Trauma, emotionale Verarbeitung und Körpersemantik am Beispiel

Transcription

Trauma, emotionale Verarbeitung und Körpersemantik am Beispiel
Trauma, emotionale Verarbeitung und
Körpersemantik am Beispiel von
Koma- und Wachkoma-Patienten
Andreas Zieger
Ltd. OA der Abt. für Schwerst-SchädelHirngeschädigte
(Früh- und weiterführende Rehabilitation)
Evangelisches Krankenhaus Oldenburg (D)
Privatdozent für Klinische Neurorehabilitation
Abt. Gesundheits- und Klinische Psychologie
Fakultät IV Human- und Gesellschaftswissenschaften
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg (D)
56. Jahrestagung der DKPM „Körper und Emotion“, Dresden, am 16.-19. März 2005
Zur Bedeutung unbewusster
emotionaler Verarbeitung und nonverbaler Kommunikation
Übersicht
1. Neuropsychotraumatologische
Modellierung
2. Unbewusste emotionale Verarbeitung
3. Körpersemantik und nonverbale
Kommunikation im körpernahen
Dialogaufbau
I. Neuropsychotraumatologische
Modellierung
StressTrauma
100%
kritische Fluktuation
Selbständiges
Leben
Unterstützte
Selbstbewegungen
des Patienten durch
körpernahen Dialogaufbau
in der Frühphase
Rettungs- und
Intensivmedizin Bifurkation
„Wachkoma“
Zeit
Tod Koma Apallisches (Durchgangs-)Syndrom
Remissionsstadien
Koma als Schutzreaktion / Schock
Trauma
Geburt
Autonomes Körperkernselbst
Zentralisation
Akutes Trauma - Totstellreaktion
•
•
•
•
•
•
•
Zusammenklappen
Erstarren, „Einfrieren“
Verstummen
Bedrohung, Schmerz
überwältigende Angst
lähmendes Entsetzen
Ausgeliefertsein
Decortikationshaltung
Dezerebrationshaltung
Archaische KörperSchutz(re)aktion und -haltung
Auf Schmerzreiz: Beuge-Streck- oder Streck-Synergismen
Integriertes
Neuropsychotraumatologische
Modellierung von
Neuropsychotraumatologisches
Koma und
Wachkoma
Verständnis
„Trauma“
Stresstrauma
Physikalischer Impact
↓ (Kaskade)
z.B. Kompression/Ödem
(Mittelhirn, oberer Hirnstamm,
basales Vorderhirn)
„keine Reaktion“
bewusstlos
↓
↓
traumatisierendes Ereignis
↓↓
Zurücknahme der Lebenstätigkeit auf das autonome
Körperselbst (Selbstabschliessung vom DU)
„Koma“
↓
teilweise Remission
(schwere leib-seelisch-geistige
Dissoziation)
↓
Psychischer Affekt
↓
z.B. Schmerz, Bedrohung
(Amygdala, Hippocampus,
anteriores Cingulum)
„Schock“
Zentralisation
↓
↓
„Wachkoma“
als Basis für Erholung/Remission/Reorganisation/Reintegration
Der Körper des Wachkoma-Patienten
Sichtweise der Beziehungsmedizin
„Traumatisiert an Leib
und Seele“ (Subjekt)
• Antwort auf ein
schädigende Ereignis
• Leib-seelisch-geistige Dissoziation
• Spastische Haltung („Zusammenkauern“)
symbolisiert das Trauma: „Körpersemantik“
• Ausgangspunkt neuer Entwicklung/Kompetenz
II.
Emotionale Verarbeitung
Akutphase - Koma
Asscortx
PFC
Asscortx
ACC
Glutamat
GABA
VS
Amygdala
A
A
Bedrohung
Angstkonditionierung
Lebensfeindlich
Th
Hypoth
MFR
H
Stresstrauma
Stresstrauma
Emotionale Verarbeitung
Remissionsphase - Wachkoma
PFC
Asscortx
ACC
Endorphine
