Das Bildungssystem in Estland

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Das Bildungssystem in Estland
Das Bildungssystem in
Estland
Inhaltsverzeichnis
1.
1.1
1.2
Das Schulsystem in Estland
Aufbau des Schulsystems
Alter und Dauer in der jeweiligen Bildungsstufe
... 2
... 5
2.
2.1
2.2
2.3
Einführung in die Thematik
Eingliederung ins westliche Bündnissystem
Grundlagen und Probleme der Anerkennung von Diploma, Examen
Statistische Darstellung der Hochschulsituation
... 5
... 6
... 8
3.
3.1
3.2
Ausbildungssystem
Aufbau des Ausbildungssystems
Allgemeine Zahlen und Fakten
... 9
... 10
4.
4.1
Vergleich
Vergleich der Hochschulsituation in Deutschaland/Estland
... 10
5.
5.1
Fazit
Was finde ich gut/schlecht
... 13
... 14
1
1. Das Schulsystem in Estland
Allgemeines
Das Bildungs- und Erziehungssystem in Estland wurde seit der Neugründung der
Republik in zahlreichen Reformen erneuert. Die generellen Strukturen des
Bildungssystems werden durch das Parlament festgelegt.
Das Bildungs- und Forschungsministerium ist für die Entwicklung und Durchführung
staatlicher Bildungsprogramme und die Gewährleistung des Bildungsstandards
verantwortlich.
Die alte Regierung (bis 2002) hatte in ihrem Koalitionspapier dem Ausbau des
Erziehungssystems eine bedeutende Rolle zugemessen. Unter dem Schlagwort
Erziehung ist eine Investition in die Zukunft waren zahlreiche Maßnahmen
genannt, die getroffen werden sollten, um das estnische Erziehungssystem den
Anforderungen des 21. Jahrhunderts anzupassen.
Struktur des Bildungswesens
Im Vergleich zum Bildungswesen, das bis zum Ende der 80er Jahre bestand, wurden
zwei wesentliche Neuerungen eingeführt. Zum einen hat eine neunjährige
Grundschulpflicht die Schulpflicht an weiterführenden Schulen ersetzt. Zum anderen
wurden im Hochschulbereich neben den Universitäten als weitere Ebenen Collegeähnliche Bildungsformen mit einer Studiendauer von vier Jahren eingeführt. Als
Alternative
zu
den
bestehenden
öffentlichen
Schulen
wurden
private
Bildungseinrichtungen gegründet.
Das estnische Bildungswesen besteht aus dem Vorschulbereich, den Grundschulen
(Primärbereich), den weiterführenden Schulen (Sekundärbereich), den berufsbildenden
Schulen, dem Hochschul-/Universitätsbereich und der Erwachsenenbildung. In allen
Schulen ist die Unterrichtssprache entweder Estnisch oder Russisch.
1.1
Aufbau des Schulsystem
Alle Kleinkinder haben das Recht auf einen Platz im Kindergarten. Allerdings reichen
vielerorts die Kapazitäten nicht aus. Nicht alle Eltern können einen Teil der Ausgaben
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tragen. Das Bedienungspersonal der Kindergärten wird von den Kommunen, die
pädagogischen Mitarbeiterinnen vom Staat bezahlt.
Ab dem Schuljahr 1999/2000 wurde die Vorbereitung der fünf- und sechsjährigen
Kinder zur Schule als Pflicht eingeführt. Das Vorbereitungsprogramm wird in den
Kindergärten oder in den Schulen verwirklicht und vom Staat bezahlt.
Die Schulpflicht beginnt mit dem siebten Lebensjahr. Der Primärbereich umfasst vier
Jahrgangsstufen. Der daran anschließende Sekundärbereich gliedert sich in weiterführende Schulen der Sekundarstufe I mit den Klassenstufen 5-9 (Mittelschulen) und
Höhere Weiterführende Schulen mit den Stufen 10-12 (Sekundärstufe II).
Für alle Kinder in Estland besteht eine Schulpflicht für die Stufen 1-9 (Primärbereich
und Sekundarbereich I). Die Schüler/- innen müssen die Schule bis zum Abschluss der
neunjährigen Grundausbildung besuchen beziehungsweise bis zum Alter von 17
Jahren. Das Abschlusszeugnis der Sekundarstufe I (Mittelschule) berechtigt zum
Besuch der nächst höheren Ebene.
