Konzept interreligiöser Dialog

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Konzept interreligiöser Dialog
Konzept interreligiöser Dialog
Von der Leiko verabschiedet am 14.03.2013.
Mittelstrasse 6a · 3012 Bern · 031 300 33 52 · [email protected] · kathbern.ch
Inhaltsverzeichnis
1. Theologische Grundlagen und kirchliche Dokumente ................................... 3
2. Zur Situation des interreligiösen Dialogs in der Region Bern ...................... 4
2.1 Akteure im Dekanatsraum Region Bern zum interreligiösen Dialog .............. 5
2.2 Bestehende Zusammenarbeitsformen und Vernetzungen ............................ 5
3. Zielsetzung des interreligiösen Dialogs........................................................... 8
3.1 Kirche im Dialog: regionales Engagement ..................................................... 8
3.2 Kirche im Dialog: Fachstelle für interreligiösen Dialog im Dekanat ............... 8
3.3 Interreligiöser Dialog in Pastoralräumen, Pfarreien und Fachstellen ............ 9
4. Zusammenfassung der Ressourcen .............................................................. 10
Anhang .................................................................................................................... 11
1
A) Projektauftrag: Auftrag
„Die Fachstelle KiD legt in Absprache mit der reformierten Fachstelle Migration ein Konzept
zum interreligiösen/interkulturellen Dialog vor und integriert darin die Erfahrungen des Projekts „Haus der Religionen, Begegnung der Kulturen“ und die Erfahrungen am „Runden
Tisch der Religionen“.
B) Projektauftrag: Hauptaufgaben
„Das Konzept definiert und begründet kurz Stellenwert und Zielrichtung des interreligiösen/interkulturellen Dialogs in der gegenwärtigen Gesellschaft und den Beitrag der Kirchen
dazu. Es definiert die Zielsetzung und den Aufwand für den interreligiösen Dialog im Dekanat
Region Bern. Dabei werden die verschiedenen Akteure berücksichtigt und die Zusammenarbeitsformen definiert.
Der interkulturelle Dialog wird nur insoweit berücksichtigt als die einzelnen Religionen immer
auch kulturelle Färbungen haben.“
2
1. Theologische Grundlagen und kirchliche Dokumente
Mit dem zweiten Vaticanum wurde die Basis für die Offenheit für den interreligiösen Dialog
gelegt: "Die katholische Kirche lehnt nichts von alledem ab, was in diesen (anderen) Religionen wahr und heilig ist.“ (Nostra aetate, 19). In der theologischen Arbeit und kirchlichen Praxis der letzten Jahrzehnte wurde dieser Impuls aufgenommen und konkretisiert. Die Charta
Oecumenica hat diese Konkretisierung am deutlichsten vorangetrieben mit den drei Stichworten und den daraus folgenden Selbstverpflichtungen.
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Die Gemeinschaft mit dem Judentum vertiefen
Die Beziehung zum Islam pflegen
Begegnung mit anderen Religionen und Weltanschauungen pflegen
Das Dekanats-Pastoralkonzept nimmt diese Selbstverpflichtung auf und formuliert: „Der interreligiöse Dialog in ökumenischer Partnerschaft ist für uns ein unverzichtbarer Schwerpunkt.“1
1
Vgl. dazu die Textauszüge aus dem II. Vaticanum, der Charta Oecumenica, und den PEP Dokumenten des
Bistums und des Dekanats im Anhang.
3
2. Zur Situation des interreligiösen Dialogs in der Region
Bern
Die Region Bern ist von kultureller und religiöser Pluralität geprägt: Diese gesellschaftliche
Situation ist ein „Zeichen der Zeit“, das von den Kirchen ernstgenommen werden muss. Einige Stichworte zur Geschichte und Situation des interreligiösen Dialogs auf dem Platz Bern.2
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In der Pioniersituation wurde der interreligiöse Dialog eher auf einer akademisch theologischen und religionswissenschaftlichen Ebene geführt.
Durch die heutige, von Migration geprägte Gesellschaft der Schweiz ist interreligiöses
Zusammenleben zur alltäglichen Realität geworden. Einheimische und Zugewanderte
sind in vielen Lebensfeldern herausgefordert:
 im alltäglichen Zusammenleben am Wohnort und im Zusammenarbeiten am Arbeitsplatz
 durch fremdenfeindliche, insbesondere islamfeindliche Bewegungen und populistische Parteiparolen
 bei Konflikten infolge verschiedener kulturell-religiöser Hintergründe in Kindergärten
und Schulen
 in bi-religiösen Ehen und Familien
 in der Situation von Angehörigen anderer Religionen in Spitälern, Heimen und Gefängnissen
 in der Regelung von Beerdigungsfeiern und Bestattungen der verschiedener Religionen.
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Die Fragen von Religion im öffentlichen Raum und die Beziehung der Religionen zum
Staat stellen sich neu:
 die Frage religiöser Gebäude und Symbole (z.B. Minarette)
 die Frage der religiösen Ausbildung (z.B. Schule, Ausbildung Imame)
 die Frage der Anerkennung von Religionen durch den Staat, bzw. der Beziehung
des Staates zu Religionen, die nicht öffentlich-rechtlich anerkannt sind
 die Frage der Garantie für die Ausübung der Religionsfreiheit
 die Frage der religiösen Festtage der nicht-christlichen Religionen.
In dieser komplexen Situation sind verschiedene Initiativen in Zusammenarbeit mit Menschen aus anderen Religionen notwendig. Das wird in der Vielfalt der unten aufgeführten
Initiativen und Gefässe sichtbar. Die Kirchen tragen in diesem Bereich eine wichtige Verantwortung im Dialog mit und in Unterstützung für ihre Geschwister mit anderer religiöser Ausrichtung.
2
Vgl. dazu auch die Broschüre: Begegnung und Dialog der Religionen, eine Standortbestimmung der Reformierten Kirche Bern-Jura-Solothurn, Bern 2010.
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2.1 Akteure im Dekanatsraum Region Bern zum interreligiösen Dialog3
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Fachstelle Kirche im Dialog
Fachstelle Migration der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn
Verein Haus der Religionen – Dialog der Kulturen
Verein Kirche im Haus der Religionen
Vereine der verschiedenen Religionsgemeinschaften in Bern
Offene Kirche in der Heiliggeistkirche
AKiB
Christlich-Jüdische Arbeitsgemeinschaft CJA
Zentrum 5
IRAS-COTIS
Interreligiöser Think-Tank
Ökumenische Spitalseelsorge im Insel-Spital
2.2
Bestehende Zusammenarbeitsformen und Vernetzungen
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Fachstelle Migration der Reformierten Kirche Bern-Jura-Solothurn
Altenbergstr. 66, 3000 Bern 25 - www.refbejuso/migration
Schwerpunkte im Bereich interreligiöser Dialog: Informations- und Beziehungsarbeit in
den Bereichen Migration und interreligiöser Dialog.
Institutionalisierte Zusammenarbeit in den Projekten der ökumenischen Kampagne „Treffpunkt Religion Migration“, Mitträgerschaft von KiD bei einzelnen Projekten wie:



