirtschaftszweigspezifischen zur gesamtwirtschaftlichen Betrachtungsweise – also
Aufgrund vielfältiger Wechsel- und Folgewirkungen, insbe-
bei der Ableitung der „bereinigten“ Bruttowertschöpfung bzw.
sondere in Zusammenhang mit der notwendigen Abstimmung
des Bruttoinlandsprodukts aus der „unbereinigten“ Bruttowert- Wertschöp-
der teilweise recht unterschiedlich aufgebauten Rechensysteme von nationaler und regionaler VGR, können die vielfäl-
schöpfung – der pauschale Korrekturposten „unterstellte Ent- reinigung
gelte für Bankdienstleistungen“ in Abzug gebracht werden, der entfällt
tigen Revisionsmaßnahmen einzeln nicht konkret quantifiziert
neben den Vorleistungen auch konsumtive Elemente enthielt.
fungsbe-
werden. Die Unterschiede in den Ergebnissen nach Revision
BIP-Niveau
erhöht sich
revisionsbedingt
im Vergleich zum Stand vor Revision lassen sich nur zusam-
Was neue Datenquellen anbelangt, so lassen sich aus Sicht
mengefasst, also summiert oder saldiert über alle datenbe-
der regionalen VGR exogene oder mittelbar wirkende und en-
dingten und methodisch-konzeptionellen Änderungen, darstel-
dogene bzw. unmittelbar wirkende Einflussfaktoren unter-
len. Grundsätzlich ist jedoch davon auszugehen, dass durch
scheiden. Erstere gingen auf revisionsbedingte Anpassungen
die neuen Ausgangsstatistiken (3) aktuellere bzw. zusätzliche
in der nationalen VGR zurück, welche in die Länderrechnung
bereichsspezifische Informationen in die Revision einflossen,
mehr oder minder pauschal übernommen wurden und die dort
während die konzeptionellen Neuerungen (1, 2) zumeist be-
im Wege der Abstimmung auch zu entsprechenden Folgewir-
reichsübergreifende, sektoral allerdings recht unterschiedliche
kungen führten. Dabei handelt es sich z.B. um Informationen,
Auswirkungen zeigten. Auf gesamtwirtschaftlicher Aggregati-
die nur auf Bundesebene in ausreichend verwertbarer oder re-
onsstufe, also speziell beim Bruttoinlandsprodukt, überwogen
präsentativer Form vorliegen, nicht aber für die einzelnen Bun-
in Bayern allerdings die „positiven“ Niveaueffekte. Das Brut-
desländer. Dies kann beispielsweise der Fall sein bei kleineren
toinlandsprodukt (BIP) fiel also nach Revision höher aus als
Stichproben, überregionalen unternehmerischen und staat-
vorher.
lichen Aktivitäten oder aber auch bei der Einbeziehung statistisch nicht direkt erfasster Eigenleistungen, einschließlich
Ergebniskorrekturen in den Wirtschaftsbereichen
schattenwirtschaftlicher Aktivitäten (etwa anhand bestimmter
Durch die Aufteilung der Bankdienstleistungen resultierte
Sonderrechnungen oder Zuschätzungsmargen).
Bayern in Zahlen 3|2006
100 Beiträge aus der Statistik Revisionsbedingte Korrekturen in Niveau und Entwicklung von Bruttoinlandsprodukt und Bruttowertschöpfung in Bayern 1991 und 2004
– in jeweiligen Preisen –
2004
Vor Revision
Veränderung 2004 gegenüber 1991
Nach Revision
Differenz
Vor Revision
Nach Revision
Mill. €
Anteil in %
Mill. €
Anteil in %
Mill. €
%
Mill. €
%
Mill. €
%
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei ............................
Produzierendes Gewerbe ............................................
dar. Verarbeitendes Gewerbe ......................................
Baugewerbe .........................................................
Dienstleistungsbereiche ...............................................
dav. Handel, Gastgewerbe und Verkehr .......................
Finanzierung; Vermietung u. Untern.dienstl. ..........
Öffentliche und private Dienstleister ......................
Alle Wirtschaftsbereiche zusammen ........................
