Das Abendprogramm zum Herunterladen

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Das Abendprogramm zum Herunterladen
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Konzert 1
Konzertzyklus 2015/2016
Samstag, den 3. Oktober 2014
Sophia Jaffé ist als brillante Geigerin und ernsthafte, versierte Musikerin seit vielen Jahren in der klassischen Musikwelt bekannt und begeistert Presse
wie auch Publikum im In- und Ausland mit ihrem
Spiel und ihrer Musikalität.
18:00 Uhr / Paderhalle
Festkonzert zum Tag der Deutschen Einheit
Veranstalter:
Philharmonische Gesellschaft Paderborn e.V.
Geboren in einer Musikerfamilie in Berlin, trat Sophia Jaffé im Alter von sieben Jahren zum ersten
Mal öffentlich im Kammermusiksaal der Berliner
Philharmonie auf. Ihre musikalische Ausbildung erhielt sie erst bei ihren Eltern, dann bei Prof. Herman
Krebbers in Amsterdam und Prof. Stephan Picard
an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin.
Orchester der
Philharmonischen Gesellschaft Paderborn
Sophia Jaffé, Violine
Thomas Berning, Dirigent
Heute ergänzt die eigene Lehrtätigkeit (Professur seit 2011 an der Hochschule
für Musik
und
Alexander
Schimpf
Darstellende Kunst Frankfurt am Main) ihre Konzertlaufbahn.
Niels W. Gade (1817 - 1890)
Schottische Ouvertüre „Im Hochland“
Der Werdegang von solch hochtalentierten jungen Musikern beinhaltet oft Auszeichnungen:
so kann auch Sophia Jaffé zahlreiche Preise bei internationalen Wettbewerben vorweisen, so
z.B. den Leopold Mozart Wettbewerb Augsburg 2003, den Concours de Genève 2004, den 1.
Preis beim Deutschen Musikwettbewerb sowie den 3. Preis beim Concours Reine Elisabeth
Brüssel im Jahre 2005.
Max Bruch (1838 - 1920)
Schottische Fantasie für Violine und Orchester op. 46
Introduction: Grave
Adagio cantabile
Allegro
Andante sostenuto
Finale: Allegro guerriero
Seither konzertiert sie als Solistin mit renommierten Orchestern, wie dem RSB und DSO
Berlin, dem Konzerthausorchester Berlin, den Kammerorchestern Stuttgart, München, Heilbronn, dem Mozarteum Orchester Salzburg, dem Bruckner Symphonie Orchester Linz, dem
Hallé Symphony Orchester Manchester, dem Sinfonieorchester Basel, dem Orchestre de la
Suisse Romande, der Tschechischen Philharmonie Prag & dem Radio Symphonie Orchester
Prag sowie dem National Symphonie Orchester Brüssel, um nur einige zu nennen.
Die aktuelle Konzertsaison 2014-15 bringt Sophia Jaffé als
„Künstler in Residenz“ der Konzertreihe des Theaterclub
Zürich in die Zürcher Tonhalle, mit dem Graubündner Kammerorchester/ Sebastian Tewinkel, der Böhmischen Kammerphilharmonie Pardubice/ Gerhard Lessky und dem
Staatsorchester Halle/Heiko Matthias Förster. Weitere
Konzerte mit den Stuttgarter Philharmonikern, dem Trondheimer Philharmonikern sowie Recitals und Kammermusikkonzerte werden sie unter anderem nach München,
Frankfurt, Wiesbaden, und Thessaloniki führen.
Vorschau:
Sonntag, 17. Januar 2016
19:30 Uhr, Kaiserpfalz
„Eldering Ensemble“
Joseph Haydn,
Jean Francaix,
Johannes Brahms
- PauseJohannes Brahms (1833 - 1897)
Sinfonie Nr. 3 F-Dur
Allegro con brio
Andante
Poco Allegretto
Allegro
in Zusammenarbeit mit der Werbegemeinschaft Paderborn
gefördert von der Sparkasse Paderborn-Detmold
Philharmonische Gesellschaft
Paderborn e.V.
