AusKirchewirdSpitzenklasse-Restaurant
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REMSECK & KORNWESTHEIM MO., 17. SEPTEMBER 2012 WWW.LKZ.DE ■■■■■■ 9 BENEFIZESSEN Aus Kirche wird Spitzenklasse-Restaurant Galadiner auf Baustelle im Gotteshaus verbindet Sinn und Sinnlichkeit – Pfarrer: Wichtiger als der Erlös ist die Identifikation mit der Gemeinde REMSECK VON STEFFEN PROSS Kochen in der Kirche? Harald Neises, der langjährige Küchenchef des Schlosshotels Monrepos, hat schon in der Ludwigsburger Friedenskirche gezeigt, dass das auch auf höchstem Niveau geht. Als er gebeten wurde, ein Galadiner zugunsten der Renovierung der Aldinger Margarethenkirche zu zaubern, überraschte er Pfarrer Jens Keil deshalb mit dem Vorschlag, statt des Gemeindehauses die Baustelle in der Kirche selbst zum Restaurant zu machen. Am Samstagabend war es so weit: 85 Gäste ließen sich von Neises Kochkunst verwöhnen – und erlebten ihre Kirche einmal ganz anders. Für Pfarrer Keil ist das noch viel wichtiger als das Geld, das bei der Benefizveranstaltung zugunsten der Kirchenrenovierung hereinkommt: Dass etliche Aldinger das Gotteshaus neu, einige vielleicht gar erstmals für sich entdecken, schaffe eine Identifikation, die belebend auf seine Gemeinde wirke, sagt der evangelische Theologe. Tatsächlich: Außer auf Neises, seine Frau Anke und zwei weitere Küchenmeister, die schon im Monrepos an Neises Seite kochten, kann sich Gastgeber Keil auf rund 25 Gemeindeglieder stützen, die ihr Scherflein zum Gelingen dieses kulinarischen Abends in der Kirche beitragen. Eine von ihnen ist Renate Krischker, die – sonst in der Frauenarbeit der Ge- Harald Neises (links) und sein Team präsentieren ihren zweiten Gang: Galantine von der Gänseleber und Wachtelpraline mit Quittengelee. Fotos: Holm Wolschendorf meinde aktiv – extra eine Woche Urlaub genommen hatte, um als „Stabschefin“ bei der Organisation des Fünf-Gänge-Diners zu wirken. Tischdekorationen mussten gefertigt, die Baustelle mehr als nur besenrein aufgeräumt, schließlich mehrere hundert Meter Kabel verlegt werden, damit Neises mit seiner kompletten Küchenlogistik unter der Kirchenempore einziehen konnte. Von all dem war am Samstagabend nur das überzeugende Re- sultat zu sehen: ein im Kerzenlicht strahlender Kirchenraum, der diesem „Abendmahl“ höchster Güte den perfekten Rahmen schuf. Zwischen Karottenschaumsüppchen Principessa mit Schaumwein, Galantine von der Gänseleber und Wachtelpraline mit Quittengelee, zartem Nüsschen von der Jakobsmuschel mit Flusskrebsen auf Kürbisrisotto und Hummersauce, einem mediterran zubereiteten Kalbsstück und der abschließenden Charlotte von zweierlei Schokoladenmousse wurden zudem kulturelle Genüsse serviert: Jens Keil las aus Luthers Tischreden, Christine Hölzinger (Violine) und Irina Schwertfeger (Klavier) musizierten, Jürgen Sterr unterhielt mit schwäbischer Mundart, Harry Heine und Matthias Bemmerl jonglierten, Regine Hofmann sang, von Margit Götz-Balzer begleitet, Chansons. So wurde aus dem Diner zum Erntedankfest ein Mit Volldampf über den Rangierbahnhof Tag der offenen Tür der Gesellschaft zur Erhaltung von Schienenfahrzeugen lockt viele Eisenbahnfans an KORNWESTHEIM VON