Gefährliches Insekt für Mensch und Tier
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Gefährliches Insekt für Mensch und Tier
34 Pflanze BAUERNBLATT l 16. Juni 2012 ■ Der Eichenprozessionsspinner ist in Schleswig-Holstein angekommen Gefährliches Insekt für Mensch und Tier chenfraßgesellschaft zählen außerdem der Große und der Kleine Frostspanner, der Eichenwickler, der Ringelspinner, Schwammspinner und verschiedene andere Wickler-, Eulen- und Blattwespenarten. Und nicht jedes Gespinst an Gehölzen wird zwangsläufig durch den EPS hervorgerufen. Die zurzeit häufig zu beobachtenden Gespinste an Traubenkirschen, Kirschen, Pflaumen, Schlehen, Weißdorn, Apfel und Pfaffenhütchen sind nicht durch den EPS, sondern auf Gespinstmotten der Gattung Yponomeuta zurückzuführen. Diese Gespinste sind für den Menschen ungefährlich. Im Kreis Herzogtum Lauenburg hat er die Landesgrenze überschritten. Der Nachtfalter selbst ist harmlos, allerdings bilden seine Raupen ab dem dritten Larvenstadium Brennhaare aus, die das Nesselgift Thaumetopoein enthalten. Dieses ist als Auslöser irritativer und entzündlicher Reaktionen bei Mensch und Tier bekannt. Die stark behaarten Raupen des Eichenprozessionsspinners (EPS) schlüpfen im Mai und befressen die austreibenden Knospen und Blätter. Sie sind zunächst gelblich-braun gefärbt, später nehmen sie eine bläulich-schwarze Färbung an. Sie sind maximal 5 cm lang. Sie leben auf den befallenen Bäumen in Gruppen, die zur Nahrungssuche die namensgebende Prozession bilden. Ende Mai/Anfang Juni werden die mikroskopisch kleinen Brennhaare ausgebildet. Diese sind leicht brüchig und können durch Luftströmungen über weite Strecken getragen werden. In der Umgebung befallener Eichen sind die Brennhaare auch nach Jahren in Gespinstnestern im Unterholz und im Bodenbewuchs zu finden. Sie behalten ihre giftige Wirkung und können sich an Kleidern und Schuhen anheften und immer neue Reaktionen auslösen. Juckreiz und Nesselsucht Kommen die Brennhaare mit der Haut in Kontakt, wird ein unangenehmer Juckreiz ausgelöst, die Haut entzündet sich in Form von insektenstichähnlichen Flecken bis hin zur Nesselsucht. Werden Augen kontaminiert, kommt es häufig zu Reizungen in Form von Bindehautentzündungen. Eingeatmete Brennhaare können zu einer Reizung der oberen Atemwege, bei entsprechender Vorbelastung auch zu Atemnot führen. Auch Allgemeinsymptome wie Schwindelgefühl und Fieber sind möglich. Durch die trockenen Frühjahre der vergangenen Jahre begünstigt, erweitert der EPS sein Verbreitungsareal zunehmend vom Waldstandort in die Erholungs- und Siedlungsbereiche des Menschen hinein. Die Verbreitungskarte der letzten Jahre zeigt, dass sich das Verbreitungsgebiet auch in Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen stetig ausgeweitet hat. Zur Bekämpfung durch Spezialisten EPS am 30. Mai 2012 im Straßenbegleitgrün in Lauenburg. Die Raupen legen ab dem fünften Larvenstadium typische Gespinstnester am Stamm und in Astgabeln an, die sie in langen, mehrreihigen Prozessionen zur Nahrungsaufnahme verlassen. Der EPS besiedelt alle Gattungen und Arten der Eiche (Quercus) in warmtrockenen Regionen, an anderen Gehölzgattungen tritt er in der Regel nicht auf. Die Eichenblätter werden von den Raupen bis auf die Mittelrippe vollständig abgefressen. Aber nicht jeder Kahlfraß an der Eiche wird zwangsläufig durch den EPS hervorgerufen sein. Zu der Ei- In der freien Landschaft fallen zurzeit Gespinste an Pfaffenhütchen, Traubenkirsche, Schlehe und Weißdorn auf. Sie werden durch Raupen der Gespinstmotten der Gattung Yponomeuta hervorgerufen. Für den Menschen sind diese Gespinste harmlos. Fotos: Martina Adamo Wird ein Befall mit dem EPS vermutet oder festgestellt, sollte dieses der betroffenen Gemeinde gemeldet werden, die dann die erforderlichen Maßnahmen ergreifen kann. Spezialfirmen mit ausgebildetem Fachpersonal, die über die notwendigen Gerätschaften, Arbeitsschutzkleidung und Atemschutzgeräte verfügen, werden mit den Bekämpfungsmaßnahmen betraut. Aus gesundheitlichen Gründen erfolgt eine Behandlung mit Insektiziden gleich nach Austrieb der Eichen vor dem dritten Larvenstadium. Weitaus schwieriger als die Insektizidanwendung ist die Beseitigung bereits gebildeter Gespinstnester. Auch diese Arbeiten sind den Spezialfirmen vorbehalten. Nicht empfehlenswert ist das Entfernen mit einem Wasserstrahl oder das Abflammen, denn dabei werden die Brennhaare verwirbelt und verbreiten sich stark. Bewährt hat sich hingegen die Fixierung der Brennhaare mit Bindemitteln und Pflanzenölen, bevor die Nester abgenommen oder abgesaugt werden. Für diese Arbeiten sind vollständig abgeschlossenen Schutzanzüge und ein Atemschutz notwendig. Nach Kontakt mit Raupenhaaren empfiehlt sich intensives Duschen und Waschen der Kleidung. Befallsareale sollten grundsätzlich gemieden werden. Heike Nitt Landwirtschaftskammer Tel: 0 41 20-70 68-207 [email protected]