Broschüren zum interreligiösen Dialog
Ausstellungen zu aktuellen Fragen (z.B. zu Muslimen im Kanton Bern)
Kontaktprojekte (z`Bsuech, Fastenbrechen)
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Verein Haus der Religionen - Dialog der Kulturen
www.haus-der-religionen.ch
Schwerpunkte: Der Verein arbeitet seit rund zehn Jahren auf ein konkretes „Haus der Religionen“ hin, wo unter einem gemeinsamen Dach sowohl eigene Räumlichkeiten zur Verfügung stehen für alevitische, buddhistische, christliche, hinduistische und muslimische Gemeinschaften sowie gemeinsame Räumlichkeiten für den interreligiösen Dialog und die Begegnung der Kulturen.
Austausch und Begegnung vielfältiger Art fanden schon im 1. Provisorium an der
Schwarztorstrasse und finden seit Juni 2010 im zweiten Provisorium beim Rosengarten statt.
An beiden Standorten führte und führt der hinduistische Verein Saivanerikoodam einen
Tempelbetrieb.
Mitträgerschaft: Institutionalisierte Zusammenarbeit von KiD durch Mitarbeit im Vereinsvorstand. Dazu häufige punktuelle Zusammenarbeit in verschiedenen Projekten, auch ausserhalb des Hauses der Religionen ( z.B. interreligiöser Stadtrundgang, Frauenreise Türkei,
Nacht der Religionen u.a.). Sowohl die Gesamtkirchgemeinde als auch die Landeskirche (je
kath.) tragen wesentlich zur Finanzierung bei.
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Die folgende Beschreibung der Akteure ist weder umfassend noch abschliessend. Sie steht künftigen Entwicklungen im Bereich interreligiöser Dialog nicht im Weg.
5
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Verein Kirche im Haus der Religionen
Schwerpunkt: Der Verein engagiert sich für die Präsenz der Kirchen im Haus der Religionen durch einen eigenen Raum mit einer entsprechenden Infrastruktur.
Mitträgerschaft: KiD arbeitet im Vorstand mit. Die Landeskirche und die Gesamtkirchgemeinde tragen wesentlich zur Finanzierung bei.
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Vereine der verschiedenen Religionsgemeinschaften in Bern
Schwerpunkt: Die einzelnen Religionsgemeinschaften sind meistens in Vereinen organisiert
und nehmen so ihre Interessen nach innen und aussen wahr.
Kontakt: KiD nimmt bei Bedarf Kontakt/Zusammenarbeit auf.

