Erfolgreiche Zusammenarbeit
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Erfolgreiche Zusammenarbeit
Personal Erfolgreiche Zusammenarbeit Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat Andrea Veerkamp-Walz Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 1. Der Nutzen einer konstruktiven Zusammenarbeit 3 2. Voraussetzungen einer guten Zusammenarbeit aus Sicht des Betriebsrats und der Personalleitung 4 Vertrauen 4 Klare Absprachen und Ziele 4 Wertschätzung 5 Partnerschaftlicher Verhandlungsstil 5 Der Kontext der Unternehmenskultur 7 3. Die besondere Situation des Betriebsrats oder „Gute Leute in den Betriebsrat“ 8 Einsicht in wirtschaftliche Zusammenhänge 8 „Auswahl“ des Betriebsrats 8 4. Wirksame Maßnahmen in der Praxis 9 Regelmäßige Gespräche 9 Workshops 9 Gemeinsame Workshops Betriebsrat/Personalleitung 9 Umgang des Betriebsrats untereinander 10 Wie oft sollte ein Betriebsratsgremium kommunizieren? – Beispiel Trumpf 10 5. Die Psychologie der Kommunikation 11 Basiswissen für den allgemeinen Umgang miteinander 11 Transaktionsanalyse 11 Was tun, wenn das Nicht-Funktionieren gut eingespielt ist? 12 Der Nutzen externer Unterstützung 15 Fazit und „Das Suchen nach Schuldigen“ 16 2 ERFOLGREICHE ZUSAMMENARBEIT MIT DEM BETRIEBSRAT Erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat Die Grundlagen für diese Broschüre wurden im Zentralen Arbeitskreis Personal des VDMA erarbeitet. Die Arbeit an dem Thema hat großen Spaß gemacht und war für die teilnehmenden Personalleiter sehr fruchtbar. Ganz besonders danken möchten wir den tragenden Säulen dieses Projekts: Gregor Burchard, Personalleiter bei der Polysius AG, Beckum (www.polysius.com) Gerd Duffke, Gesamt- und Konzernbetriebsratsvorsitzender der TRUMPF Werkzeugmaschinen GmbH + Co. KG, Ditzingen (www.trumpf.com) Rudolf Munde, Führungskräfte- und Teamentwickler bei Munde und Lanz, Frankfurt (www.team-ambulanz.de) Frankfurt im Juli 2007 ERFOLGREICHE ZUSAMMENARBEIT MIT DEM BETRIEBSRAT 1. Der Nutzen einer konstruktiven Zusammenarbeit Es gibt viele Unternehmen, in denen die Zusammenarbeit zwischen Betriebsrat und Geschäftsleitung als fruchtbar bezeichnet werden kann, bis hin zu der Situation, dass die Unternehmensleitung den Betriebsrat als Multiplikator und Überzeuger nicht missen möchte. Ein konstruktiver Betriebsrat kann für ein Unternehmen Gold wert sein. Maßnahmen zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit, wie z. B. eine Arbeitszeiterhöhung, sind schneller und leichter zu erreichen. Aber auch das normale Tagesgeschäft kostet bei einem guten Verhältnis sehr viel weniger Zeit und Nerven. In anderen Unternehmen dagegen empfindet die Geschäftsleitung den Betriebsrat als Hemmschuh, der nicht in der Lage oder nicht willens ist, die langfristigen Ziele des Unternehmens zu verstehen und notwendige bzw. sinnvolle Maßnahmen mitzutragen. Dann kann es für das Unternehmen sehr mühsam bis unmöglich sein, wichtige Änderungen zu erreichen. Wenn das Verhältnis erst einmal gestört ist, hat der Betriebsrat durch das Betriebsverfassungsgesetz viele Möglichkeiten, die Arbeit von Personal- und Geschäftsleitung zu erschweren. Freilich kann man in der Regel dann, wenn ein (realistisches) Bedrohungsszenario besteht, auch viel erreichen, doch nachhaltiger ist der Erfolg auf Basis eines kooperativen Verhältnisses. Für den Erfolg eines Unternehmens ist es daher Voraussetzung, dass der Betriebsrat mit guten Personen besetzt ist, die ihre Aufgabe darin sehen, mit den Arbeitgebern „zum Wohl der Arbeitnehmer und des Betriebs zusammenzuarbeiten“ (Zitat der Geschäftsleitung von Trumpf). Auch wenn beide Seiten das Wohl der Arbeitnehmer und des Betriebs wollen, darf das Verhältnis von Personalleitung bzw. Geschäftsleitung und Betriebsrat in vielen Fällen als schwierig bezeichnet werden. Um nur zwei Beispiele zu nennen: Da werden Betriebsvereinbarungen zu einem schon geklärten Thema vom Betriebsrat nicht unterzeichnet, weil er dieses Thema als Druckmittel für ein anderes Thema benötigt. Da wird von Seiten der Geschäftsführung keine Transparenz zu wirtschaftlichen Zahlen geschaffen, obwohl sie gegen Erfolgsbeteiligung die Arbeitszeit (ohne Lohnausgleich) erhöhen will. Die Einstellung der Geschäftsführung gegenüber der Mitbestimmung ist häufig negativ gefärbt („Mitbestimmung kostet nur Geld“), was sich auf das Verhältnis zum Betriebsrat und die Kommunikation mit ihm nicht günstig auswirken dürfte. Auch gibt es mitunter unterschiedliche Meinungen in der Geschäftsleitung zum Umgang mit dem Betriebsrat. Auch die Situation zwischen Personalleitung und Betriebsrat ist manchmal verfahren. Im Extremfall übergehen oder überrumpeln Personaler den Betriebsrat, und Betriebsräte mauern und stellen sich dumm. Vergangene Erfahrungen berechtigen vermeintlich dazu, den anderen in eine bestimmte Schublade zu stecken und den „Rollladen runter zu lassen“. Aber auch innerhalb des Betriebsrats gibt es Konflikte und Machtkämpfe, ebenso wie das innerhalb der Geschäftsleitung vorkommt. Ein unterschiedlicher Wissensstand von Betriebsratsleitung und dem Betriebsratsgremium führt zu unterschiedlichen Ansichten. Der Betriebsrat selbst kann in verschiedene Lager gespalten sein, z. B. in gewerbliche und angestellte Belegschaftsvertreter oder in mit der Geschäftsleitung kooperierende und auf Kampf eingestellte Mitglieder. Dazu kommen die Persönlichkeiten, der Wunsch nach Selbstdarstellung und persönlicher Profilierung z. B. machen die Zusammenarbeit schwierig. 