4 026
108 745
87 785
15 034
246 571
60 626
115 125
70 820
359 342
1,1
30,3
24,4
4,2
68,6
16,9
32,0
19,7
100,0
4 397
109 921
89 409
14 706
245 011
58 899
111 594
74 518
359 329
1,2
30,6
24,9
4,1
68,2
16,4
31,1
20,7
100,0
371
1 176
1 624
- 328
- 1 560
- 1 726
- 3 531
3 697
- 13
9,2
1,1
1,9
2,2
0,6
2,8
3,1
5,2
0,0
133
19 351
18 073
294
99 203
17 922
54 749
26 533
118 688
3,4
21,6
25,9
2,0
67,3
42,0
90,7
59,9
49,3
353
21 601
20 545
167
99 867
16 524
53 826
29 516
121 821
8,7
24,5
29,8
1,2
68,8
39,0
93,2
65,6
51,3
Bruttoinlandsprodukt ...............................................
385 156
107,2
397 441
110,6
12 285
3,2
129 525
50,7
135 517
51,7
-
So ergab z. B. die Überarbeitung der Ergebnisse im Bereich
Bergbau, Gewinnung von Steinen und Erden und Verarbeiten-
Wohnungsvermietung im Rahmen der Revision durch das Sta-
des Gewerbe eine vorgezogene Originärberechnung auf Ba-
tistische Bundesamt ein deutlich niedrigeres Niveau bei der
sis der so genannten Schnell-Kostenstrukturerhebung durch-
Bruttowertschöpfung auch auf Länderebene. Neue Ergebnisse
geführt. Damit stehen zu einem deutlich früheren Zeitpunkt
aus dem Mikrozensus hatten gezeigt, dass die Zahl der leer
aktuelle Informationen über die wertschöpfungsrelevanten
stehenden Wohnungen, für die keine Mieten gezahlt werden, in
Vorleistungen zur Verfügung. Bei der Berechnung der Brut-
der bisherigen Rechnung zu niedrig angesetzt worden war, so
towertschöpfung im Gastgewerbe wurde vom Produktions-
dass der Produktionswert nach unten korrigiert wurde. Gleich-
auf den Einkommensansatz übergegangen. Bei diesem Ansatz
zeitig mussten die Vorleistungen erhöht werden, so dass die
wird die Bruttowertschöpfung Deutschlands zunächst in eine
Wertschöpfung nach Revision geringer ausfällt. Derartige ori-
arbeitsbezogene Komponente (Arbeitnehmerentgelt) und kapi-
ginär nur auf Bundesebene (und auch dort oft nur modellhaft)
talbezogene Komponente (Betriebsüberschuss) aufgeteilt. An-
quantifizierbaren Neujustierungen kommen aufgrund der „Ko-
schließend werden diese Komponenten anhand länderspezi-
ordinierungsmechanismen“ von nationaler und regionaler VGR
fischer Arbeitnehmerentgelte und Umsätze regionalisiert und
implizit auch in den Länderergebnissen zum Tragen.1
durch entsprechende Summenbildung zur Wertschöpfung des
Gastgewerbes je Bundesland zusammengefügt.
Natürlich werden im Rahmen von Revisionen in hohem Maße
auch rein länderspezifische Informationen neu eingearbeitet.
Einen kurzen Überblick über die quantitativen Auswirkungen
So konnten im Rahmen der Revision 2005 erstmals Struktur-
der Revision auf die Bruttowertschöpfung der wichtigsten
informationen aus der neuen jährlichen Dienstleistungssta-
Wirtschaftsbereiche in Bayern gibt die Tabelle.
tistik für die unternehmensnahen Dienstleister sowie für die
Nutzung
neuer Datenquellen
Wirtschaftsbereiche Verkehr und Nachrichtenübermittlung in
Ergebniskorrekturen beim nominalen Bruttoinlandsprodukt
die Berechnung der Bruttowertschöpfung einbezogen wer-
(BIP)
den. Darüber hinaus wurden die Ergebnisse der Dienstleis-
Die Hauptursache für das per Saldo höhere Niveau des Brutto-
tungsstatistik neuerdings auch für die Ermittlung der Arbeit-
inlandsprodukts dürfte in der nunmehr erfolgten Zurechnung
nehmerentgelte und der Bruttoanlageinvestitionen in diesen
der Bankdienstleistungen auf deren Nutzer (Einleger, Kreditneh-
Wirtschaftsbereichen verwendet. Bei der Berechnung der Ar-
mer) zu sehen sein. Bisher wurden derartige Finanzserviceleis-
beitnehmerentgelte konnte außerdem die Gehalts- und Lohn-
tungen in voller Höhe pauschal als Vorleistungsverbrauch ge-
strukturerhebung 2001 im Wirtschaftsbereich Handel be-
wertet und von der „unbereinigten Bruttowertschöpfung“,
rücksichtigt werden, die vorher letztmalig im Jahr 1995 durch-
also der Gesamtsumme der Wertschöpfungsbeiträge aller
geführt worden war.
