Mit Marc Chagall und Enkelin durch Zürich

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Mit Marc Chagall und Enkelin durch Zürich
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Mit Marc Chagall
und Enkelin durch Zürich
À LA UNE
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TEMPLES DU LUXE ET DU RAFFINEMENT. Quitte à dépenser beaucoup d’argent en Suisse, autant le faire dans la
ville qui offre la meilleure qualité de vie au monde, Zurich, et, pourquoi pas, aux adresses que des artistes comme
Marc Chagall, Goethe ou Richard Wagner appréciaient déjà …
DIE PRESSE
VON DIETLIND CASTOR
Mit Marc Chagall und Enkelin
durch Zürich
Avec Marc Chagall et sa petitefille dans les rues de Zurich
alles, was Rang und Namen hat toute la fine
fleur / jdn als … bezeichnen qualifier qqn de …
/ dickschalig à écorce, à peau épaisse / die Weinstube la taverne / an etw erinnern rappeler qqch
/ die Inschrift l’inscription / der Aufenthalt(e)
le séjour / der Dichterfürst(en) le prince des poètes / der Herzog(¨e) le duc.
2. zumindest au moins / zuerst au départ / die
i
Bande les liens / der Grund(¨e) la raison / in
Zürich, Blick auf Limmat und Altstadt. Über dem Zürichsee die Berge der Zentralschweiz. (©SWITZERLAND TOURISM/CHRISTOF SONDEREGGER) zweiter Ehe en secondes noces / mit jdm verhei-
lles, was Rang und Namen hatte, war
in Zürich: Casanova, Franz Liszt, Stefan Zweig und natürlich der ubiquitäre Goethe, der die Bewohner der Stadt aber
nicht mochte. Er bezeichnete sie als „dickschalig“. An der Weinstube „Zur großen Reblaube“ beim Peterhofplatz erinnern Inschriften und Bilder an den Aufenthalt des
Dichterfürsten im Jahr 1779 zusammen mit
seinem Weimarer Herzog Karl August.
A
Ein Drink im Baur au Lac
2. Marc Chagall (1887–1985) reiste zumindest einmal im Jahr nach Zürich. Zuerst
waren familiäre Bande der Grund, Tochter
Ida war in zweiter Ehe mit dem Schweizer
Kunsthistoriker Franz Meyer verheiratet und
hatte mit ihm drei Kinder. Später fand hier
auch die Arbeit des Meisters viel beachtete
Anerkennung mit großen Ausstellungen und
Ankäufen.
3. Das Baur au Lac, wo Chagall dreimal abstieg, als er die Fenster im Fraumünster gestaltete, ist zwar nicht eben preisgünstig.
Doch bei einem Kaffee oder Drink auf der
Terrasse des Restaurants und der Bar Rive
Gauche, einem sommerlichen Treffpunkt
der Züricher Schickeria, können auch Max
Mustermänner die Atmosphäre des Baur au
Lac genießen.
4. Moische Chazkelewitsch Schagalow, wie
Chagall bürgerlich hieß, hätte in jungen Jahren von Nächtigungen in dem renommierten klassizistischen Hotelpalast nahe dem
Zürichsee nur träumen können, stammte er
doch aus einer Arbeiterfamilie im weißrussischen Witebsk. Hoteldirektor Wilhelm Luxem zeigt Gästen gern Kopien aus dem h
ratet sein être marié avec qqn / der Meister le
maître / viel beachtet très remarqué, ici grand /
die Anerkennung la reconnaissance / die Ausstellung l’exposition / der Ankauf(¨e) l’achat,
l’acquisition.
3. ab-steigen(ie,ie) descendre / das Fenster ici
le vitrail / das Münster la cathédrale / gestalten
créer / preisgünstig bon marché / sommerlich
estival / der Treffpunkt(e) le (lieu de) rendezvous / die Schickeria le gratin, le beau monde /
Max Mustermann(¨er) le quidam, Monsieur
Tout-le-Monde / genießen(o,o) savourer.