LUITGARD GRÖGER Es hupt und dampft auf dem Kornwestheimer Rangierbahnhof. „Ich will noch mal fahren“, ruft ein kleiner Junge und zieht seine Mutter ungeduldig zu der bereitstehenden Rangierlok. Bei Fahrten mit ihr hatten am Samstag die Besucher des Tags der offenen Tür, den die Gesellschaft zur Erhaltung von Schienenfahrzeugen (GES) veranstaltete, Gelegenheit, dem Lokführer über die Schulter zu schauen. Derweil bereiten Mitglieder der GES eine der Dampflokomotiven für ihren Einsatz am Nachmittag vor. „Die muss erst einmal vorgekocht werden“, erklärt Martin Jenner von der GES. Denn erst wenn ausreichend Dampf ge- macht sei, könne es losgehen. 16 Bar Druck brauche es im Kessel, um mit der Lokomotive Baujahr 1943 auf Ausflugsfahrt zu gehen. „Das dauert dann zehn Stunden bis sie betriebsbereit ist.“ Doch für die kleinen Besucherfahrten im Rangierbahnhof beim Tag der offenen Tür reiche auch etwas weniger Druck im Kessel aus. Dicke Qualmwolken steigen trotzdem in den blauen Spätsommerhimmel auf. „Das ist ein Kriegsbau mit vereinfachter Bauweise und 1700 PS“, erläutert Jenners Vereinskollege Hanspeter Schmoll, der sich extra eine historische Schaffneruniform angezogen hat, die Besonderheiten der Lok näher. Für eine Laufzeit von 15 Jahren sei sie damals gebaut worden. „Aber wie man sieht, läuft sie immer noch“, Kleine und große Besucher ließen sich von den Loks faszinieren. So unverwechselbar wie ein Designerlokal: die „Baustelle“ Kirche. Genuss für alle Sinne – und ein Erlebnis, von dem man, glaubt Jens Keil, in Aldingen noch lange sprechen wird. Und sollte es jemanden zur Wiederholung drängen – an Harald Neises, der selbst im Ort lebt, wird sie kaum scheitern: Der Mann hat Freude am Kochen in Kirchen gefunden – auch wenn er als Katholik die Erfahrung bisher nur in evangelischen Kirchen gemacht hat. Das aber, sagt der Meisterkoch lachend, sei egal: „Gotteshaus ist Gotteshaus“ – Kirchen finde er nun einmal anziehend. MELDUNGEN KIRCHENKULTUR um Spenden wird jedoch gebeten. REMSECK. Die Kirchengemeinde CLUB DER ÄLTEREN GENERATION Flöten-Töne im Garten Aldingen lädt am kommenden Sonntag, 23. September, zu einer Serenade in den Kirchgarten der Margaretenkirche ein. Von 18 Uhr an spielt das Flötenensemble Von Dü mit Susanne Godel, Wiltrud Trumpp und Katrin Vinçon zugunsten der Kirchenrenovierung. Der Eintritt ist frei, Vortrag über Spreewald REMSECK. Der Club der älteren Generation trifft sich am Mittwoch, 19. September, um 14 Uhr im Albert-Schweitzer-Gemeindehaus in Neckarrems. Auf dem Programm steht ein Vortrag über den Spreewald. (red) Goldbraune Riesenbrezel ist im Nu verputzt Die Fahrzeuge machten ganz schön Dampf. sagt Schmoll. Doch dafür brauche es eine gute Wartung – ohne die gehe es auch bei den ansonsten robusten Stahlkolossen nicht. Deswegen habe die GES sich das schwergewichtige Schmuckstück von 1943 auch von den Rottweiler Eisenbahnfreunden Zollernbahn ausgeliehen. Denn die Lok 11 der GES müsse derzeit gewartet werden. Alle acht Jahre sei das nötig. In ihre Einzelteile zerlegt steht diese Lokomotive im hinteren Bereich des Rangierbahnhofs und gibt so den Besuchern Einblick in das Innenleben einer Lok. 1911 sei sie in der