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Niels W. Gade, Max Bruch, Johannes Brahms
Niels Wilhelm Gade begann seine musikalische Laufbahn als Violinist in der königlichen
Kapelle in seiner Geburtsstadt Kopenhagen.
Als 23-jähriger wurde er mit seinem op. 1
direkt als Komponist bekannt, mit der preisgekrönten Konzertouvertüre „Nachklänge
von Ossian“, die sich auf die einflussreichen
Gesänge des angeblichen schottischen
Barden bezog. Diesem Erfolg verdankte er
ein Stipendium zur weiteren Ausbildung in
Leipzig, wo Felix Mendelssohn Bartholdy
sein Mentor wurde. In den Fußstapfen von
dessen „Schottischer Symphonie“ bewegt
sich der Schüler mit „Im Hochland. Schottische Ouvertüre für Orchester“, die er 1844
mit dem Leipziger Gewandhausorchester
zur Uraufführung brachte, dessen Leitung
ihm sein Mentor für ein Jahr in seiner Vertretung übergeben hatte.
Von Max Bruch hat eigentlich nur sein
erstes Violinkonzert überlebt, das zu den
großen Bravourstücken im Repertoire aller
Geiger zählt. Die Popularität dieses Stückes
schon zu seinen Lebzeiten, die den gesamten Rest seines Schaffens in den Schatten
stellte, hat Bruch so aufgeregt, dass er
vielen Anekdoten zufolge richtig aggressiv
reagierte, wenn er das Konzert irgendwo
hörte. Auch die „Schottische Fantasie“, die
trotz des bescheideneren Titels deutlich umfangreicher ist als das Konzert, konnte sich
nicht dagegen durchsetzen.
Bruch schrieb sie im Winter 1879/80, einige
Monate bevor er für drei Jahre als Dirigent
nach Liverpool ging. Sie ist dem berühmten
Geiger Sarasate auf den Leib geschrieben.
Das thematische Material entnahm Bruch
der aus 600 Volksliedern bestehenden
sechsbändigen Anthologie „The Scots Mu-
sical Museum“, die zwischen 1787 und 1803
erschienen war.
Die Fantasie beginnt mit einer düster-verhangenen Einleitung, die der Solist rhapsodisch ausweitet. Nahtlos schließt sich der
zweite Satz an, ein Adagio cantabile, in dem
die Harfe als unverzichtbares Instrument der
keltischen Barden in den Mittelpunkt rückt.
Mit Doppelgriffen stellt der Solist die Melodie vor. Der dritte Satz ist ein Tanz in der
dreiteiliger Scherzoform, dem ein Lied vom
staubigen Müller zugrunde liegt. Nach einer
Orchesterintroduktion intoniert es der Solist, wiederum in Doppelgriffen, über einem
charakteristischen Bordun-Bass. Gegen
Ende des Satzes wird noch einmal reminiszenzartig das Adagio zitiert. Das folgende
Andante sostenuto, eine Mischung aus Variations- und Sonatensatz, basiert auf dem
Lied „Mir ist so leid, denn mir fehlt Johnny“.
Das zunächst im Horn erklingende Thema
wird im Verlauf von der Violine variierend
weiterentwickelt. Den Schluss der Fantasie
bildet ein Allegro guerriero, dessen Tempobezeichnung Bruch vielleicht aus Mendelssohns Schottischer Sinfonie übernommen
hat. Der Satz verarbeitet ein Kriegslied, das
der Überlieferung nach im Jahr 1314 bei der
Schlacht von Bannockburn angestimmt wurde, einem Sieg über die Engländer in den
Schottischen Unabhängigkeitskriegen.