4. wie er bürgerlich heißt(ie,ei) de son vrai nom
/ die Nächtigung la nuit / klassizistisch néo-classique / der Zürichsee le lac de Zurich / träumen
rêver / aus … stammen provenir, être issu de …
/ der Arbeiter l’ouvrier / weißrussisch en Biélorussie / der Gast(¨e) l’hôte /
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das Goldene Buch le livre d’or / die Zeichnung le
dessin / schmücken orner / der Maler le peintre
/ damals à l’époque / der Entwurf(¨e) l’esquisse,
le croquis / wobei à l’occasion de quoi / der
Teppichboden le tapis plain / der Farbklecks(e)
la tache de couleur / ab-bekommen récolter / der
Künstler l’artiste / besitzen(a,e) posséder.
i
5. der Bäcker le boulanger / nach … aus-wan-
„Goldenen Buch“ des Hotels, in dem Chagall
seinen Namen mit kleinen Zeichnungen geschmückt hat. Der „Maler-Poet“ soll damals
auf seinem Zimmer an den Entwürfen für
die Kirchenfenster gearbeitet haben, wobei
der Teppichboden etliche Farbkleckse abbekam. Ein Original des Künstlers besitzt das
Hotel aber nicht.
dern émigrer à … / gründen créer / bald darauf
peu après / der Baugrund(¨e) le terrain à bâtir
/ als Erster wagte er es, zu il a été le premier à
oser … / unmittelbar directement / das Ufer la
berge / wegen + gén. pour / berühmt werden
devenir célèbre / in Familienbesitz sein être
propriété familiale / der Innenarchitekt(en)
l’architecte d’intérieur / neu gestaltet werden
être redécoré.
6. von Anfang an dès le début / beherbergen
héberger, loger / eh klar bien sûr / ebenfalls
également / sich etw leisten können pouvoir
s’offrir qqch / statt-finden se dérouler / die Uraufführung la création / die Walküre la Walkyrie /
am Klavier sitzen être au piano / eine Reihe une
série de / prominent célèbre / die Schauspielerin
l’actrice.
7. nach jdm benannt werden porter le nom de
qqn / immerhin tout de même / hängen(i,a)
être accroché / die Lieblingsspeise le mets préféré
/ das Lamm l’agneau / dazu avec cela / erwerben(a,o,i) acheter / das Ehepaar(e) le couple /
die Gesellschaft la (haute) société.
8. der Seidenhandel le commerce de la soie /
entdecken découvrir / das Bild(er) le tableau /
auf-hängen(i,a) accrocher / der Raum(¨e) la
salle / malen peindre / überwachen surveiller
/ jdn bewirten offrir un repas à qqn.
9. der Sonnenuntergang le coucher de soleil /
speisen manger / der Besitzer le propriétaire /
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Hotel Baur au Lac. (WWW.BAURAULAC.CH)
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Illustre Gäste
5. Johannes Bauer, ein Bäcker aus Vorarlberg, der in den 1820er-Jahren nach Zürich ausgewandert war, hatte schon mit seinem 1838 gegründeten Stadthotel Baur en
Ville großen Erfolg und suchte bald darauf
einen Baugrund für ein zweites repräsentatives Haus am See. Als Erster wagte er es,
unmittelbar am Ufer des Zürichsees zu
bauen. Das wegen seines Luxus schnell berühmt gewordene Hotel ist nun in sechster
Generation in Familienbesitz, eine siebente gibt es auch
schon. Alle Zimmer
wurden von Innenarchitekten neu gestaltet, das Interieur variiert zwischen den
Stilen Louis XVI., Empire, Regency und Art
déco.
