biedermeier und vormärz

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biedermeier und vormärz
Reinhard Fraundorfer [email protected]
Deutsch-Referat
Fraundorfer, Höbarth, Meierl, Peterseil
Biedermeier und Vormärz
BIEDERMEIER UND VORMÄRZ
Literatur zwischen 1815 und 1848
Die Zeit des Biedermeier beginnt 1815 mit dem Ende der
napoleonischen Herrschaft in Europa und dem Wiener Kongress und
endet 33 Jahre später mit der bürgerlichen Revolution, der
sogenannten „Märzrevolution“, deshalb wird diese Epoche auch
Vormärz genannt. Kennzeichen für diese Epoche ist die äußere
Sicherheit und die innere Unterdrückung aller mitteleuropäische
Staaten.
Fürst Metternich setzte beim Wiener Kongress die Ideen der
Restaurationspolitik durch und behielt seine Machtposition bis zur
Märzrevolution.
Man versuchte die aufkeimenden Ideen des Liberalismus, des
Nationalismus und der Demokratie durch militärische Intervention zu
verhindern, deshalb entwickelte sich Österreich zu einem
Polizeistaat. Metternich war der Meinung, dass das größte und
dringenste Übel zu jener Zeit die Presse war, so richteten sich der
Polizeistaat und die scharfen Zensuren vor allem gegen die populären
Schriften, Zeitungen und Zeitschriften, Broschüren und Flugblätter.
Das Bürgertum und die Studenten reagierten unterschiedlich auf die
politischen Verhältnisse. Der eine Teil akzeptierte die Verhältnisse
und der andere Teil versuchte sich dagegen zu wehren und erhob
sich immer wieder zu Aufständen.
In dieser Zeit erlebte die Technik einen unaufhaltsamen
Aufschwung. Die „Donaudampfschifffahrts-Gesellschaft“ wurde
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gegründet und die erste Pferdeeisenbahn zwischen Linz und Budweis
wurde in Betrieb genommen. Durch diese Veränderungen entwickelte
sich der industrielle Bereich in Österreich.
Die soziale Not und die Unzufriedenheit mit der politischen
Unterdrückung wird immer größer, deshalb entwickelt sich der
Nationalismus immer mehr und es kommt zur Märzrevolution.
Die Bürger gewinnen im Biedermeier Geld und Ansehen, haben jedoch
keinerlei politisches Mitspracherecht, deshalb ziehen sie sich in die
eigenen vier Wände zurück und schätzen das häusliche private Glück.
Die Wohnung wird zum Mittelpunkt des Lebens, dennoch gewinnen
Kaffeehäuser und Theater, als wichtige Treffpunkte in den Städten,
an Bedeutung.
Die Literatur des Biedermeiers wird als Erbe der Klassik und
Romantik, aber auch als Rückgriff auf Tendenzen der Aufklärung und
der Empfindsamkeit verstanden. Sie wird oft als reaktionär und
epigonal bezeichnet, tatsächlich versucht sie aber auch, dem bewusst
erlebten Spannungsverhältnis zwischen Ideal und unbefriedigender
Wirklichkeit eine heile poetische Welt entgegenzusetzen. Dies ist
von genügsamer Selbstbescheidung, Zähmung der Leidenschaften,
Unterordnung unter das Schicksal, von innerem Frieden und der
Liebe zu den kleinen Dingen geprägt.
Als literarische Formen findet man im Biedermeier neben Drama und
Lyrik Skizzen, Stimmungsbilder, Märchen, Erzählungen, Novellen und
Romane.
Der biedermeierliche Autor sucht in einer Epoche der
gesellschaftlichen Unsicherheit Halt in sittlichen Gesetzen und in
der Ordnung der Vergangenheit, die aber auch von innen
(menschliche Leidenschaften) als auch von außen (neue
gesellschaftliche Strukturen) immer wieder in Frage gestellt werden.
So treten in dieser Zeit nicht nur Auseinandersetzungen zwischen
Konservativen und Progressiven auf, sondern auch Konflikte im
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inneren vieler Intellektueller und Autoren, was diese Zeit resignieren
und im Weltschmerz versinken lässt.