Esslinger Maschinenfabrik hergestellt worden. „In dieser Bauart gibt es nur zwei Stück“, erklärt Schmoll – ebenso von der daneben stehenden Lok 16, Baujahr 1928. Unter dem Werbenamen „Feuriger Elias“ dampften die beiden stählernen Schätzchen regelmäßig auf der Strohgäubahn von Korntal nach Weissach. Doch auch aus der jüngeren Eisenbahngeschichte gibt es Züge zu bewundern, wie beispielsweise eine Diesellok aus den 1960er Jahren. „Das ist eine sogenannte Schnellzuglokomotive. Die bringt es etwa auf 2000 PS.“ Während sich die großen Besucher durch Hinweisschilder an den Loks oder bei einem Diavortrag eingehender über die histori- Fotos: Holm Wolschendorf schen Schienenfahrzeuge informieren können, steht für die vielen kleinen Besucher das Erleben im Vordergrund. Der dreieinhalbjährige Fabian ist bereits mehrfach mit seiner Mutter auf der Lok mitgefahren und hat immer noch nicht genug davon. Schön sei es gewesen, meint der Steppke, der allein schon an seinem Pulli als Eisenbahnfan zu erkennen ist. „Das ist die Lok Thomas“, erklärt er den Aufdruck darauf. Von Kindheitstagen an mit dem Eisenbahnvirus angesteckt hat sich auch Rainer Vormweg. Der junge Vater besucht den Tag der offenen Tür mit seinem Sohn Ferdinand, drei Jahre alt. „Die Faszination für Lokomotiven steckt bei mir in den Genen. Obwohl niemand in meiner Familie Lokführer war, haben sie mich von klein auf begeistert.“ Daher nutze er jede Gelegenheit, um sie hobbymäßig zu fotografieren. Ein ganzer ausgebauter Dachboden zu Hause sei schon voll mit Dias und Eisenbahn-Büchern. Nun hoffe er, dass sich die Faszination Eisenbahn auch auf seinen Sohn vererbt hat. „Eine gewisse Begeisterung ist schon da“, meint er zuversichtlich. „Ich will irgendwann auch so große Loks fahren“, sagt Ferdinand. „Bisher habe ich daheim nur eine Holzeisenbahn.“ KORNWESTHEIM Das 8. Kornwestheimer Brezelfest, veranstaltet vom Stadtmarketingverein, war am Samstag erneut ein Publikumsmagnet. Bei perfektem Hocketse-Wetter verteilte die frisch gekürte Brezelkönigin Melanie ofenwarme Brezeln der örtlichen Bäcker. Vor Ort sorgten die Bäckerei Dannenmann, Katz, K + U und Siegel dafür, dass während des ganzen Vormittags die Brezeln nicht ausgingen. Die Anlieferung der ein mal eineinhalb Meter großen und 11 900 Gramm schweren Riesenbrezel von der Bäckerei Siegel selbst war nicht einfach. Und die anschließende grammgenaue Schätzung des Gewichts stellte das Publikum teilweise vor ein großes Rätsel. Schneller gegessen als gebacken war am späten Vormittag dieses riesige Backwerk. Den offiziellen Anschnitt sowie die Verteilung übernahm der Erste Bürgermeister Dietmar Allgaier gemeinsam mit der Brezelkönigin sowie Gisela Heydt von der Bäckerei Siegel und dem Innungsobermeister Georg Strohmaier. Mit zünftigen musikalischen Leckerbissen, für die es großen Beifall gab, untermalten Gunnar Dieth und sein Blasorchester Egerland den gesamten Vormittag. Eine fröhliche und interessante Theater-Einlage für die ganze Familie führte das Theater Tredeschin auf. Graf Eberhard und der Brezelfrieder spielten plastisch und amüsant, wie die Brezel erfunden wurde. (red) Höhepunkt des Festes war der lang ersehnte Anschnitt. Foto: privat