3 4 ERFOLGREICHE ZUSAMMENARBEIT MIT DEM BETRIEBSRAT 2. Voraussetzungen einer guten Zusammenarbeit aus Sicht des Betriebsrats und der Personalleitung Aus praktischer Sicht haben beide Seiten folgende Voraussetzungen einer guten Zusammenarbeit genannt: Reaktionskette von Missverständnissen Missverständnis Vertrauen Es liegt auf der Hand, dass man sich in Verhandlungen weiter entgegenkommen kann, wenn man weiß bzw. vertrauen darf, dass der Andere einen nicht über den Tisch ziehen will. Vertrauen bekommt man aber nicht von Anfang an geschenkt, man muss es sich erwerben. Vertrauen erwerben und schenken ist wie Zähneputzen, man muss es jeden Tag tun. Und Vertrauen wächst nicht von heute auf morgen, weshalb man den Faktor Zeit einkalkulieren muss. Besonders, wenn in der Vergangenheit eine Kultur des Austricksens oder Verhinderns vorherrschte, ist Geduld notwendig. Eine der Grundlagen von Vertrauen ist, dass gegebene Zusagen eingehalten werden. Dafür braucht der Personalleiter wiederum die Unterstützung der Geschäftsleitung. Die Geschäftsleitung muss also der Personalleitung vertrauen und ihr einen definierten Verhandlungsspielraum geben. Vertrauen entsteht nicht dadurch, dass man Konflikte unter den Teppich kehrt, sondern indem man Konflikte offen und fair diskutiert und löst. „Hart und klar in der Sache, aber weich in der Form“, könnte ein Motto sein, das man sich vor Augen hält. Die Anerkennung und Wertschätzung der Person schafft die Basis für eine gesunde Streitkultur. Auch kann Misstrauen durch Missverständnisse, also durch eine unklare, nicht rückfragende Kommunikation entstehen. Die folgende Abbildung zeigt eine typische Reaktionskette von Missverständnissen: Unsicherheit Misstrauen Kampf Angst Flucht Klare Absprachen und Ziele Klare Absprachen und Signale helfen Konflikte zu vermeiden. Denn häufige Ursache von Konflikten sind Erwartungen, die jemand aufgrund missverständlicher Kommunikation aufgebaut hat. (Erwartungen an den Gesprächspartner wiederum können ein Kommunikationshemmnis sein und ebenfalls Konflikte hervorrufen.) Man könnte es auch anders sagen: lieber in einem frühzeitigen Stadium einen Interessenskonflikt bearbeiten, auch wenn das unangenehm ist, als ihn durch Verschleppen größer zu machen. Wenn man sich über die Ziele geeinigt hat, ist der Weg relativ einfach. Schwierig wird es immer dann, wenn allgemeine oder gesamtpolitische Zielsetzungen in das Thema mit hineinspielen. Es erfordert einige Souveränität der Geschäftsleitung, sich auf so ein Thema einzulassen, was sich aber für die weitere konstruktive Diskussion lohnen kann. ERFOLGREICHE ZUSAMMENARBEIT MIT DEM BETRIEBSRAT Beispiel: Der Betriebsrat bringt das Argument „die Mitarbeiter brauchen auch Kaufkraft, um Produkte zu kaufen“. Die Geschäftsleitung kann dieses Argument nun annehmen und antworten „was bedeutet das für uns? – Es stärkt vielleicht die Region, aber wir verlieren Kunden und Marktposition an Wettbewerber X usw.“ Man kann also beide Argumente stehen lassen und damit dem Betriebsrat signalisieren, dass man seine Belange ernst nimmt. Wenn man stattdessen antwortet: „Das ist hier nicht unser Thema“, dann fühlt sich der Betriebsrat zurückgewiesen, nicht wertgeschätzt usw. und produziert Widerstand. Die Kommunikation sollte – wo passend – immer in konkrete Vereinbarungen münden. Auch hilft es, Besprochenes zu visualisieren. Wertschätzung These: Menschen, die ihr Gegenüber wertschätzen, sind in Verhandlungen erfolgreicher. Besonders gilt dies für das sensible Gleichgewicht zwischen Betriebsrat und der (Vertretung der) Geschäftsleitung. Da die Hierarchien auch hier wirken, muss insbesondere von oben nach unten auf die eigene Einstellung und das Verhalten geachtet werden. Wenn man zu der strukturellen Macht auch noch arrogant auftritt, produziert man Widerstand. Es gibt aber auch bei den Beteiligten ein feines Gespür für gespieltes Wohlwollen oder gespielte Wertschätzung. Bekanntlich sind es Emotionen, die einen Großteil unseres Verhaltens steuern, obwohl wir oft das Gegenteil glauben. Auf der Beziehungsebene müssen sich Menschen anerkannt und wertgeschätzt fühlen, damit nicht negative