Perspektiven zur Zucht Afrikanischer Elefanten in Zoos Europas
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Perspektiven zur Zucht Afrikanischer Elefanten in Zoos Europas
J anuar 18 2011 GEGRÜNDET VON ALEXANDER HAUFELLNER Perspektiven zur Zucht Afrikanischer Elefanten in Zoos Europas Bestandssituation und Zuchtmanagement im Jahr 2010 Die einzige Aufzucht eines Afrikanischen Elefantenkalbes gelang 2009 nicht in einem EEPZoo, sondern im Serengetipark Hodenhagen. Foto: T. Dornbusch Text: Olaf Töffels Elefanten sind seit Beginn der Haltungsgeschichte Aushänge schilder ihrer Halter. Ein Besuch bei den grauen Riesen gehört für die meisten Menschen auch heute noch zu einem Zoobesuch, für die moderne Tiergärtnerei sind sie schlechthin die Flagg schiffe. Woher die Dickhäuter hinter Graben und Gitter stammen, beschäftigt längst nicht so viele Zoobesucher. Etliche wissen nicht, dass das Gros der Zooelefanten auch heute noch nicht als „Zooelefant“ zur Welt gekommen ist. Gerade bei den Afrikanischen Elefanten begann die Nachzucht in Menschenobhut erst vor wenig mehr als einem Elefantenalter mit der Welterstzucht 1943 in München. Bis 1973 wurden insgesamt nur sechs Jungtiere dieser Art in ganz Europa geboren. Die Möglichkeit von immer mehr Zoos, auch Bullen der Afrikanischen Art dauerhaft sicher zu halten sowie erste Erfahrungen bei der Hal tung und Zucht der Riesen in Menschenhand ließen die Geburtenzah len in den letzten etwa 25 Jahren deutlich ansteigen. Von planmäßiger Zucht kann allerdings keine Rede sein, denn kein Vorreiter der europäischen Afrikanerzucht hat diese Position bisher dauerhaft bestätigen können. Nur der Zoopark Howletts, UK, züchtet aktuell mit drei verwandten Weibchengenerationen. Doch erst jetzt, da die erste und zweite Generation zoogeborener Elefanten selbst ins zuchtfähige Alter kommt, wird sich zeigen, ob Zoologische Gärten für diese Tiere Arche Noah oder Titanic sein werden. Perspektiven zur Zucht Afrikanischer Elefanten in Zoos Europas Nur sechs Geburten in den ersten 30 Jahren Zuchtgeschichte Afrikanischer Elefanten in Europa: Bild oben „Adam“ (Nr. 1, 1943) in München und rechts „Hannibal“ (Nr. 6, 1973) in Hannover, jeweils mit ihren Müttern. Wird die Zukunft der Afrikanerzucht der Vergangenheit ähneln – mit Geburten als „singulärem Ereignis“? Fotos: Archiv EEG Leider ist der Zeitraum, innerhalb dessen eine junge Elefantenkuh erstmals gezüchtet haben muss, offenbar deutlich kürzer als die Zeit, die viele Menschen benötigen, um umzudenken. Skepsis und mangelnde Flexibilität sowie ein Gutteil Egoismus und Behäbigkeit haben in den vergangenen Jahrzehnten viele überfälli ge Veränderungen verhindert – die Quittung naht daher unerbittlich: Der Zucht des Afrikanischen Elefanten in Obhut der europäischen Zoos droht der Zusammenbruch. INHALTSÜBERSICHT 1 Zuchtperspektiven Afrikanischer Elefanten 17 Waldelefanten in Kenia 18 Bedrohung und Schutz der Elefanten In Afrika 20 Zoo Aktuell 29 Unfälle mit Elefanten 32 Circus Aktuell 40 Vereinsmitteilungen 42 Gedanken zur Tiergärtnerei in Berlin (Dr. Blaszkiewitz) 44 Künstliche Aufzucht von Elefanten 51 Elephant Back Safaris in Südafrika 57 Elefanten in Afrika 60 Elefantenanlage im Oasis Park, Fuerteventura 62 Bullenhaltung im Zoo Heidelberg 67 Bullen in Kenia 68 Betrachtungen zu Bullengruppen in Europa 72 Umstellung von „FC“ auf „PC“ 76 Elefantenhaltung in San Diego 78 Maesa Camp in Thailand 80 Happy End für Circuselefanten? Aktuelle Situation im EEP der Afrikaner anhand der Zuchtmatrix Am 01.05.2010 lebten in 54 Zoos und Safa riparks des EEPEinzugsgebietes 213 Afrika nische Steppenelefanten (50,163). Zweifels frei als Wald oder Rundohrelefant identi fizierte Afrikaner werden zurzeit nicht mehr in Europa gehalten. Der Gesamtbestand setzt sich aktuell aus 63 zoogeborenen (29,34) und noch 150 aus den natürlichen Vorkommensgebieten importierten Elefanten (21,129) zusammen. Um diese Tiere gemäß ihres biologischen Fortpflanzungspotenzials einteilen zu können, unterscheiden wir Elefanten, die sich wahr scheinlich nicht mehr vermehren können, Ele fanten, die zum Zeitpunkt der Bestands aufnahme biologisch zur Fortpflanzung in der Lage sind sowie Jungtiere unterhalb des Pu bertätsalters. Elefanten mit momentanem Zuchtpotenzial Mit 102 Tieren kann momentan weniger als die Hälfte aller in europäischen Zoos gehalte nen Steppenelefanten aus fortpflanzungsbio logischer Sicht als zuchtfähig betrachtet werden. Um die Haltungsqualität bzw. die Zucht aussichten der gesamten Afrikanerpopulation im EEPEinzugsbereich besser beurteilen zu können, haben wir zunächst die Haltungssi tuation für jeden einzelnen dieser 102 zuchtfä higen Zooelefanten eingeschätzt. Wir unterteilen gemäß der züchterischen Situation in „geeignet“, „bedingt ge eignet“, „ungünstig“ und „ohne Partner gehalten“. 2 Als wirklich geeignet kann eine Zuchtsitua tion für Elefanten aus unserer Sicht heutzu tage nur noch beurteilt werden, wenn folgende Kriterien erfüllt sind: ● Geschlechtspartner müssen vorhanden und sowohl vom züchterischen Potenzial als auch im sozialen Status (dem natürlichen Verhalten entsprechend) zueinander passen. Sie müs sen sich gegenseitig akzeptieren. ● Geschlechtspartner dürfen nicht verwandt sein. ● Der Aufbau eines Familienverbandes darf nicht behindert werden: Töchter müssen in ih rer Geburtsherde verbleiben können. ● Zuchtpartner müssen dauerhaft oder zumin dest zeitweise Zugang zueinander haben. Die Anlagensituation muss derartige Verhältnisse ermöglichen: Grundflächen, Anlagenaufteilung bzw. verbindungen müssen entsprechend ge eignet sein. Bedingt geeignet zur Zucht ist eine Haltungs situation, wenn zwar die Voraussetzungen zur Fortpflanzung gegeben sind, aber andere Rahmenbedingungen (etwa die Vorausset zungen zum Familienaufbau) ungünstig er scheinen. Ungeeignet ist schließlich eine Haltungssitua tion, in der bei zuchtfähigen Tieren Ge schlechtspartner stehen, die entweder selbst nicht zuchtfähig sind oder solche, die keine soziale Akzeptanz zueinander aufbauen, was Voraussetzung für die Zucht wäre. Auch das Vorhandensein verwandter fruchtbarer Elefan ten und besonders bereits erfolgte Verwandt schaftszucht bedingen ungeeignete Zuchtsi tuationen. Haltung ohne Geschlechtspartner bzw. in dauerhafter Trennung lassen schließlich jede Zuchtaussicht zunichte werden. Hierunter fal len auch Elefanten, die ihre Gene nur durch künstliche Besamung weitergeben können. Perspektiven zur Zucht Afrikanischer Elefanten in Zoos Europas Bullen (50 Tiere) re sechs Bullen wird dieser Zustand innerhalb der nächsten fünf Jahre eintreten (Ursache: gleichfalls heranwachsende Töchter). Unter diesen Vorzeichen sind für 11 der 12 Zuchtbullen und somit auch für die Weibchen gruppen, bei denen sie momentan leben, Ver änderungen mehr oder weniger dringlich ( Tab. 1). Derzeit befindet sich mit „Pambo“ nur ein Zuchtbulle im gesamten EEPRaum in einer Zuchtbullen (12 Tiere) Zwölf Afrikanische Elefantenbullen im EEP Raum haben bereits Nachwuchs gezeugt. Fast die Hälfte der Vatertiere befindet sich schon jetzt in ungünstiger Zuchtsituation, etwa durch fortpflanzungsfähige Töchter im Be stand oder bereits erfolgte Inzucht. Für weite rundum idealen Haltung für die Zucht (Tab. 2). Er sowie „Kibo“ in Boras und der momentan ohne Zuchtmöglichkeit gehaltene „Yossi“ in Ramat Gan sind bisher die einzigen in Men schenhand geborenen Zuchtbullen. Der siebenfache Vater „Tembo“, Tierpark Berlin und „Tonga“, Hodenhagen (zwei Zeugungen) leben in Zoos, die nicht am EEP teilnehmen. Tabelle 1: Zuchtbullen (Stand: 01.05.2010) Beschreibung Zuchtsituation günstig Zuchtsituation bedingt geeignet Zuchtsituation ungeeignet Anzahl 1 6 5 12 Tabelle 2: Zuchtsituation des Bullen "Pambo" in Cabarceno (Stand: 01.05.2010) Partnerinnen Zoo Cabarceno, ESP Name (Alter) geeignet Fruchtbare Juvenile Kühe Kühe „Pambo“ (18) „N´Dume“ (27 J.). Der dreifache Vater lebt im französischen Sigean auf 1 Hektar nur mit seinen Töchtern (9 und 7jährig) zusammen. Weitere Bullen über 20 Jahre (7 Tiere) Fünf adulte und gesunde Bullen in Menschen hand haben bisher noch nicht gezüchtet. Alle fünf sind Wildfänge, drei sind ehemalige Cir custiere. Nur „Carl“ lebt seit seinem Import im Zoo von Tallin. Von ihnen hat sich bisher nur der 29jährige „Ben“, Thoiry, trotz geeigneter Zuchtpartnerin nen in zwei Zoos nicht bewährt. Die übrigen ha ben sich bisher nie in einer durchgehend guten Zuchtsituation befunden. „Java“ in Fasano wird einzeln gehalten. „Thai“ lebt mit über 30 Jahre alten Kühen zusammen. Die Halter bei der sind nicht im EEP vertreten. 6 ungeeignet Nicht mehr Verwandte Kühe züchtende Kühe 3 1 0 Bemerkung Ideal durch Bullentausch Die Töchter des 18jährigen „Tusker“ hätten in Wuppertal keine Zuchtperspektive, falls man sich dort nicht zum Bullentausch entschließen sollte. „Tembo“ (27 J.) hat in Colchester keine Kuh, die auf natürlichem Weg von ihm trächtig werden kann. Er dient dem IZW nur als Samenspender. Fotos: Archiv EEG In am Zuchtprogramm teilnehmenden Zoos le ben dagegen „Afrique“, Safaripark Monde Sauvage und „Carl“ im Zoo Tallin. Beide zei gen Deckbereitschaft bei ihren zur Zucht zu alten Gefährtinnen. Doch nur in Tallin sind Haus und Anlage zur Übernahme junger Weibchen geeignet. Bullen über 20 Jahre sollten von Alter und Größe her keine Probleme auch mit dominan ten Kühen haben, der Nachweis einer Zeu gungsfähigkeit ist bei diesen sieben Tieren allerdings noch nicht erbracht. Solche Bullen, die bisher keine Gelegenheit zur Zucht hatten, könnten ihre Zuchteignung bei Muttertieren – deren Fruchtbarkeit ja bereits erwiesen ist – und deren Familiengruppen beweisen. Sie wären also gut als Austauschtiere im Zuge ei nes Bullenwechsels geeignet. Die Bullen „Shorty“, Peaugres, und „Max“, La Teste, zuvor ebenfalls Circus, sind chro nisch erkrankt und fallen für das Zuchtgesche hen aus. 3 Perspektiven zur Zucht Afrikanischer Elefanten in Zoos Europas Bullen zwischen 8 und20Jahren (16 Tiere) Elf der 16 juvenilen bis subadulten Bullen sind zoogeborene Tiere. Fünf Jungbullen haben Geschlechtspartnerinnen, die entweder be reits zu alt zur Zucht sind bzw. sich von einem nicht ausgewachsenen, wenig dominanten Bullen wahrscheinlich nicht decken lassen (siehe Tab. 3). Zwei haben verwandte Elefan tinnen zur Gesellschaft bzw. leben noch in ih rer Geburtsherde. „Jack“, West Midlands (Importbulle), wird mit 17 Jahren immer noch von Menschen im Direkten Kontakt dominiert. Angesichts der gegenwärtig geringen Zahl an Zuchtbullen, des zukünftig notwendigen Aus tauschs von Vatertieren in sich entwickelnden Familiengruppen und der Anzahl junger Kühe, die ohne Bullen gehalten werden, kann momen tan keinesfalls von einem Bullenüberschuss in