Die Schüler/- innen können anschließend zwischen zwei Schulformen wählen - dem
höheren
Sekundarbereich
(Sekundarstufe
II/Klassenstufe
10-12)
oder
der
Berufsbildenden Schule. Einige Berufsbildende Schulen bieten in Ergänzung zur
Berufsbildung auch den Lernstoff des höheren Sekundärbereichs an. Der Abschluss
des höheren Sekundärbereichs berechtigt zum Studium an den Universitäten oder
anderen Bildungseinrichtungen des tertiären Bereichs.
Das Gesetz über die Weiterführenden Schulen und Gymnasien, das im September
1993 verabschiedet wurde, führt die Gymnasien als wesentliche Struktureinheiten des
höheren Sekundarbereichs ein, sie ersetzen die bisherigen weiterführenden Schulen.
Einige Gymnasien (Schulzeit drei Jahre/Klassenstufen 10 bis 12) für Schüler/- innen,
die die Vollzeitpflicht erfüllt haben, wurden bereits eingerichtet. Diese Schulform gab
es während der vergangenen fünfzig Jahre nicht. Gemäß dem oben erwähnten Gesetz
wird der Unterricht in den staatlichen und kommunalen Gymnasien bis zum Jahr 2007
in estnischer Sprache erfolgen. Schulen des grundlegenden Sekundarbereichs I
(Klassenstufe 5 bis 9) werden ihren Unterricht entweder in estnischer oder russischer
Sprache fortführen. Bei Schulabgänger(inne)n der russischsprachigen Sekundarstufe I
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wird vorausgesetzt, dass sie ausreichende Estnischkenntnisse besitzen, um das
Gymnasium besuchen zu können.
Das Gesetz über die kulturelle Autonomie nationaler Minderheiten, das zeitgleich
im Herbst 1993 verabschiedet wurde, gewährt nationalen Minderheiten die
Möglichkeit, private Gymnasien einzurichten, an denen in einer anderen Sprache als
Estnisch unterrichtet.
Hochschulwesen
Der Abschluss des höheren Sekundarbereichs des estnischen Schulsystems berechtigt
zum Studium an den Universitäten oder anderen Bildungseinrichtungen des tertiären
Bereichs.
In Estland gibt es derzeit 28 Universitäten und Hochschulen, an denen 1997 etwa
28 000 Studierende eingeschrieben waren. In der Regel sind Aufnahmeprüfungen
obligatorisch. Von den 28 Hochschulen sind sechs staatliche mit etwa 60% und 22
private mit etwa 40% der Studierenden.
Anfang der 90er Jahre zeigten sich gemäß einer Studie (University Graduate 1992),
dass die Studierenden in Estland eher unzufrieden mit dem Angebot an den
Universitäten sind. Die Studierenden wünschten sich mehr Unterricht in ausländischen
Sprachen, mehr Computertraining und generell ein größeres Angebot an akademischen
Disziplinen. Ihre Meinung bezüglich der angewandten Lehrmethoden war:
zu viele Vorlesungen, zu wenig praktische Arbeit und zu wenig Seminare.
In der Zwischenzeit haben sich an den Universitäten Estlands große Veränderungen
ergeben, die eine neuerliche Studie sicherlich anders aussehen lassen würden. Die
Universitäten sind mittlerweile besser mit Computern ausgerüstet und haben vor allem
zahlreiche
neue
akademische
Fächer
eingeführt.
Dennoch
sind
weitere
Verbesserungen notwendig, hängen aber nach wie vor von der finanziellen
Ausstattung ab, die den Universitäten und der Bildung allgemein eingeräumt werden.
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1.2 Alter in der jeweiligen Bildungsstufe
Primärschule/Niedrige Sekundärschule
7. bis 15. Lebensjahr
Obere Sekundärschule
16. bis 18 Lebensjahr
Höhere Sekundärschule (post secondary)
bis 19. Lebensjahr
Schulpflicht besteht bis zum 17. Lebensjahr. Die Schule ist kostenfrei. Sie endet mit
einer Abschlussprüfung mit Zertifikat. Sie ist Basis für die weiterführende obere
Sekundärschule.
Der Besuch einer Universität oder einer Akademie setzt das Zertifikat der PostSekundärstufe voraus.
2. Einführung in die Thematik
2.1
Eingliederung
der
baltischen
Universitäten
in
das
europäische
Hochschulsystem am Beispiel Estland
Im Zuge der estnischen Unabhängigkeit seit 1991 bemüht sich Estland um die
Eingliederung in das westliche Bündnissystem und um kooperative Strukturen auf
vielen Ebenen. Estland ist das Land, von den drei baltischen Staaten, das im Bezug auf
die Westintegration die größten Bemühungen und Fortschritte vorweisen kann.