Emotionen das Sachthema blockieren. (Ab Seite 11 gehen wir detaillierter auf das Thema Psychologie der Kommunikation ein.) 5 Sach- und Beziehungsebene Was Sachebene BeziehungsEbene Wie Ein konkretes Verhalten, das zeigt, dass man den Betriebsrat wertschätzt, ist zum Beispiel, wenn man ihn an seinem Arbeitsplatz besucht. Oder, wie es einmal als Wunsch in einem Workshop mit Betriebsräten formuliert wurde „immer wieder einfach mal nur so miteinander redet, ohne konkreten Anlass“. Wenn ein Personalleiter immer nur über Probleme mit dem Betriebsrat spricht, entsteht eine negative Verknüpfung mit ihm. These: Auf Basis von Wertschätzung kann auch ein sachlich bestehendes Bedrohungsszenario (typisch: Verlagerung ins Ausland) emotionsverträglich dargestellt werden. Partnerschaftlicher Verhandlungsstil Wenn man den Betriebsrat als gleichwertigen Partner und nicht als Gegner ansieht, ist eine konstruktivere Kommunikation wahrscheinlich. Mit einer Behandlung von oben herab wird man bei Menschen generell, bei denen, die als Betriebsrat gewählt sind ganz besonders, wenig Erfolg haben. 6 ERFOLGREICHE ZUSAMMENARBEIT MIT DEM BETRIEBSRAT Auch funktioniert der kurze Weg von der Information zur Kooperation nicht. Vielmehr muss man den Umweg über die wechselseitige, offene Kommunikation gehen, bei der man notwendigerweise den Ausgang nicht kennt. Und man muss Problemdiskussionen gezielt vorbereiten und eine Gleitzone zur Problemlösung durchfahren. Die investierte Zeit sollte der Relevanz des Problems angemessen sein. Zu einem fairen Verhandlungsstil gehört auch, dass man die Position des anderen versteht, versteht, was er meint und sich in ihn hineinversetzt. Beispiel: Der Betriebsrat will für die Mitarbeiter Sicherheit, z. B. Kündigungsschutz bis 20XX als Gegenleistung für eine Arbeitszeiterhöhung. Das Unternehmen braucht aber neben der Kostenreduzierung Flexibilität. Damit stehen die beiden Werte Sicherheit und Flexibilität erst einmal gleichberechtigt nebeneinander. Nun kann man sich auf die Suche nach einer Lösung machen, bei der man beide Werte halbwegs unter einen Hut bringt, zum Beispiel Zeitkonten und/oder eine Absicherung für einen Großteil der Belegschaft. These: Diese Lösung zu finden, ist nicht einfach, aber bei entsprechendem Einsatz immer möglich. Eine Drohung („Wenn Du nicht..., dann verlagern wir“) ist ein Einstieg in ein Machtspiel und damit ist eine optimale Lösung nicht mehr möglich. Eine solche Drohkulisse widerspricht jeder Art von partnerschaftlichem Verhandlungsstil. Etwas anderes ist es, Optionen aufzuzeigen: Wenn der Betriebsrat also sagt „wir wollen den Besitzstand wahren“, kann man zum Beispiel sagen: Wir haben mehrere Möglichkeiten, mit dem Problem der Kostenreduzierung umzugehen: 1. Wir lassen alles, wie es ist, damit büßen wir langfristig an Wettbewerbsfähigkeit ein und können Kunden verlieren, 2. wir können auslagern, 3. wir könnten die Arbeitszeit erhöhen oder 4. das Gehaltssystem anpassen, ... Damit zeigt man die eigene Sicht der Dinge, die eigene Analyse der Situation und kann dann den Betriebsrat auffordern, seine Ideen zu äußern, wie man das Gehaltsniveau halten kann. Wenn man übrigens den Betriebsrat auch um Rat fragt – „wir haben folgendes Thema, was meinst Du denn dazu, welche Ideen hast Du dazu?“ zeigt das wiederum Wertschätzung und der Betriebsrat fühlt sich von Anfang an eingebunden. Bei einer solchen Diskussion kann man dann durchaus auch einbeziehen, was die IG Metall zu dem Thema sagt und prüfen, „was heißt dies in unserem Unternehmen, welche Relevanz hat dies für uns?“ ERFOLGREICHE ZUSAMMENARBEIT MIT DEM BETRIEBSRAT Die Ebenen der Persönlichkeit Sinn Aufgabe Außerdem gehört zu einem fairen Verhandlungsstil, dass man beim Thema bleibt, und es nicht mit sachfremden Themen verknüpft. Ganz generell sollte man persönliche Angriffe vermeiden. Spiritualität Religion Quelle Quelle der Motivation Ich „glaube, dass...“ Das„ kann ich...“ „Das kann ich nicht...“ Kompetenzen Argumente Werte Einstellungen Worauf ich Wert lege Was mir wichtig ist hinderliche/förderliche. E. steuern mein Verhalten Überzeugungen Wissen Fähigkeiten Strategien Verhalten Umfeld Kontext Auch die Werte oder der Sinn spielen in Verhandlungen bzw. beim Werben für Akzeptanz eine große Rolle. Bei dem Thema ERA ist es zum Beispiel hilfreich zu betonen, warum dieser Tarifvertrag gemacht wurde. Das Ziel war größere Gerechtigkeit, es sollte nicht mehr nur die Ausbildung zählen, sondern das, was der Mitarbeiter an seinem Arbeitsplatz leistet (dass damit bei vielen Mitarbeitern eine zu hohe Eingruppierung festgestellt wurde, war so nicht absehbar und zumindest von der IG Metall nicht beabsichtigt). Die Werteebene ist bei Verhandlungen also relativ unproblematisch, wenn man sie offen ansprechen kann. Im Tagesgeschäft bedeutet das, dass man die