6. Von Anfang an beherbergte das Hotel illustre Gäste: König Ludwig I. von Bayern, die
Könige von Norwegen und Schweden, den
Kaiser von Äthiopien und, eh klar, Kaiserin
Sisi. Richard Wagner war ebenfalls oft Gast
im Restaurant Le Hall, konnte sich aber das
Wohnen im Hotel nicht leisten. Am 22.Oktober 1856 fand im Festsaal die Uraufführung des ersten Aktes seiner „Walküre“ statt,
Restaurant „LaSalle”. (WWW.LASALLE-RESTAURANT.CH)
Franz Liszt saß am Klavier. Auch Thomas
Mann und Alfred Hitchcock residierten hier,
sowie eine Reihe prominenter Filmschauspielerinnen.
Unter Chagall speisen
7. Essen ging Chagall gern wie viele andere Künstler in die „Kronenhalle“, in der einer der Säle nach ihm benannt wurde, immerhin hängen dort auch einige Chagalls.
Seine Lieblingsspeisen waren Lamm, Poulet
und Kaviar, dazu Wodka. Die Kronenhalle,
früher ein Hotel und Restaurant, wurde 1924
von Gottfried und Hulda Zumsteg erworben.
Das Ehepaar machte aus dem Haus eine von
der Züricher Gesellschaft gern besuchte kulinarische Institution mit schweizerischer
Küche.
8. Sohn Gustav Zumsteg machte Karriere im
Seidenhandel. Bei seinen Reisen in Südfrankreich lernte er
Galeristen und ihre
Künstler kennen, entdeckte seine Liebe zur
Kunst und kaufte Bilder, die er nicht nur
in seinem Haus aufhängte, sondern auch
in den Restaurant-Räumen. Chagall, Picasso,
Miró, Giacometti, Kandinsky, ein großer Bonnard und viele andere. Seine Mutter Hulda,
deren 1967 von Varlin gemaltes Porträt immer noch alles überwacht, bewirtete in den
Kriegsjahren viele Künstler, die oft nur mit
Bildern zahlen konnten.
9. Die Kronenhalle ist heute eine Institution
für die große Zürcher Familie der Reichen
und Schönen, die unter Chagalls „Sonnenuntergang“ speisen. Seit dem Tod der Besit-
Marc Chagall (1887–1985)
reiste zumindest einmal im
Jahr nach Zürich.
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die Stiftung la fondation / wie eh und je comme
de tous temps / weiter-führen (continuer à)
diriger / das Zürcher Kunsthaus musée d’art /
über etw verfügen disposer de, avoir qqch / der
Bestand le fonds.
10. die Enkelin la petite-fille / zierlich mince /
wild gelockt aux boucles folles / der Haarschopf
la chevelure / immer wieder toujours / begeistert
sein von être enthousiasmé par / die Ausdrucksstärke l’expressivité / bewusst conscient / gläubig
croyant / das Chorfenster le vitrail du chœur /
ehemalig≈ ancien / das Kloster le couvent / zu
i
Treffpunkt „Kronenhalle”. (WWW.KRONENHALLE.COM)
i
„Zur grossen Reblaube”. (MARCEL STUDER)
zer wird das Restaurant als Stiftung wie eh
und je weitergeführt. Gustav Zumsteg war
auch für das Züricher Kunsthaus ein Mäzen,
das heute über einen Bestand von zwölf Chagall-Bildern verfügt.
10. Chagalls Schweizer Enkelin Meret Meyer,
zierlich, mit dunklem, wild gelocktem Haarschopf wie der Großvater, ist immer wieder begeistert von der Ausdrucksstärke seiner Bilder.
„Chagall ist ein bewusster Träumer gewesen“,
sagt Meret. Dass er auch ein sehr gläubiger
Mann war, zeigen die von ihm gestalteten Chorfenster im Fraumünster, ein ehemaliges Benediktinerinnenkloster. Seit 2004 gehört Niklaus Peter hier zum Bodenpersonal Gottes. „Es
ist wunderbar, hier Pfarrer zu sein“, strahlt der
Geistliche und berichtet, wie die Kirche zu den
Chorfenstern kam. Obwohl Chagall Fenster für
den Vatikan entwerfen sollte, hatte er sich für
Zürich entschieden.