dieser Altersgruppe gesprochen werden! „Jassa“ wurde 8jährig mit seinem Halbbruder in einer Junggesellenhaltung (El Vergel) eingestellt. Er ist mittlerweile 13 Jahre alt; Eltern: „Jums“ + „Masa“. Foto: N. Keese „Limbo“ in Beauval wird von den Kühen, mit denen er zusammen aufgewachsen ist, auch mit 19 Jahren noch nicht als Paarungspartner akzeptiert; Eltern: „Yossi“ + „Lara“ (†). Foto: N. Keese Hoffnungsvoller Nachwuchs: Der 10jährige „Co co“ in Cabarceno lebt noch in seiner Geburtsher de – leider auch mit Halbschwestern; Eltern: „Chisco“ (†) + „Laura“. Foto: N. Keese Die Halbbrüder „Pembe“ (9 J., links) und „Akili“ (8 J.) in der Junggesellenhaltung des Zoos La Flèche sind Söhne von „Yossi“. Foto: N. Keese Tabelle 3: Bullen zwischen 8 und 20 Jahren (Stand 01.05.2010) Beschreibung Züchterische Situation erscheint geeignet Züchterische Situation ist ungeeignet Junggesellenhaltung Jungbullen unter 8 Jahren (15 Tiere) „Izik“ (geb. 06.05.2004) lebt in Posnan mit Halbbruder und drei Kühen über 20 Jahren. Foto: Archiv EEG Anzahl 4 8 4 Zu den noch nicht geschlechtsreifen Jungtieren zählen wir Bullenkälber unter acht Jahren. Die jüngsten Bullen, die in Menschenobhut erfolg reich selbst Nachwuchs zeugten, waren bisher neunjährig („Tantor“, Toronto, CAN, sowie „Rip“, Safaripark Jackson, USA, und „Pambo“, WienSchönbrunn). In Europa zeugte „Vauka“ in Kronberg seine erste Nachzucht mit etwa 10 Jahren. In dieser Altersgruppe befinden sich ge genwärtig ausschließlich Zoonachzuchten. Nur neun davon leben noch altersentsprechend bei ihren Müttern. Junge Bullen werden für das Zuchtpotenzial der Zukunft genauso ent scheidend sein wie junge Weibchen. 4 „Jambo“ (Bildmitte), heute in Valencia lebend, wurde am 15.03.2004 in Colchester geboren. Foto: N. Keese Perspektiven zur Zucht Afrikanischer Elefanten in Zoos Europas Weibchen (163 Tiere) Zuchtkühe (41 Tiere) 41 von 163 Afrikanerinnen im EEPRaum sind Zuchtkühe. Davon ist jedoch nicht mehr bei al len mit weiterem Nachwuchs zu rechnen, denn von 12 dieser Weibchen sind weitere Geburten sehr unwahrscheinlich. Die Zuchtsi tuationen der Übrigen fasst Tab. 4 zusammen. 24 von den übrigen 29 Tieren sind Importtiere. Sechs der Mütter mit weiterem züchterischen Potenzial befinden sich in keiner als günstig zu bewertenden Zuchtsituation: „Bibi“ in Halle und die drei Zuchtkühe in Knowsley haben nur einen noch jugendlichen Partner, der wahrscheinlich nicht innerhalb der nächsten Jahre als Deckbulle akzeptiert werden wird. „Umna“ in Howletts züchtet mit dem eigenen Vater und „Tanya“, Colchester, hat Angst vor „Tembo“ und ist – unter den gegenwärtigen Haltungsvoraussetzungen – nur durch künstli che Besamung zur Fortpflanzung zu bringen. Vier der 29 fruchtbaren Zuchtkühe – ca. 14 % dieser Gruppe – haben keinen Zugang zu ei nem Geschlechtspartner Es bleiben insgesamt 19 Muttertiere, die sich in einer zumindest zur Reproduktion geeigne ten Haltung befinden. Doch wenn kein Familienaufbau möglich wird, können unabhängig von der Zuchtsituation die Haltungsumstände nicht als komplett verhal tensgerecht und somit geeignet eingestuft werden. Für acht Kühe ist nicht abzusehen, ob ihnen bei wenig Platz oder bisheriger Abnahme der Töchter je ein Familienaufbau ermöglicht wird (Tab. 5). Für nur elf Mütter des EEPBereiches beste hen günstige Voraussetzungen, einen eige nen Familienverband aufzubauen (Tab. 6). Bezeichnenderweise finden sich unter ihnen vier der fünf in Menschenhand geborenen Muttertiere wieder, die in der Familiengruppe züchten, in der sie aufgewachsen sind: „Ki ra“ in Cabarceno sowie „Swana“, „Tammi“ und „Stavit“ in Howletts. Tabelle 4: Zuchtkühe, die Potenzial zur weiteren Fortpflanzung haben (Stand 01.05.2010) Beschreibung Anzahl Zur Zucht geeignete Situation Zur Zucht ungeeignete Situation Keine Gelegenheit zur Fortpflanzung 19 6 4 Eignung der Zuchtsituation 19 Tabelle 5: Zuchtkühe mit Zuchtmöglichkeiten, aber nur bedingt möglichem Familienaufbau Zoo Name (Alter) Berlin Tierpark „Pori“ (30) „Sabah“ (25) „Punda“ (18) „Sabie“ (18) „Sweni“ (18) „Jane“ (21) „Nina“ (19) „Luna“ (19) Wuppertal Lissabon/POR letzte Geburt vor 3 J. 4,5 J. 5 J. 3J. 2 J. 6 J. 5 J. 3 J. Summe 29 10 (Stand 01.05.2010, vgl. ZOO Aktuell) Familienentwicklung Bullentausch Abgabe von Töchtern wird praktiziert Abgabe von Töchtern wird praktiziert mit Tochter, tragend? mit Tochter, tragend? Nicht praktiziert, da nicht im EEP Nicht praktiziert, da nicht im EEP Mittelfristig notwendig Mittelfristig notwendig mit Tochter mit Tochter Mittelfristig notwendig Mittelfristig notwendig Fläche für 0,1 mit Nachzucht ca. 3.600 m² ca. 2.300 m² ca. 850 m² Tabelle 6: Zuchtkühe in momentan geeigneter Haltung für Zucht und Familienaufbau (Stand 01.05.2010) Zoo Name (Alter) Familienentwicklung Bullentausch „Veri“ (25) letzte Geburt vor 0,5 J. Hodenhagen mit Tochter Mittelfristig notwendig Beekse Bergen/NL „Sabi“ (24) 9 J. Nach Transfer 2009 aus Halle Zunächst nicht erforderlich Boras/SWE Cabarceno/ESP „Dudu“ (19) „Zambi“ (29) „Laura“ (27) „Gustl“ (20) „Kira“ (15) 1,5 J. 5 J. 6 J. 7 J. 3 J. mit 2 Töchtern mit 2 Töchtern Kurzfristig notwendig (Töchter) Bereits erfolgt Bereits erfolgt Bereits erfolgt Bereits erfolgt „Masa“ (41) „Swana“ (25) „Tammi“ (23) „Stavit“ (23) 3 J. 1,5 J. 2 J. 4 J. Howletts/UK mit Tochter mit Mutter und Tochter (nicht angenommen) mit 2 Töchtern mit Mutter und Tochter mit 2 Töchtern mit Tochter 5 Kurzfristig notwendig (Töchter) Kurzfristig notwendig (Töchter) Kurzfristig notwendig (Töchter) Kurzfristig notwendig (Töchter) Fläche für 0,1 mit Nachzucht ca. 0,5 Hektar (erweiterbar) ca. 0,5 Hektar (erweiterbar) ca. 1,5 Hektar ca. 20 Hektar ca. 1,5 Hektar Perspektiven zur Zucht Afrikanischer Elefanten in Zoos Europas Kühe zwischen 7 und 20 Jahren (40 Tiere) Das Verhältnis der Zoonachzuchten zu Wild fängen lautet bei den im Alter für die Erstzucht geeigneten 40 Weibchen 11 zu 29. Nur wenig mehr als ein Viertel davon befindet sich in ei ner günstigen Ausgangssituation für die erste Trächtigkeit. Dagegen haben namentlich die fünf Jungkühe, die in ihren Geburtsherden bzw. mit ihren Müttern heranwachsen, beste Zuchtaussichten in den Zoos von Cabarceno, Howletts, Port Lympne und Knowsley. Zählt man Weibchen mit schlechten Zucht aussichten und solche, die ohne Bullen gehal ten werden, zusammen, stehen die Chancen für fast drei Viertel dieser so wesentlichen Al tersgruppe schlecht, überhaupt noch Mutter zu werden (Tab. 7). Fünf dieser Tiere (ein Ach tel) sind im Jahr 2010 bereits 20 Jahre alt und somit wahrscheinlich schon zu alt für eine ers te Schwangerschaft. Bild rechts: Kein Bulle, keine Chance auf Zucht: „Sawu“ (15 Jahre) lebt im am EEP teilnehmenden Zoo Dresden. Foto: Archiv EEG Tabelle 7: Kühe im Erstzuchtalter zwischen 7 und 20 Jahren (Stand 01.05.2010) JungeWeibchenunter7Jahren (18 Tiere) Im EEP: „Panzi“ (geb. 05.05.2005, vorne links) mit Mutter „Dudu und Bruder „M´Changa“ in Borås. Foto: Archiv EEG Beschreibung Züchterische Situation erscheint geeignet Züchterische Situation ist ungeeignet Haltung ohne Geschlechtspartner Für das zukünftige Fortpflanzungsgeschehen sind Jungtiere vor Pubertätsbeginn von ent scheidender Bedeutung. Von den Weibchen werden solche unter sieben Jahren (Alter für erste nachgewiesene Geschlechtszyklen in Menschenhand) hier eingeordnet. 11 % aller Afrikanerkühe in europäischen Zoos gehören dieser Gruppe an. Da für die weitere Entwicklung gerade junger Weibchen deren Sozialisation entscheidend ist, wird diese Altersgruppe nochmals unter teilt (Tab. 8). Erfreulicherweise sind nur zwei Tiere Wildfänge – die heute ca. 5jährigen ju venilen Kühe „Maja“ und „Manti“, die vom Bioparc Valencia aus Namibia importiert wur den. Sie wachsen ebenso ohne Mutterfamilie auf wie die Zoonachzuchten „Chupa“, Si gean (Tod der Mutter), und „Christina“ in Ca barceno (Handaufzucht). Tabelle 8: Junge Weibchen vor Beginn des Pubertätsalters (Stand 01.05.2010) Anzahl 11 17 12 Nicht im EEP: „Kariba“ (geb. 17.03.2006) im Tierpark Berlin. Foto: Archiv EEG Beschreibung Kuhkälber bis zu sieben Jahren, die im Familienverband aufwachsen 14 Kuhkälber bis zu sieben Jahren, die nicht im Familienverband aufwachsen 4 Weibchen ohne zukünftiges Zuchtpotenzial (76 Tiere) Von den 163 in Zoos und Safariparks des EEPEinzugsbereiches gehaltenen Afrikaner kühen werden sich 76 Tiere aller Wahrschein lichkeit nach nicht mehr fortpflanzen. Diese Gruppe umfasst nahezu die Hälfte aller gehal tenen Weibchen. 74 davon sind Wildfänge. Zusammengefasst sind Kühe im Alter von über 20 Jahren, die aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr züchten werden (Tab. 9). Die Zuordnung er folgt unabhängig davon, ob eine Kuh noch Geschlechtszyklen aufweist und auch unab hängig davon, ob sich ein zuchtfähiger Bulle im Bestand befindet. Von den ehemaligen Zuchtkühen ist nur „Lara“ in Menschenhand Anzahl 18 zur Welt gekommen, sie hatte in Ramat Gan zuvor selbst drei Kälber geboren. Die übrigen 11 Weibchen, die seit über 10 Jahren keine Geburt mehr hatten, sind Importtiere. Zu den überhaupt nicht züchtenden Kühen gehört mit „Josepha“ (geb. in Ramat Gan, 21 J., heute Peaugres) leider bereits eine erste in Europa nachgezogene Kuh. Tabelle 9: Weibchen ohne zukünftiges Zuchtpotenzial (Stand 01.05.2010) Beschreibung Zuchtkühe mit Fortpflanzungspause über 10 Jahren Nicht züchtende Kühe über 20 Jahre, die im Erstzuchtalter eine Chance zur Fortpflanzung hatten Nicht züchtende Kühe über 20 Jahre, die im Erstzuchtalter gar keine Chance zur Fortpflanzung hatten 6 Anzahl 12 29 35 76 Perspektiven zur Zucht Afrikanischer Elefanten in Zoos Europas Das Zuchtmanagement und seine Folgen – Auswertung der Zuchtmatrix Die Anzahl der momentan fruchtbaren Step penelefanten im EEPBereich, bestehend aus Zuchttieren und weiteren, für den Zuchtbeginn geeigneten Elefanten, beträgt am 01.05.2010 102 Tiere. Sie setzt sich zusammen aus 33 Bullen zwischen neun und 36 Jahren (zwei Drittel aller Männchen) und 69 Kühen (60 v. H. aller Weibchen) im Alter von sieben bis 49 Jahren. Von diesen haben bisher 53 Tiere ge züchtet – etwa die Hälfte. Von den noch le benden 150 Wildfängen pflanzt sich momen tan weniger als ein Viertel, nämlich nur 34 Tiere (10,24) fort. Auch von den heute leben den, im Zoo geborenen Elefanten (63 Tiere) nehmen bisher nur acht an der Reproduktion teil (2,6). 