Werte des anderen akzeptiert (= Respekt) und wie oben beschrieben nach einer Lösung sucht, wo beide Werte nebeneinander bestehen bleiben können. Der Kontext der Unternehmenskultur Die Unternehmenskultur bildet mit ihren expliziten und unausgesprochenen Spielregeln, Prioritäten und kollektiven Einstellungen den Rahmen für die Zusammenarbeit zwischen Betriebsrat und Personalleitung und innerhalb des Betriebsrats. Wenn der Umgang im Restunternehmen von sehr mangelhafter Kommunikation geprägt ist, ist es unwahrscheinlich, dass zwischen Betriebsrat und Personalleitung eine Insel der guten Kommunikation und Kooperation entstehen kann. Bekanntermaßen hat die Geschäftsleitung einen großen Einfluss auf den Stil des Unternehmens, so dass letztlich auch die Geschäftsführung eine entscheidende Rolle spielt, wie der Betriebsrat sich verhält. 7 8 ERFOLGREICHE ZUSAMMENARBEIT MIT DEM BETRIEBSRAT 3. Die besondere Situation des Betriebsrats oder „Gute Leute in den Betriebsrat“ Der Betriebsratsvorsitzende muss nur mit seiner Persönlichkeit führen. Weder hat er ein besonderes Stimmrecht, noch hat er eine Führungsautorität qua Organigramm. Deshalb braucht das Unternehmen hierfür fähige Leute. Die bekommt man wiederum nur dafür, wenn man die Betriebsratstätigkeit nicht mit einem Malus versieht und wenn die Mitarbeiter sich beruflich nicht in eine Sackgasse manövrieren. Wenn jemand als Mitarbeiter geeignet ist, sollte er also z. B. ganz normal befördert werden, die Betriebsratstätigkeit darf kein Karrierehemmnis sein. Da das Thema Vergütung des Betriebsrats heikel sein kann, sollte man es transparent handhaben. Wenn jemand den Status „Abteilungsleiter“ bekommt oder bekommen hätte ist klar, dass ein entsprechender Verdienst damit verbunden ist. Ein Betriebsrat dazu: „Entweder man wird gewählt oder nicht“, Geheimniskrämerei wird gemerkt und schadet nur. Den Betriebsrat professioneller machen heißt also nicht, dass man Gesinnungsleute kauft. Indem man die Kompetenz der Betriebsräte steigert, macht man sie arbeitsfähig und professionell und kauft ihnen nicht ihre Kritikfähigkeit ab. Die jüngsten Fälle, die durch die Presse gingen, scheinen so gelaufen zu sein, dass man eher ein Schweigegeld bezahlt hat. Neben den moralischen und rechtlichen Aspekten ist ein solches Vorgehen mutmaßlich langfristig zum Scheitern verurteilt. Denn die Mitarbeiter merken es, die Betriebsräte werden abgewählt und dann hat die Geschäftsleitung sicher über Jahre hinaus noch viel mehr zu kämpfen, da dieses vergangene Verhalten in Erinnerung bleibt. Entscheidungen treffen. Einerseits ist ein Stil, in dem der Betriebsrat alle nötigen Informationen kennt, noch nicht überall selbstverständlich. Andererseits ist nicht immer der Betriebsrat qualifiziert genug, was mit dem Thema „wie komme ich zu einem guten Betriebsrat“ zu tun hat. Daneben gibt es natürlich noch den Fall des stark politisierten Betriebsrats, der die unternehmensinternen Zusammenhänge so nicht akzeptieren will bzw. sie sich von der Gewerkschaft interpretieren lässt. Andererseits gibt es ja den Spruch: „jedes Unternehmen hat den Betriebsrat, den es verdient“, der laut Meinung des Zentralen Arbeitskreises mindestens einen wahren Kern hat. Wenn der Zusammenhang stimmt, muss die Geschäftsleitungsseite durch geduldiges geändertes Verhalten den Rahmen schaffen, dass in Situationen, wo jemand auch auf geändertes Verhalten nicht mehr reagiert, andere Belegschaftsvertreter gewählt werden. „Auswahl“ des Betriebsrats Der Betriebsrat sollte also stark sein, damit er selbstbewusst mit der Unternehmensleitung verhandeln kann (und nicht zum Beispiel aus einem Unterlegenheitsgefühl heraus mauert oder sich zum verlängerten Arm der Gewerkschaft macht). Deshalb stellt sich die Frage, ob man von Unternehmensseite die Zusammensetzung des Betriebsrats beeinflussen kann. Einsicht in wirtschaftliche Zusammenhänge So hat es sich bewährt, dass die Geschäftsleitung geeignete Mitarbeiter anspricht und zur Betriebsratstätigkeit motiviert. Auch die Führungskräfte sollten für dieses Thema sensibilisiert werden und die Suche nach potentiellen Betriebsratsmitgliedern zur Aufgabe bekommen. Die Wahlfreiheit der Arbeitnehmer bleibt davon unberührt. Nur wenn der Betriebsrat die Zusammenhänge im Unternehmen und die guten Gründe der Geschäftsleitung kennt und nachvollziehen kann, kann er auf der Ebene der Vernunft die richtigen Weil die Arbeit insbesondere des Betriebsratsvorsitzenden nicht einfach ist, sollte man ihn und das gesamte Gremium bei ihren Aufgaben mit geeigneten Maßnahmen unterstützen: ERFOLGREICHE ZUSAMMENARBEIT MIT DEM BETRIEBSRAT 4. Wirksame Maßnahmen in der Praxis Regelmäßige Gespräche Die Wichtigkeit von institutionalisierten Gesprächen betonen sowohl die Personal- als auch die Betriebsratsseite. Die meisten Personalleiter sind