Litauen und Lettland sind in dieser Beziehung im Vergleich mit Estland rückständig
und weniger bereit oder fähig, sich von der seit 50 Jahren durch die UdSSR
praktizierte Westabgrenzung zu lösen. Daher sind diese beiden Staaten eher
Negativbeispiele für die Öffnung der baltischen Staaten gegenüber dem Westen.
Die Angleichung nationaler Standards an westeuropäische Gegebenheiten wird in
Estland als zukunftssichernde Maßnahme angesehen, die zur Wettbewerbsfähigkeit
auf dem europäischen Markt notwendig ist. Daher wurde sofort nach der
Unabhängigkeit 1991 begonnen, Kontakte zu westlichen Bildungseinrichtungen
herzustellen, die sich auch über den europäischen Raum bis in die USA und Kanada
erstrecken.
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Dennoch bestehen die intensivsten Kontakte ins europäische Ausland, insbesondere zu
Deutschland.
Gewährleistet wird die Hochschulausbildung durch eine Vielzahl an Stipendien, da die
Kosten zum größten Teil nicht durch das Einkommen der Esten gedeckt werden kann
(durchschnittliches Monatseinkommen ca. 260€). Durch die dadurch entstehende
Abhängigkeit von Stipendien, ist die Einstellung der Schüler und Studenten zum
Lernen von mehr Arbeitswillen geprägt als in Deutschland.
Die Perspektiven der estnischen Studenten sind nicht so stark auf das Inland fixiert,
wie es in Deutschland der Fall ist, sondern richten sich weitgehend nach Westeuropa,
was sich in der Bereitschaft andere Sprachen zu Lernen manifestiert.
Abschließend lässt sich zusammenfassen, dass beide Bildungssysteme grundlegende
Ähnlichkeiten aufweisen, sich die sozialen Verhältnisse und die Einstellung gegenüber
der Bildung aber stark unterscheiden.
2.2 Grundlagen und Probleme der Anerkennung von Diploma, Examen und
Auslandssemestern
Ziel von Auslandsstudienaufenthalten ist es nicht nur, Erfahrungen im Ausland zu
sammeln, sich also mit der Kultur und den typischen Gegebenheiten des jeweiligen
Landes auseinander zusetzen, sondern auch seine dort erbrachten Leistungen an seiner
Heimatuniversität zu nutzen, also anerkennen zu lassen.
Da solche Auslandsaufenthalte während des Studiums für viele Studenten sehr
interessant sind und im Zuge der zunehmenden Globalisierung immer wichtiger
werden, ist die Anerkennung solcher Auslandssemester überfällig.
Jedoch ist dieser Anerkennungsprozess mit zahlreichen Problemen belastet. Da wie in
2.1 erwähnt,
entsteht
durch
die
rückständig
entwickelte
Angleichung
an
westeuropäische Bildungsstandards eine in den Grundlagen bestehende und momentan
noch nicht zu überbrückende Differenzen.
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Diese Differenzen bestehen neben der Sprachbarriere im Wesentlichen in den
universitätsspezifischen unterschiedlichen Lehrplänen und Studienabläufen, d.h. dass
zeitgleich ähnliche Themen und Sachverhalte gelehrt werden wie z.B. in Deutschland.
Es wäre aber falsch anzunehmen, dass diese Differenzen nur in der Kooperation mit
den osteuropäischen Staaten erscheinen würden. Trotz langjähriger Zusammenarbeit
mit westeuropäischen Staaten, wie Frankreich und den Niederlanden, entstehen immer
noch eklatante Probleme bei der Anerkennung von Auslandssemestern zwischen
diesen Ländern. Aufgrund mangelnder Normen und europäischer Richtlinien ist eine
universell anwendbare Anerkennungsvorgehensweise bis zum heutigen Tage noch
nicht gewährleistet.
Jedoch wurde in den letzten Jahren eine Vorgehensweise entwickelt, die
hoffnungsvolle Aussichten in sich birgt.
Die Idee der European Credits (ECTS: European Credit Tranfer System) bilden einen
Maßstab zur Bewertung erbrachter studentischer Leistungen im europäischen In- und
Ausland. Sie werden Kurseinheiten zugewiesen und beschreiben damit den seitens der
Studenten gemachten Abschluss eines Kurses erforderlichen Arbeitsaufwand.
Die ECTS-Credits werden jedem Studenten auf einen Modulkatalog angerechnet.
Im Rahmen des SOCRATES-Programmes der EU werden die ECTS-Credits
folgendermaßen angewendet:
Es muss vor einem Austausch ein geeignetes Studienprogramm zusammengestellt
werden, dass mit der Gastuniversität abgestimmt wird. Das so genannte
Informationspaket enthält allgemeine und studienbezogene Informationen, die dem
Studenten eine kurze Einführung in die Universität (Standort, akademische Struktur
u.ä.) geben.