Der Epochenname Biedermeier stammt von dem Parodisten Ludwig
Eichroth, der seit 1855 Gedichte des schwäbischen Schullehrers
Gottlieb Biedermeier und seines Freundes Horatius Treuherz
veröffentlicht und darin das Spießertum der zurückliegenden Zeit
kritisch betrachtet. Erst seit etwa 1900 wird der Begriff
"Biedermeier" positiv verstanden und zur Epochenbezeichnung sowohl
der Innenarchitektur und bildenden Kunst als auch der Literatur
dieser Zeit verwendet.
Mit Vormärz verbindet man fortschrittliche Tendenzen - etwa ab
dem Jahr 1815 - und eine Literatur mit liberalen, später
sozialpolitischen Zielen. Unterteilt wird die Literatur des Vormärz in
Junges Deutschland (von ca. 1830 bis zum Verbot dieser Schriften
1835) und - nach einer unbenannten Zwischenphase - in den
eigentlichen Vormärz, auch politische Tendenzdichtung genannt.
Buchmarkt und Zensur
Bis in die 20er Jahre des 19. Jahrhunderts vermag niemand vom
Schreiben zu leben. Der „freie“ Schriftsteller scheitert zumeist an
seiner finanziellen Situation. Doch nach dem Wiener Kongress kommt
es zu einer schnell steigenden Buchproduktion. Diese Steigerung wird
durch die Entwicklung technischer Neuerungen ermöglicht, wie etwa
die Papiermaschine, die Schnelldruckpresse und das Verfahren der
Stereotypie.
1819 wird eine für alle Staaten des Deutschen Bundes geltende
Vorzensur eingeführt. Davon sind alle Publikationen unter 320 Seiten
betroffen, dazu zählen Zeitungen, Zeitschriften, Broschüren und
Flugblätter. Umfangreichere Werke können jedoch auch nach der
Fertigstellung noch verboten und eingezogen werden. Autoren und
Verleger versuchen nun, mit Hilfe von Sammelbänden, großer Schrift
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oder breiten Rändern die Vorzensur zu umgehen. Manche
Schriftsteller gehen ins Exil, besonders nach England oder
Frankreich, wie Ludwig Börne oder Heinrich Heine. Trotz der
strengen Zensur erlebte das Wiener Theater eine neue Blütezeit, die
in den Volksstücken von Ferdinand Raimund und Johann Nestroy ihre
Krönung fand.
Musik im Biedermeier
1812 wurde die "Gesellschaft der Musikfreunde" gegründet, später
der "Singverein" und die "Singakademie", 1842 die "Wiener
Philharmoniker". Die Hausmusik erlebte einen großen Aufschwung, in
bürgerlichen Häusern entstanden Quartette und musikalische Zirkel.
Auch die heitere Musik (Wiener Walzer) strebte einem Höhepunkt
zu. Wien entwickelte sich in diesen Jahrzehnten zur klassischen
Weltstadt der Musik.
Das Junge Deutschland
Als Junges Deutschland wird eine lose Vereinigung von politisch
engagierten Schriftstellern bezeichnet, denen Ludolf Wienbarg den
Namen gibt: "Dem jungen Deutschland, nicht dem alten widme ich
diese Buch."
Die wichtigsten Vertreter dieser Richtung sind: Karl Gutzkow,
Heinrich Laube, Theodor Mundt und Anastasius Grün. Die nach Paris
emigrierten Dichter Ludwig Börne und Heinrich Heine sind ihre
Leitbilder. Die Jungdeutschen haben das gemeinsame Ziel, die
Literatur zu erneuern, das Recht auch der Frauen auf Bildung und
Selbstständigkeit und die Emanzipation des Fleisches durchzusetzen.
Sie schreiben gegen die Zensur und für die Pressefreiheit, gegen die
Willkür der absoluten Herrscher und für das Recht auf Freiheit und
Gleichheit der Bürger, gegen die Kleinstaaterei und für eine
demokratische Verfassung. Sie treten für eine Trennung von Staat
und Amtskirche ein.
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Die Jungdeutschen (ebenso ihre Dichterkollegen im eigentlichen
Vormärz nach 1840) verstehen sich als Schriftsteller, deren Kunst
weder zweckfrei-idealistisch noch mystisch-verklärt, sondern eine
poetische Verarbeitung und Widerspiegelung politischer und
kultureller Ereignisse sein soll. Neben lyrischen Texten, Romanen und
Novellen erscheinen literarische Zweckformen wie Briefe,
Reiseberichte, Memoiren, Flugblätter, journalistische Texte und
Feuilletons.