sich einig, dass man pro Woche ein Gespräch mit dem oder den Betriebsratsvorsitzenden führen sollte. In einem Unternehmen mit einem sehr gelungenen Verhältnis zum Betriebsrat sieht das so aus: einen Vormittag pro Woche findet ein Gespräch von 3 – 4 Stunden statt, bei dem nur 20 bis 30 Minuten für ein sachliches Thema reserviert ist. Der Rest dient dem allgemeinen Gespräch, vor allem über aktuelle politische Entwicklungen. Hier kann der Personalleiter auch schon die Stimmung zu Themen wie z. B. Arbeitszeiterhöhung abschätzen oder persönliche Einstellungen des Betriebsrats erfahren. Auch kann man in diesem Gespräch neue Themen, die das Unternehmen bearbeiten will, frühzeitig einfließen lassen, ohne dass bereits Handlungsdruck besteht. So kann der Personalleiter seine Maxime umsetzen: „ich überrasche meinen Betriebsrat nie“. – Ein unserer Ansicht nach nachahmenswerter Ansatz. Neben den regelmäßigen Gesprächen sollte man auch unter vier oder sechs Augen perspektivische Themen diskutieren. Dies kann zur Lösung zukünftiger Probleme sehr hilfreich sein. Wenn man sich vom ersten Tag an zusammensetzt und die Themen bespricht (z. B. Kostenstruktur, Auslagerung...), fühlt sich der Betriebsrat nicht am Ende der ganzen Entwicklung überrollt und an die Wand gedrückt, der dann als letzter im Glied nur noch ja sagen darf. In frühen Phasen kann man auch Ideen auf Vorrat produzieren: „Jeder Mensch weiß, dass auf einen Aufschwung ein Abschwung folgen wird. Was machen wir heute, um nach 7 fetten Jahren 7 magere Jahre überstehen zu können?“ In einer solch frühen Phase sind noch keine Emotionen im Spiel und die Gespräche können ideen- und erfolgreicher verlaufen als in Krisensituationen. Die Diskussion könnte dann sogar in die Gewerkschaft hineingetragen werden. – „Heute sind die 4% Gehaltssteigerung gut, aber was machen wir, wenn es wieder runter geht?“ Auch regelmäßige Abstimmgespräche zwischen Geschäftsleitung, Personalleitung und Betriebsrat haben sich bewährt. Knackpunkte aus zuvor stattgefundenen Verhandlungsrunden können im kleineren Kreise, mit einem entsprechenden Abstand und ohne politischen Druck (Vermeidung des Gesichtsverlusts), oft besser gelöst werden. Aber auch wichtige Terminabsprachen, wie z. B. Projektpläne für Betriebsvereinbarungen, die in naher Zukunft abgeschlossen werden sollten, oder auch unkritische Themen wie z. B.: wann und wo das nächste firmeninterne Fußballturnier stattfinden soll, sind in kleineren Gruppen effizienter zu besprechen. Workshops Wie oben schon erwähnt, ist das Betriebsratsgremium nicht einfach zu führen, es gibt Konflikte und Machtkämpfe. Deshalb hat es sich bewährt, dem Betriebsrat einmal pro Jahr einen Workshop (oder Coaching-Tage) zu genehmigen. Diese zwei bis drei Tage dienen dazu, eine Gruppe harmonischer zu machen, Konflikte zu klären und sich über Ziele und Erwartungen an die (weitere) Betriebsratsarbeit klar zu werden. Besonders notwendig ist ein solcher Workshop, wenn neue Betriebsratsmitglieder dazugekommen sind. Gemeinsame Workshops Betriebsrat/ Personalleitung In einem Unternehmen werden schwierige und umfangreiche Themenfelder meistens außer Haus, losgelöst vom Alltagsstress bzw. der Alltagsumgebung in Workshopatmosphäre in 1 – 2 Tagen bearbeitet. Damit kann die Tragweite und Auswirkung eines wichtigen Problems angemessen aufberei- 9 10 ERFOLGREICHE ZUSAMMENARBEIT MIT DEM BETRIEBSRAT tet werden, und der Zeiteinsatz verdeutlicht die Notwendigkeit, eine gemeinsame Lösung zu finden. Seit dies so ist, muss die Drohkeule, die manchmal ja durchaus nützlich sein kann, fast nicht mehr ausgepackt werden bzw. wenn, dann wird sie nur noch in homöopathischer Dosierung verabreicht. lichen Themenfeldern turnusmäßige Termine zu BR-Sitzungen bzw. BR-Treffen z. T. auch mit der Geschäftsleitung statt. Umgang des Betriebsrats untereinander • • Gesamtbetriebsrat (intern) 1 mal monatlich alle Betriebsräte des Gesamtbetriebsrates mit der Geschäftsleitung einmal jährlich • • Konzernbetriebsrat (intern)1 mal im Quartal alle Betriebsräte des Konzerns mit der Geschäftsleitung alle 2 Jahre an den jeweiligen Standorten finden 2– 3 Betriebsversammlungen pro Jahr statt Wenn es zwei Betriebsratsvorsitzende (Gesamtbetriebsrat und Standortbetriebsrat) gibt, sollten diese daran arbeiten, dass sie Schulterschluss zeigen können, was bei dieser Konstellation mit Konfliktpotential sicher nicht selbstverständlich ist. Generell sollten die Betriebsratsvorsitzenden die Betriebsratsmitglieder zeitnah über neue Entwicklungen informieren und offen miteinander umgehen. • • • • • zu Beginn einer BR-Periode 2-tägige Workshops weitere Workshops werden nach Bedarf eingeplant und durchgeführt, meist zu umfangreichen und größeren Themenfelder, z. B. ERA-Einführung, Bündnisverhandlungen…… • je nachdem auf welcher Ebene verhandelt