Danach schließen die Heim- und die Gastuniversität einen Studienvertrag ab, in dem
sich die Heimuniversität verpflichtet, die im Ausland erbrachten Leistungen
anzuerkennen.
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Die Anwendung dieser Regelung ist allerdings noch nicht ausgereift, da die Anzahl
der Credits, die für ein absolviertes Semester vergeben werden, einer Bestimmung der
korrespondierenden Universitäten unterliegen.
Außerdem erfolgt eine reibungslose Anerkennung nur im engen Rahmen eines dafür
bestimmten Austauschprogrammes, wie z.B. SOCRATES.
Daher ist die Anzahl der für ein Semester verteilten Punkte nicht überall repräsentativ.
Dennoch ist die Einführung dieses Konzeptes ein entscheidender Schritt in die
Richtung einer Einführung europäischer Hochschulnormen. Jedoch bis zur
praxisnahen und effektiven Umsetzung wird noch einige Zeit in Anspruch genommen
werden müssen.
Auf diese Weise ist es theoretisch nicht nur möglich, Semester anerkennen zu lassen,
sondern auch Examen und Diploma. Letztendlich kann man sagen, dass erste Schritte
der Globalisierung getan sind, es jedoch noch ein langer Weg zur angestrebten
Homogenisierung des europäischen Bildungssystems ist.
2.3 Statistische Darstellung der Hochschulsituation
Estland
Gesamtstudenten
27000
Ausländische Studenten
1026
Absolventen
8495
Dozenten
900
8
Estland
Bildungsausgaben
1,4 Mrd.
Anzahl der Universitäten
7
Einwohner
1,6 Mio.
3. Das Ausbildungssystem
3.1
Aufbau des Ausbildungssystem
Nach
dem
Besuch
der
sogenannten Primary
und
Basic- Schools
(Stufe
1:Grunderziehung) besteht in Estland die Möglichkeit, sich für den Besuch einer
weiterführenden Schule (Gymnasium) zu entscheiden oder aber eine Berufsausbildung
zu beginnen.
Die vocational education (Berufsausbildung) wird zwischen 16. und 19. Lebensjahr
absolviert. Es existieren sowohl offizielle staatliche Berufsschulen als auch vom Staat
anerkannte private Berufsschulen. In Estland ist die Berufsausbildung rein schulisch
und nicht wie Deutschland im Dualen System. Nach dem Abschluss der Berufsschule
kann man eine so genannte post- secondary technical school absolvieren, die zum
Besuch der Universitäten befähigt.
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3.2
Allgemeine Zahlen und Fakten
Im Jahre 1999 entschieden sich 26% aller Abgänger/- innen der Basic- School für die
Fortführung ihrer Bildungslaufbahn an den Berufsschulen.
4. Vergleich
Das Estnische Schulsystem stimmt generell mit dem Deutschen überein, wobei der
gymnasiale Abschluss die einzige Ausnahme bildete bis 2005, da er schon nach zwölf
Schuljahren erreicht wurde, was ebenfalls in Deutschland zur Diskussion stand und
seit dem Jahr 2005 auch praktiziert wird. Hinzu kommt, dass die Regelstudienzeiten in
Estland unter dem deutschen Niveau liegen, was dazu führt, dass die studierten
Berufsanfänger in Estland wesentlich jünger sind.
4.1 Vergleich
der
Hochschulsituation
in
Estland
und
Deutschland
Deutschland
Estland
Gesamtstudenten
1.8 Mio.
27000
Ausländische Studenten
165609
1026
Absolventen
237000
8495
Dozenten
481000
900
Bildungsausgaben
50,3 Mrd.
1,4 Mrd.
10
Deutschland
Estland
Gesamtstudenten
1.8 Mio.
27000
Anzahl der Universitäten
63
7
Einwohner
84 Mio.
1,6 Mio.
Beim Vergleich der Daten Estlands und Deutschlands fällt auf, dass die Situation der
Studierenden in Estland generell besser ist, was bedeutet, dass die estnischen
Studienbedingungen sich auf einem höheren Niveau befinden. Diese Bewertung
bezieht sich jedoch nur objektiv auf die Bedingungen für die Studierenden und nicht
auf die Qualität der Studieninhalte.
Beispielsweise lässt sich am Mengenverhältnis zwischen Studierenden und Dozenten
erkennen, dass in Estland weniger Studenten auf einen Dozenten kommen, was
bedeutet, dass z.B. die Vorlesungen nicht so überfüllt sind wie in Deutschland und
damit das Studieren effektiver ist.