Wirtschaftsbereiche, in Abzug gebracht. Infolge der Aufteilung
Um die Qualität der kurzfristigen Berechnungen des Bruttoinlandsproduktes bzw. der Bruttowertschöpfung (Fortschreibungen) zu verbessern, wird in den Wirtschaftsbereichen
1 Eine ausführliche Darstellung der bereichsspezifischen Revisionsmaßnahmen in
der nationalen VGR findet sich in: Statistisches Bundesamt, „Wirtschaft und Sta tistik“ 5/2005, S. 425 ff.
Bayern in Zahlen 3|2006
Beiträge aus der Statistik 101
Abb. 1
Revisionseffekte beim Bruttoinlandsprodukt in jeweiligen Preisen in Bayern 1991 bis 2004
%
8
Niveau in Mrd. €
400
Niveau nach Rev.
7
Niveau vor Rev.
350
6
300
5
250
4
200
3
150
2
100
1
50
0
1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998
1999 2000
2001 2002 2003 2004
0
Niveaukorrektur in %
des Werts der Bankdienstleistungen in Vorleistungen und Kon-
werbe sowie deren Nutzbarmachung für Zwecke der Volks-
sum bzw. Endverbrauch ergibt sich schließlich ein höheres
wirtschaftlichen Gesamtrechnungen beruht. Grundsätzlich
Bruttoinlandsprodukt (BIP) – der Endverbrauch stellt bekannt-
kam natürlich auch der allgemeine und Jahr für Jahr grund-
lich einen Bestandteil des BIP dar. Soweit Bankdienstleistun-
sätzlich wiederkehrende Aspekt zum Tragen, dass die verfüg-
gen (nach wie vor) von produzierenden Wirtschaftseinheiten
bare Datenbasis für das Jahr 2004 bei den Berechnungen vor
in Anspruch genommen werden, kommen sie unmittelbar dort
Revision (hier letztmalig im April 2005) noch lückenhaft war
bzw. im betreffenden Wirtschaftsbereich wertschöpfungsmin-
und in den Monaten seither sukzessive „nachgewachsen“ ist.
dernd als Vorleistung zum Ansatz. Die bisherige pauschale Bereinigung der Bruttowertschöpfung in einer Summe erübrigt
Ergebniskorrekturen beim preisbereinigten
sich damit. Aufgrund der teilweisen Zurechnung der Bank-
Bruttoinlandsprodukt
dienstleistungen zum Endverbrauch ergibt sich in der Kon-
Während die Entwicklung des BIP in jeweiligen Preisen sich
sequenz ein höheres BIP-Niveau. Das Ausmaß der Anhebung
– abgesehen von marginalen Korrekturen im Zehntel-Prozent-
freilich ist vermengt mit den quantitativen Folgen all der ande-
Bereich – nach der Revision sehr ähnlich darstellt wie vor Re-
ren Revisionsmaßnahmen.
vision, erscheint die Entwicklung in preisbereinigter Darstellung relativ divergent. Neben den auf das nominale Niveau und
Entwicklung
des nominalen
BIP nahezu unverändert
In der Konsequenz resultierte im Zuge der Revision schließlich
die nominale Veränderung wirkenden Korrekturfaktoren treten
für Bayern über den gesamten Zeitraum von 1991 bis 2004
hier weitere hinzu. Dies sind insbesondere das neue Verfahren
hinweg ein etwa zwei bis drei Prozent höheres Niveau des zu
der Preisbereinigung in Gestalt des Übergangs von der Fest-
jeweiligen Preisen bewerteten (nominalen) BIP. Die geringste
preisbasis zur Vorjahrespreisbasis mit Verkettung preisberei-
Korrektur erfolgte im Berichtsjahr 1998 mit +1,8 % die deut-
nigter Veränderungsraten (chaining), darüber hinaus jedoch
lichste 2004 mit +3,2 %. Auch die Unterschiede in den Ver-
auch die implizite Anwendung der neuen Deflationierungs-
änderungsraten bewegen sich – angesichts der relativ gravie-
methoden aus der nationalen Volkswirtschaftlichen Gesamt-
renden Neuerungen – innerhalb einer moderaten Bandbreite
rechnung. Letztere lassen sich an den Begriffen „hedonische
von wenigen Zehntel Prozentpunkten. Lediglich in den Jah-
Preismessung“ und „direkte Volumenmessung nichtmarktbe-
ren 2001 (+0,7%) und 2004 (+1,0 %) überschritt die Korrek-
stimmter Dienstleistungen“ festmachen. Kern dieser neuen
tur einen halben Prozentpunkt. Im Jahr 2004 hat dies mitun-
Verfahren ist es im ersten Fall eine klarere Trennung von Preis-
ter auch seine Erklärung in einer grundlegenden methodischen
und Qualitätsentwicklungen herbeizuführen (speziell bei Per-
Verbesserung, welche auf der vorgezogenen Aufbereitung der
sonalcomputern und ähnlichen innovativen technischen Ge-
Kostenstrukturerhebung im Bergbau und verarbeitenden Ge-
räten) bzw. im zweiten Fall eine outputorientiertere anstelle
Bayern in Zahlen 3|2006
102 Beiträge aus der Statistik Abb. 2
Bruttoinlandsprodukt in Bayern 1995 bis 2004
Entwicklung in jeweiligen Preisen vor und nach der Revision
VÄ-Rate in %
7
Messzahl 1995 ‡ 100
135
Messzahl nach Rev.