offene kirche – in der Heiliggeistkirche - www.offene-kirche.ch
Schwerpunkt: Die offene kirche Bern ist ökumenisch und interreligiös ausgerichtet und steht
so allen Menschen, ungeachtet ihrer Herkunft und ihrer kulturellen und religiösen Beheimatung offen. In ihren Projekten nimmt sie eine Vermittlerfunktion zwischen Menschen, Religionen und Kulturen wahr.
Mitträgerschaft: Verantwortlich für den Bereich interreligiöser Dialog: KiD im Rahmen der
ok- Mitarbeit. Die Gesamtkirchgemeinde finanziert die ok mit.
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Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in der Region Bern (AKiB)
Schwerpunkt: Neben verschiedenen sozialen Projekten ist die AKiB auch Trägerin des Projekts „Nacht der Religionen“
Mitträgerschaft: Die Gesamtkirchgemeinde ist Mitglied im AKiB und durch Mitglieder des
Kleinen Kirchenrats vertreten. Ebenso delegiert das Dekanat Mitglieder in die AKiB.

CJA Christlich-Jüdische Arbeitsgemeinschaft Bern - www.cja-bern.ch
Schwerpunkt: Förderung des christlich-jüdischen Dialoges.
Zusammenarbeit: Institutionalisierte Zusammenarbeit durch Mitarbeit im Vorstand.

IRAS COTIS – Interreligiöse Arbeitsgemeinschaft in der Schweiz www.iras-cotis.ch
Schwerpunkt: IRAS COTIS versteht sich als Interessensgemeinschaft der in der Schweiz
vertretenen Religionsgemeinschaften. Als solche nimmt sie eine Drehscheiben- und Vernetzungsfunktion wahr für die verschiedenen AkteurInnen und Aktivitäten des interreligiösen
Dialoges in der Schweiz.
Vernetzung durch momentane Mitarbeit im Vorstand durch KiD.
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Interreligiöser Think-Tank - www.interrelthinktank.ch
Schwerpunkt: Der Interreligiöse Think-Tank ist ein institutionell unabhängiger Zusammenschluss von Exponentinnen des interreligiösen Dialogs in der Schweiz. Sie mischen sich in
die aktuellen religionspolitischen Debatten ein und entwerfen neue Ansätze und wegweisende Ideen. Der Think-Tank vertritt die Interessen religiöser Frauen und verschafft ihren Stimmen Gehör. Er fördert die positive und konstruktive Funktion von Religion für den Zusammenhalt der Gesellschaft, für Sicherheit und Frieden.
Vernetzung durch momentane Mitarbeit im Vorstand: KiD

Ökumenische Spitalseelsorge im Insel-Spital
http://www.insel.ch/de/patienten-besucher/spitalaufenthalt/seelsorge0/
Die Seelsorgenden im Inselspital sind bereits heute häufig in der Begleitung von Patienten
und Angehörigen, die einen nicht-christlichen Hintergrund, haben engagiert. Dafür hat die
Inselseelsorge ein Netzwerk mit Vertretern anderer Konfessionen und Religionen aufgebaut,
die bei Bedarf beigezogen werden. Zudem führt die Seelsorge Fortbildungen für Pflegende
und Ärztinnen und Ärzte zum Thema „Interreligiosität“ durch.
Vernetzung: regelmässiger Kontakt mit der Dekanatsleitung.
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3. Zielsetzung des interreligiösen Dialogs
Die katholische Kirche Region Bern engagiert sich für den interreligiösen Dialog. In diesem
Dialog will sie:

eintreten für ein friedliches und respektvolles Miteinander der Religionen in Staat und
Gesellschaft.