Johannes Brahms wartete lange, bis er
sich traute, seine erste Symphonie zu veröffentlichen. Erst mit über vierzig Jahren
und als europaweit renommierter Komponist fühlte er sich gefestigt genug, um es
mit dem übermächtigen Schatten seines
großen Vorbildes Beethoven aufnehmen zu
können. Brahms arbeitete immer sehr ge-
nau und sorgfältig, an seine Symphonien
stellte er aber noch einmal besonders hohe
Ansprüche. Es sind unheimlich reichhaltige
Stücke von großer Tiefe und Komplexität,
die auf den ersten Blick spröde wirken, auf
Dauer aber immer wieder neue Entdeckungen bereit halten.
Brahms pflegte nach Vorarbeiten im Winterhalbjahr größere Werke vor allem im Sommer abseits seiner Wahlheimat Wien auszuarbeiten, die dritte Symphonie entstand im
Sommer 1883 im mondänen Kurort Wiesbaden. Ein Jahr später schrieb Brahms seine
vierte Symphonie, die so entstehungsgeschichtlich mit der dritten ein Paar bildet, wie
die ebenfalls rasch hintereinander entstandenen ersten beiden Symphonien. Alle Skizzen und Entwürfe hat Brahms vernichtet,
es gibt auch kaum briefliche Aussagen über
den Kompositionsprozess: Die Arbeit geht
das Publikum nichts an, nur das Ergebnis.
Das Hauptthema des ersten Satzes ist für
die ganze Symphonie wichtig. Die Instabilität in Tonart und Grundrhythmus, die schon
dieses Thema prägt, wird charakteristisch
für die ganze Symphonie. Das Seitenthema
lässt sich leicht heraushören, ein wiegendes
Klarinettenthema. Wie in den vorangegangenen beiden Brahms-Symphonien kommt
die Schlussgruppe rhythmischer, energischer daher. Die Durchführung ist zunächst
von einer Verarbeitung des Seitenthemas
bestimmt und dann lediglich vom ersten Abschnitt des Hauptthemas. Das Hauptthema
als Ganzes erklingt erst in der Coda. Aus der
Durchführung erwächst ein Hornsolo. In der
Coda, ganz am Ende, schwingt sich noch
einmal der „Vorhang“ auf, dann klingt der
Satz ruhig aus.
Im Vergleich zu den Ecksätzen haben die beiden Binnensätze geringeres Gewicht. Die
Form des Andantes wurde sowohl als die
für solche Sätze üblichen dreiteiligen Liedform mit einer variierten Reprise des A-Teils
gedeutet, als auch als Variante der Sonatenhauptsatzform, Brahms spielt sehr bewusst
mit dieser formalen Uneindeutigkeit. Zu
den häufig als „choralhaft“ beschriebenen
A-Teilen kontrastiert der Mittelteil durch rascheres Tempo und mehr Bewegung. Wo
in den klassischen Symphonien ein Menuett stand, ist es bei den Komponisten des
ausgehenden 19. Jahrhunderts häufig ein
Walzer. Dieser dritte Satz hat als einer der
schönsten melodischen Einfälle von Brahms
besondere Beliebtheit erlangt. Seine innige,
elegische Walzermelodie lässt an die entsprechenden Sätze bei Tschaikowsky und
Dvořák denken. Im ersten Teil dieses dreiteiligen Satzes wird sie von den Streichern
gespielt, in der Wiederholung dann von den
Bläsern.
Nach der herbstlich-melancholischen Stimmung der ersten drei Sätze trumpft das Finale dann imposant auf. Im kaleidoskopartigen
Wechsel der Dynamik, der Instrumentation,
der Stimmungen ziehen neben dem in sich
schon wechselhaften Hauptthema des Satzes auch Themen der drei vorangegangenen
Sätze am Hörer vorbei. Brahms gestaltet
dieses Finale gleichermaßen als Zielpunkt
der musikalischen Entwicklung wie als Gegenpol zum ausgreifenden Kopfsatz. Anders
als in den beiden früheren Symphonien endet dieses Finale dann aber überraschend
verhalten mit ruhigen, fast statischen Akkorden, die im Nichts zu verklingen scheinen.
Lars Wolfram