61 Elefanten im gegenwärtig zucht fähigen Alter haben sich noch nicht fortpflan zen können. Diese Zahl entspricht knapp 30 % des Gesamtbestandes und sogar mehr als der Hälfte aller zuchtfähigen Afrikaner im EEPRaum. Davon sind 22 (11,11) selbst in Menschenobhut zur Welt gekommen. Von den Wildfängen hat nur noch ein Viertel (10,29 Elefanten) eine Chance zur Erstzucht. Betrachtet man oberflächlich nur die steigende Anzahl von Zuchttieren innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte, scheint sich alles bestens ent wickelt zu haben: 1990 kamen auf 100 Afrikaner hochgerechnet nur 5 Elterntiere (konkret 1,8 Zuchttiere von 178 Afrikanern in Europa gesamt). Im Jahr 2000 wa ren es bereits 11 von Hundert (5,18 von 205). Mitte des Jahres 2010 ist der Bestand auf 213 Individuen gewachsen, von denen knapp 20 Prozent am Fortpflanzungsgeschehen teilneh men (12, 29). Steht also alles zum Besten beim Vorhaben, eine sich selbst erhaltende Afrikanerpopula tion in Europa aufzubauen? Mitnichten: Mehrere Anhaltspunkte relativieren die scheinbar so günstige Entwicklungsten denz: 1. Für den Aufbau einer sich selbst erhaltenden Population sind die Fortpflanzungsraten nach wie vor zu gering – mit fallender Tendenz Die Fortpflanzungsleistung der Afrikanerpopu lation im EEPEinzugsgebiet kann mit Hilfe des Fekunditätsindex (FI) nach Sukumar et. al. errechnet werden (vgl. Kurt 2009). In den letzten 12 Jahren fanden 68 Geburten statt, im Schnitt also 5,67 Geburten pro Jahr. Im fortpflanzungsfähigen Alter zwischen sie ben und ca. 50 Jahren sind aktuell 144 Ele fantinnen. Dies entspricht einem FI von 0,04. Für Populationen wildlebender Afrikaner be schreibt Kurt FIWerte zwischen 0,11 und 0,26 (Kurt 2009). Um Werte wie im Freiland zu erreichen, hätten in den letzten 12 Jahren also in Eu ropa drei bis sechsmal so viele Kälber ge boren werden müssen. Indices, die für einen sich selbst erhaltenden und verjüngenden Bestand typisch sind, wer den gegenwärtig nur in sechs von 54 Haltun gen Afrikanischer Elefanten erreicht. Nur vier davon gehören dem EEP an. Eine von vielen Importkühen, die nie Mutter werden durfte: „Sabi“ (25 J., Zoo Augsburg) wurde dem EEP nie zur Verfügung gestellt. Fotos: Archiv EEG Die Geburtenzahlen, die sich seit Mitte der 1990er Jahre zunächst kontinuierlich steiger ten, erreichten ihre bisherigen Spitzenwerte in den Jahren 2001 bis 2006. In diesen sechs Jahren wurden 41 Geburten vermerkt, im Schnitt also fast sieben Neugeborene in je dem Jahr. Doch seither ist die Tendenz wieder rückläufig. Im Jahr 2009 sind europaweit so gar nur 2 Kälber geboren worden, wovon ei nes die erste Woche nicht überlebte. Unter Obhut des Europäischen Erhaltungs zuchtprogramms ist 2009 nicht ein aufgezo gener Afrikanischer Elefant zu verzeichnen. Doch woran liegt das? 2. „Nonbreeder“ und Mütter , die sich nicht mehr fortpflanzen – zwei Indikatoren für Versäum nisse aus Vergangenheit und Gegenwart Einen ersten Anhaltspunkt liefern Elefanten, die ins Zuchtgeschehen überhaupt nicht mehr eingreifen können. Elefantenkühe, die nicht zeitnah nach Eintritt der Pubertät erstmals Mutter werden können, verlieren anscheinend spätestens um das 20. Lebensjahr ihre Fruchtbarkeit (Hildebrand & Göritz, 1995 und 2000). Freilandforscher beschreiben unisono fast ausnahmslos adulte Weibchen, die auch Müt ter sind (Douglas – Hamilton 1975, Moss 1988). 7 Zur europäischen Zoopopulation Afrikanischer Elefanten dagegen gehören momentan 66 „Nonbreeder“; 64 davon sind Kühe über 20 Jahre, denen ihr Leben in Zoos des EEPs kei ne zur Zucht geeigneten Voraussetzungen bieten konnte. Diese Tiere zeigen massive Versäumnisse bei den Bemühungen zur Arterhaltung des Steppenelefanten in europäischen Zoos auf. Hiermit ist explizit auch die jüngere Vergangenheit gemeint, denn 41 dieser Kü he haben erst innerhalb der letzten zehn Jahre das Erstzuchtalter überschritten, 17 sind gar erst zwischen 21 und 25 Jahre alt und somit gerade innerhalb der letzten fünf Jahre zuchtunfähig geworden. Ein Bestand mit naturähnlicher Demographie würde erwarten lassen, dass junge Tiere den größten Anteil ausmachen. Den 64 nie züchtenden Weibchen stehen aber nur 33 Nachwuchstiere unterhalb des Erstzuchtalters gegenüber, die in den nächsten ein bis zwei Jahrzehnten ins Fortpflanzungsgeschehen der europäischen Afrikanerpopulation eingreifen könnten. „Josepha“, geb. in Ramat Gan, in Peaugres lebend, gehört mit zu den ersten weiblichen Afrikanernachzuchten im EEPRaum, mit 21 J. leider auch schon zu den „Nonbreedern“. Ähnlich ist zu werten, dass 12 von 41 Muttertie ren sehr wahrscheinlich keinen weiteren Nach wuchs mehr zur Welt bringen werden, weil ihre Zuchtpause inzwischen zu lang ist. Der Grund: Entweder verschlechterte der Mensch ihre züchterische Situation durch Ab gabe an weniger geeigneten Haltungen (z.B. für sämtliche aus Ramat Gan abgegebenen Zuchtkühe) oder die Erstzucht wurde erst sehr spät möglich. Dies betrifft etwa Mütter von Tot geburten in Colchester oder Beekse Bergen. In keinem der 12 Fälle sorgte der Mensch für jene Mütter von Pubertätsbeginn an bis heute für eine durchgehend günstige Zuchtsituation. Weshalb so viele Afrikanerinnen nicht züchten können, hat eine wesentliche Ursache: Perspektiven zur Zucht Afrikanischer Elefanten in Zoos Europas 3. Zu viele zuchtfähige Elefanten werden ohne Geschlechtspart ner gehalten Mutter im EEP ohne Zuchtchance: „Drumbo“ (20J.), Zoo Dresden. Foto: Archiv EEG Vier fruchtbare Zuchtkühe im EEPRaum sind momentan ganz ohne Partner züchterisch „kaltgestellt“. Doch nur wenige Mütter brach ten nach mehr als zehn Jahren ohne Gebur ten weitere Kälber zur Welt. Deshalb gilt als oberste Priorität: Zuchtkühe, die vom bisherigen Bullen ge trennt wurden, müssen baldmöglichst wie der mit einem neuen Zuchtpartner verge sellschaftet werden. Dies betrifft z.B. die 24jährige „Tonga“ im Tiergarten WienSchönbrunn. Nach Geburt ih rer einzigen Tochter beträgt „Tongas“ Zuchtpause jetzt bereits sieben Jahre. Seit 2009 ist für „Tonga“, für ihre Tochter und auch für die aus Wuppertal eingestellte „Numbi“ kein adulter Bulle mehr im Bestand. „Drumbo“ in Dresden ist durch künstliche Be samung in einem Zoo, der keinen adulten Bul len halten kann, zur Mutter eines Bullenkalbes geworden. Weitere Versuche zur künstlichen Besamung sind in der Elbestadt zurzeit nicht vorgesehen, eine Abgabe der Elefantin in eine zur Zucht geeignete Einrichtung wird von den Verantwortlichen abgelehnt. „Kaltgestellt“ wäre bezogen auf die kinderlo sen elf Kühe zwischen 14 und 20 Jahren, die ohne Bullen gehalten werden, der falsche Begriff, denn er suggeriert die Konservierung und Verlängerung eines Zustandes. Doch ge nau das Gegenteil ist für junge Weibchen der Fall, denn der Lebensabschnitt, in dem eine Erstzucht erfolgen müsste, nähert sich für diese Tiere unaufhaltsam dem Ende. Die Kuh „Tembo“ (= „Franzi“) wurde 1992 aus Namibia importiert und ist jetzt etwa 20 Jahre alt. Sie lebt seit 18 Jahren in Augsburg. Einen Bullen kann der dortige Zoo nicht halten. „Tembo“ hat dort also die zehn, vielleicht zwölf Jahre zwi schen Pubertätsbeginn und Verlust ihrer Frucht barkeit ohne jede Chance auf Mutterschaft verbracht. Der Zoo Augsburg arbeitet beständig an der Verbesserung der Haltungsbedingungen seiner Elefanten, erweiterte die Anlage, plant noch einen Ausbau und bemüht sich, durch Be schäftigung bei seinen vier Elefanten (je zwei Afrikanische und Asiatische Kühe) keine Lange weile aufkommen zu lassen. Dass es für weibli che Elefanten keine bessere Beschäftigung geben kann, als sich um eigene Kälber zu kümmern bzw. dass Elefantenkühe ohne die se Möglichkeit nie umfassend verhaltensge recht gepflegt werden können, wird aber in Augsburg und leider auch anderswo trotz wie derholtem Nachfragen nicht zur Kenntnis ge nommen. Aus diesem Grund ist mit „Sabi“ (25 J.) in Augsburg innerhalb der letzten Jahre bereits eine Kuh für das europäische Afrikan erzuchtprogramm verloren gegangen, ohne ihre Gene weitergeben zu können. „Tembo“ wird ihr folgen. Neben Augsburg importierten in den letzten zwei Jahrzehnten auch der tschechische Zoo in Zlin Lesna, der Naturtierpark Ströhen sowie die EAZA und EEPMitglieder Erfurt und Dresden junge Elefantinnen aus dem südlichen Afrika, ohne überhaupt über Voraussetzungen zur Bul lenhaltung zu verfügen. In Ströhen, einer Einrichtung ohne EAZAStatus, werden die drei jungen Weibchen als Publikums attraktion zum Elefantenreiten genutzt. Natur schutz und Umweltbildung sind etwas anderes als Vertreter einer bedrohten Art anzuschaffen, sie für Showzwecke einzusetzen und dabei dem Erhaltungszuchtprogramm vorzuenthalten. Der Zoo von Zlin Lesna ist EAZAMitglied und präsentiert sich als modernes Naturschutzzen trum. Dort hat man eine knapp mittelgroße, wenngleich ordentlich strukturierte Elefantenan lage geschaffen, gebaut jedoch nur für Kühe. Am EEP nimmt der Zoo nicht teil. Interesse an einer eigenen Elefantenzucht schien bisher nicht vor handen – die eigenen Tiere sind ja auch noch jung genug, um für 30 oder mehr Jahre Elefan ten zeigen zu können. Angeblich möchte man in Eigenregie in den nächsten Jahren umbauen und eine Bullenhal tung nachrüsten. Für „Zola“, „Kali“ und „Ulu“ EAZA – ja, EEP – nein: die noch fruchtbaren Elefantinnen im Zoo von Zlin Lesna. Foto: S. Thielemann 8 wird dieser Ausbau zu spät kommen. Die gegen wärtig schon 14 bis 16 Jahre alten Kühe im Aus tausch gegen „Nonbreeder“ einem Zoo mit Zuchtmöglichkeit zu übergeben, wird nicht in Er wägung gezogen. Dresden holte bereits 1992 zwei junge Elefan tenkühe aus Afrika nach Deutschland und schloss sich 1999 zusammen mit Erfurt und Basel einem weiteren Importvorhaben an, das als „TuliDebakel“ (A. Haufellner 1999) un rühmlichen Eingang in die Geschichte von Tiergärtnerei, Tier und Naturschutz fand. We der Dresden noch Erfurt konnten damals einen Elefantenbullen sicher unterbringen und können dies auch heute noch nicht. Alle diese jungen Weibchen wurden aus dem südlichen Afrika importiert, um europäischen Zoos die Elefantenzucht zu ermöglichen. Die Gefahr, dass innerhalb weniger Jahre etliche zu „Non breedern“, aber nur noch die wenigsten zu erfolg reichen Müttern werden, ist groß. Dass mit „Josepha“ in Peaugres auch eine erste in Menschenhand geborene Kuh nie eine wirkli che Chance bekommen hat, selbst Mutter zu wer den, ist vor diesem Hintergrund ein Warnzeichen ersten Ranges! Der massige „Carl“ (28 J.) im Zoo Tallin hat bis heute keine Chance, sich fortzupflanzen. Foto: S. Thielemann Zuchtbullen sind im EEPRaum sogar noch seltener als Zuchtkühe. Nur 12 der 50 heute lebenden Männchen haben ihre Gene bisher weitergeben können, während andererseits 16 von 69 fruchtbaren Weibchen oh ne geeigneten Bullen stehen. Vier der gesunden adulten Bullen, davon zwei Vatertiere, stehen dem EEP nicht zur Verfügung. Zuchtkooperationen solcher Halter mit EEPZoos, bei denen die Entscheidungsvollmacht bzgl. ge zeugter Kälber nicht an das Erhaltungszuchtpro gramm übergehen würde, wären zudem höchst problematisch. Deshalb sollte man eigentlich er warten können, dass vom Zuchtprogramm bzw. den Elefantenhaltern mit fortpflanzungsfähigen Weibchen jegliche Anstrengungen unternommen werden, zumindest die anderen beiden geeigne ten Elefantenbullen in eine Zuchtsituation zu brin gen.So empfiehlt schon die Expertenkommission der EAZA Elephant Taxon Advisory Group (TAG): „Place all potential breeding bulls in a breeding si tuation.