wird (auf Standort-BR, GBR- oder KBR-Ebene), werden diese Workshops mit unterschiedlichen Zusammensetzungen der Betriebsratsgremien durchgeführt, z. T. auch mit externer Unterstützung wie z. B. der IG Metall und/oder externen Beratern. Es versteht sich von selbst, dass auch das Betriebsratsgremium untereinander an einer guten Basis der Kommunikation arbeiten muss. Wie oft sollte ein Betriebsratsgremium kommunizieren? – Beispiel Trumpf Wo und wie oft und in welcher Zusammensetzung ein Betriebsratsgremium kommunizieren sollte, hängt davon ab, wer mit wem zu welchen Themen verhandelt und wie groß das Unternehmen ist. Am folgenden Beispiel TRUMPF betrachten wir die Standort-, die Gesamtbetriebsrats- und die Konzernbetriebsratsebene. Bei kleineren Unternehmen mit nur einem Standort findet die Kommunikation vielleicht ähnlich statt, aber eben nur auf Standortebene. Entsprechend der Betriebsratsstruktur (vorgegeben durch das BetrVG), finden zu unterschied- Standort-Betriebsratsgremium (intern) trifft sich alle 14 Tage alle Betriebsräte eines Standortes mit der Geschäftsleitung einmal jährlich Ein Betriebsratsvorsitzender sollte und muss auch loslassen können, damit auch andere Betriebsratsmitglieder sich führend mit bestimmten Themenfeldern befassen und sich dadurch auch profilieren können. Unter anderem lernen diese Betriebsratsmitglieder damit auch, dass auch sie Verantwortung übernehmen sollen und müssen. So können aus „Quertreibern“ konstruktive Betriebsratsmitglieder werden. ERFOLGREICHE ZUSAMMENARBEIT MIT DEM BETRIEBSRAT 5. Die Psychologie der Kommunikation Basiswissen für den allgemeinen Umgang miteinander These: Eine gute Zusammenarbeit findet auf der Beziehungsebene statt. Es ist inzwischen Allgemeingut, dass Verhalten zu 70 – 80 Prozent von Emotionen gesteuert wird. Emotionen beeinflussen die Art, wie wir Informationen und Argumente aufnehmen, bewerten und uns dementsprechend verhalten. Wenn jemand sich gerade über eine abschätzige Mimik, mangelndes Zuhören oder über eine Bemerkung geärgert hat, ist es wahrscheinlich, dass er im nächsten Moment bei passender Gelegenheit unter „Sachargumenten“ wenig kooperativ reagiert. Basiswissen allgemeiner Umgang Was Argumente Sachthemen z.B. Arbeitszeit, ERA, Personalentwicklung BeziehungsEbene Anerkennung Selbstwertgefühl Respekt Wie Basiskompetenzen sind Zuhören, Zusammenfassen oder die Aussagen des Gesprächspartners durch Wiederholung rückmelden. Aber auch durch Fragen stellen und ausreden lassen zeigt man, dass man den anderen wertschätzt. Wichtig ist auch, dass man die Argumente des Gegenüber gelten lässt, also nicht durch „ja, aber“ zu entkräften versucht und gar nicht erst annimmt. Ein innerlich nachvollzogenes „ja, (das ist seine Sicht...) und – (das ist meine Sicht)“ gibt dem anderen das Gefühl, dass seine Sicht auf jeden Fall auch eine Berechtigung hat. Transaktionsanalyse Auch die Transaktionsanalyse bietet Ansatzpunkte, wie man seinen Kommunikationsstil verbessern kann. So ist anzustreben, dass man nicht aus dem sogenannten „lehrhaften Ich“ (siehe Abbildung, = ich weiß etwas, ich weiß es besser) mit dem Betriebsrat spricht, sondern aus dem „reflektierenden Ich“ (= die Realität erfassen, Fakten prüfen und Folgen bedenken). Ziel ist, die sogenannten gekreuzten Transaktionen zu vermeiden. Wenn ein Verhandlungspartner z. B. im reflektierenden Ich ist und Argumente bringt, der andere aber im lehrhaften Ich ist und zum Beispiel die Aussagen des Anderen abwertet („die Lösung taugt nichts“, „ich weiß besser, was das Unternehmen braucht“) oder die Hierarchie herauskehrt, sind Konflikte die Folge. Wenn jemand im lehrhaften Ich ist, will er den Anderen ins KindIch drücken, was der Andere unter Umständen mit dem gleichen Verhalten quittiert. Aber auch ein aus dem „Kind-Ich“ agierender Verhandlungspartner ist nicht leichter zu handhaben. Wenn der Betriebsrat zum Beispiel im Schmollwinkel sitzt („ich will aber den Besitzstand wahren“), wird man ihn kaum zu konstruktiver Zusammenarbeit motivieren können. 11 12 ERFOLGREICHE ZUSAMMENARBEIT MIT DEM BETRIEBSRAT Transaktionsanalyse Wissen Werten Wiegen Lehrhaftes Ich Reflektierendes Ich Realität erfassen Fakten prüfen Der Betriebsrat könnte statt aus dem Schmollwinkel heraus zu argumentieren zum Beispiel sagen: „OK, die Realität ist, dass wir ein Kostenproblem und damit ein Wettbewerbsproblem haben. Und die Mitarbeiter und damit der Betriebsrat wünschen sich, dass ihr Besitzstand gewahrt bleibt, aber wir haben noch keine Vorschläge dafür (oder wir haben folgende Ideen dazu)“. Wenn man einen Schuldigen sucht („das Management ist schuld, Ihr hättet früher etwas unternehmen müssen“ oder „der Staat muss subventionieren“) ist man häufig im Kind-Ich. Mit der Beachtung der Erkenntnisse aus der Transaktionsanalyse kann man vor allem