6
5
Messzahl vor Rev.
130
125
120
4
3
115
2
110
1
105
0
100
1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004
VÄ-Rate vor Rev.
VÄ-Rate nach Rev.
Preisbereinigte* Entwicklung vor und nach Revision
VÄ-Rate in %
7
Messzahl 1995 ‡ 100
135
6
Messzahl
nach Rev.
5
130
125
120
4
Messzahl
vor Rev.
3
115
2
110
1
105
0
100
1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004
VÄ-Rate vor Rev.
VÄ-Rate nach Rev.
* Vor Revision: in Preisen von 1995 (Festpreisbasis); nach Revision: in Vorjahrespreisen (verkettet)
der bisherigen inputorientierten Bewertung von nichtmarktbe-
Daten vor/nach Revision kann somit erst für die Zeit ab 1995
stimmten Dienstleistungen herbeizuführen.
angestellt werden, das entspricht bis 2004 also einem Zeit-
2
raum von neun Jahren.
Die genannten Innovationen in der Messung von Preisveränderungen und in der Deflationierung von VGR-Aggregaten ha-
Wie schon für die Zeit ab 1991 resultiert auch bei Betrach-
ben offenbar dazu geführt, dass die reale Entwicklung des
tung eines verkürzten Zeitraums in jeweiligen Preisen nur ein
BIP deutli cher nach oben korrigiert wurde, als dies in Anbe-
unerheblicher Unterschied in der Gesamtentwicklung. Der An-
tracht der nominalen Entwicklung zu erwarten gewesen wä-
stieg des nominalen BIP im Zeitraum 1995 bis 2004 wurde
re. Für den Zeitraum 1991 bis 2004 errechnete sich eine Zu-
vor Revision auf 29,3% beziffert, nach Revision auf 30,3%.
nahme des BIP in jeweiligen Preisen von 50,7 % vor Revision
und 51,7 % nach Revision, also nur eine marginale Korrektur.
Entsprechende deflationierte Ergebnisse liegen derzeit für die
Jahre 1991 bis einschl. 1994 noch nicht vor. Ein Vergleich der
2
Ein Beispiel hierfür ist die bisherige Bewertung von Leistungen der öffentlichen
Hand anhand der Personalausgaben (Input), z.B. im Schul- und Gesundheitswesen, anhand der Personalausgaben für Lehrer bzw. Ärzte, Pfleger usw. Bei individuell zurechenbaren Dienstleistungen ist künftig eine mehr outputorientierte Betrachtung anzustreben, bei kollektiven Dienstleistungen (Landesverteidigung u.ä.)
wird sich dieses Ziel nur schwer erreichen lassen.
Bayern in Zahlen 3|2006
Beiträge aus der Statistik 103
Preisbereinigt
deutlich höheres
BIP-Wachstum
Die jährliche Veränderungsrate wurde in vier Jahren nach oben
Zeitraum von 1995 bis 2004 vor Revision noch eine Zunah-
korrigiert, in vier Jahren nach unten und blieb in einem Jahr
me um 20,0% ausgewiesen, so zeigen nun die revidierten Da-
(2000) bis in die erste Nachkommastelle hinein unverändert.
ten mit +26,8% ein deutlich höheres Wachstum. Auch bezüg-
Real bzw. preisbereinigt ergaben sich dem gegenüber durch-
lich der Veränderungsraten gegenüber dem jeweiligen Vorjahr
aus Unterschiede. Unternimmt man den (aus theoretisch-ma-
stellt sich die Datenlage anders dar als vor Revision. In allen
thematischer Sicht nicht ganz unbedenklichen) Vergleich von
neun Berichtsjahren resultierte nach Revision ein um mehrere
zu Messzahlenreihen verketteten jährlichen Veränderungsra-
Zehntelprozent-Punkte, in zwei Jahren (2001 und 2004) sogar
ten auf Vorjahrespreisbasis mit den bisherigen „festpreisba-
um rund einen vollen Prozentpunkte höheres Wachstum.