“ (EAZA 2004). Doch das ist leider nicht Perspektiven zur Zucht Afrikanischer Elefanten in Zoos Europas der Fall. Dies dürfte zu einem wesentlichen Teil daran liegen, dass derart wertvolle Tiere von ihren Besitzern nicht ohne weiteres zum Austausch freigegeben werden.Einem zumin dest zeitweiligen Austausch zuzustimmen, wä re unter den Umständen, unter denen „Carl“ und „Afrique“ zurzeit gehalten werden, wohl das Vernünftigste. Aber die Hoffnung, auch von Kühen über 30 vielleicht doch noch ein besucherattraktives Kälbchen geschenkt zu bekommen, trübt bei deren Besitzern wohl die Sicht auf die wissenschaftlichen Fakten und lässt die zweifellos wertvollen Bullen zu „totem Kapital“ werden. Während man von den genannten Elefanten bullen noch nicht weiß, ob sie fortpflanzungs fähig sind, haben 12 andere Männchen dies bereits bewiesen. Sie wären besonders geeig net, um Kühen im Teenageralter eine letzte Chance zum Fortpflanzungseinstieg zu bieten. Unverständlich bleibt darum, weshalb im EEP so wenige Bemühungen erkennbar sind, den erfolgreichsten Afrikanerzuchtbullen in Men schenobhut, den 36jährigen „Yossi“, Ramat Gan, hierfür zu gewinnen. Ein Grund ist sicher in den gigantischen Ma ßen „Yossis“ zu suchen, der ca. 3,70 m Schulterhöhe aufweist. Etliche Zoos, die gern Afrikaner züchten würden, haben aber beim Bau ihrer Anlagen nicht berechnet, wie groß ein normalwüchsiger Afrikanerbulle werden kann. Einige haben zwar Bullenställe und anlagen geschaffen, könnten aber einen adulten Bullen weder sicher noch tierge recht unterbringen. „Yossi“ ist derzeit der älteste in Menschen hand geborene Afrikanerbulle und aufgrund des lange anhaltenden Wachstums der Tier riesen auch der größte. Doch in den nächsten ein bis zwei Jahrzehnten werden etliche Bul len die 30 überschreiten und vergleichbar groß werden, darunter auch Söhne „Yossis“. Wer Afrikaner züchten will, sollte sich also dar auf einstellen, einen solchen Prachtkerl sicher unterbringen zu können. Zudem ist solch ein Bulle in Europa noch nie lebend transportiert worden. Sollte es den Zoos aber Ernst sein mit einem regulären Genaustausch durch Bullenrotation wird man sich etwas einfallen lassen müssen, um auch Bullen mit 3 ½ Metern Schulterhöhe sicher von A nach B transferieren zu können. Tech nisch sollte dies heute machbar sein. Zu wenige Zuchttiere, zu viele zuchtfähige Elefanten ohne passenden Geschlechtspart ner – viel ist im letzten Jahrzehnt nicht ge schehen, um die Zuchtsituation der ein zelnen Afrikaner zu verbessern. 4. Zu wenige Bemühungen, um Elefanten in eine Zucht situation zu bringen Ein Blick auf die Transfers Afrikanischer Elefan ten unterstreicht, dass entsprechende Anstren gungen in den letzten zehn Jahren nach gelassen haben. Zwischen 1990 und dem Jahr 2000 fanden 79 Transporte statt, von denen 41 – also mehr als die Hälfte – konkret eine Verbes serung der züchterischen Situation zur Folge ha ben sollten. Im folgenden Jahrzehnt sind sogar 96 Transporte registriert. Doch nur 29 davon – also kein Drittel der Gesamtzahl in diesem Jahr zehnt – brachten Elefanten in eine geeignete Zuchtsituation. Allerdings muss insoweit relati viert werden, als dass manche Transfers indirekt zur Verbesserung beitrugen, da nicht züchtende Elefanten gegen fruchtbare Tiere ausgetauscht wurden, so z.B. in Beekse Bergen. In den Jah ren 2008 bis 2010 fanden z.B. 20 Transporte Afrikanischer Elefanten in Europa statt. Davon sind nur vier aus züchterischer Sicht sinnvoll ge wesen. Doch für alle davon betroffenen Tiere war die züchterisch prekäre Situation, in der sie sich befanden, seit Jahren bekannt und hätte deutlich eher verändert werden können, wenn nicht müssen: • Der Transfer „Pambos“ nach Cabarceno stellt für die dortige Kuhgruppe (zuvor über vier Jahre ohne zuchterfahrenen Bullen) und den vorher auf 500 m² gehaltenen Zuchtbullen (ohne Weibchenzugang seit über sieben Jah ren) sinnvolle Verbesserungen ihrer Situatio nen dar. • „Goni“ und „Dzomba“ wurden in Amneville bzw. Beekse Bergen zur Zucht eingestellt. Al lerdings waren beide zu diesem Zeitpunkt be reits 15 bzw. 16 Jahre alt und haben für einen Zuchtbeginn wertvolle Zeit verloren. • Die in Wien zuvor nur durch künstliche Besamung zur Mutter gewordene 24jährige „Sabi“ erhält in Beekse Bergen durch Gesell schaft eines Zuchtbullen erstmals Gelegenheit zur natürlichen Fortpflanzung. Doch ihre Zuchtpause hat sich um drei Jahre auf inzwi schen neun Jahre verlängert, während sie von 2006 bis 2009 ohne Zuchtmöglichkeit mit ih rem Sohn „Abu“ als Erstbesatz im neuen Hallenser Elefantenhaus eingestellt war – oh ne Haltung eines adulten Bullen. Diesen positiven Beispielen stehen andere Transfers entgegen, die nicht zur Herstellung ei ner Zuchtsituation geeignet sind. Zwei über 20jährige Weibchen als gedachte „Zuchtpartne rinnen“ zu einem 11jährigen Jungbullen zu stel len, wie jüngst durch den Transfer von „Kinga“ und „Kitzi“ aus Katowice nach Posnan gesche hen, hat mit Bemühungen zur Elefantenzucht nichts zu tun. Beide Weibchen zählen zu den 17 Afrikanerkühen in europäischen Zoos, die zwi schen 21 und 25 Jahre alt sind und innerhalb der 9 letzten fünf Jahre von Hoffnungsträgerinnen der Erhaltungszucht zu „Nonbreedern“ geworden sind. Dies droht nun auch „Numbi“ (zuvor Wuppertal) und „Bibi“ (zuvor Berlin). Beide wurden jeweils aus einer zur Vermehrung geeigneten in eine bullenlose Haltung abgegeben und somit „se henden Auges“ aus einer Zuchtsituation „hinaus befördert“. Die Zoos von Halle, Wuppertal und Wien sind dabei auch noch EEPTeilnehmer. Die meisten subadulten Weibchen, die heute ohne Zuchtmöglichkeit gehalten werden, wurden von ihren Haltern im Alter von weni gen Jahren importiert. Wären Diskussionen um deren Abgabe nicht überflüssig, hätten die entsprechenden, oft wissenschaftlich gelei teten Zoos ihre Häuser und Anlagen einfach nur rechtzeitig ausgebaut? 5. Fehlender Ausbau von Elefantenanlagen, aber keine Konsequenzen Für „Tembo“ (= „Franzi“), Zoo Augsburg, kommt ein Ausbau der dortigen Elefantenanlage zu spät. Foto: Archiv EEG Gerade der Zeitpunkt, zu dem sich das Zeit fenster für den Zuchtbeginn jeder einzelnen Kuh geschlossen haben wird, ist ein Faktor, der praktisch seit deren Import vor einem bis zwei Jahrzehnten bekannt ist. Trotzdem hat dies aber bisher in nahezu keiner Haltung zu geeigneten Baumaßnahmen geführt. Dresden und Erfurt hatten vor zwei Jahrzehnten weder die Möglichkeit zur Bullenhaltung noch überhaupt elefantengeeignete Haltungseinrich tungen vorzuweisen, Dresden weniger als 2.000 m², Erfurt ca. 800 m². Beide Zoos pflegten alle ihre Elefanten im Direkten Kontakt. Dass mit überalterten homogenen Weibchengruppen ein dauerhafter Elefantenbestand nicht zu sichern ist, versteht sich. Dresden importierte also 1992 zwei aus ihren Familien herausgefangene Kuhkälber. Im Jahr 1999 nutzte man gemeinsam mit Erfurt und Basel die Chance, das Importverbot für Perspektiven zur Zucht Afrikanischer Elefanten in Zoos Europas Elefanten zu umgehen und weitere juvenile Waisen (Stichwort „TuliDebakel“) – je 0,2 nach Sachsen und Thüringen sowie 1,2 in die Schweiz – zu holen. Beide deutschen Zoos kündigten seit den 1990er Jahren vollmundig den zeitnahen Ausbau ihrer Haltungen an. Selbstverständlich sollte mit den Importtieren gezüchtet werden, Zoos seien ja schließlich dem „ArcheNoahPrinzip“ verpflichtet. Dresden hat sich nach eigenen Angaben an den modernsten Elefantenhaltungen orientiert, bevor dort vor 12 Jahren das neue Afrikahaus erbaut wurde. Dass man diese „modernsten“ Haltungen ausgerechnet in den USA zu finden glaubte, ist dagegen unverständlich, wenn man die schon damals miserablen Zuchtmethoden und ge schichte der Elefanten Nordamerikas kennt. Und tatsächlich: Für viel Geld wurde in Dresden ein sehr besucherattraktiver, heller Neubau erstellt, der nur leider nicht zur Bullenhaltung und somit Elefantenzucht geeignet ist und auch sonst in Funktionalität sowie Pflegersicherheit stark zu wünschen übrig lässt. Die Kühe notfalls im Ge schützten Kontakt zu betreuen, ist in Dresden nicht möglich. Heute – 11 bzw. 18 Jahre nach ihrem Import – stehen die Kühe im Teenageralter immer noch auf Anlagen unterhalb der EAZAEmpfehlungen. Immer noch wird in beiden Zoos angekündigt, dass nun endlich zeitnah ausgebaut würde, so dass die Zucht alsbald beginnen könne. Die An kündigungen tönen, als wäre keinerlei Zeit vergangen. Doch tatsächlich ist inzwischen viel Zeit ver und an den ehemaligen Kuhkälbern auch nicht spurlos vorübergegangen. Alle begin nen bereits die zweite Hälfte ihres zweiten Le bensjahrzehnts – ein Alter, in dem mindestens die Hälfte gleichaltriger Zuchtkühe schon ein bis zweimal gekalbt haben und beginnen, sich ihre eigenen Familien aufzubauen. In Dresden hat man sich – statt auszubauen – entschlossen, zigtausend Euro in die künstliche Besamung zu investieren. Zur Mutter gemacht hat dies nur ei nes der drei Weibchen, doch auch die steht, wie beschrieben, inzwischen ohne Zuchtchance und ohne Familie in Dresden. Auch in Erfurt werden seit Jahr und Tag Aus baupläne für großzügige Elefantenzuchtanlagen angekündigt, abgeändert, dann revidiert und schließlich neu veröffentlicht. Im gleichen Zeit raum wechselte die behördliche Zuständigkeit bzgl. der Haltungsgenehmigung für die Kühe zwischen der oberen und der unteren Natur schutzbehörde. Das änderte aber nichts daran, dass die Genehmigung für eine derart unbiologi sche Haltung allein durch die Aussicht auf ein nahes Bauvorhaben ein ums andere Mal verlän gert wurde. Gegenwärtig ist bis zum Jahr 2012 eine Zuchtmöglichkeit in Erfurt zu schaffen, die Kühe wären dann bereits 16 Jahre alt. Kürzlich wurde publik, dass im Fall einer nur „geringfügi gen“ Bauverzögerung eventuell eine nochmalige Verlängerung möglich werden könnte… Immer hin hat man inzwischen die Möglichkeit geschaf fen, die Elefanten ohne Direkten Kontakt zu halten, doch ein geeigneter Bulle für „Csami“ und „Seronga“ lässt sich auf der selbst für Kühe untragbar kleinen Anlage natürlich nicht unter bringen. 