ZweierGesprächssituationen oder das Gespräch in sehr kleinen Gruppen positiv beeinflussen. Was tun, wenn das NichtFunktionieren gut eingespielt ist? Folgen bedenken Kindhaftes Element Leiden Spielen Genießen Jeder dürfte die Situation kennen: mit bestimmten Menschen tauchen immer wieder ähnliche Kommunikationsstörungen auf. Woran liegt das? Oft liegt dann ein Kreislauf bzw. ein wiederkehrendes Muster an Verhalten aller Beteiligter vor. In diesem Fall ist mit den oben erwähnten Basiskompetenzen keine Verbesserung dieser nicht funktionierenden Zusammenarbeit zu erzielen. Es bedarf dann einer deutlichen, drastischen Verhaltensänderung, die das Muster unterbricht. ERFOLGREICHE ZUSAMMENARBEIT MIT DEM BETRIEBSRAT Ein solcher Kreislauf hat folgende Elemente: Die Elemente Bemerkung Das Spielfeld – der konkrete Kontext z. B. Unternehmenskulturelle Gewohnheiten, wo findet das Geschehen statt, um welches Thema geht es, welche Vorgeschichte gibt es, usw. Die Mitspieler – jeder, der auf ein (positives/ negatives) Resultat Einfluss hat Welche Persönlichkeiten* sind Geschäftsführer, Personalleiter, Betriebsrat und andere Beteiligte Die (meist verdeckten) Regeln des Spiels, die Wahrnehmung und Verhalten steuern Diese Regeln zu entdecken, ist manchmal schwierig und bedarf deshalb gelegentlich einer externen Unterstützung Das Spiel mit seinen typischen Verhaltensmustern und Abläufen Was wiederholt sich, wenn man tiefer blickt Wenn die Einstellung von Unternehmensseite lautet „der Betriebsrat ist nicht kompetent“, dann merkt der Betriebsrat „ich werde nicht wichtig genommen“, er fühlt sich missachtet, geht auf Konfrontation und fährt eine Blockadepolitik („Wenn ich schon nicht bestimmen kann, will ich wenigstens blockieren, auch wenn es zu meinem Schaden ist, weil ich dann gar nichts mehr beeinflussen kann“ – hier zeigt sich übrigens die recht hohe Stufe der Konflikteskalation). Es geht also nicht mehr um Sachthemen, sondern um Respekt und Anerkennung. Wie kann man aus einem ungünstigen Kreislauf aussteigen? Zunächst gilt es, die Einstellung zu verändern und anders an den wiederkehrenden Konflikt heranzugehen: • Es ist ein Spiel, kein Drama und damit veränderbar. Mit Humor und Lachen über sich selbst kann man eher mit Veränderung beginnen. • Auch muss man sich die eigene Beteiligung eingestehen, es gibt keinen Schuldigen, wenn der Kreislauf einmal angefangen hat. Wie es einmal angefangen hat, ist nicht wichtig. • Da jeder beteiligt ist, hat auch jeder die Möglichkeit, das Spiel zu verändern. Argumente wie Abhängigkeit und (fehlende) Stärke gelten also nicht. * siehe Abb. Ebenen der Persönlichkeit, S. 7 Beispiel: Die Personalleitung gibt ein Papier mit einem Konzept für ein Personalentwicklungswerkzeug (hier: Bindung und Förderung von Schlüsselpersonen) an den Betriebsrat, mit der Bitte um Feedback und Verbesserungsvorschläge. Dieser lässt erst einmal gar nichts von sich hören, hat dann keine Zeit und beteiligt sich in keiner Weise konstruktiv. Dann wird das Konzept von Seiten des Unternehmens ausgefeilt und zum „Abnicken“ dem Betriebsrat vorgelegt. – Mit dem Ergebnis eines kompletten Neins des Betriebsrats und dem Projekt vor der Einigungsstelle. 13 14 ERFOLGREICHE ZUSAMMENARBEIT MIT DEM BETRIEBSRAT Mit einer deutlichen, drastischen Verhaltensänderung kann man eingefahrene Muster unterbrechen. Um im Beispiel zu bleiben, statt einen schriftlichen Vorschlag weiterzugeben, könnte die Personalleitung einen Workshop organisieren oder den Betriebsrat dazu einladen, dass er selbst ein Konzept erstellt. Bildlich gesprochen, kann man durch diese deutliche Verhaltensänderung „die Kugel aus der Rille schubsen“. Die Kugel aus der Rille schubsen Einen Kreislauf kann man a) mit der Einstellung oder b) mit dem Verhalten ändern. Wenn es sich um tief eingefahrene Problemrillen handelt, muss man sich drastisch anders verhalten, um eine Veränderung zu erreichen. Eine Änderung der inneren Einstellung wird beim Anderen dann gar nicht ankommen. Nur wenn etwas drastisch anders ist, verhält sich auch der Konfliktpartner anders. (Das Programm im Kopf bekommt einen Schlag ab und funktioniert nicht mehr, und man muss sich umorientieren). Konkretes Vorgehen In der Rolle als unbeteiligter Beobachter: • • • • • Durch ein unerwartetes Verhalten – Tun oder nicht-Tun kann folgendes passieren: • • • • • • • • Es entsteht eine neue, ungewohnte Situation mit einem anderen Verhalten. Damit bekommt man ein anderes Feedback, macht andere Erfahrungen, woraus sich andere Glaubenssätze ergeben. Daraus wiederum entsteht ein anderes Verhalten. Energie zur Veränderung = Unzufriedenheit und Leidensdruck feststellen Spiel analysieren Muster (z. B. wer sagt was zuerst [Vorschlag, keine Antwort, 2. Vorschlag – Blockade – Einigungsstelle]) Spieler (wer ist beteiligt?) Regeln (z. B. wer fängt