sich engagieren für die Religionsfreiheit, d.h. den Entfaltungsraum von und das Verständnis für religiöse Traditionen, die v.a. durch die Migration in der Schweiz Wurzeln
geschlagen haben.
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ihre eigene Botschaft im Licht anderer religiöser Traditionen immer besser verstehen.
Dabei bringt sich die Katholische Kirche Region Bern in die bereits vielfach bestehenden
Institutionen und Gefässe ein und pflegt so auch das ökumenische Engagement.
3.1 Kirche im Dialog: regionales Engagement
Globalziel
Kirche im Dialog arbeitet mit den wichtigen Akteurinnen und Akteuren des interreligiösen
Dialogs im Raum Bern zusammen. Die Zusammenarbeitsformen sind definiert.
Mitarbeit im Verein „Haus der Religionen – Dialog der Kulturen“ und im Verein „Kirche
im Haus der Religionen“
Kirche im Dialog arbeitet aktiv im Vorstand des Vereins „Haus der Religionen – Dialog der
Kulturen“ und im Vorstand des Vereins „Kirche im Haus der Religionen“ mit. Pfarreien und
Fachstellen sind über die Aktivitäten informiert und in einzelne Projekte einbezogen.
Die Fachstelle bringt die Anliegen des Dekanats in die beiden Vereine ein und die Anliegen
der beiden Vereine werden durch die Fachstelle in das Dekanat und dessen Leitung zurück
gebracht. Kirche im Dialog macht die Offenheit der katholischen Kirche für den interreligiösen Dialog durch ihre Mitarbeit und durch entsprechende öffentliche Auftritte sichtbar. Zudem
engagiert sie sich in diesen Vereinen, um das friedliche Zusammenleben in der Gesellschaft
zu fördern, die Religionsfreiheit für alle Religionsgemeinschaften zu gewährleisten sowie das
Haus der Religionen als Kompetenzzentrum für interkulturellen und interreligiösen Dialog zu
etablieren. Durch das spezifische Engagement im Verein „Kirche im Haus der Religionen“
werden die Vielfalt der christlichen Kirchen sichtbar, die innerchristliche Ökumene gefördert
und der Dialog der Kirchen mit den andern Religionsgemeinschaften konkret geführt.
Mitarbeit beim Treffpunkt Migration (zusammen mit ref. Fachstelle Migration)
Kirche im Dialog arbeitet mit bei den Aktivitäten der ökumenischen Kampagne Treffpunkt
Religion Migration. In dieser Kooperation werden interreligiöse Projekte (z.B. Wanderausstellungen, Fastenbrechen, Projekt „z‘Bsuech“, Broschüren zu interreligiöser Trauung und Beerdigung) realisiert. Die aktuellen Fragen des interreligiösen Dialogs werden regelmässig verfolgt (Monitoring) und Aktionen zuhanden der Pfarreien, Fachstellen, Kirchenleitungen werden vorgeschlagen und vorbereitet (z.B. Stellungnahmen, Begegnungsinitiativen, politische
Vorstösse).
3.2 Kirche im Dialog: Fachstelle für interreligiösen Dialog im Dekanat
Grundsätzlich sollen interreligiöse Projekte und Allianzen von den Kirchen gemeinsam ökumenisch wahrgenommen werden. Die Fachstelle Kirche im Dialog soll in diesem Rahmen die
Themenführerschaft für interreligiösen Dialog innerhalb des Dekanats und in der regionalen
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Vernetzung wahrnehmen.