2010 soll nun endlich die Ausschreibung für die geplante Erweiterung erfolgen – die Ausschrei bung wohlgemerkt, nicht der Baubeginn. Doch wer hofft, in vielleicht zwei oder drei Jahren die ersten Kälbchen feiern oder sich doch wenigs tens über die Ankunft eines geeigneten Bullen freuen zu können, macht die berühmte Milch mädchenrechnung auf, ohne zuvor auf die biolo gische Uhr von „Csami“ und „Seronga“ geschaut zu haben. „Seronga“ (links) und „Csami“ in Erfurt. Foto: M. Hachenberg Ein solches Bauvorhaben ist sicher nicht vor Ab lauf von zwei Jahren zu realisieren, zumal aktuell weder der Grundstein gelegt wurde noch zumin dest konkrete Planungen bestehen. Hinzu kommt die Zyklussensibilität speziell Afrikani scher Elefanten. Allein durch das Bauvorhaben könnten die Geschlechtszyklen der beiden mög licherweise empfindlich und anhaltend gestört werden. Steht der Neubau, wäre ein Zuchtpart ner für „Csami“ und „Seronga“ zu finden. Erinnert man sich aber an die sozialen Voraussetzungen, die ein Bulle erfüllen muss, um von nahezu adul ten Kühen als Geschlechtspartner akzeptiert zu werden, zeigt der Blick auf den Bullenbestand in Europa eines deutlich: Erfurt würde wohl keines der wenigen geeigneten Männchen zeitnah von deren eher restriktiv handelnden Besitzern aus lösen und bei sich einstellen können. Einen un erfahrenen Bullen unter 15 Jahren zu übernehmen, würde die Kühe einer Mutter schaft wohl genauso wenig näher bringen wie weiter bullenlos zu leben. Doch selbst wenn sich all diese Probleme zeitnah – also vielleicht inner halb der nächsten drei bis vier Jahre – lösen lie ßen, wären die Kühe dann mit 17 oder 18 Jahren in einem sehr fortgeschrittenen Alter für erste erfolgreiche Paarungen. Objektiv betrach tet sind sie das auch heute mit 14 Jahren schon. In der Summe aller Einflussfaktoren wird wahscheinlich keine der bisher ungekalbten Kü 10 he an ihren derzeitigen Haltungsorten zur Erst zucht zu bringen sein, weder in Dresden noch in Erfurt. Das Schicksal, zur „alten Jungfer“ zu wer den, ist für alle vier Afrikanerkühe vorprogram miert. Abgesehen vom Trauma ihre Familien zu verlieren, werden sie auch selbst keine eigene Familiengruppe aufbauen können. Den genetisch im Zuchtgeschehen noch nicht vertretenen Hoffnungsträgerinnen der Erhaltungszucht wird kein verhaltensgerech tes Leben beschieden sein, sofern sie noch länger in ihren jetzigen Zoos verbleiben. Bei de Zoos sind, man wagt es kaum zu schrei ben, Mitglied von EAZA und AfrikanerEEP und bekennen sich offiziell zu deren Zielen und Prinzipien. Für diese jungen „TuliImporte“ ist es auf ihrer biologischen Uhr heute schon fünf vor zwölf. Die einzige verbliebene Chance, wenigstens mit einigen dieser Tiere noch den Genpool des euro päischen Afrikanerbestandes aufzustocken, be stünde in einer sofortigen Abgabe aller Kühe an einen Zoo, der neben geeigneten Haltungsein richtungen auch einen geeigneten adulten Bullen bereit hält. Doch nach eigener Angabe der jetzi gen Halter sind bisher weder Anfragen anderer Zoos noch entsprechende Abgabeempfehlungen seitens des EEPs gestellt worden. Doch auch in anderen Zoologischen Gärten wä ren Um und Ausbauten dringend erforderlich, wenn man dort unter zeitgemäßen Vorausset zungen Elefanten züchten wollte. Der Zoo Lissabon hielt bis vor wenigen Jahren beide Elefantenarten. Nach Abgabe der Asiaten wird deren kleine Anlage für den Afrikanischen Zuchtbullen „John“ genutzt. Er lebt damit dau erhaft auf 650 m². Seinen drei Weibchen samt Nachwuchs steht auf einer ebenfalls wenig ge eigneten Anlage mit 850 m² kaum mehr Fläche zur Verfügung. Auf 1.500 m² kann man keine verhaltens gerechte Elefantenhaltung etablieren, der Auf bau einer Mutterfamilie gemäß den Forderun gen des EAZA Elephant TAG ist hier nicht möglich (siehe auch ZOO AKTUELL). Kleinflächig sind die Haltungsmöglichkeiten für die Afrikaner im Zoo Basel, wo den fünf Kühen – darunter zwei, von denen man auf Nachwuchs hofft – wenig mehr als 1.000 m², dem Bullen so gar nur ca. 300 m² zugedacht sind. Im Tiergarten WienSchönbrunn wird ge genwärtig das Europäische Erhaltungszuchtpro gramm für Afrikanische Elefanten koordiniert. Die lang gestreckte, ca.3.000 m² große Herdenanla ge ist für einen großen Bullen angeblich nicht ausbruchssicher. Die 2003 Mutter gewordene „Tonga“ hätte zur Paarung zum Bullen gestellt werden müssen, weigerte sich aber, das Gelass von Zuchtbulle „Pambo“ zu betreten. Über sie Perspektiven zur Zucht Afrikanischer Elefanten in Zoos Europas ben Jahre lang standen somit Zuchttiere beider lei Geschlechts ohne Chance auf Fortpflanzung in Wien, weil in dieser Zeit kein Interesse be stand, die Herdenanlage bullensicher nachzu rüsten und „Pambo“ Zugang zu „Tonga“ zu gewähren. Nach Abgabe des Bullen und der sinnlosen Übernahme der Zuchtkuh „Numbi“ aus Wupper tal sind in diesem finanziell gut ausgestatteten Traditionszoo keine Bemühungen erkennbar, dies zu ändern. Zuchtkuh „Tonga“, 24 Jahre (rechts), mit Tochter „Mongu“ in Wien, hatte nach ihrer Erstgeburt keine reelle Chance zur Weiterzucht. Foto: N.Keese Der Zoo Osnabrück gliederte seiner Herdenan lage 2006 ein Bullenaußengehege samt Bullen haus an. Die Stärke der Zaunelemente von Haupt und Bullenanlage sowie die Ausführung der Tore machen die sichere Haltung eines nor malwüchsigen adulten Bullen aber praktisch un möglich. In der ebenfalls 2006 geschaffenen neuen Hal tung des Bergzoos Halle soll ebenfalls Elefan tenzucht möglich werden. Obwohl für die gesamte Außenanlage keine 3.000 m² zur Verfü gung standen, hat man an der Rückseite noch eine so genannte Bullenanlage abgeteilt. Dieser Kraal ist zwar 50 Meter lang, weist aber nur an 2 Stellen eine Breite von 10 Metern auf, während die schmaleren Bereiche zwischen etwa acht und weniger als sechs (!) Metern variieren. Wenn man bedenkt, dass sehr große Afrikaner bullen eine KopfRumpfLänge von bis zu sie beneinhalb Metern erreichen, könnte sich ein solches Tier in diesem Betongang an mehreren Stellen nicht einmal problemlos umdrehen. Einen adulten Bullen in diesem Gelass verhal tensgerecht zu pflegen ist nicht denkbar. Sanktionen oder Abzug zuchtfähiger Tiere sei tens des EEP stehen aber nicht zur Diskussion. Die Konsequenzen unzureichender Haltungsvor aussetzungen in diesen Zoos bekommen somit einzig deren Elefanten und dadurch die gesam ten Bemühungen zur Arterhaltung in Menschen obhut zu spüren. Sanktionen, Abzug noch fruchtbarer Elefanten und Vorschläge für Bestandsveränderungen sind im Erhaltungszuchtprogramm für den Asiati schen Elefanten dagegen nicht nur Worthülsen, sondern bei Bedarf konkrete Praxis. GuteKontakteundharteArbeit, VertrauenundKooperations bereitschaft–Basisfüreinfunk tionierendesZuchtprogramm Ein Koordinator ist zwar vordergründig für die Entwicklung des europäischen Gesamtbestan des zuständig. Will er Kooperation von den Mit gliedszoos erreichen, muss sein Augenmerk aber auch auf eine möglichst positive Entwick lung jeder einzelnen Einrichtung gerichtet sein. Dieser Balanceakt erfordert, über die jeweiligen Gegebenheiten, Bedürfnisse und Veränderun gen eines jeden Halters genau Bescheid zu wis sen. Dies bedeutet für den Verantwortlichen, in tensive Kontakte zu allen beteiligten Zoos zu pflegen und ist mit einem enormen Arbeits aufkommen und Zeitaufwand verbunden. Notwendige Transfers werden vom zuständi gen Koordinator vorrausschauend und z.T. auf Jahre im Voraus geplant. Die Teilnahme am EEP hilft konkret auch dem einzelnen Halter. Ihm werden etliche Sorgen und Mühen bei der Vermittlung eigener Nachzuchten abgenommen. Zoos mit guten Haltungsstan dards können darauf bauen, dass die Koordinati on ihnen beim Erhalt von Zuchttieren oder beim Austausch von Bullen behilflich ist. Dies erspart jedem Kurator neben hohem Arbeits auch den damit verbundenen Zeitaufwand, abgesehen von der Tatsache, dass zuchtfähige Elefanten kaum auf andere Weise erhältlich wären. Den Aufforderungen des EEPs nachzukom men, hilft somit nicht nur den Bemühungen zur Arterhaltung in Menschenhand. Es stabi lisiert langfristig das Wohlergehen der einzel nen Einrichtung. Koordination wird nur durch Kooperation mög lich, Kooperation wiederum erfordert Vertrauen zwischen den Beteiligten. Ein Populationsmanagement funktioniert nur, wenn die teilnehmenden Zoos bereit sind, einen Teil der eigenen Verfügungsgewalt an den Koordinator zu delegieren. Hierzu zählt, Tiere auf Anfrage hin frei bzw. abzugeben, auch wenn dies im Einzelfall den persönli chen Vorlieben einer Zooleitung nicht gefal len mag. Veränderungsbedürftig sind neben den Tierbe ständen aber oft auch Anlagen und Häuser. Der Koordinator kann und muss deshalb auch for dern, noch unzureichende Haltungsvorausset zungen zeitnah abzuändern. Ein Um bzw. Ausbau kann zwar betriebswirtschaftliche Um planungen im betroffenen Zoo erfordern. Aber anders lässt sich eine stetige Verbesserung der Haltungsqualität oft nicht erreichen. 11 Bessere Haltungsumstände dienen aber letzt lich dem Wohlbefinden der gehaltenen Elefan ten und dem Ansehen der Tiergärtnerei. Kommt der Zoo den Aufforderungen des Koordina tors nicht nach, drohen Sanktionen und ggf. auch der Abzug zuchtfähiger Tiere durch das EEP, wie aktuell für die jüngeren Asiatischen Ele fanten in Münster diskutiert wird. Eine Teilnahme am Zuchtprogramm bedingt für den einzelnen Zoo, die Forderungen der EAZA Expertenkommission des Elephant TAG anzuer kennen. Wenn die Führungskräfte eines Zoos sich mit den vom eigenen Dachverband entwi ckelten Standards offensichtlich nicht identifizie ren können, kann deren Zoo nicht im Zuchtprogramm verbleiben (ähnliche Überlegun gen zur Mitgliedschaft in der EAZA sollten ge führt werden). Dies schafft diverse Nachteile, die die Vorteile der „freien Verfügung“ über „eigene“ Tiere deutlich mindern. Hierzu zählen auch Pro bleme, die im eigenen Bestand überzähligen Elefanten abzugeben, da andere EEP–Mitglie der solche Tiere im Regelfall nicht aufnehmen sollen, sofern die Verfügungsgewalt nicht auf das Zuchtprogramm übergeht. Da die Entwicklungen im Erhaltungszuchtpro gramm für Asiatische Elefanten für sich spre chen, ist die Bereitschaft, den Aufforderungen des Koordinators nachzukommen, unter den Mitgliedern offenbar hoch. Nur Einrichtungen mit rückwärts gewandter tiergärtnerischer Auffas sung, vor allem in Osteuropa, Italien und Berlin, nehmen nicht teil. Bei ohnehin nur 213 im EEPEinzugsbereich lebenden Afrikanern ist die Zuchtbasis mit 12 Zuchtbullen und 29 sicher fruchtbaren Müt tern keineswegs solide zu nennen. Für das Zuchtprogramm des Afrikanischen Ele fanten wären unter Schirmherrschaft der EAZA ähnliche Vorgehensweisen wie bei den Asiaten denkbar. Doch bestehen hier etwas abweichen de Rahmenbedingungen und auch Handhabun gen. Von 54 Haltern Afrikanischer Elefanten sind acht nicht Mitglied der EAZA. Insgesamt zehn Ein richtungen nehmen nicht am Zuchtprogramm teil. Dies entspricht 18 % aller Halter. Leider gehören hierzu auch zwei EAZA Mitgliedszoos (Tierpark Berlin und Zlin Lesna). In den Zoos von Halle und Osnabrück sind zudem noch Elefanten aus dem Bestand des Tierparks Berlin eingestellt, über die weiter dessen Direktor verfügen kann. Auf 8,15 Afrikanische Elefanten kann das EEP somit keinen Einfluss nehmen. Deren Anteil an den 213 Tieren im gesamten EEP Raum liegt bei knapp 11 %. Etliche dieser Ele fanten sind keine „Nonbreeder“, sondern wären für das instabile Zuchtprogramm sehr wichtig. Perspektiven zur Zucht Afrikanischer Elefanten in Zoos Europas Dies betrifft zwei von 12 Zuchtbullen in Europa (Tierpark Berlin, Hodenhagen) sowie zwei adulte Bullen in Fasano und Stukenbrock. Von 29 Zuchtkühen mit weiterem Fortpflanzungspotenzi al werden vier in Zoos ohne EEPKoordination gehalten (Tierpark Berlin, Halle und Hodenha gen) und von den für den Zuchteintritt geeigne ten jungen Kühen sogar ein Fünftel (acht von 40 Tieren). Erschwerend kommt hinzu, dass die Be reitschaft zur Zusammenarbeit auch bei et lichen als EEPMitglieder geführten Haltern nur ungenügend ausgeprägt ist. Die WAZA, der Dachverband der wissenschaft lich geleiteten Zoos, schreibt hierzu in ihrer WeltNaturschutzStrategie: „Ein Zoo oder Aquarium kann nicht alleine alle Aufgaben zum Schutz der biolgischen Vielfalt wahrnehmen…“ Weiter heißt es: „Berufsverbände haben sich als äußerst wirkungsvolle Instrumente gezeigt, Verbesserungen in Zoos und Aquarien herbei zuführen. Zooverbände müssen ein „Natur schutzgewissen“ entwickeln, das die Aktivitäten ihrer Mitglieder in einen gemeinsamen ethi schen und technischen Rahmen einbindet.