an, wie antwortet man, nach Schuldigen suchen, beleidigt sein) Glaubenssätze (z. B. „mit dem kann man nicht reden, das ist ein Betonkopf, mit dem kann man nicht“) Vorschlag zur Intervention – Musterunterbrechung ERFOLGREICHE ZUSAMMENARBEIT MIT DEM BETRIEBSRAT Ein unbeteiligter Beobachter kann mit einem oder beiden Beteiligten ein neues Verhalten vereinbaren. Beispiel: In der Abteilung A existieren Konflikte. Die Mitarbeiter aus Abteilung A jammern sich jeweils in Abteilung B aus. Das Sich Ausjammern hat zur Folge, dass der Konflikt weiter unter der Decke gehalten werden kann, er ist eine Wunde, die sich nicht schließt. Die Intervention: die Konfliktpartner A dürfen nicht mehr mit B reden. B wiederum hat die Pflicht, A rauszuschmeißen, wenn sie zum Jammern kommen. Die Folge ist, dass der Druck zur Konfliktlösung ansteigt, da kein Dampf mehr abgelassen werden kann. (Gleichzeitig sollte man natürlich eine Hilfestellung zur Lösung des Konflikts anbieten). In diesem Beispiel sind beide Beteiligte (die Abteilungen A und B) einverstanden mit der Veränderung. Wenn die andere Seite kein Interesse an Veränderung hat, kann auch mit einer einseitigen drastischen Verhaltensänderung etwas erreicht werden. – Irgendetwas wird passieren. In der Rolle als beteiligter Mitspieler: • • • • • • „Ja“-Sagen zur eigenen Beteiligung. Wenn diese Einsicht vorhanden ist, ist schon ein guter Schritt getan. Meist ist dies schon eine dramatische Veränderung, die nicht ohne Spuren bleibt. Lächeln Den eigenen Beitrag erkennen, wo schiebe ich die Kugel weiter? Will ich ein anderes Resultat haben, bin ich bereit zu verändern? An welcher Stelle kann ich mein Muster deutlich unterbrechen? Fertigdenken und ausprobieren! Es handelt sich hier also immer um eine bewusste Entscheidung und Planung des eigenen neuen Verhaltens. Bei tief eingefahrenen Problemrillen, bedarf es also einer sogenannten „systemischen Musterunterbrechung“. Der Nutzen externer Unterstützung Durch eine Verhaltensänderung kann sich die zugrundeliegende Einstellung ändern. Zum Beispiel: eine Führungskraft geht immer wieder bei der Arbeitsausführung ihrer Mitarbeiter dazwischen, weil sie die Einstellung hat „die können das nicht“. Dies wird ihr „verboten“, wenn sie es trotzdem tut, darf sie von den Mitarbeitern gebremst werden. Danach erfährt sie „meine Mitarbeiter können das“, was die Einstellung ändert, Vertrauen schafft und damit automatisch das weitere Verhalten ändert. Insbesondere bei der Musterunterbrechung wird in vielen Fällen eine externe Unterstützung sinnvoll sein. Die Vorteile einer Beratung in solchen Fällen sind: Fachkompetenz Ein Berater mit dem entsprechenden Know-how ist schnell in der Lage, Muster zu erkennen. Die Selbsterkenntnis dauert demgegenüber oft sehr lange. Neutralität Ein Externer kann schneller auf beide Seiten zugehen und beiden Seiten eine Verhaltensvorschrift geben. Damit ist die Legitimität geschaffen, sich anders zu verhalten – bei Hierarchien noch wichtiger – und eine Veränderung ist möglich. 15 16 ERFOLGREICHE ZUSAMMENARBEIT MIT DEM BETRIEBSRAT Fazit und „Das Suchen nach Schuldigen“ Eine wirkliche Veränderung wird also erreicht, wenn die Beteiligten den Übergang von der Schuldzuweisung an den Anderen hin zur Anerkennung einer gleichmäßigen Beteiligung aller schaffen. Wo es keine Schuldigen gibt, gibt es keine Rechtfertigung, und damit ist der Weg frei für neue Lösungen. Wir haben uns gefragt, woran es liegt, dass dieses systemische Denken nicht schon weiter verbreitet ist. Dazu muss man historisch/ kulturell ausholen: Seit Aristoteles und später Descartes ist das Ursache-Wirkungsdenken eine Grundlage unseres Denkens. Das Christentum mit dem Schuld/Unschuld-Prinzip kam als Ergänzung dazu. (Dies ist hier nicht als Abwertung gemeint, dieses Prinzip hat vielmehr bestimmt viele gute Auswirkungen.) Beides zusammen führt aber dazu, dass wir uns in unserer Kultur mit dem Eingestehen von Fehlern schwer tun. Das Denken in Schuld-Kategorien gehört dahin, wo es Gewicht hat. Im Alltag ist das Denken in Fehlern näher an der Sache. Einen Fehler kann man eingestehen, ohne sich Asche auf sein Haupt zu streuen. – Die Japaner kennen übrigens das Wort Schuld nicht, so ist es sicher kein Zufall, dass von dort der Kontinuierliche Verbesserungsprozess kam. Aber auch wir in Deutschland sind schon ein großes Stück des Weges gegangen. Der konstruktive Umgang mit Fehlern wird ja zumindest auf der sachlichen Ebene in Unternehmen schon eine ganze Weile geübt. Wir hoffen, dass diese Broschüre einen kleinen Beitrag zur weiteren Entwicklung der Beziehungen und der Zusammenarbeit leisten wird. VDMA Personal Lyoner Straße 18 60528 Frankfurt am Main www.vdma.org VDMA, DesignStudio Fachliche Auskünfte Andrea Veerkamp-Walz Telefon +49 69 6603-1488 Fax +49 69 6603-2488 E-Mail [email protected]