Des weiteren ist es in Estland für einen Studenten möglich, ein persönliches Verhältnis
zu seinem Dozenten aufzubauen, was hier in Deutschland oft bemängelt wird.
An diesen Zahlen wird jedoch verdeutlicht, dass die Entwicklung im Bildungssystem
Estlands in vollem Gange ist, was an den hohen Staatsausgaben zu sehen ist.
5.
Fazit
Man kann unmöglich erwarten, dass politische Entschlüsse, die ein großes
Reformpaket beinhalten, von heute auf morgen umgesetzt werden können; man muss
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vielmehr Geduld zeigen und nicht durch zu hohe Erwartungen im Wege stehen.
Es sind jedoch schon eine Reihe von sinnvollen Bemühungen zur angestrebten
Homogenisierung zu verzeichnen, die man in ihrem Ausmaße honorieren sollte. Diese
Anstrengungen gehen durchaus in die richtige Richtung; sie stecken jedoch in der
praktischen Umsetzung noch in den Kinderschuhen. Diese Trägheit ist auf die Masse
der durchzuführenden Maßnahmen zurückzuführen, da hinter einer solchen
Umsetzung ein beträchtlicher logistischer Aufwand steht, der einen langen Weg vor
sich hat, um bis ins Detail zu wirken. Zukünftig ist eine weitere Verbesserung der
Niveauangleichung in ganz Europa und im baltischen Raum zu erwarten.
Mit Programmen wie beispielsweise SOKRATES ist für diese Entwicklung eine gute
Grundlage geschaffen worden. Dieses und ähnliche Programme bilden die
Möglichkeit weitreichender Nutzung der europäischen Bildungsangebote.
Heutzutage wäre es noch eine Utopie, dass man z.B. einen Studiengang mit acht
Regelsemestern halbjährig wechselnd in acht verschiedenen Ländern absolvieren
könnte.
Wenn dies eines Tages möglich ist, wäre es ein sehr großer Schritt auf dem Weg zur
Globalisierung, da Studenten schon vor dem Eintritt ins Berufsleben andere Länder
und Kulturen kennen lernen würden.
Das Wissen über andere Länder und die damit verbundenen Sitten bildet eine
entscheidende Schlüsselqualifikation für spätere Berufe. Allein die Sprachkenntnisse
sind für die Mobilität, die in der heutigen Berufswelt immer wichtiger wird, eine
Grundvorrausetzung.
Die Kenntnis verschiedener Kulturen verringert außerdem die Gefahr der Bildung von
Vorurteilen und erweitert den Wissenshorizont eines jeden Menschen.
Diese Tatsache wird im Zeitalter der Globalisierung und der internationalen
Unternehmensfusionen in Bezug auf den Weltarbeitsmarkt immer notwendiger und
letztendlich eine Voraussetzung werden.
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5.1
Was finde ich gut/schlecht
Das Ausbildungswesen in Deutschland mit dem dualen System finde ich
hervorragend, da man das gelernte Wissen aus der Schule, im Betrieb direkt in die Tat
umsetzen kann. Beim Dualen System lernt man den Beruf auch in der Praxis kennen
und kann sich so ein besseres Bild machen, ob einem der Beruf wirklich gefällt.
Außerdem weiß man auch wie die Theorie in der Praxis aussie ht. In der Schule kann
man Erfahrungen mit Mitschülern austauschen und kann auch so seinen eigenen
Betrieb besser beurteilen und einschätzen. Durch das Arbeiten hat man einen
finanziellen Vorteil, den man bei der rein schulischen Ausbildung nicht hätte. Man
lernt in der Ausbildung mit Kunden umzugehen und den Kontakt zu pflegen.
Zum Hochschulwesen in Deutschland muss man dazu sagen, dass wir in hinsichtlich
der Modularisierung, oder besser gesagt der Globalisierung, mit den gleichen
Problemen wie Estland zu kämpfen haben.
In Estland finde ich einen sehr großen Vorteil das weniger Studenten, oder auch
Schüler auf einen Lehrer beziehungsweise auf einen Dozenten kommen. So kann der
Lehrer oder Dozent besser auf jeden einzelnen Schüler eingehen, ihn individuell
betreuen und so können gemeinsam bessere Leistungsergebnisse erzielt werden.
Referat von © Manfred Geisinger, 2006
Im Rahmen des Leonardo – Projekts der Europäischen Union.
Kaufmännische Schulen Offenburg und Tallinna Majanduskool
Vervielfältigungen erwünscht – unter Bekanntgabe des Verfassers.
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