“ (WAZA 2006). Aber die Zoos selbst verhalten sich gegenüber den Theorien ihres Dachverbandes recht unter schiedlich. Einige befinden sich in der Entwick lung vom althergebrachten Zoo zum Natur schutzzentrum auf einem guten Weg, andere stecken bildlich gesprochen dabei eher noch in den Kinderschuhen, wieder andere – um bei dem gewählten Bild zu bleiben – sogar noch in der „Trotzphase“. Dies betrifft gerade auch eini ge Zoos, die über Tiere verfügen, die für das Zuchtprogramm von großer Bedeutung wären, so Augsburg, Dresden und Erfurt mit zusam men fünf Teenagerkühen und einem Muttertier sowie Sigean und Howletts vorrangig bzgl. ihrer Zuchtbullen. Längst überfällige Ausbaumaß nahmen werden wie beschrieben in Lissabon, Dresden und Erfurt kontinuierlich verzögert. Für Sanktionen gegenüber unkooperativen Mitglie dern gibt es aber anders als im AsiatenEEP keinerlei Anhalt. Insgesamt können ein Drittel aller zuchtfähi gen jungen Kühe (13 Tiere), ebenfalls ein Drittel aller Zuchtbullen (4 Tiere) sowie 17 % der Zuchtkühe nicht in konkrete Planungen eines koordinierten Zuchtmanagements ein bezogen werden, rechnet man die Bestände von NichtEEPTeilnehmern und nicht zur Zusammenarbeit gewillten Mitgliedern zu sammen. Vor diesem Hintergrund ist das Europäische Er haltungszuchtprogramm für Afrikanische Ele fanten momentan kaum handlungsfähig. Zuchtabsprachen zwischen einzelnen Zoos scheinen ein europaweit koordiniertes Zuchtma nagement nicht ersetzen zu können. Stattdessen erschweren sie dessen Arbeit mitunter nicht un erheblich. Private Absprachen sind Folgen ungenügender Zucht erfolge, behindern aber koor dinierte Zuchtbemühungen Schon aus Gründen der Planungssicherheit müssen beim Zuchtprogramm für Asiaten Teilnehmer, die nicht zum EEP gehörende Tiere aufnehmen, selbst mit Konsequenzen bis hin zum Verlust der eigenen EEPZugehörigkeit rechnen. Zuchtfähige Elefanten beziehen enga gierte Zoos deshalb tunlichst aus den Reihen des eigenen Zuchtprogramms – und sie erhal ten solche Tiere auch aufgrund eines guten Managements. Gegenseitiges Vertrauen be währt sich hier. Für Zoos, die nicht am Zucht programm für Asiatische Elefanten teilnehmen, bleiben als mögliche Abgabezoos deshalb nur andere Nichtmitglieder. Aufgrund der geringen Auswahl sind dies oft Zoos mit geringeren Hal tungsstandards. Die eigenen Nachzuchten außerhalb des EEPs in gute Haltungen zu vermitteln, ist deshalb nicht zu gewährleisten. Im Afrikanerzuchtprogramm gibt es keine Spur von derartiger Konsequenz. Aktuell bestes Beispiel: Die Abgabepolitik des nicht im EEP mitarbeitenden Berliner Tierparkdi rektors, von der auch am EEP beteiligte Zoos betroffen sind: Zwei zur Fortpflanzung geeignete junge Nach zuchtweibchen, eine Zuchtkuh mit dreijähriger Tochter und einen subadulten Nachzuchtbullen hat Berlin gegenwärtig in den Zoos von Osna brück und Halle eingestellt. Sowohl Osnabrück als auch Halle nehmen zwar am EEP teil, haben aber durch das Zuchtprogramm selbst bisher keine Elefan ten erhalten, die ihnen ein eigenes Zuchtge schehen ermöglicht hätten. So sind gegenwärtig beide Parks auf die Tier parkelefanten angewiesen, wenn sie ihre Nach wuchshoffnungen nicht aufgeben wollen. Doch selbst wenn sich mit Hilfe eines vom EEP zur Verfügung gestellten Bullen dort ein Zuchtge schehen entwickeln würde – das weitere Schicksal aller dortigen Elefanten wäre unklar. Entscheidet nämlich weiter nur Berlins Direktor über die Zukunft „seiner“ Tiere, können diese nicht regulär in die Planungen des EEPs einbe zogen werden. Für entstehende Nachzuchten würde gleiches gelten – durch Absprachen et wa, nach denen jedes 2. Jungtier nicht dem EEP, sondern Berlin gehören würde. Ein hoher Unsicherheitsfaktor, fehlende Möglichkeiten zu künftigen Planungen und ein Verlust an Zucht kapazitäten wären die Folgen für das Erhal tungszuchtprogramm. 12 Zuchtkuh „Bibi“ (25 J., hinten) 2006 mit ihrer ersten Tochter „Matibi“. Die Erstgeborene wurde ihr wenige Wochen nach dieser Aufnahme weggenommen. Foto: Archiv EEG Auch ob wenigstens Mutter „Bibi“ mit Tochter „Panya“ lebenslang zusammenbleiben und sich eine eigene Familie aufbauen darf, ist un gewiss. Da beide noch Berlin gehören, können „Freundschaftsdienste“ des dortigen Direktors gegenüber befreundeten Kollegen bewirken, dass „Panya“ auf Verlangen einem anderen Zoo zur Verfügung gestellt werden muss. So wurde vom OpelZoo Kronberg schon 2009 der Presse gegenüber verkündet, dass nach Fertig stellung der neuen Anlage zwei noch juvenile Afrikanerkühe aus dem Tierpark Berlin das Zuchtgeschehen ermöglichen würden. Später wurde für Posnan gleiches angekündigt. Auch Kronberg und Posnan nehmen offiziell am Erhaltungszuchtprogramm für Afrikanische Elefanten teil. Kontinuierliche Erfolge, die allein auf das Konto koordinierten Zuchtmanagements ge hen, hat das AfrikanerEEP noch nicht vorzu weisen. Zuchtfähige Tiere sind innerhalb Eu ropas nicht ohne weiteres erhältlich. Nachzuch ten aus Einrichtungen, die nicht dem Erhaltungs zuchtprogramm angehören, sind deshalb ein verlockender Anreiz, zuzugreifen – besser so ein Tier als gar keines. Es mag auch verständlich klingen, wenn EEPMitglieder mit gefragten zuchtfähigen Tieren ihre Elefanten nicht ohne weiteres zum Austausch freigeben. Einen zucht fähigen Bullen z.B. abzugeben, ohne zu wissen, ob von Seiten des EEPs in angemessener Zeit für adäquaten Ersatz gesorgt wird bzw. ob auf grund fehlender Kooperationsbereitschaft ande rer Mitglieder überhaupt dafür gesorgt werden kann, wird sich jeder Halter gut überlegen. Deshalb klagen beispielsweise Zoos, die sich um einen Familienaufbau durch ihre Zuchtkü he mit Töchtern bemühen, über massive Pro bleme, den Zuchtbullen zu tauschen. Besinnt man sich jedoch auf die Feststellungen der WAZA, wird klar, dass einzelne Zoos mit ih ren isolierten Zuchtgruppen den Afrikanischen Elefanten keinesfalls allein für die Zoowelt be wahren können. Perspektiven zur Zucht Afrikanischer Elefanten in Zoos Europas Neuimporte aus Afrika – eine Hintertür? Bis zum Einfuhrverbot für die Rüsseltiere war ein Nachschub durch Wildfangimporte einfa cher, als Voraussetzungen zur Elefantenzucht zu schaffen. Seit 1989 sind Importe Afrikani scher Elefanten durch Artenschutzbestimmun gen kaum noch möglich. Die rüsselschwen kenden Flaggschiffe weiter präsentieren zu können, erfordert folglich eigene Nachzuchten zum Aufbau einer sich selbst erhaltenden Po pulation – eigentlich eine simple Schlussfolge rung. Einundzwanzig Jahre nach Inkrafttreten des Importverbots sind züchtende Elefanten in Eu ropa immer noch selten. Zoos mit Zuchtambi tionen haben Probleme, fortpflanzungsfähige Tiere zu erhalten. Trotz der Artenschutzbe stimmungen wurden allein seit dem Jahr 1990 weitere 53 Afrikaner importiert. Aufgabe, sich um ihren Nachwuchs kümmern zu dürfen, kann man in Menschhand aber kein wirklich verhaltensgerechtes Leben bieten. Den seit 1990 aus Afrika nach Europa geholten Dickhäutern wird es nur wenig besser ergehen. Von den davon noch leben den Tieren sind 33 Weibchen im Alter zwi schen 13 und 20 Jahren. Aber mindestens 20 davon werden nach Stand der Dinge keinen Nachwuchs mehr bekommen. Ein Drittel der 33 jungen Importweibchen wird ohne Bullen gehalten. Neun weitere Kühe verbringen die sen wesentlichen Lebensabschnitt mit einem Männchen, von dem sie wahrscheinlich nicht mehr trächtig werden. Kaum ein Drittel der importierten Kühe zur Fortpflanzung zu bringen, reicht nicht aus, um einen zur Selbsterhaltung fähigen Zoobestand an Afrikanischen Elefanten aufzubauen. Import, dann 2 ½ Jahrzehnte Ausstellung auf 700 m²: keine Chance für „Mwana“, Zoo Magdeburg, auf Nachzucht. Fotos: Archiv EEG Import, dann 2 ½ Jahrzehnte Stillstand ohne Bullen tausch: die Weibchen aus Dvur Kralove sind Ende 20 und zu alt zur Erstzucht. Unsere Zoopopulation besteht immer noch zu 70 % aus Importtieren. Dabei gelingt es seit Mitte der 1970er Jahre und den Erfolgen in Ramat Gan mehr oder weniger regelmäßig, Afrikaner in Menschenhand nachzuziehen. Trotzdem bilden auch im Jahr 2010 immer noch Wildfänge die Basis des europäischen Zuchtgeschehens, nicht die bereits im Zoo zur Welt gekommenen Steppenelefanten. Ihr Anteil an den gegenwärtig fruchtbaren Zooafrikanern liegt bei über 70 % (73 Im porttiere gegenüber 29 Zoonachzuchten). Doch was nun? Der Grund, weshalb Europas Zoos ihren Bedarf an Afrikanischen Elefanten nicht selbst decken können ist nicht darin zu se hen, dass es zu wenig zuchtgeeignete Tie re gab bzw. gibt. Grund ist einzig, dass die Zoos ihre „tierischen Ressourcen“ für die Zucht weder in der Vergangenheit noch heute ausreichend nutzen. Die Schicksale der aus dem Freiland impor tierten Wildfänge geben Zeugnis davon: 66 in Menschenobhut unfruchtbar gewordene Afrikaner leben gegenwärtig in europäischen Tiergärten und weisen diese Defizite nach. Elefantenkühen ohne eigene Familie und die Der Afrikanische Elefant gehört zu den vom Aussterben bedrohten Tierarten, wie 2010 auf der CITESKonferenz nochmals bestätigt wur de. Gemäß dem Selbstverständnis zeitgemä ßer Tiergärtnerei sollen Exemplare solcher Arten nicht importiert werden. Akzeptiert wird eine Einfuhr von der EAZA allenfalls, sofern dies zur Erhaltung der Zoobestände un umgänglich ist. Mögliche zu importierende Afrikanerkälber aus den natürlichen Vorkommensgebieten sind fast ausnahmslos Waisen aus Abschüssen zur Bestandsregulierung und damit extrem trau matisiert (Garaï 2001). Viele überleben die erste Zeit in Gefangenschaft nicht. Alle Wild fänge in europäischen Zoos (und Circussen) haben dieses Schicksal durchleben müssen. Wollen Zoos ihren selbst formulierten An sprüchen gerecht werden, ist schon aus Tierschutzgründen ein Import weiterer derart vom Menschen geschädigter Wai senkälber nicht vertretbar. 