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
KiD dokumentiert und aktualisiert die notwendigen Informationen und Kontaktadressen
zum Thema interreligiöser Dialog.
Die Mitarbeitenden von Kirche im Dialog kennen die kirchlichen und gesellschaftlichen
Trends im Zusammenhang mit dem interreligiösen Dialog und bringen aktuelle Themen
ins Dekanat ein. Im Sinne der Themenführerschaft im Dekanat wird die Dekanatsleitung zweimal jährlich informiert.
Kirche im Dialog bezieht Fachstellen, Pfarreien und Pastoralräume bei interreligiösen
Projekten mit ein und unterstützt sie bei eigenen Aktivitäten (z.B. „Nacht der Religionen“).
Kirche im Dialog pflegt die regionale Zusammenarbeit (z.B. Christlich-Jüdische Arbeitsgemeinschaft, Kompetenzzentrum Integration der Stadt Bern und überregionale
Vernetzung z.B. IRAS-COTIS).
3.3 Interreligiöser Dialog in Pastoralräumen, Pfarreien und Fachstellen
Fachstellen, Pfarreien und Pastoralräume nehmen das Anliegen des interreligiösen Dialogs
an ihren Orten/Tätigkeitsbereichen wahr.
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
Die Pfarreien kennen die Zentren anderer Religionen im Pfarreigebiet und definieren
angemessene Kontaktmöglichkeiten.
Pfarreien und Fachstellen fördern und pflegen die Begegnung mit Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen mit anderem kulturellem und religiösem Hintergrund.
Sie begegnen in ihrer Arbeit Menschen in einer interreligiösen Partnerschaft mit Wertschätzung und Sorgfalt.
Sie fördern die Haltung der Wertschätzung gegenüber anderen Religionen und Kulturen in allen Bereichen des kirchlichen Lebens (z.B. in Katechese und Erwachsenenbildung).
9
4. Zusammenfassung der Ressourcen
In der Fachstelle Kirche im Dialog sind 30% für interreligiösen Dialog vorzusehen (bisher
25%). Die Finanzen stehen im Rahmen des ordentlichen Budgets von KiD zur Verfügung.
Das Engagement der Pfarreien/Pastoralräume gehört zu den Grundangeboten der Pfarreien.
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Anhang
Ausschnitte aus verschiedenen Dokumenten
o
II Vaticanum
Nostra aetate, Nr. 19
"Die katholische Kirche lehnt nichts von alledem ab, was in diesen Religionen wahr und heilig ist. Mit aufrichtigem Ernst betrachtet sie jene Handlungs- und Lebensweisen, jene Vorschriften und Lehren, die zwar in manchem von dem abweichen, was sie selber für wahr hält
und lehrt, doch nicht selten einen Strahl jener Wahrheit erkennen lassen, die alle Menschen
erleuchtet. Unablässig aber verkündet sie und muss sie verkündigen Christus, der ist ,der
Weg, die Wahrheit und das Leben' (loh 14, 6), in dem die Menschen die Fülle des religiösen
Lebens finden, in dem Gott alles mit sich versöhnt hat."
o
PEP Kerndokumente: Bistum
3.5.3 Mit Menschen anderer Religion unterwegs sein
Wir haben die Offenbarung Gottes durch das jüdische Volk empfangen. Schrift geworden ist
sie im ersten Teil unserer Bibel, im Alten Testament. Jesus war Jude. Wir vergessen nicht,
dass uns eine schuldvolle Geschichte mit dem Judentum verbindet. Wir suchen den Dialog
mit Menschen jüdischen Glaubens und wenden uns gegen jede Form von Antisemitismus.
Durch gemeinsame Wurzeln sind wir auch mit dem Islam verbunden. Eine konfliktreiche Geschichte, grosse Unterschiede in Glaube und Kultur und aufbrechende Spannungen mit der
islamischen Welt können auch bei uns die Beziehungen zur grössten nichtchristlichen Religionsgemeinschaft in der Schweiz belasten. Kontakte helfen, Ängste und gegenseitige Vorurteile abzubauen. Deshalb suchen wir den Kontakt und das Gespräch vor allem an Orten,
wo Muslime ihre Zentren haben, und leisten so einen Beitrag zum Zusammenleben und zum
gegenseitigen Verständnis.
Mit Menschen weiterer Religionen verbindet uns die Überzeugung, dass die Welt in Beziehung zur Transzendenz steht, die Sinn und Gemeinschaft stiftet.
3.5.4 Mit Menschen guten Willens zusammenarbeiten
Wir arbeiten zusammen mit Menschen, Gruppen und Institutionen, welche gleiche Ziele verfolgen wie z.B. Gerechtigkeit, Achtung der Menschenrechte, Bewahrung der Schöpfung,
Versöhnung."
o
PEP Bern, Pastoralkonzept Dekanat Region Bern
2.3.5 Über die eigene Gemeinschaft hinausblicken
Ökumene und Vernetzung
«Ökumenisches Handeln ist für uns die Regel und nicht die Ausnahme.» (PEP, 26) Das gilt
vor allem für Bern mit einer guten Tradition von ökumenischem Miteinander. Die Chance von
Vernetzung, Zusammenarbeit und gemeinsamem Auftreten macht die gemeinsame christliche Tradition glaubwürdig sichtbar. Der interreligiöse Dialog ist für uns in ökumenischer
Partnerschaft ein unverzichtbarer Schwerpunkt. Ebenso die Kooperation mit Gruppierungen,
die sich für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung einsetzen.“
11
o
Charta Oecumenica
"10. Gemeinschaft mit dem Judentum vertiefen
Eine einzigartige Gemeinschaft verbindet uns mit dem Volk Israel, mit dem Gott einen ewigen Bund geschlossen hat. Im Glauben wissen wir, dass unsere jüdischen Schwestern und
Brüder “von Gott geliebt sind, und das um der Väter willen. Denn unwiderruflich sind Gnade
und Berufung, die Gott gewährt” (Röm. 11, 28-29). Sie haben “die Sohnschaft, die Herrlichkeit, die Bundesordnungen, ihnen ist das Gesetz gegeben, der Gottesdienst und dieVerheissungen, sie haben die Väter, und dem Fleisch nach entstammt ihnen der Christus” (Röm. 9,
4-5).
Wir beklagen und verurteilen alle Manifestationen des Antisemitismus, wie Hassausbrüche
und Verfolgungen. Für den christlichen Antijudaismus bitten wir Gott um Vergebung und unsere jüdischen Geschwister um Versöhnung. Es ist dringend nötig, in Verkündigung und Unterricht, in Lehre und Leben unserer Kirchen die tiefe Verbindung des christlichen Glaubens
zum Judentum bewusst zu machen und die christlich-jüdische Zusammenarbeit zu unterstützen.
Wir verpflichten uns