sierten“ Zeitreihen, so manifestiert sich, dass mit der Revision
Abb. 3
ein deutlich niedrigerer Deflator und ein entsprechend kräf-
Aktualisierter Ländervergleich in der
tigerer Anstieg des preisbereinigten BIP verbunden war. Wur-
Wirtschaftsentwicklung
de für das zu Preisen von 1995 bewertete BIP im neunjährigen
Die neuen konzeptionellen und datenmäßigen Grundlagen der
Wirtschaftsentwicklung in den Bundesländern 1995 bis 2005
Preisbereinigte Veränderung des Bruttoinlandsprodukts
1995 ‡ 100
130
Bayern
Thüringen
120
Baden-Württemberg
Brandenburg
Sachsen
Saarland
Sachsen-Anhalt
Deutschland
Hessen
Bremen
Hamburg
Schleswig-Holstein
Rheinland-Pfalz
Mecklenburg-Vorpommern
Niedersachsen
Nordrhein-Westfalen
110
100
Berlin
90
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
Bayern in Zahlen 3|2006
2003
2004
2005
104 Beiträge aus der Statistik VGR haben sich – wie eingangs bereits dargestellt – recht un-
das Jahr 2005 liegen inzwischen bereits vor – eine Steigerung
terschiedlich in den einzelnen Wirtschaftbereichen niederge-
ihrer Wirtschaftsleistung um mindestens neun Prozent auf.
schlagen. Dem entsprechend hat sich in allen Bundesländern
Bayern ist
Spitzenreiter
im Wirtschaftswachstum
ein neues, mehr oder minder verändertes, aber in jedem Fall
Trotz Schwankungen in den jährlichen Entwicklungsraten er-
an die aktuellen Erkenntnissen und Konzepten angepasstes
rechnen sich für sieben Länder im Zehnjahreszeitraum 1995
Bild von der regionalen Wirtschaftslage und deren Entwick-
bis 2005 nur relativ geringe Unterschiede in den preisbereinig-
lung ergeben. Im Ländervergleich ist der ehedem vor Revi-
ten prozentualen BIP-Zuwächsen innerhalb einer Bandbreite
sion der Daten bereits manifeste „Wachstumsvorsprung“ der
von 8,8 bis 12,5%. Fünf weitere Länder lagen ebenfalls dicht
bayerischen Wirtschaft nun noch stärker hervorgetreten. Geht
beisammen; sie wiesen ein Wachstum zwischen 14,1 und
man vom Jahr 1995 aus, so lassen sich auch für die neuen
16,2% auf. Die kräftigste Wirtschaftsentwicklung verzeich-
Länder keinerlei „statistische Basiseffekte“ aus der deutschen
neten Baden-Württemberg mit 19,8%, Thüringen mit 21,5%
Wiedervereinigung mehr ausmachen. Die außerordentlich ho-
und Bayern, dessen Spitzenposition im Ländervergleich sich
hen Zuwachsraten, die eingangs der 90er Jahre aufgrund der
mit einem Plus von 28,2% noch deutlicher als vor Revision
niedrigen Ausgangsniveaus dort noch zu verzeichnen gewe-
manifestierte. Der Freistaat konnte damit in den letzten zehn
sen waren, haben sich seit Mitte der 90er Jahre stark ermäßigt
Jahren nahezu eine doppelt so hohe prozentuale Zunahme
und an die gesamtdeutsche Entwicklung angeglichen. Berlin
seiner Wirtschaftsleistung vorweisen wie Deutschland insge-
fällt jedoch mit einem augenscheinlich sehr viel ungünstigeren
samt (14,5%). Die Unterschiede zwischen den beiden deut-
Trend, welcher in einem fast durchwegs schrumpfenden BIP
schen Großraumregionen West- und Ostdeutschland blieben
zum Niederschlag kommt, deutlich aus dem Rahmen. Alle üb-
marginal (Alte Länder: 15,4%, Neue Länder 15,7%, jeweils
rigen fünfzehn deutschen Bundesländer wiesen in den letzten
ohne Berlin). Die Wirtschaft in der Bundeshauptstadt selbst
zehn Jahren – erste vorläufige Nach-Revisions-Ergebnisse für
schrumpfte um 7,6%.
Bayern in Zahlen 3|2006

Documents pareils