13 Gleiches gilt für den Artenschutzaspekt im Frei land sowie den Anspruch an die „ArcheNoah Funktion“ von Zoos. Auf das Dilemma des sogenannten „culling“ und die oft lebenslangen schwerwiegenden psychischen, oft auch körperlichen Folgen für die betroffenen Elefanten (PTSD, Stereotypi en, Minderwuchs etc.) hinzuweisen, gehört zum Naturschutz und Bildungsauftrag zeit gemäßer Tiergärtnerei. In diesem Zusammenhang ist eine Einfuhr und Ausstellung solcher schwer traumatisier ter Tiere der Öffentlichkeit nicht zu vermitteln, insbesondere nicht vor dem Hintergrund der selbstdefinierten Ansprüche. Die vorliegenden Daten weisen zudem nach, dass der Aufbau eines selbsterhaltenden Be standes Afrikanischer Elefanten in Europa oh ne weitere Importe möglich ist. Ausreichend (noch) zuchtfähige, unverwandte Tiere sind im Jahr 2010 im EEP Raum vorhanden. Wesentliches Ziel muss es deshalb sein, alle Tiere, die noch über biologisches Fort pflanzungspotenzial verfügen, zur Zucht zu bringen. Dies betrifft neben den im EEP bereits erzielten Nachzuchttieren mög lichst alle 41 fruchtbaren Wildfänge, die bisher nicht züchten konnten. Hier schlum mern ungenutzte Kapazitäten. Sollte diese Aufgabe jedoch misslingen, darf dies um gekehrt kein Freibrief für neuerliche Impor te junger Wildelefanten sein. Traumatisiert nach Abschuss ihrer Familien: ob die sechs nach Valencia importierten Jungkühe je züchten werden, ist ungewiss. Foto: N. Keese Über die Folgen der „Culling“Bestandsab schüsse für die überlebenden Waisenkälber in formieren wir Sie in den Artikeln von Dr. Marion Garaϊ in diesem und im folgenden Elefanten Magazin. Perspektiven zur Zucht Afrikanischer Elefanten in Zoos Europas Uns gehört die Zukunft – Die Situation Afrikanischer Elefanten in Nordamerika als mahnendes Beispiel Was passieren könnte, wenn die Verantwortli chen auf Zoo, EEP und EAZAEbene nicht bzw. nicht schnell genug handeln, lässt sich an hand der Bestandssituation Afrikanischer Ele fanten in Nordamerika erahnen. Der Blick auf die Entwicklungen jenseits des „großen Tei ches“ kann eine Form von „worst case“ Szena rio ermöglichen. Die Zustände im Einfluss bereich von AZA und SSP führen dem Betrach ter vor Augen, was bei ungünstiger Weichen stellung auch in Europa innerhalb von zwei Jahrzehnten passieren könnte. Wissenschaftler wie Janine Brown sagen voraus, dass die bisher zu geringen Fort pflanzungsraten zum Zusammenbruch des Afrikanerbestandes in Nordamerika führen werden. Dies wird es für die dortigen Zoos erforderlich machen, Elefanten aus Afrika zu importieren (Brown et al. 2004). Von 55 Zoos und Privathaltern züchten gegen wärtig nur drei Zoos ausschließlich auf natürli chem Weg (Montgomery, Pittsburgh, San Diego WAP). Hinzu kommt das Disney Animal King dom mit Zucht nach natürlicher und künstlicher Befruchtung. Bei vier anderen Haltern wäre theoretisch noch Nachwuchs möglich, doch ent weder haben die Bullen sich bisher nicht be währt oder sind für die Zuchtkühe noch zu jung. In sieben weiteren Zoos haben insgesamt acht Kühe nach künstlicher Besamung Kälber zur Welt gebracht. In deren Haltungen ist an natürli che Fortpflanzung nicht zu denken: Bei den zwei Zuchtkühen in Indianapolis steht ein zu junger Bulle und in Toledo nur der 8jährige Sohn der Zuchtkuh. Nach Bullenabgabe hält Tampa gegenwärtig kein Männchen und in vier weiteren Zoos ist gar keine Bullenhaltung mög lich. Zusätzliches züchterisches Potenzial bö ten sieben adulte Bullen, die bei ungeeigneten Kühen „kaltgestellt“ sind. Drei davon sind Zucht bullen. Insgesamt sind von 186 Afrikanern nur 11,16 Tiere (14 v. H.) in einer günstigen Zuchtsitua tion. Positive Ausnahme in Nordamerika ist der San Diego WAP mit seinen zwei adulten Bullen und sechs zur Zucht geeigneten Kühen. Ohne die sen Halter leben sogar nur 9,10 Tiere in guter Situation zur Fortpflanzung – 11 v. H. insge samt und sogar weniger als sieben v. H. der Weibchen! Eine zukünftige Verbesserung der Situation durch Zoonachzuchten steht nicht zu erwarten: In ganz Nordamerika leben gegenwärtig nur vier (!) junge Kühe im fruchtbaren Alter zwi schen acht und 20 Jahren. Davon ist nur eine – bezeichnenderweise wieder um im Wild Animal Park – in zur Zucht aussichts reicher Position. Die 11 weiblichen Kälber unter acht Jahren werden den Negativtrend nicht auf halten können. Zu Beginn des Jahres 2010 macht der Anteil in Nordamerika geborener Zooafrikaner nur 16 % aus (30 Tiere), davon sind 16 weiblichen Geschlechts. Von diesen haben sich aber nur zwei Tiere, „Asali“ und „Moja“ (= „Margo“) fortgepflanzt, erstere nur nach künstlicher Be samung. Dem gegenüber hatten 81 Kühe, die jetzt bereits über 20 Jahre alt sind, nie Gelegenheit, sich zu paaren. Zusammen mit den 23 Kühen, die sich nicht fortgepflanzt haben, weil sie zu spät oder bei ungeeigneten männlichen Partnern zu Zucht zwecken eingestellt wurden, sind dies 104 Ein zelnachweise (56% des Bestandes) für eine nicht funktionierende Zuchtkoordination in Nordameri ka. In Menschenhand geboren und nur durch Men schenhand trächtig geworden: „Asali“ (25 J., Zoo Memphis). Foto: T. Dornbusch Dass an einigen dieser zur Zucht zu alten Ele fantinnen noch Versuche der künstlichen Besa mung angestellt werden, wird an der aussichtslosen Gesamtsituation nichts ändern. Insgesamt also keine guten Aussichten für die nächste Generation, deren Wohl und Wehe von einem menschlichen Management abhängt, das in der Vergangenheit – vorsichtig ausgedrückt – wenig Gespür für die tatsächlichen Erfordernisse der Elefantenzucht bewiesen hat. Doch wie kommt solch ein Dilemma zustande, vorzugsweise in einem Land der westlichen Welt, das marktwirtschaftlich durchorganisiert, dem Fortschritt zugewandt und besser techni siert ist, als so viele andere? War die Ausgangs situation von vornherein ausweglos? Nein, das war sie nicht! Vor knapp 1 ½ Jahrzehnten im Jahr 1996 sind bei Zoos und Privathaltern exakt genauso viele Afrikaelefanten gelistet wie heute, nämlich 186 (24,162). Doch war vor 14 Jahren ein deutlich höherer An teil dieser Tiere noch fruchtbar. Damals züchtete nur der Zoo Oakland. Zusam men mit dessen Zuchttieren lebten zu diesem Zeitpunkt 3,7 Steppenelefanten in ganz Nord 14 amerika, die sich überhaupt je fortgepflanzt hat ten. Bei neun weiteren Haltern konnte aber mit Nachwuchs gerechnet werden. In guter Zuchtsi tuation befanden sich somit 16,22 Elefanten (zwei Drittel der Bullen und immerhin 13 v. H. Kühen). Weitere 15 Bullen im Alter ab acht Jah ren sowie 79 zur Zucht geeignete Jungkühe zwi schen acht und 20 Jahren wurden bei weiteren Haltern im Bestand geführt. Dies waren zwanzigmal mehr Jungkühe, als 2010 vorhanden sind! Somit schien demogra phisch die Ausgangsbasis vorhanden zu sein, ei ne sich selbst erhaltende Population in Nordamerika aufzubauen. Allerdings lebten 59 der 79 Jungkühe ganz ohne Partner, drei ehe malige Zuchtkühe hatten keinen Zugang zum Zuchtbullen. Bei gutem Populationsmanagement wäre bei einem ehemals so jungen Ausgangsbestand zu erwarten gewesen, dass aus der Gruppe der acht bis 20jährigen Jungkühe zum über wiegenden Teil Zuchtkühe hervorgehen, aber kaum „Nonbreeder“. Deren Zahl hätte sich somit bzgl. der natürlichen demografischen Entwicklung reduzieren, die Ge samtpopulation dagegen vergrößern müssen. Zu wenig Zoos mit Möglichkeit zur Bullenhal tung und nur wenige fruchtbare Weibchen, die auch noch überwiegend ohne Männchen ge halten werden, bedeuten massive Probleme auf dem Weg zum Erhalt der Zoobestände. Der Weltzooverband hat den Anspruch, in sei nen Mitgliedszoos Wildtiere verhaltensgerecht zu pflegen und zu züchten. Einzige logische Konse quenz wäre die zügige Schaffung geeigneter Haltungseinrichtungen in allen an Zucht interes sierten Einrichtungen gewesen. Zudem hätten eigentlich „nur“ möglichst alle fruchtbaren Elefan ten in solchen Zuchtzentren die Chance zur na türlichen Vermehrung erhalten müssen. Eigentlich. Unter Schirmherrschaft von AZA und SSP war und ist dies nicht umsetzbar. Über Jahrzehnte sind in Nordamerika prak tisch keinerlei Veränderungen in der Hal tung Afrikanischer Elefanten vorgenom men worden, die ein kontinuierliches Zuchtgeschehen ins Leben gerufen hätten. Geld – oder vielmehr Interesse – für einen ele fantengerechten Ausbau ihrer Haltungseinrich tungen schien im SSPBereich kaum vorhanden zu sein. Nur wenige Halter schufen großzügige Anlagen mit Eignung zu Bullenhaltung und Zucht. Auch von der hohen Anzahl fruchtbarer junger Steppenelefanten, die ohne geeignete Ge schlechtspartner gehalten wurden, hat man viel zu wenige in zur Zucht geeignete Zoos über stellt. So wurden viel zu viele der ehemals aus sichtsreichen Jungkühe stillschweigend älter und älter und irgendwann zu alt zur Zucht. Perspektiven zur Zucht Afrikanischer Elefanten in Zoos Europas Ein Blick auf das Transportgeschehen im SSPRaum bestätigt dies. Ende der 90er Jah re wurden rund 60 zuchtfähige Afrikaner bei derlei Geschlechts ohne geeignete Zuchtpart ner gehalten. In den letzten zehn Jahren fanden zwar 89 Transporte Afrikanischer Ele fanten zwischen den Zoos statt. Von diesen 89 Transporten hatten aber nur 19 (etwa ein Fünftel) eine konkrete Verbesserung der züch terischen Situation für die betreffenden Tiere zum Ziel. Besser für die Harmonie innerhalb des Verbandes ist es offensichtlich, Forderun gen nach Umbauten oder Abgabe zuchtfähi ger Tiere erst gar nicht zu stellen. Da scheint es einfacher zu sein, den Mythos der schwe ren Züchtbarkeit des Elefanten aufrecht zu er halten. Kunststück, möchte man anfügen. Die zwangsläufige Folge: viel zu wenige Geburten, um eine sich selbst erhaltende Population des Steppenelefanten in Nord amerika aufzubauen. 