Dopamin
Ventrales Striatum
A
A
Dialogangebote
lebensfreundlich
Vertrauen
Wohlbefinden
Asscortx
VS
Th
Hypoth
MFR
H
Nachhall?
Schmerzen?
Schmerzempfinden im Wachkoma?
anteriores
Cingulum
„Knotenpunkt“
für Schmerzempfinden!
Schmerzverarbeitung
im Wachkoma!
(Kassubek et al 2003)
Inneres Wahrnehmen und
Erleben im Koma / Wachkoma
•
•
•
•
„Organismisches“ Erleben
„Körper im Schmerz“
Innere Bilder, Träume, Albträume
Nahtoderleben: Tunnelphänomene
Out-of-body Erfahrungen (OBE)
• Bizarres Körperselbsterleben, ver-rückte
Körperproportionen (Coma imagery)
Hannich & Dierkes 1996, Lawrence 1995, 1997; Zieger 1998
Kortikale Residualaktivität im SPECT
wie bei „Traumbewusstsein“
bei einem Patienten im apallischen Syndrom
axial
sagittal
NRZ Greifswald 1999
coronal
Coma imagery in Hypnose
Bizarres Körperselbsterleben
Johnson 1980, S. 363
Traumatische Körperpositionen
Beating
Concussion
Explosion
Convulsion
Johnson 1980, S. 364
III. Körpersemantik und
nonverbale
Kommunikation
im
körpernahen
Dialogaufbau
Autonomes Körperselbst und
basale Körper(re)aktionen
Vitale Pulsationen und Körperrhythmen
Einatmen
Systole
Anspannen
Schlafen
Stoffaufnahme
Hunger
Lust
lebensfreundlich
Engung
Ausatmen
Diastole
Entspannen
Wachen
Stoffabgabe
Sättigung
Leid
lebensfeindlich
Weitung
Entschlüsselung der Körpersemantik
„Lesen im Buch des Körpers “
Pathosymptomatik
als Indiz für
• Spontanatmung
Schwitzen
• Austausch mit der Welt
Lebensgrundrhythmus
• Geöffnete Augen
leerer Blick
kein Fixieren
• Erwacht
Innenschau
verlorenes Objekt
• Beugespastik mit
Faustschluß, „Fetalhaltung“
• Primitive Reflexe und
Schablonen
• Selbstschutz, -kontakt
unkommunikativ
• Erbkoordinationen
Selbstaktualisierung
Körperliche Grundbewegungen im
zwischenleiblichen Dialog
im
Wachkoma
Weitung
Engung
„Sich öffnen“
„Sich verschließen“
• Einatmen
• Augen öffnen
• Lippen bewegen
• Mund öffnen
• Körper entspannen
• Erröten, Lächeln
• Kopf zuwenden
• Ausatmen
• Augen schließen
• Lippen schmal machen
• Mund schließen
• Körper anspannen
• Erblassen
• Kopf wegdrehen
Analoge Zeichen einer frühen Reagibilität!
Nonverbale zwischenleibliche
Kommunikation
Implizites Körperwissen
„Spiegelneurone“
•
•
•
•
•
Mitgefühl, Empathie („affective tuning“)
Emotionale Mitbewegungen („Resonanz“)
Nonverbale Verständigung („Körpersprache“)
Übertragung – Gegenübertragung
Denken vom Anderen her („theory of mind“)
Angehörigen-induzierte „Beruhigung“
„Entspannung“ und „Aufmerksamkeit“
im EEG-Power-Spektrum
L front
Angehörige
R front
Beziehungsqualitäten/Dialogangebote
(„Lockmittel“) von Angehörigen
• Präsenz
• Blickkontakt
• Ansprache
• Handauflegen, Trösten
• Handhalten, Streicheln
• Rooming-in
• Bed-sharing
Bestätigung – Vertrauen – Liebe - Bindung
Ergebnisse - Kommunikationsstatus
EKO 1997-2004
N = 53
20
18
16
14
12
10
8
6
4
2
0
analog ˜ digital
36%
34%
Buzzer
20,5%
9,5%
nur
vegetativ
Ja/Nein
Code
nonverbalemotional
verbal

Documents pareils