Kulinarisches Zürich
11. Mit 1800 Restaurants hat Zürich auch
kulinarisch einiges zu bieten. Wenn man
schon die legendäre Bahnhofstraße entlangschlendert, sollte man auch den Restaurantklassiker der Familie Manz, die
„Hummer- und Austernbar“, besuchen: seit
1935 unverändertes, edles Holz- und Lederinterieur in dunklen, warmen Farben und
köstliche französische (Seafood-)Küche mit
durchaus erschwinglichen Menüs (Plat du
Jour, 40 Euro), die wöchentlich wechseln.
12. Schwer angesagt ist das Restaurant „La
Salle“, ein Glaswürfel in einer alten Schiffbauhalle, in der auch die neue Theater- und
Jazzszene blüht.
13. „Seidenspinner“ ist ein kleines, intimes
Restaurant, das vor eineinhalb Jahren Sei-
denfabrikant Andi Stutz eröffnet hat. Hauptberuflich liefert er aus seiner Fabrik Frontline Seidenstoffe für Dior und Yves Saint Laurent.
14. Die Spezialität des „Zeughauskellers“ am
Paradeplatz hingegen ist Wurst am Meter
und Kartoffelsalat. Tina Turner, die in Küssnacht lebt, schätzt die Bratwürste, die am
Bellevue-Platz verkauft werden. ●
… gehören faire partie de … / das Bodenpersonal
le personnel au sol / der Pfarrer le prêtre / strahlen rayonner / der Geistliche l’ecclésiastique /
berichten rapporter / entwerfen(a,o,i) dessiner
/ sich für … entscheiden(ie,ie) opter pour …
11. einiges pas mal de choses / eine Straße
entlang-schlendern flâner le long d’une rue /
der Hummer le homard / die Auster(n) l’huître
/ unverändert inchangé / edel noble / das Leder
le cuir / köstlich savoureux / durchaus tout à
fait / erschwinglich abordable / wöchentlich
wechseln changer toutes les semaines.
Sich betten & genießen
12. angesagt sein être en vogue / der Glaswürfel
le cube de verre / die Schiffbauhalle le hall de
Schlafen:
Hotel Baur au Lac*****
Seit der Eröffnung 1844 im Familienbesitz. Das
Luxushotel liegt zentral in einem Privatpark am
Zürichsee und an der Bahnhofstraße.
www.bauraulac.ch
25hours Hotel Zürich West
Mitglied von Design Hotels. Die Zehn Minuten
von der Bahnhofstraße und 20 Minuten vom
Flughafen entfernt, Pfingstweidstraße 102,
[email protected]
www.25hours-hotels.com/zuerich
Essen:
Die „Kronenhalle“ war schon früh ein Treffpunkt
von Künstlern, viele von ihnen haben mit Kunstwerken bezahlt. Heute speist man unter echten
Chagalls, Picassos und Mirós. Spezialität: Zürcher
Geschnetzeltes.
Rämistraße 4, www.kronenhalle.com
Restaurant „LaSalle“: Gehört zur neuen Schauspielhausbühne in Zürich West, als Glaskubus in
der historischen Schiffbauhalle. Schiffbaustraße
4, www.lasalle-restaurant.ch
Infos: www.MySwitzerland.com
construction navale / blühen s’épanouir, prospérer.
13. der Seidenspinner le fileur de soie / eineinhalb Jahre un an et demi / hauptberuflich de
son métier / liefern fournir / der Seidenstoff(e)
l’étoffe de soie.
14. das Zeughaus l’arsenal / der Keller la cave /
hingegen en revanche / die Wurst(¨e) la saucisse
/ schätzen apprécier / die Bratwurst(¨e) la
saucisse grillée.
SICH BETTEN & GENIEßEN
sich betten loger / genießen(o,o) profiter / das
Mitglied(er) le membre / … von etw entfernt
situé à … de qqch / das Kunstwerk(e) l’œuvre
d’art / Zürcher Geschnetzeltes l’émincé de veau
à la zurichoise / die Schauspielhaus-Bühne
théâtre.
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