Am 10. Dezember 1835 werden die gesamten Schriften des Jungen
Deutschland durch den deutschen Bundestag verboten, womit zum
erstenmal in der deutschen Geschichte eine gesamte literarische
Richtung von der Zensur betroffen ist. Den jungen Literaten wird
vorgeworfen, "die christliche Religion auf die frechste Weise
anzugreifen, die bestehenden sozialen Verhältnisse herabzuwürdigen
und alle Zucht und Sittlichkeit zu zerstören". Das Verbot und die
damit verbundenen Repressionen bewirken, dass die jungdeutschen
Autoren den Glauben an Recht und Freiheit verlieren und viele von
ihnen die gesellschaftspolitische Arbeit beenden.
Literatur und Revolution:
Der Hessische Landbote
Der Literaturbetrieb des Vormärz ist durch Aufklärungs- und
Agitationsschriften mitgeprägt.
Die Karlsbader Beschlüsse von 1819 und die nachfolgenden
Maßnahmen drängen viele Aktivisten der bürgerlichen
Verfassungsbewegung, Studenten, Schriftsteller und Intellektuelle
in den Untergrund; sie werden unerbittlich verfolgt und eingekerkert
oder ins Exil getrieben. Bald, ab den 30er Jahren, werden missliebige
Werke nachträglich verboten und konfisziert, ja sogar ganze Verlage
geschlossen und die Struktur der Oppositionen zerstört.
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Entstehung und Verbreitung des Hessischen Landboten
Im März 1834 gründet Georg Büchner eine Giessener Sektion der
„Gesellschaft der Menschenrechte“ und verfasst eine Flugschrift
mit dem Titel Der Hessische Landbote, deren Entstehung und
Verbreitung wegen der herrschenden Zensur heimlich geschehen
muss. Friedrich Ludwig Weidig, selbst anonymer Verfasser der
politischen Flugschrift Leuchter und Beleuchter für Hessen,
überarbeitet und redigiert (druckfertig machen) den Text Büchners
abschwächend.
Vom Landboten werden zwischen 700 und 1000 Exemplare gedruckt.
Ein Student wird noch vor der Verbreitung der Flugschrift mit 139
Exemplaren verhaftet. Trotzdem können viele Exemplare in den
Dörfern um Butzbach und Gießen verteilt werden.
"Cocooning" - Die neue Biedermeierzeit am Ende des 20.
Jahrhunderts?
Die gesellschaftlichen Vorlieben der Gegenwart weisen erstaunliche
Parallelen zur Biedermeierzeit auf, wenngleich auch die politischen
Verhältnisse nicht vergleichbar sind. Ein Rückzug in die eigenen vier
Wände ist ebenso bemerkbar wie ein neues Aufkeimen von "NaturRomantik" und ein stärker werdendes Desinteresse an der Politik.
Wissenschafter haben den Begriff "Cocooning" ("sich einhüllen")
geprägt.
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Grillparzer und Stifter
Franz Grillparzer
Franz Grillparzer wurde am 15. Jänner 1791 in Wien, als Sohn eines
Hof- und Gerichtsadvokaten geboren und starb am 21. Jänner 1872
in seiner Geburtsstadt.
Nachdem er das Anna-Gymnasium besucht hatte studierte er
Rechtswissenschaft und Philosophie. Nach dem österreichischem
Staatsdienst war er Theaterdichter am Burgtheater. Von 1832
arbeitete er als Hofarchivdirektor bis zu seiner Pensionierung 1856.
Nach 1849 wohnte er im Hause der Schwestern Fröhlich Katharina,
die dritte der Fröhlich Schwestern, war Grillparzers „Ewige Braut".
Er erlebte in seinem Leben viele Enttäuschungen, doch wurden ihm
am Ende seines Lebens viele Ehrungen zuteil.
Adalbert Stifter
Adalbert Stifter wurde am 23. Oktober 1805 in Oberplan im
Böhmerwald als Sohn eines Webers geboren und starb am 28. Jänner
1868 in Wien. Nach seiner Zeit als
Schüler der Bendiktiner in Kremsmünster wurde er in Wien Student
und Hauslehrer bei reichen Familien. 1837 heiratet er Amalie
Mohaupt. 1848 zog er nach Linz, wo
er von 1850 bis 1860 Schulrat war. „Stifter, der auch als
Landschaftsmaler tätig war, begann im Zeichen von Jean Paul und
wurde dann zum maßvollen Dichter „des
sanften Gesetzes".
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