allen Formen von Antisemitismus und Antijudaismus in Kirche und Gesellschaft entgegenzutreten;

auf allen Ebenen den Dialog mit unseren jüdischen Geschwistern zu suchen und zu
intensivieren.
11. Beziehungen zum Islam pflegen
Seit Jahrhunderten leben Muslime in Europa. Sie bilden in manchen europäischen Ländern
starke Minderheiten. Dabei gab und gibt es viele gute Kontakte und Nachbarschaft zwischen
Muslimen und Christen, aber auch massive Vorbehalte und Vorurteile auf beiden Seiten.
Diese beruhen auf leidvollen Erfahrungen in der Geschichte und in der jüngsten Vergangenheit. Die Begegnung zwischen Christen und Muslimen sowie den christlich-islamischen Dialog wollen wir auf allen Ebenen intensivieren. Insbesondere empfehlen wir, miteinander über
den Glauben an den einen Gott zu sprechen und das Verständnis der Menschenrechte zu
klären.
Wir verpflichten uns,

den Muslimen mit Wertschätzung zu begegnen;

bei gemeinsamen Anliegen mit Muslimen zusammenzuarbeiten.
12. Begegnung mit anderen Religionen und Weltanschauungen
Die Pluralität von religiösen und weltanschaulichen Überzeugungen und Lebensformen ist
ein Merkmal der Kultur Europas geworden. Östliche Religionen und neue religiöse Gemeinschaften breiten sich aus und finden auch das Interesse vieler Christinnen und Christen.
Auch gibt es immer mehr Menschen, die den christlichen Glauben ablehnen, sich ihm gegenüber gleichgültig verhalten
oder anderen Weltanschauungen folgen. Wir wollen kritische Anfragen an uns ernst nehmen
und uns gemeinsam um eine faire Auseinandersetzung bemühen. Dabei ist zu unterscheiden, mit welchen
Gemeinschaften Dialoge und Begegnungen gesucht werden sollen und vor welchen aus
christlicher Sicht zu warnen ist.
Wir verpflichten uns,

die Religions- und Gewissensfreiheit von Menschen und Gemeinschaften anzuerkennen und dafür einzutreten, dass sie individuell und gemeinschaftlich, privat und öffentlich ihre Religion oder Weltanschauung im Rahmen des geltenden Rechtes praktizieren dürfen;
12

für das Gespräch mit allen Menschen guten Willens offen zu sein, gemeinsame Anliegen mit ihnen zu verfolgen und ihnen den christlichen Glauben zu bezeugen.
o
Leitbild zur Integrationspolitik der Stadt Bern 2010
„Integration ist ein dynamischer Prozess auf gesellschaftlicher, zwischenmenschlicher und
individueller Ebene und verläuft für jeden und jede anders. Die gelungene Ausgestaltung
dieses Prozesses erfordert ein gemeinsames Engagement der Migrantinnen und Migranten
sowie der einheimischen Bevölkerung. Dieses gemeinsame Engagement basiert auf Vertrauen, Respekt, Verantwortung und dem Willen, sich mit den veränderten gesellschaftlichen
Gegebenheiten auseinanderzusetzen“.
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