14 Jahre nach der Bestandsaufnahme von 1996 hat sich zwar die Zahl der Muttertiere von sieben auf 43 erhöht. Von diesen ist je doch nur bei 15 Weibchen weiterer Nach wuchs auf natürlichem Weg zu erwarten und von den Zuchtkühen der 90er Jahre hat nur noch „Lisa“ in Oakland geringe Chancen, zu künftig weiter zu züchten. Bezeichnenderweise erhöhte sich aber auch die Anzahl der „Nonbreeder“ unter den Kühen – von 75 im Jahr 1996 um ein gutes Drittel auf die beschriebenen 104 Tiere. Über Jahre schien das sich anbahnende Dilemma niemandem aufgefallen zu sein, auch dem nordamerikanischen SSP nicht. Zumindest bis kurz vor der Jahrtausendwen de. Dann erkannte man auch im SSPRaum, dass der Erhalt ihrer eigenen Afrikanerpopula tion wohl doch verstärkte Anstrengungen er fordern würde. Doch die Schlussfolgerungen, die daraus gezogen wurden, mündeten nicht in besserer Koordination zwischen den einzel nen Haltern mit dem Ziel, Voraussetzungen zur natürlichen Fortpflanzung zu schaffen. Der alternative „American way“, um we nigstens die eine oder andere Geburt zu erzielen, scheint künstliche Besamung vor Ort und bei praktisch allem, was sich be wegt, zu sein. Ob die Haltungseinrichtungen im Einzelfall tier und verhaltensgerecht ausgestattet sind, ist dabei Nebensache. Statt vermehrt Erkenntnis se zum Freilandverhalten der Dickhäuter in die tiergärtnerische Praxis zu übernehmen, wurde nahezu jede Kuh mit Geschlechtszyklus in den letzten zehn Jahren auf eventuelle Tauglichkeit zur künstlichen Besamung überprüft, sei sie nun diesseits oder jenseits der 20. Etliche wur den dem hierfür nötigen Training unterzogen. Nicht wenige wurden bzw. werden oft mehr mals, chirurgisch oder nichtinvasiv, mit Sper ma amerikanischer oder wilder Bullen ver sorgt. Alle Anstrengungen scheint man in diesem, doch eigentlich nur als Ergänzung zum Na tursprung gedachten, Verfahren zu bündeln. Ob die Erfahrungen mit Erstgebärenden jen seits des 25., oft sogar schon jenseits des 20. Lebensjahrs nun dagegensprechen oder nicht: Im Land der unbegrenzten Möglichkei ten scheint Arterhaltung in Menschenobhut ei ne Aufgabe sein zu müssen, die bestenfalls technisch zu lösen ist – und dieser Fortschritt kann sich doch nicht von einer Nebensäch lichkeit wie der „biologischen Uhr“ eines Ele fanten aufhalten lassen… Ihr wurde mit 24 Jahren zur Mutterschaft, einer Totgeburt und dem eigenen Ableben verholfen Vallejo, Kalifornien, bei der Besamung. Foto: Archiv: EEG 1. späten nachfolgend – „Tika“(†), künstlichen Offensichtlich ist in den USamerikanischen Zoos genügend Geld im Umlauf, um Elefantin nen bis zu siebenmal und öfter dieser Proze dur zu unterziehen. Dabei existieren Angaben, nach denen der erste Eingriff zwar eine fünf stellige Summe kosten, man die nächsten bei den Versuche nach Nichterfolg allerdings „for free“ bekommen soll. Derartige Summen scheinen zunächst deutlich geringer als die Kosten, um Elefantenställe und gehege zu erweitern. Doch die Bilanz dieser Strategie der letzten 1 ½ Jahrzehnte ist ungünstig und die Rufe nach neuen Importen aus der Wild bahn werden immer lauter. 15 Der Versuch, kurzfristig die Kosten für Baumaßnahmen zu sparen und fruchtbare Elefanten nicht zur Zucht an andere Zoos abzugeben, wird in Nordamerika langfristig scheitern. Für den Autor sprechen das Ausmaß der künstlichen Besamungen in den USA so wie das nahezu vollständig fehlende Enga gement zum Aufbau verhaltensgerechter Elefantenzuchtanlagen in diesem Land für ein generelles Versagen der Strukturen von AZA und SSP. Deren Strukturen werden gebildet von der Führungsebene einzelner amerikanischer Zoos. Doch eben jene Führungspersonen der Zoos sind offenbar nicht gewillt, die sinnvollen Grundsätze der eigenen Verbände zu assimi lieren und umzusetzen. Die in der Theorie sehr wertvollen Erkennt nisse zur Neudefinition bzw. gewichtung der Aufgaben moderner Tiergärtnerei scheinen nichts als Lippenbekenntnisse zu sein, die sich nur zur Darstellung nach au ßen, nicht aber zur Koordination innerhalb von AZA und SSP eignen. Elefantenhaltung ist teuer, selbst schlechte. Aufrufe zu Verbesserungen, die zusätzlichen Geldeinsatz (wie etwa größere Baumaßnah men) oder die Abgabe tierischen Kapitals er fordern, werden fast vollständig ignoriert, sofern sich kurzfristig preiswertere Alternati ven als Ausweg anzubieten scheinen. Funktio niert dieses Prinzip nicht, wird in Kreisen der AZA nicht das zugrunde liegende System in Frage gestellt. Es wird einzig nach besserer Technik Ausschau gehalten, um weiterarbei ten zu können wie bisher. Doch der scheinbar kostengünstigere Weg, die künstliche Besamung auf Kosten natür licher Fortpflanzung auszuweiten, wird die nordamerikanischen Zoos aber auf Dauer teuer zu stehen kommen, denn er entpuppt sich bereits heute als Sackgasse. Verhaltensgerechte Elefantenhaltung und Zucht, Verantwortung für die betroffenen Tiere und deren Wohlergehen oder auch die selbst definierten Ziele moderner Tiergärtnerei wer den hier zweit und drittrangig. Erfolgreiche Appelle an das Verantwortungsbewusstsein der einzelnen Zoos zugunsten gemeinsamer Ziele können somit – von wenigen Ausnah men abgesehen – getrost ins Reich der Fabel verwiesen werden. Hier fehlt es an der Fähig keit des Einzelnen, für das Wohl der Gemein schaft die eigenen Interessen zwischenzeitlich hintanzustellen. Perspektiven zur Zucht Afrikanischer Elefanten in Zoos Europas Die Einsicht, dass Delegieren von Entschei dungsbefugnissen an einen Koordinator kein wirtschaftlicher Selbstmord wäre, son dern durch die Entwicklung stabiler Zoobe stände an Afrikaelefanten langfristig auch dem eigenen Zoo zugute kommen würde, ist nicht erkennbar. Für das Ergebnis ist es dabei unwesentlich, ob dies nun an ungeeigneten ökonomischen Vor aussetzungen oder an der fehlenden persönli chen Einsicht der Verantwortlichen liegt. Die erforderlichen strukturellen Anpassun gen innerhalb des Zuchtprogramms auf Ba sis der Freiwilligkeit von den USZoos selbst in Eigenregie zu erwarten, ist also geschei tert. Der AZAVerband weiß wohl um diese Situati on. Will man es sich mit den eigenen Mitglie dern, die aufgrund der historischen, gesell schaftlichen und finanziellen Strukturen viel Wert auf autarke Entscheidungsgewalt legen, nicht verderben, tut man im „Land of the Free“ gut daran, auch nicht zu stark regulieren zu wollen – die erforderlichen Veränderungen von Verbandsebene und SSP gesteuert einzufor dern und ggf. mit Sanktionen durchzusetzen, ist somit ebenfalls zum Scheitern verurteilt. „Born in the USA“ wird deshalb auf Afrika nische Elefanten auch zukünftig nur aus nahmsweise zutreffen. Vor diesem Hintergrund zeichnen sich die Grenzen moderner Tiergärtnerei so deut lich wie selten ab. Die grundsätzlichen Pro bleme Zoologischer Gärten sollten deshalb von allen Beteiligten selbstkritisch hinter fragt werden. Alles im Lot am seidenen Faden? Nicht nur der Transportvorgang jedes einzelnen Elefanten erfordert Planung, Umsicht und Koordination. Foto: Archiv EEG Fazit Die Frage, ob in Europa mehr Eigeninitiative der einzelnen Halter, deutlichere Hilfen und mehr Engagement seitens des Zuchtbuchfüh rers oder eine koordinierte Mischung aus bei dem noch zum Aufbau eines nachhaltig züchtenden Bestandes an Afrikanischen Ele fanten führen kann, ist im Ergebnis für die be troffenen Elefanten ohne Bedeutung. Wesentlich für die Tiere selbst ist einzig, ob der Mensch, der die Verantwortung für ihr Wohlergehen trägt, ihre körperlichen und vom natürlichen Verhalten bedingten Bedürfnisse erfüllen kann. Bezüglich ihrer Fortpflanzung sind diese Bedürfnisse zu mindest bei den Weibchen in einen engen zeitlichen Rahmen eingepasst. Gutes, schnelles und konsequentes Zucht management wird folglich die Weichen da für stellen, ob der Afrikanische Elefant in Menschenobhut zu erhalten ist. Sollte das Vorhaben misslingen, liegt dies si cher nicht daran, dass zu wenig über die Be dürfnisse der populärsten Zoobewohner für erfolgreiche Nachzucht bekannt ist oder dass es nicht möglich wäre, diesen Bedürfnissen in Menschenhand nachzukommen. Hauptursache der gegenwärtigen Situation ist, dass in den vergangenen ein bis zwei Jahrzehnten zu wenig dafür getan wurde, das Zuchtpotenzial eines damals noch jun gen Afrikanerbestandes in Europa zu nut zen. Deshalb müssen Versuche, eine Wende zum Besseren einzuleiten, genau hier ansetzen. Doch die Aufgabe ist schwer: Fehlende Sensi bilität in diesen verlorenen Jahren für voraus schauendes, mittel und langfristiges Manage ment der Gesamtpopulation machen nun ver stärkte kurzfristige Veränderungen erfor derlich. Zu wenig Bewegung in der Ver gangenheit müsste durch einen auch bei bestem Willen nur schwer zu leistenden Transferaufwand in der Gegenwart und nächs ten Zukunft ausgeglichen werden. Es wird dar auf ankommen, ob die Strukturen inter nationaler Zooverbände und die hierfür verantwortlichen Personen in der Lage sind, entsprechend schnell und flexibel zu reagie ren. Die Zoologischen Gärten Europas werden sich daran messen lassen müssen, ob sie es schaffen, alle fortpflanzungsfähigen Afrikanischen Elefanten rechtzeitig in eine Zuchtsituation zu bringen. 16 Ausblick Der 2. Teil unserer Betrachtung menschlicher Anstrengungen, den Afrikanischen Elefanten in Zoos zu züchten, beschäftigt sich mit Zucht problemen in Zoos, die sich von ihren Dick häutern Nachwuchs erhoffen. Teil 2 wird Erklärungsansätze bieten, weshalb in nicht wenigen Zoos mit Elefanten beiderlei Ge schlechts Nachwuchs ausbleibt, weshalb die Vermehrungsraten auch unter den züchten den Zooafrikanern meist eher bescheiden ausfallen und warum Familiengruppen für den Fortpflanzungserfolg von ausgesprochen ho her Bedeutung sind. Literatur Brown, J. L., Olson, D. et al. 2004: Survey of the Reproductive Cyclicity Status of Asian and African Elephants in North America. Zoo Biology 23, 309–321 DouglasHamilton, I., DouglasHamilton, O. 1975: Among the Elephants. Wytham Publications Ltd., London European Association of Zoos and Aquaria (EAZA) 2004: Revised EAZA Elephant TAG Recommendations, EAZA News 47. EAZA Executive Office, Amsterdam Garaï, M.E. 2001: Sozialstruktur und Sozialisation. In: Elefant in Menschenhand. (Kurt, F.: Hrsg.), 2001 Filander Verlag, Fürth, 273 286) Haufellner, A., Schilfarth, J. et al., 1999: Elefantendokumentation 1999. Nachweise zu Höchstalter, Größe, Wachstum und frü her Geschlechtsreife. Nachweise zur haltungsbeding ten Kleinwüchsigkeit Asiatischer Arbeitselefanten. Zuchtperspektiven in Europa. Zuchtstätten. Künstliche Besamung. Komplettes Verzeichnis der Elefantenge burten in Europa und Israel. EEG, EOS Verlag, St. Ottilien Hildebrandt, T.B., Göritz, F. 1995: Transrectal ultrasonography for ovary and pregnancy in Indian elephant. Verh ber Erkrg Zootiere 37: 261–268. Hildebrandt, T.B., Göritz, F. 2000: Ultrasonography of the Urogenital Tract in Ele phants (Loxodonta africana and Elephas maximus): An Important Tool for Assessing Female Reproduc tive Function. In: Zoo Biology 19: 321–332 Moss, C.J., 1988: Elephant memories. Thirteen years in the life of an elephant family. William Morrow, New York WAZA 2006: Wer Tiere kennt, wird Tiere schützen – Die WeltZoo Naturschutzstrategie im deutschsprachigen Raum. Stämpfli Publikationen AG, Bern, Schweiz